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Die vorliegende Erfindung betrifft einen Instrumentenaufsatz auf ein Zementierinstrument und ein Verfahren zur Einbringung von Knochenzement mittels Druckzementierung zur Befestigung von künstlichen Pfannen beim Einbringen und zum Befestigen von Schulterkunstgelenken.
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Bei starker Verschleiß des Schultergelenks eines Patienten besteht die Möglichkeit, den Betroffenen mit dem Einsetzen eines Kunstgelenkes erheblich Schmerzen zu nehmen und die Beweglichkeit des Gelenkes wieder zu verbessern. Bei einer Totalendoprothese wird zum Beispiel sowohl der Oberarmkopf, als auch die Schultergelenkpfanne ersetzt. Die einzelnen Komponenten können dabei zementfrei oder in ein formschlüssiges Polymethylmethacrylat (PMMA) – Bett eingebracht (d. h. „einzementiert”) werden. Dabei ist der PMMA-Zement am Anfang weich und fließfähig und polymerisiert dann im Verlauf und wird hart. An der Schultergelenkpfanne hat sich im Vergleich zu den zementfreien Implantaten die zementierte Pfanne jeweils als langlebiger erwiesen. Aber auch bei den zementierten Pfannen gibt es im Lauf der Jahre das Phänomen der sogenannten Röntgen hellen Linien um das Implantat, welche eine Lücke zwischen PMMA-Zement und dem Knochen oder zwischen Pfanne und Zement im Röntgenbild beschreibt. Die Röntgen hellen Linien können im Verlauf zunehmen und es können schließlich Lockerungen der künstlichen Pfanne auftreten, welche durch ein Verkippen der künstlichen Pfanne gekennzeichnet ist. Diese Lockerungen sind meist mit weiteren Schmerzen verbunden, so dass erneute Operationen notwendig werden. Ein weiteres Problem bei einer Lockerung ist der Verlust an Knochensubstanz, welcher einen Wiedereinbau einer künstlichen Pfanne erschwert und ggf. einen umfangreicheren Knochenaufbau notwendig macht. Vor der Implantation eines Schulterkunstgelenks werden in der Schultergelenkpfanne entsprechende Öffnungen und Aussparungen operativ erzeugt, in die dann das Implantat mit einer entsprechenden Menge an PMMA-Zement eingesetzt und befestigt wird. Bisher wurde der PMMA-Zement für die Gelenkpfanne in der Regel sowohl mittels Finger in die vorgebohrten bzw. impaktierten Öffnung im Glenoid eingebracht als auch mit dem Finger eingedrückt. Nachteilig bei dieser Methode ist die geringe Verzahnung des PMMA-Zements mit der Spongiosa der Schultergelenkpfanne. Man weiß nicht nur von der Schulter, aber auch von anderen anatomischen Lokalisationen, wie zum Beispiel der Hüfte und beim Knie, dass eine geringe Verzahnung des PMMA-Zements mit dem Knochen langfristig zu Lockerungen des PMMA-Zements in dem jeweils zementierten Knochen führt. Ein weiterer Ansatz zum Einbringen des PMMA-Zements in die vorgebohrten bzw. impaktierten Öffnung ist die Verwendung einer geeigneten Spritze. Verwendet werden zum Beispiel 20 ccm Spritzen, wie sie unter anderem auch zur Injektion von Medikamenten verwendet werden oder Blasenspritzen mit ca. 60 ml Fassungsvermögen. Nachteilig bei diesem Vorgehen ist es, dass der PMMA-Zement durch einen relativ kleinen Durchmesser aus der Spitze der Spritze entweicht, deshalb ein hoher Druck auf den Spritzensstempel notwendig ist und der PMMA-Zement teilweise unkontrolliert austritt. Weiter ist es nachteilig, dass keine Formschlüssigkeit der Spritzenspitze mit der Öffnung im Knochen besteht und deshalb der PMMA-Zement nicht mit Druck in den Knochen gedrückt werden kann, sondern gegebenenfalls unkontrolliert aus der Knochenöffnung austritt und die Wunde unnötig verschmutzt.
