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Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zur transkraniellen Gleichstromstimulation (tDCS) und/oder transkraniellen Wechselstromstimulation (tACS).
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Außerdem betrifft die Erfindung ein Verfahren zur transkraniellen Gleichstromstimulation (tDCS) und/oder transkraniellen Wechselstromstimulation (tACS), mit Hilfe einer Vorrichtung gemäß einem der Ansprüche 1 bis 6, wobei wenigstens zwei Elektrodenpaare an Positionen am Kopf eines Probanden platziert werden, an denen die Trajektorien der applizierten Stromsignale ein zu stimulierendes Hirnareal kreuzen, insbesondere in Korrelation mit einer zu stimulierenden Zielregion am Kopf eines Probanden und Ermitteln der Paarungen der Elektroden, deren Trajektorien das zu behandelnde Hirnareal kreuzen, und wobei die Elektrodenpaare an die Stromquelle angeschlossen werden und ein Stromsignal als Stimulus an den Elektroden zur Stimulierung der Zielregion appliziert wird.
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Methoden zur transkraniellen Magnetstimulation (TMS) sind in den letzten beiden Jahrzehnten als neue Werkzeuge für die Neurowissenschaften entstanden. Bei der TMS wird ein kurzer magnetischer Puls durch eine Spule generiert. In dem die Spule in der Nähe des Kopfes eines Probanden oder Patienten aktiviert wird, können begrenzte Areale im Gehirn stimuliert werden. Die Wirkung der TMS kann durch die Reaktion des Probanden gemessen werden. Um eine Neuromodulation zu erreichen, sind Wiederholungen über längere Zeiträume, z. B. eine Stunde, in mehreren Sitzungen pro Woche notwendig. Lösungen mit einem Roboterarm zur präzisen Positionierung der Spule wurden entwickelt, und erlauben die Lageverfolgung bei kleinen Bewegungen des Kopfes. Dies ist Gegenstand der
DE 10 2008 034 237 A1 . Allerdings ist die Anwendung eines Roboterarms nicht immer, z. B. aus Kostengründe, der Größe, etc., möglich.
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Alternativen zur TMS sind die nicht-invasiven Verfahren auf dem Gebiet der elektrischen Neurostimulation von Hirnarealen und betreffen die sog. transkraniellen Verfahren zur nicht-invasiven Tiefenhirnbehandlung, insbesondere die transkranielle Gleichstromstimulation (tDCS) und die transkranielle Wechselstromstimulation (tACS), bei denen eine therapeutische Stimulation ohne einen interventionellen Eingriff in das Gehirn auskommt. Bei der transkraniellen Gleichstromstimulation (tDCS), wie sie beispielsweise in der
DE 10 2008 043 973 A1 offenbart ist, werden Elektroden auf die Kopfoberfläche aufgebracht und ein Gleichstrom eingebracht.
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Derzeit muss die tDCS allerdings unter Aufsicht durch einen Arzt erfolgen. Wegen der geringen Zahl an Elektroden müssen hohe Stromstärken verwendet werden. Die Elektrostimulation mit den bisher bekannten Geräten ist wesentlich weniger fokussiert als TMS. Die meisten Anwendungen erfordern daher hohe Intensitäten, um messbare Ergebnisse zu erzielen, und können nicht individuell angepasst werden.
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Aus der
US4856526 ist ein Verfahren zur transkraniellen Wechselstromstimulation (tACS) zur Minderung von Kopfschmerzen bekannt, bei dem über zwei am Kopf des Patienten platzierte Elektroden eine hochfrequente Wechselspannung appliziert wird. Der Frequenzbereich der Wechselspannung liegt im Bereich von 12 bis 20 kHz. Für die Behandlung werden eine erste Elektrode auf einer Kopfseite und eine weitere Elektrode auf der gegenüberliegenden Kopfseite platziert.
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Im Gegensatz zur invasiven Tiefenhirnstimulation muss bei der nichtinvasiven, transkraniellen Stimulation der elektrische Widerstand, d. h. Übergangswiderstand zwischen Elektroden und Kopf bzw. Kopfhaut und Zielareal überwunden und ein vielfach höherer Stimulationsstrom appliziert werden, um in einem Hirnareal die zur Behandlung nötige elektrische Feldstärke aufzubauen. Die meisten Anwendungen erfordern daher hohe Intensitäten, um messbare Ergebnisse zu erzielen. Wegen der geringen Zahl an Elektroden müssen zudem hohe Ströme pro Fläche appliziert werden. Die Elektrostimulation mit den bisher bekannten Geräten ist außerdem wesentlich unfokussierter als TMS.
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Zur Minderung dieser Nachteile wird in der
DE 10 2008 043 973 A1 eine Vorrichtung zur transkraniellen Gleichstromstimulation (tDCS) offenbart, die bei der Behandlung bzw. Stimulation von neuronalen Hirnstrukturen zum Einsatz kommt. Bei diesem Verfahren wird über eine großflächige Elektrodenanordnung, die z. B. matrixartig in einer Kappe befindlich ist, auf der Kopfhaut ein schwacher kontinuierlicher Gleichstrom appliziert. Zur Einstellung einer optimalen Elektrodenfläche, mit der eine Fokussierung der induzierten Gesamtladung im Zentralnervensystem möglich ist, können einzelne Elektrodenpaare dieser rasterartig angeordneten Menge von Flächenelektroden der Elektrodenmatrix zu Stimulationszwecken angeregt werden. Die Ermittlung dieser optimalen Elektrodenfläche erfolgt unter Berücksichtigung des Übergangswiderstands zwischen der Elektrodenfläche und der Kopfhaut. Durch selektive Ansteuerung von einzelnen Elektrodenbereichen der Elektrodenmatrix ist die gesamte zusammenhängende Elektrodenfläche zur Applizierung eines Gleichstromes variabel einstellbar, d. h. die genutzte Elektrodenfläche kann größer oder kleiner gewählt werden. Um ein zwischen der Elektrodenanordnung befindliches Gehirnareal mehr oder weniger zu stimulieren, erfolgt eine Fokussierung der induzierten Gesamtladung.
