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Bereich der Erfindung
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Die vorliegende Erfindung betrifft eine Batteriezelleinrichtung mit einer Batteriezelle und einer Überwachungsvorrichtung zum Überwachen der Batteriezelle. Ferner betrifft die Erfindung ein entsprechendes Verfahren zum Überwachen der in einer Batteriezelleinrichtung angeordneten Batteriezelle mittels der in der Batteriezelleinrichtung angeordneten Überwachungsvorrichtung. Auch betrifft die Erfindung ein Fahrzeug mit einem Batteriesystem mit mindestens einer Batteriezelleinrichtung.
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Stand der Technik
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Es ist üblich, Batterien für den Einsatz in Hybrid- und Elektrofahrzeugen als Traktionsbatterien zu bezeichnen, da diese Batterien für die Speisung elektrischer Antriebe eingesetzt werden. Um die bei Hybrid- und Elektrofahrzeugen geforderten Leistungs- und Energiedaten zu erzielen, werden in den eingesetzten Traktionsbatterien einzelne Batteriezellen in Serie und teilweise zusätzlich parallel geschaltet. Bei Elektrofahrzeugen werden häufig 100 Batteriezellen oder mehr in Serie verschaltet, wobei die Traktionsbatterien Spannungen von bis zu 450 V aufweisen. Auch bei Hybridfahrzeugen wird üblicherweise die Spannungsgrenze von 60V überschritten, welche bei einer Berührung durch Menschen noch als unkritisch eingestuft wird.
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In der 1 ist das Prinzipschaltbild eines Batteriesystems 10 mit einer derartigen Traktionsbatterie 20 dargestellt. Die Batterie 20 umfasst mehrere Batteriezellen 21. Zur Vereinfachung der Darstellung aus der 1 wurden nur zwei Batteriezellen mit dem Bezugszeichen 21 versehen.
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Die Batterie 20 ist aus zwei Batteriezellreihenschaltungen 22, 23 ausgebildet, die jeweils mehrere in Reihe geschaltete Batteriezellen 21 umfassen. Die Batteriezellreihenschaltungen 22, 23 sind mit ihren Anschlüssen jeweils mit einem Batterieterminal 24, 25 sowie einem Anschluss eines Servicesteckers 30 verbunden. Das positive Batterieterminal 24 ist mit der Batterie 20 über eine Trenn- und Ladeeinrichtung 40 verbindbar, die einen Trennschalter 41 umfasst, der zu einer Reihenschaltung aus einem Ladeschalter 42 und einem Ladewiderstand 43 parallel geschaltet ist. Das negative Batterieterminal 25 ist mit der Batterie 20 über eine Trenneinrichtung 50 verbindbar, die einen weiteren Trennschalter 51 umfasst.
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2 zeigt ein Diagramm 60, das die Fehlmechanismen von Lithium-Ionen-Batterien und deren Konsequenzen 62 stark schematisiert darstellt. Die dargestellten Fehlmechanismen können zu einem durch eine unzulässige Temperaturerhöhung 63 hervorgerufenen thermischen Durchgehen (Thermal Runaway) 64 der Batteriezellen 21 führen. Bei Vorliegen eines thermischen Durchgehens 64 kann es zu einer Emittierung vom Gas 65, die beispielsweise beim Öffnen eines Berstventils als Folge eines erhöhten Batteriezellinnendruckes auftreten kann, zu einem Brennen 66 der Batteriezellen, oder im Extremfall sogar zu einem Bersten 67 der Batteriezellen 21 kommen. Daher muss das Auftreten eines thermischen Durchgehens 64 bei dem Einsatz von Batteriezellen 21 in Traktionsbatterien mit einer höchsten Wahrscheinlichkeit nahe 1 ausgeschlossen werden.
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Ein thermisches Durchgehen 64 kann bei einem Überladen 70 einer Batteriezelle, als Folge einer Tiefenentladung 80 einer Batteriezelle 21 während des anschließenden Ladevorganges oder bei Vorliegen von unzulässig hohen Lade- und Entladeströmen der Batteriezelle 21, die beispielsweise bei Vorliegen eines externen Kurzschlusses 90 entstehen können, auftreten. Ferner kann ein thermisches Durchgehen 64 auch bei Vorliegen eines batteriezellinternen Kurzschlusses 100 auftreten, der beispielsweise als Folge einer starken mechanischen Krafteinwirkung während eines Unfalls 101 oder als Folge der Bildung von batteriezellinternen Dendriten 102 entstehen kann, die beispielsweise bei Vorliegen von zu hohen Ladeströmen bei tiefen Temperaturen entstehen können. Weiterhin kann ein thermisches Durchgehen 64 auch als Folge von batteriezellinternen Kurzschlüssen auftreten, die durch bei der Fertigung entstehende Verunreinigungen der Batteriezellen 21, insbesondere durch in den Batteriezellen 21 vorhandenen metallischen Fremdpartikeln 103, verursacht werden können. Auch kann ein thermisches Durchgehen 64 bei Vorliegen einer unzulässigen Erwärmung der Batteriezellen 21, die beispielsweise als Folge eines Fahrzeugbrandes entstehen kann, oder bei Vorliegen einer Überlastung 120 der Batteriezellen 21 auftreten.
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Für Lithium-Ionen-Batteriezellen sind Sicherheitstests vorgeschrieben. Um die Batteriezellen 21 transportieren zu können, müssen beispielsweise UN Transport-Tests durchgeführt werden. Die Testergebnisse müssen gemäß den EUCAR Gefahrenstufen beziehungsweise Gefahrenlevel (EUCAR Hazard Levels) bewertet werden. Die Batteriezellen 21 müssen dabei vorgegebene Mindestsicherheitslevels einhalten. Um dies zu erreichen, werden in den Batteriezellen 21, die für den Einsatz in Traktionsbatterien ausgebildet sind, umfangreiche Zusatzmaßnahmen getroffen. Solche Zusatzmaßnahmen werden dadurch getroffen, dass sogenannte Sicherheitsvorrichtungen (Safety Devices) in den Batteriezellen integriert werden. Typischerweise werden die im Folgenden angegebenen Sicherheitsvorrichtungen integriert.
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In einer Batteriezelle 21 wird eine Überladesicherheitsvorrichtung (Overcharge Safety Device (OSD)) integriert. Eine solche Überladesicherheitsvorrichtung bewirkt dass die Batteriezelle 21 bei einem Überladevorgang eine EUCAR Gefahrenstufe 4 nicht überschreitet. Der zulässige Bereich der Batteriezellspannung endet bei 4,2 V. Bei einem Überladevorgang baut die Batteriezelle 21 ab einer Batteriezellspannung von etwa 5 V einen so hohen Innendruck auf, das eine Membran der Überladesicherheitsvorrichtung nach außen gewölbt wird und die Batteriezelle 21 elektrisch kurzschließt. Als Folge davon wird die Batteriezelle 21 solange entladen, bis eine batteriezellinterne Sicherung aktiviert wird. Der Kurzschluss der Batteriezelle 21 zwischen den beiden Batteriezellterminals bleibt über die Überladesicherheitsvorrichtung erhalten.
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In einer Batteriezelle 21 wird ferner eine Batteriezellsicherung (Cell Fuse) integriert. Diese in der Batteriezelle 21 integrierte Schmelzsicherung ist ein sehr wirksames Schutzinstrument auf Batteriezellebene, verursacht aber erhebliche Probleme bei der Verbau der Batteriezellen 21 in einer Serienschaltung eines Batteriemoduls beziehungsweise in einem Batteriesystem. Dort sind diese Maßnahmen eher kontraproduktiv.
