-
Die vorliegende Erfindung betrifft eine Anlage zur Erzeugung und/oder Bearbeitung von hochreinen Produkten, insbesondere pharmazeutischen Produkten, unter Reinraumbedingungen gemäß dem Oberbegriff des Anspruches 1.
-
Hochreine Produkte, insbesondere pharmazeutische Produkte, durchlaufen während ihrer Herstellung verschiedene Bearbeitungsstationen und müssen stets unter Reinraumbedingungen bearbeitet beziehungszweise transportiert werden, um die hohen Qualitätsstandards zu erfüllen. Wenn dabei zum Beispiel das hochreine Produkte in einer Gefriertrocknungsanlage gefriergetrocknet werden soll, so wird das Produkt in verschiedene Behälter, sogenannte Vials, gefüllt und in die Gefriertrocknungsanlage geladen. Anschließend werden diese Behälter wieder aus der Gefriertrocknungsanlage herausgeholt, um zum Beispiel in einer Bördelmaschine entgültig verschlossen zu werden. Dabei erfolgt der Transport der verschiedenen Behälter von einer Bearbeitungsstation zu einer anderen mittels eines manuellen Transferwagens, bei dem auf einem mit Rädern versehenen und entsprechend verfahrbarem Untergestell ein Ladetisch vorgesehen ist, auf dem die mit dem hochreinen Produkt gefüllten Behälter von einer Person manuell von einer ersten Bearbeitungsstation zu einer zweiten Bearbeitungsstation gebracht werden. An dem Ladetisch ist eine Zentriervorrichtung vorgesehen, mittels der der Transferwagen an der gewünschten Bearbeitungsstation zentriert werden kann, um eine präzise Übergabe der Behälter vom Transferwagen auf die Bearbeitungsstation zu realisieren.
-
Ein solcher Transferwagen wird von einem Bediener von einer ersten Bearbeitungsstation zu einer zweiten Bearbeitungsstation bewegt. Dabei muss der Bediener nicht unerhebliche Kräfte aufbringen, um den Transferwagen zu bewegen und um den Transferwagen präzise an die Bearbeitungsstation anzudocken. Darüber hinaus sind insbesondere an dem Untergestell verschiedene bewegliche Teile, wie zum Beispiel Räder vorgesehen, die Abrieb verursachen und damit den Reinraum kontaminieren.
-
Davon ausgehend liegt der vorliegenden Erfindung die Aufgabe zu Grunde, eine Anlage der eingangs genannten Art zu schaffen, mit der die Arbeitsbelastung des Bedieners reduziert wird.
-
Als technische Lösung dieser Aufgabe wird erfindungsgemäß eine Anlage der eingangs genannten Art mit den Merkmalen des Anspruches 1 vorgeschlagen. Vorteilhafte Weiterbildungen dieser Anlage sind den Unteransprüchen zu entnehmen.
-
Eine nach dieser technischen Lehre ausgebildete Anlage hat den Vorteil, dass der mindestens eine, von der Versorgungsstation gehaltene Gelenkarme den Ladetisch trägt, sodass der Bediener zum Bewegen des Ladetisches nicht mehr viel Kraft benötigt. Vorteilhaft ist weiterhin, dass der Ladetisch aufgrund der Gelenkarme an jedem Punkt innerhalb des Radius dieser Gelenkarme erreicht, was im Ergebnis es zu einer erheblichen Arbeitserleichterung führt.
-
Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass der vom Boden beabstandete Ladetisch, und gegebenenfalls dermindestens eine, vom Boden beabstandet gehaltene Gelenkarm, eine leichte Reinigung des Bodens ermöglichen, was zu einer Kostenreduzierung beiträgt.
-
Noch ein weiterer Vorteil besteht darin, dass aufgrund des Wegfalls des Untergestells auch weniger Abrieb anfällt, sodass die Kontamination des Reinraums hierdurch deutlich reduziert wird.
