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Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betreiben eines hydrostatischen Fahrantriebs. Weiterhin betrifft die Erfindung einen hydrostatischen Fahrantrieb, der zur Durchführung des Verfahrens eingerichtet ist, sowie ein Fahrzeug, welches den hydrostatischen Fahrantrieb aufweist. Weitere Ansprüche sind auf ein das Verfahren betreffende Programmelement sowie ein computerlesbares Medium gerichtet, auf welchem das Programmelement hinterlegt ist.
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Ein hydrostatischer Fahrantrieb wird beispielsweise in einer Arbeitsmaschine oder in einer Baumaschine zu deren Antrieb eingesetzt. Dabei wird typischerweise hydraulisches Strömungsmittel von einer Hydraulikpumpe unter Druck gesetzt, wobei die Hydraulikpumpe durch eine Drehbewegung eines Antriebsmotors angetrieben wird. Das unter Druck gesetzte hydraulische Strömungsmittel kann als Bewegungskraft zum Antrieb der Arbeitsmaschine verwendet werden. Üblicherweise wird dabei eine Hydraulikpumpe (im Folgenden wird eine Hydraulikpumpe auch mit dem Begriff „Hydropumpe“ bezeichnet) von einer Ausgangswelle des Antriebsmotors angetrieben und treibt einen hydrostatischen Motor (im Folgenden wird ein hydrostatischer Motor auch mit dem Begriff „Hydromotor“ bezeichnet) mit unter Druck gesetztem, hydraulischem Strömungsmittel an. Der Hydromotor kann mit einer oder mit mehreren Achsen der Arbeitsmaschine gekoppelt sein, um diese anzutreiben. Bei Baumaschinen mit hydrostatischen Fahrantrieb ist es üblich, dass die Hydropumpe in ihrem Fördervolumen variabel einstellbar ist, und dass der Hydromotor bezüglich seines Schluckvolumens variabel einstellbar ist. Dadurch kann ein relatives Drehmoment und eine relative Drehzahl einer Abtriebswelle, welche durch den Hydromotor angetrieben wird, kontinuierlich variiert werden.
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Der hydrostatische Fahrantrieb kann ein vollhydrostatisches Getriebe umfassen, wobei die gesamte Leistung hydraulisch vom Antrieb auf den Abtrieb übertragen wird. Ein vollhydrostatisches Getriebe bzw. ein vollhydrostatischer Fahrantrieb kann insbesondere eine Axialkolbenpumpe (Hydropumpe) in Schrägscheibenbauweise umfassen, wobei die Axialkolbenpumpe von einem Dieselmotor angetrieben werden kann, um hydraulische Leistung zu erzeugen, welche über Hydraulikleitungen an eine oder mehrere Axial- oder Radialkolbenmotoren (Hydromotoren) weitergeleitet werden kann, um dort in mechanische Leistung gewandelt zu werden. Die mechanische Leistung kann von dem wenigstens einen Hydromotor beispielsweise über ein einstufiges oder ein mehrstufiges Getriebe auf eine Abtriebswelle des vollhydrostatischen Getriebes bzw. des vollhydrostatischen Fahrantriebs übertragen werden.
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Insbesondere bei einem vollhydrostatischen Getriebe kann es vorkommen, dass in bestimmten Fahrzuständen unter Einfluss einer äußeren Last, z.B. verursacht durch eine Silagefahrt oder durch eine Bergauffahrt, eine Abtriebsdrehzahl des Getriebes bzw. eine Drehzahl der Abtriebswelle des vollhydrostatischen Getriebes verringert wird. In dieser Situation entspricht die aktuelle Abtriebsdrehzahl nicht mehr der gewünschten Abtriebsdrehzahl, welche sich unter Normalbedingungen bei bereits eingestellten Schluckvolumina der Hydromotoren ergeben würde. Wenn ein Nutzer des vollhydrostatischen Getriebes, beispielsweise ein Fahrer eines entsprechenden Fahrzeugs mit dem vollhydrostatischen Getriebe, aufgrund der verringerten Abtriebsdrehzahl ein Fahrpedal des Fahrzeugs stärker betätigt, so fordert er auf diese Weise eine noch höhere Abtriebsdrehzahl an. Typischerweise wird eine Getriebesteuerung des vollhydrostatischen Getriebes dementsprechend die Schluckvolumina der Hydromotoren weiter verringern. Dadurch wird innerhalb des hydraulischen Systems des vollhydrostatischen Getriebes ein Hochdruck erzeugt. Dieser Hochdruck ist ohne Messtechnik üblicherweise nicht zu erkennen und kann das vollhydrostatische Getriebe schädigen.
