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Die Erfindung betrifft ein Überwachungssystem zum Überwachen von Sensorwerten und Bewerten der erfassten Sensorwerten. Darüber hinaus betrifft die Anmeldung ein Überwachungsverfahren zum Einleiten wenigstens einer vorbestimmten Gefahrenabwehrmaßnahme bei Bewertung einer Gefahrensituation als kritisch. Insbesondere betrifft die Erfindung Überwachungssysteme und Verfahren zum automatischen Erkennen von medizinischen und sonstigen Notfällen einer Person, wie beispielsweise einen Herzinfarkt oder sonstige überraschend auftretende Gefahrensituationen.
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Bei Herzinfarkten und anderen medizinischen Notfällen ist eine schnelle Reaktion der Rettungskräfte zum Schutz der betroffenen Person oft von herausragender Bedeutung. Das erste Glied in einer jeden Rettungskette stellt daher die zeitnahe Alarmierung der Rettungskräfte dar. Zu diesem Zweck sind aus dem Stand der Technik zum einen stationär installierte Alarmtaster bekannt. Derartige Alarmtaster werden in der Regel in Krankenhäusern, Pflege- oder Altenheimen in denen sich Personen mit erhöhtem Risiko aufhalten, installiert. Zum anderen ist es bekannt, Telefone, mit einer Notruffunktion auszustatten, die bei einem beliebigen Tastendruck eine vorbestimmte Notrufnummer wählt. Beiden Ansätzen ist gemein, dass sie eine Alarmierung durch die betroffene Person selbst oder eine andere zugegene Person erfordern. Ist die betreffende Person bewusstlos oder aus anderen Gründen nicht mehr in der Lage einen Notruf abzusetzen und sind andere Personen nicht zugegegen, können die beschriebenen Alarmierungsmaßnahmen somit fehlschlagen.
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Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, verbesserte Verfahren und System zum automatischen Einleiten vorbestimmter Gefahrenabwehrmaßnahmen, insbesondere zum Absetzen von Notrufen, zu beschreiben.
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Gemäß einem ersten Aspekt der Erfindung wird die oben genannte Aufgabe durch ein Überwachungssystem umfassend ein erstes Gerät, ein zweites Gerät, eine mit dem ersten Gerät gekoppelte Auslösekomponente und eine mit der Auslösekomponente und dem zweiten Gerät koppelbare Auswertekomponente gelöst. Das erste Gerät weist wenigstens einen ersten Sensor zum Überwachen wenigstens eines ersten Parameters auf. Das zweite Gerät weist wenigstens einen zweiten Sensor zum Erfassen wenigstens eines zweiten Parameters auf. Der erste Sensor ist dazu eingerichtet, erste Parameterwerte wenigstens des ersten Sensors regelmäßig zu erfassen. Die Auslösekomponente ist dazu eingerichtet, beim Erfüllen wenigstens einer vorbestimmten Bedingung durch wenigstens einen der erfassten ersten Parameterwerte ein Auslösesignal an die Auswertekomponente zu senden, um auf eine mögliche Gefahrensituation hinzuweisen. Die Auswertekomponente ist dazu eingerichtet, nach Empfang des Auslösesignals von der Auslösekomponente wenigstens einen zweiten Parameterwert des zweiten Sensors abzufragen, die Gefahrensituation basierend auf wenigstens dem auslösenen ersten Parameterwert und dem zweiten Parameterwert eigenständig zu bewerten und bei Bewertung der Gefahrensituation als kritisch wenigstens eine vorbestimmte Gefahrenabwehrmaßnahme einzuleiten.
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Bei dem beschriebenen System arbeiten wenigstens zwei Geräte zusammen, um basierend auf wenigstens zwei unterschiedlichen Parameterwerten eine Gefahrensituation zu erkennen und bei deren Bewertung als kritisch wenigstens eine vorbestimmte Gefahrenabwehrmaßnahme einzuleiten. Insbesondere dient der erste Parameter dazu, eine mögliche Gefahrensituation zu erkennen. Erst bei Erkennung einer möglichen Gefahrensituation wird auf das zweite Gerät mit dem zweiten Sensor zugegriffen, um eine umfassendere Analyse zu ermöglichen. Dies ermöglicht insbesondere die Kombination eines einfachen, jedoch alleine nicht aussagekräftigen Sensors, wie beispielsweise eines automatischen Pulsmessers, mit den Erkenntnissen von komplexeren Sensorwerten, wie sie beispielsweise aus einer Kameraüberwachung möglich sind. Zudem erlaubt der modulare Ansatz einen weitgehenden Rückgriff auf ohnehin vorhandene Komponenten von Geräten wie beispielsweise Smartphones oder Pulsmessuhren.
