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Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Aufnahme von dreidimensionalem Bildmaterial für unterschiedliche Darstellungsgrößen, wobei jeweils das volle Tiefenbudget mithilfe eines variablen Grundabstands zwischen zwei Kameras ausgenutzt wird. Das Verfahren bzw. die Vorrichtung ist sowohl auf die unbewegte, als auch auf die bewegte Bildaufnahme anzuwenden.
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Stand der Technik:
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Zur Aufnahme von plastisch (= dreidimensional) wirkenden Bildern, die mit mehrkanaligen Bilddarstellungstechniken gezeigt werden, sind mindestens zwei Ansichten von einem aufzunehmenden Objekt notwendig, wobei die Einzelbilder zu einem einzigen dreidimensional wirkenden Bild zusammengefügt werden (z. B. nach Falk, D.; Brill, D.; Stork, D.; Ein Blick ins Licht: Einblicke in die Natur des Lichts und des Sehens, in Farbe und Fotografie; Birkhäuser Verlag, Basel-Boston und Springer Verlag, Berlin-Heidelberg; 1990; Seite 230 ff). Diese Bilder können mit bekannten Bildtrennverfahren wie dem Polarisationsverfahren, Shutterbrillen-Techniken, autostereoskopischen Linsenraster-Techniken, Parallax-Barrier-Techniken oder ähnlichen Verfahren zur plastischen Bilddarstellung gezeigt werden. Diese Darstellung kann auf Leinwänden in Kinogröße aber auch auf kleinen Monitoren (z. B. 24''-Größe) erfolgen. Alle diese Verfahren benötigen mindestens zwei perspektivisch unterschiedliche Ansichten von einem Objekt. Diese Ansichten werden üblicherweise durch mindestens zwei Kameras generiert, die in unterschiedlicher, benachbarter Perspektive aufgestellt sind (vgl. Sand R.; Dreidimensionales Fernsehen; in DE-Z: Fernseh- und. Kino-Technik, 37, Nr. 8/1983; Seite 321 ff).
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Aus der Druckschrift
DE 20 2007 010 389 U1 ist eine Aufnahmevorrichtung mit mehreren Kameras aber festem Kameraabstand bekannt.
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Diese Kameras blicken entweder nebeneinander in die gleiche Richtung, jedoch mit leicht unterschiedlicher Perspektive (Parallaxe) – ein so genannter Side-by-Side-Aufbau –, oder sind auf zwei Kameraebenen platziert, die durch einen halbdurchlässigen Spiegel zu einer Ebene zusammengeführt werden (Spiegel-Aufbau). Da die Abstände mitunter auch kleiner sein können, als es die Kameragehäuse in einem Side-by-Side-Aufbau erlauben, wird insbesondere im Filmbereich eine spezielle Vorrichtung genutzt, die die Strahlengänge von mindestens zwei Kameras über einen halbdurchlässigen Spiegel so zusammenführt, dass sich die Strahlengänge beider Kameras überlappen können, ohne dass sich die Gehäuse und/oder Objektive gegenseitig stören (siehe Literatur: Lipton, Lenny: Foundations of the Stereoscapie Cinema: A Study in Depth, Van Nostrand Reinhold Company, 1982). Weiterhin ist es auch möglich, mindestens zwei Kameras auf mindestens zwei Ebenen anzuordnen (siehe beispielhafte Ausführung in
DE 10 2005 042 413 B4 ). Die resultierenden Kamerablickwinkel blicken dabei ebenfalls in die gleiche Richtung und die Aufnahmen werden aus leicht unterschiedlichen Perspektiven getätigt.
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Diese Vorrichtungen werden in der Regel nicht immer mit dem gleichen Kameratyp sondern mit verschiedenen Kameratypen und/oder Objektiven je nach Aufgabenstellung und Präferenz des Nutzers versehen. Da die in einer solchen Apparatur gleichzeitig zur plastischen Aufnahme genutzten Kameras und Objektive nie die exakt gleichen geometrischen Eigenschaften (z. B. aufgrund von Fertigungstoleranzen) zueinander aufweisen (insbesondere trifft dies bei Zoomoptiken zu) und damit eine von vornherein kalibrierte Aufnahmevorrichtung (z. B. durch parallele optische Achsen in einer horizontalen Ebene) nie gegeben ist, müssen die Positionen der Strahlengänge aufeinander abgeglichen werden, um Fehler, wie z. B. eine Höhenparallaxe oder divergierende optische Achsen, zu vermeiden.