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Die Studie von Park et. al. (NDVEL ARRAY-TYPE TRANSCRANIAL DIRECT CURRENT STIMULATION (tDCS) SYSTEM) befasst sich mit Verfahren zur Erhöhung der Dichte/Intensität des Stimulationsgleichstroms in dem zu behandelnden Gehirnareal. Bei einer ersten Lösung werden zwei Elektroden so an dem Kopf platziert, dass die Trajektorie des Stimulationsgleichstroms genau durch das zu behandelnde Gehirnareal verläuft. Bei einer zweiten Lösung werden zwei Elektrodenarrays verwendet, die in einer räumlichen Anordnung mehrere Elektrodenpaare bilden, wobei einander gegenüberliegende Elektroden jeweils ein Elektrodenpaar bilden. Die einzelnen Elektrodenpaare können wiederum mit unterschiedlichen Gleichstromsignalen angesteuert werden. Zur Erreichung der optimalen Stimulationsstromdichte in dem zu behandelnden Gehirnareal werden anhand eines Schädelmodells die Widerstandsverteilungen ermittelt und auf deren Grundlage die für eine verbesserte Stimulationsstromdichte an den einzelnen Elektrodenpaaren zu injizierenden Stromstärken ermittelt. Die Ermittlung der optimalen injizierten Stromverteilungen basiert auf dem Überlagerungsprinzip.
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Jedoch kann auch mit diesen Vorrichtungen die Stromstärke nicht in risikolose Bereiche gesenkt werden. So muss die transkranielle Gleichstromstimulation (tDCS) und/oder transkranielle Wechselstromstimulation (tACS) unter Aufsicht geschulter Ärzte durchgeführt werden, die die Stimulation parametrisieren, aktivieren und eingreifen, sobald unerwünschte Nebenwirkungen oder neurologische Reaktionen sichtbar werden.
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Aufgabe der Erfindung ist es deshalb, eine Vorrichtung und ein Verfahren zur transkraniellen Gleichstromstimulation (tDCS) und/oder der transkraniellen Wechselstromstimulation (tACS) vorzuschlagen, das auch in Abwesenheit geschulten Fachpersonals längere Stimulationsdauern ermöglicht.
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[A1] Diese Aufgabe wird bei einer Vorrichtung zur transkraniellen Gleichstromstimulation (tDCS) und/oder transkraniellen Wechselstromstimulation (tACS) dadurch gelöst, dass ein Sicherheitsschaltkreis vorgesehen ist, der einen Betrieb der Vorrichtung unterbrechend ausgebildet ist, sobald ein Stimulusparameter einen vorgegebenen Schwellwert überschreitend von einer Auswerteeinrichtung detektierbar ist. Erfindungsgemäß ist es dadurch möglich, die Stimulation beispielsweise auch während der Physiotherapie durchzuführen. Dies ist mit der derzeitigen TMS-Technologie nicht möglich. Als Stimulusparameter eines Stimulusmusters(-pattern) kommen infrage Ladung, Frequenz, Spannung, Strom und/oder Dauer eines Stimulus. Aufgrund des Sicherheitsschaltkreises kann auch ein Laie keine gefährdenden Stimuli applizieren.
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[A2] Die vorliegende Erfindung schlägt in einer Ausgestaltung vor, dass eine Auswerte- und/oder Ansteuerungslogik der Vorrichtung durch einen digitalen Signalprozessor (DSP) oder einen Field Programmable Gate Array (FPGA) realisiert ist, insbesondere einen Sicherheitsschwellwert für die Stimulation aus dem Signal einer Elektroenzephalograpie (EEG) zusätzlich oder ausschließlich, beispielsweise durch geeignete Signalverarbeitung mittels eines digitalen Signalprozessors (DSP), ermittelnd ausgebildet ist. Die Vorrichtung verfügt als Teil der Sensorik über ein elektrisches Biosignalmesssystem mit einem oder mehreren Kanälen. über ein solches System kann die Hirnaktivität des Probanden in Form eines Elektroenzephalogramms (EEG) gemessen werden. Aus dem EEG können bei geeigneter Signalverarbeitung Rückschlüsse auf den Zustand des Probanden gewonnen werden, deren Ergebnisse zur Bestimmung von Stimulationsparametern genutzt werden können. Besonders vorteilhaft ist es, durch EEG Rückkoppelung eine Auswertung der Neuromodulation durchzuführen und Rückschlüsse über den Behandlungserfolg zu ziehen. Darüber hinaus kann das Biosignalmesssystem aber auch zur elektrischen Ableitung an Gliedmaßen eingesetzt werden und so spezifische Probandenzustände durch Detektion von Muskelaktivität oder komplexen Bewegungsmustern erkennen. Eine solche Vorrichtung ließe sich mit Vorteil auch mobil, beispielsweise während einer Physiotherapie verwenden, oder bei weiterer Miniaturisierung ohne Behinderung beim Sport tragen. Die Elektroden werden zusätzlich zu den Stimulationselektroden in eine Kappe oder ein Netz eingebaut, welches auch Elektronik und Batterien beinhaltet. Falls das nicht möglich ist, wird eine kleine Elektronik-Einheit in einem Rucksack oder Gürtel getragen.
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[A3] In weiterer Ausgestaltung der Erfindung ist vorgesehen, dass eine Sensorik der Vorrichtung einen Kraftsensor und/oder Inertialsensorik zur Überwachung eines Probanden umfasst, der oder die eine Reizschwelle, vorzugsweise eine Motorschwelle, eines Probanden selbsttätig ermittelnd ausgebildet ist. Die Motorschwelle ist eine gut detektierbare Konstante eines Probanden, die als Signal für eine Sicherheitsentscheidung gut heranziehbar ist. Ein Arzt muss deshalb nicht mehr die Ermittlung der Konstante überwachen, da die Prozedur selbsttätig abläuft. Dabei wird der Stimulus solange verstärkt, bis eine Muskelreaktion des Probanden erfolgt. Diese Reaktion wird registriert und die Parameter des Stimulus dann abgespeichert. Beispielsweise kann dieser Wert mit vorgegebenem Sicherheitsabstand als Schwellwert für eine Sicherheitsabschaltung genutzt werden.
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Es können zusätzlich zur Biosignalmessung oder ersatzweise auch ein oder mehrere Kraftsensoren, Biegesensoren oder Inertial- und Lagesensorik, beispielsweise Gyroskope und Beschleunigungssensoren, zur Zustandsüberwachung speziell von Gliedmaßen eingesetzt werden. Diese Sensoren können an den Gliedmaßen des zu stimulierenden Subjekts angebracht und kontinuierlich ausgewertet werden. Die Detektion von Bewegungszuständen oder Bewegungsmustern aus ihren Datenströmen ist hinreichend dokumentiert, etwa in
US20120167684 , und oft algorithmisch einfacher als die Auswertung von Biosignalen.
