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Gebiet der Erfindung
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Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Bestimmen eines Zusammenhangs zwischen einer Rotorlage eines Elektromotors und einer Stellgliedlage eines mit dem Elektromotor verbundenen Stellglieds. Außerdem betrifft die Erfindung eine Steuerungseinheit.
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Stand der Technik
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Eine Drosselklappe für einen Verbrennungsmotor kann über ein Getriebe von einem bürstenlosen Elektromotor (beispielsweise einem BLDC-Motor) angetrieben werden. Für die Kommutierung des Motors mit Wechselstrom ist es vorteilhaft, wenn die Winkellage des Rotors bekannt ist, da in diesem Fall der Motor im „closed loop“-Betrieb geregelt werden kann, was zu einer Energieeinsparung führt. Da man keinen eigenen Lagesensor für den Rotor verbauen will, um beispielsweise Gewicht und Kosten zu sparen, wird auch versucht, die Rotorlage indirekt über einen Lagesensor der Drosselklappe zu bestimmen.
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Im Allgemeinen besteht bei Stellantrieben mit bürstenlosem Gleichstrommotor, welche über keinen eigenen Rotorlagesensor oder andere Spannungs-/Stromsensoren zur Rotorlagebestimmung verfügen, die Möglichkeit, die Kommutierung des Motors basierend auf einer Lageinformation eines Lagesensors eines mittels des Motors angetriebenen Stellglieds durchzuführen.
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Hierfür sollte der mechanische Zusammenhang ϕM = f(ϕS) zwischen der Stellgliedlage ϕS und der mechanischen Rotorlage ϕM bekannt sein, um daraus die für die Kommutierung notwendige elektrische Rotorlage ϕel = Np·ϕM zu berechnen, wobei Np die Polpaarzahl des Motors ist. Dadurch werden beispielsweise die Getriebeübersetzung und mögliche nichtlineare Zusammenhänge zwischen dem Rotor des Motors und dem Stellglied (bzw. Stellgliedlageinformation) kompensiert.
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Um diesen Zusammenhang zu ermitteln, kann der Motor mit einer vorgegebenen Kommutierung, vorzugsweise mit sehr groß gewählten Stromvektorbeträgen, gesteuert (d.h. im „open loop“-Betrieb angetrieben) und in eine bestimmte Lage bewegt werden. Dabei kann die zugehörige Lageinformation des Stellgliedlagesensors aufgezeichnet werden. Somit kann dann zu einem späteren Zeitpunkt mit einer aktuell vorliegenden Sensorlageinformation auf diese Daten zurückgegriffen und somit die Rotorlage ϕel = Np·ϕM für eine „closed loop“-Kommutierung berechnet werden.
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Offenbarung der Erfindung
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Vorteile der Erfindung
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Ausführungsformen der vorliegenden Erfindung können in vorteilhafter Weise ermöglichen, den Zusammenhang zwischen einer Rotorlage eines Elektromotors und einer Stellgliedlage eines mit dem Elektromotor verbundenen Stellglieds, beispielsweise in der Form einer Kennlinie, genau und schnell zu bestimmen.
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Ein Aspekt der Erfindung betrifft ein Verfahren zum Bestimmen eines Zusammenhangs zwischen einer Rotorlage eines Elektromotors und einer Stellgliedlage eines mit dem Elektromotor verbundenen Stellglieds. Das Stellglied (das auch als Aktuator bezeichnet werden kann) kann über ein Getriebe mit dem Elektromotor gekoppelt sein, wodurch sich ein nichtlinearer Zusammenhang zwischen der Rotorlage und der Stellgliedlage ergeben kann.
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Der Elektromotor kann ein bürstenloser Gleichstrommotor sein, der über eine Brückenschaltung mit einem mehrphasigen Wechselstrom kommutiert bzw. angetrieben werden kann.
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Das Stellglied kann eine Drosselklappe oder ein aktives Fahrpedal eines Fahrzeugs sein.
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Gemäß einer Ausführungsform der Erfindung umfasst das Verfahren: Kommutieren des Elektromotors mit einem Wechselstrom, der mithilfe eines Spannungsvektors erzeugt wird, so dass sich das Stellglied in einem Stellgliedwinkelbereich bewegt; Ermitteln eines Motorwinkels basierend auf dem Spannungsvektor; Erfassen eines Stellgliedwinkes mittels eines mit dem Stellglied verbundenen Sensors; und Erfassen einer Kennlinie, die einen effektiven Stellgliedwinkel in Abhängigkeit des Motorwinkels angibt. Der Stellgliedwinkelbereich kann den gesamten möglichen Bewegungsbereich des Stellglieds umfassen (beispielsweise der komplette Bereich zwischen zwei Anschlagpunkten des Stellglieds). Es ist aber auch möglich, dass der Stellgliedwinkelbereich nur ein (eventuell kleiner) Teilbereich des gesamten möglichen Bewegungsbereichs ist.
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Bei dem Verfahren wird zunächst ein Spannungsvektorwinkel ermittelt, aus dem dann beispielsweise mittels eines Spannungsbetrags ein Spannungsvektor und daraus mittels einer Clarke-Transformation eine mehrphasige Spannung berechnet wird. Aus der mehrphasigen Spannung können dann PWM-(pulse width modulation)-Signale für den Elektromotor erzeugt werden. Durch Wahl eines entsprechend hohen Spannungsbetrags kann der Elektromotor dadurch auch ohne Regelung zu einer Bewegung veranlasst werden. Der Spannungsvektorwinkel wird dabei so variiert, dass sich das mit dem Elektromotor bzw. dessen Rotor mechanisch verbundene Stellglied bewegt.