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Oft wurde bei der Aufnahme der Einfachheit halber ein fixer Kameraabstand gewählt, jedoch hat dies eine eingeschränkte Güte der plastischen Reproduktion zur Folge. Um die gesamte Dynamik eines plastischen Darstellungsverfahrens mit den unterschiedlichsten Motiven auszuschöpfen und physiologische Grenzen beim Betrachten des aufgenommenen plastisch wirkenden Bildes nicht zu überschreiten, ist nötig, die so genannte Stereobasis (resultierender Abstand der Objektivmitten zueinander) an jedes plastische Aufnahmeset und an das Motiv in Abhängigkeit von weiteren Parametern wie z. B. der späteren Darstellungsgröße des plastischen Bildmaterials anzupassen.
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Problem und Aufgabe:
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Insbesondere die zuletzt erwähnte Größe, also die Darstellungsgröße (oder mit anderen Worten die Bildschirmgröße bzw. die Größe der Projektionsfläche) ist ein sehr wichtiger Faktor, der darüber entscheidet, mit welcher Stereobasis bei der plastischen Bildaufnahme gearbeitet werden muss, um die volle Tiefendynamik (das Tiefenbudget) auszuschöpfen.
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Diese Stereobasis kann im Nachhinein nicht mehr oder nur mit starken Qualitätseinbußen (durch Berechnung einer virtuellen Kameraposition) geändert werden, was insbesondere im hochqualitativen Bereich nicht vertretbar oder nur mit einem sehr großen Aufwand und vielen Detailverlusten im Bild zu realisieren ist. Bei der plastischen Bildwiedergabe ist es ein großer Unterschied, ob z. B. für eine große 12 Meter Kinoleinwand produziert wird, oder für ein 24'' Display. In der Regel gilt: je größer die Leinwand bei der späteren Bildwiedergabe ist, desto kleiner muss die Stereobasis bei der Aufnahme des Materials sein, damit die physiologischen Grenzen des Betrachters bei der plastischen Bilddarstellung nicht überschritten werden. Genauso gilt: je kleiner die Leinwand oder der Bildschirm ist, desto größer muss die Stereobasis sein, damit noch ein plastischer Eindruck zustande kommt und nicht Tiefe verschenkt wird. Ist also die Stereobasis einmal für eine bestimmte Bildschirmgröße gewählt, so ist der Nutzer auf eine bestimmte Bildschirm- bzw. Darstellungsgröße festgelegt und kann diese im Nachhinein nicht mehr ändern. Wählt er dennoch eine andere Bildschirm- bzw. Darstellungsgröße, so resultiert dies in einer mangelhaften Darstellung des plastischen Inhalts: Wird ein Inhalt, der für eine kleine Leinwand oder einen Bildschirm produziert worden ist, auf einer größeren Leinwand abgespielt, so werden die physiologischen Grenzen des Betrachters bei der plastischen Bilddarstellung sehr schnell überschritten und der Betrachter gelangt mit seinen Augen entweder ins Divergieren, oder – wenn die Fernpunktbildschirmparallaxen (positive Parallaxe) durch ein nachträgliches Verschieben der Einzelbilder angepasst wurden – treten sogenannte Scheinfensterverletzungen an den Rändern auf und/oder das Tiefenbudget in negativer Parallaxe wird überschritten. Wird dagegen ein Inhalt, der für eine große Leinwand (z. B. Kino) produziert wurde, auf einem kleineren Bildschirm angezeigt, z. B. einem kleinen 3d Monitor für eine spätere TV oder DVD Auswertung, so wirk der Inhalt flach und wenig tief.
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Dieses Problem stellt insbesondere in den Fällen ein großes Problem dar, wenn ein Film gleichzeitig für eine Kino Release (große Leinwand) und für das 3D-Fernsehen (kleiner Bildschirm) produziert werden soll, was die gesamte Zweitverwertung, auch auf DVD oder Blu-Ray, in Gefahr bringt.