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Eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht daher darin, insbesondere ein Verfahren zum Betreiben eines hydrostatischen Fahrantriebs bereitzustellen, wobei das Verfahren ermöglicht, eine unterhalb einer Anforderung liegende, verringerte Abtriebsdrehzahl zu erkennen und das Entstehen oder Ansteigen eines Hochdrucks zu vermeiden, ohne dass der Hochdruck selbst erkannt werden muss.
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Die Aufgabe wird gelöst durch die Gegenstände der unabhängigen Ansprüche. Vorteilhafte Ausführungsformen sind Gegenstand der abhängigen Ansprüche, der folgenden Beschreibung sowie der Figuren.
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Gemäß einem ersten Aspekt der Erfindung, wird ein Verfahren zum Betreiben eines hydrostatischen Fahrantriebs bereitgestellt. Der hydrostatische Fahrantrieb umfasst einen Antriebsmotor, eine Hydropumpe, deren Fördervolumen einstellbar ist, und wenigstens einen Hydromotor, dessen Schluckvolumen einstellbar ist. Dabei treibt der Antriebsmotor die Hydropumpe an, welche wiederum den wenigstens einen Hydromotor antreibt. Bei dem Antriebsmotor kann es sich beispielsweise um einen Verbrennungskraftmotor in Form eines Dieselmotors handeln.
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Im Rahmen des erfindungsgemäßen Verfahrens kann insbesondere angenommen werden, dass die Hydropumpe, welche auch Fahrpumpe genannt werden kann, in allen Fahrsituationen die volle Ölfördermenge liefert und nicht unter Hochdruckeinfluss zurückgedrückt beziehungsweise zurückgeschwenkt wird. Somit wird davon ausgegangen, dass die Hydropumpe (stets) auf eine maximal vorgesehene Fördermenge eingestellt ist bzw. wird, wobei es sich insbesondere um ein geometrisch und bauartbedingt größtmögliches Fördervolumen der Hydropumpe handeln kann. Weiterhin kann das erfindungsgemäße Verfahren insbesondere auf der Annahme basieren, dass sich die Abtriebsdrehzahl aus einer Verstellung des Getriebes stets korrekt ergibt.
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Gemäß der vorliegenden Erfindung wird insbesondere vorgeschlagen, die vorstehend genannte Aufgabe zu lösen, indem stets die theoretische Abtriebsdrehzahl n
ab theo errechnet wird, die sich aus einer voll ausgeschwenkten Fahrpumpe und den aktuell eingestellten Schluckvolumina der Hydromotoren des Getriebes ergeben müsste. Die theoretische Abtriebsdrehzahl n
ab theo kann gemäß der folgenden Formel berechnet werden:
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Hierbei sind:
- VPmax
- der durch die Hydropumpe maximal förderbare Volumenstrom,
- nD
- die Drehzahl des Antriebsmotors, welcher die Hydropumpe antreibt,
- ηP
- der Wirkungsgrad der Hydropumpe,
- VMA
- das Schluckvolumen eines ersten Hydromotors,
- ηMA
- der Wirkungsgrad des ersten Hydromotors,
- iMA
- das Übersetzungsverhältnis des ersten Hydromotors (insbesondere das Übersetzungsverhältnis zwischen der Drehzahl einer Antriebswelle des ersten Hydromotors oder der Hydropumpe einerseits und der Drehzahl einer Abtriebswelle des ersten Hydromotors andererseits),
- VMB
- das Schluckvolumen eines zweiten Hydromotors,
- ηMB
- der Wirkungsgrad des zweiten Hydromotors und
- iMB
- das Übersetzungsverhältnis des zweiten Hydromotors (insbesondere das Übersetzungsverhältnis zwischen der Drehzahl einer Antriebswelle des zweiten Hydromotors oder der Hydropumpe einerseits und der Drehzahl einer Abtriebswelle des zweiten Hydromotors andererseits).
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Insbesondere kann es sich bei der Abtriebswelle des ersten Hydromotors und der Abtriebswelle des zweiten Hydromotors um eine gemeinsame Abtriebswelle des Fahrantriebs handeln. Sofern lediglich ein Hydromotor vorgesehen ist, enthält der Nenner der vorstehend genannten Formel entsprechend nur einen Term für den entsprechenden einzigen Hydromotor.
