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Die vorliegende Erfindung betrifft einen Prüfstand für einen Türschließer oder einen Türantrieb, wobei der Türschließer oder der Türantrieb eine wandseitige Komponente, eine flügelseitige Komponente und eine bewegliche Hebelanordnung zur Kopplung der wandseitigen Komponente mit der flügelseitigen Komponente aufweist, wobei der Prüfstand umfasst:
- einen Grundrahmen,
- eine an dem Grundrahmen angeordnete erste Prüflingsaufnahme, die für eine Befestigung der wandseitigen Komponente ausgebildet ist,
- eine zweite Prüflingsaufnahme, die für eine Befestigung der flügelseitigen Komponente ausgebildet ist und an einem Prüfflügel angeordnet ist, der mittels einer Gelenk-Anordnung um eine Drehbandachse zwischen einer Öffnungsstellung und einer Schließstellung drehbar am Grundrahmen gelagert ist, und wenigstens einen Sensor zum Erfassen eines Prüfparameters.
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Bei der Entwicklung und Herstellung von Türschließern wie zum Beispiel obenliegenden Türschließern oder automatischen Türantrieben sind verschiedenartige Prüfungen durchzuführen, um beispielsweise die Funktionsfähigkeit zu testen, die Lebensdauer zu bestimmen oder bestimmte Messwerte zu ermitteln. Je nach Prüfanforderung werden für die Prüfungen zum Beispiel Dauerlaufprüfstände, Messprüfstände und Softwareprüfstände verwendet.
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Aus der
JP 2010 071 808 A ist eine Prüfmaschine bekannt, die eine ein- und ausfahrbare Stützvorrichtung, mit einer zusätzlichen Griffbetatigungseinrichtung aufweist. Mit dieser Prüfmaschine wird die Lebensdauer einer Tür, insbesondere der Türgriff durch Öffnen und Schließen und betätigen des Türgriffs geprüft.
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Die
CN 101 750 207 A offenbart eine Prüfmaschine zur Bestimmung der Lebensdauer einzelner Bestandteile einer Tür. Dabei umfasst die Prüfmaschine einen Prüfrahmen, einen Türöffnungs- und -schließmechanismus, einen Verriegelungs- und Entriegelungsmechanismus, eine Steuerkomponente, eine Stromversorgung und eine Gasquelle.
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Die
FR 2 744 217 A1 offenbart eine Testvorrichtung zur Befestigung an einer Tür, um die Bewegungen der Tür zu messen und diese mit physikalischen Parametern abzugleichen. Die gemessenen Werte werden bei jeder Bewegung mit Referenzwerten verglichen, wobei jede Abweichung festgehalten wird. Dadurch kann die Betriebseffizienz und Lebenserwartung der Tür bestimmt werden.
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Die mit bestehenden Prüfständen erhältlichen Prüfergebnisse haben nur einen begrenzten Praxisbezug, weil zahlreiche Umgebungsbedingungen wie z. B. Windlast oder Reibung nicht nachgestellt werden können.
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Es besteht daher der Wunsch nach realitätsnäheren und aussagekräftigeren Prüfungsergebnissen als dies mit gängigen Prüfständen möglich ist.
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Die Lösung dieser Aufgabe erfolgt durch einen Prüfstand mit den Merkmalen des Anspruchs 1.
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Erfindungsgemäß ist ein Antrieb über eine Übertragungseinrichtung mit dem Prüfflügel koppelbar, wobei die Übertragungseinrichtung einen Mitnehmer mit einem ersten, antriebsseitigen Mitnehmer-Abschnitt und einem zweiten, prüfflügelseitigen Mitnehmer-Abschnitt umfasst, wobei einerseits der prüfflügelseitige Mitnehmer-Abschnitt in wenigstens einer Antriebsrichtung durch den antriebsseitigen Mitnehmer-Abschnitt beaufschlagbar ist und andererseits der antriebsseitige Mitnehmer-Abschnitt zumindest um ein vorgegebenes Bewegungsspiel von dem prüfflügelseitigen Mitnehmer-Abschnitt weg bewegbar ist.