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Aufgabe:
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Der Erfindung liegt folglich die Aufgabe zugrunde, dreidimensionales Bildmaterial zu produzieren, das mit geringem Aufwand gleichzeitig für mehrere Darstellungsgrößen das jeweils gesamte Tiefenbudget auszunutzen vermag.
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Problemlösung:
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Als Lösung schlägt die Erfindung ein Verfahren und eine Vorrichtung vor, die mit mindestens 3 Kameras auf einer gemeinsamen Kamerahaltevorrichtung die aufzunehmende Szene mit mindestens zwei Stereobasen aufzeichnet. Dabei blicken alle Kameras in die gleiche Richtung. Die optischen Achsen können dabei entweder konvergierend auf ein Objekt ausgerichtet sein oder parallel. Um nun gleichzeitig für verschiedene Darstellungsgrößen dreidimensionales Bildmaterial aufzeichnen zu können, muss gleichzeitig mit unterschiedlichen Stereobasen aufgezeichnet werden. Damit sich die Blickwinkel nicht stark unterscheiden und mindestens eine Kamera eingespart werden kann, schlägt die Erfindung vor, mindestens eine Kamera gemeinsam für beide Darstellungsgrößen zu nutzen. Dies soll am folgenden Beispiel in einer Ausgestaltung mit drei Kameras erläutert werden:
Geht man davon aus, dass gleichzeitig dreidimensionales Bildmaterial für eine 5 Meter breite Leinwand (ungefähres Äquivalent einer geeigneten Tiefe für einen 3D Fernseher mittlerer Größe) und für eine Kinoleinwand (geht man beispielweise von einer 10 Meter breiten Leinwand aus) produziert werden soll, so muss man für die 5 Meter breite Leinwand mit der doppelten Stereobasis aufzeichnen, als für die 10 Meter breiten Kinoleinwand, um die zur Verfügung stehende Tiefe (Tiefenbudget) zwischen sogenanntem Scheinfenster (Objekte dort werden auf der Bildschirmoberfläche und nicht davor oder dahinter wahrgenommen) und Fernpunkt (die Bildschirmparallaxe der Fernpunkte auf der Leinwand dürfen nicht größer sein, als der Augenabstand, ansonsten müssen die Augen divergieren, was zu Unwohlsein beim Betrachten führt) voll auszuschöpfen bzw. nicht zu überschreiten.
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Berechnet sich die Parallaxe also aufgrund der zur Berechnung heranzuziehenden Parameter (wie z. B. der Brennweite oder der Distanzen im Aufnahmeraum) bei einer bestimmten Darstellungsgröße (in diesem Falle die 10 Meter breite Leinwand) zu einem bestimmten Wert x (z. B. in mm), so werden zwei von den drei Kameras im Abstand x positioniert. Die Bildstrome, die von diesen Kameras generiert und aufgezeichnet werden, werden später auch wieder dazu herangezogen, diese Darstellungsgröße zu bespielen. Um nun auch gleichzeitig das volle Tiefenbudget bei einer Präsentation des Bildmaterials auf der 5 Meter breiten Leinwand auszuschöpfen, muss zusätzlich und gleichzeitig mit zwei Kameras im doppelten Abstand 2x aufgezeichnet werden. Um eine Kamera zu sparen und möglichst gleiche Blickwinkel zu erhalten, kann eine Kamera K1 aus dem Kamerapärchen K1, K2 für die 10 Meterleinwand verwendet werden, gemeinsam mit einer neue Kamera K3 (die insgesamt dritte im Verbund), die zu der ersten Kamera K1 den Abstand 2x besitzt (siehe 1 – beispielhaft für einen Side-by-Side-Aufbau). Mit der „Doppelverwertung” einer Kamera kann nicht nur der Materialaufwand eingeschränkt werden, sondern auch noch sichergestellt werden, dass der Blickwinkel und damit die Cadrage des Bildes weitgehend (also zumindest diese eine gemeinsame Kamera betreffend) beibehalten wird.
