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Die Erfindung betrifft eine beschusshemmende Verglasung. Insbesondere betrifft die Erfindung eine transparente, splitterfreie und beschusshemmende Verglasung sowie ihre Verwendung.
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Es ist bekannt, Wandkonstruktionen, beispielsweise Gebäudefassaden, bei sicherheitsgefährdeten Objekten, beschusshemmend auszubilden. Sofern solche Fassaden- oder Wandkonstruktionen durchsichtig ausgebildet werden sollen, werden beschusshemmende Glaselemente angeordnet. Im Hinblick auf die hohen Anforderungen an die Wärmedämmung werden im Allgemeinen beschusshemmende Isolierglaselemente eingesetzt.
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Beispielsweise ist aus der Druckschrift
DE 2 901 951 A1 ein solches beschusshemmendes Isolierglaselement bekannt. Die isolierende Glasebene wird hierbei von zwei, über einen Abstandshalter voneinander beabstandeten Einzelscheiben gebildet. Der sich somit ergebende Luftzwischenraum sorgt für die angestrebte verbesserte Wärmedämmung.
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Die beschusshemmende Glasebene wird von an den Einzelscheiben angeordneten, miteinander verklebten weiteren Einzelscheiben gebildet. Dadurch entstehen sogenannte Verbundglaspakete, welche aus mehreren, hintereinander angeordneten Einzelscheiben aufgebaut sind, die an ihren sich wechselseitig berührenden Oberflächen durch Folien oder Gießharz miteinander verbunden sind.
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Aus herstellungs-, transporttechnischen sowie architektonischen Gründen sind jedoch die Abmessungen der beschusshemmenden Isolierglaselemente beschränkt. Bei Fassaden- oder Wandkonstruktionen werden deshalb eine Vielzahl einzelner beschusshemmender Isolierglaselemente benötigt, die zueinander auf Abstand angeordnet sein müssen, um die Elemente, die letztendlich den Rahmen bilden, anordnen zu können, um dann eine haltende Einspannung der Ränder per einzelnen Isolierglaselementen zu ermöglichen.
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Dieser Ansatz weist jedoch verschiedene Nachteile auf. Wenn beispielsweise im Randbereich der beschusshemmenden Isolierglaselemente ein Schrägbeschuss erfolgt, bei welchem die Schussbahn im beschusshemmenden Isolierglaselement, d.h. zu dessen Hauptebene, schräg verläuft, können die Geschosse im Kantenbereich der Isolierglaselemente austreten. Danach müssen die Geschosse lediglich noch die bezeichneten Elemente der Fassadenkonstruktion durchdringen, um in den zu schützenden Bereich zu gelangen.
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Bei den die beschusshemmenden Isolierglaselemente haltenden Elemente der Fassade handelt es sich in der Regel um Verbundprofilanordnungen, insbesondere in Form von Hohlkammerprofilen aus Aluminium, die keine ausreichende beschusshemmende Wirkung aufweisen. Da beim Schrägbeschuss die Geschosse lediglich einen Teil der Einzelscheiben des Verbundglaspaketes durchdringen müssen, stellt dies eine Gefahr für den zu schützenden Bereich dar. Die Beschusshemmung der beschusshemmenden Isolierglaselemente kann bei Schrägbeschuss im Einzelfall äußerst stark gesetzt sein.
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Um diesen Nachteil zu vermeiden, ist es bekannt, Stahleinlagen an den Elementen der Fassade im Bereich zwischen benachbarten Isolierglaselementen vorzusehen. Im Einzelfall müssen mehrere solcher Stahleinlagen vorgesehen werden, die beispielsweise in Hohlräumen entsprechender Hohlkammerprofile angeordnet sein können.