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Sofern ein zu ermittelnder Gradient der Abtriebsdrehzahl negativ wird (Verzögerung) und die angeforderte Abtriebsdrehzahl durch den Fahrer (Requested Transmission Output Speed = RTOS) größer ist als die tatsächliche Abtriebsdrehzahl und nun die Differenz aus theoretischer Abtriebsdrehzahl und tatsächlicher Abtriebsdrehzahl eine erste Schwelle bzw. einen ersten Grenzwert übersteigt, ist vorgesehen, dass das Getriebe bzw. dessen wenigstens einer Hydromotor zurückverstellt wird in Richtung eines größeren Schluckvolumens bzw. in Richtung größerer Schluckvolumina (sofern zwei Hydromotoren vorgesehen sind). Sobald die Differenz aus theoretischer und tatsächliche Abtriebsdrehzahl klein genug ist, also unterhalb einer zweiten Schwelle liegt, die geringer ist als die erste Schwelle, oder die geforderte Abtriebsdrehzahl (RTOS) erreicht ist, z.B. weil der RTOS gesunken ist, kann die Verstellung des Getriebes wieder normal erfolgen. Die Pumpenverstellung wird hierbei nicht beeinflusst.
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Das Verfahren gemäß dem ersten Aspekt der Erfindung kann somit insbesondere die folgenden Verfahrensschritte umfassen:
- (100) Ermitteln einer tatsächlichen Abtriebsdrehzahl des wenigstens einen Hydromotors,
- (200) Berechnen einer theoretischen Abtriebsdrehzahl nab theo des wenigstens einen Hydromotors,
- (300) Berechnen eines Gradienten der berechneten tatsächlichen Abtriebsdrehzahl des wenigstens einen Hydromotors,
- (400) Bilden einer Differenz zwischen der berechneten theoretischen Abtriebsdrehzahl nab theo und der ermittelten tatsächlichen Abtriebsdrehzahl, und
- (500) Erhöhen eines Schluckvolumens des wenigstens einen Hydromotors, sofern die folgenden drei Bedingungen bezüglich eines gemeinsamen Zeitpunkts erfüllt sind:
- 1. Der berechnete Gradient ist negativ.
- 2. Eine angeforderte Abtriebsdrehzahl ist größer als die ermittelte tatsächliche Abtriebsdrehzahl.
- 3. Die Differenz zwischen der berechneten theoretischen Abtriebsdrehzahl nab theo und der tatsächlichen Abtriebsdrehzahl überschreitet einen festgelegten Grenzwert.
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Das Verfahren gemäß dem ersten Aspekt der Erfindung ermöglicht insbesondere, bei Einfluss einer äußeren Last einen Hochdruck innerhalb des Hydrauliksystems des hydrostatischen Fahrantriebs zu vermeiden, indem das Schluckvolumen bzw. die Schluckvolumina erhöht werden. Das Ermitteln des Hochdrucks ist dabei nicht notwendig.
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Neben dem vorstehend genannten Einfluss einer äußeren Last kann ein Hochdruck jedoch auch beispielsweise dadurch entstehen, wenn ein Fahrzeug mit dem hydrostatischen Fahrantrieb wieder beschleunigt wird, beispielsweise
- - während das Fahrzeug ausrollt oder
- - während das Getriebe des Fahrzeugs in eine Neutralstellung gebracht werden soll oder
- - nachdem das Fahrzeug stark abgebremst wurde oder
- - nachdem starkes „Inchen“ angefordert wurde.Auch in diesen genannten Fällen ermöglicht das erfindungsgemäße Verfahren, den Hochdruck innerhalb des Hydrauliksystems des hydrostatischen Fahrantriebs zu vermeiden bzw. zu verringern.
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Gemäß einer Ausführungsform ist vorgesehen, dass nach der Durchführung des vorstehend beschriebenen Verfahrensschritts (500) die oben genannten Verfahrensschritte (100) bis (500) erneut durchgeführt und mehrmals, bevorzugt durchgehend, wiederholt werden. Somit werden gemäß dieser Ausführungsform mehrmals zeitlich nacheinander die vorstehend genannten Werte ermittelt, berechnet und miteinander verglichen und basierend auf den Ergebnissen des Vergleichs das Schluckvolumen des wenigstens einen Hydromotors erhöht oder nicht.