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Da auch bei regulärer 3D Aufzeichnung mit zwei Kameras die Stereobasis je nach Parametern (wie z. B. Brennweite oder Abstände zu relevanten Punkten im Aufnahmeraum) angepasst und damit (on-air oder off-air) geändert werden muss, so ist es auch hier vorgesehen, die Stereobasen veränderbar zu gestalten. Da die Darstellungsgröße als Faktor in die Berechnung mit einbezogen wird, so ist es auch hier vorgesehen, einen Faktor von einer Stereobasis (z. B. für die Darstellungsgröße 1 – im folgenden der Einfachheit halber Stereobasis 1 genannt) auf die andere Stereobasis (z. B. für die Darstellungsgröße 2 – im folgenden der Einfachheit halber Stereobasis 2 genannt) anzuwenden. Um in zuvor genanntem Beispiel zu bleiben: Muss die Stereobasis 1 auf die Hälfte zurückgefahren werden (dies wäre dann 0,5x), so ändert sich synchron dazu auch die Stereobasis 2 auf die Hälfte (dies wäre dann x). Muss die Stereobasis verdoppelt werden, ändert sich die Stereobasis 1 auf dem Wert 2x und die Stereobasis 2 auf den Wert 4x. Die Stereobasen unterscheiden sich also durch einen bestimmten Faktor voneinander, der im Grundsatz immer gleichbleibt (lediglich aus gestalterischen Gründen kann dieser von Szene zu Szene leicht verändert oder angepasst werden; dies ist beispielweise dann der Fall, wenn die Kinoleinwand größere Variationen in der Tiefe je nach Szene erlaubt, als ein kleiner Bildschirm oder umgekehrt).
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Wie beispielhaft in 2 (hier beispielhaft für einen Spiegel-Aufbau) ersichtlich, können mit einem Drei-Kameraaufbau auch drei verschiedene Darstellungsgrößen abgedeckt werden. Für die geringste Stereobasis x1 können Kamera K1 und K3 genutzt werden, für eine mittlere Stereobasis x2 Kamera K3 und K2 und für eine große Stereobasis x3 Kamera K1 und K2.
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Das Verhältnis, in dem die Kameras zueinander stehen, wird also je nach späteren Darstellungsgrößen gewählt. Um die Bedienung eines solchen Aufbaus nutzerfreundlich und übersichtlich zu gestalten, kann sich der Nutzer auf die Stereobasis (und damit das Kamerapaar) für eine bestimmte Darstellungsgröße konzentrieren und die Berechnungen der Stereobasis in Abhängigkeit von Aufnahmeparametern – wie Brennweite, Aufnahmesensor, Objektabstände im Aufnahmeraum zur Aufnahmevorrichtung etc. – dafür gestalten (Master-Stereobasis), die dritte Kamera und damit zweite Stereobasis (Slave-Stereobasis) stellt sich in diesem Beispiel – ohne das separat eingegriffen werden muss – automatisch im vor Drehbeginn festgelegten Verhältnis ein. Die Abstände der Kameras werden also in einem bestimmten Verhältnis gewählt und synchron in gleichbleibendem Verhältnis verstellt, so dass ein variabler Grundabstand zwischen zwei Kameras mit einem bestimmten Faktor multipliziert auf mindestens ein weiteres Kamerabündel übertragen werden kann, wobei hierfür eine der beiden für den Grundabstand genutzten Kameras doppelt verwendet werden kann.
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Diese Kameras zeichnen die Bildsignale synchron und gleichzeitig auf und beim Abspielen können je nach Bildschirmgröße bzw. Art (Multiviewbildschirme) mindestens zwei Bildströme aus den aufgezeichneten Bildströmen gleichzeitig ausgewählt werden.
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Für die spätere Wiedergabe können dann evtl. alle drei Bildströme zu einer einzigen Daten-Datei zusammengefasst werden, wobei dann (evtl. automatisch) vom Abspielmedium entschieden werden kann, welche Darstellungsgröße aktuell vorliegt. Hierbei würde dann nur das Bildstrompaar zur Anzeige herausgegriffen wird, das am besten zu der jeweiligen Darstellungsgröße passt. Diese Funktion ließe sich z. B. bei Blu-ray discs einbinden, wobei das Abspielgerät (bzw. der Nutzer) anhand einer Kommunikation mit dem Bildschirm M (hier wird die Bildschirmgröße an den Player übermittelt) entscheidet, welches Bildstrompaar am geeignetsten für den angeschlossenen Bildschirm bzw. die Nutzerpräferenz ist.
