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Die Erfindung betrifft eine Messvorrichtung zur Bestimmung der Temperatur eines Mediums in einem Behälter oder in einer Leitung.
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Stand der Technik
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Bei der Messung der Temperatur eines Mediums in einem Behälter oder in einer Leitung stellt sich häufig das Problem, dass das Innere des Behälters oder der Leitung für die Messung nicht zugänglich ist. Das Medium kann beispielsweise so aggressiv sein oder unter einem so hohen Druck stehen, dass ein Sensor im Behälter oder in der Leitung zerstört würde. Daher wird die Temperatur in solchen Fällen mit einem außen an einer Wandung des Behälters oder der Leitung angeordneten Temperaturfühler gemessen.
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Gerade bei aggressiven Medien oder hohen Drücken ist jedoch eine gewisse minimale Wandstärke erforderlich, die den Wärmedurchtritt zu einem außen an der Wandung angeordneten Sensor behindert. Die Messergebnisse sind daher häufig sehr ungenau.
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Aufgabe und Lösung
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Es ist daher die Aufgabe der Erfindung, eine Messvorrichtung zur Verfügung zu stellen, die die Temperatur eines Mediums in einem Behälter oder in einer Leitung mit einem außen an einer Wandung dieses Behälters oder der Leitung angeordneten Temperaturfühler genauer messen kann, als dies nach dem bisherigen Stand der Technik möglich ist.
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Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst durch eine Messvorrichtung gemäß Hauptanspruch. Weitere vorteilhafte Ausgestaltungen ergeben sich aus den darauf rückbezogenen Unteransprüchen.
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Gegenstand der Erfindung
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Im Rahmen der Erfindung wurde eine Messvorrichtung zur Bestimmung der Temperatur eines Mediums in einem Behälter oder in einer Leitung entwickelt. Diese Messvorrichtung umfasst mindestens einen außen an einer Wandung des Behälters oder der Leitung angeordneten Temperaturfühler mit einem Ausgang für die von ihm registrierte Temperatur. Die Messvorrichtung hat außerdem einen Ausgang für das von ihr ermittelte Messergebnis.
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Erfindungsgemäß sind zwischen den Ausgang des Temperaturfühlers und den Ausgang der Messvorrichtung
- • mindestens ein erster Differenzierer, der mindestens eine erste Ableitung des Zeitverlaufs der vom Temperaturfühler registrierten Temperatur zu bestimmen vermag,
- • mindestens ein erster Multiplizierer zur Multiplikation der Ableitung mit einem ersten Faktor, der ein Maß für die Zeitkonstante der Wärmeübertragung durch die Wandung ist, sowie
- • mindestens ein Addierer
geschaltet. Dabei ist ein erster Eingang des Addierers mit dem Ausgang des Multiplizierers verbunden. Ein zweiter Eingang des Addierers ist hiervon unabhängig mit dem Ausgang des Temperaturfühlers verbunden. Der Ausgang des Addierers liefert das Messergebnis der Messvorrichtung und ist daher mit dem Ausgang für das Messergebnis verbunden.
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Es wurde erkannt, dass die Wandung des Behälters oder der Leitung in der Übertragungsfunktion, mit der sich eine Änderung der Temperatur des Mediums auf die vom Temperaturfühler registrierte Temperatur fortpflanzt, in guter Näherung als PT1-Glied wirkt. Bei einer Temperaturerhöhung des Mediums wird zunächst die Wandung erwärmt und somit Energie in ihr gespeichert, bevor auch der Temperaturfühler eine Erwärmung registriert. Fällt die Temperatur des Mediums schlagartig ab, wird umgekehrt zunächst die Wandung von innen nach außen abgekühlt und ein Teil der gespeicherten Energie wieder abgegeben, bevor der Temperaturfühler eine Abkühlung registriert. Die Wandung ist daher näherungsweise ein Energiespeicher ohne Verstärkung mit Verzögerung erster Ordnung.
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Dies hat zur Folge, dass bei einer schnellen Temperaturänderung des Mediums die vom Temperaturfühler registrierte Temperatur dieser Temperaturänderung um einen Betrag nacheilt, der proportional zur Änderungsrate der am Temperaturfühler registrierten Temperatur ist. Die Proportionalitätskonstante ist die Zeitkonstante der Wärmeübertragung durch die Wandung. Für eine gegebene Anordnung aus einem Temperaturfühler und einer Wandung liegt diese Zeitkonstante fest. Sie muss nur einmalig bestimmt werden, damit fortan mit der erfindungsgemäßen Schaltung ihr Einfluss aus dem Zeitverlauf der Temperatur herauskorrigiert und somit die Sprungantwort der Temperaturmessung wesentlich verbessert werden kann.