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[A4] In weiterer Ausgestaltung der Vorrichtung ist vorgesehen, dass einer Steuerung ein Signal eines Kraftsensors und/oder Beschleunigungssensors aufgeschaltet ist. Durch dieses Signal lässt sich besonders direkt und sicher eine Reizschwelle detektieren und der Zeitpunkt zur Abspeicherung der Reizparameter bestimmt.
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[A5] In weiterer Ausgestaltung der Vorrichtung ist vorgesehen, dass die Vorrichtung ein Ansteuersignal für einen Aktor generierend ausgebildet ist. Mit einem solchen Aktor können Muskeln eines Probanden stimuliert werden. Mit Vorteil kann der Kraftsensor in den Kraftfluss des Aktors eingebunden und die Reaktion des Probanden dabei gemessen werden.
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[A6] In weiterer Ausgestaltung der Erfindung ist vorgesehen, dass die Vorrichtung ein Elektroenzephalogramm (EEG) messend ausgebildet ist und vorzugsweise aus dem EEG ein Signal ableitend ausgebildet ist, das die Generierung eines Stimulus über einen Rückkopplungszweig rückkoppelnd geschaltet ist, wobei vorzugsweise eine Mess- und Stimulationselektronik räumlich getrennt ausgebildet sind. Aus dem EEG können bei geeigneter Signalverarbeitung Rückschlüsse auf den Zustand des Probanden gewonnen werden, deren Ergebnisse ebenfalls zur Sicherheitsabschaltung genutzt werden können. Besonders vorteilhaft ist es, die geeignete Auswertung der Neuromodulation mit EEG-Rückkoppelung in einer ultramobilen Anwendung zu verbinden. Eine solche Vorrichtung ließe sich mit Vorteil auch mobil, beispielsweise während einer Physiotherapie, tragen und verwenden, oder bei weiterer Miniaturisierung vorteilhaft in der Forschung bei Kleinsäugern, wie Ratten, nutzen. Die Elektroden werden in eine Kappe oder ein Netz eingebaut, welches auch Elektronik und Batterien beinhaltet, oder falls das nicht möglich ist, wird eine kleine Elektronik-Einheit in einem Rucksack oder Gürtel getragen.
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Es besteht eine drahtlose Verbindung zwischen Ansteuereinheit und einem Teil der Sensorik und dieser Teil befindet sich im Umfeld und nicht am Körper des Probanden. Diese Aufteilung ist vor Allem in der Sportmedizin oder im Leistungssport sinnvoll. Hier werden in sogenannten Motion Capture Systemen, beispielsweise veröffentlicht in
US20060055706 , optische Marker überall am Körper des Sportlers befestigt und über feststehende Kameras aus verschiedenen Raumrichtungen überwacht. Durch die Kamerasysteme wird eine Vielzahl von Bewegungsdaten generiert, die analysiert und üblicherweise im Hinblick auf einen Wettkampferfolg auf Schwachstellen untersucht werden. Auch diese Systeme lassen die gezielte, extrem schnelle Extraktion von Probandenzuständen bzw. dessen Muskelaktivitäten zu und können zusätzlich oder als Ersatz zur Auswertung von Biosignalen genutzt werden.
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[A7] Die Aufgabe wird auch durch ein Verfahren zur transkraniellen Gleichstromstimulation (tDCS) und/oder transkraniellen Wechselstromstimulation (tACS), mit Hilfe einer Vorrichtung gemäß einem der Ansprüche 1 bis 6 gelöst, wobei wenigstens zwei Elektrodenpaare an Positionen am Kopf eines Probanden platziert werden, an denen die Trajektorien der applizierten Stromsignale das zu stimulierende Hirnareal kreuzen, insbesondere in Korrelation mit der zu stimulierenden Zielregion am Kopf eines Probanden und wobei die Elektrodenpaare an die Stromquelle angeschlossen werden und ein Stromsignal als Stimulus an den Elektroden zur Stimulierung der Zielregion appliziert wird unter Nutzung einer Elektrodenmatrix, wobei die Einstellung von Parametern eines Stimulus, insbesondere der Stromdichte und/oder Frequenz und/oder Phase und/oder eines 3D Stromdichteprofils und/oder einer Aplikationszeitdauer, durch Messung und Auswertung eines oder mehrere EEG Signale durch Rückkopplung automatisch erfolgt und mit einem oder mehreren vorgegebenen Schwellwerten verglichen wird und bei Überschreiten eines Schwellwertes eine Sicherheitsabschaltung der Vorrichtung erfolgt.
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Durch eine schritthaltende Detektion von Fehlerzuständen und Gefahrenzuständen im EEG kann eine selbsttätige Abschaltung erfolgen. Dies ist besonders wichtig, weil von der Stimulation auch Gefahrenzustände, z. B. epileptische Anfälle, ausgelöst werden können. Daher muss im Standard bei jeder Stimulation ein Arzt anwesend sein. Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren sollen die Stimulationsströme soweit gesenkt werden, dass die Stimulation vom Physiotherapeuten, z. B. bei Schlaganfall, allein überwacht werden kann. Eine eingebaute automatische Fehlerdetektion soll dies unterstützen.
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Erfindungsgemäß wird zunächst ein Verfahren vorgeschlagen, das vergleichbar eines Sicherheitsschaltkreises die Stimulation unterbricht, sobald eine Messgröße in der Auswerte- und Ansteuereinheit vordefinierte Schranken durchbricht oder ein berechneter Patientenzustand Gefahr oder unerwünschte Stimulationsergebnisse indiziert. Die Gefahr von unerwünschten Nebeneffekten bei transkranieller Stimulation ist hoch und reicht von leichtem Unwohlsein über Schmerzempfinden bis hin zu epileptischen Anfällen. Veröffentlichte Gegenmaßnahmen sind die Stimulation mit nur geringen Stromstärken und eine sicherheitsbedingte Begrenzung der Behandlungsdauer auf etwa 15 Minuten, obwohl es in vielen Fällen wünschenswert wäre, eine längere Stimulationsdauer zu realisieren oder kurze Stimulationsperioden auf längere Zeit zu verteilen. Besonders kritisch sind dabei die stimulationsinduzierten epileptischen Anfälle, die dem Probanden selbst nicht rechtzeitig bewusst werden und die derzeit durch geschultes Fachpersonal und gezielte Probandenüberwachung im Vorfeld erkannt werden müssen. Ein Algorithmus zur Erkennung von epileptischen Anfällen auf Basis von Biosignalen, speziell auf EEG-Signalen, wurde jedoch bereits im Jahre 1982 in Gotman J.: Automatic recognition of epileptic seizures in the EEG, Electroencephalography and Clinical Neurophysiology publiziert und seitdem so verfeinert, dass eine zuverlässige Detektion von Anfällen bereits Minuten vor deren Ausbruch möglich ist. Es wird vorgeschlagen, fortlaufend eine Reihe ähnlicher Algorithmen zur Berechnung von Gefahrenindikatoren in der Auswerte- und Ansteuerlogik zu nutzen und bei Erreichen eines Gefahrenzustandes die Stimulation zu unterbrechen.
