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Die Anmeldung betrifft ein Verfahren zum Optimieren der Umfeldsensierung in einem Fahrzeug sowie eine Anordnung zum Durchführen des Verfahrens. Moderne Fahrzeuge verfügen über eine Vielzahl von Umfeldsensoren, mit deren Hilfe sie ihre unmittelbare Umgebung sensieren. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse über das aktuelle Umfeld des Fahrzeugs werden u.a. für Assistenzfunktionen benötigt. Da solche Assistenzfunktionen je nach Anwendung auch aktiv in die Fahrzeugführung eingreifen, ist es aus Sicherheitsgründen besonders wichtig, dass die Sensierung des Fahrzeugumfelds möglichst genau erfolgt.
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Durch verschiedene Umweltbedingungen kann jedoch die Erkennung des Fahrzeugumfelds mittels der Umfeldsensorik oder durch den Fahrzeugführer beeinträchtigt werden. So kann es beispielsweise durch eine tief stehende Sonne zu einer direkten Blendung des Fahrzeugführers oder einer das Fahrzeugumfeld erfassenden Kamera führen. Solche Blendungen sind auch bei Reflexionen der Sonnenstrahlen beispielsweise an spiegelnden Häuserfassaden möglich. Ähnliche optische Beeinträchtigungen können sich beispielsweise bei spiegelnden Fahrbahnen aufgrund von Lichtbrechungseffekten ergeben. Diese örtlich und zeitlich vorhersagbar auftretenden Störeffekte führen aufgrund von Überbelichtung oder Kontrastveränderung zu Schwierigkeiten in der Umfelderkennung bei der Verwendung von Kamerasystemen. Da sich bei Blendung und plötzlichen Helligkeitsänderungen auch die Augen des Fahrzeugführers nicht schnell und ausreichend genug anpassen können, steigt auch die Gefahr für Verkehrsunfälle. Insbesondere bei Fahrten auf unbekannten Strecken treten Blendungen für den Fahrer in der Regel plötzlich und nicht vorhersehbar auf.
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Neben der Blendung können jedoch auch andere externe Störfaktoren zu Beeinträchtigungen der Umfelderfassung mittels der der Umfeldsensorik führen. Beispielsweise können an bestimmten Orten durch Bebauung ungünstige Reflexionsbedingungen entstehen, durch welche Radarstrahlen in unerwünschter Weise reflektiert werden, was zu Beeinträchtigungen der Umfelderfassung mittels Radar führt. Auch temporäre Ereignisse, wie zum Beispiel Baustellen, können zu ungewünschten Radarreflexionen führen. Ferner senden die im Straßenbau eingesetzten Presslufthammer bestimmte Ultraschallsignale aus, die zu Störungen bei Einparksystemen führen können, welche Ultraschallsensoren verwenden.
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Es ist daher Aufgabe der Erfindung, Beeinträchtigungen der Erfassung oder Sensierung der Fahrzeugumgebung zu reduzieren, welche durch vorhersagbare externe Störfaktoren verursacht werden. Diese Aufgabe wird durch ein Verfahren gemäß Anspruch 1 gelöst. Ferner wird die Aufgabe durch eine Anordnung gemäß Anspruch 10 gelöst. Weitere vorteilhafte Ausführungsformen sind in den abhängigen Ansprüchen angegeben.
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Gemäß der Erfindung ist ein Verfahren zum Optimieren der Umfeldsensierung in einem Fahrzeug vorgesehen, wobei das Fahrzeug sein Umfeld mit wenigstens einem Umfeldsensor erfasst. Das Fahrzeug empfängt dabei von einem externen Serversystem Informationen über zeitlich und/oder örtlich begrenzt auftretende externe Störfaktoren, welche störend auf den wenigstens einen Umfeldsensor einwirken können. Dabei verwendet das Fahrzeug die empfangenen Informationen zum Aktivieren wenigstens einer Gegenmaßnahme zur Reduktion von Störungen der Umfeldsensierung durch die externen Störfaktoren. Durch die Übermittlung der Informationen von dem externen Serversystem erhält das Fahrzeug eine erweiterte Kenntnis seines Umfelds, sodass auch auf unerwartete Umweltbedingungen reagieren kann. Mittels dieser Erkenntnisse kann das Fahrzeug bereits vor dem Auftreten eines externen Störfaktors geeignete Gegenmaßnahmen zur Reduktion der von dem externen Störfaktor ausgehenden Gefahr einleiten. Somit kann insgesamt die Fahrsicherheit des Fahrzeugs verbessert werden.
