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Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine entsprechende Vorrichtung zur effizienten Festlegung bzw. Bestimmung eines Kommunikations-Protokolls, das es ermöglicht, über eine Onboard-Diagnose (OBD)-Schnittstelle mit einem Bordnetz eines Fahrzeugs zu kommunizieren.
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Unterschiedliche Typen von Fahrzeugen (z.B. unterschiedliche Fahrzeug-Modelle und/oder unterschiedliche Generationen eines Fahrzeug-Modells) weisen typischerweise unterschiedliche Kommunikations-Bordnetze auf. Die unterschiedlichen Kommunikations-Bordnetze können z.B. unterschiedliche Steuergeräte, unterschiedliche Kommunikations-Bussysteme und/oder unterschiedliche Kommunikations-Gateways umfassen.
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Ein Fahrzeug weist typischerweise einen OBD-Anschluss auf, der es einer externen Vorrichtung (z.B. einem Test-Computer) ermöglicht, mit einzelnen Komponenten des Bordnetzes des Fahrzeugs zu kommunizieren (z.B. um den Zustand eines bestimmten Steuergeräts abzufragen). Die Art der Kommunikation mit einer Komponente des Bordnetzes (d.h. das Kommunikations-Protokoll) ist dabei typischerweise für unterschiedliche Bordnetze unterschiedlich.
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Das vorliegende Dokument befasst sich mit der technischen Aufgabe, es einer externen Vorrichtung in effizienter und zuverlässiger Weise zu ermöglichen, das Kommunikations-Protokoll für die Kommunikation mit dem Bordnetz eines Fahrzeugs zu bestimmen bzw. zu ermitteln.
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Die Aufgabe wird durch die unabhängigen Ansprüche gelöst. Vorteilhafte Ausführungsformen werden u.a. in den abhängigen Ansprüchen beschrieben.
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Gemäß einem Aspekt wird ein (Computer-implementiertes) Verfahren zur Bestimmung eines Kommunikations-Protokolls zur Kommunikation mit einem Bordnetz eines Fahrzeugs (insbesondere eines Straßenkraftfahrzeugs, wie z.B. eines Personenkraftwagens, eines Lastkraftwagens oder eines Motorrads) über einen OBD-Anschluss beschrieben. Der OBD-Anschluss (insbesondere die OBD-Buchse) des Fahrzeugs umfasst eine Mehrzahl von Kontaktteilen (alternativ auch als Kontakte oder Pins bezeichnet). Beispielsweise kann der gesamte OBD-Anschluss 16 unterschiedliche Kontaktteile bzw. Pins bzw. Buchsen umfassen. Die Mehrzahl von Kontaktteilen kann alle Kontaktteile des OBD-Anschlusses umfassen oder einer Teilmenge der Kontaktteile entsprechen. Das Verfahren kann von einem Fahrzeug-externen Testcomputer bzw. einem Tester ausgeführt werden, der über eine drahtgebundene Testleitung mit einem OBD-Stecker mit dem OBD-Anschluss verbunden ist.
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Das Verfahren umfasst das Ermitteln einer Kombination von Zuständen der Mehrzahl von Kontaktteilen des OBD-Anschlusses. Dabei kann das Ermitteln eines Zustands eines Kontaktteils das Ermitteln eines Spannungs-Potentials und/oder eines Pegels umfassen, auf dem sich das Kontaktteil befindet. Alternativ oder ergänzend kann das Ermitteln eines Zustands eines Kontaktteils das Erfassen eines Stroms über das Kontaktteil umfassen. Beispielsweise kann versucht werden, einen Strom mit einer bestimmten Stromstärke in das Kontaktteil einzuprägen. Alternativ oder ergänzend kann das Ermitteln eines Zustands eines Kontaktteils umfassen, das Ermitteln von Information in Bezug auf einen elektrischen Widerstand (z.B. das Ermitteln eines Wertes des elektrischen Widerstands) des Kontaktteils. Der Zustand des Kontaktteils kann dann auf Basis des Spannungs-Potentials, des Pegel, des eingeprägten Stroms und/oder der Information in Bezug auf den elektrischen Widerstand ermittelt werden.