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In wenigstens einer Ausgestaltung ist die Auslösekomponente baulich in das erste Gerät integriert. Hierdurch wird insbesondere ein frühes Herausfiltern von irrelevanten ersten Sensorwerten ermöglicht, ohne dass eine geräteübergreifende Kommunikation stattfinden muss.
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In wenigstens einer Ausgestaltung ist die Auswertekomponente baulich in das zweite oder ein drittes Gerät integriert, wobei das zweite beziehungsweise das dritte Gerät erst durch Senden des Auslösesignals aktiviert werden. In wenigstens einer weiteren Ausgestaltung ist die Auswertekomponente baulich in das erste Gerät oder ein drittes Gerät integriert und dazu eingerichtet, das zweite Gerät beim Empfang des Auslösesignals zu aktivieren. Durch selektive Aktivierung des zweiten oder eines dritten Gerätes kann die zum Betreiben der Überwachungssystems erforderliche Energie reduziert werden.
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In wenigstens einer Ausgestaltung sind die wenigstens zwei Geräte des Überwachungssystems dazu eingerichtet, über ein drahtloses Personal-Area-Network (PAN) miteinander zu kommunizieren. Derartige Netzwerke, wie beispielsweise Bluetooth, ermöglichen die Kombination mehrerer am Körper einer Person verteilter Sensoren und/oder Geräte.
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In wenigstens einer Ausgestaltung sind die wenigstens zwei Geräte des Überwachungssystems mit dem Internet verbindbar und dazu eingerichtet, über das Internet miteinander zu kommunizieren. Durch die Verwendung von Internet-Technologie kann auch auf weitere Komponenten, wie beispielsweise Mikrofone oder Webcams in der Nähe eines Gefahrenortes zugegriffen werden.
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In wenigstens einer Ausgestaltung sind die wenigstens zwei Geräte des Überwachungssystems dazu eingerichtet, über eine Adhoc-Verbindung miteinander zu kommunizieren. Die Verwendung von Adhoc-Verbindungen ermöglicht in jeder Situation den Zugriff auf die besten aktuell verfügbaren Sensoren für die Bewertung der Gefahrensituation.
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In wenigstens einer Ausgestaltung ist die Auslösekomponente und/oder die Auswertekomponente mit dem Internet verbindbar. Dabei ist die Auslösekomponente und/oder die Auswertekomponente dazu eingerichtet, wenigstens einen weiteren Parameterwert zur Bestimmung der wenigstens einen Bedingung beziehungsweise zur Bewertung der Gefahrensituation aus dem Internet abzurufen. Durch Abrufen allgemein gültiger Daten, wie insbesondere einer Wettersituation, oder speziellen Informationen, wie beispielsweise Patientendaten, aus dem Internet kann die Erkennung und Analyse der Gefahrensituation weiter verbessert werden.
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In wenigstens einer Ausgestaltung überwacht der als Auslöser verwendete erste Sensor eine Beschleunigung, eine Temperatur, eine Pulsfrequenz, einen Blutdruck, eine Herzfrequenz, einen Blutzuckerspiegel und/oder einen Hormonspiegel einer überwachten Person. In wenigstens einer Ausgestaltung erfasst der zur weiteren Analyse eingesetzte zweite Sensor eine Beschleunigung, eine Temperatur, eine Position, ein Bildsignal, eine Videosignal und/oder ein Audiosignal der überwachten Person.
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In wenigstens einer Ausgestaltung umfasst das Überwachungssystem eine Mehrzahl von Geräten mit jeweils mindestens einem Sensor, wobei die Geräte dazu eingerichtet sind, der Auswertekomponente in Reaktion auf eine Broadcast-Nachricht erfassbare Parameter mitzuteilen. Über solche Broadcast-Nachrichten kann das Überwachungssystem schnell auf alle zur Verfügung stehenden Parameter zugreifen.