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In einer Ausführungsform ist vorgesehen, dass das Fahrzeug die empfangenen Informationen zur Steuerung der Umfeldsensierung mit dem wenigstens einen Umfeldsensor verwendet. Indem das Fahrzeug anhand der empfangenen Informationen aktiv in die Steuerung der Umfeldsensierung eingreift, kann es eine Fehlinterpretation des Fahrzeugumfelds, welche aus einer Störung wenigstens eines Umfeldsensors resultiert, wirksam verhindern.
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In einer weiteren Ausführungsform ist vorgesehen, dass das Fahrzeug eine Fusion verschiedener Umfeldsensoren zur Umfeldsensierung verwendet, wobei die Signale der verschiedenen Umfeldsensoren mit jeweils individueller Gewichtung berücksichtigt werden. Das Fahrzeug verwendet dabei die empfangenen Informationen zur Bestimmung des Gewichtungsfaktors wenigstens eines der Umfeldsensoren. Durch das Ausblenden einzelner Umfeldsensoren, welche von der bevorstehenden Störung betroffen sind, kann die Genauigkeit der Umfeldsensierung in kritischen Situationen verbessert werden. Somit lässt sich insgesamt die Fahrsicherheit des Fahrzeugs erhöhen.
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In einer weiteren Ausführungsform ist vorgesehen, dass das Fahrzeug einen Umfeldsensor temporär abschaltet, wenn die Auswertung der empfangenen Informationen ergibt, dass eine Störung der Umfeldsensierung des jeweiligen Umfeldsensors durch bestimmte externe Störfaktoren bevorsteht. Durch das präventive Abschalten einzelner Umfeldsensoren können fehlerhafte Interpretationen des Fahrzeugumfelds aufgrund einer Störung der jeweiligen Umfeldsensoren besonders wirksam vermieden werden.
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In einer weiteren Ausführungsform ist vorgesehen, dass das Fahrzeug die Fahrzeugführung von einem Autopilot an den Fahrzeugführer übergibt, wenn die Auswertung der empfangenen Informationen eine bevorstehende Störung der Umfeldsensierung wenigstens eines Umfeldsensors durch bestimmte externe Störfaktoren ergibt. Hierdurch kann wirkungsvoll verhindert werden, dass der Autopilot aufgrund eines falschen Umfeldsensorsignals ein unerwünschtes Fahrmanöver durchführt.
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In einer weiteren Ausführungsform ist vorgesehen, dass das Fahrzeug einen Warnhinweis an den Fahrzeugführer ausgibt, wenn die Auswertung der empfangenen Informationen ergibt, dass eine Störung der Umfeldsensierung durch bestimmte externe Störfaktoren bevorsteht. Durch den Warnhinweis wird der Fahrzeugführer rechtzeitig in Kenntnis gesetzt, dass demnächst unerwartete Umweltbedingungen auftreten können, welche als Störfaktoren die Umfeldsensierung mittels der Umfeldsensoren bzw. seine eigene Erfassung des Fahrzeugumfelds beeinträchtigen können. Somit können falsche Reaktionen des Fahrzeugführers aufgrund des plötzlichen Auftretens störender Umweltbedingungen vermieden und die Fahrsicherheit damit erhöht werden.
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In einer weiteren Ausführungsform ist vorgesehen, dass das Fahrzeug externe Störfaktoren erfasst, welche zeitlich und/oder örtlich begrenzt auftreten und störend auf wenigstens einen Umfeldsensor des Fahrzeugs einwirken. Dabei übermittelt das Fahrzeug geocodierte und mit einem Zeitstempel versehene Informationen über die externen Störfaktoren an das externe Serversystem. Je mehr Fahrzeuge externe Störfaktoren erfassen und entsprechende Informationen an das externe Serversystem übermitteln, umso genauer und aktueller sind die dem Serversystem und damit auch den Fahrzeugen zur Verfügung stehenden Daten. Dies ermöglicht es dem externen Serversystem auch Informationen über nicht vorhersagbare Einschränkungen, wie zum Beispiel Baustellen oder Unfälle an die Fahrzeuge zu entsprechender Verwertung zu übermitteln.
