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Technisches Gebiet
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Die vorliegende Erfindung betrifft das Gebiet der Bestimmung von Magnetfeldern und Temperaturen unter Nutzung von anisotrop magnetoresistiven Sensoren, wie z.B. zur temperaturabhängigen Bestimmung magnetischer Materialeigenschaften.
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Stand der Technik
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Vorrichtungen zur Bestimmung von Magnetfeldern unter Nutzung von anisotrop magnetoresistiven (AMR) Sensoren sind dem Fachmann bekannt. Eine derartige Vorrichtung wird zum Beispiel in dem Aufsatz 1 von P. Ripka und M. Janošek (Advances in Magnetic Field Sensors, IEEE Sensors Journal, Vol 10, 2010 S. 1108-11016) beschrieben. Sie finden vielfältig Einsatz z.B. zur Bestimmung von geologischen Magnetfeldern (Kompass) als auch zur Probencharakterisierung und Qualitätskontrolle.
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Die AMR Sensoren zeigen eine starke Temperaturabhängigkeit der bestimmten Magnetfelder, hervorgerufen durch eine temperaturabhängige Sensitivität (Empfindlichkeit). Dies wird zum einen als Nachteil bewertet, wie in dem Aufsatz 2 von
W. Magnes und M. Diaz-Michelena (Future Directions for Magnetic Sensors for Space Applications, IEEE Transactions on Magnetics, Vol 45, 2009, S. 4493-4498) beschrieben, da dies eine umfangreiche Kalibrierung erfordert. Zum anderen kann der Effekt der Temperaturabhängigkeit aber auch zur Temperaturbestimmung genutzt werden, wie z. B. in der
US 6,667,682 B2 oder der
DE 10 2009 028 958 A1 beschrieben, so dass eine Messvorrichtung bereitgestellt werden kann, mit der sowohl eine Temperatur als auch Magnetfelder bestimmt werden können, wobei eine Kalibrierung auch hier Voraussetzung ist.
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Eine entsprechende Vorrichtung ist ebenfalls in der
US 2015/0054500 A1 offenbart.
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Eine Vorrichtung, die lediglich ein magnetoresistives Element zur Bestimmung von Magnetfeld und Temperatur vorsieht, ist in der
US 2005/007890 A1 offenbart.
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Anwendungen für AMR Sensoren sind im Bereich tiefer Temperaturen nur bis 223 K (-50 °C) berichtet und eine Anwendung bei sogenannten tiefkalten Temperaturen wurde bisher ausgeschlossen. Der tiefkalte Temperaturbereich ist durch den Bereich von flüssigem Helium unter Niederdruck bis zum Bereich von flüssigem Stickstoff (0,95 K bis 77 K) gegeben.
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In dem Aufsatz 3 von M. A. Johar et al. (Adding Self-x Capabilities to AMR Sensors as a First Step Towards Dependable Embedded Systems, IEEE 2011 Proceedings of the Ninth International Workshop on Intelligent Solutions in Embedded Systems, 2011, S. 41 - 46), der den nächsten Stand der Technik bildet, wird eine Vorrichtung offenbart, mit der unter Verwendung eines AMR Sensors, unter Berücksichtigung einer vor der Benutzung bestimmten, temperaturabhängigen Sensitivität, Temperaturen bestimmt werden. Mit der hier beschriebenen Vorrichtung wird nur ein Widerstandswert der gesamten wheatstoneschen Brücke bestimmt. Zusätzlich ist mit der vorgeschlagenen Vorrichtung nicht eine voneinander unabhängige Bestimmung einer Temperatur und eines Magnetfeldes möglich.
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Aufgabenstellung
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Die Aufgabe der Erfindung ist es, eine Vorrichtung und ein Verfahren anzugeben, die, unter Nutzung mindestens eines AMR Sensors, eine unabhängige Bestimmung von Magnetfeldern und Temperaturen und eine gegenüber dem Stand der Technik genauere Temperaturbestimmung ermöglichen. Weiterhin ist es Aufgabe der Erfindung eine Bestimmung von Magnetfeldern zu ermöglichen, die ohne eine vorherige Kalibration der Sensitivität des Sensors durchführbar ist.