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In einer Batteriezelle 21 wird auch eine Nageleindringsicherheitsvorrichtung (Nail Penetration Safety Device (NDS)) integriert. Diese Nageleindringsicherheitsvorrichtung schützt die Batteriezelle 21, indem beim Eindringen eines Nagels in der Batteriezelle 21 ein definierter Kurzschlusspfad aufgebaut wird, der nicht zu einer starken lokalen Erwärmung der Batteriezelle im Bereich des Nageleintrittes führt, welche zu einem lokalen Schmelzen des vorhandenen Separators führen könnte.
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In einer Batteriezelle 21 wird auch eine Funktionssicherheitsschicht (Safety Function Layer (SFL)) integriert. Die Funktionssicherheitsschicht wird durch die keramische Beschichtung einer der beiden Elektroden, vorzugsweise durch die keramische Beschichtung der Anode, realisiert. Mittels der Funktionssicherheitsschicht kann bei einem Schmelzen des Separators ein flächiger Kurzschluss der Batteriezelle 21 und damit eine extrem schnelle Umsetzung der elektrischen Energie der Batteriezelle 21 in Verlustwärme verhindert werden.
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In einer Batteriezelle 21 wird ferner auch eine Stoßsicherheitsvorrichtung (Crush Safety Device) integriert. Die Stoßsicherheitsvorrichtung weist eine ähnliche Funktionsweise wie die Nageleindringsicherheitsvorrichtung auf. Bei einer starken mechanischen Deformation des Batteriezellgehäuse wird ein definierter Kurzschlusspfad in der Batteriezelle 21 bereitgestellt, der eine starke lokale Erwärmung der Batteriezelle 21 verhindert und dadurch die Sicherheit der Batteriezelle 21 erhöht.
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Bei den aktuell in der Entwicklung befindlichen Batteriezellen 21 sind insbesondere die Maßnahmen für die elektrische Sicherheit, die beispielsweise vor einem Überladen schützen oder einen Überstromschutz gewährleisten, mit erheblichem Aufwand verbunden. Diese Maßnahmen sind zudem nach dem Verbau einer Batteriezelle 21 in ein Batteriemodul beziehungsweise in ein Batteriesystem eher kontraproduktiv als sinnvoll. Beispielsweise kann bei einer Aktivierung der Schmelzsicherung einer Batteriezelle 21 die Situation entstehen, dass die Elektronik des vorhandenen Batteriemanagementsystems (BMS) sehr hohen negativen Spannungen ausgesetzt wird. Dadurch entsteht auf der Batteriesystemebene ein zusätzlicher Aufwand, der verursacht wird, weil die Transportvorschriften auf der Batteriezellebene erfüllt werden müssen, ohne dass ein Nutzen damit verbunden wäre.
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In der 3 ist das Prinzipschaltbild eines aus dem Stand der Technik bekannten Batteriesystems 10 dargestellt, das eine Traktionsbatterie 20 mit mehreren Batteriezellen 21 und ein Batteriemanagementsystem umfasst. Die Elektronik des Batteriemanagementsystem (BMS) weist eine dezentrale Architektur auf, bei der die aus der Überwachungselektronik (CSC Elektronik) der Batteriezellen 21 ausgebildeten Zellüberwachungseinheiten 130 als Satelliten ausgeführt sind, zum Überwachen des Funktionszustandes einer oder mehreren Batteriezellen 21 jeweils ausgebildet sind und über ein internes Bussystem 141 mit einem zentralen Batteriesteuergerät (BCU) 140 kommunizieren.
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Die Elektronik des Batteriemanagementsystems, insbesondere die Überwachungselektronik der Batteriezellen 21, ist dabei erforderlich, um die Batteriezellen 21 vor den kritischen, in der 2 dargestellten Zuständen zu schützen, die zu einem thermischen Durchgehen führen können. In der Elektronik des Batteriemanagementsystems wird ein hoher Aufwand betrieben, um zum einen die Batteriezellen 21 vor einer Überlastung durch externe Ursachen, wie beispielsweise durch einen Kurzschluss in dem Inverter eines Elektroantriebes, zu schützen und zum anderen nicht durch eine Fehlfunktion der Elektronik des Batteriemanagementsystems, wie beispielsweise durch eine fehlerhafte Erfassung der Batteriezellspannungen durch die Zellüberwachungseinheiten 130, zu gefährden.
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So wie bei dem in der 1 dargestellten Batteriesystem 10 ist bei dem in der 3 dargestellten Batteriesystem 10 die Traktionsbatterie 20 mit einem positiven Batterieterminal 24 über eine Trenn- und Ladeeinrichtung 40 verbindbar und mit einem negativen Batterieterminal 25 über eine Trenneinrichtung 50 verbindbar. Für die Bezeichnung gleicher Komponenten der in den 1 und 3 dargestellten Batteriesysteme wurden hier gleiche Bezugszeichen verwendet.
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Ferner ist das zentrale Batteriesteuergerät 140 dazu ausgebildet, den Trennschalter (Relais) 41 und den Ladeschalter (Relais) 42 der Trenn- und Ladeeinrichtung 40 anzusteuern. Das Ansteuern des Trennschalters 41 und des Ladeschalters 42 mittels des Batteriesteuergeräts 140 ist mit dem Pfeil 142 symbolisiert. Auch ist das zentrale Batteriesteuergerät 140 dazu ausgebildet, den weiteren Trennschalter (Relais) 51 der Trenneinrichtung 50 anzusteuern. Das Ansteuern des Trennschalters 51 mittels des Batteriesteuergeräts 140 ist mit dem Pfeil 143 symbolisiert.
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Das zentrale Batteriesteuergerät 140 ist jeweils über eine Hochvoltleitung 144, 145 mit einem jeweils anderen Batterieterminal 24, 25 verbunden. Ferner umfasst das zentrale Batteriesteuergerät 140 Stromsensoren 150, 160, die dazu ausgebildet sind, den durch die Traktionsbatterie 20 fließenden Strom zu messen. Das Batteriesteuergerät 140 kommuniziert auch mit einer Fahrzeugschnittstelle über einen CAN-Bus 146. Über den CAN-Bus können dem Batteriesteuergerät 140 Informationen über den Funktionszustand des Fahrzeuges bereitgestellt werden.
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Mit einem Batteriemanagementsystem eines aus dem Stand der Technik bekannten Batteriesystems wird angestrebt, die Sicherheit des Batteriesystems 10 so zu erhöhen, dass keine unzumutbare Gefährdung auftritt. Dabei werden gemäß der ISO 26262 hohe Anforderungen an die funktionale Sicherheit des Batteriemanagementsystems gestellt, da eine Fehlfunktion der Elektronik eine Gefährdung darstellen kann. Für Batteriemanagementsysteme in Elektrofahrzeugen und Steckdosenhybriden (Plug-in-Hybride) wird sich voraussichtlich eine Einstufung gemäß der Gefahrenstufe ASIL C etablieren, falls die Sicherheit der Batteriezellen 21 nicht signifikant erhöht werden kann.
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Offenbarung der Erfindung
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Erfindungsgemäß wird eine Batteriezelleinrichtung mit einer Batteriezelle und einer Überwachungsvorrichtung zum Überwachen der Batteriezelle bereitgestellt. Die Überwachungsvorrichtung umfasst eine Sensorvorrichtung zur Erfassung von mehreren die Batteriezelle betreffenden physikalischen Größen, eine Zustandsermittlungsvorrichtung, die dazu ausgebildet ist, anhand einer insbesondere modellbasierten Auswertung der von der Sensorvorrichtung bereitgestellten aktuellen Messwerte der physikalischen Größen, einen aktuellen und/oder künftigen Batteriezellzustand zu erkennen und/oder vorherzusagen, und eine Aktorvorrichtung, die dazu ausgebildet ist, die Batteriezelle aus einem kritischen und/oder kritisch werdenden Batteriezellzustand in einen sicheren Betriebsmodus zu überführen und/oder zu halten. Ferner stellt die Überwachungsvorrichtung bevorzugt eine Überdrucksicherheitsfunktion bereit, mittels der durch die Zustandsermittlungsvorrichtung ein kritischer Batteriezellzustand, in dem die Batteriezelle durch einen unzulässig hohen Batteriezellinnendruck beschädigt werden kann, ermittelt werden kann und die Batteriezelle bei Vorliegen des kritischen Batteriezellzustandes durch die Aktorvorrichtung in einen als sicheren Betriebsmodus ausgelegten Überdruckbetriebsmodus, in dem die Batteriezelle keine Spannung an den Ausgangsterminals der Batteriezelleinrichtung abgibt, überführt und/oder gehalten werden kann.
