DE102010016461B4 - Vorrichtung zur Behandlung von Erkrankungen des Gehirns und/oder Rückenmarks mittels Neurofeedback - Google Patents
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Abstract
Vorrichtung (100) umfassend:
– eine Stimulationseinheit (11) zur Erzeugung von ersten Reizen (21), die bei einer Verabreichung an einen Patienten eine krankhaft synchrone Aktivität von Neuronen im Gehirn und/oder Rückenmark des Patienten unterdrücken,
– eine Messeinheit (15) zum Aufnehmen von Messsignalen (25), welche die krankhaft synchrone Aktivität der Neuronen wiedergeben, und
– eine Neurofeedback-Einheit (12) zur Erzeugung von zweiten Reizen (22) anhand der von der Messeinheit (15) aufgenommenen Messsignale (25), wobei die zweiten Reize (22) dem Patienten den Ausprägungsgrad der krankhaft synchronen Aktivität der Neuronen veranschaulichen, wobei
– die Erzeugung der ersten und zweiten Reize (21, 22) wahlweise in einem ersten oder einem zweiten Betriebsmodus erfolgt, und
– im ersten Betriebsmodus zweite Reize (22) erzeugt werden und erste Reize (21) nur erzeugt werden, wenn die anhand der von der Messeinheit (15) aufgenommenen Messsignale (25) ermittelte krankhaft synchrone Aktivität von Neuronen im Gehirn und/oder Rückenmark einen...
– eine Stimulationseinheit (11) zur Erzeugung von ersten Reizen (21), die bei einer Verabreichung an einen Patienten eine krankhaft synchrone Aktivität von Neuronen im Gehirn und/oder Rückenmark des Patienten unterdrücken,
– eine Messeinheit (15) zum Aufnehmen von Messsignalen (25), welche die krankhaft synchrone Aktivität der Neuronen wiedergeben, und
– eine Neurofeedback-Einheit (12) zur Erzeugung von zweiten Reizen (22) anhand der von der Messeinheit (15) aufgenommenen Messsignale (25), wobei die zweiten Reize (22) dem Patienten den Ausprägungsgrad der krankhaft synchronen Aktivität der Neuronen veranschaulichen, wobei
– die Erzeugung der ersten und zweiten Reize (21, 22) wahlweise in einem ersten oder einem zweiten Betriebsmodus erfolgt, und
– im ersten Betriebsmodus zweite Reize (22) erzeugt werden und erste Reize (21) nur erzeugt werden, wenn die anhand der von der Messeinheit (15) aufgenommenen Messsignale (25) ermittelte krankhaft synchrone Aktivität von Neuronen im Gehirn und/oder Rückenmark einen...
Description
- Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zur Behandlung von Erkrankungen des Gehirns und/oder Rückenmarks mittels Neurofeedback.
- Bei Patienten mit neurologischen oder psychiatrischen Erkrankungen, z. B. Morbus Parkinson, essentiellem Tremor, Dystonie oder Zwangserkrankungen, sind Nervenzellverbände in umschriebenen Bereichen des Gehirns, z. B. des Thalamus und der Basalganglien, krankhaft, z. B. übersteigert synchron, aktiv. In diesem Fall bildet eine große Anzahl von Neuronen synchron Aktionspotentiale aus, d. h. die beteiligten Neuronen feuern übermäßig synchron. Beim Gesunden hingegen feuern die Neuronen in diesen Hirngebieten qualitativ anders, z. B. auf unkorrelierte Weise.
- Beim Morbus Parkinson verändert die pathologisch synchrone Aktivität die neuronale Aktivität in anderen Hirngebieten, z. B. in Arealen der Großhirnrinde wie dem primär motorischen Cortex. Dabei zwingt die pathologisch synchrone Aktivität im Bereich des Thalamus und der Basalganglien beispielsweise den Großhirnrindenarealen ihren Rhythmus auf, so dass schließlich die von diesen Arealen gesteuerten Muskeln pathologische Aktivität, z. B. ein rhythmisches Zittern (Tremor), entfalten.
- Neurologische und psychiatrische Erkrankungen mit übermäßig stark ausgeprägter neuronaler Synchronisation werden bis jetzt – bei Versagen einer medikamentösen Therapie – durch elektrische Hirnstimulation behandelt. Hierbei werden Elektroden im Gehirn des Patienten implantiert und von einer ebenso implantierten Steuereinheit mit entsprechenden elektrischen Reizen versorgt. Eine elektrische Reizung des Gehirns kann aus mehreren Gründen zu Nebenwirkungen führen. Z. B. können durch eine Ausbreitung des Reizstroms über das eigentliche Zielareal hinaus ungewünschte Nebenwirkungen durch Mitreizung von Nachbararealen auftreten. Des Weiteren kann z. B. eine zu starke Dauerreizung das Gewebe schädigen. Daher ist es von großem Nutzen, den Patienten mit möglichst wenig Strom- und Ladungseintrag zu behandeln.
- Aus der Schrift
DE 10 2008 052 078 A1 ist eine Vorrichtung zur konditionierten desynchronisierenden Stimulation bekannt. Bei dieser Art der Stimulation wird das Nervensystem des Patienten in einer Lernphase konditioniert, so dass in einer anschließenden Stimulationsphase weniger Stromeintrag in das Gewebe des Patienten erforderlich ist, um therapeutische Erfolge zu erzielen. - Aus den Schriften
DE 102 33 960 A1 undDE 10 2008 012 669 A1 sind Vorrichtungen bekannt, mit denen sich einem Patienten akustische, optische oder taktile Reize verabreichen lassen, um dadurch eine pathologische rhythmische Aktivität im Gehirn des Patienten zu unterdrücken. - Vor diesem Hintergrund werden Vorrichtungen gemäß den Ansprüchen 1 und 9 angegeben. Vorteilhafte Weiterbildungen und Ausgestaltungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen angegeben.
- Die Erfindung wird nachfolgend in beispielhafter Weise unter Bezugnahme auf die Zeichnungen näher erläutert. In diesen zeigen:
-
1 eine schematische Darstellung einer Vorrichtung mit einer Stimulationseinheit, einer Neurofeedback-Einheit, einer Messeinheit und einer Steuereinheit gemäß einem Ausführungsbeispiel während des Betriebs; -
2 bis5 schematische Darstellungen von Verfahrensabläufen während des Betriebs der in1 dargestellten Vorrichtung; -
6 und7 schematische Darstellungen von Ausgestaltungen der in1 dargestellten Vorrichtung; -
8A und8B schematische Darstellungen einer Neurofeedback-Einheit gemäß einem Ausführungsbeispiel; -
9 eine schematische Darstellung einer Neurofeedback-Einheit gemäß einem weiteren Ausführungsbeispiel; -
10 eine schematische Darstellung einer Stimulationseinheit zur Erzeugung und Applikation von elektrischen Reizen gemäß einem Ausführungsbeispiel; -
11 bis15 schematische Darstellungen von elektrischen Stimulationsverfahren; -
16 eine schematische Darstellung einer Stimulationseinheit zur Erzeugung und Applikation von optischen Reizen gemäß einem Ausführungsbeispiel; -
17 eine schematische Darstellung des Gesichtsfelds eines Patienten; -
18 eine schematische Darstellung einer Stimulationseinheit zur Erzeugung und Applikation von optischen Reizen gemäß einem weiteren Ausführungsbeispiel; -
19 eine schematische Darstellung einer Stimulationseinheit zur Erzeugung und Applikation von optischen Reizen gemäß einem weiteren Ausführungsbeispiel; -
20 und21 schematische Darstellungen von Transmissionsbrillen; -
22 bis25 schematische Darstellungen von mittels einer Transmissionsbrille erzeugten optischen Reizen; -
26 und27 schematische Darstellungen von Lichtbrillen; -
28 eine schematische Darstellung von mittels einer Lichtbrille erzeugten optischen Reizen; -
29 eine schematische Darstellung einer Stimulationseinheit zur Erzeugung und Applikation von akustischen Reizen gemäß einem Ausführungsbeispiel; -
30 eine Darstellung von Sinusschwingungen mit verschiedenen Frequenzen; -
31 eine Darstellung einer mit einer Rechteckfunktion amplitudenmodulierten Sinusschwingung; -
32 eine schematische Darstellung einer Stimulationseinheit zur Erzeugung und Applikation von akustischen Reizen gemäß einem weiteren Ausführungsbeispiel; -
33 eine schematische Darstellung einer Stimulationseinheit zur Erzeugung und Applikation von akustischen Reizen gemäß einem weiteren Ausführungsbeispiel; -
34 bis38 schematische Darstellungen von akustischen Stimulationsverfahren; -
39A und39B schematische Darstellungen der Generierung von Modulationssignalen; -
40 eine schematische Darstellung einer Stimulationseinheit zur Erzeugung und Applikation von taktilen, vibratorischen und/oder thermischen Reizen gemäß einem Ausführungsbeispiel; -
41 eine schematische Darstellung eines taktilen, vibratorischen und/oder thermischen Stimulationsverfahrens; -
42A bis42D schematische Darstellungen von vibratorischen Reizen; -
43 eine schematische Darstellung eines taktilen Reizes; -
44A bis44C schematische Darstellungen von thermischen Reizen; -
45 eine schematische Darstellung einer Stimulationseinheit zur Erzeugung und Applikation von taktilen, vibratorischen und/oder thermischen Reizen gemäß einem weiteren Ausführungsbeispiel; -
46 bis48 schematische Darstellungen von taktilen, vibratorischen und/oder thermischen Stimulationsverfahren; -
49 eine schematische Darstellung einer Stimulationseinheit zur Erzeugung und Applikation von taktilen, vibratorischen und/oder thermischen Reizen gemäß einem weiteren Ausführungsbeispiel; -
50A bis52C schematische Darstellungen eines Stimulationselements zur Erzeugung und Applikation von taktilen und/oder vibratorischen Reizen; -
53A bis54C schematische Darstellungen eines Stimulationselements zur Erzeugung und Applikation von thermischen Reizen; -
55 und56 schematische Darstellungen von taktilen, vibratorischen und/oder thermischen Stimulationsverfahren; und -
57 bis58C schematische Darstellungen einer Stimulationseinheit zur Erzeugung und Applikation von taktilen, vibratorischen und/oder thermischen Reizen gemäß einem weiteren Ausführungsbeispiel. - In
1 ist schematisch eine Vorrichtung100 zur Behandlung von Erkrankungen des Gehirns und/oder Rückenmarks eines Patienten dargestellt. Die Vorrichtung100 besteht aus einer Steuereinheit10 , einer Stimulationseinheit11 , einer Neurofeedback-Einheit12 und einer Messeinheit15 . - Die Stimulationseinheit
11 erzeugt erste Reize21 , die bei einer Verabreichung an einen Patienten eine krankhaft synchrone Aktivität von Neuronen im Gehirn und/oder Rückenmark des Patienten unterdrücken. Gemäß einer Ausgestaltung wird die Stimulationseinheit11 operativ in den Körper des Patienten implantiert. In diesem Fall sind die ersten Reize21 elektrische Reize, die an das Gehirn und/oder Rückenmark des Patienten appliziert werden. Alternativ kann die Stimulationseinheit11 gemäß einer weiteren Ausgestaltung als nichtinvasive Einheit ausgestaltet sein, d. h. während des Betriebs der Vorrichtung100 befindet sich die Stimulationseinheit11 außerhalb des Körpers des Patienten und wird nicht operativ in den Körper des Patienten implantiert. Die ersten Reize21 können in diesem Fall Reize sein aus der Gruppe von optischen, akustischen, taktilen, vibratorischen und thermischen Reizen. Die Steuereinheit10 steuert die Stimulationseinheit11 mit Steuersignalen23 an. - Die Messeinheit
15 nimmt ein oder mehrere am Patienten gemessene Messsignale25 auf, wandelt diese gegebenenfalls in elektrische Signale26 um und führt diese der Steuereinheit10 zu. Die Messsignale25 geben die krankhaft synchrone Aktivität von Neuronen im Gehirn und/oder Rückenmark des Patienten wieder. - Die Neurofeedback-Einheit (oder Neurorückkopplungseinheit oder Neurofeedback-Sender)
12 erzeugt zweite Reize22 , die dem Patienten den Ausprägungsgrad der krankhaft synchronen Aktivität der Neuronen veranschaulichen. Die zweiten Reize22 sind vom Patienten bewusst wahrnehmbar und sind z. B. optische, akustische, taktile, vibratorische und/oder thermische Reize. Die Neurofeedback-Einheit12 kann als nicht-invasive Einheit ausgestaltet sein und wird dementsprechend nicht in den Körper des Patienten implantiert, sondern befindet sich während des Betriebs der Vorrichtung100 außerhalb des Körpers des Patienten. Die Steuereinheit10 steuert die Neurofeedback-Einheit12 mit Steuersignalen24 an. Damit die Neurofeedback-Einheit12 dem Patienten die Stärke der Ausprägung der pathologischen neuronalen Aktivität sensorisch veranschaulichen kann, beinhalten die Steuersignale24 Informationen aus den von der Messeinheit25 gewonnenen Signalen26 . Die Signale26 werden von der Steuereinheit10 eventuell noch aufbereitet oder weiterverarbeitet und dann der Neurofeedback-Einheit12 zugeführt. - Es kann durchaus vorgesehen sein, dass die einzelnen Komponenten der Vorrichtung
100 , insbesondere die Steuereinheit10 , die Stimulationseinheit11 , die Neurofeedback-Einheit12 und/oder die Messeinheit15 , baulich voneinander getrennt sind. Die Vorrichtung100 kann daher auch als System aufgefasst werden, das aus den in1 dargestellten Komponenten besteht. - Die Vorrichtung
100 kann insbesondere zur Behandlung von neurologischen oder psychiatrischen Erkrankungen, z. B. Morbus Parkinson, essentiellem Tremor, Dystonie, Epilepsie, Tremor infolge von Multipler Sklerose sowie anderen pathologischen Tremores, Depression, Bewegungsstörungen, Kleinhirnerkrankungen, Zwangserkrankungen, Tourette-Syndrom, Funktionsstörungen nach Schlaganfall, Spastik, Tinnitus, Schlafstörungen, Schizophrenie, Reizdarm-Syndrom, Suchterkrankungen, Persönlichkeitsstörungen, Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom, Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Syndrom, Spielsucht, Neurosen, Fresssucht, Burnout-Syndrom, Fibromyalgie, Migräne, Cluster-Kopfschmerz, allgemeiner Kopfschmerz, Neuralgie, Ataxie, Tic-Störung oder Hypertonie, aber auch anderen Krankheiten verwendet werden. - Die vorstehend genannten Krankheiten können durch eine Störung der bioelektrischen Kommunikation von Neuronenverbänden, die in spezifischen Schaltkreisen zusammengeschlossen sind, verursacht werden. Hierbei generiert eine Neuronenpopulation anhaltend krankhafte neuronale Aktivität und möglicherweise eine damit verbundene krankhafte Konnektivität (Netzwerkstruktur). Dabei bilden eine große Anzahl von Neuronen synchron Aktionspotentiale aus, d. h. die beteiligten Neuronen feuern übermäßig synchron. Hinzu kommt, dass die kranke Neuronenpopulation eine oszillatorische neuronale Aktivität aufweist, d. h. die Neuronen feuern rhythmisch. Im Fall von neurologischen oder psychiatrischen Erkrankungen liegt die mittlere Frequenz der krankhaften rhythmischen Aktivität der betroffenen Neuronenverbände etwa im Bereich von 1 bis 30 Hz, kann aber auch außerhalb dieses Bereichs liegen. Bei gesunden Menschen feuern die Neuronen hingegen qualitativ anders, z. B. auf unkorrelierte Weise.