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Die Genauigkeit kann noch weiter verbessert werden, indem gemäß einer besonders vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung zwischen dem Ausgang des ersten Differenzierers und einem dritten Eingang des Addierers eine Reihenschaltung aus einem zweiten Differenzierer und einem zweiten Multiplizierer geschaltet ist. Der zweite Multiplizierer multipliziert mit einem zweiten Faktor, der ein Maß für die Zeitkonstante der Temperaturänderung des Temperaturfühlers ist.
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Hiermit wird berücksichtigt, dass neben der Wandung auch der Temperatursensor selbst eine Wärmekapazität hat und somit als Energiespeicher wirkt. Die Reihenschaltung zweier unabhängiger Energiespeicher wirkt in der Übertragungsfunktion, mit der sich die Temperaturänderung des Mediums auf die vom Temperaturfühler registrierte Temperatur fortpflanzt, als PT2-Glied mit Verzögerung zweiter Ordnung. Da die Wärmekapazität des Sensors selbst wesentlich kleiner ist als die Wärmekapazität der massiven Wandung, ist näherungsweise in der ersten Ordnung nur die Wärmekapazität der Wandung maßgeblich. Die Wärmekapazität des Sensors tritt in der zweiten Ordnung als zusätzlicher Korrekturterm auf. Versuche haben gezeigt, dass, je nach Aufbau der Testapparatur, die erste und die zweite Ableitung eine Rolle bei der dynamischen Korrektur spielen können. Höhere Ableitungen konnten vernachlässigt werden.
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Vorteilhaft ist mindestens ein Differenzierer, Addierer und/oder Multiplizierer als analoges Bauelement ausgebildet. Derartige Bauelemente sind auch unter widrigen Umgebungsbedingungen zuverlässig und robust. Außerdem sind sie besonders schnell.
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Alternativ oder auch in Kombination hierzu ist eine Auswerteeinheit vorgesehen, in der mindestens ein Differenzierer, Addierer und/oder Multiplizierer als digitaler Verarbeitungsschritt implementiert ist. Diese Auswerteeinheit kann insbesondere ein Computer oder ein digitaler Signalprozessor (DSP) sein. Eine solche Auswerteeinheit ist zwar aufwendiger, dafür aber auch viel flexibler als eine rein analoge Schaltung.
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In einer besonders vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung ist zwischen den Ausgang des Temperaturfühlers und den Eingang mindestens eines Differenzierers eine Korrektureinrichtung zur Unterdrückung des Einflusses der Umgebungstemperatur, die außerhalb des Behälters oder der Leitung herrscht, geschaltet. Der Temperaturfühler lässt sich im Allgemeinen nicht vollständig von der Umgebung abschirmen und registriert daher eine Mischtemperatur aus der Temperatur an der Oberfläche der Wandung und der Umgebungstemperatur. Indem dieser Störeinfluss herauskorrigiert wird, wird die Messgenauigkeit weiter gesteigert.
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Dabei kann die Korrektureinrichtung insbesondere mindestens einen Umgebungstemperatursensor sowie eine Recheneinheit zur Ermittlung eines Näherungswerts für die Temperatur der Wandung am Ort des Temperaturfühlers umfassen. Die Recheneinheit kann dann insbesondere in die Auswerteeinheit integriert sein.
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Die Faktoren für die Multiplizierer sind abhängig vom Aufbau des Temperaturfühlers, von seiner Umgebung und von seiner Ankopplung an diese Umgebung. Sie hängen insbesondere davon ab, wie gut der Temperaturfühler gegen seine Umgebung isoliert ist. Prinzipiell gelten für gleichartige Fühler bzw. Fühleraufbauten gleiche Faktoren als optimal. Das bedeutet, dass sich einer derartigen Konfiguration ein optimaler Satz Faktoren eindeutig zuordnen lässt.
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Dieser optimale Satz Faktoren konnte in Versuchen jeweils empirisch anhand der Sprungantwort auf einen Temperatursprung ermittelt werden. Zu hohe Werte für die Faktoren machen sich dadurch bemerkbar, dass der Zeitverlauf des von der Messvorrichtung gelieferten Messergebnisses zu schwingen beginnt.