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Während der Bewegung werden aus den berechneten Spannungsvektorwinkeln Motorwinkel abgeleitet (beispielsweise durch eine Formel oder durch einfaches Gleichsetzen) und aus Sensordaten Stellgliedwinkel ermittelt, die zusammen mit den Motordaten zu einer Kennlinie verarbeitet werden. Aus der Kennlinie kann dann ein effektiver Stellgliedwinkel, d.h. ein Stellgliedwinkel, bei dem beispielsweise nichtlineare Effekte des Getriebes berücksichtigt sind, in Abhängigkeit des Motorwinkels (und umgekehrt) bestimmt werden. Der Motorwinkel kann der elektrische Motorwinkel oder der mechanische Motorwinkel des Motors sein. Der mechanische Motorwinkel betrifft dabei die Winkellage des Rotors, während die elektrische Motorlage in der Regel durch Multiplizieren der mechanischen Motorwinkellage mit der Polpaarzahl des Motors bestimmbar ist.
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Es ist zu verstehen, dass der Stellgliedwinkel und der Motorwinkel Informationen über die Stellgliedlage und die Rotorlage bereitstellen. Die ermittelte Kennlinie stellt also einen Zusammenhang zwischen der Stellgliedlage und der Rotorlage her.
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Bei dem Verfahren wird der Elektromotor dabei derart kommutiert, dass sich der Elektromotor zunächst in eine erste Richtung und anschließend in eine Gegenrichtung dreht, so dass der Stellgliedwinkelbereich in der ersten Richtung und in der Gegenrichtung mit der gleichen Geschwindigkeit durchlaufen wird, und dass beim Durchlauf eines Motorwinkels in der ersten Richtung und beim Durchlauf des Motorwinkels in der Gegenrichtung jeweils ein entsprechender Stellgliedwinkel erfasst wird und aus den beiden erfassten Stellgliedwinkeln ein Mittelwert als effektiver Stellgliedwinkel berechnet wird.
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Ist der Stellgliedwinkelbereich ein Teilbereich aus dem Bereich zwischen den Anschlagpunkten des Stellglieds so können auch mehrere Stellgliedwinkelbereiche über den kompletten Bereich zwischen den Anschlagpunkten des Stellglieds vorliegen. Jeder einzelne dieser Stellgliedwinkelbereiche kann dann in der ersten Richtung und in der Gegenrichtung mit der gleichen Geschwindigkeit durchlaufen werden.
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Durch die (arithmetische) Mittelwertbildung von erfassten Stellgliedwinkeln, die bei gegenläufiger, aber gleicher Geschwindigkeit mit dem Stellgliedsensor erfasst werden, können Hystereseeffekte und geschwindigkeitsabhängige Effekte (wie etwa durch Reibung verursacht) beim Erstellen der Kennlinie ausgemittelt werden.
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Gemäß einer Ausführungsform der Erfindung werden der effektive Stellgliedwinkel und/oder der Motorwinkel für wenigstens eine Stützstelle der Kennlinie aus einer Mehrzahl von erfassten Stellgliedwinkeln und/oder aus einer Mehrzahl von ermittelten Motorwinkeln bestimmt, die einem die Stützstelle umgebenden Sektor zugeordnet sind. Die Kennlinie kann in mehrere Stützstellen aufgeteilt werden. Beispielsweise kann die Kennlinie in Form von Paaren aus einem effektiven Stellgliedwinkel und einem Motorwinkel abgespeichert werden und beim Auswerten der Kennlinie dazwischen interpoliert werden.
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Beim Abfahren des Stellgliedwinkelbereichs werden die Stellgliedwinkel und/oder die Motorwinkel in einer Umgebung jeder Stützstelle gesammelt und anschließend durch Mittelwertbildung zu einem Wert je Stützstelle verdichtet.
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Bei der Mittelwertbildung umfassend die Mehrzahl von erfassten Stellgliedwinkeln und/oder die Mehrzahl von ermittelten Motorwinkeln Werte für die erste Richtung und die Gegenrichtung. So können auch für jede Stützstelle, wie oben beschrieben, Hystereseeffekte und geschwindigkeitsabhängige Effekte ausgefiltert werden.
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Beispielsweise werden eine Mehrzahl von Stellgliedwinkeln bei der Drehung in die erste Richtung und eine Mehrzahl von Stellgliedwinkeln bei der Drehung in die zweite Richtung in einem die Stützstelle umgebenden Sektor erfasst, und der effektive Stellgliedwinkel für die Stützstelle wird als Mittelwert der Mehrzahl von Stellgliedwinkeln in beiden Richtungen gebildet. Analoges kann für den Motorwinkel der Stützstelle geschehen.
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Gemäß einer Ausführungsform der Erfindung weisen Sektoren für Stützstellen unterschiedliche Breiten auf. Jeder Stützstelle kann ein Sektor des überfahrenen Stellgliedwinkelbereichs zugeordnet sein, wobei die Sektoren den überfahrenen Stellgliedwinkelbereich komplett überdecken können. Abhängig von einer zu erwartenden Nichtlinearität der Kennlinie können die Sektoren unterschiedlich breit angelegt werden, um die Genauigkeit einer Interpolation zwischen den Stützstellen zu erhöhen.
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Gemäß einer Ausführungsform der Erfindung ist die Breite eines Sektors in Abhängigkeit einer durch den Elektromotor bedingten Fehlerperiode gewählt. Beispielsweise durch die Anzahl der Pole und/oder die Anzahl der Nuten kann der Elektromotor einen systematischen Fehler erzeugen, der periodisch schwankt, wenn der zu erfassende Stellgliedwinkelbereich überfahren wird. Diese Fehlerperiode kann aus der Anzahl der Pole und einer eventuell vorhandenen Getriebeübersetzung berechnet werden. Ist ein Sektor so breit wie ein Vielfaches dieser Fehlerperiode, wird durch die Mittelwertbildung der systematische Fehler ausgemittelt.
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Gemäß einer Ausführungsform der Erfindung wird der Motorwinkel aus einem Spannungsvektorwinkel für den Spannungsvektor durch Addieren eines Offsetwinkels ermittelt. Wie oben beschrieben, dient der Spannungsvektorwinkel zum Vorgeben einer Spannung für den Motor und dem Erzeugen des Wechselstroms. Der Motorwinkel muss nicht mit dem Spannungsvektorwinkel übereinstimmen. Hauptsächlich wird durch das Modell die Wirkung des Federmoments auf den Offset zwischen Spannungsvektorlage und Rotorlage sowie die Induktivität des Motors berücksichtigt.