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Die Aufgabe wird durch die Merkmale im Patentanspruch eins und fünf gelöst. Weiterbildungen folgen in den abhängigen Ansprüchen.
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Der in der Vorrichtung zur Nutzung eines anisotrop magnetoresistiven (AMR) Sensors zur Bestimmung von Temperaturen und Magnetfeldern, verwendete AMR Sensor weist mindestens eine zur Hälfte aus AMR Elementen bestehende wheatstonesche Widerstands-Messbrücke auf. Bevorzugt wird eine aus mindestens vier AMR Elementen bestehende wheatstonesche Widerstands-Messbrücke eingesetzt, wie es einem Ausführungsbeispiel entspricht. Der Einsatz einer ganzen Brücke birgt den Vorteil einer doppelt so hohen Auflösung und verbesserten Definition der Messrichtung, da die Geometrie der vollen Brücke einen zusätzlichen Richtungsbeitrag orthogonal zur Messrichtung kompensiert. Die Widerstände der Messbrücke sind aus anisotrop magnetoresistiven Elementen (AMR Elemente) gebildet. Der typische Aufbau von AMR Sensoren ist z.B. in dem Aufsatz
3 und der
DE 10 2009 028 958 A1 aufgezeigt. Als Materialien für die AMR Elemente kommt z.B. NiFe, NiCo oder z.B. Ni
0,79Fe
0,15Mo
0.5 sowie weitere anisotrop magnetoresistive Materialien in Betracht. Bevorzugt werden Legierungen aus dem Ni
1-xFe
x System verwendet. Die AMR Elemente sind als dünner Film ausgeführt und zudem zur Kompensation von nicht linearer Charakteristik in einer sogenannten „Barber Pole“-Struktur aufgebaut, in der die AMR Elemente mit Aluminiumstreifen in 45° zur Längsrichtung der Elemente bestückt sind. Die Abhängigkeit der Widerstände vom zu messenden Magnetfeld verhält sich dadurch um den Nullpunkt linear, was vorteilhaft ist.
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Ebenso bewirkt der durch die Barber Pole Struktur erzeugte Bias eine Projektion in eine Messrichtung und ermöglicht somit eine genaue Bestimmung der Richtung des Feldes. Ohne diesen Bias wird durch den Sensor nur ein Betragswert geliefert, da die Charakteristik des Sensors einem cos2 des Winkels zwischen Strom und Magnetisierung des Sensor-Elements folgt. Die AMR Elemente sind in der wheatstoneschen Messbrücke mit diagonal gegenüberliegenden Orientierungen von ±45° der „Barber Pole“ Strukturen angeordnet und jeweils zwei in Längsrichtung in Serie geschaltet.
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Ein in der erfindungsgemäßen Vorrichtung verwendeter AMR Sensor weist darüber hinaus mindestens eine Spule auf. Diese Spule ist die sogenannte Testspule und entlang der Messrichtung des Sensors orientiert. Die meisten AMR Sensoren, die aus dem Stand der Technik bekannt sind, weisen zudem eine zweite Spule auf, die parallel zur Längsrichtung der AMR Elemente angeordnet ist und der Umpolung der Magnetisierung oder deren Initiierung dient. Die sogenannte Flipspule. Diese Spule ist in der erfindungsgemäßen Vorrichtung verzichtbar, wenn diese, wie durch eine Ausführungsform ermöglicht, bei tiefkalten Temperaturen zum Einsatz kommt. Eine Magnetisierung des Sensors, die vor dessen Gebrauch z.B. mit einer Helmholtzspule einstellbar ist, wird bei den tiefkalten Temperaturen „eingefroren“ - eine erneute Magnetisierung wird erst nach Aufwärmen des Sensors wieder benötigt. Die aus dem Stand der Technik bekannten Flipspulen sind zudem nicht für den Einsatz bei tiefkalten Temperaturen geeignet. Ist der Sensor nicht für einen dauerhaften Gebrauch bei tiefkalten Temperaturen vorgesehen, ist eine Spule zur Magnetisierung (Flipspule) zusätzlich, wie es auch aus dem Stand der Technik bekannt ist, anzuordnen, um einen dauerhaften Gebrauch anwendungsnah zu gestalten.