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Spezieller Beschreibungsteil
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Nachfolgend wird der Gegenstand der Erfindung anhand von Figuren erläutert, ohne dass der Gegenstand der Erfindung hierdurch beschränkt wird. Es ist gezeigt:
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1: Blockschaltbild der erfindungsgemäßen Messvorrichtung.
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2: Messaufbau zur Ermittlung der Faktoren für die Multiplizierer.
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3: Verbesserte Sprungantwort der erfindungsgemäßen Messvorrichtung.
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4: Vergleich der erfindungsgemäßen Messvorrichtung mit einer Messvorrichtung gemäß Stand der Technik am Beispiel eines realen Temperatur-Zeit-Profils.
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1 ist ein Blockschaltbild eines Ausführungsbeispiels der erfindungsgemäßen Messvorrichtung 1. Zu messen ist die Temperatur eines Mediums 2, das in einem Rohr 3 in Pfeilrichtung strömt. An der Wandung 3a dieses Rohrs 3 ist der Temperaturfühler 4 angeordnet. Sein Ausgang 4a ist mit dem Eingang einer Recheneinheit 10 verbunden, die aus dem vom Fühler 4 gelieferten Temperaturwert TF in Verbindung mit der durch einen Sensor 9 gemessenen Umgebungstemperatur einen Näherungswert für die Temperatur der Wandung 3a am Ort des Temperaturfühlers 4 ermittelt. Umgebungstemperatursensor 9 und Recheneinheit 10 bilden zusammen die Korrektureinrichtung 11. Der Näherungswert für die Temperatur der Wandung wird einem Differenzierer 5 zugeführt. Die vom Differenzierer ermittelte Zeitableitung wird durch den Multiplizierer 6 mit einem Faktor F1 multipliziert, der ein Maß für die Zeitkonstante der Wärmeübertragung durch die Wandung 3a ist. Das Ergebnis wird einem ersten Eingang des Addierers 7 zugeleitet. Die vom Differenzierer 5 ermittelte Zeitableitung wird von einem zweiten Differenzierer 5a erneut zeitabgeleitet. Das Ergebnis wird durch den zweiten Multiplizierer 6a mit dem Faktor F2 multipliziert und dem zweiten Eingang des Addierers 7 zugeleitet. Schließlich wird auch der von der Recheneinheit 10 ermittelte Näherungswert für die Temperatur der Wandung unmittelbar dem dritten Eingang des Addierers 7 zugeleitet. Die Recheneinheit 10, die Differenzierer 5 und 5a, die Multiplizierer 6 und 6a sowie der Addierer 7 sind in der Auswerteeinheit 8 zusammengefasst. Der Ausgang des Addierers 7 liefert das Messergebnis TM der Messvorrichtung an ihrem Ausgang 1a.
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2a zeigt schematisch einen Messaufbau zur Ermittlung der Faktoren für die Multiplizierer 6 und 6a. Ein Teststück des Rohrs 3 ist in eine Prüfwanne 20 gestellt, in der sich ein Medium 2 befindet. Das Innere des Rohrs 3 ist frei vom Medium 2. In diesem Inneren ist der Temperaturfühler 4 an die Innenseite der Wandung 3a des Rohrs 3 angekoppelt. Zur Kontrolle der wahren Temperatur des Mediums 2 ist innerhalb des Mediums 2 nahe der Wandung 3a ein temperaturabhängiger Widerstand aus Platin vom Typ PT100 als zusätzlicher Referenz-Temperaturfühler 4b angeordnet.
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Die Idee hinter diesem Aufbau ist, dass die Zeitkonstanten des Wärmetransports vom Medium 2 durch die Wandung 3a zum Temperaturfühler 4 nicht von der Richtung dieses Transports abhängen. Der Temperaturfühler 4 reagiert auf einen Temperatursprung des Mediums 2 also in gleicher Weise wie in dem Aufbau gemäß 1. Es wäre jedoch schwieriger, den Aufbau gemäß 1 zur Ermittlung der Zeitkonstanten heranzuziehen, weil dann das Innere des Rohrs 3 sowohl mit dem Medium 2 beaufschlagt werden als auch den zusätzlichen Referenz-Temperaturfühler 4b enthalten müsste.