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Erfindungsgemäß wird ferner ein Verfahren zum Überwachen einer in einer Batteriezelleinrichtung angeordneten Batteriezelle mittels einer in der Batteriezelleinrichtung angeordneten Überwachungsvorrichtung bereitgestellt. Dabei werden mehrere physikalische Größen zum Ermitteln eines Batteriezellzustandes mittels einer in der Überwachungsvorrichtung angeordneten Sensorvorrichtung erfasst. Ferner wird ein aktueller und/oder künftiger Batteriezellzustand mittels einer in der Überwachungsvorrichtung angeordneten Zustandsermittlungsvorrichtung anhand einer insbesondere modelbasierten Auswertung der von der Sensorvorrichtung bereitgestellten aktuellen Messwerte der physikalischen Größen erkannt und/oder vorhergesagt, wobei bei Vorliegen eines kritischen und/oder kritisch werdenden Batteriezellzustandes die Batteriezelle mittels einer in der Überwachungsvorrichtung angeordneten Aktorvorrichtung in einen sicheren Betriebsmodus überführt. Ferner wird von der Überwachungsvorrichtung bevorzugt eine Überdrucksicherheitsfunktion bereitgestellt, mittels der das Auftreten eines kritischen Batteriezellzustandes, in dem die Batteriezelle durch einen unzulässig hohen Batteriezellinnendruck beschädigt werden kann, durch die Zustandsermittlungsvorrichtung ermittelt wird, wobei bei Vorliegen des kritischen Batteriezellzustandes die Batteriezelle durch die Aktorvorrichtung in einen als sicheren Betriebsmodus ausgelegten Überdruckbetriebsmodus, in dem die Batteriezelle keine Spannung an Ausgangsterminals der Batteriezelleinrichtung abgibt, überführt und/oder gehalten wird.
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Die Unteransprüche zeigen bevorzugte Weiterbildungen der Erfindung.
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Einfach ausgedrückt, es wird eine Batteriezelleinrichtung mit einer Batteriezelle und einer erfindungsgemäßen Überwachungseirichtung beziehungsweise Überwachungselektronik bereitgestellt. Die erfindungsgemäße Überwachungselektronik kann auch in der Batteriezelle integriert sein. Eine Batteriezelle mit integrierter erfindungsgemäßer Überwachungselektronik wird im Folgenden auch als (elektrisch) eigensichere Batteriezelle bezeichnet.
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Eine elektrisch eigensichere Batteriezelle umfasst eine elektrochemische Batteriezelle, insbesondere eine elektrochemische Lithium-Ionen-Batteriezelle, eine Sensorik (Sensorvorrichtung) zur Erfassung physikalischer Größen zur Ermittlung des Zustandes der Batteriezelle, eine Batteriezustandserkennung und -Prädiktion (Zustandsermittlungsvorrichtung), die aus den Sensorsignalen den aktuellen Zustand der Batteriezelle (Batteriezellzustand) insbesondere hinsichtlich ihrer Sicherheit ermittelt und auch das künftige Verhalten der Batteriezelle prädizieren (vorhersagen) kann, und eine Sicherheitsaktorik (Aktorvorrichtung), mit der die Batteriezelle bei Erkennung eines kritisch werdenden Zustandes und/oder Betriebes der Batteriezelle bei Bedarf in einen sicheren Betriebszustand überführt werden kann.
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Optional kann die eigensichere Batteriezelle eine zusätzliche Elektronik (Spannungseinstellungsvorrichtung) umfassen, mittels der die Ausgangsspannung der Batteriezelle derartig geschaltet werden kann, dass an den Batteriezellterminals (Ausgangsterminals) die Batteriezellspannung in positiver Orientierung oder die Batteriezellspannung in negativer Orientierung oder eine Spannung von 0 V anliegen kann.
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Ferner sind in der eigensicheren Batteriezelle bevorzugt Sicherheitsfunktionen, insbesondere eine Überdrucksicherheitsfunktion, integriert, die bei Vorliegen eines kritischen oder kritisch werdenden Batteriezellzustandes die Batteriezelle sofort in einen sicheren Betriebsmodus überführen. Die Überdrucksicherheitsfunktion überführt die Batteriezelle bei Vorliegen eines unzulässig hohen Batteriezellinnendrucks in einen sicheren Überdruckbetriebsmodus, in dem die Batteriezelle zwischen ihren beiden Ausgangsterminals eine Spannung von 0 V abgibt und die Batteriezelle in Abhängigkeit des aktuellen Batteriezellzustandes schnell in den aus elektrochemischer Sicht sichersten Zustand der vollständigen Entladung gebracht werden kann.
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Die Batteriezelle wird dann insbesondere in Verbindung mit der hier vorgestellten Überdrucksicherheitsfunktion so sicher ausgeführt, dass die Anforderungen an ein übergeordnetes Batteriemanagementsystem insbesondere bezüglich der Behandlung der Batteriezelle bei Vorliegen eines unzulässig hohen Batteriezellinnendruckes gegenüber dem Stand der Technik reduziert werden können. Darüber hinaus können die heute eingesetzten Maßnahmen zur Beherrschung beziehungsweise Vermeidung eines hohen Batteriezellinnendruckes (Innendrucks in der Batteriezelle) sowie die Maßnahmen zur Ableitung des bei Öffnen eines Berstventils der Batteriezelle emittierten Gases erheblich reduziert werden beziehungsweise sogar ganz entfallen.
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Die eigensichere Batteriezelle kann sich selbst vor unzulässigen Betriebszuständen schützen, ohne dabei auf die Funktion der Elektronik eines übergeordneten Batteriemanagementsystems angewiesen zu sein. Mit einer eigensicheren Batteriezelle steht ein Grundbaustein zur Verfügung, aus dem in einfacher Weise sichere Batteriesysteme aufgebaut werden können. So kann die Sicherheit insbesondere von großen Batteriesystemen, wie sie beispielsweise bei Elektro- und Hybridfahrzeugen zum Einsatz kommen, signifikant erhöht werden.
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Darüber hinaus können weitere heute durchgeführten, nicht zielführenden Maßnahmen für die elektrische Sicherheit der Batteriezelle, wie beispielsweise das Vorsehen der Batteriezelle mit einer Überladesicherheitsvorrichtung (Overcharge Safety Device) oder mit einer Batteriezellsicherung (Cell Fuse), entfallen. Auch die beispielsweise durch das Ausstatten der Batteriezelle mit einer Nail Penetration Safety Device NSD durchgeführten Maßnahmen für die Erhöhung der Sicherheit bei starken mechanischen Krafteinwirkungen, die beispielsweise bei Penetration der Batteriezelle mit spitzen Gegenständen, die durch den Nageleindringtest (Nail Penetration Test) simuliert wird, sowie bei starken Deformation der Batteriezelle, die durch die Stoßtests (Crush Tests) in den drei Raumachsen simuliert werden, auftreten, können entfallen beziehungsweise zumindest wesentlich einfacher realisiert werden, da die Anforderungen seitens der Batteriezelle geringer sind.
