DE102010049687A1 - Verfahren zum Betreiben einer Prüfanordnung - Google Patents

Verfahren zum Betreiben einer Prüfanordnung Download PDF

Info

Publication number
DE102010049687A1
DE102010049687A1 DE102010049687A DE102010049687A DE102010049687A1 DE 102010049687 A1 DE102010049687 A1 DE 102010049687A1 DE 102010049687 A DE102010049687 A DE 102010049687A DE 102010049687 A DE102010049687 A DE 102010049687A DE 102010049687 A1 DE102010049687 A1 DE 102010049687A1
Authority
DE
Germany
Prior art keywords
test
power flow
drive
subsystems
interface
Prior art date
Legal status (The legal status is an assumption and is not a legal conclusion. Google has not performed a legal analysis and makes no representation as to the accuracy of the status listed.)
Pending
Application number
DE102010049687A
Other languages
English (en)
Inventor
Felix Dr.-Ing. Pfister
Christian Dr.-Ing. Schyr
Current Assignee (The listed assignees may be inaccurate. Google has not performed a legal analysis and makes no representation or warranty as to the accuracy of the list.)
AVL List GmbH
Original Assignee
AVL List GmbH
Priority date (The priority date is an assumption and is not a legal conclusion. Google has not performed a legal analysis and makes no representation as to the accuracy of the date listed.)
Filing date
Publication date
Application filed by AVL List GmbH filed Critical AVL List GmbH
Publication of DE102010049687A1 publication Critical patent/DE102010049687A1/de
Pending legal-status Critical Current

Links

Classifications

    • GPHYSICS
    • G01MEASURING; TESTING
    • G01MTESTING STATIC OR DYNAMIC BALANCE OF MACHINES OR STRUCTURES; TESTING OF STRUCTURES OR APPARATUS, NOT OTHERWISE PROVIDED FOR
    • G01M17/00Testing of vehicles
    • G01M17/007Wheeled or endless-tracked vehicles

Abstract

Ein Verfahren zum Betreiben einer Prüfanordnung, vorzugsweise eines Prüfstandes für Fahrzeuge oder deren Teilsysteme, insbesondere Verbrennungsmaschinen, Elektromaschinen, Batterien, Antriebsstrangsysteme oder Teilsystemen davon, für aus zumindest zwei, über eine interne Schnittstelle für den Leistungsfluss gekoppelten seriellen Teilsystemen bestehende Prüflinge, welche Prüflinge über eine reale Schnittstelle für den Leistungsfluss verfügen, sieht eine Beeinflussung des Leistungsflusses über zumindest eine Antriebs- und/oder Belastungsmaschine der Prüfanordnung vor. Die Regelanforderung an die Antriebs- und/oder Belastungseinheit erfolgt über ein Simulationssystem.
Um nun die Einflüsse und Effekte zwischen dem realen Antriebsstrang und dem Gesamtfahrzeug besser berücksichtigen zu können, wird das Verhalten des sich unmittelbar an die reale Schnittstelle anschließenden Teilsystems des Prüflings über ein Simulationsmodell im Simulationssystem nachgebildet und erfolgt die Regelung der Gesamtanordnung von Prüfanordnung und Prüfling über die Parameter, die zeitvariablen Größen bzw. die Zustandsgrößen der internen Schnittstelle im Prüfling.