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Weiterhin beinhaltet die Verschaltung des Sensors einen ersten Schaltkontakt mit dem zwei Zustände des Sensors, bestehend aus der Bestimmung eines magnetischen Feldes und der Bestimmung des Widerstandes (der Widerstände) zur Temperaturbestimmung schaltbar (wählbar) sind. Als Schaltkontakte kommen Relais, Transistoren, Dioden oder ähnliches in Frage. Wegen ihrer Robustheit sind insbesondere Relais geeignet. Die Schaltkontakte sind, je nach Art, durch entsprechende standardgemäße Mittel zu betätigen. Für die Widerstandsbestimmung wird ein wohldefinierter Stromfluss benötigt, bei welchem ein Spannungsabfall gemessen wird. Die Bestimmung von Magnetfeldern erfolgt hingegen in Spannungskontrolle. Nach dem ohmschen Gesetz ändert sich jedoch der Strom mit dem Widerstand. Eine Summe dieser beiden Ströme erschwert es demnach einen präzisen Widerstandswert zu bestimmen. Eine Trennung der Bestimmung beider Werte, wie es erfindungsgemäß vorgesehen ist, hingegen bringt vorteilhaft eine klare Einstellung einer anliegenden Spannung bzw. des angelegten Stromes.
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Der AMR Sensor ist erfindungsgemäß außerdem so verschaltet, dass die Widerstände aller AMR Elemente einzeln bestimmbar sind. Dies erfolgt, in dem jeweils zwischen den einzelnen Elementen Kontakte zur Spannungsmessung eingerichtet sind. Die so entstehenden zwei bzw. vier Kontakte können mit zwei weiteren, zweiten, Schaltkontakten so untereinander verschaltet werden, dass jeweils zwei Kontakte über ein Voltmeter und eine parallel geschaltete, regulierbare, lineare Stromquelle verbunden sind. Die regulierbare, lineare Stromquelle dient zum wohldefinierten Anlegen eines Stromes. Die Kenntnis aller Widerstände ermöglicht eine direkte Berechnung eines Terms für den gesamten Widerstand, gegeben durch die Wheatstone-Beziehung (hier für eine volle Brücke, für eine halbe entsprechend anzupassen):
mit V
cc=Versorgungsspannung und R
1-4 =einzelne Widerstände in der Brücke.
Die Widerstände R
1-q sind temperaturabhängig. Der Spannungsabfall über den Sensor V
out/V
cc, der den gesamt Widerstand R
B der Brücke repräsentiert, hier gegeben aus der Bestimmung der einzelnen Widerstände in der Brücke und der Kenntnis von V
cc, bei konstantem angelegten Strom, und konstantem externen Feld, steht annähernd in einem Zusammenhang mit der Temperatur, gemäß
mit p
1-3 = zu bestimmende Parameter. In kleinen Temperaturbereichen, kann der Zusammenhang als linear angenommen werden. Die Parameter sind für die Temperaturbestimmung auf einer Datenverarbeitungsanlage (DV) bereitzustellen nebst den erforderlichen Algorithmen zur Berechnung. Die so bestimmte Temperatur ist durch die Kenntnis aller Widerstände präziser. Dies ergibt sich daraus, dass die Kenntnis aller Widerstände, die durch die erfindungsgemäße Verschaltung bestimmbar sind, es erlaubt Gradienten zwischen den Widerständen zu bestimmen und so eine verzerrte Temperaturbestimmung zu vermeiden. Es resultieren, gerade bei tiefkalten Temperaturen, bei denen vermehrt mit einem störenden Einfluss durch Gradienten in den Widerständen zu rechnen ist, präzisere Messwerte.