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Bei einer besonderen Ausführungsform der erfindungsgemäßen Batteriezelleinrichtung ist die Sensorvorrichtung dazu ausgebildet, die Batteriezellspannung zu erfassen und/oder das Vorliegen einer Batteriezellspannung, deren Betrag sich in einem vorbestimmten Batteriezellspannungsbereich befindet, zu überwachen. Ferner ist die Sensorvorrichtung bevorzugt dazu ausgebildet, einen durch die Batteriezelle fließenden Strom und/oder eine Batteriezelltemperatur, insbesondere eine Batteriezellinnentemperatur und/oder eine Batteriezellwickeltemperatur und/oder eine Batteriezellaußentemperatur, und/oder einen Batteriezellinnendruck und/oder eine lineare Beschleunigung der Batteriezelle und/oder eine Drehbeschleunigung der Batteriezelle zu erfassen. Weiterhin ist die Aktorvorrichtung bevorzugt dazu ausgebildet, zum Überführen der Batteriezelle in den sicheren Betriebsmodus und/oder zum Halten der Batteriezelle in dem sicheren Betriebsmodus eine in der Batteriezelle angeordnete Entladevorrichtung zu aktivieren. Die Entladevorrichtung ist dabei dazu vorgesehen, in einem aktivierten Entlademodus die Batteriezelle mittels eines vorbestimmten Entladestroms und/oder in einem aktivierten Schnellentlademodus die Batteriezelle mittels eines Entladestroms, der einen vorbestimmten Bruchteil eines Kurzschlussstromes der Batteriezelle beträgt, zu entladen. Auch ist die Aktorvorrichtung bevorzugt dazu ausgebildet, einen in der Batteriezelleinrichtung angeordneten Strombypass zu aktivieren. Der Strombypass ist dazu vorgesehen, im aktivierten Zustand einen zwischen den Batteriezellterminals fließenden Strom über einen batteriezellextern liegenden Strompfad umzuleiten.
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Mit anderen Worten werden in der Sensorvorrichtung beziehungsweise Sensorik die im Folgenden angegebenen Sensorelemente zur Erfassung des Batteriezustands eingesetzt.
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Die Sensorvorrichtung umfasst bevorzugt zunächst eine Batteriezellspannungserfassung, mittels der die die Ausgangsspannung der elektrochemischen Batteriezelle erfasst wird. Optional kann diese Batteriezellspannungserfassung noch durch eine Spannungsbereichskontrolle ergänzt werden, mit der überwacht wird, ob die Batteriezellspannung sich innerhalb des spezifizierten zulässigen Bereichs, der sich beispielsweise zwischen 2,8 V bis 4,2 V erstreckt.
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Ferner oder alternativ umfasst die Sensorvorrichtung bevorzugt eine Batteriezellstromerfassung, mittels der der elektrische Strom durch die elektrochemische Batteriezelle erfasst wird, und eine Batteriezelltemperaturerfassung, mittels der die Temperatur der elektrochemischen Batteriezelle erfasst wird. Besonders interessant ist die Temperatur des Zellwickels. Falls erforderlich, können die Außentemperatur und die Innentemperatur der Batteriezelle erfasst werden.
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Auch umfasst die Sensorvorrichtung bevorzugt alternativ oder zusätzlich eine Druckerfassung, mit der der Innendruck einer Batteriezelle, insbesondere einer Lithium-Ionen Batteriezelle mit Hartschalen-Gehäuse (Hardcase Gehäuse), erfasst wird.
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Weiterhin umfasst die Sensorvorrichtung bevorzugt alternativ oder zusätzlich Beschleunigungssensoren für die drei Raumachsen zur Erfassung von linearen Beschleunigungen der Batteriezelle. Weitere Sensorelemente können in Abhängigkeit von der Batteriezelltechnologie erforderlich sein oder gegebenenfalls sinnvoll sein, um die Genauigkeit oder Zuverlässigkeit der Batteriezustandserkennung zu verbessern und einen sicherheitsrelevanten Betrieb oder Zustand der Batteriezelle voraussagen zu können. So kann beispielsweise der Einsatz von Drehratensensoren (Drehbeschleunigungssensoren) sinnvoll sein, um eine fahrdynamisch kritische Situation zu erkennen und frühzeitig die Überführung der Batteriezellen in einen auch bei Auftreten eines einem Unfall sicheren Betriebsmodus einzuleiten.
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Aus den Sensorelementsignalen für die Spannung, Strom, Temperatur und Innendruck der Batteriezelle kann mittels einer erfindungsgemäßen Batteriezustandserkennung ermittelt werden, ob die Batteriezelle sich in einem kritischen Zustand befindet beziehungsweise in einen kritischen Zustand kommen wird. Für die Batteriezustandserkennung und -Prädiktion können in vorteilhafter Weise modellbasierte Verfahren beziehungsweise Auswertungen zum Einsatz kommen.
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Des Weiteren ist die Aktorvorrichtung beziehungsweise die Sicherheitsaktorik dazu ausgebildet, die Batteriezelle wieder in einen sicheren Zustand zu überführen beziehungsweise in einem sicheren Bereich zu halten.
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Dazu ist die Sicherheitsaktorik einer eigensicheren Batteriezelle, insbesondere einer Lithium-Ionen-Batteriezelle, bevorzugt in der Lage, die Batteriezelle entladen zu können. Die Anforderungen an die dabei zu realisierenden Entladeströme sind abhängig von der verwendeten Batteriezellchemie und die Worst-Case-Betriebsbedingungen und Worst-Case-Fehlgebrauchsbedingungen (worst case misuse) oder Worst-Case-Missbrauchsbedingungen (worst case abuse), denen die Batteriezelle ausgesetzt werden kann.
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In vielen Fällen wird es erforderlich sein, die Entladevorrichtung mit einer Schnellentladevorrichtung (Ultra Fast Discharge Device (UFDD)) beziehungsweise mit einem Schnellentlademodus vorzusehen, um die Zelle eigensicher zu bekommen. Mit einer Schnellentladevorrichtung kann die Batteriezelle mit sehr hohen Entladeströmen nahe dem Kurzschlussstrom schnell entladen werden.
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Die Möglichkeit zur Entladung der Batteriezelle ist für die Realisierung einer eigensicheren Batteriezelle, insbesondere einer Lithium-Ionen Batteriezelle, bevorzugt eine notwendige Bedingung.
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Ferner ist die Sicherheitsaktorik für die Realisierung einer eigensicheren Batteriezelle, insbesondere einer Lithium-Ionen Batteriezelle, bevorzugt in der Lage, einen Strombypass für die Batteriezelle schalten beziehungsweise aktivieren zu können. Über den Strombypass kann ein Strom zwischen den beiden Batteriezellterminals beziehungsweise Ausgangsterminals fließen, ohne dass dieser Strom durch die elektrochemische Batteriezelle fließt. Der Strombypass muss in der Lage sein, Ströme beider Polarität führen zu können.
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Bei einer besonderen Ausführungsform der erfindungsgemäßen Batteriezelleinrichtung ist die Zustandsermittlungsvorrichtung dazu ausgebildet ist, das Auftreten eines unzulässig hohen Batteriezellinnendruckes bei Vorliegen eines Batteriezellinnendruckes, der einen in Abhängigkeit der Batteriezellalterung, des Batteriezellladezustandes und der Batteriezellladezustandes mittels eines Berechnungsmodels berechneten Batteriezellinnendruckgrenzwert oder einen bekannten und für das Chemiesystem der Batteriezelle spezifischen Batteriezellinnendruckgrenzwert überschreitet, zu ermitteln. Ferner ist die Aktorvorrichtung dazu ausgebildet, bei Auftreten des unzulässig hohen Batteriezellinnendruckes die Batteriezelle in dem Überdruckbetriebsmodus mittels einer dauerhaften Aktivierung des Strombypasses zu überführen.