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Die Differenz (d.h. der Offsetwinkel) kann jedoch basierend auf einem mathematischen Modell des Elektromotors und/oder des Stellglieds aus einem Spannungsbetrag und/oder einer Geschwindigkeit des Spannungsvektors ermittelt werden. Dazu können beispielsweise eine vorberechnete Formel ausgewertet werden, in die bekannte Größen (wie etwa der aktuelle Spannungsvektorwinkel, der aktuelle Strom und/oder die aktuelle Spannung) eingehen und die den Offsetwinkel liefert.
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Gemäß einer Ausführungsform der Erfindung berücksichtigt das mathematische Modell ein winkelabhängiges auf den Elektromotor wirkendes Drehmoment. Ein durch das Stellglied auf den Elektromotor wirkendes winkelabhängiges und/oder richtungsabhängiges Drehmoment kann auch in die Ermittlung des Offsetwinkels einfließen. Beispielsweise kann dieses Drehmoment, das beispielsweise durch eine im Stellglied vorhandene Feder erzeugt wird, aus einer weiteren Kennlinie abgeleitet werden, die beispielsweise für das Verfahren vorgegeben sein kann.
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Gemäß einer Ausführungsform der Erfindung wird die Winkelposition eines Anschlagpunkts des Stellglieds aktiv ermittelt. Dies kann geschehen durch: Feststellen, dass sich der Anschlagpunkt nähert, da eine Winkelgeschwindigkeit des durch den Sensor erfassten Stellgliedwinkels einen Schwellwert unterschreitet; anschließendes Erhöhen des Spannungsvektorwinkels so lange, bis der erfasste Stellgliedwinkel einen Maximalwert überschritten hat; und Festlegen des Maximalwerts als Winkelposition des Anschlagpunkts.
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Das Nähern eines Anschlagpunkts kann dadurch bestimmt werden, dass die Winkelgeschwindigkeit des Stellglieds, die über den vom Sensor bereitgestellten Stellgliedwinkel durch Differenzieren berechnet werden kann, unter einen vorgegebenen Wert sinkt. Dies geschieht, da der Anschlag dem Drehmoment des Rotors einen immer größer werdenden Widerstand entgegensetzt.
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Anschließend kann der Spannungsvektorwinkel so lange erhöht werden, bis ein Maximalwert des Stellgliedwinkels überschritten wird. Durch das Erhöhen des Spannungsvektorwinkels auf diese Weise nimmt das von dem Rotor auf das Stellglied bewirkte Drehmoment zu und wieder ab und das Stellglied wird so mit unterschiedlichen Drehmomenten gegen den Anschlagpunkt gepresst. Dabei kann angenommen werden, dass bei einem maximalen Drehmoment auch der maximale Stellgliedwinkel erreicht wird (durch kleine elastische Verformungen) und sich bei diesem maximalen Stellgliedwinkel der Anschlagpunkt befindet.
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Gemäß einer Ausführungsform der Erfindung wird das Stellglied von einem Ausgangspunkt bis zu einem ersten Anschlagpunkt in der ersten Richtung, von dem ersten Anschlagpunkt bis zu einem zweiten Anschlagpunkt in der Gegenrichtung und von dem zweiten Anschlagpunkt bis zu dem Ausgangspunkt in der ersten Richtung bewegt. Der Ausgangspunkt kann beispielsweise durch eine neutrale Lage des Stellglieds (wie etwa ein Notluftpunkt einer Drosselklappe) bestimmt sein. Von dort wird das Stellglied so lange in eine Richtung bewegt, bis das Verfahren einen ersten Anschlagpunkt ermittelt hat. Dann wird das Stellglied in Gegenrichtung bewegt, bis ein zweiter Anschlagpunkt ermittelt wird. Anschließend wird das Stellglied wieder zum Ausgangspunkt zurückbewegt. Auf diese Weise kann für den gesamten möglichen Winkelbereich des Stellglieds die Kennlinie bestimmt werden.
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Gemäß einer Ausführungsform der Erfindung wird der Elektromotor beim Drehen in eine Richtung zunächst mit einer ersten Geschwindigkeit und anschließend mit einer zweiten Geschwindigkeit gedreht. Auf diese Weise können auf Trägheit basierende Effekte verringert werden. Diese Effekte können Fehler sein, die im mathematischen Modell der Offsetwinkelschätzung nicht berücksichtigt wurden. Diese Effekte können durch eine rampenförmige Geschwindigkeitsveränderung gering gehalten werden.
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Auch ist es möglich, die Bewegung des Stellglieds in einem Bereich, in dem ein Anschlagpunkt erwartet wird, bereits zu verlangsamen.
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Ein weiterer Aspekt der Erfindung betrifft eine Steuerungseinheit, die dazu ausgeführt ist, das Verfahren, so wie obenstehend und unterstehend beschrieben, auszuführen. Die Steuerungseinheit kann beispielsweise einen Prozessor umfassen, auf dem das Verfahren als Computerprogramm ausgeführt wird. Das Verfahren kann auf einem Computer-lesbaren Medium (wie etwa einem EPROM) in der Steuerungseinheit gespeichert sein.
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Weiter kann die Steuerungseinheit auch dazu ausgeführt sein, basierend auf dem ermittelten Zusammenhang bzw. der Kennlinie den Elektromotor unter Zuhilfenahme von erfassten Stellgliedwinkeln zu regeln.
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Die Steuerungseinheit kann auch eine Endstufe umfassen, die dazu ausgeführt ist, basierend auf PWM-(„pulse width modulation“)-Signalen aus einem Gleichstrom einen (in der Regel mehrphasigen) Wechselstrom zu erzeugen, mit dem der Motor dann kommutiert wird.
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Kurze Beschreibung der Zeichnungen
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Nachfolgend werden Ausführungsformen der Erfindung unter Bezugnahme auf die beigefügten Zeichnungen beschrieben, wobei weder die Zeichnungen noch die Beschreibung als die Erfindung einschränkend auszulegen sind.