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Ferner ist in einer weiteren Ausführungsform vorgesehen, dass das Serversystem dem Fahrzeug mit den Informationen zu wenigstens einem externen Störfaktor auch eine Wahrscheinlichkeit für das Auftreten des jeweiligen externen Störfaktors übermittelt, wobei die Wahrscheinlichkeit umso höher ausfällt, je öfter der betreffende externe Störfaktor dem externen Serversystem gemeldet wurde. Das Fahrzeug berücksichtigt dabei die Wahrscheinlichkeiten bei der Steuerung der Umfeldsensierung mithilfe wenigstens eines Umfeldsensors. Mithilfe der für verschiedene externe Störfaktoren ermittelten und dem Fahrzeug bereitgestellten Eintrittswahrscheinlichkeiten kann das Fahrzeug keine besonders genaue Steuerung der Umfeldsensierung durchführen. Insbesondere kann das Fahrzeug abhängig von der jeweiligen Eintrittswahrscheinlichkeit entscheiden, welche Gegenmaßnahmen zur Reduktion möglicher Störungen der Umfeldsensierung ergriffen werden sollen.
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Im Folgenden wird die Erfindung anhand von Figuren näher beschrieben. Dabei zeigen:
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1 schematisch ein Fahrzeug mit Umfeldsensoren, einer Steuereinrichtung und einer Kommunikationseinrichtung;
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2 schematisch ein einer Blendung durch die Sonne ausgesetztes Fahrzeug und ein mit dem Fahrzeug drahtlos kommunizierendes Serversystem;
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3 schematisch ein durch eine Reflexion an einem Gebäude geblendetes Fahrzeug und das mit dem Fahrzeug drahtlos kommunizierende Serversystem; und
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4 schematisch ein Fahrzeug mit einer durch ein im Sichtbereich des Fahrzeugs angeordnetes Objekt beeinträchtigen Umfeldsensierung sowie ein mit dem Fahrzeug drahtlos kommunizierendes Serversystem.
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Moderne Fahrzeuge sind in der Lage, ihre Umgebung mittels Umfeldsensoren zu erfassen. Hierbei kommen neben Ultraschallsensoren und Radarsensoren insbesondere auch optische Sensoren, wie zum Beispiel Videokameras und Lidarsysteme, zum Einsatz. Die 1 zeigt schematisch ein solches Fahrzeug 100, welches zwei Umfeldsensoren 110, 120 zur Sensierung seines Umfelds aufweist. Der erste Umfeldsensor 110 ist im vorliegenden Beispiel in Form einer Videokamera zur optischen Fassung eines Frontbereichs vor dem Fahrzeug ausgebildet. Bei dem zweiten Umfeldsensor 120 handelt es sich beispielsweise um einen scannenden Umfeldsensor, welcher akustische oder elektromagnetische Wellen aussendet und die an Objekten in der Umgebung des Fahrzeugs reflektierten Wellen wieder empfängt. Hierbei kann es sich beispielsweise um einen Ultraschallsensor, einen Radarsensor oder einen Lidarsensor handeln. Die Umfeldsensoren 110, 120 sind an eine Steuereinrichtung 140 angeschlossen, welche die Umfeldsensoren steuert. Die Steuereinrichtung 140 wertet die Sensorsignale der beiden Umfeldsensoren 110, 120 aus und verwendet die dabei gewonnenen Informationen über das Fahrzeugumfeld zur Steuerung des Fahrzeugs. Hierzu kann die Steuereinrichtung 140 auch als Teil einer übergeordneten Fahrzeugsteuerung ausgebildet sein. Wie aus der 1 ferner ersichtlich ist, umfasst das Fahrzeug 100 ferner eine Kommunikationseinrichtung 130 zum Aufbau einer drahtlosen Kommunikationsverbindung zu einem Serversystem (hier nicht gezeigt). Zur Ausgabe von Warnungen, Hinweisen und anderen Informationen umfasst das Fahrzeug ferner eine an der Steuereinrichtung 140 angeschlossene Ausgabeeinrichtung 150. Die Ausgabeeinrichtung 150 ist beispielsweise in Form eines Lautsprechers ausgebildet.