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Gemäß einem zweiten Aspekt der Erfindung wird ein Programmelement bereitgestellt, das, wenn es auf einer Prozessoreinheit ausgeführt wird, die Prozessoreinheit anleitet, die Verfahrensschritte des Verfahrens gemäß dem ersten Aspekt der Erfindung durchzuführen.
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Gemäß einem dritten Aspekt der Erfindung wird ein computerlesbares Medium bereitgestellt, auf dem ein Programmelement gespeichert ist, das, wenn es auf einer Prozessoreinheit ausgeführt wird, die Prozessoreinheit anleitet, die Verfahrensschritte des Verfahrens gemäß dem ersten Aspekt der Erfindung durchzuführen.
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Gemäß einem vierten Aspekt der Erfindung wird ein hydrostatischer Fahrantrieb bereitgestellt. Der hydrostatische Fahrantrieb umfasst einen Antriebsmotor, eine Hydropumpe, deren Fördervolumen einstellbar ist, wenigstens einen Hydromotor, dessen Schluckvolumen einstellbar ist, und eine Prozessoreinheit. Dabei treibt der Antriebsmotor die Hydropumpe an, die Hydropumpe ist auf eine maximal vorgesehene Fördermenge eingestellt, und der wenigstens eine Hydromotor wird von der Hydropumpe angetrieben. Weiterhin ist die Prozessoreinheit dazu eingerichtet, die im Zusammenhang mit dem Verfahren gemäß dem ersten Aspekt der Erfindung beschriebenen Verfahrensschritte 100 bis 500 durchzuführen.
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Die Prozessoreinheit des hydrostatischen Fahrantriebs kann dazu insbesondere eine Motorsteuerungseinheit (engine control unit ECU) umfassen. Diese Motorsteuerungseinheit kann insbesondere mit dem Antriebsmotor des hydrostatischen Fahrantriebs kommunikativ verbunden sein und beispielsweise die Drehzahl des Antriebsmotors steuern oder regeln. Weiterhin kann die Prozessoreinheit des hydrostatischen Fahrantriebs eine Getriebesteuerungseinheit (transmission control unit TCU) umfassen, welche insbesondere kommunikativ mit der Hydropumpe und mit dem wenigstens einen Hydromotor verbunden sein kann. Die Getriebesteuerungseinheit kann beispielsweise dazu eingerichtet sein, die im Zusammenhang mit dem Verfahren gemäß dem ersten Aspekt der Erfindung beschriebenen Verfahrensschritte durchzuführen. Ferner kann die Prozessoreinheit des hydrostatischen Fahrantriebs eine Fahrzeugsteuerungseinheit (vehicle control unit VCU) umfassen, welche kommunikativ mit der Motorsteuerungseinheit und der Getriebesteuerungseinheit verbunden sein kann.
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Gemäß einer Ausführungsform ist vorgesehen, dass der hydrostatische Fahrantrieb ein vollhydrostatisches Getriebe umfasst. Dabei kann insbesondere vorgesehen sein, dass das vollhydrostatische Getriebes den wenigstens einen Hydromotor umfasst, und dass die gesamte Leistung, welche dem wenigstens einen Hydromotor von der Hydropumpe durch verdichtetes Hydraulikmittel bereitgestellt wird, hydraulisch auf eine Abtriebswelle übertragen wird, welche durch den wenigstens einen Hydromotor angetrieben wird.
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Weiterhin kann die Prozessoreinheit dazu eingerichtet sein, die theoretische Abtriebsdrehzahl gemäß der bereits im Zusammenhang mit dem Verfahren gemäß dem ersten Aspekt der Erfindung beschriebenen Formel
zu berechnen.
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Außerdem kann die Prozessoreinheit dazu eingerichtet sein, nach der Durchführung des Verfahrensschritts (500) die Verfahrensschritte (100) bis (500) erneut durchzuführen und mehrmals, bevorzugt durchgehend, zu wiederholen.
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Gemäß einem fünften Aspekt der Erfindung wird ein Fahrzeug bereitgestellt, welches einen hydrostatischen Fahrantrieb umfasst. Bei dem Fahrzeug handelt es sich beispielsweise um ein Kraftfahrzeug, insbesondere eine Arbeitsmaschine oder eine Baumaschine, um ein landwirtschaftliches Nutzfahrzeug wie einen Traktor oder um einen Bagger, Telehandler oder um einen Radlader.