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Zur Ermittlung der Faktoren wurde zunächst Eiswasser als Medium 2 in die Prüfwanne 20 gefüllt und abgewartet, bis sich ein thermisches Gleichgewicht eingestellt hatte. Anschließend wurde das Medium 2 durch eine externe, unter der Prüfwanne 20 angeordnete Heizplatte 21 auf eine Temperatur zwischen 50°C und 70°C erwärmt. Es wurden parallel die zeitlichen Verläufe des über den Temperaturfühler 4 generierten Messergebnisses TM und der über den Referenz-Temperaturfühler 4b registrierten wahren Temperatur des Mediums 2 ermittelt. Die Faktoren für die Multiplizierer 6 und 6a wurden als Fitparameter optimiert, um bestmögliche Übereinstimmung zwischen beiden zeitlichen Verläufen herzustellen.
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Für diese Versuche wurde eine Messvorrichtung 1 verwendet, bei der die Differenzierer 5 und 5a, die Multiplizierer 6 und 6a sowie der Addierer 7 in einem kompakten programmierbaren Kopftransmitter zusammengefasst waren, der mit dem Temperaturfühler 4 verbunden war.
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In den 2b bis 2e sind für verschiedene Faktoren F1 und F2 der Multiplizierer 6 und 6a jeweils das Messergebnis TM (gepunktet) und die wahre Temperatur T des Mediums 2 (gestrichelt) über der Zeit t aufgetragen. Die 2b bis 2e zeigen beispielhafte Kurven, die anlässlich verschiedener Versuche ermittelt wurden; daher findet der mit der Heizplatte 21 aufgeprägte Temperatursprung in den 2b bis 2e zu unterschiedlichen Zeitpunkten statt und ist auch unterschiedlich hoch.
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Die Messwerte wurden jeweils zu äquidistanten diskreten Zeitpunkten aufgenommen. Auf der Zeitachse ist daher die fortlaufende Nummerierung n dieser äquidistanten Messpunkte aufgetragen. Daher wurden beide Zeitableitungen jeweils über einen Differenzenquotienten angenähert. Der n-te Wert TM[n] des Messergebnisses wurde aus den vom Temperaturfühler 4 gelieferten Werten der Temperatur TF daher gemäß der Formel TM[n] = TF[n] + F1·(TF[n] – TF[n – 1]) + F2·(TF[n – 1] – TF[n – 2]) ermittelt.
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In 2b sind beide Faktoren Null. Es sind also beide Multiplizierer 6 und 6a ohne Wirkung auf das Messergebnis TM. Somit zeigt 2b den Zeitverlauf des Messergebnisses TM, wie er nach dem bisherigen Stand der Technik erhältlich war. Das Messergebnis TM nähert sich nur sehr langsam der wahren Temperatur T an; der über die Heizplatte 21 vorgegebene scharfe Temperatursprung ist qualitativ als solcher nicht mehr zu erkennen.
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Durch das Setzen beider Faktoren auf einen ersten Startwert 30 (in willkürlichen Einheiten) konnte in 2c der Zeitverlauf des Messergebnisses TM bereits in deutlich bessere Übereinstimmung mit dem Zeitverlauf der wahren Temperatur T gebracht werden. Der scharfe Sprung in der wahren Temperatur T wird im Messergebnis TM qualitativ als solcher abgebildet. Jedoch eilt das Messergebnis TM der wahren Temperatur T zu Beginn des Sprungs leicht voraus und hinkt ihr anschließend hinterher, und es gibt auch lange nach dem Sprung noch eine bleibende Abweichung zwischen TM und T.
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2d zeigt, dass der Versuch, dies durch weitere Erhöhung beider Faktoren auf 50 zu beheben, scheitert. TM vollführt am Ende des Sprungs nicht nur einen starken Überschwinger über T, sondern schwingt sowohl vor als auch nach dem Sprung jeweils um den nominell konstanten Wert von T herum.
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Bei den Versuchen fiel auf, dass ein im Zeitverlauf der vom Temperaturfühler 4 registrierten Temperatur TF vorhandenes Rauschen in verstärkter Form in den Zeitverlauf des Messergebnisses TM übertragen wird. In 2e wurden daher die Messwerte beruhigt, indem jeweils ein Mittelwert über 5 aufeinander folgende Messwerte gebildet wurde. Die Faktoren F1 und F2 wurden hieran angepasst; F1 wurde auf 30 gesetzt, und F2 wurde auf 10 gesetzt.