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Ein weiterer Ansatz ist die Verwendung eines Aufsatzes auf eine sogenannte Zementpistole, an deren Rohr an der Spitze ein Teller aus Gummi angeordnet ist. Bei dieser Methode ist im Vergleich zu den vorgenannten Methoden besser, dass der Zement über die Zementpistole in den Knochen gedrückt werden kann. Nachteilig bei der Methode ist, dass der Teller nicht an die anatomische Form der Schulterpfanne angepasst ist und deshalb über die fehlende Formschlüssigkeit und die nicht abgestimmte Form der Zementöffnung auf die Knochenverankerungslöcher kein zuverlässiges Einbringen des Zementes gewährleistet ist. Ein anderer aus dem Stand der Technik bekannter Ansatz verwendet keinen PMMA-Zement zur Verankerung der Schultergelenkpfanne. Bei diesem Ansatz werden Schrauben oder Stifte, die sich verkeilen, in den Knochen eingebracht. Nachteilig bei diesem Vorgehen ist, dass sich oft bereits nach 5 bis 10 Jahren Löcher im Knochen (Osteolysen) entwickeln und zu Lockerungen der eingebrachten Implantate führen.
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Es sind eine Vielzahl von unterschiedlichen Formen und Verankerungen für Schulterkunstgelenke aus dem Patentschriftenfonds bekannt. In der Regel sind die Implantate mit stiftartigen Verlängerungen oder kielartigen manchmal auch durchbrochenen Laschen ausgebildet, die in den, in die impaktierten Schultergelenkpfannenöffnung eingebrachten Zement eingedrückt werden und mittels dieser dann die feste Verankerung im Knochen erfolgen soll. Dabei wird bereits eingebrachter Zement im gleichen Volumen wie das zu befestigende Implantat aus der Schultergelenkpfanne verdrängt. In der
US 5,489,310 A1 sind zum Beispiel ein Verfahren und ein Instrument zur Implantation einer Schultergelenkpfanne beschrieben. Hier wird vor allem auf die Eröffnung der Schultergelenkpfanne näher eingegangen indem hier auf ein rotierendes Instrument Bezug genommen wird, mit welchem die Öffnung in der Schultergelenkpfanne erzeugt wird. Auch ist hier die genaue Ausbildung einer künstlichen Gelenkpfanne näher beschrieben. Auch aus anderen Patentschriften sind vor allem kreisförmige Implantationskörper, welche in das Glenoid eingesetzt werden ausführlich beschrieben.
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In der
US 5,431,654 A1 ist ein durchaus übliches aber technisch und konstruktiv aufwändiges und mit vielen Zusatzfunktionen ausgestattetes, bekanntes Zementierinstrument beschrieben, mit dem der jeweils eingesetzte Knochenzement über einen Zuführkanal größeren Durchmessers direkt in eine Öffnung eines Knochens eingedrückt werden kann. Dabei wird die Spitze des technisch komplizierten Zementierinstruments direkt auf bzw. in den Oberschenkelknochen des Patienten aufgesetzt oder direkt eingeführt. Allerdings ist hier ein erhebliches Fingerspitzengefühl erforderlich um die Spitze des Zementierinstrumentes in entsprechender Position zu halten.
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Aus der
DE 40 22 985 A1 ist ein Instrumentenaufsatz zum aufstecken auf einem Instrumentierinstrument zur Einbringung von Knochenzement mittels Druckzementierung für Gelenkpfannen bekannt, bei dem der Instrumentenaufsatz wechselbar auf eine Instrumentenspitze aufsteckbar oder aufschraubbar und auch eleastisch verformbar ausgebildet ist. Die Auflagefläche ist dabei der Oberflächenform einer Pfanne angepasst. Nachteilig ist hierbei allerdings, dass das Einbringen von Knochenzement nicht genau kontrollbierbar ist.