Description

  • Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betreiben einer Prüfanordnung, vorzugsweise eines Prüfstandes für Fahrzeuge oder deren Teilsysteme, insbesondere Verbrennungsmaschinen, Elektromaschinen, Batterien, Antriebsstrangsysteme oder Teilsystemen davon, für aus zumindest zwei, über eine interne Schnittstelle für den Leistungsfluss gekoppelten seriellen Teilsystemen bestehende Prüflinge, welche Prüflinge über eine reale Schnittstelle für den Leistungsfluss verfügen, wobei der Leistungsfluss über zumindest eine Antriebs- und/oder Belastungsmaschine der Prüfanordnung beeinflussbar ist und wobei die Regelanforderung an die Antriebs- und/oder Belastungseinheit über ein Simulationssystem erfolgt, sowie eine Prüfanordnung, vorzugsweise einen Prüfstandes für Fahrzeuge oder deren Teilsysteme, insbesondere Verbrennungsmaschinen, Elektromaschinen, Batterien, Antriebsstrangsysteme oder Teilsystemen davon, für aus zumindest zwei, über eine interne Schnittstelle für den Leistungsfluss gekoppelten seriellen Teilsystemen bestehende Prüflinge, bei welchen ein Teilsystem über eine reale Schnittstelle für den Leistungsfluss verfügt, mit zumindest einer mit dem Prüfling koppelbaren Antriebs- und/oder Belastungsmaschine, und einem Simulationssystem zur Vorgabe einer Regelanforderung an die Antriebs- und/oder Belastungsmaschine gemäß einem Simulationsmodell.
  • Individuelle Mobilität von heute bedeutet – neben Komfort und Sicherheit – vor allem Energieeffizienz. Die zunehmende Durchdringung des Fahrzeugs mit Steuerungs- und Regelungsfunktionen und deren Nutzung im Hinblick auf ein energieeffizientes Gesamtfahrzeug stellt hohe Anforderungen, da die Funktionen oft auf viele Steuergeräte verteilt sind und sich erst im optimierten Verbund die festgelegten Ziele erreichen lassen.
  • Durch die Einbeziehung leistungsfähiger Simulationsmethoden können herkömmliche Leistungsprüfstände zu einem leistungsfähigen „Vehicle-in-the-Loop” Prüfstand und einer mechatronischen Entwicklungsplattform weitergebildet werden.
  • Insbesondere ist es immer häufiger das Ziel, durch Tests am Prüfstand den im gesamten späteren Einsatzbereich sich einstellenden Energieverbrauch realitätsnah zu messen, zu bewerten und zu optimieren. Hierbei sind die unterschiedlichsten Betriebs- und Umgebungsbedingungen zu berücksichtigen.
  • Für die Ermittlung des Realverbrauchs des Fahrzeuges haben verschiedene Reibschlussverhältnisse (Reifen/Fahrbahn), Bereifungsvarianten (Sommer/Winter) und das Seitenwindverhalten besonderen Einfluss. Natürlich wirkt sich auch das Fahrerverhalten sehr relevant aus, ebenso wie unterschiedliche Beladungszustände und deren Verteilung zwischen Vorder- und Hinterachse und vieles mehr.
  • Das Ziel der momentanen Entwicklungen ist es, in Fahrversuchen am Leistungsprüfstand das Fahrzeug möglichst im gesamten Fahrmanöver-Parameterraum realitätsnah zu betreiben, um so die im späteren Alltagsgebrauch vorkommenden verbrauchsrelevanten Situationen abzudecken. Die Ermittlung dieses „energetischen Fingerprints” ist vor dem Hintergrund der frühzeitigen Absicherung der CO2-Emissionen und des Kraftstoffverbrauchs ein Hauptanliegen dieser Testmethode. Das Verfahren leistet darüber hinaus einen signifikanten Beitrag zur Verkürzung der Entwicklungszeit, da mit den steigenden Anforderungen die weitere Entwicklung zügig vorangehen muss.
  • Um verschiedene Testfälle am Leistungsprüfstand umzusetzen, kann durch Nutzung von Simulationsmodellen ein manöver- und ereignisbasiertes Testen erfolgen. Das „Fahren” eines Fahrzeuges ist eine Abfolge von Ereignissen und Manövern, wodurch eine manöver- und ereignisbasierte Testbeschreibung eine hocheffiziente „Lingua Franca” im Fahrzeug-Entwicklungsprozess darstellt. Somit erlaubt eine manöver- und ereignisbasierte Entwicklungsumgebung auch eine Verschmelzung traditionell getrennter Entwicklungsbereiche, wie beispielsweise Chassis und Antriebsstrang, wodurch zusätzlich Vernetzungspotentiale gehoben werden. Auch wird durch die einzigartige Vereinigung der vier Testumgebungen „Office – Lab – TestBed – Road” unter eine gemeinsame Benutzeroberfläche sowie Datenverwaltung wird eine neue Qualität im Entwicklungsprozess erzielt.