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[A8] In Ausgestaltung des Verfahrens ist vorgesehen, dass eine EEG Ableitung analysiert und ein optional im Frequenzraum gefilterter Teil des Signals als Stimulationssignal genutzt wird, wobei insbesondere die Auswertung des EEG-Signals aufgrund mit Monte Carlo und/oder Finite-Element-Methoden ermittelter Korrelationen erfolgt. Zu diesem Zweck wird eine schritthaltende Analyse der Muster, nicht nur eine einzelne initiale Analyse des Musters durchgeführt. Auf diese Weise lassen sich auch geeignete Elektrodenpaarungen einer Elektrodenmatrix mit gewünschten Zielregionen korrelieren und bestimmen. Zusätzlich kann eine inverse Planung der Stromdichte, zum Beispiel als Schwellwert für eine Sicherheitsabschaltung, auf der Basis von EEG-Daten sowie anatomischer Daten durchgeführt werden. Die Rückkoppelung kann dabei die Intensität des Stimulus, Frequenz und Phase sowie 3D Stromdichteprofil beinhalten. Zur inversen Planung des Stromdichteprofils können Monte-Carlo oder FEM-Methoden herangezogen werden.
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Im Einzelnen wird bei der Bestimmung der Reizschwelle von einem Drei-Phasen Ansatz ausgegangen:
Zunächst wird in einer ersten Phase eine Vorwärtsrechnung für die Stromdichte, basierend auf einer gleichmäßigen Gewichtung aller vorhandenen Elektroden durchgeführt. Diese wird individuell für den Probanden/Patienten visualisiert.
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Über geeignete interaktive Methoden und Eingabegeräte können dann Bereiche markiert werden, in denen eine Erhöhung oder Verringerung der Dichte ausgehend von der aktuellen Stromdichte gewünscht wird. Anschließend wird eine inverse Berechnung durchgeführt, die die Gewichtungen der einzelnen Elektroden so anpasst, dass eine Verbesserung in der gewünschten Richtung erzielt wird.
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In einer zweiten Phase können EEG-Rückkoppelungen zur gezielten Veränderung von Phase und Frequenz der Stimulation herangezogen werden. Dabei wird ein Verfahren zur Mustererkennung im EEG bereitgestellt, und dadurch das Einsetzen von Signalen bestimmter Formen im EEG detektiert. Es erfolgt eine Bestimmung von Phase und Frequenz sowie evtl. weiteren Analysedaten der so detektierten Signale. Über ein frei programmierbares Software-Interface können die Stimulationsparameter dann entsprechend angepasst werden.
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In der dritten Phase wird ein Lernverfahren zur Produktionszeit eingesetzt, um die detektierbaren EEG-Signale der vorher beschriebenen Form hinsichtlich Frequenz, Dauer, Intensität gezielt durch die Änderung der Stimulationsparameter zu modulieren. Die Gradienten der Parameter-Änderungen werden angezeigt, und können dann für den Probanden entsprechend nachjustiert werden.
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Je detaillierter das Wissen über die zugrundeliegenden Hirnfunktionen wird, desto fokussierter wird auch die Stimulation. Hat man früher mit gleichmäßigen Stimulationspatterns gearbeitet, wird nun zunehmend der Zustand des Patienten beachtet. Ein Beispiel wäre hier die zeitlich begrenzte Stimulation während einer bestimmten Schlafphase, z. B. die des REM-Schlafes. Derzeit wird dieser Zustand noch vom Behandlungspersonal erkannt oder grob zeitlich abgeschätzt. Die Stimulation wird von Hand aktiviert, was über Zeitfenster von einigen Minuten bis Stunden gut funktioniert. Darüber hinaus gibt es aber eine Vielzahl von EEG-messbaren Patterns, die man verschiedenen Hirnfunktionen zuordnet und deren Auftreten maximal Sekunden und minimal Bruchteile von Sekunden andauert. Möchte man hier gezielt stimulieren, sind eine automatisierte Detektion des Signalpatterns und ein automatisierter Start der Stimulation sehr hilfreich.
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Neben dem Einsatz in kontrollierter Laborumgebung wird durch autonome Probandenüberwachungs- und Sicherheitssysteme Stimulation in der mobilen Anwendung denkbar: Durch mobile EEG-Systeme ist es schon jetzt möglich, weitgehend störungsfrei Biosignale bei natürlichen Bewegungsabläufen aufzuzeichnen und zu analysieren. Dies wird weiträumig in der Rehabilitationsmedizin eingesetzt, um einen Therapieerfolg zu messen. Weitere, nicht zu vernachlässigende Gebiete sind die Sportmedizin und der Leistungssport. Hier gilt es, Bewegungsabläufe genau zu erfassen. Beispielsweise wird durch Biosignalmessung oder Kraft- bzw. Inertialsensorik die Aktivität einzelner Muskelgruppen des Sportlers überwacht. In anderen Versuchen werden optische Marker überall am Körper des Sportlers befestigt und über feststehende Kameras aus verschiedenen Raumrichtungen überwacht. Beide Versuche generieren eine Vielzahl von Bewegungsdaten, die analysiert und im Hinblick auf einen Wettkampferfolg auf Schwachstellen untersucht werden. Anschließend werden diese Schwachstellen durch gezieltes Training beseitigt. Gerade bei Umlernprozessen haben sich transkranielle Stimulationsverfahren als hilfreich erwiesen. Durch gezielte Stimulation wird das Hirn zum Neuerlernen von Bewegungsmustern gezwungen. Eine zur richtigen Zeit ausgelöste Stimulationssequenz könnte den Trainingseffekt fokussiert verbessern und Trainingszeiten verkürzen. Es ist augenscheinlich, dass auch hier der zeitliche Zusammenhang zwischen Probandenzustand und Stimulationsparametern entscheidend ist. Weiterhin ist klar, dass eine von Menschen ausgelöste Stimulationssequenz zeitlich zu ungenau, oder aufgrund der hohen Anzahl von Wiederholungen nicht praktikabel ist
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[A9] In einer bevorzugten Ausführungsart können zum Beispiel auch die Basisparameter der Stimulation, nämlich Dauer und Intensität der Stimulation, geeignet bestimmt werden. Zu diesem Zweck ist mit Vorteil vorgesehen, dass bei der Stimulation und/oder Ermittlung des EEG-Signals mindestens ein Kraftsignal eines Muskels gemessen und zur Auswertung herangezogen wird.