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Beispielhafte mögliche Zustände eines Kontaktteils sind: ein erster Zustand, bei dem sich das Kontaktteil zeitlich konstant auf einem High-Pegel (z.B. von 12V) befindet; ein zweiter Zustand, bei dem sich das Kontaktteil zeitlich konstant auf einem Low-Pegel (z.B. auf Signal-Masse bzw. 0V) befindet; ein dritter Zustand, bei dem das Kontaktteil mit der Zeit zwischen dem High-Pegel und dem Low-Pegel wechselt bzw. variiert (z.B. zur Datenübertragung); und/oder ein vierter Zustand, bei dem das Kontaktteil auf einem undefinierten Pegel liegt (z.B. weil das Kontaktteil nicht weiter mit dem Bordnetz des Fahrzeugs verbunden ist und/oder weil das Kontaktteil „floatet“). Das Ermitteln eines Zustands kann somit das Auswählen eines Zustands aus einer Mehrzahl von möglichen Zuständen umfassen. Insbesondere kann für jedes Kontaktteil der Mehrzahl von Kontaktteilen ermittelt werden, ob das jeweilige Kontaktteil den ersten, zweiten, dritten oder vierten Zustand aufweist. Es ergibt sich somit eine Kombination von Zuständen der Mehrzahl von Kontaktteilen, die den Typ des Bordnetzes (ggf. eindeutig) beschreibt.
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Zur Ermittlung eines Zustands eines Kontaktteils kann mittels einer Spannungs-Messeinheit in einem bestimmten Mess-Zeitraum (z.B. von 1 Millisekunde, 1 Sekunde oder mehr) das Spannungs-Potential bzw. der Pegel an dem Kontaktteil gemessen werden. Auf Basis des gemessenen Spannungs-Potentials bzw. Pegels kann dann der Zustand des Kontaktteils bestimmt werden. Die Spannungs-Messeinheit kann in der Fahrzeug-externen Vorrichtung angeordnet sein und über die Testleitung und den OBD-Stecker mit den Kontaktteilen des OBD-Anschlusses verbunden sein.
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Anstelle oder kombiniert mit einer Spannungsmessung kann (durch die Testvorrichtung) ein Strom in ein Kontaktteil des OBD-Anschlusses eingeprägt werden, um den Zustand des Kontaktteils zu bestimmen. Der Strom und/oder die Zeitdauer der Einprägung kann dabei derart gewählt werden, dass durch die Messung kein Kommunikationsvorgang ausgelöst wird. Mit anderen Worten, die Stärke und/oder die Dauer des eingeprägten Stroms kann unterhalb von vor-definierten minimalen Schwellenwerten liegen. Dabei zeigen die jeweiligen minimalen Schwellenwerte die mindestens erforderliche Stromstärke und/oder Dauer an, die für den Aufbau einer Kommunikation erforderlich wäre. Durch die Einprägung eines Stroms können auch Fehlerzustände wie z. B. Kurzschlüsse oder Leitungsunterbrechungen zuverlässig detektiert werden.
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Das Verfahren umfasst weiter das Bestimmen des Kommunikations-Protokolls in Abhängigkeit von der Kombination von Zuständen der Mehrzahl von Kontaktteilen. Zu diesem Zweck kann die ermittelte Kombination von Zuständen der Mehrzahl von Kontaktteilen mit einer Referenz-Zustands-Kombination aus einer Tabelle mit mehreren unterschiedlichen Referenz-Zustands-Kombinationen verglichen werden. Die Tabelle kann z.B. in einer Speichereinheit der Fahrzeug-externen Testvorrichtung gespeichert sein. Die unterschiedlichen Referenz-Zustands-Kombinationen können den erwarteten Kombinationen von Zuständen der Mehrzahl von Kontaktteilen für unterschiedliche Typen von Bordnetzen entsprechen. Die Tabelle kann für die unterschiedlichen Referenz-Zustands-Kombinationen bzw. für die unterschiedlichen Bordnetz-Typen das jeweils zu verwendende Kommunikations-Protokoll anzeigen. Es kann somit durch Vergleich ermittelt werden, welche Referenz-Zustands-Kombination der ermittelten Kombination von Zuständen entspricht. Des Weiteren kann das für diese Referenz-Zustands-Kombination hinterlegte Kommunikations-Protokoll für die Kommunikation mit dem Bordnetz ausgewählt werden.