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Bestimmte Umgebungsbedingungen, wie zum Beispiel Gegenlicht durch Sonnenblendung oder spiegelnde Fahrbahn aufgrund von Lichtbrechung stellen wiederkehrende zeitlich beschränkte Effekte dar, welche vorhersagbar in Ort, Zeit und Datum sind. Die genannten Effekte stellen für Fahrzeug-Kamerasysteme externe Störfaktoren dar, da sie zu Überbelichtung oder Kontrastveränderung und damit zu Schwierigkeiten in der Umfelderkennung führen. Da auch das menschliche Auge sich nicht schnell genug an Helligkeitsänderungen oder Blendungen anpassen kann, stellen die genannten Effekte auch für den Fahrzeugführer externe Störfaktoren dar. Dabei kann Blendung so stark sein, dass für kurze Zeit nichts erkannt werden kann. Da Blendungen für den ortsunkundigen Fahrer oft plötzlich und nicht vorhersagbar auftreten, können sie leicht zu Unfällen führen.
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Die 2 zeigt das Fahrzeug aus 1 in einer typischen Fahrsituation, in welcher das Fahrzeug 100 seine Umgebung mittels wenigstens einer Videokamera 110 erfasst. Wie aus der 2 ersichtlich ist, kann es bei einer tief stehenden Sonne 410 zu einer Blendung der Videokamera 110 kommen, welche zu Überbelichtungen und Kontrastveränderungen des Videobildes und damit zur Störung der Umfeldsensierung mittels der Videokamera führt. Die Blendung, welche neben dem Kamerasystem auch den Fahrzeugführer betreffen kann, kann auch durch ein am Boden reflektiertes Sonnenlicht 412 hervorgerufen werden. Solche Reflexionen können beispielsweise bei einer regennassen Fahrbahn 400 auftreten. Aber auch Schnee, Eis, spiegelnder Straßenbelag oder spiegelnde bodennahe Luftschichten können zu entsprechenden Reflexionen des Sonnenlichts am Boden führen. Ferner können bestimmte Wetterphänomene, wie z. B. Wolken 420 oder Regen 421, die direkte Blendung durch Sonnenlicht reduzieren bzw. verstärken.
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Um die Gefahr dieser durch externe Störfaktoren verursachten Störungen der Umfeldsensierung mittels Umfeldsensoren bzw. der Umfelderfassung durch den Fahrzeugführer zu reduzieren, können Informationen zu den zeitlich und örtlich begrenzt auftretenden externen Störfaktoren in einem zentralen Serversystem gesammelt und dem Fahrzeug bei Bedarf zur Verfügung gestellt werden. Das Fahrzeug kann mit den ihm zur Verfügung gestellten Informationen geeignete Gegenmaßnahmen im Hinblick auf die bevorstehende Störung der Sensierung bzw. der Erfassung des Fahrzeugumfelds einleiten. Wie aus der 2 ersichtlich ist, weist das Fahrzeug 100 eine entsprechende Kommunikationseinrichtung 130 zum Aufbau einer drahtlosen Kommunikationsverbindung 310 mit einer entsprechenden Kommunikationseinrichtung 220 des Serversystems 200 auf. Das Serversystem 200, welches beispielsweise in Form eines Cloudservers ausgebildet sein kann, umfasst ferner eine Steuereinrichtung 210 zum Steuern des Verfahrens und eine Speichereinrichtung 230, in welcher Informationen zu verschiedenen externen Störfaktoren mit entsprechenden Orts- und/oder Zeitangaben gespeichert werden. Im Betrieb übermittelt das Serversystem 200 dem Fahrzeug 100 über die drahtlose Kommunikationsverbindung 310 bestimmte Informationen zu externen Störfaktoren, welche am jeweiligen Ort des Fahrzeugs auftreten können. Die beispielsweise in Form einer Liste übermittelten Informationen sind vorzugsweise geocodiert und enthalten bei zeitlich begrenzt auftretenden externen Störfaktoren vorzugsweise auch Zeitangaben, z.B. Datum und Zeit, zu welchen mit dem Auftreten der externen Störfaktoren zu rechnen ist. Darüber hinaus können die vom Serversystem 200 bereitgestellten Funktionen auch Angaben zu bestimmten Einflussgrößen enthalten, welche die Störfaktoren selbst oder die durch die Störfaktoren verursachten Effekte beeinflussen. Hierzu zählen beispielsweise Wetterinformationen und Informationen über bestimmte Wolkenformationen.