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Die Anordnung solcher Stahleinlagen ist jedoch äußerst arbeitsaufwendig, da eine Reihe von zusätzlichen Arbeitsschritten bei der Herstellung entsprechender Fassadenkonstruktionen erforderlich ist. So müssen die Stahleinlagen beispielsweise entsprechend der Länge der zu schützenden Elemente der Fassadenkonstruktion abgelenkt und an im Regelfall schwer zugänglichen Stellen eingebracht, gesichert und befestigt werden. Mitunter sind noch zusätzliche Stahleckstücke im Bereich von Eckverbindungen zu berücksichtigen, welche die Fassadenkonstruktion auch in dessen Eckbereichen gegen Beschuss schützen soll.
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Ein weiteres Problem solcher Stahleinlagen besteht in der Unterbrechung des angestrebten schlechten Wärmedurchgangs in den entsprechenden Bereichen der Fassade. Es kann deshalb erforderlich sein, zusätzliche Isoliereinlagen anzuordnen, die wiederum zusätzliche Kosten durch Herstellung und vor allem durch Montage verursachen.
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Anstelle der Verwendung von Stahleinlagen wäre es - zumindest theoretisch - denkbar, die Abmessungen der beschusshemmenden Isolierglaselemente zu vergrößern. Wie bereits jedoch angedeutet, sind die Abmessungen insbesondere aus herstellungstechnischen Gründen beschränkt. Insbesondere sind aus technischen Gründen derzeit keine beschussfesten bzw. beschusshemmenden Verglasungen mit Abmessungen größer als 7 m (Länge) x 2 m (Breite) realisierbar, da dies die kritische Größe der bei schusssicherem Glas üblicherweise an einer der Beschussrichtung gegenüberliegenden Oberfläche aufgebrachten Polycarbonat-Platte bzw. einer Splitterschutzfolie ist. Größere Formate sind insbesondere deshalb nicht realisierbar, weil dann die statischen Anforderungen nicht mehr realisierbar sind. Dies liegt insbesondere daran, dass Laminatfolien für Polycarbonat die Lastübertragung ab einer Größe von etwa 14 m2 nicht mehr leisten können.
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Darüber hinaus würde sich zwar der Anteil an Polycarbonat an der beschussfesten bzw. beschusshemmenden Verglasung positiv auf die Beschusshemmung auswirken, allerdings treten negative Folgen auf das Brandverhalten aus, wenn der Kunststoffanteil bzw. der Polycarbonatanteil eine bestimmte Masse erreicht.
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Auf Grundlage dieser Problemstellung liegt somit der Erfindung die Aufgabe zugrunde, eine beschusshemmende Verglasung anzugeben, mit welcher auch Abmessungen realisierbar sind, die deutlich über die derzeit realisierbaren Abmessungen von etwa 7 m x 2 m liegen, wobei gleichzeitig ein Splitterabgang bei Beschuss der Verglasung wirksam verhindert werden soll, und wobei ferner die beschusshemmende Verglasung den in der Norm EN 1063 (Stand der Norm: Anmeldetag) angegebenen Bedingungen für die Klassifizierung BR1-NS bis BR7-NS erfüllt.
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Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe durch den Gegenstand des unabhängigen Patentanspruchs 1 gelöst, wobei vorteilhafte Weiterbildungen der im unabhängigen Patentanspruch 1 genannten beschusshemmenden Verglasung in den Unteransprüchen angegeben sind.
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Demgemäß betrifft die vorliegende Erfindung insbesondere eine beschusshemmende Verglasung mit einem ballistischen Block aus mindestens zwei transparenten Scheiben, die über eine Zwischenlage miteinander verbunden sind. Die beschusshemmende Verglasung weist zusätzlich zu dem ballistischen Block mindestens eine weitere transparente Scheibe auf, die parallel zu den Scheiben des ballistischen Blocks und beabstandet hiervon angeordnet und über einen umlaufenden Abstandshalter derart mit dem ballistischen Block verbunden ist, dass zwischen dem ballistischen Block und der mindestens einen weiteren Scheibe ein Hohlraum gebildet wird.