  • Nach Stand der Technik werden am Rollenprüfstand die Fahrwiderstände rechentechnisch durch einen polynomialen Ansatz, etwa vom Typ Fx = Fx0 + C0·v + C2 + v^2 festgelegt. Dieser Ansatz ist im Hinblick auf eine ganzheitliche Bewertung der Energiebilanz und die in der Einleitung genannten Aufgabenstellungen unzureichend. Welchen Anteil hat etwa der Walkwiderstand des Reifens? Welchen Einfluss haben Umgebungsbedingungen (z. B. Reifentemperatur- und Reifenfülldruck)? Wie groß ist der Anteil aufgrund der Unebenheit der Fahrbahn sowie der dynamischen Radlasten? Wie groß ist der Einfluss einer nassen oder schneebedeckten Fahrbahn (Schwallwiderstand, erhöhter Schlupf) oder auf Schlechtwegstrecken? Wie groß ist der Verlustanteil durch die Achsgeometrie – also insbesondere Vorspur und Sturz – auch bei Geradeausfahrt? Wie groß ist der Leistungsverlust beim Kurvenfahren (kombinierter Umfangs- und Seitenschlupf, Rückstellmomente etc.) und bei transientem Reifenverhalten? Welchen Beitrag kann die Fahrwerksentwicklung (Achsauslegung) zur CO2-Reduktion leisten? Diese und viele andere zur Ermittlung des „energetischen Fingerprint” – also zur ganzheitlichen und realitätsnahen Bewertung der Verlustleistung und damit des Kraftstoffverbrauchs – eines Fahrzeugs zentralen Fragestellungen konnten bislang auf Leistungsprüfständen nicht erfasst werden.
  • Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung waren daher ein Verfahren und eine Prüfanordnung, mit welchen die Einflüsse und Effekte zwischen dem realen Antriebsstrang und dem Gesamtfahrzeug besser berücksichtigt werden können.
  • Zur Lösung dieser Aufgabe ist das eingangs beschriebene Verfahren erfindungsgemäß dadurch gekennzeichnet, dass das Verhalten des sich unmittelbar an die reale Schnittstelle anschließenden Teilsystems des Prüflings über ein Simulationsmodell im Simulationssystem nachgebildet wird und die Regelung der Gesamtanordnung von Prüfanordnung und Prüfling über die Parameter, die zeitvariablen Größen bzw. die Zustandsgrößen der internen Schnittstelle im Prüfling erfolgt.
  • Laut Definition tauschen reale und virtuelle Welt am Prüfstand über definierte Schnittstellen, die sogenannten PowerBonds, die Leistungsgrößen aus. Durch die Verlegung des PowerBonds, nach dem geregelt wird, können immer mehr Teilsysteme des Prüflings simulationstechnisch erfasst und berücksichtigt werden. Diese Teilsysteme werden dann im Prüflauf als Störgröße eliminiert und deren Verhalten hat keinen Einfluss auf die Prüfergebnisse mehr. So können viele 3D-mechanische Koppelungseffekte zwischen realem Prüfling und Gesamtfahrzeug simuliert werden, beispielsweise Abstützmomente (Aggregatelager, Fahrschemellager), zeitvariante Beugung der Gelenkwellen (d. h. Koppelung mit Radhub), sowie gyroskopische Effekte, wie sie etwa auf ein gierendes Fahrzeug insbesondere bei Schaltvorgängen einwirken.
  • Gemäß einer ersten Variante der Erfindung ist vorgesehen, dass der gesamte Leistungsfluss einschließlich des Leistungsflusses zwischen Antriebs- und/oder Belastungsmaschine und Prüfling über die reale Schnittstelle geführt wird. So kann bei Rollenprüfständen oder Antriebsstrangprüfständen die oben diskutierte Verlegung der PowerBonds realisiert werden, die gemäß diesem Ausführungsbeispiel von der Reifen-Fahrbahn-Kontaktzone in die Seitenwellen oder sogar vor das Achsgetriebe (Differenzial) verlegt werden.