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Mittels der insbesondere in einer eigensicheren Batteriezelle integrierten Überdrucksicherheitsfunktion wird eine Erkennung eines angestiegenen Batteriezellinnendruckes durchgeführt. Ausgehend von einem normalen Verlauf des Batteriezellinnendrucks über der Lebensdauer der Batteriezelle wird ein Anstieg des Batteriezellinnendrucks entweder auf eine sehr hohe Batteriezelltemperatur durch einen durch eine externe Erwärmung hervorgerufenen Wärmeeintrag in die Batteriezelle oder durch eine lokale, starke Erwärmung in der Batteriezelle verursacht. Als Folge solch einer Erwärmung beginnt eine Zersetzung des Elektrolyten, und dies wiederum hat einen Anstieg des Batteriezellinnendrucks der Batteriezelle zur Folge. Grundsätzlich ändert sich der Batteriezellinnendruck einer Lithium-Ionen-Batteriezelle mit Hartschalen-Gehäuse (Hardcase-Gehäuse) über die Lebensdauer der Batteriezelle. Je nach Auslegung des Chemiesystems nimmt der Batteriezellinnendruck stärker oder schwächer über der Zeit beziehungsweise mit zunehmender Alterung der Batteriezelle zu. Im vorliegenden Fall geht es aber um einen nicht vorgesehenen, stärkeren Batteriezellinnendruckanstieg, welcher ohne zusätzliche Maßnahmen zu einem Auslösen des Berstventils der Batteriezelle und zur Emittierung von Gas und weiteren Bestandteilen der Batteriezelle führen würde.
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Der zulässige Batteriezellinnendruck kann als oberer Grenzwert (Batteriezellinnendruckgrenzwert) aus den Batteriezustandsgrößen für den Ladezustand und die Alterung der Batteriezelle (Batteriezellladezustand und Batteriezellalterung) sowie der aktuellen Temperatur der Batteriezelle (Batteriezelltemperatur) mit Hilfe eines Modells (Berechnungsmodel) ermittelt werden. Überschreitet der gemessene Batteriezellinnendruck diesen Grenzwert, wird ein unzulässiger Batteriezellinnendruckanstieg erkannt, und die nachfolgenden Maßnahmen werden eingeleitet. Dies geschieht auch, falls der Batteriezellinnendruck ein für das Chemiesystem charakteristischer Wert (Batteriezellinnendruckgrenzwert) bei der zeitlichen Änderung des Batteriezellinnendrucks überschritten wird.
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Bevorzugt wird bei der Erkennung eines zu hohen Batteriezellinnendrucks mittels der Überdrucksicherheitsfunktion der Strombypass dauerhaft aktiviert. Dies hat zur Folge, dass die Batteriezelle nicht mehr weiter aufgeladen werden kann. Dies hat auch zur Folge, dass die Batteriezelle, oder genauer ausgedrückt, der elektrochemische Teil der eigensicheren Batteriezelle, nicht unkontrolliert über externe Lasten entladen wird.
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Bei einer besonders bevorzugten Ausführungsform der erfindungsgemäßen Batteriezelleinrichtung ist die Aktorvorrichtung dazu ausgebildet, zum Entladen der in den Überdruckbetriebsmodus überführten Batteriezelle den Entlademodus und/oder den Schnellentlademodus der Entladevorrichtung in Abhängigkeit von dem Batteriezellladezustand zu aktivieren, und die Zustandsermittlungsvorrichtung ist dazu ausgebildet, den Batteriezellladezustand und/oder den Batteriezellinnendruck und/oder die Batteriezelltemperatur und/oder die Batteriezelltemperaturänderungsgeschwindigkeit während der Entladung der in den Überdruckbetriebsmodus überführten Batteriezelle zu überwachen.
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Vorzugsweise ist die erfindungsgemäße Aktorvorrichtung dazu ausgebildet, den Entlademodus der Entladevorrichtung zum Entladen der in den Überdruckbetriebsmodus überführten Batteriezelle bei Vorliegen eines Batteriezelladezustandes, der einen ersten Batteriezellladezustandsgrenzwert unterschreitet, zu aktivieren, und den während des aktivierten Entlademodus der Entladevorrichtung vorkommenden Entladestrom mittels einer in der Entladevorrichtung angeordneten Stromregelung in Abhängigkeit von dem aktuellen Batteriezellladezustand und/oder von dem aktuellen Batteriezellinnendruck und/oder von der aktuellen Batteriezelltemperatur und/oder von der aktuellen Batteriezelltemperaturänderungsgeschwindigkeit zu regeln.
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Mittels der Überdruckfunktion wird bevorzugt versucht, die Batteriezelle in Abhängigkeit vom Ladezustand der Batteriezelle (Batteriezellladezustand) so schnell wie möglich beziehungsweise so schnell wie nötig in den elektrochemisch sichersten Zustand der vollständigen Entladung zu überführen.
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Bei niedrigen Ladezuständen der Batteriezelle kann die Entladevorrichtung (Discharge Device) aktiviert werden. Die Entladung der Batteriezelle erfolgt über eine Stromregelung und kann in Abhängigkeit vom Ladezustand der Batteriezelle, vom Innendruck, und von der Temperatur bzw. der zeitlichen Änderung der Temperatur der Batteriezelle angepasst werden.
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Vorzugsweise ist die erfindungsgemäße Aktorvorrichtung dazu ausgebildet, den Schnellentladungsmodus der Entladevorrichtung zum Entladen der in den Überdruckbetriebsmodus überführten Batteriezelle bei Vorliegen eines Batteriezelladezustandes, der einen gegenüber dem ersten Batteriezelladezustandsgrenzwert größeren zweiten Batteriezellladezustandsgrenzwert überschreitet, zu aktivieren.
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Einfach ausgedrückt, mittels der Überdrucksicherheitsfunktion wird, falls eine Entladevorrichtung mit Schnellentlademodus (Ultra Fast Discharge Device) vorhanden ist, bevorzugt bei hohen Ladezuständen der Batteriezelle ein Entladen der Batteriezelle durchgeführt, um die Batteriezelle schnellstmöglich in den elektrochemisch stabilsten Zustand zu überführen.
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Vorzugsweise ist die erfindungsgemäße Aktorvorrichtung dazu ausgebildet, die Ladevorrichtung nach der vollständigen Entladung der im Überdruckbetriebsmodus überführten Batteriezelle und bei Vorliegen eines Batteriezellinnendruckes, der einen minimalen Öffnungsdruck eines Berstventils der Batteriezelle um einen vorbestimmten Batteriezellinnendruckdifferenzwert unterschreitet, zu deaktivieren.
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Einfach ausgedrückt ist die Batteriezelle nach ihrer Überführung in den vollständig entladenen Zustand auch bei Vorliegen eines batteriezellintern liegenden Feinschlusses (interner Schluss) sicher, falls der Batteriezellinnendruck noch einen Sicherheitsabstand zu dem minimalen Öffnungsdruck des Berstventils der Batteriezelle aufweist. Die Entladevorrichtung (Discharge Device) kann dann wieder deaktiviert werden. Bevorzugt bleibt die Aktivierung des Strombypasses dauerhaft aufrecht erhalten, das heißt, dass die Batteriezelle nicht mehr geladen werden kann, aber wenn sie in einem Batteriesystem eingebaut ist, Ströme beider Polarität über den Strombypass führen kann. Damit kann die Zuverlässigkeit und die Verfügbarkeit des Batteriesystems gegenüber dem Stand der Technik deutlich verbessert werden.