-
Die Anbringung des Ladetisches am Gelenkarm hat weiterhin den Vorteil, dass der Ladetisch erschütterungsfrei von einer ersten Bearbeitungsstation zu einer zweiten Berbeitungsstation bewegt werden kann. Dies hat zur Folge, dass nunmehr am Ladetisch oder zumindest in der Nähe des Ladetisches eine Vorrichtung zur Überwachung des Reinraumstatus, insbesondere zur Partikel- und/oder Keimzahlmessung, angebracht werden kann, wodurch ein verbesserter Nachweis des gesetzlich erforderlichen Reinraumstatus erreicht wird.
-
In einer bevorzugten Ausführungsform ist zumindest ein Gelenkarm und/oder der Ladetisch höhenverstellbar. Hierdurch kann der Ladetisch in einfacher Weise an die Höhe der jeweiligen Bearbeitungsstation angepasst werden.
-
In einer anderen, bevorzugten Ausführungsform ist der Ladetisch seitlich verschiebbar am freien Ende des Gelenkarmes gehalten. Hierdurch hat der Bediener die Möglichkeit, den Ladetisch gegenüber dem Gelenkarm zu verschieben, um den Ladetisch entsprechend der gewählten Bearbeitungsstation in eine günstige Position zu bringen mit dem Ziel, die Arbeitsbelastung des Bedieners zu reduzieren.
-
In einer anderen, bevorzugten Ausführungsform ist die Versorgungsstation horizontal entlang einer Schiene verschiebbar. Bei gleich großen Gelenkarmen wird hierdurch der Einsatzbereich des Ladetisches in einfacher und kostengünstiger Weise vergrößert. Alternativ können auch die Gelenkarme verkleinert werden, was die Herstellungskosten der Transfereinheit reduziert.
-
In noch einer anderen, bevorzugten Ausführungsform ist der mindestens eine Gelenkarm teleskopierbar. Hierdurch wird die Reichweite der Transfereinheit weiter erhöht.
-
In einer anderen, bevorzugten Ausführungsform sind an dem ersten und/oder gegebenefalls auch an den weiteren Gelenkarmen und/oder dem Ladetisch eine Bremse oder eine Feststelleinrichtung vorgesehen. Mit dieser Bremse kann die Bewegung des Ladetisches entsprechend gebremst werden, ohne dass der Bediener selber viel Kraft aufwenden muss. Mit einer solchen Feststelleinrichtung kann ein einzelnes Element in einer bestimmten Position arretiert werden, insbesondere damit beim Be- und Entladen des Ladetisches dieser nicht unbeabsichtigt verrutscht.
-
In einer weiteren Ausführungsform ist an den Gelenkarmen ein Elektromotor vorgesehen. Mit diesem Elektromotor kann die Bewegung des Ladetisches durchgeführt, zumindest aber unterstützt werden mit dem Ziel, den Bediener weiter zu entlasten.
-
In einer anderen Ausführungsform ist am Ladetisch eine Zentriervorrichtung vorgesehen, mit der der Ladetisch an einer Bearbeitungsstation zentriert zur Anlage gebracht werden kann. Hierdurch ist es in einfacher Weise möglich, den Ladetisch mit den darauf befindlichen Behältern in die richtige Position zur Übergabe der Behälter an die Bearbeitungsstation zu bringen.
-
In noch einer weiteren, bevorzugten Ausführungsform ist zwischen dem ersten und dem zweiten Gelenkarm mindestens ein weiterer Gelenkarm vorgesehen. Durch diesen weiteren Gelenkarm wird die Beweglichkeit der Transfereinheit weiter erhöht und gegebenenfalls auch deren Reichweite.
-
Weitere Vorteile der erfindungsgemäßen Anlage ergeben sich aus der beigefügten Zeichnung und den nachstehend beschriebenen Ausführungsformen. Ebenso können die vorstehend genannten und die noch weiter ausgeführten Merkmale erfindungsgemäß jeweils einzeln oder in beliebigen Kombinationen miteinander verwendet werden. Die erwähnten Ausführungsformen sind nicht als abschließende Aufzählung zu verstehen, sondern haben vielmehr beispielhaften Charakter. Es zeigen:
-
1 eine schematische Prinzipskizze einer erfindungsgemäßen Anlage aus der Vogelperspektive;
-
2 die Anlage gemäß 1 in Seitenansicht.