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1 zeigt schematisch ein System aus einem Elektromotor und einem Stellglied.
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2 zeigt schematisch eine Steuerungseinheit gemäß einer Ausführungsform der Erfindung.
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3 zeigt ein Diagramm, das einen Bewegungsablauf illustriert, der durch ein Verfahren gemäß einer Ausführungsform der Erfindung erzeugt wird.
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4 zeigt ein Diagramm, mit einem Geschwindigkeitsprofil, das durch ein Verfahren gemäß einer Ausführungsform der Erfindung erzeugt wird.
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5 zeigt ein Diagramm mit einer Kennlinie, die durch ein Verfahren gemäß einer Ausführungsform der Erfindung erzeugt wird.
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6 zeigt ein Diagramm mit Messwertlinien, die ein Verfahren gemäß einer Ausführungsform der Erfindung illustrieren.
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7 zeigt ein Diagramm mit einer Kennlinie für ein Drehmoment, die in einem Verfahren gemäß einer Ausführungsform der Erfindung Verwendung findet.
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8 zeigt ein Diagramm, mit dem das Finden eines Anschlagspunkts gemäß einer Ausführungsform der Erfindung illustriert wird.
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Die Figuren sind lediglich schematisch und nicht maßstabsgetreu. Gleiche Bezugszeichen bezeichnen in den Figuren gleiche oder gleichwirkende Merkmale.
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Ausführungsformen der Erfindung
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Systemübersicht
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1 zeigt ein System mit einem bürstenlosen Gleichstrommotor 10, der über ein Getriebe 12 mit einem Stellglied 14 mechanisch gekoppelt ist. Beispielsweise ist das System eine Drosselvorrichtung, bei der ein BLDC-Motor 10 über ein Getriebe 12 mit dem Übersetzungsverhältnis 20:1 mit einer Drosselklappe als Stellglied 14 gekoppelt ist.
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Die 1 illustriert auch Größen, die im Folgenden verwendet werden. ϕel bezeichnet den elektrischen Motorwinkel, ϕM den mechanischen Motorwinkel und ϕS den Stellgliedwinkel. Dabei gilt ϕel = Np·ϕM, wobei Np die Polpaarzahl des Elektromotors 10 ist. Der BLDC-Motor 10 besitzt beispielsweise eine Polpaarzahl von Np = 2. Das Stellglied 14 weist beispielsweise einen Verfahrweg von ca. 90° auf, so dass zwischen den beiden mechanischen Anschlägen des Stellglieds 14 eine Motorbewegung von ϕM = 1800° bzw. ein elektrischer Motorwinkel von ϕel = Np·ϕM = 3600° möglich ist.
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Der Stellgliedwinkel ϕS hängt normalerweise in einer nichtlinearen Form von dem Winkel ϕel bzw. ϕM ab. Im Folgenden wird ein Verfahren beschrieben, mit dem der Zusammenhang zwischen diesen Größen von einer Steuerungseinheit „online“, d.h. während des Betriebs, ermittelt werden kann.
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Die 2 zeigt diese Steuerungseinheit 16, die mittels eines Lagesensors 18 des Stellglieds einen aktuellen Stellgliedwinkel ϕS empfängt und einen Wechselstrom 20 mit den Phasen U, V, W erzeugt, der den Motor 10 in Drehung versetzt. Da der Motor 10 über das Getriebe 12 mit dem Stellglied 14 verbunden ist, hat dies in der Regel eine Rückwirkung auf den Stellgliedwinkel ϕS. Wenn aus dem aktuellen, erfassten Stellgliedwinkel ϕS der elektrische Motorwinkel ϕel ermittelt werden kann, kann die Steuerungseinheit 16 den Motor 10 darüber regeln, was zu einer erheblichen Energieersparnis führen kann.
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Im Folgenden wird beschrieben, wie die Steuerungseinheit 16 eine Kennlinie 22 ermitteln kann, mittels der aus dem erfassten Stellgliedwinkel ϕS der elektrische Motorwinkel ϕel (und umgekehrt) bestimmt werden kann.
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Dazu koordiniert (konkret steuert) die Steuerungseinheit
16 im Block
24 („Grundadaption“) die Ausrichtung bzw. den Spannungsvektorwinkel φ
v des Spannungsvektors
U →(φv) sowie dessen Kreisfrequenz bzw. Geschwindigkeit
φ .v. Der gewünschte Spannungsvektorwinkel φ
v wird im Block
26 zusammen mit einem frei parametrierbaren Betrag des Spannungsvektors
|U →| durch eine Clarke-Transformation in Motorphasenspannungen umgerechnet:
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Basierend auf beispielsweise der aktuellen Batteriespannung, die die Versorgungsspannung der Endstufe 28 darstellt, können vom Block 26 dann drei PWM-Tastverhältnisse PWM1, PWM2 und PWM3 berechnet und über die Endstufe 28, die die Phasenströme für die Phasen U, V, W erzeugt, an den Motor 10 ausgegeben werden.
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Der Motor 10 wird entsprechend seinen mechanischen Motorwinkel ϕM verändern, was wiederum über das Getriebe 12 die Lage des Stellglieds 14 und damit den Stellgliedwinkel ϕS beeinflusst.
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Zur Ermittlung der Kennlinie 22 wird im Block 30 aus dem aktuellen Stellgliedwinkel ϕS und weiteren Größen 32 des Systems, die weiter unten beschrieben werden, ein Offsetwinkel ∆φel geschätzt, der zum Spannungsvektorwinkel φv addiert wird, um einen geschätzten elektrischen Motorwinkel φel zu erzeugen.
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Die Werte für den geschätzten elektrischen Motorwinkel φel und den Stellgliedwinkel ϕS werden in Verbindung gebracht und in der Rotorlagekennlinie 22 abgelegt. Die in der Rotorlagekennlinie 22 (nichtflüchtig) gespeicherten Informationen ϕM = f(ϕS) können dann zur Regelung der Kommutierung des Motors 10 verwendet werden.