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Erfindungsgemäß wird temperaturunabhängig, d.h. ohne einen Temperatureffekt der sich auf den Messwert durch eine veränderte Sensitivität auswirkt herauszurechnen (d.h. ohne eine vorherige Kalibration) ein magnetisches Feld mit dem AMR Sensor bestimmt, in dem die Testspule des Sensors zur Bestimmung der Sensitivität des Sensors bei einer konstanten Temperatur TK herangezogen wird. Eine Kenntnis der Temperatur ist dann zur Bestimmung eines Magnetfeldes überflüssig. Eine Kalibrierung auf das Temperaturverhalten des AMR Sensors entfällt. Zusätzlich vorteilhaft ist, dass eine Änderung der temperaturabhängigen Sensitivität des Sensors, z.B. durch Alterung des Sensors, nicht berücksichtigt werden muss bzw. ohne Einfluss auf die Präzision und Richtigkeit der bestimmten Felder bleibt. Auch etwaige andere Einflüsse, die wohlmöglich eine Änderung der Sensitivität bewirken, können so in ihrem Einfluss auf die Messung ausgeschlossen werden.
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Es wird sich dabei erfindungsgemäß der Umstand zu Nutze gemacht, dass das von einer Spule erzeugte Magnetfeld, bei Kenntnis des geometrischen Spulenparameters C und Kenntnis des Stromflusses durch die Spule bestimmbar ist gemäß:
- |H| = C· I mit C = geometrischer Spulenparameter (dieser Faktor berücksichtigt im Wesentlichen die Anzahl der Windungen in der Spule über deren Länge und so den Einfluss der Geometrie der Spule auf ein erzeugtes Feld) und I =Stromfluss durch die Spule. Zur Bestimmung eines externen Feldes Hext bei einer konstanten Temperatur TK wird dann der Strom durch die Testspule Itest und damit das Magnetfeld der Testspule Htest variiert und die Ausgangsspannung der Brücke Vout gemessen. Durch eine Anpassung der Werte von Vout aufgetragen gegen Itest ist dann die Sensitivität des Sensors ST
K bei der Temperatur TK, durch Anpassung einer linearen Funktion bestimmbar und somit auch das externe Feld Hext gemäß:
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Ein Offset ist zu berücksichtigen. Durch die Anpassung der Werte von V
out aufgetragen gegen I
test ergibt sich die Sensitivität des Sensors S
T
K als die Steigung einer linearen Funktion. Die Anpassung erfolgt auf einer digitalen Datenverarbeitung (DV), die gemäß einem Ausführungsbeispiel zur Vorrichtung gehört, durch einen dort bereitgestellten Algorithmus. Für Magnetfelder bei denen die Funktion außerhalb des linearen Verhaltens liegt, d.h. bei sehr großen Feldern (>> 300 Am
-1), sollten andere Messverfahren bemüht werden. Die Bestimmung des geometrischen Spulenparameters c erfolgt vor Inbetriebnahme des Sensors. Der Spulenparameter wird mit einer, an die sogenannte Gegenfeldmethode angelehnten Methode bestimmt. Hierbei wird mit einer Helmholtzspule ein Feld mit entgegengesetzter Richtung zu dem der Testspule erzeugt. Bei einem konstanten Wert für das Feld der Helmholtzspule, ergibt sich so ein konstantes, externes Feld H
ext zu: H
ext = H
HH + H
OS, mit H
HH = Feld der Helmholtzspule und H
OS = Einflüsse aus Erdmagnetfeld und Spannungsoffset. Ist die Ausgangsspannung der Brücke V
out = 0 gilt zugleich H
ext = H
test und damit H
test = C· I
test. Durch mehrmaliges Anpassen einer linearen Funktion an die Werte von V
out vs. I
test bei verschiedenen Werten für H
HH auf der DV, wird jeweils der Spulenstrom
bestimmt, bei dem V
out = 0 ist (Nulldurchgang). Durch Auftragen der konstanten Werte H
HH vs der bestimmten Werte
am Nulldurchgang ist dann der geometrische Spulenparameter c gegeben durch die Steigung der resultierenden Geraden. Die Anpassung der Geraden erfolgt durch auf der DV bereitgestellte Algorithmen.
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Der geometrische Spulenparameter der Testspule wird zur Nutzung durch einen angepassten Algorithmus, in den er einfließt, auf einer digitalen Datenverarbeitungsanlage (DV) bereitgestellt. Der Algorithmus umfasst im Wesentlichen die nötigen Terme um aus den Messwerten für Vout ein magnetisches Feld einer Probe zu bestimmen.