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Erfindungsgemäß ist dabei insbesondere vorgesehen, dass die beschusshemmende Verglasung und insbesondere der ballistische Block der beschusshemmenden Verglasung ohne eine energieabsorbierende Lage oder Folie aus Polycarbonat ausgeführt ist.
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Gemäß Ausführungsformen der beschusshemmenden Verglasung ist ferner vorgesehen, dass die Zwischenlage zwischen den mindestens zwei transparenten Scheiben des ballistischen Blockes aus einem Material gebildet ist, welches gegenüber Polycarbonat hochfest ist. Selbstverständlich ist dieser Aspekt jedoch nicht als einschränkend anzusehen.
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Insbesondere ist bei der beschusshemmenden Verglasung vorgesehen, dass die Zwischenlage, über welche die mindestens zwei transparenten Scheiben des ballistischen Blockes miteinander verbunden sind, eine transparente und insbesondere Polycarbonat-freie und/oder Polymethylmethacrylat-freie Zwischenlage umfasst, welche gegenüber einem Polycarbonat-Material die Scheiben hochfest miteinander verbindet.
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Die mit der erfindungsgemäßen Lösung erzielbaren Vorteile liegen auf der Hand. Dadurch, dass die beschusshemmende Verglasung einen ballistischen Block sowie mindestens eine weitere transparente Scheibe aufweist, welche beabstandet von dem ballistischen Block angeordnet ist, liegt eine beschussfeste zweischalige Isolierverglasung vor, welche aufgrund des Luftzwischenraumes zwischen dem ballistischen Block einerseits und der mindestens einen weiteren transparenten Scheibe andererseits eine gute thermische Isolierung bereitstellt.
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Andererseits erweist sich die gewählte mehrschalige Verglasung im Hinblick auf ihre beschussfeste bzw. beschusshemmende Eigenschaft sehr wirksam. Der auf der Beschussseite angeordnete ballistische Block verhindert dabei im Wesentlichen einen Durchschuss, während der mindestens einen mit Abstand zu dem ballistischen Block auf der der Beschussseite abgewandten Seite angeordneten weiteren Scheibe die Aufgabe zukommt, die sich auf der Rückseite des ballistischen Blockes bei Beschuss gegebenenfalls ablösenden Splitter abzufangen.
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Dadurch, dass der ballistische Block der erfindungsgemäßen Verglasung eine Vielzahl von transparenten Scheiben aufweist, die über eine Zwischenlage miteinander verbunden sind, wobei der ballistische Block selber die Funktion der Energieabsorption übernimmt, ist es möglich, auf jedwede energieabsorbierenden Folien oder Platten insbesondere auf einer insbesondere einer potentiellen Beschussrichtung gegenüberliegenden Oberfläche der Scheiben des ballistischen Blockes zu verzichten.
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Darüber hinaus ermöglicht es dieser Ansatz, die Scheiben des ballistischen Blockes mit Hilfe einer Zwischenlage zu verbinden, do dass der ballistische Block gleichzeitig belastbare, tragende Struktur insbesondere auch bei Größen über 15 m2 bildet. Die Zwischenlage ist insbesondere transparent und vor allem aus einem Polycarbonat-freien und/oder Polymethylmethacrylat-freien Material gebildet.
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Mit dieser Maßnahme, ist die bei herkömmlichen aus dem Stand der Technik bekannten Splitterschutzfolien beschränkte Herstellungsgröße aufgehoben. Insofern sind insbesondere auch Größen für die beschusshemmende Verglasung im Bereich von beispielsweise 20 m x 3,5 m (oder größer) denkbar. Insbesondere kann insgesamt eine beschusshemmende Wirkung ohne Splitterabgang erzielt werden, ohne dass die beschusshemmende Verglasung und insbesondere der ballistische Block der beschusshemmenden Verglasung eine energieabsorbierende Lage oder Folie aus Polycarbonat aufweist.
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Besonders bevorzugt ist in diesem Zusammenhang vorgesehen, dass die Zwischenlage bzw. Zwischenlagen des ballistischen Blockes zumindest teil- oder bereichsweise aus einem Ionoplast-Polymer oder einem Material mit ähnlichen Materialeigenschaften gebildet ist, wie beispielsweise hochfestes Polyvinylbutyral (PVB).