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Mittels des Antriebs kann der Prüfflügel automatisiert um die Drehbandachse gedreht werden. Dadurch kann der Prüfflügel einerseits zwecks nachfolgender Schließung durch den Türschließer automatisch geöffnet werden und andererseits bei Bedarf während des Öffnens oder Schließens beschleunigt oder gebremst werden. Dies ermöglicht die Nachbildung verschiedener Umgebungsbedingungen, die üblicherweise auf einen montierten Tür- oder Fensterflügel einwirken. Aufgrund des Bewegungsspiels des Mitnehmers ist es möglich, den Antrieb zeitweilig vom Prüfflügel zu entkoppeln, um so eine unerwünschte Beeinflussung der Flügelbewegung durch den Antrieb zu vermeiden. Der Mitnehmer verleiht der Übertragungseinrichtung also eine Freilauffunktion.
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Vorzugsweise ist ein elektrischer Antrieb vorgesehen, beispielsweise eine Anordnung aus einem Elektromotor und einem Getriebe. Der Antrieb kann in ein Drehgelenk der Gelenk-Anordnung integriert sein, wodurch sich eine besonders platzsparende Ausführung ergibt. Grundsätzlich könnte der Antrieb auch hydraulisch oder pneumatisch sein. Insbesondere kann der Antrieb eine Motor-GetriebeEinheit umfassen.
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Die flügelseitige Komponente kann ein Gehäuse für den Schließmechanismus sein. Bei der wandseitigen Komponente kann es sich um eine Gleitschiene handeln. Grundsätzlich kann die Anordnung auch umgekehrt sein, das heißt die flügelseitige Komponente kann als Gleitschiene und die wandseitige Komponente kann als Gehäuse für den Schließmechanismus ausgeführt sein. Die Prüflingsaufnahmen können als Platten, Profile oder Träger ausgeführt sein, welche mit geeigneten Befestigungsmerkmalen wie Schraublöchern, Stiften oder dergleichen versehen sind.
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Der Grundrahmen ist vorzugsweise ortsfest. Insbesondere kann der Grundrahmen zum Aufstellen auf den Boden ausgebildet sein. Bei bestimmungsgemäß aufgestelltem Prüfstand verläuft die Drehbandachse vorzugsweise vertikal.
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Für die Auswertung der Prüfergebnisse kann ein erfindungsgemäßer Prüfstand eine elektronische Steuereinrichtung aufweisen, die mit dem Sensor in Signalverbindung steht und dazu ausgebildet ist, anhand der von dem Sensor empfangenen Signale die Qualität des Türschließers oder des Türantriebs zu bewerten.
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Eine Ausführungsform der Erfindung sieht vor, dass der oder ein weiterer prüfflügelseitiger Mitnehmer-Abschnitt entgegen der Antriebsrichtung durch den oder einen weiteren antriebsseitigen Mitnehmer-Abschnitt beaufschlagbar ist, wobei das Bewegungsspiel zwischen den betreffenden Beaufschlagungsflächen ausgebildet ist. Dadurch ist es möglich, den Prüfflügel wahlweise in der Öffnungsrichtung oder in der Schließrichtung zu beaufschlagen, also sowohl beim Öffnen als auch beim Schließen durch den Antrieb zu beeinflussen. Wenn der antriebsseitige Mitnehmer-Abschnitt hingegen derart zwischen den Beaufschlagungsflächen positioniert wird, dass diese nicht beaufschlagt werden, findet keine Krafteinleitung in den Prüfflügel statt.
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Vorzugsweise ist der antriebsseitige Mitnehmer-Abschnitt ein Zapfen und der prüfflügelseitige Mitnehmer-Abschnitt eine mit Bewegungsspiel versehene Aufnahme für den Zapfen, oder umgekehrt. Ein derartiger Mitnehmer ist besonders einfach herstellbar.
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Der Prüfstand kann eine elektronische Steuereinrichtung zur Steuerung des Antriebs aufweisen, die dazu ausgebildet ist, den Antrieb zeitweilig in einen Entkopplungszustand zu versetzen, in welchem der antriebsseitige Mitnehmer-Abschnitt von dem prüfflügelseitigen Mitnehmer-Abschnitt beabstandet ist. Der Antrieb muss hierbei lediglich derart angesteuert werden, dass sich der antriebsseitige Mitnehmer-Abschnitt unter Ausnutzung des Bewegungsspiels vom prüfflügelseitigen Mitnehmer-Abschnitt weg bewegt.