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Die 2b bis 2e verdeutlichen, dass der Fachmann für eine neue Anordnung aus einem konkreten Rohr 3 und einem konkreten Temperaturfühler 4 in einer zumutbaren Anzahl Versuche die Faktoren F1 und F2 für die Multiplizierer 6 und 6a ermitteln kann. Zum Einen ist der Suchraum überschaubar groß. Zum Anderen erhält der Fachmann bei anfänglichen Fehlschlägen auch zumindest eine qualitative Information, in welcher Richtung er fortschreiten muss.
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In 3 wird die Sprungantwort der erfindungsgemäßen Messvorrichtung mit der Sprungantwort einer Messvorrichtung nach dem bisherigen Stand der Technik verglichen. Auf der Zeitachse t ist wieder die Nummerierung n der äquidistanten Messpunkte aufgetragen.
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Es ist jeweils aufgetragen, welche Temperatur TM der jeweilige Sensor im Laufe der Zeit t registriert, wenn das untersuchte Medium 2 seine Temperatur sprunghaft von 0°C auf 80°C ändert. Kurve a zeigt den Zeitverlauf der Temperatur TM, die ein bestmöglich an das Medium 2 angekoppelter Sensor registriert. Dieser Sensor ist im Inneren des Mediums 2 angeordnet. Für die Messungen mit einem an der Außenwand der Leitung 3 angeordneten Temperaturfühler ist die Kurve a eine in der Regel nicht erreichbare Idealvorstellung, mit deren Hilfe die Qualität der Messung bewertet werden kann.
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Kurve b zeigt den Zeitverlauf der Temperatur TM, wie er mit einem Temperaturfühler 4 gemäß bisherigem Stand der Technik registriert wird. Abgesehen von der schlechten Sprungantwort sind die Temperaturen im späteren Verlauf auch absolut viel zu niedrig.
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Es bewirkt bereits eine deutliche Verbesserung, wenn mit der Korrektureinrichtung 11 der Einfluss der Umgebungstemperatur herauskorrigiert wird (Kurve c). Zumindest im eingeschwungenen Zustand nähern sich die Messergebnisse dem Idealwert an. Gleichzeitig wird die Sprungantwort bereits deutlich verbessert.
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Die erfindungsgemäße Korrektur der Zeitverzögerung bei der Wärmeübertragung (Kurve d) bewirkt speziell für den Zeitraum unmittelbar nach dem Temperatursprung noch einmal eine deutliche Steigerung der Genauigkeit. Der Temperatursprung, der in den Kurven b und c gar nicht mehr als solcher zu erkennen war, wird qualitativ wiedergegeben. Auch die Absolutwerte der Temperatur nähern sich wesentlich schneller der in Kurve A gezeigten Idealvorstellung.
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4a zeigt anhand eines realen Versuchs, wie ein komplexes Temperatur-Zeit-Profil von unterschiedlichen Sensoren abgebildet wird. Auf der Zeitachse t ist wieder die Nummerierung n der äquidistanten Messpunkte aufgetragen.
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Analog zu 3 zeigt die Kurve a den Zeitverlauf der Temperatur TM, der mit einem in der Strömung des Mediums 2 angeordneten Sensor gemessen wurde. In einer realen Anwendung ist gerade diese Messung nicht oder nur mit unvertretbarem Aufwand möglich, so dass die Kurve a eine Idealvorstellung dessen ist, worauf die Bemühungen bei einer Messung an der Außenseite der Leitung 3 gerichtet sind.
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Die Kurve b zeigt, wie der Temperatur-Zeit-Verlauf von einem außen an der Wandung 3a der Leitung 3 angeordneten Temperaturfühler 4 gemäß Stand der Technik reproduziert wird. Die Messwerte wurden lediglich durch Mittelwertbildung beruhigt. Abgesehen davon, dass die Temperatur absolut durchweg zu niedrig ist, sind die meisten Features im Temperatur-Zeit-Verlauf weggeglättet. Es ist nur noch eine vage Vorstellung des wahren Temperatur-Zeit-Verlaufs erkennbar.