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Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Vorrichtung zu schaffen, welche ein tieferes Eindringen eines PMMA-Zements in den spongiösen Knochen und eine bessere Verzahnung des Knochenzementes und somit eine längerfristige Formschlüssigkeit des PMMA-Zements mit dem Implantat erreicht, es ermöglicht PMMA-Zement in gleichbleibender Qualität in der gesamten impaktierten Öffnung der Schultergelenkspfanne einzubringen, damit auch Jahre später keine Lockerung zwischen PMMA-Zement, Pfannenimplantat und Knochen zuzulassen, eine genau definierte Menge von Knochenzement einzubringen, dass sogenannte Überdrücken, d. h. die Anwendung von zu hohem Druck beim Zementeinbringen verhindert und zusätzliche Wundverunreinigungen außerhalb der Schulterpfanne weitgehend vermeidet.
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Die Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die Merkmale des ersten bzw. zehnten Patentanspruches gelöst. Weitere zweckmäßige Ausgestaltungen der Erfindung sind Gegenstand der Unteransprüche. Der erfindungsgemäße Instrumentenaufsatz 1 zur Einbringung von Knochenzement 14 mittels Druckzementierung für Schultergelenke ist auf einem üblichen an sich bekannten Zementierinstrument 3, wie zum Beispiel einer hebelbetätigbaren Kartuschenpistole angeordnet. Dabei ist auf einer Instrumentenspitze 4 eines Zementierrohres 2 eines Zementierinstruments 3 ein wechselbarer Instrumentenaufsatz 1 aufsteckbar oder wahlweise aufschraubbar ausgebildet. Der Instrumentenaufsatz 1 ist plastisch verformbar ausgebildet. Zum Beispiel besteht dieser aus einem medizinisch unbedenklichen Silikonmaterial. Die Auflagefläche 5 des Instrumentenaufsatzes 1 ist dabei entweder etwa der Oberflächenform einer Schultergelenkpfanne 6, oder genau der Oberflächenform einer Schultergelenkpfanne 6 des zu operierenden Patienten identisch oder nahezu identisch ausgeformt, oder auch analog der Oberflächenform eines Glenoids ausgebildet. Dies ist abhängig davon, wie groß das jeweils einzusetzende Implantat 13 ausgebildet ist und wie viel Knochensubstanz für die gewünschte längerfristige Festigkeit und Funktionsfähigkeit des Schulterkunstgelenkes 6 des jeweils betreffenden Patienten ersetzt werden muss. Durch die neuartige Vorrichtung wird ein sehr tieferes Eindringen eines verwendeten PMMA-Zements in den spongiösen Knochen und eine tiefere Verzahnung des Knochenzements 14 mit dem Implantat 13 und somit als Ergebnis eine längerfristige Formschlüssigkeit des PMMA-Zements mit der künstlich wieder vervollständigten Schultergelenkpfanne 6 erreicht.