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Insbesondere kann die elektronische Steuereinrichtung dazu ausgebildet sein, bei in dem Entkopplungszustand befindlichem Antrieb den antriebsseitigen Mitnehmer-Abschnitt einer Bewegung des Prüfflügels derart nachzuführen, dass eine Beaufschlagung des prüfflügelseitigen Mitnehmer-Abschnitts durch den antriebsseitigen Mitnehmer-Abschnitt vermieden wird. Auf diese Weise kann auch der sich drehende Flügel von einem Einfluss des Antriebs freigehalten werden. Beispielsweise kann die elektronische Steuereinrichtung dazu ausgebildet sein, bei der Prüfung den Prüfflügel zunächst mittels des Antriebs auf eine gewünschte Drehgeschwindigkeit zu beschleunigen und nach Erreichen der gewünschten Drehgeschwindigkeit den Entkopplungszustand herbeizuführen.
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Die elektronische Steuereinrichtung kann dazu ausgebildet sein, zum Versetzen des Antriebs in den Entkopplungszustand eine Lageregelung eines Ausgangselements des Antriebs durchzuführen. Dies ermöglicht eine dauerhafte Entkopplung des Antriebs vom Prüfflügel auch während der Flügelbewegung.
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Gemäß einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung ist die elektronische Steuereinrichtung dazu ausgebildet, für eine Simulation äußerer Einflüsse eine Eigenbewegung des Prüfflügels mittels des Antriebs zu beschleunigen oder abzubremsen. Insbesondere kann die elektronische Steuereinrichtung dazu ausgebildet sein, eine vorgegebene Beeinflussung des Öffnungs- oder Schließvorgangs durch Windlast, Reibung oder eine Begehung durch eine Person nachzubilden.
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Die Übertragungseinrichtung kann einen Hebel umfassen, der an einem Ende um eine Schwenkachse schwenkbar am Grundrahmen gelagert ist und am anderen Ende den antriebsseitigen Mitnehmer-Abschnitt trägt. Dies ermöglicht eine besonders einfache Konstruktion. Durch geeignete Dimensionierung der Länge des Hebels kann die Krafteinleitung an das vom Antrieb erzeugbare Drehmoment angepasst werden.
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Vorzugsweise fällt die Schwenkachse mit der Drehbandachse zusammen, damit die Krafteinleitung normal zur Flügelebene erfolgt und es zu keinen unerwünschten Relativbewegungen zwischen dem Hebel und dem Prüfflügel kommt. Die Steuerung des Hebels zum Herbeiführen des Entkopplungszustands ist in diesem Fall besonders einfach. Ein weiterer Vorteil dieser Ausgestaltung besteht darin, dass das Biegemoment des Hebels in jeder Lage dem Drehmoment des Prüfflügels entspricht, so dass über eine Dehnungsmessung am Hebel in einfacher Weise eine Drehmomentermittlung möglich ist.
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Aus den gleichen Gründen ist es bevorzugt, dass der Hebel eine Längsachse aufweist, die sich in einer durch den Prüfflügel definierten Flügelebene erstreckt.
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Es kann vorgesehen sein, dass der Antrieb einen Motor mit einer drehbaren Motorwelle aufweist und der Hebel an einem Ende antriebswirksam mit der Motorwelle oder mit einer Ausgangswelle eines mit dem Motor verbundenen Getriebes gekoppelt ist. Ein solcher Aufbau ist besonders einfach und platzsparend.
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An dem Hebel kann wenigstens ein Dehnungssensor angeordnet sein, um eine Erfassung des Biegemoments des Hebels zu ermöglichen. Beispielsweise können ein oder mehrere Dehnungsmessstreifen direkt auf den Hebel aufgebracht sein. Über das Biegemoment kann das Drehmoment des Prüfflügels ermittelt werden.
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Eine spezielle Ausgestaltung sieht vor, dass der Prüfflügel rahmenartig ist. Insbesondere kann der Prüfflügel als rechteckiger Rahmen ausgeführt sein. Ein solcher Prüfflügel ist kostengünstig herstellbar und kann in ausreichendem Maße die Funktion eines tatsächlichen Tür- oder Fensterflügels nachbilden. Bei Bedarf kann der Prüfflügel für eine Befestigung eines tatsächlichen Flügels oder Flügelteils, beispielsweise eines Flügelrahmenprofils, ausgebildet sein.