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Verfahrensablauf
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Die 3 zeigt ein Diagramm, bei dem nach rechts die Zeit in Sekunden und nach oben der elektrische Motorwinkel φel des Motors 10 aufgetragen ist. Das Diagramm zeigt, wie das Verfahren den Winkel φel während der Aufnahme der Kennlinie verändert. Die 4 zeigt ein korrespondierendes Geschwindigkeitsprofil, d.h. ein Diagramm, bei dem nach rechts der Stellgliedwinkel ϕS (als Sensorspannung des Sensors 18 in Volt) und nach oben die Rotorgeschwindigkeit φ .v (in rad pro Sekunde) aufgetragen ist.
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In den 3 und 4 sind ein Ausgangspunkt 34 der Bewegung, ein erster, oberer Anschlagpunkt 36 und ein zweiter, unterer Anschlagpunkt 38 des Stellglieds 14 eingezeichnet. Während der Aufnahme der Kennlinie 22 wird das Stellglied 14 in beide Richtungen einmal komplett vom Anschlagpunkt 36 zum Anschlagpunkt 38 bewegt. Der Verlauf startet im Ausgangspunkt 34 zwischen den Anschlagpunkten 36, 38. Beispielsweise bei dem sogenannten Notluftpunkt einer Drosselklappe, bei der die Drosselklappe beispielsweise ca. 8° offen ist, da sich die Drosselklappe im stromlosen Zustand federgetrieben zu diesem Punkt 34 bewegt.
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Der weitere Verlauf ist so gesteuert, dass jede Position bzw. jeder Winkel des möglichen Stellgliedwinkelbereichs einmal in eine erste (beispielsweise öffnende) Richtung und einmal in eine zweite (beispielsweise schließende) Richtung mit derselben Geschwindigkeit (bestimmt durch die Kreisfrequenz φ .v) durchfahren wird.
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Vom Ausgangspunkt 34 wird die Geschwindigkeit zu einem ersten Wert erhöht, mit der sich das Stellglied 14 bis vor den ersten Anschlagpunkt 36 bewegt. Im Bereich des Anschlagpunkts 36 wird die Geschwindigkeit auf einen zweiten Wert vermindert. Dann wird, wie es weiter unten beschrieben ist, die Position des Anschlagpunkts 36 ermittelt. Anschließend wird zunächst mit der zweiten Geschwindigkeit, dann mit der ersten Geschwindigkeit und ab dem Ausgangspunkt 34 wieder mit der zweiten Geschwindigkeit der weitere Weg abgefahren. Hier wird am Ende auch der zweite Anschlagpunkt 38 ermittelt und am Ende mit der zweiten Geschwindigkeit zum Ausgangspunkt 34 zurückgekehrt.
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In beiden 3 und 4 ist sichtbar, dass jede Position innerhalb des Stellgliedwinkelbereichs einmal in die eine Richtung und einmal in die andere Richtung mit der gleichen Geschwindigkeit angefahren wird. Für eine bestimmte elektrische Rotorlage φel,k, wobei k der Abtastpunkt ist, wird also φS,öffnend,k und φS,schließend,k ermittelt. Wird dann für den entsprechenden Punkt φel,k = f(φS,k) in der Rotorlagekennlinie 22 der arithmetische Mittelwert φS,k = 1 / 2 (φS,öffnend,k + φS,schließend,k) gebildet und dieser abgelegt, werden implizit bei der Abtastung des Sensorsignals auftretende Verzögerungen und dadurch entstehende Messfehler kompensiert. Wird in öffnender Richtung zunächst, begründet durch die zeitdiskrete Abtastung des Sensorsignals und/oder einen vorgeschalteten Anti-Aliasing-Filter, ein zu kleiner Wert für φS,öffnend,k zwischengespeichert, wird der anschließend an selber Position φel,k ermittelte symmetrisch zu große Wert φS,schließend,k das Endergebnis φS,k wieder korrigieren.
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Erfolgt eine Berücksichtigung der Abtastverzögerungen (bspw. durch ein PDT1-Glied, ein Proportional-Differentialglied 1. Ordnung/1. Verzögerung), würde diese Maßnahme mögliche Fehler der Zeitkonstante und/oder Verzögerungszeit ausgleichen.
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Werden bei der Aufnahme der Rotorlagekennlinie 22 durch die Schätzung des Offsetwinkels ∆φel im Block 30 auch Reibungsanteile berücksichtigt, wird der durch mögliche (symmetrische) Reibung hervorgerufene Fehlerwinkel durch diese Maßnahme ebenso reduziert.
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Die symmetrische Aufzeichnung der Rotorlagekennlinie 22 mit positionsabhängig gleicher Geschwindigkeit kann zu den folgenden Vorteilen führen. Von nicht in einer Software berücksichtigten Abtastverzögerungen bzw. Fehlerkompensationen bei Berücksichtigung der Abtastverzögerungen werden unabhängig von der aktuell konfigurierten Geschwindigkeit bzw. Kreisfrequenz φ .v kompensiert. Der durch (symmetrische) Reibungsanteile hervorgerufene Fehler bei der Schätzung des Offsetwinkels ∆φel wird reduziert.
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Sektoraufteilung der Kennlinie und Mittelwertbildung
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Die 5 zeigt ein Diagramm mit einer Kennlinie 22, das nach rechts analog der 4 den Stellgliedwinkel ϕS und nach oben den elektrischen Motorwinkel φel anzeigt. Die Kennlinie ist mittels einer Mehrzahl von Stützstellen 40 gebildet, die jeweils ein Paar aus einem elektrischen Motorwinkel φel und einem Stellgliedwinkel ϕS umfassen. Diese Stützstellen können in einem Speicher der Steuerungseinheit 16 abgelegt werden. Der Zusammenhang der Werte zwischen den Stützstellen kann durch Interpolation berechnet werden.
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Jeder Stützstelle 40 ist ein Sektor 42 des Stellgliedwinkelbereichs zugeordnet, der zur Berechnung des den Stellgliedwinkel ϕS und des elektrischen Motorwinkels φel dient.