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[A10] In weiterer Ausgestaltung des Verfahrens ist vorgesehen, dass ein oder mehrere Signale aus mindestens einer EEG Ableitung separiert und vermessen und die gemessenen Parameter zur Charakterisierung des Stimulationssignals genutzt werden. Es erfolgt auf diese Weise eine als Direkte Stimulation bezeichnete Ansteuerung der Elektroden.
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Neben der schnellen Detektion der Startbedingung eines Stimulationszyklus ist die Erfassung der Stimulationsparameter, bzw. der Eigenschaften und des Aussehens des Simulationssignals entscheidend. So kann es beispielsweise sein, dass das Stimulationssignal dem die Startbedingung beschreibenden Stimulationspattern gleichen soll. Alternativ ist gerade bei Schlafstudien das Stimulationssignal oft an ein im EEG vorherrschendes anderes Signal in einem bestimmten Frequenzband angelehnt. Diese Parameter werden derzeit manuell aus vorherigen EEG Messdaten bestimmt und von Experiment zu Experiment adaptiert. Einer Anpassung der Frequenz des Stimulationspatterns auf die Frequenz des Biosignals von Stimulationszyklus zu Stimulationszyklus oder innerhalb weniger Sekunden ist durch menschliches Personal augenscheinlich nicht möglich. Ebenso ist eine Stimulation mit definierter Phasenlage zwischen Biosignal und Stimulationssignal bislang nicht möglich. Erfindungsgemäß wird daher vorgeschlagen, dass ein im EEG gemessener, gefilterter Signalanteil fortlaufend oder als einmalig aufgezeichnetes Pattern als Stimulationssignal genutzt und mit definierter Phase zum Biosignal ausgegeben wird
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Alternativ wird vorgeschlagen, dass obiger Signalanteil analysiert und ein Stimulationssignal mit Hilfe einer oder mehrerer, optional gefilterter, aus dem Signalanteil berechneter Messgrößen künstlich generiert und zur Stimulation genutzt wird. So kann beispielsweise ein perfektes Sinus-, Trapez- oder Rechtecksignal mit gleicher Frequenz und um 180 Grad gedrehter Phasenlage durch Berechnung der Frequenz, Phase und Amplitude eines Biosignals mit minimaler Latenz generiert werden.
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Damit die Signale besser getrennt werden können und die Ergebnisse reproduzierbar sind, erfolgt die Messung von EEG-Signalen und die Erzeugung eines Stimulus alternierend. Stattdessen kann auch eine geeignete Filterung der EEG-Signale erfolgen.
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Neben der Behandlung durch Stimulationszyklen kann die beschriebene Vorrichtung im Vorfeld oder während der Behandlung durch simultane Stimulation und Überwachung des Stimulationsergebnisses die Stimulationsparameter optimieren
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[A11] Als externe Parameter zur Justierung können, zum Beispiel im Fall der Rehabilitation bei Schlaganfall, die extern beobachtbaren Daten zusätzlich herangezogen werden. Hierzu wird erfindungsgemäß eine kleine Aktorik mit Kraftsensorik bereitgestellt, mit der die haptische und motorische Rehabilitation gemessen wird und an das System zurückübermittelt werden kann. Bei der Stimulierung und/oder Messung des EEG-Signals wird dann ein Aktor zur Erzeugung eines Muskelreizes betrieben. In ähnlicher Weise kann bei Patienten mit chronischem Schmerz eine Linderung per Fragebogen erfasst werden, und ebenfalls zurückübermittelt werden. Protokolle für die Forschung bei Schlaf, Gedächtnis und Plastizität des Gehirns können aus den beschriebenen Protokollen verallgemeinert werden.
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Ebenso kann bei Vorhandensein mehrerer Elektrodenpaare durch gezielte Ein- und Ausschaltung der Einfluss eines einzelnen Elektrodenpaares auf ein messbares Stimulationsergebnis berechnet werden. Erfindungsgemäß wird vorgeschlagen, mittels eines Gradientensuchverfahrens durch iterative Änderung der Feldstärke zwischen einzelnen Elektrodenpaaren einer Elektrodenmatrix deren Einfluss auf den Stimulationserfolg zu maximieren. Dieses Verfahren umgeht komplexere Ansätze, wie die Simulation der elektrischen Leitfähigkeit des Probandenkopfes und der Zielregion oder der FEM-Analyse. Da lokale Minima jedoch unwahrscheinlich sind, ist das Erreichen eines Konfigurationsoptimums gewiss.
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[A12] Mit Vorteil werden die ermittelten Daten und Parameter vorzugsweise über bi-direktionale Wirkverbindungen, vorzugsweise drahtlos, übertragen und/oder es erfolgt ein Fern-Monitoring. Einfache Mechanismen zur Kontrolle durch den Probanden selbst sowie Methoden zum Fern-Monitoring des Probanden und zur bidirektionalen Fernübertragung der Daten können somit erfindungsgemäß ebenfalls bereitgestellt werden.
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[A13] Erfindungsgemäß kann das Gesamtsystem als autonomes System betrieben werden, welches in eine Kappe integriert ist, und vorzugsweise durch drahtlose Datenübertragung/Mobilkommunikation mit einer Zentrale verbunden werden kann. Zu diesem Zweck ist mit Vorteil vorgesehen, dass das Verfahren nach einer Einrichtungsphase und abgesehen von Monitoring-Ausgaben vollautonom ohne äußeren Eingriff Dritter abläuft.
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[A14] Dadurch, dass die Matrix von Elektroden mit unterschiedlichen Stimulationsströmen genutzt wird und der Stimulationserfolg über eine Sensorik gemessen und durch Anpassung der Stimulationsströme optimiert wird, können Methoden des maschinellen Lernens insgesamt verwendet werden, so dass beste Effekte bei kleinster Stimulationsintensität und Dauer erreicht werden.