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In wenigstens einer Ausgestaltung ist die Auswertekomponente dazu eingerichtet, gewünschte zweite Parameterwerte zum Abrufen von dem zweiten Gerät auszuwählen und/oder anzufordern. Eine solche Steuerung durch die Auswertekomponente ermöglicht eine gezielte Analyse einer erkannten Gefahrensituation.
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In wenigstens einer Ausgestaltung umfasst das Einleiten der wenigstens einen vorbestimmten Gefahrenabwehrmaßnahme das Absetzen eines automatisierten Notrufs mit Informationen über die Gefahrensituation mittels eines Telekommunikationsnetzes an einen Rettungsdienst. Ein automatisch abgesetzter Notruf erlaubt eine schnelle Reaktion eines Rettungsdienstes und minimiert somit die Gefahr für die überwachte Person.
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In wenigstens einer Ausgestaltung sind das erste Gerät, das zweite Gerät, die Auslösekomponente und/oder die Auswertekomponente zur Bestimmung einer Position eingerichtet und der abgesetzte Notruf umfasst Positionsdaten. Durch die Übermittlung von Positionsdaten kann der Rettungsdienst die überwachte Person schnell orten.
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In wenigstens einer Ausgestaltung ist das Überwachungssystem in ein intelligentes Gerät, insbesondere in ein Smartphone, integriert.
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Gemäß einem zweiten Aspekt der Erfindung wird ein Überwachungsverfahren beschrieben. Das Überwachungsverfahren umfasst die folgenden Schritte:
- – regelmäßiges Erfassen erster Parameterwerte wenigstens eines ersten Parameters durch einen ersten Sensor eines ersten Geräts;
- – Senden eines Auslösesignals durch eine Auslösekomponente, um auf eine mögliche Gefahrensituation hinzuweisen, wenn eine vorbestimmte Bedingung durch wenigstens einen der erfassten ersten Parameterwerte erfüllt wird;
- – Abfragen wenigstens eines zweiten Parameterwertes wenigstens eines zweiten Parameters von wenigstens einem zweiten Sensor eines zweiten Gerätes nach Empfangen des Auslösesignals;
- – eigenständiges Bewerten der Gefahrensituation durch eine Auswertekomponente basierend auf wenigstens dem einen ersten Parameterwert, der die vorbestimmte Bedingung erfüllt hat, und dem wenigstens einen abgefragten zweiten Parameterwert; und
- – Einleiten wenigstens einer vorbestimmten Gefahrenabwehrmaßnahme bei Bewertung der Gefahrensituation als kritisch durch die Auswertekomponente.
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Das oben genannte Verfahren weist im Wesentlichen dieselben Vorteile auf wie das zuvor beschriebene Überwachungssystem.
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Weitere vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind in den angehängten Patentansprüchen sowie der nachfolgenden Beschreibung von Ausführungsbeispielen unter Bezugnahme auf die angehängten Figuren beschrieben. In den Figuren zeigen:
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1 eine schematische Darstellung eines Überwachungssystems gemäß einer Ausgestaltung der Erfindung und
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2 ein Kollaborationsdiagramm eines Überwachungsverfahrens gemäß einer Ausgestaltung der Erfindung.
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1 zeigt schematisch ein Überwachungssystem 1 gemäß einer Ausgestaltung der Erfindung. Das Überwachungssystem 1 umfasst ein erstes Gerät in Form einer Armbanduhr 2 mit einem eingebautem Pulssensor 3. Darüber hinaus umfasst das Überwachungssystem 1 ein Smartphone 4 einer überwachten Person 5.
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Das Smartphone 4 umfasst verschiedene Funktionseinheiten, darunter insbesondere ein erstes Funkmodul 6 zum Aufbauen einer Funkverbindung mit einem Telekommunikationsnetzwerk 7 sowie ein zweites Funkmodul 8 zum Aufbauen einer Datenverbindung mit der Armbanduhr 2 über eine Bluetooth-Verbindung. Das Smartphone 4 umfasst desweiteren ein GPS-Modul 9 zur Bestimmung einer aktuellen Position sowie einen Beschleunigungssensor 10. Sämtliche Komponenten des Smartphone 4 sind mit einer Datenverarbeitungskomponente 11 verbunden. Dabei handelt es sich beispielsweise um einen oder mehrere Prozessoren des Smartphone 4 mit zugehörigen Speichervorrichtungen zum Speichern einer oder mehrerer Softwarekomponenten.