- In
1 ist die Vorrichtung100 während ihres Betriebs dargestellt. Im Gehirn29 oder Rückenmark29 des Patienten weist mindestens eine Neuronenpopulation30 eine wie vorstehend beschriebene krankhaft synchrone neuronale Aktivität auf. Bei einer nicht-invasiven Stimulation verabreicht die Stimulationseinheit11 dem Patienten die ersten Reize21 derart, dass die ersten Reize21 je nach Modalität über die Augen, die Ohren oder die Haut des Patienten aufgenommen werden und von dort über das Nervensystem an die krankhaft aktive Neuronenpopulation30 im Gehirn29 und/oder Rückenmark29 weitergeleitet werden. Sofern die Stimulationseinheit11 in das Gehirn oder Rückenmark des Patienten implantiert ist, werden die elektrischen ersten Reize21 der betroffenen Neuronenpopulation30 entweder direkt verabreicht oder aber an Bereiche im Gehirn oder Rückenmark29 appliziert, die mit der Neuronenpopulation30 verbunden sind und die ersten Reize21 an die Neuronenpopulation30 weiterleiten. Die ersten Reize21 sind so ausgestaltet, dass sie die krankhaft synchrone Aktivität der Neuronenpopulation30 unterdrücken. Eine Unterdrückung der synchronen Aktivität kann bedeuten, dass die Koinzidenzrate der Neuronen gesenkt wird oder dass die Neuronenpopulation30 gar desynchronisiert wird. Eine durch die Stimulation bewirkte Senkung der Koinzidenzrate der Neuronen kann zu einer Senkung der synaptischen Gewichte und somit zu einem Verlernen der Tendenz zur Produktion krankhaft synchroner Aktivität führen. - Die von der Neurofeedback-Einheit
12 erzeugten zweiten Reize22 werden je nach Modalität ebenfalls über die Augen, die Ohren oder die Haut sowie tiefer liegende Gewebe des Patienten aufgenommen und von dort an das Nervensystem weitergeleitet. Im Unterschied zu den ersten Reizen21 sind die zweiten Reize22 nicht therapeutisch wirksam und haben demnach keine oder kaum eine desynchronisierende oder Koinzidenzratensenkende Wirkung auf die krankhaft synchrone neuronale Aktivität der Neuronenpopulation30 . Die zweiten Reize22 veranschaulichen dem Patienten lediglich die Stärke der Ausprägung der pathologischen neuronalen Aktivität der Neuronenpopulation30 . - Bei der Applikation von optischen (bzw. visuellen) oder akustischen (bzw. auditorischen) ersten oder zweiten Reizen
21 ,22 werden diese über mindestens ein Auge bzw. mindestens ein Ohr des Patienten aufgenommen. Die taktilen, vibratorischen und thermischen ersten oder zweiten Reize21 ,22 (bzw. Tast-, Vibrations- und Thermoreize) werden von in oder unter der Haut gelegenen Rezeptoren aufgenommen und an das Nervensystem weitergeleitet. Zu diesen Rezeptoren zählen beispielsweise Merkel-Zellen, Ruffini-Körperchen, Meissner-Körperchen und Haarfollikelrezeptoren, die insbesondere als Rezeptoren für die taktilen Reize.21 ,22 wirken. Die vibratorischen Reize21 ,22 zielen vorwiegend auf die Tiefensensibilität ab. Die vibratorischen Reize21 ,22 können von in der Haut, den Muskeln, dem Subkutangewebe und/oder den Sehnen des Patienten gelegenen Rezeptoren aufgenommen werden. Als Rezeptoren für die vibratorischen Reize21 ,22 seien beispielhaft die Vater-Pacini-Körperchen genannt, die Vibrationsempfindungen und Beschleunigungen vermitteln. Die thermischen Reize21 ,22 werden von den Thermorezeptoren der Haut aufgenommen. Dies sind Warmrezeptoren (auch Wärmerezeptoren, Warmsensoren oder Wärmesensoren genannt) und Kaltsensoren (auch Kältesensoren, Kaltrezeptoren oder Kälterezeptoren genannt). In der Haut des Menschen liegen die Kaltsensoren mehr oberflächlich, die Warmrezeptoren etwas tiefer. - Um es der Neurofeedback-Einheit
12 zu ermöglichen, dem Patienten die Stärke der Ausprägung der pathologischen neuronalen Aktivität der Neuronenpopulation30 zu übermitteln, und insbesondere auch um den mit der Vorrichtung100 erzielten Stimulationseffekt zu kontrollieren, misst die Messeinheit15 die neuronale Aktivität in dem stimulierten Zielgebiet, d. h. z. B. die neuronale Aktivität der in1 schematisch dargestellten Neuronenpopulation30 , oder in einem mit der Neuronenpopulation30 verbundenen Gebiet. Die Messeinheit15 nimmt dazu ein oder mehrere am Patienten gemessene Messsignale25 auf, wandelt diese gegebenenfalls in elektrische Signale26 um und führt diese der Steuereinheit10 zu. - Die Messeinheit
15 kann in Form eines oder mehrerer Sensoren in den Körper des Patienten implantiert sein. Als invasive Sensoren können beispielsweise epikortikale Elektroden, Tiefenhirnelektroden, sub- oder epidurale Hirnelektroden, subkutane EEG-Elektroden und sub- oder epidurale Rückenmarkselektroden dienen. Des Weiteren können an peripheren Nerven zu befestigende Elektroden als Sensoren eingesetzt werden. - Die Messsignale
25 können dauerhaft oder in den Pausen zwischen der Verabreichung der ersten Reize21 oder auch zu bestimmten vorgegebenen Zeitpunkten aufgenommen werden. Sofern die neuronale Aktivität der Zielpopulation30 gemessen wird, misst die Messeinheit15 die krankhaft übersteigert synchrone neuronale Aktivität, z. B. die Betaband-Aktivität bei der Parkinsonschen Erkrankung. Das Ausmaß dieser krankhaft synchronen neuronalen Aktivität kann z. B. durch die in einem Zeitfenster gemittelte Amplitude der Leistung in dem zugehörigen Frequenzbereich der lokalen Feldpotentiale, also z. B. bei akinetischen Parkinsonpatienten im Beta-Frequenzbereich zwischen 10 und 30 Hz, dargestellt werden. Dieser Messwert26 wird an die Steuereinheit10 oder aber direkt an die Neurofeedback-Einheit12 weitergeleitet. Die Übermittlung kann beispielsweise drahtlos über entsprechende Sender und Empfänger erfolgen. - Als Alternative zu den invasiven Sensoren oder auch zusätzlich dazu können ein oder mehrere nicht-invasive Sensoren als Messeinheit
15 eingesetzt werden. Nicht-invasive Sensoren sind z. B. Elektroenzephalographie(EEG)-Elektroden, Magnetenzephalographie(MEG)-Sensoren und Elektromyographie(EMG)-Elektroden. Ferner kann z. B. über ein Akzelerometer die krankhaft oszillatorische Aktivität im Tremor-Frequenzbereich oder die Bewegungsarmut (im Sinne einer Verminderung der Gesamtbewegungen) gemessen werden. - Zur Applikation der ersten und zweiten Reize
21 ,22 kann die Vorrichtung100 in zwei verschiedenen Betriebsmodi betrieben werden. Der jeweilige Betriebsmodus kann beispielsweise vorgegeben sein oder kann von der Steuereinheit10 ausgewählt werden. Die Steuereinheit10 steuert die beiden Stimulationseinheiten11 und12 entsprechend dem ausgewählten Betriebsmodus. - In einem ersten Betriebsmodus, der auch als Lernphase bezeichnet wird, lernt der Patient unter ärztlicher Aufsicht, ausschließlich durch Neurofeedback, d. h. ohne irgendeine Form einer von der Stimulationseinheit
11 applizierten elektrischen oder sensorischen Neurostimulation, verlässlich der krankhaft synchronen neuronalen Aktivität im Gehirn oder Rückenmark entgegenzuwirken und somit allfällig auftretenden Symptomen zu entgegnen. Durch Rückmeldung des Ausprägungsgrads der krankhaft synchronen neuronalen Aktivität mittels der Neurofeedback-Einheit12 lernt der Patient, diese Aktivität zu unterdrücken. Dies kann beispielsweise durch eine Form von Gedankensteuerung oder Entspannung geschehen und ist individuell verschieden. - Um Therapie-gefährdende Frustrationserlebnissen vorzubeugen, wird in der Lernphase eine assistierende je nach Ausführungsform invasive oder nicht-invasive Neurostimulation mittels der Stimulationseinheit
11 durchgeführt. Die Aktivierung der Stimulationseinheit11 wird dem Patienten beispielsweise mittels der Neurofeedback-Einheit12 mitgeteilt. - Die Aktivierung der Stimulationseinheit
11 , d. h. die Durchführung einer elektrischen, optischen, akustischen, taktilen, vibratorischen und/oder thermischen Neurostimulation (”Neuromodulation”), erfolgt beispielsweise, sobald die mit Hilfe der Messeinheit15 ermittelte Ausprägung der krankhaft synchronen neuronalen Aktivität einen vorgegebenen Schwellwert übersteigt. Im ersten Betriebsmodus, d. h. der Lernphase, wird der Schwellwert, bei dessen Überschreiten die Stimulationseinheit11 aktiviert wird, beispielsweise relativ hoch eingestellt, um lediglich besonders stark ausgeprägte Symptomschübe abzufangen, dem Patienten aber genügend Möglichkeit zum Erlernen des Neurofeedback zu geben. - Alternativ oder zusätzlich zu dem vorstehend beschriebenen Schwellwert-Kriterium kann die Stimulationseinheit
11 auch dann aktiviert werden, wenn der Patient sich nicht ausreichend behandelt fühlt und eine Aktivierungstaste eines Patientenprogrammiergeräts, das mit der Steuereinheit10 verbunden ist, drückt. - Die Stimulationseinheit
11 kann deaktiviert und die Neuromodulation dementsprechend gestoppt werden, sobald die mit Hilfe der Messeinheit15 ermittelte Ausprägung der krankhaft synchronen neuronalen Aktivität unter den vorgegebenen Schwellwert oder einen anderen vorgegebenen Schwellwert fällt und/oder falls der Patient sich wieder ausreichend behandelt fühlt und eine an dem Patientenprogrammiergerät vorhandene Deaktivierungstaste drückt und/oder nach Ablauf einer vom Arzt voreingestellten konstanten Stimulationszeit. - Sobald der Patient genügend Erfahrung und Sicherheit mit dem Neurofeedback-Verfahren gewonnen hat, wird die Lernphase beendet und die Vorrichtung
100 wird im zweiten Betriebsmodus, der eigentlichen Neurofeedbackphase, betrieben. In der eigentlichen Neurofeedbackphase wird ausgenutzt, dass zumindest ein Teil der Patienten nun sicher das Neurofeedback erlernt hat. Im Fall der elektrischen Neurostimulation kann die Stimulationseinheit11 während des zweiten Betriebsmodus auf Stand-by, d. h. in einen Bereitschaftsdienst, gesetzt werden. Das Implantat schaltet sich dann nur noch im (unwahrscheinlichen) Bedarfsfall ein, falls beispielsweise die mit Hilfe der Messeinheit15 ermittelte Ausprägung der krankhaft synchronen neuronalen Aktivität einen vorgegebenen Schwellwert überschreitet, der sich z. B. von dem entsprechenden Schwellwert im ersten Betriebsmodus unterscheiden kann, und/oder der Patient durch Drücken der Aktivierungstaste dies initiiert. Im Fall der sensorischen Neurostimulation mittels einer optischen, akustischen, taktilen, vibratorischen und/oder thermischen Stimulationseinheit11 wird der sensorische Stimulator vom Patienten während der eigentlichen Neurofeedbackphase nicht weiter getragen, sondern nur im (unwahrscheinlichen) Bedarfsfall wieder angelegt. - Während der eigentlichen Neurofeedbackphase kann die Neurofeedback-Einheit
12 dem Patienten mittels der zweiten Reize22 die mit Hilfe der Messeinheit15 ermittelte Ausprägung der krankhaft synchronen neuronalen Aktivität mitteilen oder aber auch nur beim Überschreiten eines vorgegebenen Schwellwerts dem Patienten ein Warnsignal übermitteln, so dass der Patient das erlernte Neurofeedback anwenden kann, um ohne irgendeine Form einer von der Stimulationseinheit11 vorgenommenen elektrischen oder sensorischen Neurostimulation verlässlich der krankhaft synchronen neuronalen Aktivität im Gehirn oder Rückenmark entgegenzuwirken. - Ein Teil der Patienten benötigt zur erfolgreichen Ausführung des Neurofeedbacks die Neurofeedback-Einheit
12 nicht mehr oder nur noch – quasi zum Auffrischen des Neurofeedback selten, da nach der Lernphase entsprechende körperliche Korrelate der pathologischen neuronalen Aktivität hinreichend sensibel wahrgenommen werden. - Die Steuereinheit
10 kann z. B. zusammen mit der Messeinheit15 , die beispielsweise als epikortikale Elektrode oder Tiefenelektrode ausgestaltet sein kann, in den Körper des Patienten implantiert sein. Die Steuereinheit10 misst den therapeutischen Effekt anhand der von der Messeinheit15 zur Verfügung gestellten Signale26 und ermittelt das Ausmaß der für die jeweilige Erkrankung spezifischen pathologischen Aktivität. Insbesondere wird die Amplitude der krankhaften Schwingungen in typischen Frequenzbereichen der lokalen Feldpotentiale ermittelt, also z. B. bei akinetischen Parkinsonpatienten die integrale Power im Beta-Frequenzbereich zwischen 10 Hz und 30 Hz. Bei einem effektivem Neurofeedback bzw. einer effektiven Neurostimulation sinkt diese Amplitude ab. Lässt die Wirkung des Neurofeedback nach, d. h. steigt die Amplitude über einen kritischen Wert, so erfolgt die nächste Neurostimulationsphase. Der kritische Wert kann vom Arzt individuell für den jeweiligen Patienten eingestellt werden. Alternativ können typische Werte als Voreinstellung für den kritischen Wert gewählt werden, z. B. der Mittelwert der Amplitude plus zweimal die Standardabweichung in Bereichen des Frequenzspektrums ohne Frequenzpeaks und oberhalb von z. B. 70 Hz. - Die Vorrichtung
100 ermöglicht gegenüber herkömmlichen Neurostimulationsvorrichtungen eine deutlich schonendere Behandlung schwerer neurologischer und psychiatrischer Erkrankungen. Entscheidend ist, dass bei einer Ausführungsform die mittels der Stimulationseinheit11 applizierte elektrische oder sensorische Neurostimulation im zweiten Betriebsmodus, der eigentlichen Neurofeedbackphase, komplett zugunsten einer Neurofeedback-Behandlung vermieden wird oder bei einer anderen Ausführungsform die elektrische oder sensorische Neurostimulation im zweiten Betriebsmodus nur dann aktiviert wird, wenn der Therapieerfolg durch Neurofeedback unzureichend ist. Hierdurch werden Nebenwirkungen vermieden, und der Patient wird als mündiger Partner in die Behandlung mit einbezogen. - Ein weiterer Vorteil der Vorrichtung
100 ist, dass der Patient bei Versagen des Neurofeedback immer auf die sichere Neurostimulationsbehandlung zurückfällt und somit das für die Durchführung des Neurofeedbacks nötige Vertrauen, insbesondere auch in schwierigen Situation wie z. B. Stress, deutlich einfacher und berechtigter aufbringen kann. Die hieraus resultierende Gelassenheit des Patienten verbessert den therapeutischen Erfolg des Neurofeedback erheblich. - Generell führt eine elektrische Neurostimulation zu Nebenwirkungen aufgrund des Stromeintrags. Der Stromeintrag und damit die Nebenwirkungen werden durch die Vorrichtung
100 vermindert. Die sensorische Neurostimulation ist bedingt durch die Stimulatoren häufig unkomfortabel und kann bei der Verrichtung alltäglicher Aufgaben und insbesondere beim Führen eines Fahrzeugs im Straßenverkehr störend oder sogar gefährdend sein. - Durch die geringeren Nebenwirkungen sowie den gesteigerten Komfort bei der Durchführung der Therapie kann die Bereitschaft des Patienten zur Durchführung der Therapie (Compliance) und somit der therapeutische Erfolg insgesamt erhöht werden.