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Die Bestimmung der Sensitivität des Sensors ST
K unter Verwendung des auf der DV bereitgestellten geometrischen Spulenparameters der Testspule erfolgt auf der DV. Die Sensitivität wird zur Bestimmung des Feldes Hext (bei einer konstanten Temperatur TK) auf der DV ebenfalls bereitgestellt. Bei einer Änderung der Temperatur oder, wenn gewünscht, zur erneuten Bestimmung von Hext wird jeweils erneut eine Sensitivität ST
K bestimmt. Die DV und der Sensor sind zur Übertragung von Signalen (Messwerten) aus dem Sensor an die DV verschaltet. Die DV ist bei Messungen im Kryostaten außerhalb desselben angeordnet. Alle Strom- und Spannungsquellen für eine Versorgung der Vorrichtung sind ebenfalls außerhalb des Einflusses tiefkalter Gase anzubringen, sowie ein eventuell zur Verstärkung des Messsignals benötigtes Gerät. Die hier angedachte Verschaltung kann demnach temporär zu Zwecken der Installation, z.B. im und am Kryostaten, oder zu Transportzwecken unterbrochen vorliegen. Auch die Mittel zur Betätigung des ersten und der zweiten Schaltkontakte sind, gegebenenfalls, außerhalb des Kryostaten angeordnet.
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Die Vorrichtung ist, gemäß einer Ausführungsform, zur Verwendung bei tiefkalten Temperaturen auf einer Grundplatte befestigt. Der Abstand zwischen der Grundplatte und dem Sensor beträgt dabei mindestens 1 mm. Die Befestigung erfolgt mit bleihaltigem Weichlot. Der anisotrope magnetoresistive Sensor ist weiterhin in einem Epoxidgruppen tragenden Kunstharz mindestens luftdicht, insbesondere heliumdicht bzw. suprafluidheliumdicht, eingegossen, wobei aus dem Gusskörper nur Aus- und Zugänge zum Sensor herausragen. Diese Anordnung der Sensoren in der Vorrichtung haben überraschend bei der Anmelderin eine Temperaturstabilität bis zu tiefkalten Temperaturen gezeigt.
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Alle mit der Vorrichtung bestimmbaren Werte für Magnetfelder und Temperaturen sind von der DV aus an einen Empfänger ausgebbar. Die erfindungsgemäß präziseren Temperaturen und Magnetfelder verbessern z.B. in der Qualitätskontrolle bzw. Überwachung oder Prozessführung die Sicherheit und Qualität.
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Das erfindungsgemäße Verfahren zur wahlweisen Temperaturbestimmung und temperaturunabhängigen Bestimmung von Magnetfeldern erfolgt unter Verwendung der erfindungsgemäßen Vorrichtung, unter Nutzung einer DV, wie es einer Ausführungsform entspricht, die hierfür bereitzustellen sind, Schritt a.
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Im zweiten Schritt des erfindungsgemäßen Verfahrens, b, wird durch das Schalten des ersten Schaltkontakts eine Messvariante ausgewählt. Das Schalten beinhaltet dabei auch die bewusste Auslassung des Schaltens, wenn der Schaltkontakt sich bereits in der gewünschten Stellung befindet.
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Die Messvarianten sind dabei zum einen (i) die Bestimmung der Temperatur durch Bestimmung aller Widerstände in der Messbrücke (Messung des Spannungsabfalls in wohldefiniertem Stromfluss) und zum anderen (ii) die Bestimmung eines Magnetfeldes (Messung des Spannungsabfalls in Spannungskontrolle).
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Die Bestimmung der Temperatur (i) erfolgt durch die Bestimmung aller Widerstände in der Messbrücke. Die Kenntnis aller Widerstände ermöglicht eine direkte Berechnung eines Terms für den gesamten Widerstand, gegeben durch die Wheatstone-Beziehung (hier für eine volle Brücke, für eine halbe entsprechend anzupassen):
mit V
cc=Versorgungsspannung und R
1-4 =einzelne Widerstände in der Brücke.