  • Wenn etwa mit einem realen Fahrzeug eine Prüffahrt auf einer realen Fahrbahn durchgeführt und die sich aus den Testanforderungen ergebenden Zusatzmomente über ein mit dem Fahrzeug gekoppeltes Brems- und/oder Antriebsfahrzeug aufgebracht werden, kommt eine Variante zur Anwendung, bei welcher der Leistungsfluss zwischen Antriebs- und/oder Belastungsmaschine und Prüfling ausschließlich über eine zusätzliche Schnittstelle geführt wird.
  • Besonders vorteilhaft ist ein Ausführungsbeispiel der Erfindung, gemäß welchem die Reifen und die Reifen-Fahrbahnkontakte eines Fahrzeuges durch zumindest ein Modell nachgebildet werden, welches vorzugsweise in das Simulationssystem integriert ist. Der Reifen ist somit nicht mehr Teil des Prüflings, sondern wird zu einem Teil des Prüfstandes. Die Reifenverluste werden durch leistungsfähige, echtzeitfähige Reifenmodelle simulationstechnisch erfasst, wobei sehr detaillierte Reifenmodelle zur Anwendung kommen können.
  • In weiterer Ausgestaltung der Erfindung kann zumindest eines der Teilsysteme Räder, Seitenwellen oder Achsdifferential und deren Verhalten durch zumindest ein Modell nachgebildet werden, welches vorzugsweise in das Simulationssystem integriert ist. Damit kann auch bei einem als Gesamtheit am Prüfstand vorhandenem Fahrzeug der eigentliche Prüfling weitgehend eingegrenzt werden.
  • Zur Lösung der eingangs gestellten Aufgabe ist die Prüfanordnung erfindungsgemäß dadurch gekennzeichnet, dass das Simulationssystem zumindest ein Simulationsmodell des sich unmittelbar an die reale Schnittstelle anschließenden Teilsystems des Prüflings beinhaltet und die Regelung der Gesamtanordnung von Prüfanordnung und Prüfling über die Parameter, die zeitvariablen Größen bzw. die Zustandsgrößen der internen Schnittstelle erfolgt.
  • Gemäß einem Ausführungsbeispiel kann dabei eine Übertragungsanordnung für den Leistungsfluss zwischen Prüfling und Antriebs- und/oder Belastungsmaschine vorgesehen sein, in welche die reale Schnittstelle integriert ist.
  • Beispielsweise ist dafür ein Rollenprüfstand vorgesehen, bei welchem die Übertragungsanordnung eine Reifenaufstandsrolle umfasst und die reale Schnittstelle die Kontaktfläche zwischen der Reifenaufstandsrolle und einem Fahrzeugreifen ist.
  • Alternativ dazu kann eine Übertragungsanordnung für den Leistungsfluss vorgesehen sein, in welche die reale Schnittstelle integriert ist, und ist eine weitere Übertragungsanordnung für den Leistungsfluss zwischen Prüfling und Antriebs- und/oder Belastungsmaschine vorgesehen.
  • Ein derartiges System kann vorzugsweise derart realisiert sein, dass die Antriebs- und/oder Belastungseinheit, allenfalls auch das Simulationssystem, in zumindest ein mit dem Prüfling koppelbares fahrerloses Fahrzeug integriert ist.
  • In allen Fällen kann zur Ausschaltung des Einflusses der veränderlichen Eigenschaften realer Reifen vorgesehen sein, dass ein Modell für die Reifen und die Reifen-Fahrbahnkontakte eines Fahrzeuges in das Simulationssystem integriert ist.
  • Ein nochmals erweitertes Ausführungsbeispiel der Erfindung sieht dann vor, dass zumindest eines der Teilsysteme Räder, Seitenwellen oder Achsdifferential und deren Verhalten durch zumindest ein Modell nachgebildet werden, welches vorzugsweise in das Simulationssystem integriert ist, wodurch Störeinflüsse auf den eigentlichen Prüfling weitestgehend ausgeschlossen werden können.
  • In der nachfolgenden Beschreibung soll die Erfindung anhand einiger Beispiele näher erläutert werden.
  • In hybriden und zunehmend auch in konventionellen Fahrzeugkonzepten übernehmen vernetzte Steuergeräte die energetisch relevanten Funktionen in einem stimmigen und leistungsfähigen Systemverbund. Für die Erprobung bedeutet dies die Bereitstellung leistungsfähiger Schnittstellen, über die der Prüfling sich mit dem Prüfstand austauscht. Die drei zentralen „mechatronischen Schnittstellen” sind „Materie”, „Energie” und „Information”. Die Beherrschung der Schnittstelle „Materie” wird an Leistungsprüfständen über eine leistungsfähige Öl-, Wasser- und Kraftstoffkonditionierung, sowie über Klima- bzw. Höhenkammern