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Je schneller die elektronische Entwicklung voranschreitet, desto wahrscheinlicher wäre auch ein Ausgestaltungsfall, in dem eine ganze Serie von Kameras und Objektiven (oder diesen ähnliche Bildfänger/Bildwandler) in Reihe stehen, und je nach späterem Darstellungssetup die beiden Kameras (Bildwandler) ausgewählt werden, die der benötigten Stereobasis am nächsten kommen. Dadurch gäbe es keine mechanischen Verschleißteile durch ein mechanisches Bewegen von Kameras (Bildwandlern), wie es bei günstigen 3D-Fotoapparaten vorteilhaft wäre. Auch hier könnte das Abspielgerät je nach angeschlossenem Monitor entscheiden, welches Bildpaar bzw. welche Bildserie (bei Multiviewmonitoren) am geeignetsten wäre.
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Sinnvoll ist neben der synchronisierten Aufnahme (u. a. gleicher Sensor-Auslesetakt) die gleiche Einstellung an der Kamera in allen Kameras und Objektiven; darunter ist die gleiche Brennweite, gleicher Focus, gleiche Kameraparameter (soweit es sinnvoll ist) usw. zu verstehen. Das Bildmaterial wird gleichzeitig so aufgezeichnet, dass zum Abspielen geeignete Bildstrompaare für die jeweils gewünschte Darstellungsgröße herausgegriffen werden können. Eventuell kann es aber auch sinnvoll sein, mit unterschiedlichen Bildraten, Auflösungen oder Belichtungen aufzuzeichnen (z. B. mit unterschiedliche Bildrate, eine für das Kino (24p) eine für 3D-TV (z. B. 50i)). Auch dies wird als möglich vorgeschlagen.
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Die Kameras können entweder alle auf einer Linie oder Kurve angeordnet sein (Side-by-Side-Aufbau) oder über mindestens einen halbdurchlässigen Spiegel auf mindestens zwei Ebenen zu einer Ebene zusammengeführt werden. Eine mögliche Ausgestaltung mit mindestens drei Ebenen ist in Patent
DE 10 2005 042 413 B4 zu finden. Diese weist drei Kameraebenen und zwei halbdurchlässige Spiegel auf. Damit könnten alle drei Kameras auf eine Stereobasis von null gefahren werden, was Vorteile in der Kalibrierung und Freiheiten in der Gestaltung bei kleinen Stereobasen zur Folge hat.
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Die Wahl des Grundabstandes kann manuell über entsprechende Benutzerschnittstellen BS oder automatisch (mit Hilfe von Bildanalyse oder Entfernungsmessung) erfolgen. Dabei können zur Berechnung Daten aus verwendeten Komponenten ausgelesen, abgespeichert und wenn notwendig sofort wieder aufgerufen werden (z. B. Objektivparameter, wie die aktuelle Brennweite). Ebenso wie bei der Wahl oder Berechnung des Grundabstandes kann auch die Kalibrierung der Kameras manuell oder motorisch gesteuert erfolgen. Im Falle der Kalibrierung kann, wie in 3 gezeigt, die erste Kamera (Kamera 1) auf die mittlere Kamera (Kamera 3) – hier bei Stereobasis 1 null – und dann die letzte Kamera (Kamera 2) auf wiederum die mittlere Kamera (Kamera 3) – dann ebenfalls mit Stereobasis 2 null) angeglichen werden. Dadurch wird gewährleistet, dass alle drei Kameras die gleiche Kalibrierung (in diesem Fall sollen alle drei optischen Achsen parallel verlaufen) aufweisen.
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Die synchrone Verstellung der Kameras im bestimmten Faktor kann im mechanischen Falle über Spindeln mit unterschiedlicher Steigung bzw. über ein Getriebe, mit dem unterschiedliche Faktoren erzeugt werden können, bewerkstelligt werden.