- In den
2 bis5 ist die Funktionsweise der Vorrichtung100 schematisch zusammengefasst.2 zeigt dabei ein Therapieschema mit einer elektrischen, über die Stimulationseinheit11 applizierten Neurostimulation. Nach Erlernen des Neurofeedbacks im ersten Betriebsmodus (”Lernphase Neurofeedback”) wird der implantierte Neurostimulator11 im zweiten Betriebsmodus (”erlerntes Neurofeedback”) auf Stand-by gesetzt. Der Neurostimulator11 wird nur bei Wiederauftreten der pathologisch neuronalen Aktivität in relevantem Ausmaß aktiviert. -
3 zeigt ein Therapieschema mit einer nicht-invasiven Stimulationseinheit11 , welche optische, akustische, taktile, vibratorische und/oder thermische erste Reize21 appliziert. Nach Erlernen des Neurofeedback durch den Patienten trägt der Patient den sensorischen Neurostimulator11 nicht mehr und legt ihn erst wieder an, wenn Symptome erneut auftreten, nachhaltig stören und mittels Neurofeedback nicht mehr kontrollierbar sind. - Die
4 und5 zeigen Flussdiagramme des Behandlungsablaufs eines Patienten mit der Vorrichtung100 , falls diese eine elektrische Stimulationseinheit11 aufweist. Gemäß der in4 gezeigten Ausgestaltung wird die implantierte Stimulationseinheit11 bei unzureichendem Effekt der Neurofeedback-Therapie automatisch angeschaltet, d. h. bei Überschreiten der Ausprägung des pathologischen Merkmals über einen Schwellwert. Die implantierte Stimulationseinheit11 wird deaktiviert, sobald die Ausprägung des pathologischen Merkmals unter den Schwellwert fällt. - Bei der in
5 gezeigten Ausgestaltung aktiviert der Patient die implantierte elektrische Stimulationseinheit11 durch Drücken der Aktivierungstaste, wenn der Patient sich nicht hinreichend gut behandelt fühlt. Die Stimulationseinheit11 ist dann – je nach Ausführungsform – während einer voreingestellten Zeitdauer aktiv oder so lange aktiv, bis der Patient die Stimulationseinheit11 über die Deaktivierungstaste deaktiviert, oder die Stimulationseinheit11 schaltet sich bedarfsgesteuert ab, d. h. sobald das pathologische Merkmal einen vorgegebenen Schwellwert unterschreitet. -
6 zeigt schematisch eine Ausgestaltung der Vorrichtung100 , bei der die Stimulationseinheit11 nicht implantiert ist, sondern nicht-invasive, d. h. optische, akustische, taktile, vibratorische und/oder thermische erste Reize21 erzeugt (nicht dargestellt). Die Messeinheit ist durch Tiefenelektroden15 realisiert, die über Kabel16 mit einer ebenfalls implantierten Steuereinheit10 verbunden sind. Die Steuereinheit10 meldet das Ausmaß der über die Tiefenelektroden15 gemessenen pathologischen neuronalen Aktivität über die Neurofeedback-Einheit12 an den Patienten zurück, damit dieser durch Neurofeedback der pathologischen Aktivität entgegenwirken kann. Die Steuereinheit10 und die Neurofeedback-Einheit12 sind über Funk verbunden. -
7 zeigt schematisch eine weitere Ausgestaltung der Vorrichtung100 , bei der die Stimulationseinheit11 implantiert ist und elektrische erste Reize21 generiert. Die Tiefenelektroden fungieren bei der vorliegenden Ausgestaltung sowohl als Stimulationseinheit11 als auch als Messeinheit15 . Die Tiefenelektroden11 ,15 sind über Kabel16 und einen Konnektor17 , der bei der in6 gezeigten Ausgestaltung nicht notwendig ist, mit der Steuereinheit10 verbunden. Die Steuereinheit10 meldet das Ausmaß der über die Tiefenelektroden11 ,15 gemessenen pathologischen neuronalen Aktivität über die Neurofeedback-Einheit12 an den Patienten zurück, damit dieser durch Neurofeedback der pathologischen Aktivität entgegenwirken kann. Ferner steuert die Steuereinheit10 die Tiefenelektroden10 an, damit diese die elektrischen ersten Reize21 applizieren. - Als erste Reize
21 können elektrische, optische, akustische, taktile, vibratorische und/oder thermische Reize verwendet, die eine desynchronisierende Wirkung haben oder zumindest eine Senkung der Koinzidenzrate der kranken Neuronen bewirken. Weiter unten wird beschrieben, dass es möglich ist, mittels der Stimulationseinheit11 unterschiedliche Bereiche der Gehirns29 oder Rückenmarks29 separat zu stimulieren, indem die applizierten ersten Reize21 über Nervenleitungen an unterschiedliche Zielgebiete, die im Gehirn29 und/oder Rückenmark29 liegen, weitergeleitet werden. Die Zielgebiete können mit eventuell unterschiedlichen und/oder zeitversetzten ersten Reizen21 stimuliert werden. - Gemäß einer Ausgestaltung werden der Neuronenpopulation
30 , die eine krankhaft synchrone und oszillatorische Aktivität aufweist, erste Reize21 verabreicht, welche in der Neuronenpopulation30 ein Zurücksetzen, einen sogenannten Reset, der Phase der neuronalen Aktivität der stimulierten Neuronen bewirken. Durch das Zurücksetzen wird die Phase der stimulierten Neuronen unabhängig von dem aktuellen Phasenwert auf einen bestimmten Phasenwert, z. B. 0°, gesetzt. Somit wird die Phase der neuronalen Aktivität der krankhaften Neuronenpopulation30 mittels einer gezielten Stimulation kontrolliert. Da es ferner möglich ist, die krankhafte Neuronenpopulation30 an unterschiedlichen Stellen zu stimulieren, kann die Phase der neuronalen Aktivität der krankhaften Neuronenpopulation30 an den unterschiedlichen Stimulationsstellen zu unterschiedlichen Zeitpunkten zurückgesetzt werden. Im Ergebnis wird dadurch die krankhafte Neuronenpopulation30 , deren Neuronen zuvor synchron und mit gleicher Frequenz und Phase aktiv waren, in mehrere Subpopulationen aufgespalten, die in1 schematisch dargestellt sind und mit den Bezugszeichen31 ,32 ,33 und34 gekennzeichnet sind (beispielhaft sind hier vier Subpopulationen dargestellt). Innerhalb einer der Subpopulationen31 bis34 sind die Neuronen nach einem Zurücksetzen der Phase weiterhin synchron und feuern auch weiterhin. mit derselben pathologischen Frequenz, aber jede der Subpopulationen31 bis34 weist bezüglich ihrer neuronalen Aktivität die Phase auf, die ihr durch den Stimulationsreiz aufgezwungen wurde. Dies bedeutet, dass die neuronalen Aktivitäten der einzelnen Subpopulationen31 bis34 nach dem Zurücksetzen ihrer Phasen weiterhin einen in etwa sinusförmigen Verlauf mit derselben pathologischen Frequenz haben, aber unterschiedliche Phasen. - Bedingt durch die krankhafte Interaktion zwischen den Neuronen ist der durch die Stimulation erzeugte Zustand mit mindestens zwei Subpopulationen instabil, und die gesamte Neuronenpopulation
30 nähert sich schnell einem Zustand kompletter Desynchronisation, in welchem die Neuronen unkorreliert feuern. Der gewünschte Zustand, das heißt die komplette Desynchronisation, ist somit nach der Applikation der ersten Reize21 nicht sofort vorhanden, sondern stellt sich meist innerhalb weniger Perioden oder gar in weniger als einer Periode der pathologischen Frequenz ein. - Eine Theorie zur Erklärung des Stimulationserfolgs basiert darauf, dass die letztlich gewünschte Desynchronisation durch die krankhaft gesteigerte Interaktion zwischen den Neuronen erst ermöglicht wird. Hierbei wird ein Selbstorganisationsprozess ausgenutzt, der für die krankhafte Synchronisation verantwortlich ist. Derselbe bewirkt, dass auf eine Aufteilung einer Gesamtpopulation
30 in Subpopulationen31 bis34 mit unterschiedlichen Phasen eine Desynchronisation folgt. Im Gegensatz dazu würde ohne krankhaft gesteigerte Interaktion der Neuronen keine Desynchronisation erfolgen. - Darüber hinaus kann durch die Stimulation mit der Stimulationseinheit
11 eine Neuorganisation der Konnektivität der gestörten neuronalen Netzwerke erzielt werden, sodass lang anhaltende therapeutische Effekte bewirkt werden können. Der erzielte synaptische Umbau ist von großer Bedeutung für die wirksame Behandlung neurologischer oder psychiatrischer Erkrankungen. - In den
8A ,8B und9 sind Ausgestaltungen der Neurofeedback-Einheit12 zur Erzeugung der zweiten Reize22 dargestellt. In dem in den8A und8B gezeigten Ausführungsbeispiel ist die Neurofeedback-Einheit12 als sogenannte ”Neurofeedback-Uhr” ausgeführt, die für den Patienten bequem zu tragen ist. In8A ist die Vorderansicht, in8B die Rückansicht der Neurofeedback-Uhr12 gezeigt. Die Neurofeedback-Uhr12 besteht aus einem Mittelteil40 , Armbändern41 , einem Verschlussteil42 und zugehörigen Löchern43 . Alternativ kann auch ein Klettverschluss oder jeder andere gleichwertige Verschluss verwendet werden. Der Mittelteil40 enthält einen Lautsprecher44 zur Generierung von akustischen zweiten Reizen22 , z. B. einer Melodie oder einem Summ-, Warn- oder Pfeifton, sowie ein Display45 zur Generierung eines nicht blendenden optischen zweiten Reizes22 , z. B. einer sich je nach Ausprägung des pathologischen Merkmals mehr oder weniger stark öffnenden Blume oder einer konzentrischen roten ”Warnscheibe” mit einem Durchmesser, der mit der Ausprägung des pathologischen neuronalen Aktivität korreliert, oder einem Balken, der mit der Ausprägung der pathologischen neuronalen Aktivität anwächst. Ferner kann die Neurofeedback-Uhr12 mit einem oder mehreren Vibratoren46 ausgestattet sein, die ”warnende” taktile und/oder vibratorische zweite Reize22 generieren. - Gemäß einer Ausführungsform ist auf der Rückseite der Neurofeedback-Uhr
12 ein Thermostimulator angeordnet, mit dem ”warnende” thermische zweite Reize22 der Haut des Patienten verabreicht werden können. Warnende zweite Reize22 können z. B. erst dann appliziert werden, wenn die Ausprägung des pathologischen Merkmals einen vorgegebenen Schwellwert überschritten hat. - Die Neurofeedback-Uhr
12 kann auch so ausgestaltet sein, dass sie nur einen zweiten Reiz22 einer Sinnesmodalität, z. B. nur einen optischen Reiz, generiert. Die Stromversorgung der Neurofeedback-Uhr12 erfolgt durch eine Batterie und/oder Solarzellen und/oder ein mechanisches Schwungrad im Inneren der Neurofeedback-Uhr12 . - Zur Kontrolle des Stimulationseffekts kann die Neurofeedback-Uhr
12 zusätzlich ein Akzelerometer beinhalten, mit dem sich die krankhafte oszillatorische Aktivität, z. B. von krankhaftem Tremor, oder aber das mittlere Aktivitätsniveau des Patienten messen lässt. Das mittlere Aktivitätsniveau des Patienten spiegelt die Verlangsamung bzw. Verarmung der Bewegungen bzw. der Bewegungsunfähigkeit des Patienten wider (d. h. die Brady-, Hypo- und Akinese). - Ein weiteres Ausführungsbeispiel der Neurofeedback-Einheit
12 ist9 schematisch dargestellt. Dabei handelt es sich um ein beispielsweise handyförmiges Gerät, das z. B. in der Hemdtasche oder Hosentasche des Patienten getragen werden kann und das mittels eines Lautsprechers47 akustische zweite Reize22 generiert. - Ferner kann ein externes Programmiergerät für den Arzt vorgesehen sein, mit welchem die Parameter der Steuereinheit
10 , der Stimulationseinheit11 , der Neurofeedback-Einheit12 und/oder der Messeinheit15 eingestellt werden können. Darüber hinaus kann dem Patienten ebenfalls ein externes Programmiergerät zur Verfügung gestellt werden, mit welchem der Patient die Stimulationsgeräte ausstellen kann bzw. Parameter der Stimulationseinheit11 in engen, vom Arzt vorgegebenen Grenzen modifizieren kann. Ferner kann das für den Patienten bestimmte Programmiergerät die weiter oben bereits beschriebene Funktionalität enthalten, mittels welcher der Patient selbstständig, z. B. durch das Betätigen einer Aktivierungs- bzw. Deaktivierungstaste den Neurostimulationsbetrieb aktivieren bzw. deaktivieren kann. Die Programmiergeräte können beispielsweise über Funkverbindungen mit den jeweiligen Komponenten des Stimulationsgeräts kommunizieren. - Stimulationseinheiten zur Erzeugung elektrischer erster Reize:
- Im Folgenden werden Ausgestaltungen der Stimulationseinheit
11 zur Erzeugung elektrischer erster Reize21 beschrieben. Derartige Stimulationseinheiten lassen sich auch der deutschen PatentanmeldungDE 10 2008 052 078 A1 mit dem Titel ”Vorrichtung und Verfahren zur konditionierten desynchronisierenden Stimulation” entnehmen, die am 17. Oktober 2008 beim Deutschen Patent- und Markenamt hinterlegt worden ist. - Als elektrische erste Reize
21 werden desynchronisierende elektrische Stimulationssignale verwendet oder elektrische Stimulationssignale, die zumindest eine Senkung der Koinzidenzrate der kranken Neuronen bewirken. Bei der elektrischen Neurostimulation ist die Stimulationseinheit als Stimulationselektrode11 ausgestaltet, mittels welcher die ersten Reize21 auf das Gehirn29 oder Rückenmark29 des Patienten übertragen werden. Die Stimulationselektrode11 kann beispielsweise eine oder zwei oder mehrere Stimulationskontaktflächen aufweisen, die nach der Implantation mit dem Gewebe des Gehirns29 oder Rückenmarks29 in Kontakt stehen und über die die elektrischen ersten Reize21 appliziert werden. - In
10 ist schematisch und beispielhaft eine Stimulationselektrode11 dargestellt. Die Stimulationselektrode11 besteht aus einem isolierten Elektrodenschaft50 und mindestens einer, beispielsweise zwei oder mehr Stimulationskontaktflächen, die in den Elektrodenschaft50 eingebracht worden sind. In dem vorliegenden Beispiel enthält die Stimulationselektrode14 vier Stimulationskontaktflächen51 ,52 ,53 und54 . Der Elektrodenschaft50 und die Stimulationskontaktflächen51 bis54 können aus einem biokompatiblen Material hergestellt sein. Ferner sind die Stimulationskontaktflächen51 bis54 elektrisch leitfähig, beispielsweise sind sie aus einem Metall gefertigt, und befinden sich nach der Implantation in direktem elektrischen Kontakt mit dem Nervengewebe. In dem vorliegenden Ausführungsbeispiel kann jede der Stimulationskontaktflächen51 bis54 über eine eigene Zuleitung55 angesteuert werden bzw. es können über die Zuleitungen55 die aufgenommenen Messsignale26 abgeführt werden, sofern die Stimulationselektrode11 gleichzeitig als Messeinheit15 genutzt wird. Als Alternative können auch zwei oder mehr Stimulationskontaktflächen51 bis54 an dieselbe Zuleitung55 angeschlossen sein. - In
10 sind die Stimulationskontaktflächen51 bis54 in Reihen und Spalten angeordnet. Ferner sind die Stimulationskontaktflächen51 bis54 als Rechtecke ausgestaltet. Diese Ausgestaltungen sind lediglich beispielhaft zu verstehen. Alternativ zu diesen Ausgestaltungen kann die Stimulationselektrode11 eine beliebige Anzahl N (N = 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12 ...) von Stimulationskontaktflächen enthalten, die beliebig zueinander angeordnet sein können und beliebige Formen aufweisen können. - Neben den Stimulationskontaktflächen
51 bis54 kann die Elektrode11 eine Referenzelektrode56 aufweisen, deren Oberfläche größer als die der Stimulationskontaktflächen51 bis54 sein kann. Die Referenzelektrode56 wird bei der Stimulation des Nervengewebes zur Erzeugung eines Referenzpotentials eingesetzt. Alternativ kann auch eine der Stimulationskontaktflächen51 bis54 zu diesem Zweck verwendet werden. D. h., es kann entweder unipolar zwischen einer einzelnen Stimulationskontaktfläche51 bis54 und der Referenzelektrode56 (oder dem Gehäuse der Steuereinheit10 ) oder bipolar zwischen verschiedenen Stimulationskontaktflächen51 bis54 stimuliert werden. - Neben ihrer Funktion als Stimulationselektrode kann die Elektrode
11 auch als Messeinheit15 innerhalb der Vorrichtung100 eingesetzt werden. In diesem Fall werden über mindestens eine der Kontaktflächen51 bis54 Messsignale25 aufgenommen. - Die Stimulationskontaktflächen
51 bis54 können mit der Steuereinheit10 über Kabel oder über telemetrische Verbindungen verbunden sein. - Die Mehrzahl von Stimulationskontaktflächen
51 bis54 ermöglicht es, unterschiedliche Bereiche der Gehirns29 oder Rückenmarks29 über die einzelnen Stimulationskontaktflächen51 bis54 separat zu stimulieren. Zu diesem Zweck kann beispielsweise jede der Stimulationskontaktflächen51 bis54 über eine eigene Verbindungsleitung55 mit der Steuereinheit10 verbunden sein. Dies ermöglicht es der Steuereinheit10 , für jede einzelne der Stimulationskontaktflächen51 bis54 bestimmte. erste Reize21 zu erzeugen. Die Stimulationskontaktflächen51 bis54 können so in den Patienten implantiert sein, dass die auf das Gewebe applizierten ersten Reize21 über Nervenleitungen an unterschiedliche Zielgebiete, die im Gehirn29 und/oder Rückenmark29 liegen, weitergeleitet werden. Folglich können mittels der Vorrichtung100 verschiedene Zielgebiete im Gehirn29 und/oder Rückenmark29 mit eventuell unterschiedlichen und/oder zeitversetzten ersten Reizen21 stimuliert werden. - Aufgrund der Mehrzahl von Stimulationskontaktflächen
51 bis54 können nicht nur unterschiedliche Bereiche des Gehirns29 und/oder Rückenmarks29 stimuliert werden, sondern es können auch andere Stimulationsformen eingesetzt werden, als dies bei der Verwendung beispielsweise nur einer einzigen Stimulationskontaktfläche möglich wäre. Gemäß einer Ausgestaltung werden der Neuronenpopulation30 , die eine krankhaft synchrone und oszillatorische Aktivität aufweist, mittels der Stimulationselektrode11 erste Reize21 verabreicht, welche in der Neuronenpopulation30 ein Zurücksetzen, einen sogenannten Reset, der Phase der neuronalen Aktivität der stimulierten Neuronen bewirken. Durch das Zurücksetzen wird die Phase der stimulierten Neuronen unabhängig von dem aktuellen Phasenwert auf einen bestimmten Phasenwert, z. B. 0°, gesetzt. Somit wird die Phase der neuronalen Aktivität der krankhaften Neuronenpopulation30 mittels einer gezielten Stimulation kontrolliert. Ferner ist es aufgrund der Mehrzahl von Stimulationskontaktflächen51 bis54 möglich, die krankhafte Neuronenpopulation30 an unterschiedlichen Stellen zu stimulieren. Dies ermöglicht es, die Phase der neuronalen Aktivität der krankhaften Neuronenpopulation30 an den unterschiedlichen Stimulationsstellen zu unterschiedlichen Zeitpunkten zurückzusetzen. Im Ergebnis wird dadurch die krankhafte Neuronenpopulation30 , deren Neuronen zuvor synchron und mit gleicher Frequenz und Phase aktiv waren, in mehrere Subpopulationen aufgespalten, die in1 schematisch dargestellt sind und mit den Bezugszeichen31 ,32 ,33 und34 gekennzeichnet sind. Innerhalb einer der Subpopulationen31 bis34 sind die Neuronen nach einem Zurücksetzen der Phase weiterhin synchron und feuern auch weiterhin mit derselben pathologischen Frequenz, aber jede der Subpopulationen31 bis34 weist bezüglich ihrer neuronalen Aktivität die Phase auf, die ihr durch den Stimulationsreiz aufgezwungen wurde. Dies bedeutet, dass die neuronalen Aktivitäten der einzelnen Subpopulationen31 bis34 nach dem Zurücksetzen ihrer Phasen weiterhin einen in etwa sinusförmigen Verlauf mit derselben pathologischen Frequenz haben, aber unterschiedliche Phasen. - Beispielsweise können die Stimulationskontaktflächen
51 bis54 derart auf oder in dem Hirn- oder Rückenmarkgewebe29 des Patienten platziert sein, dass die von der Stimulationskontaktfläche51 applizierten ersten Reize21 die Subpopulation31 reizen und deren neuronale Phase zurücksetzen und die von der Stimulationskontaktfläche52 applizierten ersten Reize21 die Subpopulation32 reizen und deren neuronale Phase zurücksetzen. Analoges gilt für die Stimulationskontaktfläche53 bzw.54 in Bezug auf die Subpopulation33 bzw.34 . - Der durch die Stimulation erzeugte Zustand mit mindestens zwei Subpopulationen ist instabil, wodurch sich die gesamte Neuronenpopulation
30 sich schnell einem Zustand kompletter Desynchronisation nähert, in welchem die Neuronen unkorreliert feuern. - Um durch zeitversetztes Zurücksetzen der Phasen der Subpopulationen
31 bis34 der krankhaft synchronen Neuronenpopulation30 eine Desynchronisation der gesamten Neuronenpopulation30 zu erzielen, kann auf verschiedene Arten vorgegangen werden. Beispielsweise können Stimulationssignale, die ein Zurücksetzen der Phase von Neuronen bewirken, zeitversetzt über die unterschiedlichen Stimulationskontaktflächen51 bis54 an das jeweils stimulierte Nervengewebe abgegeben werden. Des Weiteren können die Stimulationssignale z. B. phasenversetzt oder mit unterschiedlicher Polarität appliziert werden, so dass sie im Ergebnis auch zu einem zeitversetzten Zurücksetzen der Phasen der unterschiedlichen Subpopulationen31 bis34 führen. - Die Vorrichtung
100 kann beispielsweise in einem sogenannten ”open loop”-Modus betrieben werden, bei welchem die Steuereinheit10 vorgegebene erste Reize21 erzeugt und diese über die Stimulationskontaktflächen51 bis54 an das Nervengewebe abgegeben werden. Des Weiteren kann die Vorrichtung100 auch als sogenanntes ”closed loop”-System betrieben werden. In diesem Fall stellt die Messeinheit15 die am Patienten aufgenommenen Messsignale26 bereit und leitet diese an die Steuereinheit10 weiter. - Mit Hilfe der Messsignale
26 kann eine bedarfsgesteuerte Stimulation durchgeführt werden. Hierzu detektiert die Steuereinheit10 anhand der von der Messeinheit15 aufgenommenen Messsignale26 das Vorhandensein und/oder die Ausprägung eines oder mehrerer krankhafter Merkmale. Ferner kann anhand der von der Messeinheit15 aufgenommenen Messsignale26 beispielsweise die Stärke der ersten Reize21 eingestellt werden. Z. B. können ein oder mehrere Schwellwerte vorgegeben werden, und bei einem Überschreiten der Amplitude oder des Betrags der Messsignale26 über einen bestimmten Schwellwert wird eine bestimmte Stärke der ersten Reize21 eingestellt. - Des Weiteren kann vorgesehen sein, dass die von der Messeinheit
15 aufgenommenen Messsignale26 direkt oder gegebenenfalls nach einem oder mehreren Verarbeitungsschritten als erste Reize21 eingesetzt werden und von der Steuereinheit10 in die Stimulationselektrode11 eingespeist werden. Beispielsweise können die Messsignale26 verstärkt und gegebenenfalls nach mathematischer Verrechnung (z. B. nach Mischung der Messsignale) mit einer Zeitverzögerung und linearen und/oder nichtlinearen Verrechnungsschritten und Kombinationen prozessiert und in die Stimulationselektrode11 eingespeist werden. Der Verrechnungsmodus wird hierbei so gewählt, dass der krankhaften neuronalen Aktivität entgegengewirkt wird und das Stimulationssignal mit abnehmender krankhafter neuronaler Aktivität ebenfalls verschwindet oder zumindest deutlich in seiner Stärke reduziert wird. - Ein für die oben beschriebenen Zwecke geeignetes Stimulationsverfahren, das beispielsweise mit der Vorrichtung
100 durchgeführt werden kann, ist in11 schematisch dargestellt. Dort sind untereinander die über die Stimulationskontaktflächen51 bis54 applizierten ersten Reize21 gegen die Zeit t aufgetragen. - Bei dem in
11 dargestellten Verfahren verabreicht jede der Stimulationskontaktflächen51 bis54 den ersten Reiz21 periodisch an den jeweiligen Bereich des Gewebes, auf dem die Stimulationskontaktflächen51 bis54 platziert sind. Die Frequenz fstim = 1/Tstim, mit welcher die ersten Reize21 pro Stimulationskontaktfläche51 bis54 wiederholt werden, kann im Bereich von 1 bis 30 Hz und insbesondere im Bereich von 1 bis 20 Hz oder im Bereich von 5 bis 20 Hz oder im Bereich von 10 bis 30 Hz liegen, kann aber auch kleinere oder größere Werte annehmen. - Gemäß der in
11 gezeigten Ausgestaltung erfolgt die Verabreichung der ersten Reize21 über die einzelnen Stimulationskontaktflächen51 bis54 mit einer zeitlichen Verzögerung zwischen den einzelnen Stimulationskontaktflächen51 bis54 . Beispielsweise kann der Beginn zeitlich aufeinander folgender und von unterschiedlichen Stimulationskontaktflächen51 bis54 applizierten ersten Reizen21 um eine Zeit τ verschoben sein. - Im Fall von N Stimulationskontaktflächen kann die zeitliche Verzögerung τ zwischen jeweils zwei aufeinander folgenden ersten Reizen
21 beispielsweise im Bereich eines N-tels der Periode 1/fstim liegen. In dem in11 gezeigten Ausführungsbeispiel (N = 4) beträgt die Verzögerung τ dann 1/(4 × fstim). Von dem Wert Tstim/N für die zeitliche Verzögerung T kann auch um bis zu ±3% oder ±5% oder ±10% abgewichen werden. - Die Frequenz fstim kann beispielsweise im Bereich der mittleren Frequenz der krankhaft rhythmischen Aktivität des Ziel-Netzwerks liegen. Bei neurologischen und psychiatrischen Erkrankungen liegt die mittlere Frequenz typischerweise im Bereich von 1 bis 30 Hz, kann aber auch außerhalb dieses Bereichs liegen. Hierbei ist zu beachten, dass die Frequenz, mit welcher die betroffenen Neuronen bei neurologischen und psychiatrischen Erkrankungen synchron feuern, üblicherweise nicht konstant ist, sondern durchaus Variationen aufweisen kann und darüber hinaus bei jedem Patienten individuelle Abweichungen zeigt.