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In diesem Zusammenhang bietet sich insbesondere auch ein zweikomponentiges und insbesondere glasklares Silikon als Material für die Zwischenlage bzw. Zwischenlagen des ballistischen Blockes an. Ein solches zweikomponentiges Silikonmaterial ist insbesondere auch im Hinblick auf das Brandverhalten von Vorteil, da es sich nicht oder nur schwer entzünden lässt. Gemäß Ausführungsformen dieses Aspekts kommt insbesondere ein reaktives und vorzugsweise glasklares Silikonmaterial zum Einsatz, welches ab einer vorab festlegbaren kritischen Temperatur ausreagiert. Ein solches Silikonmaterial kann dann im gekühlten Zustand, d.h. in einem Zustand unterhalb der kritischen Aushärttemperatur, in einen Zwischenraum zwischen zwei Scheiben des ballistischen Blockes eingegossen oder andersartig eingebracht werden.
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Gegenüber herkömmlichen PVB-Folien oder PVB-Platten bzw. herkömmlichen Polycarbonat-Platten, die als energieabsorbierende Struktur auf einer Außenoberfläche der Scheiben aufgebracht sind, sind Zwischenlagen aus hochfestem Polyvinylbutyral oder aus einem zweikomponentigen Silikonmaterial oder eine Ionoplast-Zwischenlage wesentlich zäher und steifer, sodass der ballistische Block auch bei einem größeren Gewicht (d.h. bei größeren Abmessungen) nicht labil wird, sondern insgesamt statisch selbsttragend stabil bleibt.
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Darüber hinaus hat sich gezeigt, dass sich ein beschusshemmendes Verbundglas, bei welchem eine Polycarbonatfolie als duktile, energieabsorbierende Kunststoff-Außenlage zum Einsatz kommt, auf Grund der Eigenschaften der Polycarbonatschicht in Abhängigkeit von Temperatur Risse in der Schicht bilden können, welche sich negativ auf das Gesamterscheinungsbild und die Sicherheit des Verbund-Sicherheitsglases auswirken.
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Indem erfindungsgemäß anstelle einer Polycarbonat-Außenplatte eine beispielsweise aus Ionoplast gebildete Zwischenlage im ballistischen Block der erfindungsgemäßen Verglasung zum Einsatz kommt, treten selbst bei hohen Temperaturschwankungen im Außeneinsatz auch langfristig keine Risse in der Ionoplast-Zwischenlage auf, da diese wesentlich steifer und fester als Polycarbonat ausgebildet ist.
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Insbesondere sind durch die Verwendung eines Polycarbonat-freien ballistischen Blockes, und insbesondere durch die Verwendung einer Ionoplast-Zwischenlage als energieabsorbierende Kunststoff-Zwischenlage Abmessungen der Verglasung von mindestens 15 m2 und vorzugsweise mindestens 20 m2 realisierbar. Dies liegt insbesondere daran, dass durch die hochfeste Zwischenlage einerseits die Menge an Kunststoffmaterial pro Flächeneinheit reduziert werden kann, was sich positiv auf das Brandverhalten der Verglasung auswirkt, und dass andererseits der ballistische Block selbst bei einer Fläche über 15 m2 statisch selbsttragend ist.
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Die Bewertung der beschusshemmenden Wirkung wird nach fünf Beschussklassen vorgenommen. In der derzeit höchsten Beschussklasse bzw. Widerstandsklasse BR7 erfolgt beispielsweise der Beschussversuch mit dem Nato-Gewehr G3 mit einer 7,62 x 51 Vollmantel-/Hartkern-Munition. In dieser Beschussklasse werden dann also die höchsten Anforderungen an die Beschusshemmung gestellt.