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Dass die Temperatur durchweg zu niedrig gemessen wird, liegt maßgeblich daran, dass die Umgebungstemperatur nicht berücksichtigt wird. Dies wird anhand von Kurve d deutlich, in der der Einfluss der Umgebungstemperatur, deren Zeitverlauf in der Kurve c dargestellt ist, herauskorrigiert wurde. Die Kurve d ist eine zeitlich stark geglättete Version der Idealvorstellung gemäß Kurve a, und im eingeschwungenen Zustand ist sie mit dieser Idealvorstellung praktisch deckungsgleich. Die Abweichung der Kurve b hiervon nach unten ist umso größer, je höher die Umgebungstemperatur ist. Auch die Messwerte für die Umgebungstemperatur wurden durch Mittelwertbildung beruhigt.
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Die Kurve e zeigt, wie der Temperatur-Zeit-Verlauf von einem erfindungsgemäßen Messsystem reproduziert wird, bei dem sowohl der Einfluss der Umgebungstemperatur als auch die Zeitverzögerung bei der Wärmeübertragung durch die Wandung 3a herauskorrigiert sind. Die Idealvorstellung gemäß Kurve a wird fast vollständig reproduziert. Nur im Bereich sehr plötzlicher Änderungen der Temperatur gibt es noch kleine Abweichungen.
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4b verdeutlicht in vergrößertem Maßstab auf der Temperaturskala die Verbesserung der Sprungantwort durch die erfindungsgemäße Korrektur der Zeitverzögerung. Kurve a in 3b bezeichnet die Differenz ΔT zwischen den Kurven d und a in 3a. Kurve b in 3b bezeichnet die Differenz ΔT zwischen den Kurven e und a in 3a. Es ist deutlich zu erkennen, dass plötzliche Temperaturveränderungen mit der erfindungsgemäßen Messvorrichtung deutlich detailgenauer abgebildet werden als mit der Korrektur auf die Umgebungstemperatur allein.
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Zur besseren Unterscheidung, welche Verbesserung durch die statische Korrektur der Umgebungstemperatur und welche Verbesserung durch die dynamische Korrektur der Zeitkonstanten bewirkt wird, wurde in 4c die statische Korrektur weggelassen. Kurve a in 4c zeigt analog zu Kurve a in 4a den Zeitverlauf der Temperatur TM, der mit einem in der Strömung des Mediums 2 angeordneten Sensor gemessen wurde. Kurve b zeigt, analog zu Kurve b in 4a, den Temperatur-Zeit-Verlauf, der von einem außen an der Wandung 3a der Leitung 3 angeordneten Temperaturfühler 4 gemäß Stand der Technik reproduziert wird. Die Messwerte wurden lediglich durch Mittelwertbildung beruhigt. Kurve c zeigt den Zeitverlauf der Temperatur TM, der mit der erfindungsgemäßen Messvorrichtung ohne Korrektur der Umgebungstemperatur gemessen wurde.
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Auch wenn die gemessene Temperatur jetzt durchweg zu niedrig ist, so zeigt sich allein mit der dynamischen Korrektur, ohne zusätzliche Korrektur der Umgebungstemperatur, bereits ein wesentlicher Fortschritt gegenüber dem Stand der Technik. Wichtige qualitative Details des in Kurve a gezeigten Zeitverlaufs, die gemäß Stand der Technik (Kurve b) völlig fehlten, treten wieder zum Vorschein. Diese qualitative Kenntnis des Zeitverlaufs kann für viele Anwendungen bereits ausreichend sein.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Messvorrichtung
- 1a
- Ausgang der Messvorrichtung 1 für das Messergebnis TM
- 2
- Medium
- 3
- Behälter oder Leitung
- 3a
- Wandung des Behälters oder der Leitung 3
- 4
- Temperaturfühler
- 4a
- Ausgang des Temperaturfühlers 4
- 4b
- zusätzlicher Referenz-Temperaturfühler
- 5, 5a
- Differenzierer
- 6, 6a
- Multiplizierer
- 7
- Addierer
- 8
- Auswerteeinheit
- 9
- Umgebungstemperatursensor
- 10
- Recheneinheit
- 11
- Korrektureinrichtung
- 20
- Prüfwanne
- 21
- Heizplatte
- F1
- Faktor des Multiplizierers 6
- F2
- Faktor des Multiplizierers 6a
- TF
- Vom Temperaturfühler 4 registrierte Temperatur
- TM
- Messergebnis der Messvorrichtung 1
- ΔT
- Temperaturdifferenz