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Besonders vorteilhaft ist eine Ausgestaltung, bei der aus dem EEG Phase und/oder Amplitude und/oder Frequenz und/oder Offset gefiltert wird, um daraus ein Muster für die Stimulation zu berechnen, das einen festen Phasenbezug und Frequenzbezug hat.
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Mit Vorteil wird eine schritthaltende Analyse der Muster, nicht nur eine einzelne initiale Analyse des Musters, durchgeführt.
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Damit eine Wirkungsrückkoppelung entsteht, wird die Wirkung der Stimulation erfasst. Hierzu ist ein Modul zur Datenaufzeichnung, z. B. bei Schlaganfall-Reha-Training, erfindungsgemäß mit eingebaut. Aus den aufgezeichneten Daten werden Kenngrößen für die Stimulationswirkung abgeleitet. Die Kenngrößen werden bei der Berechnung der Stimulationsparameter mit benutzt. Hierzu dienen Verfahren des maschinellen Lernens.
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[A15] Die Anwendung der Vorrichtung wird dadurch erleichtert, dass eine einmalig oder periodisch vor der Stimulation eine Kalibrierung, vorzugsweise die Bestimmung einer Reiz- oder Motorschwelle, durch Stimulation und Überwachung deren Feedback über die Sensorik erfolgt, wobei vorzugsweise die Reiz- oder Motorschwelle selbstständig ermittelt wird. Diese bildet einen verlässlichen Bezugspunkt zur Festlegung der Reizschwelle.
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Bei geeigneten Stimulationsparametern findet eine extern messbare Muskelreaktion statt. Dies wird als Ableitung bezeichnet. Die Intensitätsschwelle, und Parameter zur Erzeugung der Muskelreaktion können als weitere Kenngrößen automatisiert bestimmt werden, und im weiteren Prozess mit den übrigen Parametern der Stimulation zurückgekoppelt werden.
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Die EEG-Messung kann adaptiv durch Parameter, d. h. von Hand oder durch Lernen, angepasst werden.
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Zusätzliche Surrogat-Signale aus anderen medizinischen Signal- und Bildquellen können mit einbezogen werden, sowohl in der Messung des Wirkungserfolges als auch zur Anpassung der Stimulationsparameter.
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Bei der transkraniellen Magnetstimulation wird üblicherweise vor jeder Behandlung die sogenannte Motorschwelle des Probanden vermessen. Dazu wird der Motorcortex des Probanden stimuliert und die Muskelantwort in den Gliedmaßen, oft einem Finger, durch elektrische Ableitung gemessen. Das Verhältnis zwischen Stimulations- und Messgröße beschreibt die zeit- und personenabhängige Sensitivität des Probanden für Stimulation. Stimulationsamplituden werden anschließend im prozentualen Verhältnis und jeweils ohne Überschreiten dieses Schwellwertes durchgeführt. Durch gleichzeitige Stimulation und Überwachung des Stimulationsergebnisses ist auch bei Gleich- bzw. Wechselstromstimulation diese Schwellwertfindung möglich. Auch hier könnte die Motorschwelle durch gleichzeitige Stimulation und Messung der Muskelantwort vermessen werden. Weitere Beispiele zur Schwellenbildung sind die zur Detektion von epileptischen Anfällen genutzten Algorithmen, wobei ein deutlich unter der Gefahrenschwelle liegender Gefahrenindikator zur Kalibrierung der Stimulationsparameter dienen würde. Erfindungsgemäß wird daher vorgeschlagen, aus Gründen der Patientensicherheit und zur Adaption von Stimulationsparametern zwischen Patienten vor der eigentlichen Stimulation in einem Kalibrierschritt einen Schwellwert zu errechnen und die Stimulationsamplituden patientenindividuell prozentual zu diesem Schwellwert zu gestalten.
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Eine bevorzugte Ausführungsform der Erfindung wird beispielhaft an Hand einer Zeichnung erläutert. Die Figuren der Zeichnung zeigen im Einzelnen:
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1 eine schematische Ansicht einer erfindungsgemäßen Vorrichtung mit Steuerung,
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2 eine schematische Ansicht der Funktionsblöcke der in 1 dargestellten Steuerung und
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3 ein Blockdiagramm der Vorrichtung zur dynamischen Gleichstrom- und/oder Wechselstromstimulation und
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3 ein Blockdiagramm des Aufbaus und der Kommunikation der Auswerte- und Ansteuerungslogik.
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In 1 ist eine Vorrichtung zur Stromstimulation mit den wesentlichen Funktionsblöcken und Funktionsteilen dargestellt. Der in 1 gezeigte Proband 8 trägt auf seinem Kopf 20 eine Haube 21 mit einer Elektrodenmatrix 24. Jeweils 2 Elektroden bilden einen Elektrodenpaar 18, 19 deren Verbindungslinien sich in einem Zielareal seines Hirns kreuzen. Die Elektrodenpaare dienen sowohl zur Messung und Erstellung eines Elektroenzephallogramms als auch zur Applizierung eines Stimulus zur Reizung des Zielareals im Hirn.
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In 1 sind zwei getrennt Signalwege 25 und 26 dargestellt, wobei der Signalweg 25 in eine Auswerteeinrichtung 5 zur Erstellung des Elektroenzephallogramms dient und der Signalweg 26 der Zuleitung des Stimulus zu den Elektroden. Die real ausgeführte Vorrichtung 2 bedient sich für beide Signalwege 25, 26 eines gemeinsamen Kabelbaums, wobei die Signale zu ihrer Trennung alternierend entweder den Elektroden zugeführt oder von diesen abgeleitet werden. Bei geeigneter Filterung kann beides auch gleichzeitig erfolgen.
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Über einen geeigneten Matrixschalter erfolgt die gezielte Schaltung der Signale, um gezielt die Elektrodenpaare anzusteuern.
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Die zur Ansteuerung der Elektroden notwendige Steuerung ist in 1 in strich-punkttierter Linienführung angedeutet. Die Steuerung 27 beinhaltet als wesentliche Funktionsblöcke einer Auswerteeinrichtung 5, die aus den gemessenen Signalen der Elektrodenpaare Muster bildet und daraus wieder Werte für Stimulationsparameter 3, die dann als Eingangssignal einem Prozessor 28 aufgeschaltet sind.