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Gemäß Ausführungsformen der vorliegenden Erfindung weist - in Beschussrichtung gesehen - der ballistische Block eine Dicke auf, welche einem Beschuss mit einer 7,62 x 51 mm Vollmantel/Hartkern-Patrone nach DIN EN 1063 widersteht, wobei die Dicke des ballistischen Blockes insbesondere gebildet wird durch eine entsprechende Anzahl an transparenten Scheiben, die jeweils über eine Zwischenlage miteinander verbunden sind, und/oder durch entsprechende Dicken der transparenten Scheiben des ballistischen Blockes.
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Um die Wärmedämmung der beschusshemmenden Verglasung weiter zu optimieren, kann gemäß Ausführungsformen vorgesehen sein, dass der Hohlraum zwischen dem ballistischen Block einerseits und der mindestens einen weiteren transparenten Scheibe andererseits hermetisch geschlossen und mit einem Gas mit niedrigem Wärmedurchgangskoeffizienten, wie beispielsweise Argon und/oder Krypton, gefüllt ist.
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Im Unterschied zu dem als Verbund aufgebauten ballistischen Block ist es im Hinblick auf die von dem ballistischen Block beabstandete mindestens eine weitere transparente Scheibe nicht notwendig, diese - sofern hier erneut ein Verbundglas zum Einsatz kommt - mit einer hochfesten Zwischenlage zu versehen. Vielmehr kommt vorzugsweise als mindestens eine weitere Scheibe eine Verbundglasscheibe zum Einsatz, welche aus mehreren Einzelscheiben besteht, die über eine elastische, reißfeste Polymerfolie miteinander verbunden sind. Als Polymerfolie kommt beispielsweise Polyvinylbutyral (PVB) zum Einsatz.
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Die PVB-Schicht weist eine Dicke von mindestens 0,76 mm, vorzugsweise mindestens 0,90 mm und weiter bevorzugt mindestens 1,52 mm auf. Polyvinylbutyral (PVB) zeichnet sich durch seine hohe Reißfestigkeit aus und besitzt zudem durch seine hohe Klebkraft eine hohe splitterbindende Wirkung.
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Zwischen dem ballistischen Block einerseits und der mindestens einen weiteren transparenten Scheibe andererseits ist ein Zwischenraum vorgesehen, in welchem bei Beschuss gegebenenfalls auftretende Splitter gesammelt werden. Der Zwischenraum dient auch dazu, dass sich die Verglasung in begrenztem Maße durchbiegen kann. Als vorteilhaft hat sich dabei ein Abstand zwischen dem ballistischen Block und der mindestens einen weiteren Scheibe von 8 mm bis 24 mm, vorzugsweise von 12 mm bis 16 mm herausgestellt.
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Für die Dicke des ballistischen Blockes haben sich Werte zwischen 13 mm und 60 mm und für die Dicke der mindestens einen weiteren Scheibe Werte zwischen 9 mm und 21 mm als vorteilhaft erwiesen. Hierbei spiegeln sowohl ein höchstmöglicher Schutz als auch das Gewicht der gesamten Verglasung eine Rolle.
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Bei Ausführungsformen der erfindungsgemäßen zweischaligen Verglasung weist diese eine gesamte Dicke von etwa 60 mm auf, wobei der auf der Beschussseite angeordnete ballistische Block eine Gesamtdicke von 30 bis 40 mm und eine gesamt-Zwischenlagedicke von 3 bis 5 mm.
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Der Luftzwischenraum zwischen den ballistischen Block einerseits und der mindestens einen weiteren transparenten Scheibe beträgt vorzugsweise 12 bis 16 mm, wobei die der Beschussseite abgewandte mindestens eine weitere Scheibe, insbesondere Verbundglasscheibe eine Dicke von 9 bis 21 mm aufweist. Diese mindestens eine weitere Scheibe kann beispielsweise auf einer dem Luftzwischenraum zugewandten dünnen Silikatglasscheibe und einer zur Außenseite hin gerichteten thermisch vorgespannten Silikatglasscheibe bestehen.