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Gemäß einer speziellen Ausgestaltung der Erfindung umfassen der Grundrahmen und/oder der Prüfflügel eine Anordnung aus miteinander verbundenen länglichen Profilelementen, vorzugsweise aus Metall oder Kunststoff. Ein solcher Prüfstand ist besonders kostengünstig herstellbar.
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Die Gelenk-Anordnung kann zwei vertikal voneinander beabstandete Drehgelenke umfassen. Der Sensor kann hierbei in eines der Drehgelenke integriert sein. Vorzugsweise ist der Sensor zum Erfassen der momentanen Drehstellung der zweiten Prüflingsaufnahme ausgebildet. Bei Bedarf kann der Sensor oder ein weiterer Sensor zum Erfassen der momentan auf den Prüfflügel wirkenden Kraft oder des momentanen Drehmoments ausgebildet sein.
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Die Erfindung betrifft auch ein Verfahren zum Prüfen eines Türschließers oder Türantriebs mittels eines wie vorstehend beschriebenen Prüfstands, mit den Schritten:
- Befestigen der wandseitigen Komponente an der ersten Prüflingsaufnahme,
- Befestigen der flügelseitigen Komponente an der zweiten Prüflingsaufnahme,
- Drehen des Prüfflügels in Richtung der Öffnungsstellung und/oder
- Drehen des Prüfflügels in Richtung der Schließstellung, wobei
- während des Drehens des Prüfflügels wenigstens einmal, vorzugsweise wiederholt oder kontinuierlich, ein Prüfparameter erfasst wird.
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Beispielsweise kann der Prüfflügel bei einem solchen Verfahren vollständig geöffnet und anschließend mittels des Türschließers wieder geschlossen werden, wobei der Verlauf der Schließbewegung sensorisch erfasst wird.
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Mittels gängiger Verfahren ist nur eine eingeschränkte Angleichung der Prüfbedingungen an reale Bedingungen möglich. Es besteht daher der Wunsch nach realitätsnäheren Prüfverfahren.
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Erfindungsgemäß wird der Prüfflügel während des Drehens wenigstens einmal mittels des Antriebs beschleunigt oder gebremst. Dies ermöglicht in vielfältiger Weise eine Simulation von Umgebungsbedingungen, die im tatsächlichen Betrieb auftreten.
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Insbesondere kann der Prüfflügel derart beschleunigt und/oder gebremst werden, dass eine vorgegebene Begehung, eine vorgegebene Windlast und/oder eine vorgegebene Reibungslast simuliert wird. Dies ist für viele Testfälle erwünscht, insbesondere im Softwaretest.
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Alternativ oder zusätzlich kann der Prüfflügel mittels des Antriebs zur Simulation eines Nothalts bis zum Stillstand abgebremst werden.
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Eine weitere Ausführungsform sieht vor, dass der Prüfflügel zur Simulation eines Türschließers oder Türantriebs gemäß einer vorgegebenen Kraftkurve gedreht wird, vorzugsweise von der Schließstellung bis in die Öffnungsstellung und/oder umgekehrt. Auf diese Weise kann ein bestimmter Türschließer oder Türantrieb mittels eines Prüfstands simuliert werden, das heißt das Verhalten eines Türschließers oder Türantriebs kann nachgestellt werden. Insbesondere kann einer Regelung des Antriebs eine nachzubildende Kraftkurve übergeben werden, wobei der Antrieb die Kraft in Abhängigkeit von der Drehstellung des Prüfflügels regelt. Die zu verwendenden Kraftkurven können auf eine messtechnische Erfassung an tatsächlichen Türschließern oder Türantrieben oder auf eine Modellrechnung zurückgehen.
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Der Antrieb wird vorzugsweise während der Prüfung zeitweilig in einen Entkopplungszustand versetzt, in welchem der antriebsseitige Mitnehmer-Abschnitt von dem prüfflügelseitigen Mitnehmer-Abschnitt beabstandet ist.
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Bei in dem Entkopplungszustand befindlichem Antrieb kann der antriebsseitige Mitnehmer-Abschnitt insbesondere einer Bewegung des Prüfflügels derart nachgeführt werden, dass eine Beaufschlagung des prüfflügelseitigen Mitnehmer-Abschnitts durch den antriebsseitigen Mitnehmer-Abschnitt vermieden wird.
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Weiterbildungen der Erfindung sind auch den abhängigen Ansprüchen, der Beschreibung sowie den beigefügten Zeichnungen entnehmbar.