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Der Prozessor 28 beinhaltet eine Funktionseinheit zur Bildung einer Reizschwelle 7, die gemäß erfindungsgemäßen Verfahren automatisch bestimmt wird und über Leitung 29 auf einem Speichermedium 30 abgelegt wird. Diese Reizschwelle 7 dient zur Bildung eines Schwellwertes 4 mit dem die Steuerung einen errechneten Stimulusparameter vergleicht. Liegen diese Ergebnisse des Vergleichs unterhalb der Schwellenwerte 4, so werden die errechneten Stimulusparameter über Leitung 31 einer Signalbildungseinheit 32 übergeben, die dann den von ihr geformten Stimulus den jeweiligen Elektrodenpaaren 18, 19 des gewünschten Zielareals im Hirn appliziert.
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Sollte das Ergebnis des Vergleichs zwischen Schwellwert 4 und Stimulusparametern 3 das Überschreiten eines der Schwellwerte ergeben, so wir ein Steuersignal 45 erzeugt, das den Signalfluss des Stimulus zu der Elektrodenmatrix unterbricht. Als Symbol ist diese Funktion durch Schalter 46 gezeichnet.
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Die Stimulationsparameter 3 werden folglich in Abhängigkeit der von der Auswerteeinheit 5 gebildeten Muster adaptiv verändert. Sollten die Stimulationsparameter 3 die im Speichermedium 30 hinterlegten Schwellenwerte überschreiten, so wird die Stimulation unterbrochen. Auf diese Weise ist eine sichere Anwendung ohne unterstützendes Eingreifen Dritter durch den Probanden selbst möglich.
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Zusätzlich kann über eine Tastatur 33 oder mittels grafischer Eingabemittel in den Ablauf des Programms eingegriffen werden und die Ergebnisse auf einem Display 34 dargestellt werden.
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Zusätzliche Ein- und Ausgänge 35 ermöglichen Schnittstellen zu Fernmonitoren der Prozessdaten.
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Desweiteren ist in 1 ein Kraftsensor 16 und/oder ein Beschleunigungssensor 17 dargestellt, dessen Ausgangssignale ebenfalls dem Prozessor 28 aufgeschaltet sind. Diese Sensoren 16 und 17 können im Rahmen einer Reizschwellenermittlung genutzt werden. Beispielsweise können diese Sensoren zur Ermittlung der Kraft des Probanden oder der Bewegung des Probanden dienen und ebenfalls mit Vergleichswerten, die auf dem Speichermedium 30 abgelegt sind, verglichen werden. Werden diese Vergleichswerte bei Veränderung des applizierten Stimulus überschritten, so ist definitionsgemäß eine Reizschwelle des Probanden erreicht, die dann zur Bildung von Schwellwerten genutzt wird.
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Dem gleichen Zweck dient der Aktor 10. Der Aktor 10 wird von der Steuerung betrieben und kann zur Reizung von Muskeln des Probanden dienen. Die dadurch veränderten Muster können in der Auswerteeinheit 5 erkannt werden und mit zur Schwellwertbildung herangezogen werden.
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2 zeigt die wesentlichen Funktionsblöcke und Signalwege des Prozessors 28 in Steuerung 27. Auf dem Signalprozessor 6 befindet sich eine Energieversorgung 37 ein Speichermedium 30 ein Zwischenspeicher 38 für die EEG-Signale, ein Speicher 39 für die Stimulusparameterspeicherung und ein Vergleicher 40 für die Sicherheitsabschaltung und Verhinderung der Stimuluserzeugung. Desweiteren gibt es Pufferspeicher 41 für die externe Ein- und Ausgabe von Daten an den Prozessorkern, für die Datenübergabe 42 zur Ansteuerung des Aktors 10 sowie für die Zwischenspeicherung 43 der Daten aus den Kraft- und/oder Beschleunigungssensor. Der Block 44 dient der Speicherung der anzuwendenden Filter für die Mustererkennung des Elektroenzephallogramms und der angewandten Prozeduren zur Ermittlung der Parameter.
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Der Übersichtlichkeit halber ist der mittels Software oder Hardware zu verwirklichende Matrixschalter der willkürlich anzusprechenden Elektrodenpaare der Elektrodenmatrix nicht dargestellt. Dem Fachmann sind Mittel zur Verwirklichung dieser Funktion bekannt. Zur weiteren Erhöhung der Sicherheit sind die verwirklichten Schaltkreise als galvanisch getrennte Stromkreise ausgeführt. Auf diese Weise kann alternierend oder gleichzeitig über einen Zeitraum gleichzeitig eine Elektroenzephallogramm gemessen werden als auch eine Stromstimulation des Hirns erfolgen.
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Die Vorrichtung kann tragbar ausgebildet sein, so dass sie aufgrund der Sicherheit auch autonom über Batterie betrieben werden kann. Die Prozessdaten können über einen Datenlogger mobil aufgezeichnet werden und durch eine drahtlose Kommunikationsmöglichkeit fernüberwacht werden. Zur Ermittlung des Stimulus ist die Vorrichtung selbstkalibrierend und durch die automatische Motorschwellenbestimmung, die zur Bildung von Schwellwerten herangezogen wird, ist eine ausreichende Sicherheit für den Probanden gegeben, dass er die Vorrichtung auch ohne Hilfe Dritter in Betrieb nehmen kann.
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Wenn die Vorrichtung so klein ausgebildet wird, dass sie auch von Tieren, beispielsweise Ratten, getragen werden kann, dann kann sie auch in weiten Bereichen der Forschung mit Vorteil eingesetzt werden.
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Zu Beginn der Anwendung wird nach Einschalten der Vorrichtung eine Selbstdiagnose und ein Plausibilitätstest durch die Steuerung durchgeführt und so die Patientensicherheit durch das Gerät gesteigert. Dadurch ergibt sich eine frequenzgenaue, kalibrierungsfreie, selbstüberwachende Hardware. Die Software kann durch flexible, lernfähige Triggersignale, die aus dem Signal des Elektroenzephallogramms gebildet werden, adaptiert zur Erzeugung des Stimulus und seiner adaptiven Veränderung herangezogen werden. Durch geeignete Filterung des Messsignals kann auch das Signal des Stimulus von dem Messsignal getrennt werden, so dass auch eine gleichzeitige Applikation eines Stimulus phasengleich mit dem Messsignal erfolgen kann. Es kann auch die Stimulation mit einem definierten Phasenversatz zum Eingangsseitensignal durchgeführt werden.