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Die vom Serversystem 200 mittels der Kommunikationseinrichtung 220 gesendeten Informationen werden von der fahrzeugseitigen Kommunikationseinrichtung 130 empfangen und an die Steuereinrichtung 140 des Fahrzeugs 100 weitergegeben. Die Steuereinrichtung 140 wertet die empfangenen Informationen aus und leitet vorzugsweise noch vor dem Auftreten einer durch einen externen Störfaktor verursachten Störung der Sensierung bzw. Erfassung des Fahrzeugumfelds wenigstens eine geeignete Gegenmaßnahme ein, durch welche die Störung selbst bzw. die Folgen dieser Störung reduziert bzw. verhindert werden. Die Auswertung kann eine Plausibilisierung umfassen, wobei beispielsweise die der aktuelle Ort, Zeit und Datum des Fahrzeugs 100 mit entsprechenden Orts- und Zeitangaben in den vom Serversystem 200 erhaltenen Informationen abgeglichen werden. Wird dabei festgestellt, dass sich das Fahrzeug 100 einem Ort nähert, an welchem ein entsprechender externer Störfaktor gemeldet wurde, kann die Steuereinrichtung 140 entsprechende präventive Gegenmaßnahmen ergreifen, wie z. B. die betreffenden Umfeldsensoren abschalten, die Fahrzeugführung vom Autopilot an den Fahrzeugführer übergeben oder den Fahrzeugführer rechtzeitig auf das Auftreten der entsprechenden Störung hinweisen. Verwendet das Fahrzeug unterschiedliche physikalische Sensorprinzipien in einer Fusion, um die Vor- und Nachteile der einzelnen Sensoren auszugleichen, kann es Störungen einzelner Umweltsensoren in der Fusion berücksichtigen. Als sinnvolle Gegenmaßnahme kann beispielsweise die Gewichtung in der Relevanz des Signals des von der Störung betroffenen Umfeldsensors für die Zeit der Störung reduziert werden. Zum Beispiel werden Radarsensoren, welche Abstände besser sensieren, und Videosensoren, welche Fahrbahnmarkierungen besser erkennen, häufig in Fusion miteinander betrieben, um einen Umgebungsbild zu erzeugen, welches hochwertiger ist als das mit der Verwendung eines einzelnen dieser Sensoren möglich ist. Durch die Fusion können unter anderem qualitativ hochwertige Aussagen über Abstände in einer Fahrspur bzw. der Nachbarspur gemacht werden. Tritt nun beispielsweise eine Störung des Videosensors aufgrund einer Blendung auf, so kann der Gewichtungsfaktor des Videosensors in der Fusion reduziert werden und das Umgebungsbild für die Zeit der Störung hauptsächlich auf Grundlage der Radarsignale generiert werden.
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Bei externen Störfaktoren, welche vorhersagbar in Zeit und Datum auftreten, können zu dem vom Serversystem 200 dem Fahrzeug 100 zur Verfügung gestellten Informationen entsprechende Zeitangaben enthalten sein. Das Fahrzeug 100 vergleicht in diesem Fall diese Zeitangaben mit der aktuellen Zeit bzw. dem aktuellen Datum und entscheidet auf Grundlage dieses Vergleichs, ob und welche Gegenmaßnahmen ergriffen werden sollen.
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Neben der in 2 gezeigten Blendung durch direktes oder am Boden reflektiertes Sonnenlicht 411, 412 kann auch an Gebäuden und anderen Gegenständen, wie zum Beispiel Straßenschilder, reflektiertes Sonnenlicht 413 zu Blendungen des Fahrzeugs 100 führen. Hierzu zeigt die 3 eine entsprechende Verkehrssituation, bei der sich das Fahrzeug auf ein Gebäude 430 mit einer spiegelnden Fassade 431 zubewegt. Wie hier ersichtlich ist, tritt diese Art von Blendung nur auf, wenn das Fahrzeug 110 in einen örtlich beschränkten Bereich hineinfährt, in dem das Fahrzeug 100, die Sonne 410 und das Gebäude 430 in einem bestimmten geometrischen Verhältnis zueinander stehen. Da sich die Position der Sonne 410 am Himmel aufgrund der Erdrotation stetig ändert, ändert sich entsprechend auch der Ort, in dem das für die Blendung notwendige geometrische Verhältnis erfüllt ist. Die vom Serversystem 200 dem Fahrzeug 100 über die drahtlose Kommunikationsverbindung 300 bereitgestellten Informationen zu einer möglichen Blendung aufgrund von der Reflexion des Sonnenlichts am Gebäude 430 enthalten somit sinnvollerweise neben der relevanten Zeitangabe auch eine möglichst genaue Angabe über den Ort, an welchem mit der Blendung zu rechnen ist.