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Im dargestellten Ausführungsbeispiel ist das Smartphone 4 über das Telekommunikationsnetzwerk 7 bedarfsweise oder dauerhaft mit dem Internet 12 verbunden. Über das Internet 12 können bei Bedarf weitere Informationen von anderen Quellen abgerufen werden. Im Ausführungsbeispiel befindet sich in der Nähe der überwachten Person 5 beispielsweise eine Webcam 13, die ebenfalls mit dem Internet 12 verbunden ist. Somit kann das Smartphone 4 bei Bedarf ein Bild der Umgebung der überwachten Person 5 von der Webcam 13 abrufen.
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Über das Telekommunikationsnetzwerk 7 kann die Datenverarbeitungskomponente 11 bei Bedarf zudem eine telefonische oder Datenverbindung mit einer Notrufzentrale 14 aufbauen. In Abhängigkeit der technischen Voraussetzungen des Smartphones 4, des Telekominkationsnetzwerkes 7 und/oder der Notrufzentrale 14 sowie einer erkannten Situation kann es sich dabei beispielsweise um eine Sprechverbindung zwischen der Notrufzentrale 14 und der überwachten Person 5, die Übermittlung einer automatisch erstellte Sprach- oder Textnachricht oder eine Datenverbindung mit übermittelten Informationen zu einer erkannten Gefahrensituation handeln.
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Die Funktionsweise des Überwachungssystems 1 gemäß 1 wird im Folgenden unter Bezugnahme auf das Kollaborationsdiagramm gemäß 2 im Einzelnen beschrieben. Die darin gezeigten Verfahrensschritte eignen sich jedoch auch für andere als das in 1 gezeigte Überwachungssystem 1.
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In der 2 sind unterschiedliche mögliche Kollaborationen zwischen drei Geräten 21, 22 und 23 sowie einer Notrufzentrale 14 dargestellt. Beispielsweise kann es sich bei dem ersten Gerät 21 um die Armbanduhr 2, bei dem zweiten Gerät 22 um das Smartphone 4 und bei dem dritten Gerät 23 um die Webcam 13 handeln.
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Im Ausführungsbeispiel sind ein erster Sensor 24 sowie eine Auslösekomponente 25 baulich in dem ersten Gerät 21 vereinigt. Das zweite Gerät 22 umfasst eine Auswertekomponente 26 sowie einen zweiten Sensor 27. Das dritte Gerät 23 umfasst im Ausführungsbeispiel einen dritten Sensor 28. Alle Geräten verfügen darüber hinaus über geeignete Kommunikationsschnittstellen zur Kommunikation mit wenigstens einem der anderen Geräte. Diese sind aus Gründen der Übersichtlichkeit in der 2 jedoch nicht dargestellt.
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In dem beschriebenen Ausführungsbeispiel erfasst der erste Sensor 24 in einem Schritt S1 fortlaufend oder regelmäßig mit einer vorgegebenen Frequenz, z.B. einmal pro Monat, Sensorwerte von einer überwachten Person 5, die einen möglichen Rückschluss auf einen Gesundheitszustand zulassen. Beispielsweise kann ein Pulssensor einer Armbanduhr 2 oder ein gesonderter Herzfrequenzsensor die Puls- beziehungsweise Herzfrequenz der überwachten Person 5 erfassen. Der erfassten Paramterwerte werden der Auslösekomponente 25 zur Verfügung gestellt.
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Basierend auf den erfassten Parameterwerten ermittelt die Auslösekomponente 25 in einem Schritt S2, ob eine erste Bedingung erfüllt ist, die auf eine mögliche Gefahrensituation hinweist. Im Fall einer Pulsüberwachung kann dies ein besonders hoher oder niedriger Pulswert sein. Selbstverständlich ist auch die Erfassung und Auswertung anderer Parameter möglich, die auf ungewöhnliche Zustände hinweisen. Beispielsweise kann ein Beschleunigungssensor auf einen möglichen Verkehrsunfall und eine besonders hohe Temperatur auf Fieber oder sogar einen Brand hinweisen. Weitere Parameter sind zum Beispiel ein Blutzucker- oder Hormonspiegel, insbesondere bei der Überwachung von Personen 5 mit chronischen Krankheiten.