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Diese Verbundglasscheibe ist so aufgebaut, dass die äußere thermisch vorgespannte Glasscheibe mit hoher Biegefestigkeit die durch die Durchbiegung der zerstörten, als ballistischer Block ausgebildeten vorderen Verbundglasscheibe und die durch die abgehenden Splitter auf sie einwirkenden Biegespannungen aushält, ohne zu brechen. Gegen eine Verletzung ihrer Oberfläche durch die auftretenden Splitter und/oder durch Berührung mit den ausgebeulten vorderen Scheiben des ballistischen Blockes wird sie durch die zum Luftzwischenraum hingerichtete dünne normale Glasscheibe geschützt, sodass die Oberfläche dieser vorgespannten Glasscheibe unverletzt bleibt und damit die volle hohe Biegebruchfestigkeit der thermisch vorgespannten Glasscheibe zum Tragen kommt.
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Gemäß einem weiteren Aspekt der vorliegenden Erfindung ist die Dicke und/oder das Material der mindestens einen Zwischenlage des ballistischen Blockes und/ oder der als Verbundglas ausgeführten mindestens einen weiteren transparenten Scheibe so gewählt, dass der Brennwert des Materials geringer als 55 MJ/kg, und vorzugsweise weniger als 50 MJ/kg und noch bevorzugter weniger als 45 MJ/kg besteht.
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Auf diese Weise kann die Brandschutzklassifizierung der Verglasung verbessert werden. Dabei bietet es sich an, wenn die Massenverteilung der Zwischenlage des ballistischen Blockes und/oder der als Verbundglas ausgeführten mindestens einen weiteren transparenten Scheibe zwischen 0,02 g/m2 und 0,10 g/m2, vorzugsweise zwischen 0,05 g/m2 und 0,08 g/m2 und insbesondere bei 0,07 g/m2 liegt.
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Nachfolgend wird unter Bezugnahme auf die beiliegenden Zeichnungen eine exemplarische Ausführungsform der erfindungsgemäßen beschusshemmenden Verglasung näher beschrieben.
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Es zeigt:
- 1 schematisch und in einer Querschnittansicht einen Ausschnitt eines Randbereiches einer exemplarischen Ausführungsform der erfindungsgemäßen Verglasung.
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Eine schusssichere Verglasung 100 ohne Splitterabgang gemäß der Klassen BR1-NS bis BR7-NS nach der Norm EN 1063 basiert nach derzeitigem Stand der Technik in erster Linie auf dem Ansatz, durch auf der Innenseite der Verglasung 100 aufgebrachten zähen Schichten die abgehenden Splitter zurückzuhalten. Diese aufgebrachten Schichten bestehen in der Regel entweder aus Polycarbonat oder einer reißfesten klaren Splitterschutzfolie.
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Diese durch ihre Funktion bedingt immer auf der innersten Seite liegenden Schichten haben den Nachteil, dass sie nicht die Kratzfestigkeit besitzen, die vergleichbar ist mit Glasoberflächen. Den Splitterschutz aus diesem Grund in den Scheibenzwischenraum zu verlegen, lässt derzeit keine Möglichkeit zu, geeignete Sonnenschutzbeschichtungen aufzubringen, die sehr häufig für entsprechend erforderliche bauphysikalische Werte der Verglasung 100 notwendig wird.
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Zusätzlich sind die derzeit verfügbaren Splitterschutzfolien oder Polycarbonate Platten in ihrer Herstellungsgröße beschränkt. Ab gewissen Größen von Isoliergläsern oder entsprechenden statischen Anforderungen ist die Verwendung von zur Lamination von Polycarbonat auf Glas notwendigen TPU-Verbundfolien für die Lastübertragung nicht mehr ausreichend. Die Brandschutzklassifizierung dieser Verglasung 100 ist zudem durch die große brennbare Masse an Polycarbonat sehr ungünstig.