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Beim erfindungsgemäßen Verfahren zur Einbringung von Knochenzement 14 mit der vorstehend beschriebenen Vorrichtung mittels eines Instrumentenaufsatzes 1 mit einem Zementierinstrument 3 wird der Instrumentenaufsatz 1 als erstes mit seiner Auflagefläche 5 auf das freigelegte Glenoid 6 dichtend aufgesetzt und dabei auf Grund der elastischen Lippe oder elastischen Lippen 7 positioniert und zusätzlich auch relativ fest fixiert. Der einzubringende Knochenzement 14 wird dann in die impaktierte Öffnung mittels eines einstellbaren Druckes über das Zementierrohr 2 mit dem Zementierinstrument 3 eingepresst. Ab einem bestimmten einstellbaren Druck öffnen sich entweder eine oder je nach Ausführungsform auch mehrere Überströmöffnungen oder Überströmkanäle 8 oder, falls eingebaut, die darin eingesetzten Ventile 9. Die Knochenzementeinbringung erfolgt dabei solange, bis der Knochenzement 14 rein aus den Überströmöffnungen oder Überströmkanälen 8 austritt. Anschließend wird das Zementierinstrument 3 ohne oder mit innerem Einsatzteil 12 wieder entfernt. Durch die Öffnung im Instrumentenaufsatz 1 wird nunmehr das Implantat 13 eingesetzt, wobei das Implantat 13 durch den Instrumentenaufsatz 1 solange fixiert werden kann bis der Knochenzement 14 beginnt auszuhärten. Dieser Vorteil, dass das Implantat 14 eine Zeitlang in der gewünschten optimalen Position zuverlässig fixiert werden kann, führt dazu, dass jedwede Lockerungen des Implantats 13 noch während des Aushärtens im Knochenzementbett vermieden wird. Ein weiterer wesentlicher Vorteil dieses Verfahrens ist, dass hier mit Knochenzement 14 von relativ hoher Viskosität gearbeitet werden kann, wodurch zum einen ein tieferes Eindringen in die Spongiosa als bisher möglich ist und zum anderen das Eindringen von Sekret, wie in erster Linie Einblutungen in die freigelegte Öffnung in der Schultergelenkpfanne 6 vermieden werden können. Die hohe Viskosität des Knochenzements 14 wirkt hier als Versiegelung gegenüber dem möglicherweise eindringenden Wundsekret.
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Zusammengefasst führt das erfindungsgemäße Verfahren und der neuartige Instrumentenaufsatz 1 zur Einbringung von Knochenzement 14 zu folgenden Vorteilen gegenüber den bisher aus dem Stand der Technik bekannten Lösungen. Der Instrumentenaufsatz 1 mit dem daran angeschlossenen Zementierinstrument 3 kann auf dem Glenoid genau vollflächig saugend und dichtend aufgesetzt werden. Gleichzeitig positioniert der Instrumentenaufsatz 1 die Instrumentenspitze während des Zementierens. In Abhängigkeit von den speziellen anatomischen Besonderheiten eines jeden Patienten kann die Operationsöffnung erstmals so gelegt werden, dass sehr wenig Gefäße oder Sehnen in Mitleidenschaft gezogen werden, da der Operateur auf Grund der Beweglichkeit des Zementierrohres 2 unter verschiedenen Winkeln arbeiten kann. Der Vorgang des Einbringens des Knochenzements 14 in die implantierte Öffnung des Glenoids 6 kann erheblich schneller als bisher ablaufen. Dadurch werden die Belastungen für den Patienten verringert. Der Operateur kann die Menge des Knochenzements 14 vorher begrenzen und genauer dosieren. Zudem bleibt die Operationswunde weitgehend sauber von Verunreinigungen, wie insbesondere von Knochenzement 14 und diese muss weniger gespült werden. Durch die Überströmöffnungen oder Überströmkanäle 8 wird ein mögliches Überdrücken durch zu hohen Druck auf einzelne fragile Knochenbereiche zuverlässig verhindert. Bislang konnte ein Überdrücken mit Knochenzement von außen nicht wahrgenommen werden. Dies war nur durch bildgebende Verfahren im nachhinein feststellbar. Dadurch wird sowohl das Risiko von Knochenschäden durch Überdrücken durch zu hohen Einpressdruck als auch das Eindrücken einer zu großen Menge Knochenzement 14 weitgehend verhindert.
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Durch die im Instrumentenaufsatz 1 angeordneten Überströmöffnungen oder Überströmkanäle 8 kann zuviel eingedrückter Knochenzement 14 einschließlich eventueller Wundflüssigkeit nach außen entweichen bzw. bei Anordnung einer zusätzlichen Absaugung auch gezielt abgesaugt werden, so dass jegliche Wundverunreinigungen vermieden werden können. Die impaktierte Glenoidöffnung wird vollständig mit sauberen Knochenzement 14 gleicher Materialqualität gefüllt, wodurch sich die Aushärtung beschleunigt und die spätere Festigkeit in ausgehärteten Zustand sich insgesamt verbessert. Falls erforderlich kann bei großflächig geschädigter Knochensubstanz auch eine glatte Oberfläche in dem Glenoidbereich erzeugt werden, der nicht vom Implantat 13 überdeckt wird.