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Das Verfahren ermöglicht es somit, in effizienter und zuverlässiger Weise ein Kommunikations-Protokoll für ein Bordnetz zu bestimmen. Insbesondere kann durch das Verfahren ohne die Durchführung von versuchsweisen Kommunikationsanfragen von einer Fahrzeug-externen Vorrichtung an das Bordnetz das zu verwendende Kommunikations-Protokoll ermittelt werden.
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Es kann insbesondere der Zustand eines Kontaktteils ermittelt werden, den das Kontaktteil aufweist, auch wenn keine Testvorrichtung an dem OBD-Anschluss angeschlossen ist. Alternativ oder ergänzend kann der Zustand eines Kontaktteils ermittelt werden, den das Kontaktteil aufweist, wenn kein Austausch von Daten mit einer Fahrzeug-externen Testvorrichtung über den OBD-Anschluss erfolgt. Alternativ oder ergänzend kann der Zustand eines Kontaktteils ermittelt werden, den das Kontaktteil unabhängig von einem Stimulus (insbesondere unabhängig von einem Kommunikations-Stimulus) durch eine und/oder unabhängig von einer Nachricht von einer Testvorrichtung aufweist. Ein Kommunikations-Stimulus ist dabei ein Stimulus (z.B. ein Strompuls), durch den eine Kommunikation über den OBD-Anschluss ausgelöst werden kann (wie beispielsweise durch einen Strompuls mit einer bestimmten Stromstärke und/oder Zeitdauer). Es kann somit der Zustand eines Kontaktteils ermittelt werden, den das Kontaktteil unabhängig von einem Kommunikations-Stimulus aufweist, der ausreichen würde, um eine Kommunikation über den OBD-Anschluss (insbesondere über das Kontaktteil) auszulösen. Andererseits kann für die Ermittlung des Zustands eines Kontaktteils ggf. ein Test-Stimulus (z.B. ein Test-Strom) verwendet werden, der derart schwach ist, dass durch den Test-Stimulus keine Kommunikation über den OBD-Anschluss (insbesondere über das Kontaktteil) ausgelöst werden kann.
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Es kann somit ein Zustand ermittelt werden, den das Kontaktteil inhärent aufweist, ohne dass ein gezielter Austausch von Nachrichten zwischen Testvorrichtung und Bordnetz erfolgt. Das Ermitteln der Zustände der Mehrzahl von Kontaktteilen kann somit vor Aussenden irgendeiner Nachricht an das Bordnetz über den OBD-Anschluss durch die Fahrzeug-externe Testvorrichtung erfolgen. Es können somit zeitaufwändige Versuchs-Kommunikationsanfragen vermieden werden.
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Das ermittelte Kommunikations-Protokoll kann es einer Fahrzeug-externen Testvorrichtung ermöglichen, Daten-Nachrichten mit einer Komponente (insbesondere mit einem Steuergerät) des Bordnetzes auszutauschen. Dabei weisen typischerweise unterschiedliche Typen von Bordnetzen unterschiedliche Kommunikations-Protokolle auf. Durch die frühzeitige Bestimmung des zu verwendenden Kommunikations-Protokolls auf Basis der inhärenten Zustände von zumindest einigen der Kontaktteile des OBD-Anschlusses können Fehlkommunikationen (ggf. komplett) vermieden werden.
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Zur Kommunikation über einen OBD-Anschluss werden typischerweise nicht alle Kontaktteile des OBD-Anschlusses verwendet. Die Teilmenge der verwendeten Kontaktteile kann sich dabei von Bordnetz-Typ zu Bordnetz-Typ unterscheiden. Die Teilmenge der verwendeten Kontaktteile ist somit typischerweise ein Hinweis auf den Bordnetz-Typ. Die ermittelte Kombination von Zuständen der Mehrzahl von Kontaktteilen kann anzeigen, welche Kontaktteile des OBD-Anschlusses verwendet werden und welche Kontaktteile nicht verwendet werden. Beispielsweise kann der vierte Zustand anzeigen, dass ein Kontaktteil nicht verwendet wird.