- Als erste Reize
21 können beispielsweise strom- oder spannungskontrollierte Pulse verwendet werden. Ferner kann ein erster Reiz21 ein wie in12 dargestellter aus mehreren Einzelpulsen60 bestehender Pulszug sein. Die Pulszüge21 können jeweils aus 1 bis 100, insbesondere 2 bis 10, elektrischen ladungsbalancierten Einzelpulsen60 bestehen. Die Pulszüge21 werden z. B. als Sequenz mit bis zu 20 oder auch mehr Pulszügen appliziert. Innerhalb einer Sequenz werden die Pulszüge21 mit der Frequenz fstim im Bereich von 1 bis 30 Hz wiederholt. - Beispielhaft ist ein Pulszug
21 , der aus drei Einzelpulsen60 besteht, in13 gezeigt. Die Einzelpulse60 werden mit einer Frequenz f60 im Bereich von 50 bis 500 Hz, insbesondere im Bereich von 100 bis 150 Hz, wiederholt. Die Einzelpulse60 können strom- oder spannungskontrollierte Pulse sein, die sich aus einem anfänglichen Pulsanteil61 und einem sich daran anschließenden, in entgegengesetzter Richtung fließenden Pulsanteil62 zusammensetzen, wobei die Polarität der beiden Pulsanteile61 und62 gegenüber der in13 gezeigten Polarität auch vertauscht werden kann. Die Dauer63 des Pulsanteils61 liegt im Bereich zwischen 1 μs und 450 μs. Die Amplitude64 des Pulsanteils61 liegt im Falle von stromkontrollierten Pulsen im Bereich zwischen 0 mA und 25 mA und im Fall von spannungskontrollierten Pulsen im Bereich von 0 bis 20 V. Die Amplitude des Pulsanteils62 ist geringer als die Amplitude64 des Pulsanteils61 . Dafür ist die Dauer des Pulsanteils62 länger als die des Pulsanteils61 . Die Pulsanteile61 und62 sind idealerweise so dimensioniert, dass die Ladung, welche durch sie übertragen wird, bei beiden Pulsanteilen61 und62 gleich groß ist, d. h. die in13 schraffiert eingezeichneten Flächen sind gleich groß. Im Ergebnis wird dadurch durch einen Einzelpuls60 genauso viel Ladung in das Gewebe eingebracht, wie aus dem Gewebe entnommen wird. - Die in
13 dargestellte Rechteckform der Einzelpulse60 stellt eine ideale Form dar. Je nach der Güte der die Einzelpulse60 erzeugenden Elektronik wird von der idealen Rechteckform abgewichen. - Anstelle von pulsförmigen Stimulationssignalen kann die Steuereinheit
10 beispielsweise auch anders ausgestaltete Stimulationssignale erzeugen, z. B. zeitlich kontinuierliche Reizmuster. Die oben beschriebenen Signalformen und deren Parameter sind nur beispielhaft zu verstehen. Es kann durchaus vorgesehen sein, dass von den oben angegebenen Signalformen und deren Parametern abgewichen wird. - Von dem in
11 gezeigten streng periodischen Stimulationsmuster kann auf unterschiedliche Art und Weise abgewichen werden. Beispielsweise braucht die zeitliche Verzögerung zwischen zwei aufeinander folgenden ersten Reizen21 nicht notwendigerweise stets gleich groß zu sein. Es kann durchaus vorgesehen sein, dass die zeitlichen Abstände zwischen den einzelnen ersten Reizen21 unterschiedlich gewählt werden. Ferner können die Verzögerungszeiten auch während der Behandlung eines Patienten variiert werden. Auch können die Verzögerungszeiten hinsichtlich der physiologischen Signallaufzeiten adjustiert werden. - Ferner können während der Applikation der ersten Reize
21 Pausen vorgesehen werden, während derer keine Stimulation erfolgt. Eine solche Pause ist beispielhaft in14 gezeigt. Die Pausen können beliebig lang gewählt werden und insbesondere ein ganzzahliges Vielfaches der Periode Tstim (= 1/fstim) betragen. Ferner können die Pausen nach einer beliebigen Anzahl von Stimulationen eingehalten werden. Z. B. kann eine Stimulation während N aufeinander folgender Perioden der Länge Tstim durchgeführt werden und anschließend eine Pause während M Perioden der Länge Tstim ohne Stimulation eingehalten werden, wobei N und M kleine ganzen Zahlen sind, z. B. im Bereich von 1 bis 10. Dieses Schema kann entweder periodisch fortgesetzt werden oder stochastisch und/oder deterministisch, z. B. chaotisch, modifiziert werden. - Eine weitere Möglichkeit, von dem in
11 gezeigten streng periodischen Stimulationsmuster abzuweichen, besteht darin, die zeitliche Abfolge der einzelnen ersten Reize21 stochastisch oder deterministisch oder gemischt stochastisch-deterministisch zu variieren. - Des Weiteren kann pro Periode Tstim (oder auch in anderen Zeitschritten) die Reihenfolge, in welcher die Stimulationskontaktflächen
51 bis54 die ersten Reize21 applizieren, variiert werden, wie dies beispielhaft in15 gezeigt ist. Diese Variation kann stochastisch oder deterministisch oder gemischt stochastisch-deterministisch erfolgen. - Die in
15 gezeigte Randomisierung kann mit der in14 gezeigten Stimulationsform kombiniert werden. Beispielsweise kann in jedem der N aufeinander folgenden Stimulationszeitabschnitte der Länge Tstim eine erneute Randomisierung durchgeführt werden oder aber es erfolgt nach jeder Pause der Länge M × Tstim eine Randomisierung und innerhalb der darauf folgenden N Stimulationszeitabschnitte bleibt die Reihenfolge, in welcher die Stimulationskontaktflächen51 bis54 die ersten Reize21 applizieren, konstant. - Ferner kann pro Periode Tstim (oder in einem anderen Zeitintervall) nur eine bestimmte Anzahl von Stimulationskontaktflächen
51 bis54 zur Stimulation herangezogen werden und die an der Stimulation beteiligten Stimulationskontaktflächen können in jedem Zeitintervall variiert werden. Auch diese Variation kann stochastisch oder deterministisch oder gemischt stochastisch-deterministisch erfolgen. - Wie bereits oben beschrieben wurde, kann der ”closed loop”-Modus der Vorrichtung
100 derart ausgestaltet sein, dass die von der Messeinheit15 aufgenommenen Messsignale26 von der Steuereinheit10 direkt oder gegebenenfalls nach einem oder mehreren Verarbeitungsschritten in elektrische erste Reize21 umgesetzt werden und von der Stimulationselektrode11 appliziert werden. In diesem Fall muss die Vorrichtung100 nicht notwendigerweise mindestens zwei Stimulationskontaktflächen enthalten. Diese Art der Stimulation, bei welcher die am Patienten aufgenommenen Messsignale wieder in den Körper des Patienten eingespeist werden, könnte grundsätzlich auch mit nur einer einzigen Stimulationskontaktfläche durchgeführt werden, es kann jedoch auch eine beliebige, größere Anzahl von Stimulationskontaktflächen vorgesehen sein. - Der vorstehend beschriebene ”closed loop”-Modus kann ebenfalls zur Desynchronisation einer Neuronenpopulation mit einer krankhaft synchronen und oszillatorischen neuronalen Aktivität eingesetzt werden.
- Zur Erzeugung der ersten Reize
21 können die Messsignale26 beispielsweise verstärkt und gegebenenfalls nach mathematischer Verrechnung (z. B. nach Mischung der Messsignale) mit einer Zeitverzögerung und linearen und/oder nicht-linearen Verrechnungsschritten als erste Reize21 für die elektrische Stimulation verwendet werden. Der Verrechnungsmodus kann hierbei so gewählt werden, dass der krankhaften neuronalen Aktivität entgegengewirkt wird und das Stimulationssignal mit abnehmender krankhafter neuronaler Aktivität ebenfalls verschwindet oder zumindest deutlich in seiner Stärke reduziert wird. - Stimulationseinheiten zur Erzeugung optischer erster Reize: Im Folgenden werden Ausgestaltungen der Stimulationseinheit
11 zur Erzeugung optischer erster Reize21 beschrieben. Derartige Stimulationseinheiten lassen sich auch der deutschen PatentanmeldungDE 10 2008 012 669 A1 mit dem Titel ”Vorrichtung und Verfahren zur visuellen Stimulation” entnehmen, die am 5. März 2008 beim Deutschen Patent- und Markenamt hinterlegt worden ist. -
16 zeigt schematisch eine Ausgestaltung der Stimulationseinheit11 , die eine Mehrzahl von Stimulationselementen beinhaltet. In dem vorliegenden Ausführungsbeispiel weist die Stimulationseinheit11 zwei Stimulationselemente112 und113 auf, die von der Steuereinheit10 angesteuert werden. In16 ist ferner ein Auge114 eines Patienten dargestellt. - Während des Betriebs der Stimulationseinheit
11 erzeugen die Stimulationselemente112 und113 optische erste Reize115 bzw.116 , die vom Patienten über ein oder beide Augen114 aufgenommen werden und über die Sehnerven an Neuronenpopulationen im Gehirn weitergeleitet werden. Die Steuereinheit10 steuert die Stimulationselemente112 und113 dabei derart an, dass die optischen ersten Reize115 und116 beispielsweise zeitversetzt generiert werden. - Anstelle einer zeitversetzten Applikation der optischen ersten Reize
115 und116 können diese auch mit unterschiedlichen Phasen oder unterschiedlichen Polaritäten appliziert werden. Ferner sind auch Mischformen denkbar, d. h. die optischen ersten Reize115 und116 können z. B. zeitversetzt sein und unterschiedliche Polaritäten aufweisen. Die Stimulationseinheit11 kann so ausgestaltet sein, dass mit ihr beispielsweise nur eine der vorstehend genannten Stimulationsvarianten ausgeführt werden kann, oder die Stimulationseinheit11 kann alternativ so ausgestaltet sein, dass mit ihr mehrere der genannten Stimulationsvarianten ausgeführt werden können. - Den optischen ersten Reizen
115 und116 kann eine Leuchtstärken- bzw. Helligkeitsvariation (bzw. Variation der Lichtintensität oder Lichtstärke) zugrunde liegen, beispielsweise können sie als Pulse oder als Sequenzen von Pulsen mit variierter Leuchtstärke bzw. Helligkeit appliziert werden. Die optischen ersten Reize115 und116 können je nach Ausgestaltung der Stimulationseinheit11 als Leuchtstärkenmodulation natürlicher optischer Reize, z. B. mittels einer homogenen oder segmentierten Transmissionsbrille, als zusätzlich zu einem natürlichen optischen Reiz auftretender, modulierter optischer Reiz, z. B. mittels einer partiell durchsichtigen Lichtbrille, oder als künstlicher optischer Helligkeitsreiz, z. B. mittels einer undurchsichtigen Lichtbrille, verabreicht werden. Falls der Patient die optischen ersten Reize115 ,116 über beide Augen114 aufnimmt, können die jeweiligen optischen ersten Reize115 ,116 beider Augen114 korreliert bzw. koordiniert werden. - Die von den Stimulationselementen
112 ,113 erzeugten optischen ersten Reize115 ,116 können derart ausgestaltet sein, dass sie, wenn sie von der Retina aufgenommen werden und über den Sehnerv zu einer Neuronenpopulation mit einer krankhaft synchronen und oszillatorischen Aktivität geleitet werden, in der Neuronenpopulation ein Zurücksetzen der Phase der neuronalen Aktivität der stimulierten Neuronen bewirken. - In
17 ist schematisch das Gesichtsfeld117 eines Patienten dargestellt. Als Gesichtsfeld wird der Raum bezeichnet, der mit einem Auge ohne Augenbewegungen überblickt wird. In17 ist das Gesichtsfeld117 zur Vereinfachung kreisförmig dargestellt. Typischerweise hat das Gesichtsfeld eine eher gewölbte ovale Form. Die genaue Größe und Form des Gesichtsfelds unterliegt dabei individuellen Schwankungen und ist zudem altersabhängig. - Punkte im Gesichtsfeld
117 lassen sich beispielsweise mit Hilfe ihrer Polarkoordinaten beschreiben. In17 sind die räumlichen Lagen der Stimulationselemente112 und113 im Gesichtsfeld117 beispielhaft dargestellt. Zur Veranschaulichung ist jeweils ein Eckpunkt der Stimulationselemente112 und113 mit einem Vektor118 bzw.119 gekennzeichnet. Die Vektoren118 und119 lassen sich im Polarkoordinatensystem über ihren Betrag und den Winkel φ118 bzw. φ119, den sie mit der x-Achse einschließen beschreiben. - Unterschiedliche Stellen im Gesichtsfeld
117 werden über die Linse des Auges auf unterschiedliche Stellen der Retina abgebildet. Die unterschiedlichen Stellen der Retina sind wiederum über den Sehnerv mit unterschiedlichen Neuronen im Gehirn verbunden. Dies bedeutet, dass mit den an unterschiedlichen räumlichen Orten angeordneten Stimulationselementen112 und113 jeweils unterschiedliche Neuronen stimuliert werden können. Folglich können die Stimulationselemente112 und113 sowie evtl. weitere Stimulationselemente räumlich so im Gesichtsfeld117 des Patienten angeordnet sein, dass die von der Retina aufgenommenen optischen Reize an unterschiedliche Zielgebiete im Gehirn weitergeleitet werden. Es können demnach unterschiedliche Subpopulationen einer krankhaften Neuronenpopulation mit den Stimulationselementen112 und113 gezielt stimuliert werden, und es kann ein zeitversetztes Zurücksetzen der Phasen dieser Subpopulation durchgeführt werden, wie oben im Zusammenhang mit1 beschrieben worden ist. - Die Zuordnung der Bereiche des Gesichtsfelds zu entsprechenden Bereichen des Gehirns ist beispielsweise in dem Artikel ”Visual Field Maps in Human Cortex” von B. A. Wandell, S. O. Dumoulin und A. A. Brewer, erschienen in Neuron 56, Oktober 2007, Seiten 366 bis 383, beschrieben.