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Diese und weitere Nachteile werden durch die erfindungsgemäße Verglasung 100 aufgehoben, bei welcher insbesondere vorgesehen ist, dass die beim Beschuss auftretenden Glas- und Projektil-Splitterabgänge der außenliegenden nicht klassifizierten Panzerglasscheibe in Gestalt eines ballistischen Blockes im Scheibenzwischenraum der beschusshemmenden Verglasung 100 aufgefangen werden. Dabei wird der Scheibenzwischenraum als Puffer für die Druckwelle und die Splitterabgänge genutzt. Dadurch erzielt am Ende die gesamte als Isolierglaseinheit ausgeführte Verglasung 100 die nötige Klassifizierung.
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Im Einzelnen ist bei der in 1 schematisch dargestellten Ausführungsform der erfindungsgemäßen Verglasung 100 diese mit einer außenliegenden Panzerglasscheibe als ballistischer Block 10 ausgeführt. Der ballistische Block 10 weist hierzu mindestens zwei und - wie in 1 angedeutet - beispielsweise vier transparente Scheiben 11, 12, 13, 14 auf, die jeweils über eine Zwischenlage 19 miteinander verbunden sind.
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Parallel zu den Scheiben 11, 12, 13, 14 des ballistischen Blockes 10 und über einen umlaufenden Abstandshalter 21 beabstandet hiervon ist eine Verbundglasscheibe 15 mit insgesamt zwei (weiteren) transparenten Scheiben 15, 16 vorgesehen, welche über den Abstandshalter 21 derart mit dem ballistischen Block 10 verbunden ist, dass zwischen dem ballistischen Block 10 einerseits und der Verbundglasscheibe 15 andererseits ein Hohlraum 20 gebildet wird.
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Demnach besteht die beschusshemmende Verglasung 100 aus dem der Beschussseite zugekehrten ballistischen Block 10, welcher insgesamt als Verbundglasscheibe ausgeführt ist, und der der Beschussseite abgewandten mindestens einen weiteren transparenten Scheibe 15, 16, die hier ebenfalls als Verbundglasscheibe 15 ausgeführt ist.
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Diese als Verbundglasscheibe 15 ausgeführte mindestens eine weitere transparente Scheibe 15, 16 ist mit dem ballistischen Block 10 und der Zwischenschaltung eines Luftzwischenraums 20 zu einer zweischaligen Isolierverglasung zusammengefasst, und zwar indem der ballistische Block 10 und die mindestens eine weitere transparente Scheibe 15, 16 über Klebeschichten mit dem Abstandsrahmen bzw. Abstandshalter 21 verbunden sind. Die durch die Randbereiche der des ballistischen Blockes 10 und der mindestens einen weiteren transparenten Scheibe 15, 16 sowie den Abstandshalter 21/Abstandsrahmen gebildete Hohlkehle sind mit einer Dichtmasse ausgeführt.
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Der als Verbundglasscheibe ausgeführte ballistische Block 10 weist bei der in 1 gezeigten exemplarischen Ausführungsform insgesamt vier Glasscheiben 11, 12, 13, 14 auf, bei denen es sich beispielsweise jeweils um Silikatglasscheiben handelt, die mit Hilfe von Zwischenlagen 19 aus einem Ionoplast-Polymer miteinander verbunden sind.
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Die Glasscheiben 11, 12, 13, 14 des als Verbundglasscheibe ausgeführten ballistischen Blockes 10 können jeweils die gleiche Dicke aufweisen; denkbar wäre es aber auch, die äußeren Glasscheiben 11, 14 des als Verbundglasscheibe ausgeführten ballistischen Blockes 10 deutlich dünner auszuführen als die mittleren Glasscheiben 12, 13. Bei diesen Ausführungsformen liegen die Dicken der Glasscheiben 11, 12, 13, 14 des als Verbundglasscheibe ausgeführten ballistischen Blockes 10 beispielsweise bei etwa 8 bis 15 mm.
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Der Luftzwischenraum 20 zwischen dem ballistischen Block 10 und der mindestens einen weiteren Verbundglasscheibe 15 beträgt vorzugsweise mindestens etwa 12 mm.