Die Widerstände R
1-q sind temperaturabhängig. Der Spannungsabfall über den Sensor V
out/V
cc, der den gesamt Widerstand R
B der Brücke repräsentiert, hier gegeben aus der Bestimmung der einzelnen Widerstände in der Brücke und der Kenntnis von V
cc, bei konstantem angelegten Strom, und konstantem externen Feld, steht in linearem Zusammenhang mit der Temperatur, gemäß
mit p
1-3 = zu bestimmende Parameter. In kleinen Temperaturbereichen, kann der Zusammenhang als linear angenommen werden. Die Parameter sind im Vorhinein zu bestimmen und für die Temperaturbestimmung auf der DV der Vorrichtung bereitzustellen. Die so bestimmte Temperatur ist durch die Kenntnis aller Widerstände präziser. Dies ergibt sich daraus, dass die Kenntnis aller Widerstände, die durch die erfindungsgemäße Verschaltung bestimmbar sind, es erlaubt, Gradienten zwischen den Widerständen zu bestimmen und so eine verzerrte Temperaturbestimmung zu vermeiden. Es resultieren, gerade bei tiefkalten Temperaturen, bei denen vermehrt mit einem störenden Einfluss durch Gradienten in den Widerständen zu rechnen ist, präzisere Messwerte.
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Die Bestimmung eines Magnetfeldes (ii) erfolgt durch die zwei konsekutiven Schritte der Bestimmung der Sensitivität der Messbrücke bei einer konstanten Temperatur unter Berücksichtigung eines Geometriefaktors der Testspule und der Bestimmung des Magnetfeldes bei der konstanten Temperatur anhand der Ausgangsspannung aus der Messbrücke unter Berücksichtigung der bestimmten Sensitivität.
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Der geometrische Spulenparameter der Testspule ist im Vorhinein, nach dem oben beschriebenen Verfahren zu bestimmen und auf einer DV bereitzustellen.
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Die erfindungsgemäße Bestimmung des Magnetfeldes macht sich den Umstand zu Nutze, dass sich das von einer Spule erzeugte Magnetfeld, bei Kenntnis des geometrischen Spulenparameters der Testspule und Kenntnis des Stromflusses durch die Spule berechnet gemäß:
- |H| = C· I mit c = geometrischer Spulenparameter und I =Stromfluss durch die Spule. Zur Bestimmung eines externen Feldes, Hext, bei einer konstanten Temperatur TK wird dann der Strom durch die Testspule, Itest, und damit das Magnetfeld der Testspule, Htest, variiert und die Ausgangsspannung der Brücke, Vout, gemessen. Durch eine Anpassung der Werte von Vout aufgetragen gegen Itest wird folgend die Sensitivität des Sensors, ST
K , bei der Temperatur TK durch Anpassung einer linearen Funktion bestimmt und damit das externe Feld Hext gemäß:
bestimmt, mit VOS= Spannungsoffset (vorher zu bestimmen). Ein entsprechender Algorithmus ist auf der DV bereitgestellt. Durch die Anpassung der Werte von Vout aufgetragen gegen Itest ergibt sich die Sensitivität des Sensors ST
K als die Steigung einer linearen Funktion. Für Magnetfelder bei denen diese Funktion außerhalb des linearen Verhaltens liegt, d.h. bei sehr großen Feldern (>> 300 Am-1), sollten andere Messverfahren bemüht werden.
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Die gewählte Messvariante wird nach Ihrer Auswahl durchgeführt, Schritt c, und darauf wird erneut eine Messvariante ausgewählt und durchgeführt oder das Verfahren beendet, Schritt d.
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Alle bestimmten Werte für Magnetfelder und Temperaturen werden von einer DV aus an einen Empfänger ausgegeben. Die erfindungsgemäß präziseren Temperaturen und Magnetfelder verbessern z.B. in der Qualitätskontrolle bzw. Überwachung oder Prozessführung die Sicherheit und Qualität.
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Ausführungsbeispiel
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Die Erfindung soll in einem Ausführungsbeispiel und anhand von sechs Figuren näher erläutert werden.