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Um die Aufnahmevorrichtung, mit mindestens drei Kameras bestückt, immer in der Balance zu halten, sieht die Erfindung einen Gewichtsausgleich in der Art vor, dass mindestens zwei Kameras auf Führungen in die jeweils entgegengesetzte Richtung aus dem Schwerpunkt der Apparatur heraus verschoben werden können. Die synchrone Bewegung zu beiden Seiten kann durch eine mechanische Kopplung (z. B. einen Riementrieb mit oder ohne Übersetzung und mit oder ohne Motorenantrieb) erfolgen oder durch mindestens zwei synchronisierte Motoren, die die Schlitten beispielsweise über Spindeln gleichzeitig zur jeweils entgegengesetzten Seite bewegen. Um den Schwerpunkt je nach Anbauten erneut austarieren zu können, ist bei mechanischer Kopplung eine Art Kupplung vorhanden, mit denen nur mind. eine Kamera verschoben werden kann wobei mind. eine andere Kamera unbewegt bleibt, bis das System ausbalanciert ist. Danach wird die Kopplung wieder hergestellt. Dies kann auch elektronisch im Falle einer Kopplung mit Riementrieb und ebenso im Falle einer Mehrmotorenansteuerung durch eine intelligente Ansteuerung der Motoren erfolgen.
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Die Vorrichtung kann eine Verstellmöglichkeit zum Einstellen der Kameraentfernung vom halbdurchlässigen Spiegel vorsehen. Dabei ist mindestens eine Kamera inklusive eventueller Verstellvorrichtungen zur Kalibrierung auf einem Schlitten montiert (entweder mit Hilfe einer Führung, z. B. kugelgelagert, oder als verschiebbare formschlüssige Verbindung, z. B. Schwalbenschwanz), der in Richtung des Spiegels in der Entfernung eingestellt und ggf. in einer Position geklemmt oder gebremst werden kann. Diese Funktion der variablen Abstandsänderung der Kameraeinheit von dem halbdurchlässigen Spiegel ist nötig, um Objektive mit unterschiedlicher Baulänge montieren zu können. Die Einstellung der Entfernung kann manuell oder über Motoren angesteuert erfolgen.
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Zur Einstellung der Grundeinstellung (Grundstereobasis und/oder weiterer Stereobasen) und der weiteren Kameras, aber auch zur Kalibrierung der Kameras um einen horizontalen und/oder vertikalen und/oder diagonalen Winkel und/oder um die Höhe und/oder die optische Achse, können nicht nur eine manuelle sondern auch eine motorische Steuerung eingesetzt werden. Die Ansteuerung der Motoren kann über eine Rechnereinheit erfolgen, die den Abstand durch im Vorfeld abgespeicherte Werte oder live zur Laufzeit (während des Betriebes) die Kalibrierung der Objektive durch eine Analyse des bzw. zweier oder mehrerer Videobildes/-bilder sicherstellt. Für einen Objektivwechsel oder zum Reinigen der Frontlinse kann der auf der Führung gelagerte Kameraschlitten aus dem mit der Spindel oder Motor verbundenen Einheit ausgeklinkt/entkoppelt werden und auf der Führung sehr schnell manuell in die Richtung entgegengesetzt zum Spiegel (bei einem Spiegelaufbau – bei einem Side-by-Side-Aufbau ist lediglich die Justiermöglichkeit sinnvoll) verschoben werden und ggf. dort in einer Endposition erneut verkoppelt werden, so dass er arretiert ist. Die Arretierung kann auch, ggf. zusätzlich, durch Bremsen am Kameraschlitten gegenüber der Führung oder Gesamtvorrichtung erfolgen. Diese Vorrichtung erleichtert den Objektivwechsel, da die kalibrierte Endposition nach dem Objektivwechsel wieder exakt angefahren werden kann und meist keine Neukalibrierung in der Entfernung notwendig ist. Das Finden der richtigen Entfernung vom Spiegel kann durch einen Zähler erleichtert werden. Bei einem motorisierten Zurückfahren der Kameraschlitten kann die jeweils kalibrierte Position in einer Rechnereinheit abgespeichert werden, die Schlitten auf Knopfdruck vom Spiegel wegbewegt werden und nach erfolgtem Objektivwechsel oder Reinigung der Frontlinse wieder angefahren werden. Insbesondere bei der/den Kamera(s), die entgegen der Schwerkraft verstellt werden müssen, kann eine Gegenfederung, die an das Kameragewicht und die Aufbauten angepasst werden kann, ein Bewegen der Kamera(s) inklusive Schlitten entgegen der Schwerkraft erleichtern.