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Das Blockdiagramm gemäß 3 zeigt eine Vorrichtung zur transkraniellen Gleichstromstimulation (tDCS) und/oder transkraniellen Wechselstromstimulation (tACS) mit einer Stimulatoreinheit 101 eine Sensorik 102 in das System integriert wird, die Messgrößen 103 des zu behandelnden Subjekts 104 mehrmals pro Minute oder Sekunde, d. h. quasi kontinuierlich, und automatisch erfasst. Diese Messgrößen werden in einer ebenfalls in das System integrierten Auswerte- und Ansteuerungslogik 105 in einen Patientenzustand umgerechnet, der dann zur Anpassung der Stimulatorparameter 106 genutzt wird und zu einer Änderung des Stimulationssignals 107 führt. Die Anpassung kann schaltend oder parametrisierend erfolgen. Die kurze, einem Arzt entsprechende Reaktionszeit des Systems ist dabei entscheidend.
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Das Blockdiagramm gemäß 4 zeigt, wie die Auswerte- und Ansteuerungslogik der Vorrichtung mit Hilfe eines digitalen Signalprozessors (DSP) oder eines Field Programmable Gate Arrays (FPGA) realisiert ist. Beispielsweise kommuniziert ein FPGA Board 201 über Hardware-Interfaces 202 mit einer oder mehreren Sensoreinheiten 203 und liest auf diese Weise aktuelle Messgrößen ein. Über ein weiteres Interface werden eine oder mehrere Stimulationseinheiten bzw. Kanäle der Stimulationseinheit 205 angesteuert. Hier kann vor dem Interface optional eine Kontrollinstanz 206 eingefügt werden, die die Eingaben an den Stimulator kontrolliert und klinisch unsichere oder technische Fehlkonfigurationen verbietet. Im Prozessor läuft ein vordefiniertes oder durch den Anwender geschriebenes Programm 207, das die gemessenen Sensordaten bei Bedarf filtert und/oder konvertiert. Beispielsweise kann die Fouriertransformation eines Biosignals ich Echtzeit berechnet werden und so ein bestimmtes Signalpattern zeitlich hochauflösend detektiert werden. Auf demselben Wege können frequenzspezifische Signalanteile aus dem Messsignal extrahiert werden. Zur Berechnung steht dem Nutzerprogramm eine Bibliothek vorgefertigter Funktionen 208 zur Verfügung, die entweder als sequentieller Quellcode hinterlegt sind, oder beispielsweise bei komplexen mathematischen Operationen wie der Berechnung der Fouriertransformation als Hardwarerechenwerk im FPGA realisiert sind. Die Einheit kann weiterhin über einen flüchtigen und/oder nicht flüchtigen Datenspeicher 209 verfügen, in dem Messwerte oder aufbereitete Größen zur Dokumentation oder zum weiteren Gebrauch abgelegt werden. Anschließend wird aus den aktuellen und möglicherweise im Datenspeicher liegenden Messgrößen ein oder eine Reihe von Patientenzuständen berechnet, deren zugeordnete Stimulationsparameter über Kontrollinstanz und Interface an die Stimulationseinheit weitergeleitet werden. Dabei kann aus Gründen der technischen Realisierbarkeit auch die Erzeugung des digitalen Stimulationspatterns in der Auswerte- und Ansteuereinheit stattfinden, sodass das digitale Signal in der Stimulationseinheit nur noch in ein analoges Signal konvertiert werden muss. Für eine mobile Anwendung kann die Einheit über eine eigene Energieversorgung 210, zum Beispiel bestehend aus Batterie, Ladeelektronik, sowie Kontroll- und Sicherheitselektronik, verfügen. Weiterhin können kabelgebundene und kabellose Schnittstellen 211, beispielsweise USB oder Bluetooth, zur Kommunikation und für Monitorausgaben existieren. Diese Schnittstellen werden auch zum Hochladen des Anwenderprogramms 212 genutzt.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Sicherheitsschaltkreis
- 2
- Vorrichtung
- 3
- Stimulusparameter
- 4
- Schwellwert
- 5
- Auswerteeinrichtung
- 6
- Signalprozessor
- 7
- Reizschwelle
- 8
- Proband
- 9
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- 10
- Aktor
- 11
- Elektroenzephalogramm
- 12
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- 13
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- 14
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- 15
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- 16
- Kraftsensor
- 17
- Beschleunigungssensor
- 18
- Elektrodenpaar
- 19
- Elektrodenpaar
- 20
- Kopf
- 21
- Probanden
- 22
-
- 23
-
- 24
- Elektrodenmatrix
- 25
- Signalweg
- 26
- Signalweg
- 27
- Steuerung
- 28
- Prozessor
- 29
- Leitung
- 30
- Speichermedium
- 31
- Leitung
- 32
- Signalbildungseinheit
- 33
- Tastatur
- 34
- Display
- 35
- Ein- und Ausgang
- 36
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- 37
- Energieversorgung
- 38
- Zwischenspeicher
- 39
- Stimulusparameter
- 40
- Vergleicher
- 41
- Pufferspeicher
- 42
- Pufferspeicher
- 43
- Kraft-/Beschleunigungsdaten
- 44
- Block
- 45
- Steuersignal
- 46
- Schalter
- 101
- Stimulationseinheit
- 102
- Sensorik
- 103
- Messgrößen
- 104
- Subjekt
- 105
- Ansteuerungslogik
- 106
- Stimulationsparameter
- 107
- Stimulationssignal
- 201
- Board
- 202
- Hardware Interface
- 203
- Sensoreinheiten
- 205
- Stimulationseinheit
- 206
- Kontrollinstanz
- 207
- Programm
- 208
- Funktionen
- 209
- Datenspeicher
- 210
- Energieversorgung
- 211
- Schnittstellen
- 212
- Anwenderprogramm
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Diese Liste der vom Anmelder aufgeführten Dokumente wurde automatisiert erzeugt und ist ausschließlich zur besseren Information des Lesers aufgenommen. Die Liste ist nicht Bestandteil der deutschen Patent- bzw. Gebrauchsmusteranmeldung. Das DPMA übernimmt keinerlei Haftung für etwaige Fehler oder Auslassungen.
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 102008034237 A1 [0003]
- DE 102008043973 A1 [0004, 0008]
- US 4856526 [0006]
- US 20120167684 [0015]
- US 20060055706 [0019]
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Zitierte Nicht-Patentliteratur
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- Park et. al. (NDVEL ARRAY-TYPE TRANSCRANIAL DIRECT CURRENT STIMULATION (tDCS) SYSTEM) [0009]
- Gotman J.: Automatic recognition of epileptic seizures in the EEG, Electroencephalography and Clinical Neurophysiology [0022]