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Im Folgenden werden Ausführungsbeispiele der Erfindung anhand der schematischen Zeichnung näher erläutert, wobei gleiche oder ähnliche Elemente mit dem gleichen Bezugszeichen versehen sind. Hierbei zeigt
- 1 eine Systemübersicht eines Fahrzeugs mit einem Ausführungsbeispiel eines erfindungsgemäßen hydrostatischen Fahrantriebs,
- 2 einen Ablaufplan eines Ausführungsbeispiels eines erfindungsgemäßen Verfahrens zum Betreiben eines hydrostatischen Fahrantriebs, beispielsweise des hydrostatischen Fahrantriebs nach 1,
- 3 ein Diagramm, welches Parameter eines nach dem Stand der Technik betriebenen hydrostatischen Fahrantriebs zeigt, und
- 4 ein Diagramm, welches Parameter eines nach einem erfindungsgemäßen Verfahren betriebenen hydrostatischen Fahrantriebs zeigt.
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1 zeigt grob schematisch ein Fahrzeug 1 mit einem exemplarischen hydrostatischen Fahrantrieb 2 gemäß der vorliegenden Erfindung. Der hydrostatische Fahrantrieb 2 kann eine Hydraulikpumpe 3 (Hydropumpe) umfassen, die direkt an einen Antriebsmotor angeflanscht sein kann, in dem gezeigten Ausführungsbeispiel an einen Dieselmotor 4. Weiterhin kann der hydrostatische Fahrantrieb 2 des Fahrzeugs 1 ein vollhydrostatisches Getriebe 5 umfassen, welches in dem gezeigten Ausführungsbeispiel einen ersten Hydromotor 6A und einen zweiten Hydromotor 6B aufweist. Das vollhydrostatische Getriebe 5 und dessen Hydromotoren 6A und 6B können mit der Hydropumpe 3 über Hydraulikschläuche 7 und 8 verbunden sein. Eine Abtriebsleistung des Hydromotors 6A und des zweiten Hydromotors 6B wird beispielsweise über ein Summiergetriebe auf einen Abtrieb (zum Beispiel einen Abtriebsflansch) abgegeben, wobei die Abtriebsleistung dann über eine erste Abtriebswelle 9 auf eine erste Achse 10 und über eine zweite Abtriebswelle 1 auf eine zweite Achse 12 übertragen werden kann.
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Ein Fördervolumen der Hydropumpe 3 kann beispielsweise mittels einer Einrichtung zur Verstellung des Fördervolumens der Hydropumpe 3 verändert werden. Wenn sich der Antriebsmotor 4 dreht, kann beispielsweise ein Steuerdruck, welcher auf die Hydropumpe 3 wirkt, erhöht werden, wodurch die Hydropumpe 3 ausgeschwenkt werden kann, was zur Folge hat, dass die Hydropumpe 3 hydraulisches Strömungsmittel, z.B. Öl, in das hydrostatische Getriebe 5 bzw. in dessen Hydromotoren 6A und 6B fördert, sodass das Fahrzeug 1 beschleunigt werden kann. Grundsätzlich können beispielsweise Radialkolbenmaschinen oder Axialkolbenmaschinen als Hydropumpe 3 und als Hydromotor 6A und 6B verwendet werden. Insbesondere können für die Hydropumpe 3 und/oder die Hydromotoren 6A und 6B sogenannte Schrägscheibenmaschinen zum Einsatz kommen, wobei das Fördervolumen der Hydropumpe 3 bzw. die Schluckvolumina der Hydromotoren 6A und 6B über entsprechende Steuerdrücke gesteuert oder geregelt werden können. Indem die Schluckvolumina der Hydromotoren 6A und 6B eingestellt werden, kann das Übersetzungsverhältnis des vollhydrostatischen Getriebes 5 (Verhältnis zwischen Antriebsdrehzahl der Hydromotoren 6A und 6B und Abtriebsdrehzahl der Hydromotoren 6A bzw. 6 B) verändert werden. Indem das Fördervolumen der Hydropumpe 3 und die Schluckvolumina der Hydromotoren 6A und 6B eingestellt werden, kann das Übersetzungsverhältnis des hydrostatischen Fahrantriebs 2 als Ganzes (Verhältnis zwischen Antriebsdrehzahl der Hydropumpe 3 und Abtriebsdrehzahl der Hydromotoren 6A und 6B) verändert werden.