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Bei sämtlichen Motoren kann die Ansteuerung entweder manuell dezentral an der Vorrichtung durch den Nutzer erfolgen, oder dezentral per Kabel oder Funkansteuerung. Dabei kann auch eine kleine mobile Steuereinheit zum Einsatz kommen, wie z. B. ein über W-Lan oder Bluetooth angebundenes Steuergerät (z. B. iPhone oder Subnotebook), das mit einer angepassten Software und einer Nutzeroberfläche mindestens einen Motor steuern kann. Dort können ebenso Daten zur Ansteuerung mind. eines Motors hinterlegt sein. Ebenso ist eine Steuerung manuell über Kabel, Funk oder andere Übertragungswege von einem zentralen Ort aus möglich (z. B. Kontrollraum mit entsprechenden Bildüberwachungsgeräten, z. B. für die plastische Aufnahme geeigneten Monitoren). Sind mehrere Aufnahmevorrichtungen im Einsatz (z. B. bei einem Mehrkamerabetrieb), so kann ein Operator entweder jede Aufnahmevorrichtung mit einem jeweils eigenen Steuergerät bzw. eigenen Bedienelementen ansteuern oder zwischen den Aufnahmevorrichtungen bzw. Motoren innerhalb einer Aufnahmevorrichtung umschalten und mit immer nur mind. einem Bedienelement steuern. Die Steuerung der Motoren kann ebenso automatisch über eine Rechnereinheit bzw. Steuereinheit (dezentral an der Aufnahmevorrichtung oder zentral, ggf. auch für mehrere Aufnahmevorrichtungen gleichzeitig) erfolgen. Dabei kann die Steuereinheit die Motoren auf einem berechnenden Algorithmus aufbauend steuern (z. B. die Stereobasis/Stereobasen oder die Konvergenzstellung/-en der Kamera/-s). Die dazu notwendigen Werte sind entweder in der Steuereinheit hinterlegt (z. B. durch einen vorausgegangenen Kalibrierungs- oder Einstellungsvorgang), werden durch den Nutzer eingegeben oder zur Laufzeit aus dem verwendeten Equipment (z. B. Auslesen der Objektive z. B. Fokus und Brennweite) oder durch zusätzliches Equipment (Abstandsmessung durch Laser, Ultraschall, durch Triangulation, Hilfskameras oder aufgrund einer Analyse eines oder mehrerer live aufgenommener Bildinhalte) gewonnen. Alternativ dazu können Kalibrierungswerte für die Kalibrierungsmotoren oder Einstellungswerte für die Motoren, die die plastische Wirkung des Bildes verändern, auch durch bildanalysierende Algorithmen und ggf. zuvor durch den Nutzer eingestellte Grenzen gewonnen und sogleich für die Steuerung der Motoren genutzt werden. Hierzu können Bildkorrespondenzen zur Feststellung von Kalibrierungsfehlern (Höhenfehler, Drehfehler, Neigefehler, usw.) oder anderen Einstellparametern (Stereobasis) herangezogen werden. Alternativ kann der Nutzer auch selbst Bildteile oder Korrespondenzpunkte (z. B. die Fern-, Scheinfenster- oder Nahpunkte) in mindestens einem der von den Kameras erzeugten Bilder manuell über eine Nutzerschnittstelle markieren, die dann zur Kalibrierung oder für die Einstellung der plastischen Parameter genutzt werden können. Zur erleichterten Feststellung von Bildkorrespondenzen können auch Hilfsvorrichtungen, z. B. mit gut im Bildsignal erkennbaren Mustern oder Markern, eingebracht werden, die dem korrespondenzsuchenden Algorithmus die Suche erleichtern oder von Entfernungsmess-Vorrichtungen leichter erkannt werden.