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Mit der beschriebenen, integrierten Überdrucksicherheitsfunktion für einen Anstieg des Batteriezellinnendrucks kann die Batteriezelle bei Vorliegen eines zu hohen Batteriezellinnendruckes alle erforderlichen Maßnahmen, um die Batteriezelle in den sichersten Zustand zu überführen, selbst durchführen und ist nicht auf die Funktionalität eines übergeordneten Batteriemanagementsystems angewiesen.
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Bevorzugt umfasst das erfindungsgemäße Verfahren die funktionellen Merkmale der erfindungsgemäßen Batteriezelleinrichtung einzeln oder in Kombination.
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Vorzugsweise wird bei dem erfindungsgemäßen Verfahren die in dem Überdruckbetriebsmodus überführten Batteriezelle über eine in der Batteriezelleinrichtung angeordnete und von der Aktorvorrichtung aktivierte Entladevorrichtung mittels von geeigneten Entladeströmen, insbesondere in Abhängigkeit eines aktuellen Batteriezellinnendruckes und/oder eines aktuellen Batteriezellladezustandes und/oder einer aktuellen Batteriezelltemperatur geregelten Entladeströmen, vollständig entladen.
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Ein anderer wesentlicher Aspekt der Erfindung betrifft einen Fahrzeug mit einem Batteriesystem, das eine Batterie mit mehreren erfindungsgemäßen Batteriezelleinrichtungen und ein Batteriemanagementsystem, das dazu ausgebildet ist, mit den in den Batteriezelleinrichtungen angeordneten Überwachungsvorrichtungen zu kommunizieren, umfasst.
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Kurze Beschreibung der Zeichnungen
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Nachfolgend werden Ausführungsbeispiele der Erfindung unter Bezugnahme auf die begleitende Zeichnung im Detail beschrieben. In den Zeichnungen ist:
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1 das Prinzipschaltbild eines aus dem Stand der Technik bekannten Batteriesystems mit einer Traktionsbatterie,
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2 ein Diagramm, dass die Fehlermechanismen einer aus dem Stand der Technik bekannten Lithium-Ionen-Batterie darstellt, die zu einem thermischen Durchgehen dieser Lithium-Ionen-Batterie führen können,
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3 das Prinzipschaltbild eines aus dem Stand der Technik bekannten Batteriesystems mit einer aus mehreren Batteriezellen ausgebildeten Traktionsbatterie und einem Batteriemanagementsystem,
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4 das Prinzipschaltbild einer Batteriezelleinrichtung nach einer ersten Ausführungsform der Erfindung,
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5 ein Ablaufdiagramm einer modellbasierten Zustandsermittlung und Prädiktion, mit der die erfindungsgemäße Erkennung und/oder Vorhersage eines Batteriezellzustandes ausgeführt werden kann, nach einer Ausführungsform der Erfindung, und
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6 ein Ablaufdiagramm einer Sicherheitsfunktionalität einer eigensicheren Batteriezelle, die mit der erfindungsgemäßen Überdrucksicherheitsfunktion ausgestattet ist.
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Ausführungsformen der Erfindung
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In der 4 ist das Prinzipschaltbild einer eigensicheren Batteriezelleinrichtung 221 nach einer ersten Ausführungsform der Erfindung dargestellt. Die elektrisch eigensichere Batteriezelleinrichtung 221 umfasst eine Batteriezelle 21, insbesondere eine Lithium-Ionen-Batteriezelle, und eine Überwachungsvorrichtung (Überwachungselektronik) zum Überwachen der Batteriezelle 21. Die Überwachungsvorrichtung umfasst eine Sensorvorrichtung (Sensorik) 240 zur Erfassung physikalischer Größen zur Ermittlung des Zustandes der Batteriezelle, eine Zustandsermittlungsvorrichtung 250 (Batteriezellzustandserkennung und -Prädiktion), die aus den Sensorsignalen den aktuellen Batteriezellzustand 21 insbesondere hinsichtlich ihrer Sicherheit, erkennt und auch das zukünftige Verhalten der Batteriezelle 21 vorhersagen beziehungsweise prädizieren kann, und eine Aktorvorrichtung (Sicherheitsaktorik) 260, mit der die Batteriezelle 21 beim Erkennen eines kritisch werdenden Batteriezellzustands in einen sicheren Betriebsmodus überführt werden kann.
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Dabei ist die Sensorvorrichtung 240 dazu ausgebildet, die Batteriezellspannung zu erfassen und zu überwachen, einen durch die Batteriezelle fließenden Strom, eine Batteriezelltemperatur, und einen Batteriezellinnendruck zu erfassen. Ferner ist die Sensorvorrichtung 240 dazu ausgebildet, eine lineare Beschleunigung und/oder eine Drehbeschleunigung der Batteriezelle 21 zu erfassen.
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In der Batteriezelleinrichtung 221 ist ferner eine Entladevorrichtung (nicht separat dargestellt) angeordnet, die mittels der Aktorvorrichtung 260 aktiviert werden kann. Die Entladevorrichtung ist dazu vorgesehen, in einem aktivierten Entlademodus die Batteriezelle 21 mittels von moderaten Entladeströmen und/oder in einem aktivierten Schnellentlademodus die Batteriezelle mittels von hohen Entladeströmen nahe dem Kurzschlussstrom zu entladen.
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Weiterhin ist in der Batteriezelleinrichtung einen Strombypass (nicht separat dargestellt) angeordnet, der mittels der Aktorvorrichtung 260 aktiviert werden kann und dazu ausgebildet ist, im aktivierten Zustand einen zwischen den Batteriezellterminals (Ausgangsterminals) 222, 223 fließenden Strom beider Polaritäten über einen batteriezellextern liegenden Strompfad umzuleiten.
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Ferner sind in der Batteriezelleinrichtung 221 Sicherheitsfunktionen, insbesondere eine Überdrucksicherungsfunktion 270, integriert, die von der Überwachungsvorrichtung bereitgestellt werden und die Batteriezelle 21 bei Vorliegen eines kritischen oder kritisch werdenden Batteriezellzustand sofort in einen sicheren Betriebsmodus überführen können. Bei Vorliegen eines zu hohen Batteriezellinnendrucks überführt die Überdrucksicherheitsfunktion 270 durch die Aktorvorrichtung 260, die den Strombypass aktiviert, die Batteriezelle 21 in einem sicheren Überdruckbetriebsmodus, in dem die Batteriezelle 21 zwischen ihren beiden Batteriezellterminals 222, 223 eine Spannung von 0V abgibt.
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Die Überdrucksicherheitsfunktion 270 kann ferner durch die Aktorvorrichtung 260, die die Entladevorrichtung geeignet aktivieren kann, die Batteriezelle 21 in Abhängigkeit des aktuellen Batteriezellzustandes schnellstmöglich in den aus elektrochemischer Sicht sichersten Zustand der vollständigen Entladung bringen.
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Für die Überdrucksicherheitsfunktion 270 ist es vorteilhaft, wenn die Entladevorrichtung einen Schnellentlademodus (Schnellentladungsfunktion) sowie eine Stromregelung (Stromregelungsfunktion) aufweist, mit der die Batteriezelle 21 mit definierten, von der Überwachungselektronik der Batteriezelleinrichtung 221 vorgebbaren Strömen entladen werden kann.
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Optional umfasst die Überwachungsvorrichtung der erfindungsgemäßen Batteriezelleinrichtung 221 eine Spannungseinstellvorrichtung (Schaltaktorik) 280, die dazu ausgebildet ist, die Ausgangsspannung der Batteriezelle 21 derartig zu schalten, dass die Batteriezelle 21 an den Batteriezellterminals 222, 223 die Batteriezellspannung in positiver Orientierung (+UBatteriezelle) oder keine Spannung (0V) oder die Batteriezellspannung in negativer Orientierung (–UBatteriezelle) abgeben kann. Einfach ausgedrückt kann die Ausgangsspannung der Batteriezelle 21 mittels der Spannungseinstellungsvorrichtung 280 auf die Spannungswerte +UBatteriezelle, 0V und gegebenenfalls auch noch –UBatteriezelle geschaltet werden.