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Zur Steuerung des hydrostatischen Fahrantriebs 2 weist dieser eine Prozessoreinheit 13 auf. Die Prozessoreinheit 13 ist dazu eingerichtet, die Verfahrensschritte 100 bis 500 gemäß 2 durchzuführen bzw. auszuführen. Insbesondere kann auf einer Speichereinheit der Prozessoreinheit 13 ein Programmelement hinterlegt sein, das, wenn es auf der Prozessoreinheit 13 ausgeführt wird, die Prozessoreinheit 13 anleitet, die Verfahrensschritte 100 bis 500 gemäß 2 durchzuführen.
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In dem durch 1 gezeigten Ausführungsbeispiel weist die Prozessoreinheit 13 eine Motorsteuerungseinheit ECU, eine Getriebesteuerungseinheit (transmission control unit) TCU und eine Fahrzeugsteuerungseinheit (vehicle control unit) VCU auf. Die Motorsteuerungseinheit ECU kann einerseits insbesondere mit dem Antriebsmotor 4 des hydrostatischen Fahrantriebs 2 kommunikativ verbunden sein und beispielsweise die Drehzahl des Antriebsmotors 4 steuern oder regeln. Andererseits kann ein Fahrpedal 14, über das ein Fahrer (nicht gezeigt) des Fahrzeugs 1 einen Fahrwunsch eingeben kann, insbesondere eine einzustellende Abtriebsdrehzahl der Wellen 9 und 11, kommunikativ mit der Motorsteuerungseinheit ECU verbunden sein. Die Getriebesteuerungseinheit TCU kann insbesondere kommunikativ mit der Hydropumpe 3 und mit den Hydromotoren 6A und 6B verbunden sein. Die Getriebesteuerungseinheit TCU kann beispielsweise dazu eingerichtet sein, die Verfahrensschritte 100 bis 500 durchzuführen. Ferner kann die Fahrzeugsteuerungseinheit VCU kommunikativ mit der Motorsteuerungseinheit ECU und der Getriebesteuerungseinheit TCU verbunden sein kann. Insbesondere können die Motorsteuerungseinheit ECU, die Fahrzeugsteuerungseinheit VCU und die Getriebesteuerungseinheit beliebig miteinander kommunikativ verbunden sein, beispielsweise kann ein Signal- und/oder Datenaustausch über einen CAN-Bus erfolgen. So kann beispielsweise eine Fahrpedalstellung auch an die Getriebesteuerungseinheit TCU übermittelt werden, obwohl das Fahrpedal 14 selbst mit der Motorsteuerungseinheit ECU verbunden ist.
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Die Getriebesteuerungseinheit TCU kann insbesondere die Hydropumpe 3 derart einstellen, dass sie in allen Fahrsituationen die volle Ölfördermenge liefert und nicht unter Hochdruckeinfluss zurückgedrückt beziehungsweise zurückgeschwenkt wird. Somit wird davon ausgegangen, dass die Hydropumpe 3 (stets) auf eine maximal vorgesehene Fördermenge eingestellt ist bzw. wird, wobei es sich insbesondere um ein geometrisch und bauartbedingt größtmögliches Fördervolumen der Hydropumpe handeln kann. Weiterhin kann angenommen werden, dass sich die Abtriebsdrehzahl aus einer Verstellung des Getriebes 5 stets korrekt ergibt.
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3 zeigt Betriebswerte, welche sich einstellen können, sofern der hydrostatische Fahrantrieb 2 gemäß herkömmlich betrieben wird. In bestimmten Fahrzuständen zu einem Belastungszeitpunkt t1 unter Einfluss einer äußeren Last, z.B. verursacht durch eine Silagefahrt oder durch eine Bergauffahrt, kann es vorkommen, dass eine Abtriebsdrehzahl des vollhydrostatischen Getriebes 5 bzw. eine Drehzahl der Abtriebswellen 9, 11 des vollhydrostatischen Getriebes 5 verringert wird. In dieser Situation entspricht die aktuelle Abtriebsdrehzahl nab , welche insbesondere durch die Getriebesteuerungseinheit TCU mit dazu geeigneter Sensorik ermittelt werden kann, nicht mehr der gewünschten Abtriebsdrehzahl nR , welche sich unter Normalbedingungen zu einem Ausgangszeitpunkt t0 bei bereits eingestellten Schluckvolumina der Hydromotoren 6A und 6B ergeben würde.