- Die Stimulationseinheit
11 kann beispielsweise in einem sogenannten ”open loop”-Modus betrieben werden, bei welchem die Steuereinheit10 die Stimulationseinheit11 derart ansteuert, dass die Stimulationselemente112 ,113 vorgegebene optische erste Reize115 ,116 erzeugen. Des Weiteren kann die Stimulationseinheit11 zusammen mit der Steuereinheit10 und der Messeinheit15 auch zu einem in18 schematisch dargestellten ”closed loop”-System weitergebildet werden. - Hinsichtlich des Zusammenwirkens der Steuereinheit
10 mit der Messeinheit15 sind verschiedene Ausgestaltungen denkbar. Beispielsweise können von der Steuereinheit10 anhand der Ausprägung der krankhaften Merkmale Parameter der optischen ersten Reize115 ,116 , wie beispielsweise die Stärke (Amplitude) der Reize oder die Frequenz der Stimulation oder die Pausen zwischen den Stimulationssequenzen, eingestellt werden. - Des Weiteren kann vorgesehen sein, dass die von der Messeinheit
15 aufgenommenen Messsignale direkt oder gegebenenfalls nach einem oder mehreren Verarbeitungsschritten in optische erste Reize umgesetzt werden und von der Stimulationseinheit11 appliziert werden. Beispielsweise können die Messsignale verstärkt und gegebenenfalls nach mathematischer Verrechnung (z. B. nach Mischung der Messsignale) mit einer Zeitverzögerung und linearen und/oder nichtlinearen Verrechnungsschritten als Steuersignale in die Steuereingänge der Stimulationselemente112 ,113 eingespeist werden. Der Verrechnungsmodus wird hierbei so gewählt, dass der krankhaften neuronalen Aktivität entgegengewirkt wird und die Stimulationssignale mit abnehmender krankhafter neuronaler Aktivität ebenfalls verschwinden oder zumindest deutlich in ihrer Stärke reduziert werden. - In
19 ist schematisch eine Ausgestaltung der Stimulationseinheit11 als Transmissionsbrille gezeigt, die aus den folgenden Komponenten besteht: (i) zwei Einfassungsteilen121 mit je einem transmissionsmodulierten Brillenglas122 (für jedes Auge einzeln), (ii) zwei Ohrbügeln123 , mit welchen die Brille hinter dem Ohr des Patienten mechanisch gehalten wird, und (iii) der Steuereinheit10 , welche die Transmission der transmissionsmodulierten Gläser122 der Brille steuert. Anstelle einer Transmissionsbrille könnte auch eine der weiter unten beschriebenen Brillen, wie z. B. eine partiell durchsichtige oder undurchsichtige Lichtbrille, als Stimulationsbrille verwendet werden. Eine Batterie oder ein Akku zur Stromversorgung der elektrischen Bauelemente können in der Steuereinheit10 oder auch baulich getrennt von der Steuereinheit10 in oder an der Brille untergebracht sein. Die Brille kann vom Patienten mittels einer Bedieneinheit124 (z. B. Anschaltknopf und/oder Drehregler) angeschaltet werden. Mit dem Drehregler kann z. B. die maximale Stimulationsstärke eingestellt werden. Zusätzlich zu den vorstehend genannten Komponenten kann ein Steuermedium125 vorgesehen sein, welches beispielsweise telemetrisch oder über ein Verbindungskabel mit der Steuereinheit10 verbunden ist. Im Falle einer Verbindung über ein Kabel können Steckverbindungen zur Konnektierung bzw. Dekonnektierung verwendet werden. - Ferner kann auch ein weiteres, z. B. vom Arzt zu bedienendes Steuermedium (nicht dargestellt) bereitgestellt werden, welches telemetrisch oder über ein Verbindungskabel mit der Steuereinheit
10 verbunden ist. Im Falle einer Verbindung über ein Kabel können Steckverbindungen zur Konnektierung bzw. Dekonnektierung verwendet werden. - Des Weiteren können ein oder mehrere Sensoren, z. B. EEG-Elektroden oder ein Akzelerometer, zur Registrierung und/oder Dokumentation des Stimulationserfolgs und zur Untersuchung durch den Arzt vorgesehen sein.
- In
20 ist schematisch eine als Stimulationseinheit ausgestaltete Transmissionsbrille11 mit homogenen Transmissionsgläsern122 dargestellt. Die Transmissionsbrille11 umfasst ferner Ohrbügel123 zur mechanischen Befestigung am Patientenkopf, einen Steg140 , welcher die beiden Transmissionsgläser122 verbindet, und Einfassungsteile121 , in welche die Transmissionsgläser122 eingefasst sind. Die Transmissionsgläser122 sind homogen, d. h. nicht in unterschiedliche Segmente unterteilt. Die Transmission des rechten und des linken Transmissionsglases122 können separat geregelt werden, d. h. die Transmissionsgläser122 können als Stimulationselemente112 und113 im Sinne der in16 dargestellten Ausgestaltung verwendet werden. Mittels der Transmissionsbrille11 können beide Augen des Patienten mit jeweils unterschiedlichen optischen ersten Reizen stimuliert werden. - In
21 ist eine Transmissionsbrille11 mit segmentierten Transmissionsgläsern dargestellt. Die Transmissionsgläser sind jeweils in unterschiedliche Segmente unterteilt, deren Transmission getrennt gesteuert werden kann. Die Segmentierung kann beispielsweise radial und/oder zirkular sein (beides ist in21 gezeigt). Die in21 gezeigte Ausführung einer segmentierten Transmissionsbrille11 ist lediglich beispielhaft zu verstehen. Die Anzahl der Segmente sowie die geometrischen Formen der einzelnen Segmente können anders gewählt werden. - Die Segmente der Transmissionsbrille
11 entsprechen den in10 gezeigten Stimulationselementen. In21 sind beispielhaft vier der Segmente mit den Bezugszeichen141 ,142 ,143 und144 gekennzeichnet. - Anhand der Segmente
141 bis144 soll nachfolgend beispielhaft erläutert werden, wie durch zeitversetztes Zurücksetzen der Phasen von Subpopulationen einer krankhaft synchronen und oszillatorischen Neuronenpopulation eine Desynchronisation der gesamten Neuronenpopulation erzielt werden kann. Die Segmente141 bis144 sind so ausgewählt worden, dass die von ihnen erzeugten optischen ersten Reize jeweils vorzugsweise von einem bestimmten Teil der Netzhaut des Patienten aufgenommen werden, von wo aus die Reize zu bestimmten Bereichen des Gehirns weitergeleitet werden, so dass die oben beschriebene Aufspaltung einer krankhaften Neuronenpopulation in Subpopulationen ermöglicht wird. Damit Subpopulationen mit unterschiedlichen Phasen gebildet werden, können die optischen ersten Reize von den Segmenten141 bis144 beispielsweise zeitversetzt erzeugt werden. Gleichbedeutend mit dem zeitversetzten Erzeugen der Reize ist ein phasenversetztes Erzeugen der Reize, welches im Ergebnis ebenfalls zu einem zeitversetzten Zurücksetzen der Phasen der unterschiedlichen Subpopulationen führt. - Ein für die oben beschriebenen Zwecke geeignetes Stimulationsverfahren, das beispielsweise mit der vorstehend beschriebenen Transmissionsbrillen
11 durchgeführt werden kann, ist in22 schematisch dargestellt. In22 sind untereinander die mittels der Segmente141 bis144 applizierten optischen ersten Reize145 gegen die Zeit t aufgetragen. Bei der in22 gezeigten Ausführungsform wird davon ausgegangen, dass nur die Segmente141 bis144 der Transmissionsbrille11 optische erste Reize145 erzeugen, d. h. nur die Transmission dieser Segmente wird von der Steuereinheit10 moduliert. Selbstverständlich ist dies nur beispielhaft zu verstehen. Bei alternativen Ausgestaltungen können anstelle der Segmente141 bis144 andere Segmente zum Generieren der optischen Reize herangezogen werden. Es ist möglich, wie in22 nur eine Auswahl der Segmente der Transmissionsbrille11 zur Stimulation zu verwenden oder auch sämtliche Segmente. - Bei dem in
22 dargestellten Verfahren appliziert jedes der Segmente141 bis144 periodisch den optischen ersten Reiz145 . Pro Segment141 bis144 wird der Reiz145 in dem vorliegenden Beispiel dreimal appliziert. Alternativ könnte der Reiz145 pro Sequenz beispielsweise auch ein- bis fünfzehnmal wiederholt werden. Die Frequenz fstim = 1/Tstim, mit welcher die Reize145 pro Segment141 bis144 wiederholt werden, kann im Bereich von 1 bis 30 Hz und insbesondere im Bereich von 5 bis 20 Hz liegen, kann aber auch kleinere oder größere Werte annehmen. Derartige Sequenzen von optischen Reizen sind geeignet, die neuronale Phase einer stimulierten krankhaften Subpopulation von Neuronen zurückzusetzen. - Die Frequenz fstim kann beispielsweise im Bereich der mittleren Frequenz der krankhaft rhythmischen Aktivität des Ziel-Netzwerks liegen. Bei neurologischen und psychiatrischen Erkrankungen liegt die mittlere Frequenz typischerweise im Bereich von 1 bis 30 Hz, kann aber auch außerhalb dieses Bereichs liegen. Hierbei ist zu beachten, dass die Frequenz, mit welcher die krankhaften Neuronen synchron feuern, üblicherweise nicht konstant ist, sondern durchaus Variationen aufweisen kann und darüber hinaus bei jedem Patienten individuelle Abweichungen zeigt.
- Zur Ermittlung der Frequenz fstim kann beispielsweise die mittlere Peakfrequenz der krankhaften rhythmischen Aktivität des Patienten bestimmt werden. Diese Peakfrequenz kann dann als Stimulationsfrequenz fstim verwendet werden oder auch variiert werden, beispielsweise in einem Bereich von fstim – 3 Hz bis fstim + 3 Hz. Alternativ kann aber auch ohne vorherige Messung eine Frequenz fstim im Bereich von 1 bis 30 Hz gewählt werden und diese beispielsweise während der Stimulation variiert werden, bis die Frequenz fstim gefunden wird, mit der sich die besten Stimulationserfolge erzielen lassen. Als weitere Alternative kann für die Stimulationsfrequenz fstim ein für die jeweilige Krankheit bekannter Literaturwert herangezogen werden. Eventuell kann dieser Wert noch variiert werden, bis beispielsweise optimale Stimulationsergebnisse erzielt werden.
- Die Struktur eines einzelnen optischen ersten Reizes
145 soll nachfolgend anhand des ersten von dem Segment141 generierten Reizes145 erläutert werden. Hier wird zum Zeitpunkt t1 das Segment141 von der Steuereinheit10 derart angesteuert, dass die Transmission, d. h. die Lichtdurchlässigkeit des Segments141 minimal wird. Zum Zeitpunkt t2 schaltet die Steuereinheit10 die Transmission des Segments141 auf den maximalen Wert. In anderen Worten bedeutet dies, dass das Segment141 weniger transparent wird, wenn stimuliert wird. Dementsprechend nimmt der Patient eine verringerte Helligkeit des Umgebungslichts im Bereich des Segments141 während der Stimulation wahr. - Alternativ ist es auch möglich, die Transmission des Segments
141 zum Zeitpunkt t1 maximal zu schalten und zum Zeitpunkt t2 minimal, sodass das Segment141 während der Stimulation stärker transparent wird. - Grundsätzlich ist es denkbar, als maximale Transmission 100% zu wählen, d. h. in diesem Fall wird das Umgebungslicht durch das jeweilige Segment überhaupt nicht abgeschwächt. Eine derart hohe Transmission lässt sich jedoch aufgrund technischer Beschränkungen häufig nicht erreichen, sodass kleinere Transmissionswerte für die maximale Transmission im Bereich von 60% bis 100% gewählt werden können. Die minimale Transmission kann einen Wert in dem Bereich von 0% bis 30% annehmen. Es können aber auch noch Stimulationserfolge mit Transmissionswerten, die außerhalb der angegebenen Bereiche liegen, erzielt werden.
- Die Dauer eines optischen ersten Reizes
145 , d. h. die Zeitspanne zwischen den Zeitpunkten t1 und t2, kann beispielsweise Tstim/2 betragen. In diesem Fall sind die Zeitspanne, während der stimuliert wird, und die nachfolgende Stimulationspause gleich lang. Es ist aber auch möglich andere Stimulationsdauern zu wählen, beispielsweise im Bereich von Tstim/2 – Tstim/10 bis Tstim/2 + Tstim/10. Auch andere Stimulationsdauern sind möglich und können beispielsweise experimentell bestimmt werden. - Gemäß der in
22 gezeigten Ausgestaltung erfolgt die Verabreichung der optischen ersten Reize145 über die einzelnen Segmente141 bis144 der Transmissionsbrille11 mit einer zeitlichen Verzögerung zwischen den einzelnen Segmenten141 bis144 . Beispielsweise kann der Beginn zeitlich aufeinander folgender und von unterschiedlichen Segmenten141 bis144 applizierten Reizen145 um eine Zeit τ verschoben sein. - Im Fall von N Stimulationselementen bzw. Segmenten, die zur Stimulation eingesetzt werden, kann die zeitliche Verzögerung τ zwischen jeweils zwei aufeinander folgenden Reizen
145 beispielsweise im Bereich eines N-tels der Periode Tstim = 1/fstim liegen. In dem in13 gezeigten Ausführungsbeispiel (N = 4) beträgt die zeitliche Verzögerung τ dementsprechend Tstim/4. Von der Vorgabe, dass die zeitliche Verzögerung τ zwischen jeweils zwei aufeinander folgenden Reizen145 Tstim/N beträgt, kann bis zu einem gewissen Grad abgewichen werden. Beispielsweise kann von dem Wert Tstim/N für die zeitliche Verzögerung τ um bis zu ±3%, ±5%, ±10%, ±20% oder ±30% abgewichen werden. Bei derartigen Abweichung wurden noch Stimulationserfolge erzielt, d. h. es konnte noch ein desynchronisierender Effekt beobachtet werden. - Die in
22 dargestellte Rechteckform der Einzelpulse145 stellt eine ideale Form dar. Je nach der Güte der die Einzelpulse145 erzeugenden Elektronik und der Transmissionsgläser122 wird von der idealen Rechteckform abgewichen. Es können aber auch – z. B. je nach Grunderkrankung des Patienten sowie individueller psycho-physischer Beschaffenheit, z. B. Blendempfindlichkeit – Reize mit weniger scharfen Flanken, also glatteren Verläufen verwendet werden. - Anstelle von rechteckförmigen Reize
145 kann die Steuereinheit10 beispielsweise auch anders ausgestaltete optische erste Reize erzeugen, wie sie beispielhaft in den23 bis25 dargestellt sind. In23 sind dreieckförmige optische erste Reize146 gezeigt. Zum Zeitpunkt t1 wird beispielsweise auf minimale Transmission geschaltet und bis zum Zeitpunkt t2 steigt die Transmission kontinuierlich auf den maximalen Wert an. Alternativ kann vorgesehen sein, dass die Transmission zu Beginn des Reizes146 maximal ist und anschließend auf den minimalen Wert fällt. - In
24 sind dreieckförmige optische erste Reize147 mit einer ansteigenden und einer abfallenden Flanke gezeigt. Beginnend mit dem Zeitpunkt t1 wird hier die Transmission beispielsweise erhöht und nach Erreichen des Maximums bis zum Zeitpunkt t2 wieder erniedrigt. - Ferner kann vorgesehen sein, dass die ansteigenden und abfallenden Flanken der Reize (z. B. exponentiell) ”abgerundet” sind. Dies ist in
25 anhand abgerundeter rechteckförmiger optischer erster Reize148 gezeigt. Darüber hinaus können die Reize auch durch eine einfache Sinusform ersetzt werden. - Die oben beschriebenen Signalformen und deren Parameter sind nur beispielhaft zu verstehen. Es ist durchaus möglich, von den oben angegebenen Signalformen und deren Parametern abzuweichen.
- Von dem in den
22 bis25 gezeigten streng periodischen Stimulationsmuster kann auf unterschiedliche Art und Weise abgewichen werden. Beispielsweise braucht die zeitliche Verzögerung τ zwischen zwei aufeinander folgenden Reizen145 ,146 ,147 bzw.148 nicht notwendigerweise stets gleich groß zu sein. Es kann vorgesehen sein, dass die zeitlichen Abstände zwischen den einzelnen Reizen145 ,146 ,147 bzw.148 unterschiedlich gewählt werden. Ferner können die Verzögerungszeiten auch während der Behandlung eines Patienten variiert werden. Auch können die Verzögerungszeiten hinsichtlich der physiologischen Signallaufzeiten adjustiert werden. - Des Weiteren können während der Applikation der Reize
145 ,146 ,147 bzw.148 Pausen vorgesehen werden, während derer keine Stimulation erfolgt. Die Pausen können beliebig lang gewählt werden und insbesondere ein ganzzahliges Vielfaches der Periode Tstim betragen. Die Pausen können nach einer beliebigen Anzahl von Stimulationen eingehalten werden. Z. B. kann eine Stimulation während N aufeinander folgender Perioden der Länge Tstim durchgeführt werden und anschließend eine Stimulationspause während M Perioden der Länge Tstim eingehalten werden, wobei N und M kleine ganze Zahlen sind, z. B. im Bereich von 1 bis 15. Dieses Schema kann entweder periodisch fortgesetzt werden oder stochastisch und/oder deterministisch, z. B. chaotisch, modifiziert werden. - Eine weitere Möglichkeit, von dem in den
22 bis25 gezeigten streng periodischen Stimulationsmuster abzuweichen, besteht darin, die zeitlichen Abstände zwischen aufeinander folgenden Reizen145 ,146 ,147 bzw.148 pro Segment141 bis144 stochastisch oder deterministisch oder gemischt stochastisch-deterministisch zu variieren. - Des Weiteren kann pro Periode Tstim (oder in anderen Zeitschritten) die Reihenfolge, in welcher die Segmente
141 bis144 die Reize145 ,146 ,147 bzw.148 applizieren, variiert werden. Diese Variation kann stochastisch oder deterministisch oder gemischt stochastisch-deterministisch erfolgen. - Außerdem kann bei dem Stimulationsmuster, bei dem N Stimulationsperioden von M Perioden Pause gefolgt werden und als Zyklus wiederholt werden, innerhalb N zusammengehöriger Stimulationsperioden dieselbe Reihenfolge der Segmente
141 bis144 gewählt werden, welche aber zwischen unterschiedlichen Blöcken mit N Stimulationsperioden variiert wird. Diese Variation kann stochastisch oder deterministisch oder gemischt stochastisch-deterministisch erfolgen. - Ferner kann pro Periode Tstim (oder in einem anderen Zeitintervall) nur eine bestimmte Anzahl von den Segmenten
141 bis144 zur Stimulation herangezogen werden und die an der Stimulation beteiligten Segmente können in jedem Zeitintervall variiert werden. Auch diese Variation kann stochastisch oder deterministisch oder gemischt stochastisch-deterministisch erfolgen. - Anstelle der in den
22 bis25 gezeigten pulsförmigen und gegeneinander zeitverschobenen Reize145 bis148 können auch optische Reize mit anderen Signalformen eingesetzt werden. Beispielsweise kann jedes der Segmente141 bis144 ein (z. B. kontinuierliches) Sinussignal erzeugen, wobei die Phasen der von unterschiedlichen Segmenten141 bis144 erzeugten Sinussignale gegeneinander verschoben sind. Die mittlere Frequenz der Sinussignale kann dabei gleich sein. Die Phasenverschiebungen zwischen den einzelnen Sinussignalen können entweder vorgegeben sein, z. B. kann die Phasenverschiebung zwischen jeweils zwei von N Stimulationssignalen 2π/N betragen, was einem Zeitversatz von Tstim/N entspricht, oder die Phasenverschiebungen können z. B. chaotisch und/oder stochastisch variiert werden. Ferner können die optischen Reize unterschiedliche Polaritäten aufweisen. Im Falle eines Sinussignals als optischer Reiz kann beispielsweise das Sinussignal von zwei Segmenten zeitgleich, aber mit umgekehrter Polarität appliziert werden (entspricht einer Phasenverschiebung von π). - Des Weiteren ist es möglich, dass jedes der Segmente
141 bis144 ein Sinussignal mit jeweils unterschiedlicher Frequenz appliziert. Beispielsweise kann eines der Segmente ein Sinussignal mit 5 Hz und die anderen drei Segmente können Sinussignale mit 4 Hz, 3 Hz bzw. 2 Hz applizieren (d. h. im Falle einer Transmissionsbrille ändert sich die Transmission des jeweiligen Segments141 bis144 mit der entsprechenden Frequenz). Anstelle von Sinussignalen können auch andere (oszillierende) Signalformen, z. B. Rechtecksignale, mit der entsprechenden Grundfrequenz verwendet werden. Die Signale brauchen nicht zeitversetzt appliziert werden, sondern die Segmente141 bis144 können die optischen Reize beispielsweise auch gleichzeitig erzeugen. Die optischen Reize können kontinuierlich über einen längeren Zeitraum hinweg appliziert werden, es können aber auch Pausen während der Applikation eingehalten werden. - Die Applikation von optischen Reizen mit unterschiedlichen Frequenzen führt nicht notwendigerweise zu einem raschen Zurücksetzen der Phase der neuronalen Aktivität in den jeweiligen stimulierten Subpopulationen, jedoch wird durch die Stimulation mit diesen Signalen den jeweils stimulierten Subpopulationen über einen gewissen Zeitraum hinweg eine bestimmte, von der jeweiligen Stimulationsfrequenz abhängige Phase aufgezwungen. Letztlich führt auch dies zu einer Desynchronisation der gesamten Neuronenpopulation.