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Bei der in der 4 dargestellten erfindungsgemäßen Batteriezelleinrichtung 221, die, wenn die erfindungsgemäße Überwachungselektronik in der Batteriezelle 21 integriert wird, als eigensichere Batteriezelle bezeichnet wird, können die bisher eingesetzten Überladesicherheitsvorrichtungen (Overcharge Safety Devices (OSDs)) und Batteriezellsicherungen (Cell Fuses) entfallen, und die zur Erhöhung der Sicherheit bei mechanischer Deformierung oder Penetration eingesetzten Maßnahmen wie beispielsweise das Vorsehen der Batteriezellen mit einer Nageleindringsicherheitsvorrichtung (Nail Penetration Safety Device (NSD)) können entweder ebenfalls entfallen oder zumindest wesentlich einfacher ausgeführt werden, da deutlich geringere Anforderungen an diese Maßnahmen gestellt werden. Dies stellt gegenüber dem Stand der Technik eine erhebliche Verbesserung dar. Die UN Transporttests werden für die erfindungsgemäße Batteriezelleinrichtung 221 beziehungsweise für die eigensichere Batteriezelle 21, das heißt für die Batteriezelle 21 mit der zugehörigen Sensorvorrichtung (Sensorik) 240 und Aktorvorrichtung (Sicherheitsaktorik) 250 durchgeführt. Die Batteriezelle 21 darf dann zusammen mit der dazugehörigen Sensorvorrichtung (Sensorik) 240 und Aktorvorrichtung (Sicherheitsaktorik) 25, transportiert werden. Das bedeutet, dass die Batteriezelle 21 nur als eine in der Batteriezelleinrichtung 221 angeordnete Batteriezelle 21 oder als eigensichere Batteriezelle mit integrierter Überwachungselektronik transportiert werden darf.
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Mit solchen erfindungsgemäßen Batteriezelleinrichtungen, die jeweils so wie die in der 4 dargestellten Batteriezelleinrichtung 221 ausgebildet sind, können Batteriesysteme aufgebaut werden, bei denen wesentlich geringere Anforderungen an das zugeordnete Batteriemanagementsystem gestellt werden. Die Elektronik eines solchen Batteriemanagementsystems kann dann voraussichtlich mit den üblichen Qualitätssicherungsmaßnahme entwickelt werden (ASIL-Einstufung QM) und muss nicht ASIL C erfüllen.
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Die erfindungsgemäßen Batteriezelleinrichtungen, die jeweils so wie die in der 4 dargestellten Batteriezelleinrichtung 221 ausgebildet sind, sind nicht auf den Einsatz von Lithium-Ionen-Batteriezellen 21 beschränkt und können auch für andere Batteriezelltechnologien, wie beispielsweise für Nickel-Metallhydrid-Batteriezellen, eingesetzt werden
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In der 5 wird das Ablaufdiagramm einer modellbasierten Zustandsermittlung und -prädiktion gezeigt, mit der die erfindungsgemäße Erkennung und/oder Vorhersage eines Batteriezellzustandes ausgeführt werden kann. Die Zustandsermittlung 510 wird an einer Batterie 20 durchgeführt, in der eine Mehrzahl der erfindungsgemäßen Batteriezelleinrichtungen 221 angeordnet sein können. Die Zustandsermittlung 510 wird von der erfindungsgemäßen Zustandsermittlungsvorrichtung 250 durchgeführt, die als Beobachter fungiert und ein Batteriemodell 507 mit Parameteradaption implementiert. Wie in 5 gezeigt wird, erhält das Batteriemodell 507 aktuelle Messwerte von unterschiedlichen, die Batterie 20 betreffenden physikalischen Größen. Diese umfassen insbesondere einen aktuellen Batteriezellstrom IBatt, eine Batteriezelltemperatur TBatt, und einen Batteriezellinnendruck PBatt. Von der Zustandsermittlungsvorrichtung wird mit Hilfe des Batteriemodells 507 ein aktueller Batteriezustand ermittelt. Das Batteriemodell 507 und der daraus ermittelte Zustand werden laufend anhand von aktuellen Messwerten überprüft. So kann beispielsweise eine modellbasierten Batteriezellspannung UMod mit einer gemessenen aktuellen Batteriespannung UBatt verglichen werden. Anhand des Vergleichs und einer dabei festgestellten Abweichung kann das angewandte Batteriemodell 507 entsprechend angepasst werden.
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Das Batteriemodell liefert außerdem Einschätzungen oder berechnete Werte über einen Ladezustand (SOC) 501, einen Alterungszustand (SOH) 502, und einen Sicherheitszustand 503, die zur Verarbeitung im Rahmen der Batteriezustandsprädiktion 511 als Eingangsgrößen an ein weiteres Batteriemodell 509 mit Zustandsprädiktion übergeben werden. Die Batteriezustandsprädiktion erhält ferner weitere, für die Genauigkeit der Vorhersage relevante Informationen 508, die insbesondere Lastprofile und Randbedingungen umfassen. Beispielsweise können die Informationen gespeicherte Werte mit dem zeitlichen Verlauf eines Ladestroms I(t) enthalten, die als weiterer Parameter in das weitere Batteriemodell 509 einfließen. Mit Hilfe des weiteren Batteriemodells 509 werden daraufhin die Eingangsdaten 501, 502, 503, I(t) verarbeitet und Vorhersagen ausgegeben. Insbesondere werden Vorhersagen über die Batterieleistung 504 über die in der Batterie 20 gespeicherte Energie 505, den Funktionszustand (SOF) 506 der Batterie 20, und/oder den vorhersehbaren Sicherheitszustand 503 der Batterie 20 getroffen. Auf diese Weise können der vorhersehbare Sicherheitszustand 512 oder der aktuelle Sicherheitszustand 503 Aufschluss darüber geben, ob ein normaler Betriebszustand der Batterie 20 vorliegt, oder ob sich die Batterie 20 in einem kritischen Zustand befindet.