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Diese Sektoren 42 sind auch in der 6 gezeigt, deren Diagramm wie die 5 nach rechts den Stellgliedwinkel ϕS und nach oben den Fehler von aus dem Stellgliedwinkel ϕS ermittelten elektrischen Motorwinkeln φel zeigt. Der Fehler wurde in Bezug auf einen gemessenen Motorwinkel berechnet, der direkt an der Motorwelle von einem dort befestigten Rotorlagesensor bestimmt wurde. Dieser Rotorlagesensor ist normalerweise bei dem System der 1 nicht vorhanden und wurde nur zum Ermitteln des Fehlers hinzugefügt.
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Die Linien 44 zeigen den Fehler des Spannungsvektorwinkels φv. Der obere Abschnitt der Linie 44 bezieht sich dabei auf den Hinweg, während sich der untere Teil der Linie 44 auf den Rückweg bezieht. Deutlich sichtbar ist hierbei die hohe Differenz von mehr als 40° zwischen dem öffnend (Hinweg) und dem schließend (Rückweg) aufgenommenen Teil. Würde der Verfahrbereich des Stellglieds 14 nur in einer (z.B. öffnender) Richtung durchgeführt (d.h. ohne Mittelwertbildung und Offsetwinkelschätzung), wäre der ermittelte Motorwinkel um ca. 40° falsch. Durch das Bilden des Mittelwerts zwischen den beiden Teilen der Linie 44 wird somit der Fehler auf weniger als 20° reduziert.
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Die Linien 46 zeigen den ermittelten Motorwinkel φel nach Berücksichtigung des Offsetwinkels ∆φel ohne die Kompensation durch die Mittelwertbildung. Wieder bezieht sich der obere Abschnitt der Linie 46 auf den Hinweg, während sich der untere Teil der Linie 46 auf den Rückweg bezieht. Die Linien 46 zeigen eine deutliche Abweichung zu dem gemessenen Motorwinkel von ca. 20°. Wird nun der Mittelwert gebildet, wird die Abweichung auf unter 5° reduziert (Linie 48).
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Um den Stellgliedwinkel ϕS und den Motorwinkel φel für die Stützstellen 40 zu ermitteln, werden während der Bewegung des Motors 10 kontinuierlich Datenpunkte ϕS,k und ϕel,k gesammelt. k markiert hierbei den Rechenschritt innerhalb der zeitdiskreten Berechnung, beispielsweise in einem Microcontroller der Steuerungseinheit 16.
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Statt die erfassten einzelnen Samples φel,k = f (φS,k) für die Kennlinie 22 alle abzuspeichern, werden pro Sektor 42 lediglich gemittelte Werte abgespeichert. Dadurch wird die abzulegende Datenmenge drastisch reduziert, ohne die Genauigkeit wesentlich zu verschlechtern. Der Motorwinkel φel,k kann im Anschluss dann per Interpolation zwischen den beiden benachbarten Stützstellen auf Basis von φS,k berechnet werden.
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Für die Bereiche unterhalb des Notluftpunkts 34 und oberhalb des Notluftpunkts 34 sind unterschiedliche Stützstellenabstände bzw. unterschiedliche Breiten für die Sektoren 42 parametriert, um die individuell in diesen Bereichen auftretenden Nichtlinearitäten bei möglichst geringer Speichernutzung bestmöglich abzudecken.
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Die Stützstelle
40 kann durch den Mittelwert aller innerhalb des zugehörigen Sektors
42 erfassten Werte für φ
S,k und φ
el,k definiert werden. Es gehen insbesondere die Werte beider Bewegungsrichtungen ein. Die Werte für eine einzelne Stützstelle
40 (mit Nummer N) bestimmen sich also wie folgt:
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Hierbei ist N1 der erste Samplewert und N2 der letzte Samplewert innerhalb des Sektors 42 mit der Nummer N. φS,N und φel,N bestimmen dann zusammen als Wertepaar die Stützstelle 40 für den Sektor 42 mit der Nummer N.
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Der Motorwinkel zwischen benachbarten Stützstellen 40 kann durch ein Interpolationsverfahren berechnet werden. Im Randbereich kann die Berechnung des Motorwinkels durch ein entsprechendes Extrapolationsverfahren auf Basis der abgelegten Stützstellen 40 ermittelt werden.
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Bezüglich der Wahl der Breite eines Sektors 42 sollte im Wesentlichen ein guter Kompromiss zwischen Speicherbedarf und guter Abdeckung der Sensor-/Systemnichtlinearitäten erreicht werden.
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Es besteht aber auch die Möglichkeit, die Breite eines Sektors
42 auf den vorliegenden Motorripple (ein periodischer Fehler durch den Motor
10) abzustimmen. Ein Motorripple (sichtbar auch in
6) ist bei jedem BLDC-Motor
10 zu einem gewissen Grad vorhanden und führt zu Abweichungen bei der Identifikation der Rotorlagekennlinie
22. Wird allerdings die Breite eines Sektors
42 entsprechend einer einzelnen (oder ganzzahligen Vielfachen davon) auf die Stellgliedseite des Getriebes umgerechnete Ripple-Periode abgestimmt, wird dieser Fehler eliminiert. Folgende Bedingung muss hierzu erfüllt sein:
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iG ist dabei die Getriebeübersetzung. Das Definieren der Kennlinie 22 basierend auf Stützstellen 40 und deren Ermittlung über Sektoren 42 kann zu folgenden Vorteilen führen: Das Verfahren wird robuster gegenüber einzelnen Samples mit Messfehlern und hochfrequenter Anteile oder Rauschen durch Mittelung über mehrere Samples. Die Rotorlagekennlinie 22 wird speicheroptimiert abgebildet, bei guter Abdeckung von Nichtlinearitäten in Sensorkennlinie oder System. Außerdem können Rippleeffekte durch Wahl der Sektorbreite abgestimmt auf die Periode des Ripples kompensiert werden.