- In
26 ist als weitere Ausführungsform der Stimulationseinheit eine partiell durchsichtige Lichtbrille11 schematisch dargestellt. Bei der partiell durchsichtigen Lichtbrille11 wird kein Glas verwendet, dessen Transmission variiert werden kann. Vielmehr ist nur ein Teil149 jedes der Brillengläser durchsichtig, während der übrige Teil150 der Brillengläser undurchsichtig ist. An mindestens einem Ort ist pro Brillenglas eine Lichtquelle angeordnet. Die Lichtquelle kann z. B. eine Leuchtdiode oder ein Glasfaserkabel sein, das z. B. das Licht einer an anderer Stelle befestigten Leuchtdiode oder eines anderen Leuchtmittels zu dieser Stelle am Brillenglas weiterleitet. Die in26 gezeigte Lichtbrille11 verfügt pro Brillenglas über vier Lichtquellen151 ,152 ,153 und154 . Die Lichtbrille11 kann aber auch über jede andere Anzahl von Lichtquellen verfügen, die in einer beliebigen Geometrie angeordnet sein können. Ferner kann auch der durchsichtige Teil149 anders ausgestaltet sein als in26 dargestellt. - Der Patient kann nur durch den durchsichtigen Teil
149 der Brillengläser schauen. Wenn dieser Teil im Vergleich zum gesamten Brillenglas klein ist, wird der Patient gezwungen, seine Augen relativ zur Brille konstant positioniert zu halten. Die Lichtquellen151 bis154 reizen nur die Netzhaut des Patienten, während sie einen Betrachter auf der anderen Seite der Brille nicht visuell stimulieren. Die unterschiedlichen Lichtquellen151 bis154 reizen beispielsweise bestimmte Teilgebiete der Retina des Patienten. Der Zwischenraum zwischen Brillenrand und Gesicht kann lichtdicht abgeschlossen sein (nicht dargestellt). - In
27 ist als weitere Ausführungsform der Stimulationseinheit eine undurchsichtige Lichtbrille11 schematisch dargestellt. Bei der undurchsichtigen Lichtbrille11 ist das Brillenglas155 vollständig undurchsichtig. An mindestens einem Ort jedes der Brillengläser155 ist eine Lichtquelle angebracht. Die Lichtquellen können genauso wie bei der partiell durchsichtigen Lichtbrille ausgestaltet sein, also z. B. als Leuchtdioden oder Glasfaserkabel. Bei dem in27 gezeigten Beispiel weist jedes der Brillengläser neun Lichtquellen auf. Vier dieser Lichtquellen sind mit den Bezugszeichen151 bis154 versehen. Die Lichtbrille11 kann aber auch jede andere Anzahl von Lichtquellen aufweisen, die in einer beliebigen Art angeordnet sein können. - Der Patient kann nicht durch die Brillengläser schauen, sondern er wird ausschließlich durch die Lichtquellen visuell gereizt. Die Lichtquellen reizen – wie bei der partiell durchlässigen Lichtbrille – nur die Netzhaut des Patienten. Die unterschiedlichen Lichtquellen reizen bestimmte Teilgebiete der Retina des Patienten. Der Zwischenraum zwischen Brillenrand und Gesicht kann lichtdicht abgeschlossen sein (nicht dargestellt).
- Die undurchsichtige Lichtbrille
11 kann ein Fixation-Target enthalten, welches der Patient angenehm (z. B. ohne Blendungseffekte) fixieren kann. Durch die Instruktion, während der Therapie das Fixation-Target zu fixieren, wird verhindert, dass der Patient mit Augenfolgebewegungen den unterschiedlichen, aufleuchtenden Lichtquellen folgt. In letzterem Falle würde vor allem der zentrale Teil der Retina, die Fovea, gereizt, während mit einem Fixation-Target die unterschiedlichen Teile der Retina gereizt werden können. - Ein Stimulationsverfahren, das beispielsweise mit den in den
26 und27 gezeigten Lichtbrillen11 durchgeführt werden kann, ist in28 schematisch dargestellt. In28 sind untereinander die von den Lichtquellen151 bis154 der Lichtbrille11 applizierten optischen ersten Reize156 gegen die Zeit t aufgetragen. - Das in
28 dargestellte Verfahren entspricht im Wesentlichen dem in22 gezeigten Verfahren für die Transmissionsbrille. Bei dem in28 dargestellten Verfahren appliziert jede der Lichtquellen151 bis154 periodisch den Reiz156 . Die Frequenz fstim = 1/Tstim, mit welcher die Reize156 pro Lichtquelle151 bis154 wiederholt werden, kann im Bereich von 1 bis 30 Hz und insbesondere im Bereich von 5 bis 20 Hz liegen, kann aber auch kleinere oder größere Werte annehmen. - Zur einfacheren Darstellung ist in
28 das Stimulationsverfahren nur für vier Lichtquellen151 bis154 dargestellt. Dieses Verfahren kann jedoch in entsprechender Weise auf eine beliebige Anzahl von Lichtquellen erweitert werden. - Bei der Erzeugung der Reize
156 mittels Lichtquellen wird typischerweise die betreffende Lichtquelle zum Zeitpunkt t1 eingeschaltet und zum Zeitpunkt t2 ausgeschaltet. Die maximale Amplitude (Helligkeit) der einzelnen Lichtreize liegt beispielsweise in einem Bereich von 1 bis 20 cd/m2. Während der Stimulation, d. h. während der Zeitspanne zwischen t1 und t2, können auch kleinere Helligkeitswerte verwendet werden. - Alle im Zusammenhang mit den
22 bis25 beschriebenen Ausgestaltungen können in entsprechender Weise auch auf die Stimulation mittels der in den26 und27 dargestellten Lichtbrillen11 übertragen werden. - Stimulationseinheiten zur Erzeugung akustischer erster Reize:
- Im Folgenden werden Ausgestaltungen der Stimulationseinheit
11 zur Erzeugung akustischer erster Reize21 beschrieben. Derartige Stimulationseinheiten lassen sich auch der deutschen PatentanmeldungDE 10 2008 015 259 A1 mit dem Titel ”Vorrichtung und Verfahren zur auditorischen Stimulation” entnehmen, die am 20. März 2008 beim Deutschen Patent- und Markenamt hinterlegt worden ist. -
29 zeigt schematisch eine Ausgestaltung der Stimulationseinheit11 zur Erzeugung akustischer erster Reize21 . Die Stimulationseinheit11 wird von der Steuereinheit10 mit Steuersignalen23 angesteuert. In29 sind ferner ein Ohr212 eines Patienten sowie der auditorische Cortex213 im Gehirn des Patienten schematisch dargestellt. - Das Frequenzspektrum der akustischen ersten Reize
21 kann ganz oder teilweise im für den Menschen hörbaren Bereich liegen. Die akustischen ersten Reize21 werden von dem Patienten über ein oder beide Ohren212 aufgenommen und über den oder die Hörnerven216 an Neuronenpopulationen im Gehirn weitergeleitet. Die akustischen ersten Reize21 sind derart ausgestaltet, dass sie Neuronenpopulationen im auditorischen Cortex213 stimulieren. Im Frequenzspektrum der akustischen ersten Reize21 sind zumindest eine erste Frequenz f1 und eine zweite Frequenz f2 vorhanden. Die akustischen ersten Reize21 können ferner noch weitere Frequenzen oder Frequenzgemische enthalten, in dem in30 gezeigten Ausführungsbeispiel sind dies eine dritte Frequenz f3 und eine vierte Frequenz f4. - Die von der Stimulationseinheit
11 erzeugten akustischen ersten Reize21 werden im Innenohr in Nervenimpulse umgesetzt und über den Hörnerv216 zu dem auditorischen Cortex213 weitergeleitet. Durch die tonotope Anordnung des auditorischen Cortex213 wird bei der akustischen Stimulation des Innenohres mit einer bestimmten Frequenz ein bestimmter Teil des auditorischen Cortex213 aktiviert. Die tonotope Anordnung des auditorischen Cortex ist z. B. in den folgenden Artikeln beschrieben: ”Tonotopic organization of the human auditory cortex as detected by BOLD-FMRI” von D. Bilecen, K. Scheffler, N. Schmid, K. Tschopp und J. Seelig (erschienen in Hearing Research 126, 1998, Seiten 19 bis 27), ”Representation of lateralization and tonotopy in primary versus secondary human auditory cortex” von D. R. M. Langers, W. H. Sackes und P. van Dijk (erschienen in NeuroImage 34, 2007, Seiten 264 bis 273) und ”Reorganization of auditory cortex in tinnitus” von W. Mühlnickel, T. Elbert, E. Taub und H. Flor (erschienen in Proc. Natl. Acad. Sci. USA 95, 1998, Seiten 10340 bis 10343). - In dem Beispiel gemäß
29 sind die akustischen ersten Reize21 so ausgestaltet, dass mit ihnen eine Neuronenpopulation des auditorischen Cortex213 mit einer krankhaft synchronen und oszillatorischen Aktivität stimuliert wird. Diese Neuronenpopulation lässt sich vor Beginn der Stimulation zumindest gedanklich in verschiedene Subpopulationen untergliedern, u. a. in die in29 gezeigten Subpopulationen217 ,218 ,219 und220 . Vor Beginn der Stimulation feuern die Neuronen aller Subpopulationen217 bis220 weitgehend synchron und im Mittel mit der gleichen pathologischen Frequenz. Aufgrund der tonotopen Organisation des auditorischen Cortex213 werden mittels der ersten Frequenz f1 die erste Subpopulation217 , mittels der zweiten Frequenz f2 die zweite Subpopulation218 , mittels der dritten Frequenz f3 die dritte Subpopulation219 und mittels der vierten Frequenz f4 die vierte Subpopulation220 stimuliert. Die Stimulation mit den akustischen ersten Reizen21 bewirkt in den jeweiligen Subpopulationen217 bis220 ein Zurücksetzen, einen sogenannten Reset, der Phase der neuronalen Aktivität der stimulierten Neuronen. Durch das Zurücksetzen wird die Phase der stimulierten Neuronen unabhängig von dem aktuellen Phasenwert auf einen bestimmten Phasenwert, z. B. 0°, gesetzt. Somit wird die Phase der neuronalen Aktivität der krankhaften Subpopulationen217 bis220 mittels einer gezielten Stimulation kontrolliert. - Aufgrund der tonotopen Anordnung des auditorischen Cortex
213 sowie der Mehrzahl von Frequenzen f1 bis f4, die in den akustischen ersten Reizen21 enthalten sind, ist es möglich, die krankhafte Neuronenpopulation an den unterschiedlichen Stellen217 bis220 gezielt zu stimulieren. Dies ermöglicht es, die Phase der neuronalen Aktivität der krankhaften Neuronenpopulation an den unterschiedlichen Stimulationsstellen217 bis220 zu unterschiedlichen Zeitpunkten zurückzusetzen, indem die Frequenzen f1 bis f4 zu unterschiedlichen Zeitpunkten appliziert werden. Im Ergebnis wird dadurch die krankhafte Neuronenpopulation, deren Neuronen zuvor synchron und mit gleicher Frequenz und Phase aktiv waren, in die Subpopulationen217 bis220 aufgespalten. Innerhalb jeder der Subpopulationen217 bis220 sind die Neuronen weiterhin synchron und feuern auch weiterhin im Mittel mit derselben pathologischen Frequenz, aber jede der Subpopulationen217 bis220 weist bezüglich ihrer neuronalen Aktivität die Phase auf, die ihr durch den Stimulationsreiz mit der zugehörigen Frequenz f1 bis f4 aufgezwungen wurde. - Bedingt durch die krankhafte Interaktion zwischen den Neuronen ist der durch die Stimulation erzeugte Zustand mit mindestens zwei Subpopulationen instabil, und die gesamte Neuronenpopulation nähert sich schnell einem Zustand kompletter Desynchronisation, in welchem die Neuronen unkorreliert feuern. Der gewünschte Zustand, d. h. die komplette Desynchronisation, ist somit nach der Applikation der akustischen ersten Reize
21 nicht sofort vorhanden, sondern stellt sich meist innerhalb weniger Perioden oder gar in weniger als einer Periode der pathologischen Aktivität ein. - Um den auditorischen Cortex
213 an unterschiedlichen Stellen, z. B. den in29 gezeigten Stellen bzw. Subpopulationen217 bis220 , fokal zu stimulieren, müssen reine Töne der zugehörigen Frequenzen f1, f2, f3 und f4 (mit geeigneter Einhüllender zur Vermeidung von Klickgeräuschen) verabreicht werden. Infolge der tonotopen Anordnung des auditorischen Cortex213 werden unterschiedliche Teile des Gehirns durch die gleichzeitige Verabreichung der zugehörigen unterschiedlichen reinen Töne f1 bis f4, d. h. durch die Superposition verschiedener Sinusschwingungen stimuliert. Sollen die vier unterschiedlichen Orte217 bis220 z. B. zu unterschiedlichen Zeiten gereizt werden, werden die vier verschiedenen Frequenzen f1 bis f4 zu den jeweiligen Zeiten appliziert. Beispielhaft ist dies in30 gezeigt. Hier werden Sinusschwingungen mit den Frequenzen f1 = 1000 Hz, f2 = 800 Hz, f3 = 600 Hz und f4 = 400 Hz sukzessive und pulsförmig appliziert, was zu einer sukzessiven fokalen Reizung an den vier verschiedenen Orten217 bis220 des auditorischen Cortex213 führt. Die Stärke der durch die jeweilige Sinusschwingung erzeugten Reizung des jeweiligen Areals im auditorischen Cortex213 entspricht der Amplitude der jeweiligen Sinusschwingung. - Die Generierung der in
30 gezeigten pulsförmigen Sinusschwingungen ist in31 beispielhaft dargestellt. Dort wird eine Sinusschwingung221 mit einer Rechteckfunktion222 , die beispielsweise die Werte 0 oder 1 annehmen kann, multipliziert. Zu den Zeitpunkten, zu denen die Rechteckfunktion222 den Wert 0 hat, ist der zugehörige Reiz abgeschaltet und während der Zeit, in der die Rechteckfunktion222 gleich 1 ist, ist der Reiz angeschaltet. - Anstelle der Rechteckfunktion
222 kann die Sinusschwingung221 mit einer beliebigen anderen Funktion multipliziert werden. Im Ergebnis entspricht diese Multiplikation einer Amplitudenmodulation der Sinusschwingung221 . Um Klickgeräusche aufgrund eines scharfen Beginns und Endes der Töne zu vermeiden, kann statt der Rechteckfunktion222 ein glatterer Verlauf gewählt werden, z. B. durch Multiplikation der Sinusschwingung221 mit einer Sinus-Halbschwingung von geeigneter Dauer, z. B. der Dauer eines Reizes. - Anstelle der vorstehend beschriebenen Sinusschwingungen können auch oszillierende Signale mit einer anderen Signalform, wie z. B. Rechtecksignale, die mit der entsprechenden Grundfrequenz oszillieren, zur Generierung der akustischen ersten Reize
21 herangezogen werden. - Sofern statt einer fokalen Reizung eine weniger fokale Reizung durchgeführt werden soll, die größere Teile des auditorischen Cortex
213 aktiviert, so werden Frequenzgemische anstelle von einzelnen Frequenzen, beispielsweise pulsförmig appliziert. Mittels eines Frequenzgemisches in den Grenzen zwischen einer unteren Frequenz funten und einer höheren Frequenz foben werden all die Teile des auditorischen Cortex213 gereizt, die durch die Frequenzen zwischen funten und foben aufgrund der tonotopen Anordnung stimuliert werden. Sollen z. B. vier unterschiedliche größere Bereiche des auditorischen Cortex213 zu unterschiedlichen Zeiten stimuliert werden, so werden die vier zugehörigen Frequenzgemische mit den Grenzen fj unten und fj oben (j = 1, 2, 3, 4) zu den gewünschten Zeiten appliziert. - Die Stimulationseinheit
11 kann beispielsweise in einem sogenannten ”open loop”-Modus betrieben werden, bei welchem die Steuereinheit10 die Stimulationseinheit11 derart ansteuert, dass diese vorgegebene akustische erste Reize21 während einer bestimmten Stimulationszeit (z. B. während mehrerer Stunden) erzeugt. Des Weiteren kann die Stimulationseinheit11 zusammen mit der Steuereinheit10 und der Messeinheit15 auch zu einem in32 schematisch dargestellten ”closed loop”-System weitergebildet werden. - Hinsichtlich des Zusammenwirkens der Steuereinheit
10 mit der Messeinheit15 sind verschiedene Ausgestaltungen denkbar. - Beispielsweise können von der Steuereinheit