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Die ermittelte Kombination von Zuständen der Mehrzahl von Kontaktteilen kann somit anzeigen, welche Teilmenge von Kontaktteilen (für eine Kommunikation) verwendet wird. Des Weiteren kann die ermittelte Kombination von Zuständen der Mehrzahl von Kontaktteilen anzeigen, wie bzw. für welchen Zweck (z.B. als Referenz-Potential, zur Übertragung von Daten, etc.) die einzelnen Kontaktteile der Teilmenge von Kontaktteilen verwendet werden. Auf Basis der Kombination von Zuständen der Mehrzahl von Kontaktteilen kann somit in zuverlässiger Weise ein Bordnetz-Typ und das für die Kommunikation mit dem Bordnetz-Typ zu verwendende Kommunikations-Protokoll ermittelt werden. Dabei kann das Kommunikations-Protokoll für einen Bordnetz-Typ auch definieren, welche Kontaktteile der Mehrzahl von Kontaktteile für die Kommunikation mit dem Bordnetz-Typ zu verwenden sind.
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Das Verfahren kann weiter umfassen, das Detektieren eines fehlerhaften Kontaktteils auf Basis der ermittelten Kombination von Zuständen der Mehrzahl von Kontaktteilen. Beispielsweise kann durch den o.g. Vergleich der ermittelten Kombination von Zuständen ermittelt werden, dass die ermittelte Kombination bis auf den Zustand eines bestimmten Kontaktteils einer Referenz-Zustands-Kombination entspricht. Dies kann ein Hinweis darauf sein, dass das bestimmte Kontaktteil defekt ist. Alternativ oder ergänzend kann ermittelt werden, dass ein bestimmtes Kontaktteil einen undefinierten Pegel aufweist. Auch dies kann ggf. ein Hinweis auf ein defektes Kontaktteil sein.
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Gemäß einem weiteren Aspekt wird eine Fahrzeug-externe Vorrichtung (insbesondere ein Testvorrichtung) zur Kommunikation mit einer Komponente eines Bordnetzes eines Fahrzeugs beschrieben. Das Bordnetz umfasst einen OBD-Anschluss mit einer Mehrzahl von Kontaktteilen. Die Vorrichtung ist eingerichtet, eine Kombination von Zuständen der Mehrzahl von Kontaktteilen des OBD-Anschlusses zu ermitteln. Die Vorrichtung ist weiter eingerichtet, in Abhängigkeit von der Kombination von Zuständen der Mehrzahl von Kontaktteilen ein Kommunikations-Protokoll zur Kommunikation mit der Komponente des Bordnetzes zu bestimmen.
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Insbesondere kann die Vorrichtung eingerichtet sein, auf eine Tabelle zuzugreifen, die für unterschiedliche Typen von Bordnetzen jeweilige Referenz-Zustands-Kombinationen anzeigt. Dabei zeigt die Referenz-Zustands-Kombination eines bestimmten Bordnetz-Typs die (erwartete) Kombination von Zuständen der Mehrzahl von Kontaktteilen für den bestimmten Bordnetz-Typ an. Des Weiteren kann die Tabelle für die unterschiedlichen Typen von Bordnetzen das jeweils zu verwendende Kommunikations-Protokoll anzeigen.
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Die Vorrichtung kann dann weiter eingerichtet sein, das Kommunikations-Protokoll zur Kommunikation mit der Komponente des Bordnetzes in Abhängigkeit von der Tabelle zu bestimmen. Insbesondere kann die der ermittelten Kombination von Zuständen entsprechende Referenz-Zustands-Kombination ermittelt werden, die dann (über die Tabelle) das zu verwendende Kommunikations-Protokoll anzeigt.
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Die Vorrichtung kann eingerichtet sein, für das Ermitteln eines Zustands eines Kontaktteils einen Pegel des Kontaktteils in einem Ruhezustand des Kontaktteils zu erfassen. Der Zustand des Kontaktteils kann dabei ermittelt werden, noch bevor die Vorrichtung irgendeine Nachricht an das Bordnetz sendet.
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Gemäß einem weiteren Aspekt wird ein Verfahren zur Bestimmung eines Typs eines Kommunikations-Bordnetzes eines Fahrzeugs beschrieben. Das Bordnetz umfasst einen OBD-Anschluss mit einer Mehrzahl von Kontaktteilen. Der OBD-Anschluss ermöglicht es einer Fahrzeug-externen Vorrichtung mit dem Bordnetz des Fahrzeugs, insbesondere mit einer Komponente (z.B. mit einem Steuergerät) des Bordnetzes, zu kommunizieren. Die Merkmale des Verfahrens zur Bestimmung eines Kommunikations-Protokolls sind in entsprechender Weise auf das Verfahren zur Bestimmung des Typs eines Bordnetzes anwendbar.