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Schätzung des Offsetwinkels
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Durch verschiedene Ursachen liegt in der Regel immer ein Differenzwinkel ∆φel = φv – φel zwischen dem Spannungsvektorwinkel φv und des tatsächlichen elektrischen Motorwinkels φel vor. Diese Ursachen sind bspw. das dauerhaft durch eine Rückstellfeder im Stellglied 14 auf den Motor 10 aufgeprägte Drehmoment (siehe hierzu auch 7), das aus der Reibung resultierende Motordrehmoment sowie induktive und magnetische Effekte des Motors 10 und andere Effekte.
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Grundsätzlich lässt sich dieser Differenzwinkel ∆φel durch die Wahl eines maximal großen Spannungsvektors |U →| minimieren, hier sind allerdings durch die zur Verfügung stehende Versorgungsspannung und dem maximalen Endstufen-/Motorstrom Grenzen erreicht.
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Der übrig bleibende Fehler ∆φel kann jedoch auch durch ein inverses Motormodell online geschätzt werden und damit der erwartete elektrische Motorwinkel φel = φv – ∆φel genauer berechnet werden. Es ist möglich, die Daten offline zu rechnen und als Kennfeld in Bezug auf Position und Geschwindigkeit abzulegen.
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Die Berechnung des Offsetwinkels ∆φel basiert auf einem vereinfachten inversen Motormodell, das wie folgt berechnet werden kann: Die Spannungsgleichungen Ud = I .dLd + RsId – LqIqωel (5) Uq = I .qLq + RsIq + LdIdωel + ψpωel (6) werden durch Entfall der Terme, die die induktive Gegenspannung repräsentieren, vereinfacht zu Ud = RsId – LqIqωel (7) Uq = RsIq + LdIdωel + ψpωel. (8)
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Da die Batteriespannung und der Betrag des ausgegebenen Spannungsvektors bekannt ist, kann folgender Zusammenhang definiert werden: U·sin(∆φel) = RsId – LqIqωel (9) U·cos(∆φel) = RsIq + LdIdωel + ψpωel. (10)
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Durch Erweiterung um die Momentengleichung Ti = 3 / 2Np(ψp + (Ld – Lq)Id)Iq (11) entsteht ein Gleichungssystem mit drei Gleichungen und den drei Unbekannten: Längsstrom Id, Querstrom Iq und dem gesuchten Differenzwinkel ∆φel. Die Motorparameter 32 (siehe 1) wie Rs, ψp, Ld, Lq und Np sind aus dem Motormodell bekannt und können (ggf. temperaturkompensiert) eingesetzt werden. Die elektrische Kreisfrequenz bzw. Geschwindigkeit ωel entspricht der Kreisfrequenz bzw. Geschwindigkeit des Spannungsvektors (φ .v ≈ φ .el) und ist damit ebenso bekannt.
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Das Motordrehmoment Ti kann beispielsweise positionsabhängig von der Steuerungseinheit 16 berechnet werden.
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Beispielsweise zeigt die 7 ein Diagramm mit einer Drehmomentkennlinie 50, bei der der Stellgliedwinkel nach rechts und das winkel- und richtungsabhängige Drehmoment Ti nach oben dargestellt ist. Im Beispielfall wird das Drehmoment Ti von einer Rückstellfeder plus Reibung erzeugt. Im Falle einer Drosselklappe ist über Federvorspannung und Federsteifigkeit die komplette Federkennlinie bekannt, wodurch zusammen mit der bekannten Gleitreibung des Systems das innere Drehmoment Ti des Motors 10 winkel- bzw. positionsabhängig berechnet werden kann.
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Löst man das Gleichungssystem der Gleichungen (9), (10) und (11) nach ∆φ
el auf, erhält man zwei Lösungen, wobei die folgende (12) die einzige stabile darstellt.
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Die Gleichung kann entweder (vereinfacht) online gerechnet werden oder in Form einer Kennlinie oder einer Kennfeldes in der Steuerungseinheit 16 abgelegt werden.
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Zusammengefasst führt die modellbasierte Schätzung des Offsetwinkels ∆φel bei der Bewegung des Stellglieds 14 im gesteuerten Betrieb zu dem Vorteil einer erhöhten Genauigkeit. Die Fehler in der Rotorlagekennlinie 22 sinken durch dieses Verfahren beispielsweise von 35° auf 15°.
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Bestimmung der Anschlagsposition
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Um einen reibungslosen Betrieb des Stellglieds 14 sicherzustellen, kann es wichtig sein, Fertigungstoleranzen dadurch auszugleichen, dass die Position von mechanischen Anschlägen online bestimmt wird.
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Hierbei kann mittels des Motors 10 das Stellglied 14 in die jeweilige Position eines Anschlagpunkts 36, 38 gedrückt werden und dann das dabei vorliegende Signal des Lagesensors 18 abgespeichert werden. Der zugehörige Stellgliedwinkel des Stellglieds 14 kann als Referenzposition für die weitere Positionsregelung dienen.
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Vorteilhaft zur Bestimmung eines Anschlagpunkts 36, 38 sind eine sichere Anlage des Stellglieds 14 am mechanischen Anschlagpunkt sowie eine gute Reproduzierbarkeit des Vorgangs.
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Da häufig bei der Anschlagbestimmung eines Stellglieds 14 mit BLDC-Motor 10 die Rotorlagekennlinie 22 noch nicht bestimmt wurde, ist eine wirkungsgradoptimale Kommutierung und damit genaue Einstellung des Motordrehmoments noch nicht möglich. Die Bestimmung der Anschläge 36, 38 muss somit im gesteuerten Betrieb erfolgen, in dem sich der Rotor des Motors 10, wie oben beschrieben, nach einem starken angelegten Spannungsvektor ausrichtet und diesem folgt.