-
In den 1 und 2 ist in schematischer Darstellung eine Anlage zur Erzeugung und/oder Bearbeitung von hochreinen Produkten, insbesondere pharmazeutischen Produkten, unter Reinraumbedingungen dargestellt, die vier Bearbeitungsstationen 1 umfasst. Beispielhaft ist hier eine Anlage zur Gefriertrocknung eines pharmazeutischen Produktes dargestellt, wobei die Anlage ein Transport-system A zur Anlieferung der Produkte, eine erste Gefriertrocknungsanlage B, eine zweite Gefriertrocknungsanlage C und eine Bördelanlage D zum endgültigen Verschließen der Behälter umfasst.
-
Zwischen den verschiedenen Bearbeitungsstationen 1 ist eine Transfereinheit 3 vorgesehen, welche von einem Bediener 4 manuell bedient wird. Die Transfereinheit 3 umfasst eine auf einem Boden 5 fest montierte Versorgungsstation 6 sowie einen ersten Gelenkarm 7, einen zweiten Gelenkarm 8 und einen Ladetisch 9. Dabei ist der erste Gelenkarm 7 gelenkig an der Versorgungsstatino 6 gehalten, der zweite Gelenkarm 8 ist gelenkig an den ersten Gelenkarm 7 gehalten und der Ladetisch 9 ist gelenkig an dem zweiten Gelenkarm 8 gehalten. Sowohl der erste Gelenkarm 7 als auch der zweite Gelenkarm 8 und der Ladetisch 9 sind dabei freischwebend im Raum angeordnet und werden von der Versorgungsstation 6 in ihrer Postion gehalten. Aufgrund er Verschwenkbarkeit sowohl des ersten Gelenkarmes 7, als auch des zweiten Gelenkarmes 8 und des Ladetisches 9 kann der Ladetisch 9 vom Bediener 4 ohne große Mühen an jede der vier Bearbeitungsstation 1 gebracht werden.
-
Weil der erste Gelenkarm 7, der zweite Gelenarm 8 und der Ladetisch deutlich beabstandet vom Boden 5 gehalten sind, kann der Ladetisch 9 ohne großen Kraftaufwand vom Bediener 4 bewegt werden. Gleichzeitig ist es in einfacher Weise möglich, den Boden 5 zu reinigen und außerdem ist die Gefahr einer Kontamination deutlich reduziert, weil sich in der Transfereinheit 3 viel weniger bewegliche Teile befinden, die einen Abrieb erzeugen können.
-
An einer der Bearbeitungsstation 1 zugewandten Vorderseite des Ladetisches 9 ist eine hier nicht näher dargestellte Zentriervorrichtung vorgesehen, mittels der der Ladetisch 9 an der jeweiligen Bearbeitungsstation 1 zentriert wird, um eine einfache Übergabe der Behälter 2 an die jeweilige Bearbeitungssation 1 zu ermöglichen.
-
In einer hier nicht näher dargestellten Ausführungsform ist der Ladetisch gegebenenfalls mit dem ersten und/oder dem zweiten Gelenkarm höhenverstellbar, um den Ladetisch der Übergabeebene der jeweiligen Bearbeitungsstation anzupassen.
-
In einer anderen, hier nicht dargestellten Ausführungsform ist der Ladetisch seitlich verschiebbar am freien Ende des zweiten Gelenkarmes gehalten. Somit kann der zweite Gelenkarm wahlweise an der rechten Seite, in der Mitte oder an der linken Seite des Ladetisches ansetzen, sodass der Ladetisch entsprechend der Bearbeitungsstation positioniert werden kann.
-
In noch einer anderen, hier nicht dargestellten Ausführungsform ist die Versorgungsstation auf einer Schiene gehalten und kann entsprechend seitlich verschoben werden. Hierdurch wird die Reichweite der Transfereinheit vergrößert.
-
In einer weiteren, hier nicht dargestellten Ausführungsform ist der erste und/oder der zweite Gelenkarm teleskopierbar. In diesem Gelenkarm ist dann innenliegend ein zweites Rohr gehalten, welches in Axialrichtung ausfahrbar ist, um den Gelenkarm bei Bedarf zu verlängern.