sichergestellt. Die Beherrschung der Schnittstelle „Energie” erfolgt über Leistungsbremsen mit der dazugehörigen Mess- und Regelungstechnik, sowie bei Hybrid- und Elektrofahrzeugen über Batteriesimulatoren. Der realitätsnahen Nachbildung der Schnittstelle „Information” hat bislang noch nicht die Beachtung gefunden, die ihr aufgrund ihrer Bedeutung als Innovationsträger und Markttreiber zukommt. Der von vielen Prüfstandsbauern beschrittene „Vehicle-in-the-Loop” (ViL) Ansatz schließt mit erweiterter Simulationstechnik diese Lücke. Der klassische Rollenprüfstand entwickelt sich so zu einer integrierten „Mechatronischen Entwicklungs- und Testplattform” weiter, welche verbesserte Prüfergebnisse möglich macht, und dabei gleichzeitig die notwendige Flexibilität im Testprozess wahrt und Kosten und Entwicklungszeit senkt.
  • Überlicherweise kann die Querdynamik am Rollenprüfstand nicht berücksichtigt werden. Auch Schlupfregelsysteme im Antriebsstrang können am Rollenprüfstand nicht getestet werden. Gemäß der Grundidee der vorliegenden Erfindung erfolgt nun eine Verlegung des PowerBonds auf die Antriebsseite des Achsgetriebes, mit Emulation aller vier Raddrehzahlen, sowie – bei Bedarf – der Gierrate, der Quer- und Längsbeschleunigung sowie des Lenkwinkels. Diese Signale werden (meist hart verdrahtet) direkt den Fahrzeugsteuergeräten bereitgestellt. Eine Sensoremulation erfordert hier deutlich mehr als das simple Nachbilden einer Kennlinie. Auch „Start-Up-Waves”, FailSafeTrigger u. v. a. m. werden in der ViL-Entwicklungsumgebung zeiteffizient nachgebildet. Auch widersprüchliche Sensorinformationen können so dem Testfahrzeug zugespielt werden, um Fragestellungen der Fehlererkennung und der Betriebssicherheit im Verbund zu prüfen.
  • Des Weiteren können auch achsindividuelle und radindividuelle Schlupfregelsysteme (Torque on Demand, Torque-Vectoring usw.) mittels der Sensor-Aktor Simulation erstmals realitätsnah am (2-Achs bzw. 4 × 4) Rollenprüfstand getestet werden. Folgende Vernetzungsaufgaben seien beispielhaft genannt: Wie viel Moment soll durch eine geeignete Regelung des Mittendifferentials an die Hinterachse abgesetzt werden, um in einer Untersteuersituation das Seitenkraftpotential der Vorderachse (Hinterachse) zu stärken (zu schwächen)? Wie soll bei einer mue-split Beschleunigungssituation das Achsdifferential eingeregelt werden, und wie schnell muss eventuell das Motormoment reduziert werden, um einen Verlust an Seitenführungskraft und damit an Fahrsicherheit zu vermeiden? Welches Potential der Fahrstabilisierung kann durch eine radindividuelle Antriebskraftverteilung gehoben werden? Wie können geeignete Hybridtopologien und Regelstrategien die Agilität des Fahrzeugs erhöhen? Die genannten Manöver können am Rollenprüfstand nunmehr hocheffizient formuliert, ausgeführt und bewertet werden.
  • Bei all diesen Anwendungen wird am Rollenprüfstand der sogenannte PowerBond von der Reifen-Fahrbahn Kontaktzone in die Seitenwellen oder sogar vor das Achsgetriebe (Differenzial) verlegt. Laut Definition tauschen reale und virtuelle Welt am Prüfstand über definierte Schnittstellen (= PowerBonds) die Leistungsgrößen aus. Die Antriebsmomente und Drehzahlen im PowerBond werden hierfür entweder aus der Zugkraftbestimmung des Prüfstandes oder über Drehmomenten-Messräder bestimmt. Der Reifen ist somit nicht mehr Teil des Prüflings, sondern wird zu einem Teil des Prüfstandes. Sofern der PowerBond auf die Eintriebsseite des Achsdifferenzials verlegt wird, sind auch Seitenwelle und Achsdifferenzial Teil des Prüfstandes und nicht des Prüflings. Die Reifenverluste werden am Rollenprüfstand durch leistungsfähige echtzeitfähige Reifenmodelle simulationstechnisch erfasst. Aufgrund der Vielzahl von Wirkparametern (Radlast, Schräglaufwinkel, Sturz, Umfangsschlupf, Fülldruck, Reifentemperatur, Fahrbahnbeschaffenheit, Reibwert usw.) und der ausgeprägten Nichtlinearität und Dynamik der Reifenphysik kommen sehr detaillierte Reifenmodellen zur Anwendung wie z. B. TaMeTire, ein von Michelin entwickeltes thermo-mechanisches Reifenmodell. Andere Standardformate wie TYDEX, Pacejka MagicFormula oder kundenspezifische Reifenmodelle können über Standardschnittstellen in eine Reifen-Modellbibliothek eingebunden werden.