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Die 6 zeigt ein Ablaufdiagramm einer Sicherheitsfunktionalität einer eigensicheren Batteriezelle, die mit der erfindungsgemäßen integrierten Überdrucksicherheitsfunktion 270 ausgestattet ist. Dabei umfasst die Überdrucksicherheitsfunktion 270 zunächst eine Auswertung 601 des Batteriezelldrucks beziehungsweise Innendrucks p, bei der ermittelt wird, ob der Innendruck p größer ist als ein maximale zulässiger Batteriezellinnendruckgrenzwert pmax oder ob die zeitliche Rate des Druckanstiegs beziehungweise die Batterizelldruckänderungsgeschwindigkeit dp/dt größer ist als eine konstanter vorgegebener, für das Chemiesystem der Batteriezelle 20 charakteristischer Maximalwert (dp/dt)max der Batterizelldruckänderungsgeschwindigkeit. Der zulässige Innendruck pmax kann als oberer Grenzwert aus den Batteriezustandsgrößen für den Ladezustand SOC und die Alterung SOH („State of Health“) der Batteriezelle 21 sowie der aktuellen Temperatur T der Batteriezelle 21 mit einem Modell ermittelt werden, wie in 6 gezeigt. Überschreitet der gemessene Innendruck p diesen Grenzwert pmax oder überschreitet die Batterizelldruckänderungsgeschwindigkeit dp/dt den Maximalwert (dp/dt)max, wird ein unzulässiger Druckanstieg erkannt und die nachfolgenden Maßnahmen 603, 604, 605 werden eingeleitet:
Zunächst wird der Strombypass dauerhaft aktiviert, was in der 6 mit dem Bezugszeichen 603 bezeichnet wird. Dies hat zur Folge, dass die Batteriezelle 21 nicht mehr weiter aufgeladen werden kann. Dies hat auch zur Folge, dass die Batteriezelle 21 beziehungsweise, genauer der elektrochemische Teil der eigensicheren Batteriezelle 21, nicht unkontrolliert über externe Lasten entladen wird. Ferner wird in Abhängigkeit vom Ladezustand SOC der Batteriezelle 21 versucht, die Batteriezelle 21 so schnell wie möglich beziehungsweise so schnell wie nötig in den elektrochemisch sichersten Zustand der vollständigen Entladung zu überführen. Bei niedrigen Ladezuständen, beispielsweise wenn der aktuelle Ladezustand SOC kleiner ist als ein vorbestimmter unterer Ladezustandsschellenwert SOC1, wird die Entladevorrichtung (Discharge Device) aktiviert, siehe hierzu das Bezugszeichen 604. Die Entladung der Batteriezelle 21 erfolgt dabei vorzugsweise über eine Stromregelung 606 und kann in Abhängigkeit vom Ladezustand SOC der Batteriezelle 21, von dem Innendruck p und der Temperatur T beziehungsweise der zeitlichen Änderung der Temperatur T der Batteriezelle 21 angepasst werden. Bei hohen Ladezuständen, beispielsweise wenn der aktuelle Ladezustand SOC größer ist als ein vorbestimmter oberer Ladezustandsschellenwert SOC2, wird, falls vorhanden, vorzugsweise ein schnellstmögliches Entladen über einen Schnellentlademodus 605 einer ultraschnellen Entladevorrichtung (Ultra Fast Discharge Device) durchgeführt, um die Batteriezelle 21 schnellstmöglich in den elektrochemisch stabilsten Zustand zu überführen.
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Nach der Überführung in den vollständig entladenen Zustand ist die Batteriezelle 21 auch bei einem internen Schluss sicher, falls der Innendruck noch einen Sicherheitsabstand zu dem minimalen Öffnungsdruck des Berstventils aufweist. Die Entladevorrichtung kann dann wieder deaktiviert werden. Die Aktivierung des Strombypass 603 bleibt dauerhaft aufrecht erhalten, das heißt die Batteriezelle 21 kann nicht mehr geladen werden, kann aber in einem Batteriesystem Ströme beider Polarität über den Bypass führen. Damit kann die Zuverlässigkeit und die Verfügbarkeit eines Batteriesystems gegenüber dem Stand der Technik deutlich verbessert werden.
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Erfindungsgemäß werden die Batteriezellen oder Batteriemodule dabei derart angesteuert, dass sich deren Betriebsparameter innerhalb der jeweiligen Grenzwerte befinden, die für einen sicheren Betrieb notwendig sind.
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So werden Lithium-Ionen-Batteriezellen typischerweise innerhalb eines Spannungsbereichs Umin bis Umax von 2,8 V bis 4,2 V, oder bevorzugt 3,0 V bis 4,2 V Volt betrieben. Dies gilt insbesondere für sicherheitsrelevante für Werte Umin_safety oder Umax_safety. Diese Angaben gelten jedoch für die zu messenden Spannungen U Batteriezelle im Leerlauf, das heißt, wenn kein Strom durch die Batteriezelle fließt. Dabei sind diese Grenzwerte unbedingt zu beachten, da ansonsten die Elektroden Beschädigungen erleiden können.
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Die Leerlaufspannung der Batteriezellen hängt im Wesentlichen von deren Ladezustand ab. Dabei wird typischerweise bei einer Spannung UBatteriezelle von 2,8 V ein Ladezustand SOC von 0%, bei 3,5 V ein Ladezustand von 20%, und bei 4,2 V ein Ladezustand von 100% angenommen, wobei diese Werte jeweils von Art und Material der Kathode, der Anode, und/oder des verwendeten Elektrolyts abhängen.
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Wenn ein Strom durch eine Batteriezelle fließt, können die Batteriezellspannungen UBatteriezelle von den obigen Zahlenangaben abweichen. Angenommen, die Leerlaufspannung betrage 3,5 V, und der Innenwiderstand der Batteriezelle bei 25 °C sei 10 mΩ. Bei einem Ladestrom von 100 A ergäbe das dann einen zu messenden Spannungswert UBatteriezelle von 3,5 V + 1,0 V = 4,5 V. Bei einer Temperatur von 0 °C beträgt der Innenwiderstand der Batteriezelle beispielhaft jedoch bis zu 50 mΩ, was bei einem beispielhaften Entladestrom von 50 A einen Spannungswert UBatteriezelle von 3,5 V minus 2,5 V = 1,0 V ergäbe. Aufgrund der angewandten Ansteuerung und der verwendeten Sensoren werden diese Spannungswerte bei Raumtemperatur beziehungsweise bei 0°C aber nicht erreicht. Allgemein können im Betrieb der Batteriezellen der Wert für Umax zwischen 4,2 V und 5,0 V liegen und der Wert für Umin zwischen 1,5 V und 4,2 V, vorzugsweise zwischen 1,8 V und 4,15 V, diese Werte beziehen sich jedoch nicht auf die Leerlaufspannung.
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Die obigen Spannungswerte gelten für eine einzelne Batteriezelle. Für ein Batteriemodul kommt es darauf an, wie viele Zellen in Reihe oder parallel geschaltet sind. So liegt die zulässige Modul-Leerlaufspannung UBatteriemodul zwischen n × 2,8 V bis n × 4,2 V, wobei n für die Anzahl der Batteriezellen steht, die miteinander in Reihe geschaltet sind.
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Grenzwerte für Temperaturen bei Lithium-Ionen-Batteriezellen liegen etwa bei Tmin = –40 °C und Tmax = 30°C bis 50 °C, bevorzugt 30°C bis 45 °C, am meisten bevorzugt 35°C bis 40°C. Aus Sicherheitsaspekten sollte eine maximale Temperatur Tmax-safety von 46°C bis 80°C, bevorzugt 50°C bis 60°C nicht überschritten werden. Ferner sollte die maximale Außentemperatur Taußen, bei der die Batteriezellen betrieben werden, 40 °C nicht übersteigen.
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Die Batterieströme durch die Batteriezellen sollten nicht außerhalb eines Bereichs von –1000 A bis +1000 A, bevorzugt –600 A bis +600 A, noch mehr bevorzugt –500 A bis +500 A, noch mehr bevorzugt –450 A bis +450 A, und noch mehr bevorzugt –350 A bis +350 A, liegen.
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Der Innendruck einer Batteriezelle sollte den Druckbereich von 2 bar bis 8 bar, bevorzugt 3 bar bis 7 bar, nicht verlassen.
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Die obige Diskussion wurde beispielhaft für Lithium-Ionen-Batteriezellen beziehungsweise Lithium-Ionen-Batteriemodule geführt, wobei die angegebenen Werte insbesondere für Lithium-Ionen-Batteriezellen mit Lithium-Mangan-Kobalt-Oxid als Aktivmaterial für die Kathode gelten. Jedoch ist die Erfindung jedoch nicht auf solche Batteriezellen, insbesondere nicht auf Lithium-Ionen-Batteriezellen beschränkt. In der Praxis hängen die Zahlenwerte der zu wählenden Betriebsparameter somit vom jeweiligen Batteriezelltyp ab.
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Neben der voranstehenden schriftlichen Offenbarung wird hiermit zur weiteren Offenbarung der Erfindung ergänzend auf die Darstellung in den 1 bis 6 Bezug genommen.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Nicht-Patentliteratur
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