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Wird ein in einem Schritt S1 erfasster Pulswert in einem Schritt S2 dahingehend beurteilt, dass es sich um einen normalen Wert handelt, wird das Verfahren im Schritt S1 mit der Erfassung eines nächsten Pulswertes fortgesetzt. Wird im Schritt S2 dadgegen festgestellt, dass der überwachte Parameterwert zu hoch oder zu niedrig ist, also die vorbestimmte Bedingung zur Auslösung einer möglichen Gefahrensituation erfüllt, sendet die Auslösekomponente 25 in einem Schritt S3 eine Aufwecknachricht an die Auswertekomponente 26 des zweiten Geräts 22.
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In Reaktion auf die Aufwecknachricht wird die Auswertekomponente 26 in einem Schritt S4 aktiviert. Hierzu kann beispielsweise ein zuvor in einem Schlafzustand betriebenes Gerät vollständig aktiviert oder eine vorübergehend angehaltene Software-Komponente reaktiviert werden. Im Ausführungsbeispiel wird der auslösende Paramterwert des ersten Sensors 21 zusammen mit der Aufwecknachricht an die Auswertekomponente 26 übertragen. In anderen Ausgestaltungen wird der Paramterwert in einer gesonderten Nachricht von dem ersten Gerät 21 and das zweite Gerät übermittelt oder von dem zweiten Gerät 22 gezielt von dem ersten Gerät 21 abgefragt.
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Nach der Aktivierung der Auswertekomponente 26 im Schritt S4 kann diese weitere Parameterwerte von anderen Sensoren, hier den Sensoren 27 und 28 abrufen, um die Gefahrensituation besser beurteilen zu können. Ob und welche Paramterwerte dabei abgerufen werden, entscheidet die Auswertekomponente entweder nach einem festen Schema, in Abhängigkeit des empfangenen ersten Sensorwerts oder in Abhängigkeit der zur Verfügung stehenden Sensoren.
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Im beschriebenen Ausführungsbeispiel ruft die Auswertekomponente 26 in einem Schritt S5 weitere Parameterwerte von dem zweiten Sensor 27 ab. Hierbei kann es sich beispielsweise um den Beschleunigungssensor 10 oder ein eingebautes Mikrofon des Smartphones 4 handeln. Weisen ungewöhnliche Geräusche oder eine starke Beschleunigung auf einen Sturz oder Verkehrsunfall der überwachten Person 5 hin, kann die Auswertekomponente 26 in einem Schritt S6 gegebenenfalls direkt einen Notruf an die Notrufzentrale 14 absetzen. Dies ist in der 2 gestrichelt dargestellt.
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Im beschriebenen Ausführungsbeispiel holt die Auswertekomponente 26 zuvor weitere Informationen von dem dritten Gerät 23 ein. Hierzu sendet sie in einem Schritt S7 einen Broadcast-Befehl über ein drahtloses Netzwerk in der Umgebung des Smartphones 4. Hierzu eignen sich neben so genannten Personal-Area-Networks (PAN) auch andere räumlich oder logisch begrenzte Netzwerke, wie beispielsweise ein WLAN-Netzwerk.
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Nach dem Empfang der Broadcast-Mitteilung antwortet der dritten Sensor 28 des dritten Geräts 23 in einem Schritt S8 mit der Beschreibung von ihm zur Verfügung gestellten Diensten. Im Ausführungsbeispiel kann beispielsweise die Webcam 13 angeben, an welcher geografischen Position sie lokalisiert ist und dass sie in der Lage ist Standbilder mit einer bestimmten Auflösung aufzunehmen.
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In einem Schritt S9 wertet die Auswertekomponente 26 die empfangene Antwort des dritten Gerätes 23 aus und erkennt auf Grundlage eines Abgleichs mit intern vorhandenen Positionsdaten, beispielsweise Positionsdaten des GPS-Moduls 9, dass die Webcam 13 den mutmaßlichen Unfallort erfasst. Daraufhin fordert die Auswertekomponente in einem Schritt S10 Bilddaten von dem dritten Sensor 28 an, der diese im Schritt S11 erfasst und an die Auswertekomponente 26 zurückliefert.