  • Für einen Antriebsstrangprüfstand ergibt sich als reale Schnittstelle die Radnabe bzw. die Seitenwelle, an welche der Aktor formschlüssig angekoppelt ist. Von dieser realen Schnittstelle kann durch die beschriebene Vorgangsweise der PowerBond weiter zum eigentlichen Prüfling hin verlegt werden, d. h. in die Seitenwelle bzw. das Achsdifferential. Die Vorgangsweise entspricht sinngemäß jener beim Rollenprüfstand oder auch einem angekoppelten Brems- bzw. Zugfahrzeug.
  • Dabei können viele 3D-mechanische Koppelungseffekte zwischen realem Antriebsstrang (Prüfling) und Gesamtfahrzeug (simuliert) werden, beispielsweise Abstützmomente (Aggregatelager, Fahrschemellager), zeitvariante Beugung der Gelenkwellen (d. h. Koppelung mit Radhub), sowie gyroskopische Effekte, wie sie etwa auf ein gierendes Fahrzeug insbesondere bei Schaltvorgängen einwirken.
  • Die Regelungsstrategie hat darüber hinaus den Vorteil den Reifen als Störgröße (Streuung der Messergebnisse durch Aufheizung und Profilverschleiss) eliminiert wird. Der Reifen muss im Testbetrieb weniger häufiger gewechselt werden, da sein Verhalten auf die Prüfergebnisse keinen Einfluss mehr hat (Kosten/Zeit). Sofern auf die Verwendung einer Radmessnabe verzichtet wird, wird das Reifenmodell in einem Modus betrieben, in welchem die Kraft Fx (in Fahrzeuglängsachse) real gemessen wird, während die anderen Kraft-/Momentenkomponenten des Reifens simulativ erfasst werden. Steht auch keine Zugkraftmessdose, sondern nur das Moment der Trommel zur Verfügung, kann messtechnisch nicht zwischen Fx und Rollwiderstandsmoment im Radaufstandspunkt (My) unterschieden werden. In diesem Fall wird über geeignete Schätzverfahren My separiert. Fx und My entstammen dann der Messung, die vier anderen Kräfte-/Momente der Simulation. Wird im Manöver der Reifen im Grenzbereich des Kraftübertragungspotentials und insbesondere bei kombiniertem Schlupf betrieben, ist die Verwendung einer Radmessnabe unbedingt empfohlen.
  • Ein Rollenprüfstand wird gemäß den obigen Vorgangsweisen regelungstechnisch ähnlich einem Antriebsstrangprüfstand betrieben. In beiden Fällen ist der PowerBond identisch. Am Antriebsstrangprüfstand erfolgt die Leistungskopplung zwischen Prüfling und Prüfstand formschlüssig, am Rollenprüfstand kraftschlüssig. Daraus – und aus den unterschiedlichen Trägheiten der Belastungseinrichtungen – ergibt sich eine unterschiedliche Prüfstandsdynamik. Für viele Applikationsaufgaben – insbesondere für Fuel Economy Applikationen – ist die Dynamik moderner Rollenprüfstände ausreichend. Seitenwandsteifigkeiten- und Dämpfungen, sowie die ersten Eigenschwingungsformen des Reifens (Reifen/Gürtel Starrkörpermode) werden „in erster Ordnung” für die meisten Testaufgaben hinreichend realitätsnah abgebildet.
  • Eine simulationsbasierte Entwicklungs- und Testumgebung erfordert nicht notwendigerweise einen hochdynamischen Prüfstand. So können beispielsweise die Drehzahl-/Drehmomentsollwerte einer Autobahnfahrt bei konstanter Geschwindigkeit einer leistungsfähigen, realitätsnahen 3D-Echtzeit Fahrzeugsimulation entstammen. Ein hochdynamischer Prüfstand ist zur Nachbildung dieses Manövers nicht notwendig. Am anderen Ende des Spektrums finden sich dynamische Fahrmanöver, wie etwa der Lastschlag oder Knallstart. Diese können realitätsnah nur an hochdynamischen Antriebsstrangprüfständen dargestellt werden. In der virtuellen Welt können beliebige Drehzahl/-Drehmomentgradienten erzeugt werden, also auch solche, die im späteren Einsatzbereich des Fahrzeugs selten oder gar nicht vorkommen.