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Das Verfahren umfasst das Ermitteln einer Kombination von Zuständen der Mehrzahl von Kontaktteilen des OBD-Anschlusses. Außerdem umfasst das Verfahren das Bestimmen des Typs des Bordnetzes in Abhängigkeit von der Kombination von Zuständen der Mehrzahl von Kontaktteilen. Insbesondere kann dabei ein Bordnetz-Typ aus einer Mehrzahl von unterschiedlichen Bordnetz-Typen ausgewählt werden. Zu diesem Zweck kann die ermittelte Kombination von Zuständen mit einer Mehrzahl von Referenz-Zustands-Kombinationen für die Mehrzahl von unterschiedlichen Bordnetz-Typen verglichen werden. Nach Ermittlung des Bordnetz-Typs können z.B. Wartungsmaßnahmen spezifisch, in Abhängigkeit von dem ermittelten Bordnetz-Typs, angepasst und durchgeführt werden.
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Gemäß einem weiteren Aspekt wird ein Software (SW) Programm beschrieben. Das SW Programm kann eingerichtet werden, um auf einem Prozessor ausgeführt zu werden, und um dadurch das in diesem Dokument beschriebene Verfahren auszuführen.
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Gemäß einem weiteren Aspekt wird ein Speichermedium beschrieben. Das Speichermedium kann ein SW Programm umfassen, welches eingerichtet ist, um auf einem Prozessor ausgeführt zu werden, und um dadurch das in diesem Dokument beschriebene Verfahren auszuführen.
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Es ist zu beachten, dass die in diesem Dokument beschriebenen Verfahren, Vorrichtungen und Systeme sowohl alleine, als auch in Kombination mit anderen in diesem Dokument beschriebenen Verfahren, Vorrichtungen und Systemen verwendet werden können. Desweiteren können jegliche Aspekte der in diesem Dokument beschriebenen Verfahren, Vorrichtungen und Systemen in vielfältiger Weise miteinander kombiniert werden. Insbesondere können die Merkmale der Ansprüche in vielfältiger Weise miteinander kombiniert werden.
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Im Weiteren wird die Erfindung anhand von Ausführungsbeispielen näher beschrieben. Dabei zeigen
- 1 ein beispielhaftes Kommunikationssystem mit einem Fahrzeug und einer externen Testvorrichtung;
- 2 eine beispielhafte Buchse für eine OBD-Schnittstelle; und
- 3 ein Ablaufdiagramm eines beispielhaften Verfahrens zur Bestimmung des Kommunikations-Protokolls eines Fahrzeug-Bordnetzes.
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Wie eingangs dargelegt, befasst sich das vorliegende Dokument mit der effizienten und zuverlässigen Bestimmung eines Protokolls, das es einem externen Testcomputer ermöglicht, über einen OBD-Anschluss mit einer Komponente eines Bordnetzes eines Fahrzeugs zu kommunizieren. In diesem Zusammenhang zeigt 1 ein Kommunikationssystem 100 mit dem Bordnetz 110 eines Fahrzeugs und einem Testcomputer 120, die über eine Kommunikationsleitung 121 miteinander verbunden sind. Das Bordnetz 110 umfasst z.B. einen zentralen Kommunikations-Gateway 111 und ein oder mehrere Steuergeräte 113, die über Bordnetz-Leitungen 114 miteinander verbunden sind, um Daten austauschen zu können. Die Kommunikationsleitung 121 ist über einen OBD-Anschluss 112 des Bordnetzes 110 mit dem Bordnetz 110 verbunden.
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2 zeigt einen beispielhaften OBD-Anschluss 112 (insbesondere eine OBD-Buchse) mit mehreren Kontaktteilen 200. Die einzelnen Kontaktteile 200 haben typischerweise unterschiedliche Funktionen. Insbesondere können ein oder mehrere Kontaktteile 200 für ein bestimmtes BUS-System (z.B. für einen CAN-Bus) verwendet werden. Des Weiteren können einzelne Kontaktteile 200 zur Bereitstellung der Masse des Fahrzeugs, zur Bereitstellung der Signal-Masse und/oder zur Bereitstellung eines Signalpegels (z.B. von 12V) verwendet werden.