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Wenn der Fahrer des Fahrzeugs 1 aufgrund der verringerten Abtriebsdrehzahl das Fahrpedal 14 des Fahrzeugs 1 stärker betätigt (ein Verlauf einer Stellung des Fahrpedals 14 ist mit dem Graphen S verdeutlicht), so fordert er auf diese Weise eine noch höhere Abtriebsdrehzahl nR an. Gemäß bekannter Betriebsverfahren wird die Getriebesteuerungseinheit TCU dementsprechend die Schluckvolumina VA und VB der Hydromotoren 6A bzw. 6B weiter verringern. Eine Drehzahl nD des Antriebsmotors 4 wird dabei typischerweise nicht verändert, und ein Fördervolumen VP der Hydropumpe 3 wird dabei üblicherweise verringert. Dadurch wird innerhalb des hydraulischen Systems 2 ein Hochdruck PH erzeugt. Dieser Hochdruck ist ohne Messtechnik üblicherweise nicht zu erkennen und kann den hydrostatischen Fahrantrieb 2 schädigen.
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4 zeigt Betriebswerte, welche sich einstellen können, sofern der hydrostatische Fahrantrieb 2 erfindungsgemäß betrieben wird. Zu einem Ausgangszeitpunkt t0 sind insbesondere die Schluckvolumina VA und VB der Hydromotoren 6A bzw. 6B auf einen Wert eingestellt, welcher mit einer angerforderten Abtriebsdrehzahl nR korrespondiert. Diese Einstellung kann durch die Prozessoreinheit 13, insbesondere durch die Getriebesteuerungseinheit TCU, erfolgen. Weiterhin kann die Prozessoreinheit 13, insbesondere die Getriebesteuerungseinheit TCU, die Hydropumpe 3 derart einstellen, dass sie stets ihr maximal vorgesehenes Fördervolumen VPmax erbringt. Ferner kann insbesondere die Motorsteuerungseinheit ECU die Drehzahl nD des Antriebsmotors 4 derart einstellen, dass sie auf einem konstanten Wert gehalten wird. Zu einem Belastungszeitpunkt t1 kommt es unter Einfluss einer äußeren Last, z.B. verursacht durch eine Silagefahrt oder durch eine Bergauffahrt, zu einer Verringerung der Abtriebsdrehzahl des vollhydrostatischen Getriebes 5 bzw. der Drehzahl der Abtriebswellen 9, 11 des vollhydrostatischen Getriebes 5.
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Mittels der Prozessoreinheit 13, insbesondere mittels der Getriebesteuerungseinheit TCU, wird in einem Verfahrensschritt 100 eine tatsächliche Abtriebsdrehzahl nab des vollhydrostatischen Getriebes 5 ermittelt, wobei diese tatsächlich Abtriebsdrehzahl n ab in dem gezeigten Ausführungsbeispiel einer tatsächlichen Abtriebsdrehzahl des ersten Hydromotors 6A und einer tatsächlichen Abtriebsdrehzahl des zweiten Hydromotors 6B entspricht. Zur Ermittlung der tatsächlichen Abtriebsdrehzahl kann die Prozessoreinheit 13, insbesondere deren Getriebesteuerungseinheit TCU, dazu eingerichtet sein, entsprechende Sensorsignale aufzunehmen und zu verarbeiten.
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Weiterhin ist die Prozessoreinheit
13, insbesondere deren Getriebesteuerungseinheit
TCU, dazu eingerichtet, in einem Verfahrensschritt
200 eine einheitliche theoretische Abtriebsdrehzahl
nab theo des ersten Hydromotors
6A und des zweiten Hydromotors
6B zu berechnen. Die theoretische Abtriebsdrehzahl
nab theo kann insbesondere mehrmals zeitig nacheinander, bevorzugt kontinuierlich, gemäß der folgenden Formel berechnet werden:
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Hierbei sind:
- VPmax
- der durch die Hydropumpe 3 maximal Fördervolumen,
- nD
- die Drehzahl des Antriebsmotors 4,
- ηP
- der Wirkungsgrad der Hydropumpe 3,
- VMA
- das Schluckvolumen des ersten Hydromotors 6A,
- ηMA
- der Wirkungsgrad des ersten Hydromotors 6A,
- iMA
- das Übersetzungsverhältnis des ersten Hydromotors 6A (insbesondere das Übersetzungsverhältnis zwischen der Drehzahl einer Antriebswelle des ersten Hydromotors 6A einerseits und der Drehzahl der Abtriebswelle 9 des ersten Hydromotors 6A andererseits),
- VMB
- das Schluckvolumen des zweiten Hydromotors 6B,
- ηMB
- der Wirkungsgrad des zweiten Hydromotors 6B und
- iMB
- das Übersetzungsverhältnis des zweiten Hydromotors 6B (insbesondere das Übersetzungsverhältnis zwischen der Drehzahl einer Antriebswelle des zweiten Hydromotors 6B einerseits und der Drehzahl der Abtriebswelle 11 des zweiten Hydromotors 6B andererseits).