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Bei entsprechend mit der Erfindung und dem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellten humanen Schultergelenkpfannen mit eingebrachten Implantaten konnte gegenüber der konventionellen Zementierung z. B. mit einer Spritze oder bei Eindrücken des Knochenzements mit dem Finger ein erheblich tieferes Eindringen in die Spongiosa nachgewiesen werden. Das Risiko einer unvollständigen PMMA-Zementierung wird weitgehend ausgeschlossen. Gleichzeitig werden auch die Bereiche minimiert, wo sich Wundflüssigkeit und Knochenzement mischen und die letztlich nach dem Aushärten nachweislich eine verringerte Festigkeit aufwiesen. Die sogenannten Röntgenhellen Linien ließen sich nachträglich beim Einsatz von bildgebenden Verfahren in verschiedenen lateralen sagittalen Schnitten, wie z. B. im μ-CT, gar nicht und nur stellenweise nachwiesen, was eindeutig eine signifikant tiefere Penetration des Knochenzements 14 in die Knochenbälkchen und damit auf eine verbesserte Festigkeit und eine längere Lebensdauer des Implantats 13 hinweist.
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In einer besonderen Ausbildung ist der Instrumentenaufsatz 1 zur Einbringung von Knochenzement nach Anspruch 1 tellerförmig rund oder oval ausgebildet, wobei am Aufsatz umlaufend mindestens eine elastische Lippe 7 angeordnet ist. Die elastische Lippe oder die mehreren angeordneten elastischen Lippen 7 dienen zum einem zur Abdichtung gegenüber der umgebenden Operationsöffnung und zum anderem bewirken diese eine Art Ansaugung des Instrumentenaufsatzes auf der Oberfläche des Glenoids 6. Dadurch wird der Instrumentenaufsatz in gewisser Weise fest auf dem Glenoid 6 arretiert und während der Knochenzementeinbringung zuverlässig und unverrückbar positioniert.
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Damit auch unter verschiedenen Operatiospositionen (Operationswinkeln) in Abhängigkeit von der Lage der Operationsöffnung gearbeitet werden kann und eine schonende Einbringung von Knochenzement 14 möglich ist, ist der Instrumentenaufsatz 1 bevorzugt auf ein Zementierrohr 2 montiert, welches mit einem oder mehreren abwinkelbaren verstellbaren Gelenken oder dreidimensional biegbar ausgebildet ist. Das ist zum einem von Vorteil um bestimmte Gefäße oder Sehnen im Schultergelenkbereich umgehen zu können und zum anderen ermöglicht dies, wie meistens erforderlich, einen besseren Blick auf die Operationsöffnung. Dadurch kann die Lage der Operationsöffnung in Abhängigkeit von der anatomischen Besonderheit des jeweiligen Patienten gewählt werden oder diese kann kleiner oder schonender ausgebildet sein, was zu einem insgesamt schnelleren Heilungsprozess führt.
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In der Regel sind die impaktierten Öffnungen im Glenoid 6 unterschiedlich groß, da die allgemeingültige Forderung besteht, so wenig wie möglich gesunde Knochensubstanz entfernen zu müssen um ein Implantat einsetzen zu können. Aus diesem Grund kann im erfindungsgemäßen Instrumentenaufsatz 1 auch zusätzlich eine Düse oder eine Art Blende mit einer im Durchmesser oder Querschnitt einstellbaren Öffnung ausgebildet und angeordnet sein.