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Eine Bestimmung eines Anschlagpunkts 36, 38 kann während einer auf diese Art durchgeführten kontinuierlichen Bewegung des Stellglieds 14 durch Bildung des Gradienten des vom Sensor 18 gelieferten Stellgliedwinkels ϕS erfolgen, bspw. mittels eines (zeitdiskreten) DT2-Elements (ein differenzierenden Übertragungselement 2. Ordnung/2. Verzögerung). Das Auftreffen auf einen mechanischen Anschlagpunkt 36, 38 kann also durch einen plötzlichen Abfall der berechneten Bewegungsgeschwindigkeit detektiert werden, bspw. über den Vergleich mit einem Schwellwert. Der Stellgliedwinkel ϕS zum Zeitpunkt des Überschreitens der Bewegungsgeschwindigkeitsschwelle besitzt aber in der Regel nur eine begrenzte Aussagekraft bezüglich des mechanischen Anschlagpunkts 36, 38. Ursache hierfür können Reibungseffekte sein, die sich in der Nähe des Anschlagpunkts 36, 38 verändern, wie auch das Ripple-Moment des Motors 10, das sich auch deutlich in der berechneten Bewegungsgeschwindigkeit zeigt (siehe Oberwellen in der 6).
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Um die Genauigkeit einer Anschlagpunktsbestimmung zu erhöhen, kann nachgelagert nach der (Vor-)Erkennung des Anschlagpunkts 36, 38 durch Abfall der Bewegungsgeschwindigkeit ein weiterer Schritt angehängt werden. Im Folgenden wird dieser weitere Schritt beschrieben.
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8 zeigt ein Diagramm mit dem prinzipiellen Verlauf des Zusammenhangs zwischen dem Differenzwinkel ∆φel, der nach rechts aufgetragen ist, und dem relativen Motordrehmoment, das nach oben aufgetragen ist. Dieser Zusammenhang ist als Linie 52 dargestellt. Die 100%-Marke 54 liegt hierbei bei dem Drehmoment, das beim aktuell angelegten Spannungs-/Stromvektorbetrag und idealer Kommutierung erzielt werden kann.
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Zu Beginn der Positionsbestimmung eines Anschlagpunkts 36, 38 liegt der Differenzwinkel ∆φel beispielsweise bei Bewegung in öffnende Richtung entgegen des Federmoments (in etwa einer Drosselklappe) in dem Bereich 56. Bewegt sich das Stellglied 14 an den mechanischen Anschlagpunkt 36, 38 (hier in öffnender Richtung), beginnt sich ∆φel durch das steigende Drehmoment zu erhöhen. In Abhängigkeit von der Bewegungsgeschwindigkeit, der Filterzeitkonstante des DT2-Filters sowie dem Schwellwert für die Bewegungsgeschwindigkeit erfolgt dann die (Vor-)Erkennung des Anschlagpunkts 36, 38 an der Position der gestrichelten Linie 58. Diese Vorerkennung des Anschlagpunkts sollte erfolgen, bevor das Momentenmaximum im Punkt 54 erreicht wird, d.h. wenn die gestrichelte Linie 58 links vom Maximum 54 liegt.
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Im nächsten Schritt wird dann die Rotation des Spannungsvektors fortgeführt und dabei das Signal des Lagesensors 18, d.h. des Stellgliedwinkels ϕS, überwacht. Dieser Vorgang ist durch den Bereich 60 gekennzeichnet. Das Überfahren des Maximalmoments 54 kann über den Verlauf des Lagesensorsignals bzw. den Stellgliedwinkel ϕS überwacht werden. Durch elastische Verformung des Stellglieds im Anschlagpunkt 36, 38 wird der höchste Stellgliedwinkel ϕS am Punkt des Maximaldrehmoments erreicht. Bei fortgeführter Spannungsvektordrehung nimmt der Stellgliedwinkel ϕS wieder ab. Hier kann als Abbruchbedingung eine Verdrehung des Spannungsvektors um einen bestimmten Betrag (bspw. 30°) seit der letzten Erkennung eines „neuen“ Maximalwerts verwendet werden. Diese Stelle ist durch die gepunktete Linie 62 dargestellt. Der bei Auftreten der Abbruchbedingung bekannte Maximalwert des Stellgliedwinkels ϕS wird dann als Anschlagpunktsposition betrachtet und abgespeichert.
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Als alternative Erkennung kann eine vordefinierte Verdrehung des Spannungsvektors ausgehend von der Position der Vorerkennung (bspw. 60°) verwendet werden. Hier wird ebenfalls der Maximalwert der in diesem Intervall auftretenden Stellgliedwinkel ϕS als Anschlagpunktsposition betrachtet und abgespeichert.
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In beiden Fällen kann zur Rauschunterdrückung ein Filter (bspw. Median-Filter) eingesetzt werden.
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Im Anschluss an diesen Schritt der Anschlagpunktsbestimmung kann der Spannungsvektor direkt sprunghaft zur zum Zeitpunkt der Vorerkennung vorliegenden Spannungsvektorposition zurückbewegt werden, um im Anschluss im gesteuerten Betrieb das Stellglied 14 wieder vom Anschlagpunkt 36, 38 wegzubewegen (illustriert durch den Pfeil nach links). Dies spart die Zeit, die zum (erneuten) Überdrehen des Maximums notwendig wäre und beschleunigt dadurch das Bestimmen der Kennlinie 22.
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Zusammengefasst kann das Verfahren zur Anschlagpunktsbestimmung durch „Überdrehen“ des Spannungs-/Stromvektors über das Momentenmaximum zu dem Vorteil einer höheren Genauigkeit und Reproduzierbarkeit bezüglich der adaptierten Anschlagpunktsposition führen. Es wird damit sicher das maximale Drehmoment des Motors 10 erreicht und somit ein sicheres Anfahren des Anschlagpunkts 36, 38 mit hoher Kraft ermöglicht.
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Abschließend ist darauf hinzuweisen, dass Begriffe wie „aufweisend“, „umfassend“ etc. keine anderen Elemente oder Schritte ausschließen und Begriffe wie „eine“ oder „ein“ keine Vielzahl ausschließen. Bezugszeichen in den Ansprüchen sind nicht als Einschränkung anzusehen.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 102010063326 A1 [0006]