10 anhand der Ausprägung der krankhaften Merkmale Parameter der akustischen ersten Reize21 , wie beispielsweise die Amplituden der jeweiligen Sinusschwingungen oder die Pausen zwischen Stimulationssequenzen, eingestellt werden. - Des Weiteren kann vorgesehen sein, dass die von der Messeinheit
15 aufgenommenen Messsignale direkt oder gegebenenfalls nach einem oder mehreren Verarbeitungsschritten in akustische erste Reize21 umgesetzt werden und von der Stimulationseinheit11 appliziert werden. Beispielsweise können die Messsignale verstärkt und gegebenenfalls nach mathematischer Verrechnung (z. B. nach Mischung der Messsignale) mit einer Zeitverzögerung und linearen und/oder nichtlinearen Verrechnungsschritten als Steuersignale23 in den Steuereingang der Stimulationseinheit11 eingespeist werden. Der Verrechnungsmodus wird hierbei so gewählt, dass der krankhaften neuronalen Aktivität entgegengewirkt wird und die akustischen ersten Reize21 mit abnehmender krankhafter neuronaler Aktivität ebenfalls verschwinden oder zumindest deutlich in ihrer Stärke reduziert werden. - In
33 ist schematisch eine Ausgestaltung der Stimulationseinheit11 gezeigt, die einen Schallgenerator (Lautsprecher) verwendet, der in einen Ohrstöpsel230 eingefasst ist. Der Ohrstöpsel230 wird in den äußeren Gehörgang eines Ohrs212 des Patienten eingefügt und mit oder ohne Bügel bzw. einer anderen geeigneten mechanischen Hilfe am Ohr212 befestigt. Die Steuereinheit10 , welche den Schallgenerator ansteuert, sowie eine Batterie oder ein Akku zur Stromversorgung der elektrischen Bauelemente können in einer oder mehreren separaten Einheiten231 untergebracht sein. Die Einheit231 kann mittels einer mechanischen Halterung, z. B. einem Bügel, mit dem Ohrstöpsel230 verbunden sein. Ein Verbindungskabel232 verbindet den Ohrstöpsel230 mit der Steuereinheit10 bzw. der Batterie. - Alternativ kann statt des Ohrstöpsels
230 auch ein Kopfhörer verwendet werden, der die Steuereinheit10 und die Batterie enthält. Die in33 gezeigte Vorrichtung kann vom Patienten mittels einer Bedieneinheit (z. B. Anschaltknopf und/oder Drehregler) angeschaltet werden, die entweder an der Einheit231 oder direkt am Ohrstöpsel230 angebracht ist. Mit dem Drehregler kann z. B. die maximale Stimulationsstärke eingestellt werden. Zusätzlich zu den vorstehend genannten Komponenten kann ein Steuermedium233 vorgesehen sein, welches beispielsweise telemetrisch (z. B. über Funk) oder über ein Verbindungskabel mit der Steuereinheit10 verbunden ist. Im Falle einer Verbindung über ein Kabel können Steckverbindungen zur Konnektierung bzw. Dekonnektierung verwendet werden. - Ferner kann auch ein weiteres, z. B. vom Arzt zu bedienendes Steuermedium (nicht dargestellt) bereitgestellt werden, welches telemetrisch oder über ein Verbindungskabel mit der Steuereinheit
10 verbunden ist. Im Falle einer Verbindung über ein Kabel können Steckverbindungen zur Konnektierung bzw. Dekonnektierung verwendet werden. - Anhand der oben bereits erwähnten vier Frequenzen f1 bis f4 soll nachfolgend beispielhaft erläutert werden, wie durch zeitversetztes Zurücksetzen der Phasen der neuronalen Aktivität von Subpopulationen einer krankhaft synchronen und oszillatorischen Neuronenpopulation eine Desynchronisation der gesamten Neuronenpopulation erzielt werden kann. Die vier Frequenzen f1 bis f4 sind lediglich beispielhaft zu verstehen, d. h. es kann eine beliebige andere Zahl von Frequenzen oder Frequenzgemischen zu Stimulationszwecken eingesetzt werden. Die Frequenzen f1 bis f4 sind so ausgewählt worden, dass mit ihnen jeweils bestimmte Bereiche
217 bis220 des auditorischen Cortex213 stimuliert werden. Dies ermöglicht die oben beschriebene Aufspaltung einer krankhaften Neuronenpopulation in Subpopulationen217 bis220 . Damit die Subpopulationen217 bis220 nach der Stimulation unterschiedliche Phasen aufweisen, können die Frequenzen f1 bis f4 beispielsweise zeitversetzt appliziert werden. - Ein für die oben beschriebenen Zwecke geeignetes Stimulationsverfahren ist in
34 schematisch dargestellt. In34 sind in den oberen vier Zeilen untereinander vier Sinusschwingungen mit den Frequenzen f1, f2, f3 bzw. f4 gegen die Zeit t aufgetragen. Aus den dargestellten Sinusschwingungen werden die akustischen ersten Reize21 gebildet. Zur Erzeugung von pulsförmigen Sinusschwingungen sind die vier Sinusschwingungen mit Rechteckfunktionen multipliziert worden. Wie oben bereits erläutert wurde, können statt der Rechteckfunktionen auch glattere Funktionen, wie z. B. Sinus-Halbschwingungen, verwendet werden, um Klickgeräusche zu vermeiden. Jeder Sinusschwingungspuls wiederholt sich periodisch mit einer Frequenz fstim. Die Frequenz fstim = 1/Tstim kann im Bereich von 1 bis 30 Hz und insbesondere im Bereich von 5 bis 20 Hz liegen, kann aber auch kleinere oder größere Werte annehmen. Derartige Sequenzen von pulsförmigen Sinusschwingungen sind, wenn sie als akustische erste Reize21 appliziert werden, geeignet, die neuronale Phase der jeweils stimulierten krankhaften Neuronen-Subpopulation217 ,218 ,219 bzw.220 zurückzusetzen. Der Phasenreset ergibt sich dabei nicht notwendigerweise bereits nach einem oder wenigen Pulsen, sondern es können eine gewisse Anzahl der in34 gezeigten Sinusschwingungspulse erforderlich sein, um die neuronale Phase der jeweiligen Subpopulation217 ,218 ,219 bzw.220 zurückzusetzen. - Die Frequenz fstim kann beispielsweise im Bereich der mittleren Frequenz der krankhaft rhythmischen Aktivität des Ziel-Netzwerks liegen. Bei neurologischen und psychiatrischen Erkrankungen liegt die mittlere Frequenz typischerweise im Bereich von 1 bis 30 Hz, kann aber auch außerhalb dieses Bereichs liegen. Beim Tinnitus findet sich z. B. im Frequenzbereich von 1,5 bis 4 Hz übermäßig synchrone neuronale Aktivität. Hierbei ist zu beachten, dass die Frequenz, mit welcher die krankhaften Neuronen synchron feuern, üblicherweise nicht konstant ist, sondern durchaus Variationen aufweisen kann und darüber hinaus bei jedem Patienten individuelle Abweichungen zeigt.
- Zur Ermittlung der Frequenz fstim kann beispielsweise die mittlere Peakfrequenz der krankhaften rhythmischen Aktivität des Patienten bestimmt werden. Diese Peakfrequenz kann dann als Stimulationsfrequenz fstim verwendet werden oder auch variiert werden, beispielsweise in einem Bereich von fstim – 3 Hz bis fstim + 3 Hz. Alternativ kann aber auch ohne vorherige Messung eine Frequenz fstim im Bereich von 1 bis 30 Hz gewählt werden und diese beispielsweise während der Stimulation variiert werden, bis die Frequenz fstim gefunden wird, mit der sich die besten Stimulationserfolge erzielen lassen. Als weitere Alternative kann für die Stimulationsfrequenz fstim ein für die jeweilige Krankheit bekannter Literaturwert herangezogen werden. Eventuell kann dieser Wert noch variiert werden, bis beispielsweise optimale Stimulationsergebnisse erzielt werden.
- Die Dauer eines Sinusschwingungspulses, d. h. die Zeitspanne, in dem in der vorliegenden Ausgestaltung die Rechteckfunktion den Wert 1 annimmt, kann beispielsweise Tstim/2 betragen. In diesem Fall sind die Zeitspanne, während der die jeweilige Frequenz zur Stimulation beiträgt, und die nachfolgende Stimulationspause gleich lang. Es ist aber auch möglich andere Stimulationsdauern zu wählen, beispielsweise im Bereich von Tstim/2 – Tstim/10 bis Tstim/2 + Tstim/10. Die Stimulationsdauern können beispielsweise experimentell bestimmt werden.
- Gemäß der in
34 gezeigten Ausgestaltung erfolgt die Verabreichung der einzelnen Frequenzen f1 bis f4 mit einer zeitlichen Verzögerung zwischen den einzelnen Frequenzen f1 bis f4. Beispielsweise kann der Beginn zeitlich aufeinander folgender und unterschiedliche Frequenzen aufweisender Pulse um eine Zeit τ verschoben sein. - Im Fall von N Frequenzen, die zur Stimulation eingesetzt werden, kann die zeitliche Verzögerung τ zwischen jeweils zwei aufeinander folgenden Pulsen beispielsweise im Bereich eines N-tels der Periode Tstim = 1/fstim liegen. In dem in
34 gezeigten Ausführungsbeispiel (N = 4) beträgt die zeitliche Verzögerung τ dementsprechend Tstim/4. Von der Vorgabe, dass die zeitliche Verzögerung τ zwischen jeweils zwei aufeinander folgenden Sinusschwingungspulsen Tstim/N beträgt, kann bis zu einem gewissen Grad abgewichen werden. Beispielsweise kann von dem Wert Tstim/N für die zeitliche Verzögerung τ um bis zu ±3%, ±5%, ±10%, ±20% oder ±30% abgewichen werden. Bei derartigen Abweichung wurden noch Stimulationserfolge erzielt, d. h. es konnte noch ein desynchronisierender Effekt beobachtet werden. - Aus den periodischen Sinusschwingungspulsen mit den Frequenzen f1 bis f4 wird durch Superposition der akustische erste Reiz
21 gebildet. Die einzelnen Sinusschwingungspulse können dabei beispielsweise linear oder nicht-linear miteinander kombiniert werden. Dies bedeutet, dass die Sinusschwingungen der einzelnen Frequenzen f1 bis f4 nicht notwendigerweise mit den gleichen Amplituden zu dem akustischen ersten Reiz21 kombiniert werden müssen. In der untersten Zeile von34 ist beispielhaft das Frequenzspektrum des akustischen ersten Reizes21 zu vier verschiedenen Zeitpunkten t1, t2, t3 und t4 dargestellt. Die dort gezeigten Frequenzspektren, insbesondere die Höhe und Form der Frequenzpeaks, sind lediglich beispielhaft zu verstehen und können auch völlig unterschiedliche Formen aufweisen. Im Einzelnen lassen sich den dargestellten Frequenzspektren die folgenden Aussagen entnehmen: Zum Zeitpunkt t1 tritt lediglich die Frequenz f1 in dem akustischen ersten Reiz21 auf. Zum Zeitpunkt t2 sind dies die Frequenzen f3 sowie f4, zum Zeitpunkt t3 die Frequenzen f2 bis f4 und zum Zeitpunkt t4 die Frequenzen f2 sowie f3. - Gemäß einer alternativen Ausgestaltung werden statt der Frequenzen f1 bis f4 vier Frequenzgemische mit den Grenzen fj un ten und fj oben (j = 1, 2, 3, 4) verwendet. In einem Frequenzgemisch j kann eine beliebige Anzahl von Frequenzen im Bereich von fj unten bis fj oben vorliegen.
- Gemäß einer weiteren alternativen Ausgestaltung werden anstelle der Rechteckfunktionen andere Funktionen zur Amplitudenmodulation der Sinusschwingungen eingesetzt werden, z. B. Sinushalbwellen, deren Frequenz kleiner als f1 bis f4 ist. Ferner ist es beispielsweise denkbar, dass dreieckförmige Pulse als Modulationsfunktionen eingesetzt werden. Ein solcher Puls kann eine sprungförmigen Onset (von 0 auf 1) aufweisen und danach einen Abfall auf 0, wobei der Abfall beispielsweise durch eine lineare oder exponentielle Funktion gegeben sein kann. Durch die Modulationsfunktion wird letztlich die Form der Einhüllenden der einzelnen Pulse bestimmt.
- In
35 ist die bereits in34 gezeigte Stimulation über einen längeren Zeitraum hinweg dargestellt. Die einzelnen Sinusschwingungen mit den Frequenzen f1 = 1000 Hz, f2 = 800 Hz, f3 = 600 Hz und f4 = 400 Hz sind in35 nicht gezeigt, sondern nur die jeweiligen rechteckförmigen Einhüllenden. Ferner ist in35 ein beispielsweise von der Messeinheit15 aufgenommenes Messsignal26 dargestellt, das die neuronale Aktivität im auditorischen Cortex vor und während der Stimulation wiedergibt. Die Periode Tstim beträgt vorliegend 1/(3,5 Hz) = 0,29 s. - Die Stimulation wird zum Zeitpunkt tstart gestartet. Dem Messsignal
26 , das in dem vorliegenden Beispiel bandpassgefiltert worden ist, ist zu entnehmen, dass die Neuronen im auditorischen Cortex vor Beginn der Stimulation eine synchrone und oszillatorische Aktivität aufweisen. Kurz nach Beginn der Stimulation wird die krankhaft synchrone neuronale Aktivität im Zielgebiet bereits unterdrückt. - Von dem in den
34 und35 gezeigten streng periodischen Stimulationsmuster kann auf unterschiedliche Art und Weise abgewichen werden. Beispielsweise braucht die zeitliche Verzögerung τ zwischen zwei aufeinander folgenden Sinusschwingungspulsen nicht notwendigerweise stets gleich groß zu sein. Es kann vorgesehen sein, dass die zeitlichen Abstände zwischen den einzelnen Sinusschwingungspulsen unterschiedlich gewählt werden. Ferner können die Verzögerungszeiten auch während der Behandlung eines Patienten variiert werden. Auch können die Verzögerungszeiten hinsichtlich der physiologischen Signallaufzeiten adjustiert werden. - Des Weiteren können während der Applikation der akustischen ersten Reize
21 Pausen vorgesehen werden, während denen keine Stimulation erfolgt. Die Pausen können beliebig lang gewählt werden und insbesondere ein ganzzahliges Vielfaches der Periode Tstim betragen. Die Pausen können nach einer beliebigen Anzahl von Stimulationen eingehalten werden. Z. B. kann eine Stimulation während N aufeinander folgender Perioden der Länge Tstim durchgeführt werden und anschließend eine Stimulationspause während M Perioden der Länge Tstim eingehalten werden, wobei N und M kleine ganze Zahlen sind, z. B. im Bereich von 1 bis 15. Dieses Schema kann entweder periodisch fortgesetzt werden oder stochastisch und/oder deterministisch, z. B. chaotisch, modifiziert werden. - In
36 ist eine derartige Stimulation gezeigt. Hier gelten N = 2 und M = 1. Ansonsten entspricht die Stimulation der in35 gezeigten Stimulation. - Eine weitere Möglichkeit, von dem in
34 gezeigten streng periodischen Stimulationsmuster abzuweichen, besteht darin, die zeitlichen Abstände zwischen aufeinander folgenden Pulsen einer Frequenz fj oder eines Frequenzgemisches mit den Grenzen fj unten und fj oben (j = 1, 2, 3, 4) stochastisch oder deterministisch oder gemischt stochastisch-deterministisch zu variieren. - Des Weiteren kann pro Periode Tstim (oder in anderen Zeitschritten) die Reihenfolge, in welcher die beteiligten Frequenzen fj oder Frequenzgemische mit den Grenzen fj unten und fj oben appliziert werden, variiert werden. Diese Variation kann stochastisch oder deterministisch oder gemischt stochastisch-deterministisch erfolgen.
- Ferner kann pro Periode Tstim (oder in einem anderen Zeitintervall) nur eine bestimmte Anzahl der Frequenzen fj oder Frequenzgemische mit den Grenzen fj unten und fj oben appliziert werden und die an der Stimulation beteiligten Frequenzen fj oder Frequenzgemische mit den Grenzen fj unten und fj oben können in jedem Zeitintervall variiert werden. Auch diese Variation kann stochastisch oder deterministisch oder gemischt stochastisch-deterministisch erfolgen.
- Die vorstehend beschriebenen Stimulationssignale bewirken, dass die Phase der neuronalen Aktivität der krankhaften Neuronenpopulation an den unterschiedlichen Stimulationsstellen zu unterschiedlichen Zeitpunkten zurückgesetzt wird. Dadurch wird die krankhafte Neuronenpopulation, deren Neuronen zuvor synchron und mit gleicher Frequenz und Phase aktiv waren, in mehrere Subpopulationen aufgespalten, was letztlich zu einer Desynchronisation führt.