Claims (12)

  1. Verfahren zum Betreiben einer Prüfanordnung, vorzugsweise eines Prüfstandes für Fahrzeuge oder deren Teilsysteme, insbesondere Verbrennungsmaschinen, Elektromaschinen, Batterien, Antriebsstrangsysteme oder Teilsystemen davon, für aus zumindest zwei, über eine interne Schnittstelle für den Leistungsfluss gekoppelten seriellen Teilsystemen bestehende Prüflinge, welche Prüflinge über eine reale Schnittstelle für den Leistungsfluss verfügen, wobei der Leistungsfluss über zumindest eine Antriebs- und/oder Belastungsmaschine der Prüfanordnung beeinflussbar ist und wobei die Regelanforderung an die Antriebs- und/oder Belastungseinheit über ein Simulationssystem erfolgt, dadurch gekennzeichnet, dass das Verhalten des sich unmittelbar an die reale Schnittstelle anschließenden Teilsystems des Prüflings über ein Simulationsmodell im Simulationssystem nachgebildet wird und die Regelung der Gesamtanordnung von Prüfanordnung und Prüfling über die Parameter, die zeitvariablen Größen bzw. die Zustandsgrößen der internen Schnittstelle im Prüfling erfolgt.
  2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der gesamte Leistungsfluss einschließlich des Leistungsflusses zwischen Antriebs- und/oder Belastungsmaschine und Prüfling über die reale Schnittstelle geführt wird.
  3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Leistungsfluss zwischen Antriebs- und/oder Belastungsmaschine und Prüfling ausschließlich über eine zusätzliche Schnittstellegeführt wird.
  4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Reifen und die Reifen-Fahrbahnkontakte eines Fahrzeuges durch zumindest ein Modell nachgebildet werden, welches vorzugsweise in das Simulationssystem integriert ist.
  5. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass zumindest eines der Teilsysteme Räder, Seitenwellen oder Achsdifferential und deren Verhalten durch zumindest ein Modell nachgebildet werden, welches vorzugsweise in das Simulationssystem integriert ist.
  6. Prüfanordnung, vorzugsweise Prüfstand für Fahrzeuge oder deren Teilsysteme, insbesondere Verbrennungsmaschinen, Elektromaschinen, Batterien, Antriebsstrangsysteme oder Teilsystemen davon, für aus zumindest zwei, über eine interne Schnittstelle für den Leistungsfluss gekoppelten seriellen Teilsystemen bestehende Prüflinge, bei welchen ein Teilsystem über eine reale Schnittstelle für den Leistungsfluss verfügt, mit zumindest einer mit dem Prüfling koppelbaren Antriebs- und/oder Belastungsmaschine, und einem Simulationssystem zur Vorgabe einer Regelanforderung an die Antriebs- und/oder Belastungsmaschine gemäß einem Simulationsmodell, dadurch gekennzeichnet, dass das Simulationssystem zumindest ein Simulationsmodell des sich unmittelbar an die reale Schnittstelle anschließenden Teilsystems des Prüflings beinhaltet und die Regelung der Gesamtanordnung von Prüfanordnung und Prüfling über die Parameter, die zeitvariablen Größen bzw. die Zustandsgrößen der internen Schnittstelle erfolgt.
  7. Prüfanordnung nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass eine Übertragungsanordnung für den Leistungsfluss zwischen Prüfling und Antriebs- und/oder Belastungsmaschine vorgesehen ist, in welche die reale Schnittstelle integriert ist.
  8. Prüfanordnung nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Übertragungsanordnung eine Reifenaufstandsrolle umfasst und die reale Schnittstelle die Kontaktfläche zwischen der Reifenaufstandsrolle und einem Fahrzeugreifen ist.
  9. Prüfanordnung nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass eine Übertragungsanordnung für den Leistungsfluss vorgesehen ist, in welche die reale Schnittstelle integriert ist, und dass eine weitere Übertragungsanordnung für den Leistungsfluss zwischen Prüfling und Antriebs- und/oder Belastungsmaschine vorgesehen ist.
  10. Prüfanordnung nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, dass die Antriebs- und/oder Belastungseinheit, allenfalls auch das Simulationssystem, in zumindest ein mit dem Prüfling koppelbares fahrerloses Fahrzeug integriert ist.
  11. Prüfanordnung nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass ein Modell für die Reifen und die Reifen-Fahrbahnkontakte eines Fahrzeuges in das Simulationssystem integriert ist.
  12. Prüfanordnung nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass ein Modell für zumindest eines der Teilsysteme Räder, Seitenwellen oder Achsdifferential sowie dessen Verhalten in das Simulationssystem integriert ist.
DE102010049687A 2009-10-28 2010-10-28 Verfahren zum Betreiben einer Prüfanordnung Pending DE102010049687A1 (de)