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Nachfolgend wird die Erfindung beispielhaft unter Bezugnahme auf die Zeichnungen beschrieben.
- 1 ist eine Vorderansicht eines erfindungsgemäßen Prüfstands für einen Türschließer.
- 2 zeigt einen Prüfplatz des Prüfstands gemäß 1.
- 3 ist eine vergrößerte Teildarstellung des Prüfstands gemäß 1 in Seitenansicht.
- 4 zeigt die Anordnung gemäß 3 mit veränderter Leibungstiefen-Einstellung.
- 5 ist eine weitere vergrößerte Teildarstellung des Prüfstands gemäß 1 in Seitenansicht.
- 6 zeigt die Anordnung gemäß 5 mit veränderter X-Maß-Einstellung.
- 7 zeigt einen Antrieb eines erfindungsgemäßen Prüfstands in perspektivischer Darstellung.
- 8 ist eine vergrößerte Vorderansicht einer Übertragungseinrichtung zum Koppeln eines Antriebs eines erfindungsgemäßen Prüfstands mit einem Prüfflügel.
- 9 zeigt die Übertragungseinrichtung gemäß 8 von unten.
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Der in 1 dargestellte Prüfstand 11 dient zur Durchführung von Tests und Untersuchungen an obenliegenden Türschließern (nicht dargestellt) und umfasst zwei nebeneinander angeordnete Prüfplätze 13, 15, die jeweils einen Prüfflügel 17 aufweisen. Die Prüfflügel 17 sind mittels jeweiliger Gelenk-Anordnungen 19 derart an einem gemeinsamen Grundrahmen 21 gelagert, dass sie um parallele und voneinander beabstandete Drehbandachsen 25 drehbar sind. Sowohl der Grundrahmen 21 als auch die beiden Prüfflügel 17 sind bevorzugt aus Metallprofilelementen zusammengesetzt.
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Oberhalb der Prüfflügel 17 befinden sich jeweilige erste Prüflingsaufnahmen 27, die jeweils eine Befestigungsfläche 29 für die wandseitige Komponente eines obenliegenden Türschließers aufweisen. Die ersten Prüflingsaufnahmen 27 sind jeweils über eine Aufnahmen-Verstelleinheit 33 mit dem Grundrahmen 21 gekoppelt. Weiterhin sind im oberen Bereich der Prüfflügel 17 jeweilige zweite Prüflingsaufnahmen 37 angebracht, die jeweils eine Befestigungsfläche 39 für die flügelseitige Komponente eines obenliegenden Türschließers aufweisen.
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Wie insbesondere in 2 zu erkennen ist, umfassen die Gelenk-Anordnungen 19 jeweils zwei vertikal voneinander beabstandete Drehgelenke 40, 41. In die oberen Drehgelenke 40 ist jeweils ein Winkelsensor 45 zum Erfassen der aktuellen Drehstellung des Prüfflügels 17 integriert. Im Bereich der unteren Drehgelenke 41 befindet sich jeweils ein elektrischer Antrieb 47 zum gesteuerten Drehen des Prüfflügels 17 um die Drehbandachse 25. Die Winkelsensoren 45 und die Antriebe 47 stehen mit einer nicht dargestellten elektronischen Steuereinrichtung des Prüfstands 11 in Verbindung. Zum Prüfen eines Türschließers oder Türantriebs wird dessen wandseitige Komponente an der ersten Prüflingsaufnahme 27 befestigt und dessen flügelseitige Komponente wird an der zweiten Prüflingsaufnahme 37 befestigt. Der Prüfflügel 17 wird dann mittels des Türschließers oder Türantriebs geöffnet und/oder geschlossen, gegebenenfalls unter zeitweiliger Kraftbeaufschlagung durch den Antrieb 47, wobei während des Öffnens und/oder Schließens der Verlauf der Drehstellung des Prüfflügels 17 und gegebenenfalls weitere Prüfparameter erfasst werden.
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Um unterschiedliche Bauarten, Montagevarianten und Türgeometrien berücksichtigen zu können, ist der Prüfstand 11 in vielfältiger Weise verstellbar, wie nachfolgend genauer ausgeführt wird.