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In einer anderen vorteilhaften Ausbildung des erfindungsgemäßen Instrumentenaufsatzes 1 zur Einbringung von Knochenzement 14 sind im Instrumentenaufsatz 1 eine oder mehrere Überströmöffnungen oder Überströmkanäle 8 angeordnet. Diese Überströmöffnungen oder Überströmkanäle 8 können dabei sowohl offen als auch in einer anderen Variante zunächst geschlossen ausgebildet sein. So ist es möglich durch entsprechende Materialwahl die Überströmöffnungen oder Überströmkanäle 8 so elastisch auszubilden, dass diese sich erst ab einem bestimmten Innendruck öffnen und den Durchfluss von Wundsekret oder von überschüssigen Knochenzement 14 ermöglichen. Das verhindert das sogenannte Überdrücken von Knochenzement, d. h. ein unkontrolliertes Austreten von Knochenzement in andere Bereiche. Zudem ermöglicht dies den Abfluss von Sekret wie insbesondre Blut aus der impaktierten Öffnung des Schultergelenkknochens 6, so dass die gesamte impaktierte Öffnung gleichmäßig mit Knochenzement bestimmter Konsistenz und Dichte gefüllt werden kann, da dieser das Blut beim Eindrücken nach außen verdrängen kann.
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Es ist auch generell möglich den gleichen Effekt zu erreichen, indem in dem bzw. den Überströmöffnungen oder Überströmkanälen 8 des Instrumentenaufsatzes 1 jeweils ein oder mehrere Ventile 9 angeordnet sind. Dieses bzw. diese Ventile 9 können in Abhängigkeit von der Viskosität und dem gewünschten Innendruck innerhalb des Glenoids 6 entsprechend so eingestellt werden, dass diese erst bei Erreichen eines einstellbaren Druckwertes den Durchfluss nach außen frei geben.
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Von zusätzlichem Vorteil ist es, wenn an den erfindungsgemäßen Instrumentenaufsatz 1 auf ein Zementierinstrument 3 zur Einbringung von Knochenzement 14 an dem einem oder mehreren Überströmöffnungen oder Überströmkanälen 8 eine oder mehrere Absaugeinrichtungen 10 angeschlossen sind. Dadurch ist es möglich, Verunreinigungen des umliegenden Gewebes vollständig zu vermeiden, so dass die Operationswunde nicht nachträglich aufwändig zu säubern ist.
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In einer weiten Variante ist der erfindungsgemäße Instrumentenaufsatz 1 zwei- oder mehrteilig ausgebildet. So können zum Beispiel mehrere unterschiedliche äußere Dichtteile 13 vorgehalten werden, so dass das jeweils gerade von der Größe her passende für die spezielle Anatomie des zu versorgenden Patienten oder zum Beispiel in Abhängigkeit von der Schädigung der jeweiligen Knochensubstanz mit einem inneren Einsatzteil 14 kombiniert werden kann. Dadurch ist es möglich jeweils schnell auf die spezifischen sich nach der Knochenfreilegung und Knochenöffnung sich manchmal ändernden Operationsbedingungen reagieren zu können.
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In einer weitern vorteilhaften Ausführung des erfindungsgemäßen Instrumentenaufsatzes 1 zur Einbringung von Knochenzement 14 entspricht die Abmessung oder die Form eines herausnehmbaren inneren Einsatzteils 12 des Instrumentenaufsatzes 1 der Abmessung und/oder der Form des in das Glenoids 6 einzubringenden Implantats 13.
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Ein weiterer Vorteil dieser für den Patienten schonenden Operationsmöglichkeit ist, dass der Einsatz des erfindungsgemäßen Instrumentenaufsatzes 1 und des zugehörigen Verfahrens zur Einbringung von Knochenzement auch zu kürzeren Operationszeiten und weniger Komplikationen führen wird.
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Die Erfindung soll nachstehend in einem Ausführungsbeispiel an Hand der 1, 2, 3 und 4 näher beschrieben werden.