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Die Figuren zeigen:
- 1: Schematische Darstellung eines erfindungsgemäß verwendeten AMR-Sensors mit Testspule (Stand der Technik).
- 2: Verschaltung des AMR-Sensors zur Bestimmung aller Widerstände in einer Messbrücke.
- 3: Verschaltung des Sensors mit dem ersten Schaltkontakt zum Wechsel zwischen Temperaturbestimmung und Magnetfeldbestimmung.
- 4: Feld der Helmholtzspule aufgetragen gegenüber dem Strom der Testspule beim Nulldurchgang (Vout = 0) zur Bestimmung des geometrischen Spulenparameters (C) der Testspule.
- 5: Ausgangsspannung des Sensors (Vout) aufgetragen gegenüber dem Strom der Testspule zur Bestimmung der Sensitivität des Sensors bei einer konstanten Temperatur (Tk).
- 6: Widerstandswerte eines Widerstandes in der wheatstoneschen Messbrücke aufgetragen gegenüber der Temperatur zur Bestimmung des temperaturabhängigen Verhaltens.
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Die 1 zeigt eine schematische Darstellung eines AMR-Sensors wie er erfindungsgemäß Verwendung findet und dem Stand der Technik nach bekannt ist. In dem Ausführungsbeispiel handelt es sich um eine ganze wheatstonesche Messbrücke. Der Pfeil zeigt die Messrichtung der Testspule 1 an. Zusätzlich zu den Widerständen R1 - R4 in der wheatstoneschen Messbrücke sind noch die Versorgungsleitung coil+/coil- für die Testspule 1 und die Versorgungsspannung Vcc der Messbrücke, die Erdung GND und die Ausgangsspannung der gesamten Messbrücke Vout V2+/V2- gezeigt. Die Barber Pole Struktur der Widerstände R1 - R4 ist durch Striche in den Widerständen angedeutet. Das Material der Widerstände ist eine Ni-Fe-Legierung. Der gezeigte AMR-Sensor ist für die Messung bei tiefkalten Temperaturen in einem Epoxidgruppen tragenden Kunstharz luftdicht eingegossen. Der Sensor ist auf einer Grundplatte (nicht gezeigt) aufgebracht, wobei zwischen dem Sensor und der Grundplatte ein Abstand von 1 mm besteht. Der Sensor ist auf der Grundplatte mit einem bleihaltigen Weichlot befestigt. Die Umrandung in der Figur zeigt symbolisch den Bereich an, der tiefkalten Temperaturen ausgesetzt wird. Alle anderen Teile der Vorrichtung (z.B. DV) befinden sich außerhalb. Die Leitungen sind entsprechend für die Messung in einem Kryostaten aus diesem aus- bzw. eingeführt.
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In der 2 ist die Verschaltung gezeigt, mit der erfindungsgemäß alle Widerstände in der wheatstoneschen Messbrücke, R1 - R4 bestimmt werden. Mit den beiden zweiten Schaltkontakten 2/3, im Ausführungsbeispiel als Relais ausgeführt, und durch I21ctrl und I22ctrl geschaltet, lassen sich alle Widerstände R1 - R4 in der Messbrücke durch die einzeln zu bestimmenden Kombinationen der Zusammenschaltung der Kontakte A/B/C/D bestimmen. Die Stromsteuerung Iprobe dient zur wohldefinierten Anlegung eines Stroms. Gemessen wird die Ausgangspannung Vout V1 womit die Widerstände als Spannungsabfall zur Versorgungsspannung bestimmt werden. Mit den gemessenen Werten für die einzelnen Widerstände R1 - R4 wird der gesamte Widerstand in der Brücke bestimmt und daraus die Temperatur.