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Zur Reparatur eines Kraftfahrzeugs kann somit ein OBD-Testcomputer 120 (bzw. ein Tester) verwendet werden, der elektronisch mit den Steuergeräten 113 im Fahrzeug Daten austauschen kann. Die Steuergeräte 113 sind untereinander und mit dem OBD-Anschluss 112 des Fahrzeugs über ein Kommunikationsnetz 114 verbunden. Der Tester 120 kann über eine Leitung 121 an den OBD-Anschluss 112 angesteckt werden.
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Die Bordnetze 110 verschiedener Fahrzeuggenerationen sind typischerweise unterschiedlich, so dass der Tester 120 für den Datenaustausch mit den Steuergeräten 113 unterschiedliche Verfahren bzw. Kommunikations-Protokolle verwenden muss. Dabei ist es aus wirtschaftlichen und praktischen Gründen vorteilhaft, dass ein einziger Tester 120 mit unterschiedlichen Fahrzeuggenerationen kommunizieren kann. Der Tester 120 sollte somit in der Lage sein, den Bordnetz-Typ eines Fahrzeugs zu erkennen und das passende Kommunikationsverfahren zur Kommunikation mit dem Bordnetz 110 auszuwählen.
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Die Erkennung des Bordnetz-Typs kann derart erfolgen, dass der Tester 120 mehrere unterschiedliche Kommunikations-Protokolle ausprobiert bis eine Kommunikation mit einer Komponente 111, 113 des Bordnetzes 110 zustande kommt. Das Durchprobieren von unterschiedlichen Kommunikationsverfahren ist jedoch kompliziert und zeitaufwändig. Für den Test eines möglichen ersten Kommunikationsverfahrens können bestimmte Kontaktteile des OBD-Anschlusses 112 aktiviert werden, und es können bestimmte Signale über die aktivierten Kontaktteile 200 gesendet werden, um eine Kommunikationsverbindung mit einer Komponente 111, 113 des Bordnetzes 110 aufzubauen.
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Wenn mit dem ersten Kommunikationsverfahren keine Kommunikation aufgebaut werden konnte, so kann die erforderliche Konfiguration des OBD-Anschlusses 112 für ein mögliches zweites Kommunikationsverfahren eingestellt werden, und es kann versucht werden, mittels des zweiten Kommunikationsverfahrens eine Kommunikation aufzubauen, usw. Nach jedem Fehlversuch sind typischerweise Wartezeiten einzuhalten. Wenn nach Probieren aller möglichen Kommunikationsverfahren keine der verwendeten Einstellungen eine Kommunikation ermöglicht, kann die Ursache des Scheiterns typischerweise nicht zuverlässig ermittelt werden.
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Die unterschiedlichen Kommunikationsverfahren für unterschiedliche Typen von Bordnetzen 110 weisen typischerweise unterschiedliche Funktions-Belegungen der Kontaktteile 200 des OBD-Anschlusses 112 auf. Als Folge daraus weisen die Kontaktteile 200 ggf. unterschiedliche Zustände auf. Beispielhafte Zustände eines Kontaktteils 200 sind,
- • das Kontaktteil 200 befindet sich auf einem zeitlich konstanten High-Pegel (z.B. auf dem Signalpegel von 12V);
- • das Kontaktteil 200 befindet sich auf einem zeitlich konstanten Low-Pegel (z.B. auf der Signal-Masse);
- • das Kontaktteil 200 wechselt mit der Zeit zwischen dem High-Pegel und dem Low-Pegel (z.B. zur Übertragung von Daten); und/oder
- • das Kontaktteil 200 befindet sich auf einem undefinierten Pegel (z.B. wenn das Kontaktteil 200 nicht mit dem Bordnetz 110 verbunden ist).
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Für unterschiedliche Typen von Bordnetzen 110 können jeweils Listen bzw. eine Tabelle erstellt werden, die die Zustände der einzelnen Kontaktteile 200 des OBD-Anschlusses 112 des Fahrzeugs anzeigen. Insbesondere kann eine Tabelle mit Referenz-Zustands-Kombinationen für unterschiedliche Typen von Bordnetzen 110 erstellt werden. Des Weiteren können die jeweiligen Kommunikationsverfahren festgelegt werden, die für die unterschiedlichen Typen von Bordnetzen 110 zu verwenden sind. Es kann somit eine Look-Up-Tabelle (LUT) bereitgestellt werden, die für unterschiedliche Typen von Bordnetzen 110 die Referenz-Zustands-Kombinationen der einzelnen Kontaktteile 200 des OBD-Anschlusses 112 und die zu verwendenden Kommunikationsverfahren anzeigt.