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In einem Schritt S12 erfolgt eine abschließende Verarbeitung sämtlicher erfasster Sensorwerte durch die Auswertekomponente 26. Beispielsweise kann die Auswertekomponente einen vermuteten Sturz der überwachten Person 5 auf Grundlage einer Bildauswertung der im Schritt S11 erfassten Daten bestätigen oder verwerfen. Gelangt die Auswertekomponente 26 auf Grundlage dieser oder sonstiger Analysen zu dem Ergebnis, dass die überwachte Person 5 Hilfe benötigt, setzt sie in einem Schritt S13 schließlich einen Notruf an die Notrufzentrale 14 ab.
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Bevorzugt handelt es sich dabei um einen automatisierten Notruf, der wesentliche Daten zu der vermuteten Gefahrensituation enthält. Beispielsweise können personenbezogene Daten der überwachten Person 5, wie insbesondere ein Name und eine Anschrift, Informationen zum vermuteten Unfallort basierend auf der Positionsbestimmung und gegebenenfalls ein erfasstes Bild beziehungsweise erfasster Ton an die Notrufzentrale 14 übermittelt werden. Selbstverständlich können auch weitere Werte, insbesondere von Sensoren erfassten physiologische Werte, wie beispielsweise einer Pulsfrequenz oder ein Blutdruck an die Notrufzentrale 14 übermittelt werden. Diese kann ihrerseits in einem Schritt S14 entsprechende Rettungsmaßnahme einleiten in dem sie beispielsweise einen Rettungswagen an die vorbestimmte Position schickt.
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Auf diese Weise kann die Reaktion im Schritt S14 nicht nur besonders schnell erfolgen, sondern kann bereits relevante Daten zum vermuteten Hergang oder den erfassten Folgen eines Unfalls berücksichtigen. Zusätzlich können weitere Informationen, wie beispielsweise Wetterinformationen am Unfallort erfasst und der Notrufzentrale 14 mitgeteilt werden.
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Es wird darauf hingewiesen, dass der in 2 gezeigte Ablauf eines Überwachungsverfahren lediglich beispielhaften Charakter besitzt. In Abhängigkeit der Fähigkeiten der in das Überwachungssystem 1 eingebundene Geräte und Sensoren kann der Ablauf auch deutlich einfacher oder komplizierter ausfallen. Dabei kann die Auswahl der einzelnen Geräte entweder in der Auslösekomponente 25 und/oder der Auswertekomponente 26 vorkonfiguriert sein. Alternativ ist es auch möglich, zur Verfügung stehende Geräte über an sich bekannte Discovery-Verfahren zu erkennen. Hierzu ist es vorteilhaft, wenn die Geräte entweder über ein persönliches oder lokales Netzwerk, beispielsweise ein Bluetooth oder Wifi-Netzwerk, miteinander in Kontakt stehen. Auf diese Weise wird zugleich der Umfang der Datenkommunikation auf den Bereich des persönlichen oder lokalen Netzwerks beschenkt, so dass etwaige persönliche Angaben der überwachten Person 5 nicht in das Internet 12 gelangen.
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Wie oben beschrieben kann es dennoch sinnvoll sein, weitere Ressourcen über das Internet 12 einzubinden. Zum Zugang hierzu dienen bevorzugt mobile Datennetzwerkstandards wie LTE oder UMTS, die über geeignete, standardisierte Schnittstellen einen Zugriff auf über das Internet 12 verteilte Sensoren gestatten.
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Im Zuge der weiteren Verbreitung von Datennetzwerken und im Falle einer ständigen Datenverbindung zwischen wenigstens einem Gerät der überwachten Person 5 mit dem Internet 12 können selbst die Auslösekomponente 25 und/oder die Auswertekomponente 26 durch ein vernetztes Gerät implementiert werden. In diesem Fall ist es nicht länger erforderlich, dass sich das Überwachungssystem 1 komplett im Umfeld der überwachten Person 5 befindet. Beispielsweise kann ein verhältnismäßig einfacher, am Körper der überwachten Person 5 getragener erster Sensor 24 Daten kontinuierlich an eine kombinierte Auslöse- und Auswertekomponente im Internet übertragen. Alternativ können die vom Sensor 24 zur Verfügung gestellten Daten auch vorgefiltert werden. Beispielsweise kann eine Filtereinheit eines Mikrofons nur Signale mit einer hinreichend hohen Amplitude einer entfernt angeordneten Auslöseeinheit 25 zur Verfügung stellen, um ein zu übertragendens Datenvolumen zu beschränken. Alternativ oder zusätzlich kann auch eine Vorauswertung durch den Sensor 24 selbst stattfinden. Beispielsweise kann ein Herzsensor ungewöhnlich Signale erkennen und das Vorliegen eines ungewöhnlichen Signals an eine Auslöseeinheit 25 senden. Die Auslöseeinheit 25 muss in diesem Fall außer einer etwaigen Authentifizierung oder Verifizierung des gesendeten Signals keine weitere Analyse mehr durchführen. Ihre Aufgabe besteht dann im Wesentlichen in der Aktivierung anderer Komponenten des Überwachungssystems 1, insbeosndere der Auswertekomponente 26. Das eigentliche Überwachungssystem 1 kann in diesen Fällen als so genannte Cloud-Lösung implementiert werden, in dem sich zur Verfügung stehende Komponenten selbststätig zu einem funktionsfähigen System zusammenfinden.