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Neben der optischen Blendungen durch Sonnenlicht können jedoch auch eine Reihe anderer Phänomene zu Störungen der Umfeldsensierung mittels der Umfeldsensorik führen. Beispielsweise können bestimmte Objekte, welche Lichtstrahlung, Radarstrahlung oder Ultraschallwellen emittieren zu Störungen der Umfeldsensierung durch den entsprechenden Video-, Radar- oder Ultraschallsensor führen. Auch solche Objekte, welche die vom Fahrzeug 100 emittierte Lichtstrahlung, Radarstrahlung oder Ultraschallwellen besonders stark oder in ungewohnter Weise reflektieren, können zu entsprechenden Störung der Umfeldsensierung mittels des jeweiligen Sensors führen. Die 4 zeigt eine entsprechende Situation, bei der sich ein Objekt 440 im Sichtbereich des Fahrzeugs 100 befindet, welches die Fahrzeugsensorik störende Licht-, Radar- oder Ultraschallsignale 441 emittiert bzw. die vom Fahrzeug 100 emittierte Licht-, Radar- oder Ultraschallsignale 121 reflektiert, wobei die reflektierten Signale 122 zu einer entsprechenden Störung der Umfeldsensorik des Fahrzeugs 100 führen.
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Bei dem Objekt kann es sich beispielsweise um ein Baustellenfahrzeug oder ein im Straßenbau gängiges Gerät handeln, wie z.B. ein Presslufthammer. Solche Presslufthammer geben Ultraschallsignale aus, welche zu entsprechenden Fehlinterpretationen durch die Ultraschallsensoren des Fahrzeugs 100, beispielsweise beim Einparkvorgang, führen können. Die dem Fahrzeug 100 in diesem Fall vom Serversystem 200 zur Verfügung gestellten Informationen enthalten daher sinnvollerweise auch Angaben dazu, dass sich eine bestimmte Störquelle an dem Ort befindet, welche entsprechende Signale emittiert bzw. reflektiert. Anhand dieser Angaben kann das Fahrzeug 100 dann entscheiden, ob und welche Gegenmaßnahmen zur Reduktion möglicher Störungen der Umfeldsensierung eingeleitet bzw. aktiviert werden sollen.
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Die im Serversystem 200 abgelegten Informationen zu verschiedenen Umgebungsbedingungen, welche als Störfaktoren auf die Umfeldsensierung bzw. Umfelderfassung wirken, können vom Betreiber selbst ermittelt werden, wobei beispielsweise Messfahrzeuge zum Einsatz kommen, offizielle Eintragungen von Baustellen ausgewertet oder reflektierende Gebäude bzw. Gegenstände durch Auswertung geeigneter Informationsquellen identifiziert werden. Alternativ oder ergänzend hierzu ist es auch möglich, dass die entsprechenden Informationen von den Fahrzeugen selbst ermittelt und dem Serversystem 200 bereitgestellt werden. Hierzu ermittelt die Fahrzeugsensorik während der Fahrt externe Störfaktoren beziehungsweise die durch die externen Störfaktoren verursachten Störungen der Umfeldsensierung und übermittelt diese Informationen geocodiert und mit Uhrzeit und Datum versehen an das Serversystem 200. Erkennt beispielsweise ein Videosensor, dass an einen bestimmten Ort zu einer bestimmten Uhrzeit eine Überbelichtung aufgetreten ist, kann er diese Information mit entsprechenden Orts- und Zeitangaben an das Serversystem 200 senden. Wird dieselbe Information von mehreren Fahrzeugen gemeldet, kann das Serversystem 200 mit hoher statistischer Wahrscheinlichkeit auf und unter Berücksichtigung der Plausibilisierung von weiteren Informationen, zum Beispiel Ort, Uhrzeit oder Wetter, von einer tatsächlichen Blendung ausgehen.
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Obwohl die Erfindung vorgehend anhand von konkreten Ausführungsbeispielen beschrieben worden ist, ist sie keineswegs darauf beschränkt. Der Fachmann wird somit die beschriebenen Merkmale geeignet abändern und miteinander kombinieren können, ohne vom Kern der Erfindung abzuweichen.