-
In der hier dargestellten Ausführungsform ist sowohl im ersten Gelenkarm 7 als auch im zweiten Gelenkarm 8 ein Elektromotor integriert (nicht dargestelt), über den der Bediener 4 die jeweiligen Gelenkarme 7, 8 bewegen kann. Die für den Elektromotor notwendigen Versorgungsleitungen werden über die Versorgungsstation bereitgestellt.
-
Auch ist sowohl im ersten Gelenkarm 7, als auch im zweiten Gelenkarm 8 eine hier nicht näher dargestellte Bremse vorgesehen, über die der Bediener 4 sowohl den ersten Gelenkarm 7 als auch den zweiten Gelenkarm 8 bremsen kann, was ebenfalls zu einer Arbeitserleichterung führt. Diese Bremse verfügt auch über eine Feststellfunktion, sodass die Gelenkarme 7, 8 in der gewünschten Position arretiert werden können.
-
In noch einer, hier nicht dargestellten Ausführungsform ist zwischem dem ersten und dem zweiten Gelenkarm ein weiterer Gelenkarm vorgesehen. Hierdurch vergrößert sich die Reichweite der Transfereinheit und auch die Bedienbarkeit wird erleichert, weil über den zusätzlichen Gelenkarm die gewünschte Position des Ladetisches einfacher erreicht wird.
-
Es versteht sich, dass die einzelnen Bauteile der Transfereinheit entsprechende Vorschriften in einem Reinraum gekapselt sind, um eine Kontamination der Anlage zu vermeiden.
-
Nachfolgend wird der Arbeitsablauf in einer hier dargestellten Anlage detailiert beschrieben:
In einer externen, hier nicht dargestellten Bearbeitungsstation werden die Behälter 2, die sogenannten Vials, mit dem pharmazeutischen Produkt befüllt und anschließend über das Transportsystem A angeliefert. Dabei führt der Bediener 4 den Ladetisch 9 der Transfereinheit 3 manuell an die Bearbeitungsstation 1A heran und bewegt dann die verschiedenen Behälter 2 auf den Ladetisch 9. Dabei ist der Ladetisch 9 über eine hier nicht näher dargestellte Zentriervorrichtung an der Bearbeitungsstation 1 zentriert, um ein präzieses Übernehmen der Behälter 2 zu ermöglichen.
-
Anschließend wird der an den Gelenkarmen 7 und 8 gehaltene Ladetisch 9 von der Bearbeitungsstation 1A gelöst und zur ersten Gefriertrocknungsanlage B geführt. Dort wird der Ladetisch 9 wieder unter Zurhilfenahme der Zentriervorrichtung an der Bearbeitungsstation 1B zentriert angebracht, bevor der Bediener 4 manuell die Behälter 2 in die Gefriertrocknungsanlage B überführt.
-
Danach führt der Bediener 4 den nun leeren Ladetisch 9 der Transfereinheit 3 zur zweiten Gefriertrocknungsanlage C, um die dort mittlerweile gefriergetrockneten Produkte zu entnehmen. Hierzu wird der Ladetisch 9 über die Zentriervorrichtung an der Bearbeitungsstation 10 angelegt, bevor die Behälter 2 aus der zweiten Gefriertrocknungsanlage C auf den Ladetisch 9 geführt werden. Danach bewegt der Bediener 4 den an den Gelenkarmen 7 und 8 gehaltenen Ladetisch 9 zur Bördelvorrichtung D. Auch hier wird der Ladetisch 9 über die Zentriervorrichtung an der Bearbeitungsstation 1D angelegt, um die Behälter 2 in die Bördelvorrichtung D zu überführen. Nachdem die Behälter 2 in der Bördelvorrichtung D entgültig verschlossen worden sind, werden die Behälter 2 wieder auf den Ladetisch 9 zurückgeführt und der Bediener 4 bewegt den Ladetisch 9 zur Transportstation 1A, von wo aus die Behälter 2 zur weiteren Bearbeitung abtransportiert werden.
-
Es versteht sich, dass dieser gesamte Vorgang unter Reinraumbedingungen durchgeführt werden muss, weil in den Behältern 2 hochreine pharmazeutische Produkte sind, die nicht kontaminiert werden dürfen.