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Die mindestens eine weitere Verbundglasscheibe 15 umfasst die dem Luftzwischenraum 20 zugekehrte Glasscheibe, welche beispielsweise als Silikatglasscheibe mit einer Dicke von beispielsweise etwa 3 mm ausgeführt sein kann. Diese dem Luftzwischenraum zugekehrte Glasscheibe 17 ist über eine Zwischenschicht 22, insbesondere eine Polyvinylbutyral-Zwischenschicht mit einer Dicke von beispielsweise 1,5 mm, mit einer äußeren Glasscheibe 16 aus thermisch vorgespanntem Silikatglas verbunden. Diese äußere Glasscheibe 16 der mindestens einen weiteren Verbundglasscheibe 15 kann die gleiche Dicke aufweisen wie die innere Glasscheibe 16.
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Denkbar ist allerdings auch, für die äußere Glasscheibe 16 eine größere Dicke zu wählen, beispielsweise eine Dicke von 6 mm, sodass eine Biegebruchfestigkeit von wenigstens 500 kg/cm2 erzielbar ist.
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Die erfindungsgemäße Verglasung 100 hat eine beschusshemmende Wirkung entsprechend der Widerstandsklasse BR37-NS, wobei keinerlei Splitterabgang auf der dem Beschuss abgewandten Seite erfolgt.
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Zur Herstellung der beschusshemmenden Verglasung 100 wird keine klassifizierte schusssichere Außenscheibe benötigt, was den Gesamtaufbau der Glasdicke und damit das Gewicht und die Kosten der gesamten Verglasung 100 deutlich reduziert.
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Durch diese neue Anwendung ist ferner die bisherige Größenbeschränkung zum Beispiel durch die Verfügbarkeit von Polycarbonat-Platten der schusssicheren Gläser aufgehoben. Theoretisch sind dadurch nun auch Größen von beispielsweise mindestens 20 m x 3,5 m möglich.
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Darüber hinaus ist die Reinigung der Glasflächen ganz normal wie bei allen Glasflächen möglich. Es muss insbesondere keine Rücksicht auf das Verkratzen von Polycarbonat oder der Splitterschutzfolien genommen werden.
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Ferner ist das Aufbringen von Sonnenschutz und Wärmeschutzbeschichtungen auf beliebigen Flächen im Scheibenzwischenraum 20 der Verglasung 100 problemlos möglich.
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Durch das Verwenden von hochfesten dauerhaft lastübertragenden Verbundfolien wie z.B. Ionoplasten oder Hochfesten PVB Folien im außenliegenden ballistischen Block, können diese Gläser statisch zusätzlich höher belastet werden. Hauptvorteil dabei ist, dass der ballistische Block gleichzeitig die statisch belastbare Außenscheibe des Isolierglas-Aufbaues darstellt. Das ist vor allem Relevant beim Einsatz von entsprechend hoch belasteten (z.B. Hurrikanelasten) oder einfach übergroßen Isoliergläsern. Für die innenliegende Verbundscheibe bleibt damit nur die Aufgabe einen gedämmten Scheibenzwischenraum herzustellen und die Splitterabgänge einzufangen.
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Das alles ist nicht möglich, wenn zum Splitterschutz Polykarbonat Platten oder Splitterschutzfolien eingesetzt werden. Da bei einem Laminationsprozess mit entsprechenden Verbundfolien, wie TPU Folie (Thermoplastisches Polyurethan), nicht zeitgleich hochfeste Folien im selben Paket verbunden werden können. Diese hochfesten Folien, z.B. Ionoplast-Folien, benötigen einen eigenen Programmverlauf mit z.B. höheren Temperaturen, dabei würde die TPU Folie überhitzen und unbrauchbar werden.
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Schlussendlich tritt keine Verschlechterung der Brandschutzklassifizierung durch Verwendung von Standard VSG-Verbundeinheiten auf.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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