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Basierend auf dieser Funktion der theoretischen Abtriebsdrehzahl kann die Prozessoreinheit 13, insbesondere deren Getriebesteuerungseinheit TCU, in einem weiteren Schritt 300 für jede berechnete tatsächliche Abtriebsdrehzahl nab jeweils einen Gradienten berechnen.
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In einem weiteren Verfahrensschritt 400 erfolgt durch die Prozessoreinheit 13, insbesondere durch deren Getriebesteuerungseinheit TCU, das Bilden einer Differenz Δn zwischen der berechneten theoretischen Abtriebsdrehzahl nab theo und der ermittelten tatsächlichen Abtriebsdrehzahl nab .
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Die Prozessoreinheit 13, insbesondere deren Getriebesteuerungseinheit TCU, ist ferner dazu eingerichtet, in einem weiteren Verfahrensschritt 500 das Schluckvolumen des ersten Hydromotors 6A und des zweiten Hydromotors 6B zu erhöhen, sofern zu einem gemeinsamen Zeitpunkt
- 1. der ermittelte Gradient negativ ist (insbesondere bei einer Verzögerung des Fahrzeugs 1),
- 2. die angeforderte Abtriebsdrehzahl durch den Fahrer nr größer ist als die ermittelte tatsächliche Abtriebsdrehzahl nab , und
- 3. die Differenz Δn zwischen der jeweiligen berechneten theoretischen Abtriebsdrehzahl nab1 theo und der ermittelten tatsächlichen Abtriebsdrehzahl nab einen festgelegten Grenzwert überschreitet.
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Nach Durchführung des Verfahrensschritts 500 werden die Verfahrensschritte 100 bis 500 erneut durchgeführt und mehrmals, bevorzugt durchgehend, wiederholt. Durch dieses Zurückverstellen der Schluckvolumina der Hydromotoren 6A und 6B in Richtung großer Schluckvolumina kann einem Hochdruck innerhalb des Systems entgegengewirkt werden. Sobald zu einem zweiten Zeitpunkt t2 die Differenz Δn aus theoretischer und tatsächliche Abtriebsdrehzahl klein genug ist, also unterhalb einer zweiten Schwelle liegt, die geringer ist als die erste Schwelle, oder die geforderte Abtriebsdrehzahl nR erreicht ist, z.B. weil n R gesunken ist, kann die Verstellung des Getriebes 5 wieder normal erfolgen. Die Pumpenverstellung wird hierbei nicht beeinflusst.
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Bezugszeichenliste
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- ECU
- Motorsteuerungseinheit
- nab
- gemessene Abtriebsdrehzahl
- nab theo
- berechnete theoretische Abtriebsdrehzahl
- nD
- Drehzahl Antriebsmotor
- VP
- Fördervolumen Hydropumpe
- nR
- angeforderte Abtriebsdrehzahl (Requested Trm Output Speed)
- PH
- Hochdruck
- VPmax
- maximal Fördervolumen der Hydropumpe
- S
- Fahrpedalstellung
- t0
- Ausgangszeitpunkt
- t1
- Belastungszeitpunkt
- TCU
- Getriebesteuerungseinheit
- VA, VB
- Schluckvolumen des Hydromotors 6A bzw. 6B
- VCU
- Fahrzeugsteuerungseinheit
- Δn
- Differenz zwischen nab theo und nAB
- 1
- Fahrzeug
- 2
- hydrostatischer Fahrantrieb
- 3
- Hydropumpe
- 4
- Antriebsmotor
- 5
- vollhydrostatisches Getriebe
- 6A
- erster Hydromotor
- 6B
- zweiter Hydromotor
- 7
- Hydraulikschlauch
- 8
- Hydraulikschlauch
- 9
- erste Abtriebswelle
- 10
- erste Achse
- 11
- zweite Abtriebswelle
- 12
- zweite Achse
- 13
- Prozessoreinheit
- 14
- Fahrpedal