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1 zeigt einen erfindungsgemäßen Instrumentenaufsatz 1 mit zwei Überströmöffnungen oder Überströmkanälen 8
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2 zeigt einen Instrumentenaufsatz 1 mit einem angeschlossenen an sich aus dem Stand der Technik bekannten Zementierinstrument 3
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3 zeigt eine mehrteilige Ausführung eines Instrumentenaufsatzes 1 mit äußerem Dichtteil 11
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4 zeigt mehrteilige Ausführung eines Instrumentenaufsatzes 1 mit herausnehmbaren innerem Einsatzteil 12 und äußerem Dichtteil 11
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Der erfindungsgemäße Instrumentenaufsatz 1 besitzt, wie aus 1 ersichtlich, eine Auflagefläche 5, welche an die anatomisch leicht konvexe Form der Schultergelenkpfanne bzw. an die Rundungen des zu ergänzenden Glenoids 6 angepasst ist. Konkret bedeutet dies, dass eine Birnenform in der parasagialen Ebene und eine konvexe Form in der transversalen Ebene ausgebildet ist. Da der außen leicht konische Instrumentenaufsatz 1 aus körperverträglichen elastischen Material, wie z. B. aus einem medizinisch geeigneten verformbaren Silikonmaterial besteht, kann eine gute Anpassung an die Form des Glenoids 6 erreicht werden und der Instrumentenaufsatz 1 dichtet die impaktierte Öffnung gleichmäßig ab. Die gelenkseitigen Öffnung 15 des Zuführkanals 16 ist vorzugsweise rechteckig ausgebildet. Diese kann aber auch rund oder oval ausgebildet sein, oder in den Abmessungen den Dimensionen der Kiele oder Zapfen der einzubringenden Implantate 13 entsprechen. Der Instrumentenaufsatz 1 ist auf der Instrumentenspitze 4 des Zementierrohres 2 aufgeschoben angeordnet. Außen am Umfang ist als Fortführung der Auflagefläche 5 eine umlaufende elastische Lippe 7 angeordnet. Im Inneren des Instrumentenaufsatzes 1 sind zwei Überströmkanäle 8 so angeordnet, dass diese in der Nähe der schmalen Seiten der rechteckigen gelenkseitigen Öffnung 15 des Zuführkanals 16 münden. An den Überströmkanälen 8 ist über durchsichtige Schläuche eine Absaugeinrichtung 10 angeschlossen. In den Überströmkanälen 8 ist je ein druckeinstellbares Ventil 9 eingebracht. Der Instrumentenaufsatz 1 kann auch gleichzeitig als inneres Einsatzteil 12 dienen. Über diesen kann, falls erforderlich und gewünscht ein äußeres Dichtteil 12 geschoben werden, wodurch sich die Auflagefläche und damit auch die Dichtfläche auf dem Glenoid 6 und dessen Anhaftung darauf vergrößern lässt.
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2 zeigt einen erfindungsgemäßen Instrumentenaufsatz 1 mit einem angeschlossenen an sich bekannten und üblichen Zementierinstrument 3. Die Überströmkanäle 8 münden hier in dieser Ausführung direkt am Rand der schmalen Seiten im Bereich der gelenkseitigen Öffnung 15 des Zuführkanals 16 des Instrumentenaufsatzes 1. Die Instrumentenspitze 4 des mit einem Gelenk versehenen Zementierrohres 2 ist direkt mit dem einspritzseitigen Ende des Zuführkanals 16 des Instrumentenaufsatzes 1 und dem Zementierinstrument 3 verbunden. In den beiden Überströmkanälen 8 ist je ein Ventil 9 angeordnet, welche beide bei Bedarf automatisch oder auch von Hand betätigt (zeichnerisch nicht dargestellt) geöffnet oder geschlossen werden können. Anstelle zweier Überströmkanäle 8 kann auch nur ein Überstromkanal oder es können bei Bedarf auch mehrere Überströmkanäle angeordnet sein.