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Der in 1 links befindliche Prüfflügel 17 ist an einem vertikalen Träger 49 gelagert, der in horizontaler Richtung verschiebbar am Grundrahmen 21 gelagert ist. Somit kann der Abstand 50 der Drehbandachsen 25 an unterschiedliche Flügelbreiten angepasst werden. Die Breite der Prüfflügel 17 ist ebenfalls verstellbar, da jeder der Prüfflügel 17 zwei separate und teleskopartig gegeneinander verschiebbare Rahmenelemente 53, 54 umfasst. Um das Massenträgheitsmoment der Prüfflügel 17 anpassen zu können, sind an ihnen jeweilige Zusatzgewichte 55 horizontal verschiebbar gelagert. Die Zusatzgewichte 55 können eine Masse von jeweils 2 bis 10 kg, beispielsweise etwa 5 kg, aufweisen.
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Die Aufnahmen-Verstelleinheit 33 ist als dreiachsige lineare Verstelleinheit ausgeführt, so dass es möglich ist, die erste Prüflingsaufnahme 27 relativ zur zweiten Prüflingsaufnahme 37 in vertikaler Richtung, in einer horizontalen und in der Flügelebene des Prüfflügels 17 verlaufenden Richtung sowie in einer quer zur Flügelebene weisenden Richtung zu verstellen. Eine Verstellung in vertikaler Richtung ermöglicht eine Anpassung des Spaltmaßes, also des Höhenversatzes zwischen Tür und Türrahmen. Zur Veranschaulichung sind in 1 an den beiden Prüfplätzen 13, 15 unterschiedliche Spaltmaße eingestellt. Eine Verstellung in horizontaler und in der Flügelebene des Prüfflügels 17 verlaufender Richtung ermöglicht eine Anpassung des Prüfplatzes 13, 15 an die relative Anordnung der wandseitigen Komponente und der flügelseitigen Komponente des zu prüfenden Türschließers. Eine Verstellung quer zur Flügelebene ermöglicht eine Anpassung der Leibungstiefe 57, wie in 4 gezeigt ist. 3 zeigt demgegenüber eine Leibungstiefe von Null.
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Wie in 5 und 6 veranschaulicht ist das X-Maß 60, also der Querversatz zwischen der zweiten Prüflingsaufnahme 37 und der jeweiligen Drehbandachse 25, ebenfalls verstellbar. Zu diesem Zweck sind die Prüfflügel 17 quer zur Flügelebene relativ zu ihren Drehbandachsen 25 verschiebbar. Bei der Definition des X-Maßes 60 wird zwischen der Montageart „Bandseite“ (5) und „Bandgegenseite“ (6) unterschieden.
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In den 7-9 ist eine Übertragungseinrichtung 65 gezeigt, über welche der Antrieb 47 mit dem Prüfflügel 17 koppelbar ist. Der Antrieb 47 umfasst einen Motor 67 und ein Getriebe 69. Die Übertragungseinrichtung 65 umfasst einen Hebel 70, der an einem Ende mit einer nicht sichtbaren Ausgangswelle des Getriebes 69 gekoppelt ist und am anderen Ende einen nach unten abstehenden Zapfen 71 trägt. Ferner ist am Prüfflügel 17 eine Zapfenaufnahme 75 befestigt, in welcher der Zapfen 71 wie in 9 zu erkennen mit Bewegungsspiel aufgenommen ist. Auf den Hebel 70 sind ein oder mehrere Dehnungsmesstreifen aufgebracht, die in den Figuren nicht eigens dargestellt sind. Über eine Dehnungsmessung kann das Drehmoment des Hebels 70 ermittelt werden.
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Aufgrund des Bewegungsspiels des Zapfens 71 in der Zapfenaufnahme 75 ist es möglich, den Antrieb 47 durch entsprechende Ansteuerung zeitweilig in einen Entkopplungszustand zu versetzen, in welchem der Zapfen 71 von den Wänden 76 der Zapfenaufnahme 75 beabstandet ist und die Bewegung des Prüfflügels 17 somit nicht durch den Antrieb 47 beeinflusst wird. Zum Herbeiführen und Erhalten dieses Zustands bewirkt die elektronische Steuereinrichtung mittels einer Lageregelung, dass der Hebel 70 und somit der Zapfen 71 der Bewegung des Prüfflügels 17 nachgeführt wird.