Applications Claiming Priority (2)

Application Number Priority Date Filing Date Title
ATGM679/2009 2009-10-28
AT0067909U AT11002U3 (de) 2009-10-28 2009-10-28 Verfahren zum betreiben einer prüfanordnung

Publications (1)

Publication Number Publication Date
DE102010049687A1 true DE102010049687A1 (de) 2011-05-05

Family

ID=41402140

Family Applications (1)

Application Number Title Priority Date Filing Date
DE102010049687A Pending DE102010049687A1 (de) 2009-10-28 2010-10-28 Verfahren zum Betreiben einer Prüfanordnung

Country Status (2)

Country Link
AT (1) AT11002U3 (de)
DE (1) DE102010049687A1 (de)

Cited By (3)

* Cited by examiner, † Cited by third party
Publication number Priority date Publication date Assignee Title
WO2015103658A1 (de) * 2014-01-09 2015-07-16 Kristl, Seibt & Co. Gesellschaft M.B.H. Verfahren und einrichtung zur regelung eines antriebsstrang-prüfstands
AT516629B1 (de) * 2014-12-22 2016-07-15 Avl List Gmbh Verfahren und Vorrichtung zum Durchführen eines Prüflaufs auf einem Prüfstand
US9651458B2 (en) 2014-09-19 2017-05-16 Swisslog Logistics Inc. Method and system for auto safety verification of AGV sensors

Family Cites Families (1)

* Cited by examiner, † Cited by third party
Publication number Priority date Publication date Assignee Title
US20070260438A1 (en) * 2006-05-08 2007-11-08 Langer William J Vehicle testing and simulation using integrated simulation model and physical parts

Cited By (6)

* Cited by examiner, † Cited by third party
Publication number Priority date Publication date Assignee Title
WO2015103658A1 (de) * 2014-01-09 2015-07-16 Kristl, Seibt & Co. Gesellschaft M.B.H. Verfahren und einrichtung zur regelung eines antriebsstrang-prüfstands
US9651452B2 (en) 2014-01-09 2017-05-16 Kristl, Seibt & Co. Gesellschaft M.B.H. Method and device for controlling a powertrain test stand
US9651458B2 (en) 2014-09-19 2017-05-16 Swisslog Logistics Inc. Method and system for auto safety verification of AGV sensors
AT516629B1 (de) * 2014-12-22 2016-07-15 Avl List Gmbh Verfahren und Vorrichtung zum Durchführen eines Prüflaufs auf einem Prüfstand
AT516629A4 (de) * 2014-12-22 2016-07-15 Avl List Gmbh Verfahren und Vorrichtung zum Durchführen eines Prüflaufs auf einem Prüfstand
US10502661B2 (en) 2014-12-22 2019-12-10 Avl List Gmbh Method and device for performing a test run on a test stand

Also Published As

Publication number Publication date
AT11002U3 (de) 2010-09-15
AT11002U2 (de) 2010-02-15

Similar Documents

Publication Publication Date Title
DE19910967C1 (de) Verfahren zum Simulieren des Verhaltens eines Fahrzeugs auf einer Fahrbahn
EP3172550B1 (de) Verfahren und prüfstand zum testen eines verbundes von komponenten eines fahrzeugs
AT516629B1 (de) Verfahren und Vorrichtung zum Durchführen eines Prüflaufs auf einem Prüfstand
DE112014002661B4 (de) Verfahren zur Reduzierung von Schwingungen in einem Prüfstand
EP3243055A1 (de) Verfahren zum betrieb eines fahrsimulators
Yang et al. FE-based tire loading estimation for developing strain-based intelligent tire system
EP2161560A2 (de) Verfahren zum Betreiben eines Prüfstandes für Fahrzeugantriebsstränge
DE102018118020A1 (de) Lenksysteme und verfahren zum erzeugen eines haptischen drehmomentgefühls
EP3039398B1 (de) Verfahren zur simulation von kurvenfahrten
DE102010049687A1 (de) Verfahren zum Betreiben einer Prüfanordnung
Tandy et al. The true definition and measurement of oversteer and understeer
Anderson et al. Handling—characteristics simulations of car–trailer systems
CN109900399A (zh) 一种轮边/轮毂驱动系统的试验平台
DE102010049689A1 (de) Verfahren zum Betreiben einer Prüfanordnung
Chrstos et al. Evaluation of VDANL and VDM road for predicting the vehicle dynamics of a 1994 Ford Taurus
DE102013019548A1 (de) Verfahren zur Reichweitenmessung von Hybridfahrzeugen.
AT507938B1 (de) Verfahren zur verifizierung von antriebsstrangsystemen
Wade-Allen et al. Validation of a non-linear vehicle dynamics simulation for limit handling
DE102006035502B3 (de) Prüfstand und Verfahren zum Überprüfen eines Verhaltens eines Antriebsstrangs eines Kraftfahrzeugs
DE102014219040B4 (de) Prüfstandssystem für Untersuchungen an Achsen von Kraftfahrzeugen
Rao Development of a heavy truck vehicle dynamics model using TruckSim and model based design of ABS and ESC controllers in Simulink
AT523916B1 (de) Verfahren und System zum Analysieren eines fahrdynamischen Fahrverhaltens eines Fahrzeugs
Hjort et al. Limit handling in a driving simulator
DE102010047413A1 (de) Verfahren zur direkten Ermittlung einer Verlustleistung eines Fahrzeuggetriebes an einem Prüfstand
Hillegass et al. Validating the directional performance of multi-wheeled combat vehicle computer simulation models

Legal Events

Date Code Title Description
R012 Request for examination validly filed
R016 Response to examination communication