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Die Testvorrichtung 120 kann dann nach Anstecken der Leitung 121 an den OBD-Anschluss 112 eines Fahrzeugs den Zustand der einzelnen Kontaktteile 200 des OBD-Anschlusses 112 ermitteln. Die ermittelte Kombination von Zuständen kann dann mit der LUT verglichen werden, um das zu verwendende Kommunikationsverfahren zu bestimmen. Im Anschluss daran kann direkt das korrekte Kommunikationsverfahren verwendet werden, um eine Kommunikationsverbindung zu einer Komponente 111, 113 des Bordnetzes 110 des Fahrzeugs aufzubauen.
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Der Tester 120 ist somit eingerichtet, festzustellen, welche Kontaktteile 200 im OBD-Anschluss 112 belegt sind und welche Signale bzw. Signalpegel an den einzelnen Kontaktteilen 200 anliegen. Die Erkennung ist dabei Hardware getrieben, d.h. es wird anhand der Charakteristik bzw. der Eigenschaften belegter Pins 200 und der Signalpegel oder der Abfolge bestimmter Signalpegel auf einzelnen Pins 200 bestimmt, welche Einstellungen für eine erfolgreiche Kommunikation mit dem Bordnetz 110 vorgenommen werden müssen.
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3 zeigt ein Ablaufdiagramm eines beispielhaften Verfahrens 300 zur Bestimmung eines Kommunikations-Protokolls zur Kommunikation mit einem Bordnetz 110 eines Fahrzeugs über einen OBD-Anschluss 112. Dabei umfasst der OBD-Anschluss 112 eine Mehrzahl von Kontaktteilen 200 bzw. Pins. Über ein Kontaktteil 200 kann typischerweise eine Signalleitung zur Übertragung von Daten aufgebaut werden. Zur Übertragung von Daten kann ein Pegel bzw. ein Spannungs-Potential an dem Kontaktteil 200 mit der Zeit und in Abhängigkeit der zu übertragenden Daten zwischen einem High-Pegel und einem Low-Pegel variieren.
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Das Verfahren 300 umfasst das Ermitteln 301 einer Kombination von Zuständen der Mehrzahl von Kontaktteilen 200 des OBD-Anschlusses 112. Insbesondere kann für jeden der Mehrzahl von Kontaktteilen 200 ermittelt werden, ob das Kontaktteil 200 einen zeitlich festen High-Pegel, einen zeitlich festen Low-Pegel oder mit der Zeit abwechselnde High-Pegel und Low-Pegel aufweist. Dabei können die Zustände zu einem Zeitpunkt ermittelt werden, an dem keinerlei weitere Interaktionen zwischen einer Fahrzeug-externen Testvorrichtung 120 und dem Bordnetz 110 über den OBD-Anschluss 112 erfolgen (insbesondere keine Kommunikation von der Testvorrichtung 120 zum Bordnetz 110).
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Außerdem umfasst das Verfahren 300 das Bestimmen 302 des Kommunikations-Protokolls in Abhängigkeit von der Kombination von Zuständen der Mehrzahl von Kontaktteilen 200. Insbesondere kann anhand der Kombination von Zuständen von zumindest einigen der Kontaktteile 200 des OBD-Anschlusses 112 ermittelt werden, um welchen Typ von Bordnetz 110 es sich handelt. Aus dem Bordnetz-Typ kann dann auf das zu verwendende Kommunikations-Protokoll geschlossen werden (z.B. über die in diesem Dokument beschriebene LUT).
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Das beschriebene Verfahren 300 und die beschriebene Vorrichtung 120 ermöglichen es, schnell und zuverlässig eine Kommunikation mit Komponenten 111, 113 eines bestimmten Bordnetzes 110 aufzubauen. Des Weiteren kann durch die Überprüfung der Zustände der einzelnen Kontaktteile 200 gezielt ein möglicher Fehler an der OBD-Schnittstelle detektiert werden. Insbesondere kann gezielt ein defekter Kontakt detektiert werden.
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Die vorliegende Erfindung ist nicht auf die gezeigten Ausführungsbeispiele beschränkt. Insbesondere ist zu beachten, dass die Beschreibung und die Figuren nur das Prinzip der vorgeschlagenen Verfahren, Vorrichtungen und Systeme veranschaulichen sollen.