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Wenn jedoch eine Krafteinleitung in den Prüfflügel 17 erfolgen soll, wird der Antrieb 47 derart angesteuert, dass sich der Hebel 70 schneller oder langsamer als der Prüfflügel 17 bewegt, so dass der Zapfen 71 an der Zapfenaufnahme 75 anschlägt und ein Drehmoment auf den Prüfflügel 17 übertragen wird.
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Die Anordnung des Hebels 70 ist derart gewählt, dass seine Schwenkachse 77 (7) mit der Drehbandachse 25 zusammenfällt und seine Längsachse 79 zumindest im Wesentlichen in der Flügelebene des Prüfflügels 17 verläuft. Dadurch ist sichergestellt, dass unabhängig von den jeweiligen X-Maßen Prüfungen vorgenommen werden können. Es kommt zu keinem Zeitpunkt zu einer nennenswerten Relativbewegung zwischen Zapfen 71 und Zapfenaufnahme 75. Die Krafteinleitung erfolgt stets normal zur Flügelebene. Das Biegemoment des Hebels 70 entspricht daher in jeder Lage dem Drehmoment des Prüfflügels 17.
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Mittels der elektrischen Antriebe 47 ist es möglich, die Prüfflügel 17 beim Prüfprozess wenigstens einmal zu beschleunigen oder zu bremsen. Insbesondere kann der Prüfflügel 17 derart beschleunigt und/oder gebremst werden, dass eine vorgegebene Begehung, eine vorgegebene Windlast und/oder eine vorgegebene Reibungslast simuliert wird. Ebenso kann der Prüfflügel 17 mittels des Antriebs 47 zur Simulation eines Nothalts bis zum Stillstand abgebremst werden.
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Es ist auch möglich, den Prüfflügel 17 mittels des Antriebs 47 zur Simulation eines Türschließers oder Türantriebs gemäß einer vorgegebenen Kraftkurve zu drehen. Entsprechende Kraftkurven können an Prüflingen gemessen und archiviert werden. Alternativ können die Kraftkurven aus Modellen errechnet werden.
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Mittels des Antriebs 47 kann der Prüfflügel 17 auch besonders langsam geöffnet werden, um so z. B. Normmessungen an Prüflingen automatisiert durchzuführen und die Ergebnisse zu archivieren. Durch die vorstehend genannte Simulationsmöglichkeit und die bevorzugt vorgesehene Signalverbindung zu allen Eingängen, Ausgängen und Busverbindungen des zu prüfenden Türschließers oder Türantriebs können an dem erfindungsgemäßen Prüfstand 11 auch automatisierte Software-Tests durchgeführt werden. Dabei können zahlreiche unterschiedliche Anwendungsfälle simuliert und mit verschiedenen Parametern automatisiert getestet werden.
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Die Erfindung ermöglicht bei der Prüfung von Türschließern und Türantrieben eine Steigerung der Aussagekraft der Versuchsergebnisse und somit eine Zeit- und Kostenersparnis bei der Entwicklung und Produktion von Türschließern und Türantrieben. Ein erfindungsgemäßer Prüfstand 11 kann dabei als Dauerlaufprüfstand, Messprüfstand und Softwareprüfstand genutzt werden, so dass für die entsprechenden Prüfungen lediglich ein einziger Prüfstand anstatt drei separater Prüfstände bereitgestellt werden muss.
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Bezugszeichenliste
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- 11
- Prüfstand
- 13
- Prüfplatz
- 15
- Prüfplatz
- 17
- Prüfflügel
- 19
- Gelenk-Anordnung
- 21
- Grundrahmen
- 25
- Drehbandachse
- 27
- erste Prüflingsaufnahme
- 29
- Befestigungsfläche
- 33
- Aufnahmen-Verstelleinheit
- 37
- zweite Prüflingsaufnahme
- 39
- Befestigungsfläche
- 40
- oberes Drehgelenk
- 41
- unteres Drehgelenk
- 45
- Winkelsensor
- 47
- Antrieb
- 49
- vertikaler Träger
- 50
- Abstand der Drehbandachsen
- 53
- Rahmenelement
- 54
- Rahmenelement
- 55
- Zusatzgewicht
- 57
- Leibungstiefe
- 60
- X-Maß
- 65
- Übertragungseinrichtung
- 67
- Motor
- 69
- Getriebe
- 70
- Hebel
- 71
- Zapfen
- 75
- Zapfenaufnahme
- 76
- Wand
- 77
- Schwenkachse
- 79
- Längsachse