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Die Funktionsweise des ersten Schaltkontakts 4, im Ausführungsbeispiel ebenfalls als Relais ausgeführt, ist in der 3 gezeigt. Der Schaltkontakt wird durch I1ctrl geschaltet. Mit diesem Schaltkontakt wird zwischen der Messung des gesamten Widerstandes in der Messbrücke Vout V2 und der einzeln bestimmbaren Widerstände R1 - R4 Hin und Her geschaltet. Die zweiten Schaltkontakte (Relais) sind hier aus Gründen der Übersichtlichkeit nicht gezeigt. In dem in der 3 gezeigten Zustand wird die gesamte Ausgangsspannung Vout V2 zwischen den Kontakten D' und B' abgegriffen zur Bestimmung eines Magnetfeldes. Die Versorgungsspannung Vcc wird über die Kontakte A' bzw. C' gespeist. Im anderen Zustand (nicht gezeigt) wird dann entsprechend der 2 wieder durch Schaltung zwischen den Kontakten A/B/C/D geschaltet zur einzelnen Bestimmung der Widerstände R1 - R4.
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In der
4 ist für das Ausführungsbeispiel die Bestimmung des geometrischen Spulenparameters C der Testspule aus den Werten für die Felder der Helmholtzspule H
HH aufgetragen gegen den Strom
beim Nulldurchgang (V
out = 0) gezeigt. Die Linearität der Abhängigkeit und die gute Übereinstimmung der Messwerte (x) mit einer angepassten Geraden (---), siehe insbesondere Vergrößerung, ist ersichtlich. Der Spulenparameter C im Ausführungsbeispiel ist zu 0,198 Am
-1/mA bestimmt.
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Die Bestimmung der Sensitivität S
T
K aus einer Anpassung an die gegeneinander aufgetragenen Messwerte der Ausgangsspannung V
out des Sensors gegen den Strom der Testspule I
test ist in der
5 gezeigt. Die Sensitivität S
T
K ergibt sich aus der Steigung der Geraden. Die Linearität und die gute Übereinstimmung der Messwerte (x) mit einer angepassten Geraden (—), siehe insbesondere Vergrößerung, ist ersichtlich. Die Sensitivität S
T
K bei einer Temperatur T
K (nicht bestimmt) im Ausführungsbeispiel ist zu
bestimmt.
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Die 6 zeigt beispielhaft das temperaturabhängige Verhalten eines Widerstandes in der wheatstoneschen Messbrücke. Dieses Verhalten wird für alle vier Widerstände bestimmt und entsprechend zur präziseren Temperaturbestimmung verwendet. Die Parameter aus der, an den temperaturabhängigen Verlauf des Widerstandes angepassten Funktion sind:
- p1 = -3,3 · 10-5ΩK-3;p2 = 2,3 · 10-2ΩK-2; p3 = 1382.
Entsprechend sind auch die Parameter für die anderen drei Widerstände bestimmt. Die gute Übereinstimmung der Messewerte (x) mit der angepassten Funktion (—) ist insbesondere in der Vergrößerung ersichtlich.
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Mit der Vorrichtung des Ausführungsbeispiels wird eine Temperatur bestimmt, in dem zunächst alle vier Widerstandswerte, durch Schalten der zweiten Schaltkontakte, der einzelnen Widerstände bei der fraglichen Temperatur bestimmt werden. Der erste Schaltkontakt ist entsprechend geschaltet. Im Ausführungsbeispiel ergeben sich die gemessenen Werte zu
R1g = 1068Ω, R2g = 1067 Ω, R3g = 1066Ω, R4g = 1067 Ω.
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Da die gemessenen Werte nicht trivial zusammenhängen, müssen Sie über die Lösung der folgenden Gleichungssysteme bestimmt werden:
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Die Lösung erfolgt nach dem Newtonverfahren.
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Die hiernach bestimmten Werte sind:
- R1 = 1425 Ω,R2 = 1422 Ω,R3 = 1421 Ω,R4 = 1422 Ω.
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Wird die Gleichung (1) (siehe oben) nach T umgestellt und die Werte eingesetzt so ergeben sich für die zugehörigen Temperaturen:
- T1 = 44,23 K, T2 = 42,61 K, T3 = 42,06 K, T4 = 42,61 K.
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Nach erneuter Schaltung des ersten Schaltkontakts wird das anliegende Feld H
ext bestimmt. Mit den aus dem Ausführungsbeispiel bestimmten Werten für den Spulenparameter C = (sieh zu
4) und der Sensitivität S
T
K bei einer konstanten Temperatur T
K (siehe
5) ergibt sich das zu bestimmende, anliegende Feld zu