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Das beschriebene Überwachungsverfahren und das beschriebene Überwachungssystem 1 können sehr flexibel an die Bedingungen der zu überwachenden Gegebenheiten angepasst werden. Neben der Überwachung medizinischer Notfälle, wie beispielweise einem Herzinfarkt oder einem Epilepsieanfall, eignet es sich auch zur Überwachung weniger dramatischer Ereignisse, wie beispielsweise dem unerwarteten Sturz einer gebrechlichen Person oder einem sonstigen Zwischenfall einer gefährdeten Person, beispielsweise einer allein lebenden Person oder einer Person in einem gefährdeten Bereich wie beispielsweise einer Baustelle. In derartigen und anderen Fällen ist es gegebenenfalls ausreichend, wenn die Auswertekomponente 26 eine automatisierte Rückfrage an die überwachte Person 5 selbst richtet, um festzustellen ob sie ansprechbar ist und, falls ja, ob sie wirklich externe Hilfe benötigt. Auf diese Weise gewinnt die überwachte Person 5 Sicherheit und somit Eigenständigkeit und Lebensqualität. Bei nur wenig gefärdeten Personen kann somit beispielsweise auf eine dauerhafte Unterbringung in einem Pflegeheim verzichtet werden.
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Es wird auch darauf hingewiesen, dass sich das beschriebene Überwachungssystem beziehungsweise Überwachungsverfahren auch zur Erkennung anderer Notfallsituationen eignet. Beispielsweise kann basierend auf der Auswertung von Bildern oder Tönen auf mögliche Streitigkeiten, Kämpfe oder sonstige Bedrohungen wie etwaige häuslicher Gewalt, Stalking oder sexuelle Belästigung hingewiesen werden. In diesem Fall kann anstelle einer medizinischen Notfallversorgung gegebenenfalls auch die Polizei benachrichtigt werden, um den auffälligen Bereich zu überprüfen und gegebenenfalls Straftaten zu verhindern oder zu beenden. Auch andere Gefahrensituationen, wie beispielsweise psychologische Notstände können durch ein derartiges Überwachungssystem 1 erkannt und durch Anbieten oder Anfordern geeigneter Hilfemaßnahme gegebenenfalls verhindert oder zumindest gelindert werden.
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Allen Anwendungsszenarien des beschriebenen Überwachungssystems ist gemein, dass durch den Einsatz verhältnismäßig einfacher, teilweise miteinander vernetzter Sensoren eine hohe Überwachungsqualität hergestellt werden kann, ohne dass dazu aufwändige Ressourcen erforderlich sind. Auf diese Weise können eine Vielzahl von Personen oder Orten überwacht werden, ohne dass dies eine entsprechenden personelle oder technische Aufrüstung von Sicherheitsdiensten erfordert.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Überwachungssystem
- 2
- Armbanduhr
- 3
- Pulssensor
- 4
- Smartphone
- 5
- überwachte Person
- 6
- erstes Funkmodul
- 7
- Telekommunikationsnetzwerk
- 8
- zweites Funkmodul
- 9
- GPS-Modul
- 10
- Beschleunigungssensor
- 11
- Datenverarbeitungskomponente
- 12
- Internet
- 13
- Webcam
- 14
- Notrufzentrale
- 21
- erstes Gerät
- 22
- zweites Gerät
- 23
- drittes Gerät
- 24
- erster Sensor
- 25
- Auslösekomponente
- 26
- Auswertekomponente
- 27
- zweiter Sensor
- 28
- dritter Sensor
- S1–S14
- Verfahrensschritte