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In 3 ist eine zweiteilige Ausführung eines neuartigen Instrumentenaufsatzes 1 mit einem äußeren Dichtteil 11 auf einer zeichnerisch angedeuteten Schultergelenkpfanne bzw. einem Glenoid 6 gezeigt. Das äußere Dichtteil 11 umschließt dabei das innere Einsatzteil 12 und vergrößert die Dichtfläche. Von Vorteil ist es, wenn das innere Einsatzteil 12 so ausgebildet ist, dass es für einen bestimmten in der Regel bei vielen Patienten anatomisch nahezu gleich ausgebildeten Oberflächenbereich des Glenoids 6 geeignet ist und die impaktierte Öffnung ausreichen abdeckt, d. h. wenn die impaktierte Öffnung auf Grund des anatomischen Befundes nicht allzu groß ausgebildet werden muss. Das äußere Dichtteil 12 wird nur dann eingesetzt, wenn die impaktierte Öffnung größer gewählt werden muss oder wenn anatomische Besonderheiten dies erforderlich machen. Dabei können auch mehrere äußere Dichteile kombiniert werden, so dass ein System von einzelnen ringartigen Gebilden entsteht, welches für alle möglichen Größenverhältnisse ausgelegt ist, bis dahingehend, dass diese das Glenoid 6 auch noch seitlich umfassen und abdecken können.
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4 zeigt eine mehrteilige (zweiteilige Ausführung) eines Instrumentenaufsatzes 1 mit herausgenommenen innerem Einsatzteil 12. Das äußere Dichtteil 11 und das innere Einsatzteil 12 sind in Ihren Abmessungen so aufeinander abgestimmt, dass durch die Öffnung im äußeren Einsatzteil 11 das Implantat 13 eingesetzt und in den weichen Knochenzement 14 eingedrückt werden kann. Ist der Außendurchmesser des Implantats 13 mit dem Innendurchmesser des äußeren Dichtteils 11 identisch, wird das Implantat 13 durch die innere Ringwandung des äußeren Dichtteils 11 geführt und während des Aushärtens des Knochenzements 14 zwischenzeitlich dadurch auch in der erforderlichen Lage gehalten. Sollte der Außendurchmesser des Implantats 13 kleiner sein als der Innendurchmesser des äußeren Dichtteils 11 ist es generell auch möglich einen zusätzlichen Hilfsring einzusetzen, der dann die Position des Implantats 13 während des Aushärteprozesses des. Knochenzements 14 sichert. Nach dem Aushärten werden dann erst der Hilfsring und dann das äußere Dichtring 11 entfernt. Dies führt zu einer hochgenauen und fest verankerten Position des Implantats 13 auf und im Glenoid 6. Generell von erheblichen Vorteil ist es, wenn auf der gewölbten Auflagefläche 5 des Instrumentenaufsatzes 1 in dem Bereich, in dem sich später das Volumen des in den Knochenzement hineinragenden Implantats 13 befindet, exakt die Oberflächenform des Implantats 13 ausgebildet ist. Dies hat den Vorteil dass der Operateur kein oder nur sehr wenig Knochenzement 14 beim Aufsetzen und Festdrücken des Implantats 13 verdrängen muss wodurch sich dieser Prozess zeitlich verkürzt (zeichnerisch nicht dargestellt).
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Instrumentenaufsatz
- 2
- Zementierrohr
- 3
- Zementierinstrument
- 4
- Instrumentenspitze
- 5
- Auflagefläche
- 6
- Schultergelenkpfanne bzw. Glenoid
- 7
- elastische Lippe
- 8
- Überströmöffnung oder Überströmkanal
- 9
- Ventil
- 10
- Absaugeinrichtung
- 11
- äußeres Dichtteil
- 12
- inneres Einsatzteil
- 13
- Implantat
- 14
- Knochenzement
- 15
- gelenkseitige Öffnung
- 16
- Zuführkanal