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Dabei kann der Nutzer über eine Nutzerschnittstelle jederzeit Eingriff in die Steuerung der Motoren haben, und ggf. nutzerspezifische Grenzen oder eine ganze oder teilweise manuelle Steuerung vornehmen. Die Parameter, Hinweise zur Güte der Kalibrierung, die spätere Wirkung auf den Betrachter des plastischen Filmes oder auch die Grenzen der plastischen Betrachtung oder sonstige nützliche Informationen oder Vorschläge können dem Nutzer auf einem Display oder einer anderweitigen Nutzerschnittstelle mitgeteilt werden. In allen Fällen können auch sämtliche Parameter (z. B. Stereobasis, Korrekturparameter, Brennweite usw.) als Metadaten für eine spätere Kontrolle oder eine spätere Kombination des realen Bildinhaltes mit z. B. computergenerierten Elementen (sogen. CGI-Compositing) z. B. mit dem aktuellen Timecode, einer anderen von einem Gerät zur Verfügung gestellten Information oder Bildinhaltes oder einer anderen durch den Nutzer eingegebenen Information separat abgespeichert oder mit dem Videobild zusammen hinterlegt werden. Für die Kombination von Realaufnahmen mit Miniaturaufnahmen (z. B. 1:5) können automatisch Umrechnungen der aufgezeichneten Metadaten in den Miniatur-Maßstab erfolgen und entsprechend auf die Einstellung der Aufnahmevorrichtung nun für den Miniatur-Maßstab angewendet werden.
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Ebenfalls können sämtliche Grenzen oder Einstellungen (z. B. das Scheinfenster, der Nah- oder Fernpunkt, der vom Objektiv sichtbare Aufnahmekegel) an einer Nutzerschnittstelle oder im Set angezeigt werden. Dies bietet eine Möglichkeit der Visualisierung der Einstellparameter und Grenzen für Operator und/oder für die an der Aufnahme beteiligten Personen/Darsteller im Objektraum (Aufnahmeset). Dies kann beispielsweise eine Projektion der darstellbaren Grenzen bzw. des Scheinfensters in den Objektraum oder eine Visualisierung an einem Monitor/Head-Mounted-Display (HMD) sein. Dies kann z. B. durch eine Projektion in das Set geschehen (z. B. Laser, der am Stativ angebracht ist, automatisch seine Höhe berechnet und aufgrund geometrischer Berechnungen den Winkel eines breitgefächerten Laserpointers je nach Entfernung ändert). Dies kann auch so geschehen, dass es von der Aufnahmekamera nicht sichtbar ist. Ein Ausführungsbeispiel wäre eine Projektion in das Aufnahmeset, bei dem ”verbotene” Bildbereiche gekennzeichnet (z. B. farbig markiert) werden – diese Kennzeichnung lässt sich für die echte Aufnahme ausblenden bzw. in für den Menschen sichtbaren aber für die Kamera durch Sperrfilter unsichtbaren Wellenlängenbereichen darstellen. Eine Alternative dazu wäre ein mit den Kameras über beispielsweise Genlock synchronisiertes Projektionssystem, das die Aufnahmepausen (z. B. Austastlücke zwischen zwei Bildern) nutzt, um in genau diesem Moment bestimmte Bereiche in den Aufnahmeraum zu projizieren und rechtzeitig zur erneuten Bildaufnahme der Kameras wieder auszuschalten. Damit würden die markierten und projizierten Bereiche bei der integrale Wahrnehmung des Menschen eingeblendet erscheinen, wohingegen diese bei der plastischen Bildaufnahme für die Kameras nicht sichtbar sind. Alternativ können diese Bereiche auf einer Monitor- oder einer HMD-Visualisierung dargestellt werden.
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Die genannte Erfindung hat also zum Vorteil, dass man einen Film nicht zweimal mit unterschiedlichen Stereobasis-Einstellungen drehen braucht. Dies wäre weder finanziell noch gestalterisch sinnvoll. Gegenüber zwei nebeneinander aufgestellten Aufnahmevorrichtungen hat dieses Vorgehen weiterhin den Vorteil, dass keine Unterschiede in den Bildausschnitten bzw. Blickwinkeln auftreten; die Schauspieler wissen hier also genau, in welche Kamera sie spielen sollten.
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Die vorliegende Erfindung trägt dazu bei, dass dreidimensionales Bildmaterial (damit ist sowohl Fotografie als auch Video oder Film gemeint) auf den unterschiedlichsten Darstellungsgrößen beeindruckend und, ohne Unwohlsein zu verursachen, in voller Tiefenpracht wahrgenommen werden kann.