- Im Folgenden werden weitere Ausgestaltungen der ”closed loop”-Stimulation beschrieben. Wie bereits weiter oben beschrieben wurde, kann das von der Messeinheit
15 aufgenommene Messsignal26 dazu verwendet werden, ein Steuersignal23 zu generieren, mit dem die Stimulationseinheit11 angesteuert wird. Dabei kann das Messsignal26 entweder direkt oder gegebenenfalls nach einem oder mehreren Verarbeitungsschritten in die akustischen ersten Reize21 umgesetzt werden und von der Stimulationseinheit11 appliziert werden. Der Verrechnungsmodus kann hierbei so gewählt werden, dass der krankhaften neuronalen Aktivität entgegengewirkt wird und die akustischen ersten Reize21 mit abnehmender krankhafter neuronaler Aktivität ebenfalls verschwinden oder zumindest deutlich in ihrer Stärke reduziert werden. - Bevor das Messsignal
26 in den Steuereingang der Stimulationseinheit11 eingespeist wird, kann das Messsignal26 linear oder nicht-linear verarbeitet werden. Beispielsweise kann das Messsignal26 gefiltert und/oder verstärkt und/oder mit einer Zeitverzögerung beaufschlagt werden und/oder mit einem anderen Messsignal26 gemischt werden. Ferner kann mit dem Messsignal26 oder dem verarbeiteten Messsignal26 die Amplitude einer Sinusschwingung mit einer Frequenz im hörbaren Bereich moduliert werden und die amplitudenmodulierte Sinusschwingung kann danach mittels des Schallgenerators als akustischer erster Reiz21 oder als Teil davon appliziert werden. - Zur Amplitudenmodulation einer Sinusschwingung oder einer anderen oszillierenden Schwingung muss nicht notwendigerweise das komplette Messsignal
26 herangezogen werden. Es kann z. B. vorgesehen sein, dass dazu nur ein Teil des Messsignals26 oder des verarbeiteten Messsignals26 verwendet wird, beispielsweise der Teil, der oberhalb oder unterhalb eines bestimmten Schwellwerts liegt. Eine derartige Amplitudenmodulation ist in37 beispielhaft dargestellt. In dem obersten Graph von37 ist das bandpassgefilterte Messsignal26 gegen die Zeit t aufgetragen, ferner ist der Startzeitpunkt tstart der Stimulation angegeben. In dem mittleren Graph ist das aus dem Messsignal26 gewonnene Modulationssignal250 dargestellt. Zur Generierung des Modulationssignals250 ist das Messsignal26 nicht-linear verarbeitet worden und alle negativen Werte des Messsignals26 bzw. des verarbeiteten Messsignals26 sind auf Null gesetzt worden. Ferner ist das Modulationssignal250 gegenüber dem Messsignal26 zeitverzögert worden. Anschließend ist das so gewonnene Halbwellensignal250 mit einer Sinusschwingungen der Frequenz f1 = 1000 Hz multipliziert worden. Das Modulationssignal250 stellt die Einhüllende der Sinusschwingung dar, wie im untersten Graph von37 für einen kleinen Zeitausschnitt gezeigt ist. Die so gewonnene amplitudenmodulierte Sinusschwingung ist anschließend in die Stimulationseinheit11 rückgekoppelt worden, um von dem Schallgenerator in die akustischen ersten Reize21 umgesetzt zu werden. - Anstelle einer Sinusschwingung mit einer einzigen Frequenz kann das Modulationssignal
250 auch mit einem beliebigen Gemisch von Sinusschwingungen (oder anderen Schwingungen) im hörbaren Frequenzbereich multipliziert werden, je nachdem, an welchen Stellen des auditorischen Cortex die Desynchronisation erfolgen soll. - Am Verlauf des in
37 dargestellten Messsignals26 lässt sich ablesen, dass die akustische nicht-lineare zeitverzögerte Halbwellenstimulation zu einer robusten Unterdrückung der krankhaft synchronen neuronalen Aktivität führt. Der Wirkmechanismus dieser Stimulation unterscheidet sich jedoch von der Wirkungsweise des z. B. in34 gezeigten Stimulationsverfahrens. Bei der in37 dargestellten Stimulation wird nicht die Phase der neuronalen Aktivität in den jeweiligen stimulierten Subpopulationen zurückgesetzt, sondern die Synchronisation in der krankhaft aktiven Neuronenpopulation wird unterdrückt, indem der Sättigungsprozess der Synchronisation beeinflusst wird. - Im Folgenden wird anhand eines Beispiels erläutert, wie ein von der Messeinheit
15 gewonnenes Messsignal26 einer nicht-linearen Prozessierung unterworfen werden kann, bevor es als Ansteuerungssignal der Stimulationseinheit11 verwendet wird. -
- In Gleichung (1) sind K ein Verstärkungsfaktor, der geeignet gewählt werden kann, und
Z (t)26 .Z (t)Z (t) = X(t) + iY(t), (2)26 entsprechen kann. Da die betrachteten Frequenzen im Bereich von 10 Hz = 1/100 ms = 1/Tα liegen, kann der Imaginärteil Y(t) durch X(t – τα) angenähert werden, wobei beispielsweise τα = Tα/4 gilt. Damit ergibt sich:S(t) = K·[X(t) + iX(t – τα)]2·[X(t – τ) – iX(t – τ – τα)] (3) - Gleichung (3) kann folgendermaßen umgeformt werden:
S(t) = K·[X(t)2·X(t – τ) + i2X(t)·X(t – τα)·X(t – τ) – X(t – τα)·X(t – τ) – iX(t – τ – τα)·X(t)2 + 2X(t)·X(t – τα)·X(t – τ – τα) + iX(t – τ – τα)·X(t – τα)] (4) - Als Ansteuerungssignal für die Stimulationseinheit
11 wird der Realteil aus Gleichung (4) verwendet:real[S(t)] = K·[X(t)2·X(t – τ) – X(t – τα)·X(t – τ) + 2X(t)·X(t – τα)·X(t – τ – τα) (5) - Mit dem rückgekoppelten und eventuell weiterverarbeiteten Messsignal
26 kann der auditorische Cortex ferner gezielt an verschiedenen Stellen stimuliert werden. Im Falle von den oben beschriebenen vier verschiedenen Frequenzen f1 bis f4 wird das eventuell weiterverarbeitete Messsignal26 mit einer entsprechenden Zeitverzögerung beaufschlagt und mit den Frequenzen f1 bis f4 multipliziert. Sofern die Stimulation weniger fokal sein soll, sondern ausgedehnter erfolgen soll, werden statt der reinen Sinusschwingungen der Frequenzen f1 bis f4 vier verschiedene Frequenzgemische mit den Grenzen fj unten und fj oben (j = 1, 2, 3, 4) verwendet. - In
38 ist eine derartige Stimulation beispielhaft dargestellt. Aus dem bandpassgefilterten Messsignal26 sind hier durch lineare Verarbeitungsschritte die Modulationssignale251 ,252 ,253 und254 gewonnen worden, mit denen Amplitudenmodulationen der Frequenzen f1 bis f4 durchgeführt worden sind. Durch Superposition der modulierten Sinusschwingungen ist das Steuersignal23 erzeugt worden, welches von dem Schallgenerator11 in die akustischen ersten Reize21 umgesetzt worden ist. - Im Folgenden wird anhand der
39A und39B beispielhaft erläutert, wie aus dem Messsignal26 die Modulationssignale251 bis254 gewonnen werden können. Dazu wird zunächst eine Verzögerungszeit τ festgelegt, die in dem vorliegenden Beispiel zu τ = Tstim/2 gesetzt worden ist (andere Werte wie z. B. τ = Tstim oder τ = 3Tstim/2 sind ebenfalls möglich). Die Frequenz fstim = 1/Tstim kann beispielsweise im Bereich der mittleren Frequenz des Messsignals26 liegen, z. B. im Bereich von 1 bis 30 Hz, insbesondere im Bereich von 5 bis 20 Hz. Anhand der Verzögerungszeit τ können für jedes der Modulationssignale251 bis254 bestimmte Verzögerungszeiten τ1, τ2, τ3 und τ4 errechnet werden, beispielsweise anhand folgender Gleichung: - Die Modulationssignale
251 bis254 können beispielsweise aus dem Messsignal26 gewonnen werden, indem das Messsignal26 jeweils um die Verzögerungszeiten τ1, τ2, τ3 bzw. τ4 verzögert wird:Sj(t) = K·Z(t – τj) (7) - In Gleichung (7) stehen S1(t), S2(t), S3(t) und S4(t) für die Modulationssignale
251 bis254 und Z(t) für das Messsignal26 . K ist ein Verstärkungsfaktor, der geeignet gewählt werden kann. Ferner können alle negativen Werte (oder alle Werte ober- oder unterhalb eines bestimmten Schwellwerts) der Modulationssignale S1(t) bis S4(t) auf Null gesetzt werden. - Gemäß einer in den
39A und39B dargestellten Ausgestaltung werden die Modulationssignale S1(t) bis S4(t) nur aus den Verzögerungszeiten τ1 und τ2 errechnet, wobei die Modulationssignale S1(t) und S2(t) bzw. S3(t) und S4(t) jeweils unterschiedliche Polaritäten aufweisen:S1(t) = K·Z(t – τ1) (8) S2(t) = –K·Z(t – τ1) (9) S3(t) = K·Z(t – τ2) (10) S4(t) = –K·Z(t – τ2) (11) - Zur klareren Darstellung sind in den
39A und39B die Modulationssignale S1(t) und S3(t) um den Wert 0,5 nach oben und die Modulationssignale S2(t) und S4(t) um den Wert 0,5 nach unten verschoben worden. - Wie in
39B gezeigt ist, können alle negativen Werte (oder alle Werte ober- oder unterhalb eines bestimmten Schwellwerts) der Modulationssignale S1(t) bis S4(t) auf Null gesetzt werden. Die Generierung der in38 gezeigten Modulationssignale251 bis254 entspricht der in den39A und39B gezeigten Generierung der Modulationssignale S1(t) bis S4(t). - Stimulationseinheiten zur Erzeugung taktiler, vibratorischer und/oder thermischer erster Reize:
- Im Folgenden werden Ausgestaltungen der Stimulationseinheit
11 zur Erzeugung taktiler, vibratorischer und/oder thermischer erster Reize21 beschrieben. Derartige Stimulationseinheiten lassen sich auch der deutschen PatentanmeldungDE 2010 000 390 A1 mit dem Titel ”Vorrichtung und Verfahren zur Behandlung eines Patienten mit Vibrations-, Tast- und/oder Thermoreizen” entnehmen, die am 11. Februar 2010 beim Deutschen Patent- und Markenamt hinterlegt worden ist. -
40 zeigt schematisch eine Ausgestaltung der Stimulationseinheit11 , die eine Mehrzahl von Stimulationselementen beinhaltet. In dem vorliegenden Ausführungsbeispiel weist die Stimulationseinheit11 vier Stimulationselemente311 ,312 ,313 ,314 auf, die von der Steuereinheit10 angesteuert werden. Die in40 gezeigte Ausgestaltung ist lediglich beispielhaft zu verstehen. Alternativ zu dieser Ausgestaltung kann die Stimulationseinheit11 eine beliebige Anzahl N (N = 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12, ...) von Stimulationselementen enthalten. - Die Stimulationselemente
311 bis314 sind derart ausgestaltet, dass sie auf die Haut des Patienten aufgesetzt werden können. Je nach Erkrankung bzw. betroffenen Körperpartien werden die Stimulationselemente311 bis314 in einer geeigneten Anordnung auf der Haut des Patienten befestigt, beispielsweise am Arm, am Bein, an der Hand und/oder am Fuß des Patienten. Taktile, vibratorische und thermische erste Reize21 können je nach Krankheitsbild entweder einzeln oder in Kombination auf der Haut verabreicht werden. - Die Mehrzahl von Stimulationselementen
311 bis314 ermöglicht es, unterschiedliche rezeptive Bereiche der Haut über die einzelnen Stimulationselemente311 bis314 zeitlich und räumlich koordiniert zu stimulieren. Die Stimulationselemente311 bis314 können so auf der Haut des Patienten angeordnet sein, dass die auf das Hautgewebe applizierten Reize über Nervenleitungen an unterschiedliche Zielgebiete, die z. B. im Rückenmark und/oder im Gehirn liegen, weitergeleitet werden. Folglich können verschiedene Zielgebiete im Rückenmark und/oder Hirn während desselben Stimulationszeitraums mit eventuell unterschiedlichen und/oder zeitversetzten Reizen stimuliert werden. - Ein Stimulationsverfahren, das mit der in
40 gezeigten Stimulationseinheit11 durchgeführt werden kann, ist in41 schematisch dargestellt. In41 sind untereinander die über die Stimulationselemente311 bis314 applizierten ersten Reize21 gegen die Zeit t aufgetragen. - Bei dem in
41 dargestellten Verfahren appliziert jedes der Stimulationselemente311 bis314 den ersten Reiz21 periodisch an den jeweiligen rezeptiven Bereich der Haut, auf dem das Stimulationselement311 bis314 angebracht ist. Die Frequenz fstim = 1/Tstim (Tstim = Periodendauer), mit welcher die von jedem der Stimulationselemente311 bis314 erzeugten ersten Reize21 wiederholt werden, kann im Bereich von 1 bis 60 Hz und insbesondere im Bereich von 30 bis 60 Hz oder im Bereich von 1 bis 30 Hz oder im Bereich 1 bis 20 Hz oder im Bereich von 5 bis 20 Hz liegen, kann aber auch kleinere oder größere Werte annehmen. Die Dauer Dstim eines einzelnen ersten Reizes21 kann insbesondere von der Art des Reizes abhängen. Die in41 gezeigte Ordinate hängt ebenfalls von der Art der ersten Reize21 ab. Bei einem Vibrations- oder Tastreiz kann beispielsweise die Auslenkung1 eines Stimulationselements gegen die Zeit t aufgetragen werden, bei einem Thermoreiz kann eine Temperatur T dargestellt werden. Die über die verschiedenen Stimulationselemente311 bis314 applizierten ersten Reize21 können identisch oder aber verschieden sein. - Verschiedene Ausgestaltungen einzelner vibratorischer erster Reize
21 sind in42A ,42B ,42C und42D dargestellt. Dort ist die Auslenkung l eines Stimulationselements gegen die Zeit t aufgetragen. In42A wird das Stimulationselement zur Zeit t1 aus seiner Ruheposition ausgelenkt und in die Haut des Patienten eingedrückt. Die Lage der Hautoberfläche ist durch eine gestrichelte Linie321 dargestellt. Nachdem das Stimulationselement in Kontakt mit der Haut getreten ist, wird ein periodischer Vibrationsreiz mit einer Frequenz fvib = 1/Tvib im Bereich von 30 bis 300 Hz appliziert (Tvib = Periodendauer des Vibrationsreizes). Bei einer Frequenz fvib von 300 Hz kann das Stimulationselement eine Kraft von etwa 2 N ausüben. Die Dauer Dstim des Vibrationsreizes21 kann im Bereich von 10 bis 500 ms liegen. Insbesondere liegt die Stimulationsdauer Dstim im Bereich von wobei N die Anzahl der Stimulationselemente ist. Z. B. ergibt sich für Tstim = 1 Hz und N = 4 ein Bereich von 10 bis 250 ms für die Stimulationsdauer Dstim. Es können aber auch zeitlich überlappende Stimuli verwendet werden. - Zur Zeit t2 wird das Stimulationselement wieder in seine Ruheposition verbracht, wo es keinen Kontakt zur Haut hat. Wie in
42A gezeigt kann der vibratorische erste Reiz21 ein rechteckförmiger oder sinusförmiger Reiz sein, er kann aber auch andere Formen haben. Die in42A gezeigte Auslenkung l1 zur Eindrückung des Stimulationselements in die Haut kann im Bereich von 0,5 bis 3 mm liegen. Die Auslenkung l2 des Stimulationselements während der Vibration kann zwischen 0,1 und 0,5 mm betragen. - In
42B ist eine Variation des in42A gezeigten vibratorischen ersten Reizes21 dargestellt. Bei der in42B gezeigten Ausgestaltung steht das Stimulationselement stets in Kontakt mit der Haut des Patienten. Während des Stimulationszeitraums Dstim wird ein wie oben beschriebener vibratorischer erster Reiz21 appliziert. - Eine weitere Variation des vibratorischen ersten Reizes
21 ist in42C dargestellt. Im Unterschied zum vibratorischen ersten Reiz21 aus42A wird das Stimulationselement bereits während des Stimulationszeitraums Dstim wieder zurückgefahren, so dass die Vibrationen mit zunehmender Zeitdauer weniger in die Haut eindrücken und sich das Stimulationselement schließlich vollständig von der Haut löst. Beispielsweise kann das Zurückfahren des Stimulationselements entlang einer linearen oder nicht-linearen, z. B. exponentiellen, Kurve322 erfolgen, welcher die Vibrationen fvib des Stimulationselements überlagert sind. In dem in42C gezeigten Beispiel reicht die abfallende Flanke eines jeden Pulses bis auf die Kurve322 herunter. Der sich daran anschließende Puls hat eine fest vorgegebene Höhe l2, d. h. die ansteigende Flanke eines jeden Pulses hat die Höhe l2. - Eine Variation des vibratorischen ersten Reizes
21 aus42C ist in42D gezeigt. Dort geht die Kurve322 nicht bis auf die Nulllinie (l = 0) zurück, sondern hat einen fest vorgegebenen Offset ΔL von der Nulllinie. - Eine Ausführungsform eines taktilen ersten Reizes
21 ist in43 gezeigt. Das Stimulationselement wird zur Zeit t1 in die Haut des Patienten eingedrückt, verweilt dort für die Stimulationsdauer Dstim und wird zur Zeit t2 wieder zurückgefahren. Die Stimulationsdauer Dstim liegt bei einem taktilen ersten Reiz21 im Bereich von 10 bis 500 ms. Insbesondere liegt die Stimulationsdauer Dstim in dem oben in (12) angegebenen Bereich, es können aber auch zeitlich überlappende Stimuli verwendet werden. - Verschiedene Ausführungsformen einzelner thermischer erster Reize
21 sind in44A ,44B und44C dargestellt. Bei den in44A und44B gezeigten Ausgestaltungen wird ein Stimulationselement auf eine Temperatur Ttemp erhitzt oder gekühlt. Wie in44B gezeigt ist, kann die Temperatur Ttemp erst kurz vor der Applikation des thermischen ersten Reizes21 erzeugt werden. In diesem Fall hat das Stimulationselement während der Stimulationspausen eine Temperatur T0, welche z. B. der Raumtemperatur entspricht. Alternativ kann das Stimulationselement auf einer konstanten Temperatur Ttemp gehalten werden. - Bei der Ausgestaltung nach
44A wird das erhitzte oder gekühlte Stimulationselement zur Zeit t1 auf die Haut des Patienten gebracht und verbleibt dort für die gesamte Stimulationsdauer Dstim. Im Unterschied dazu wird bei der Ausgestaltung nach44B das Stimulationselement während der Stimulationsdauer Dstim periodisch mit einer Frequenz fthermo zur Haut verbracht und wieder entfernt. Die Frequenz fthermo = 1/Tthermo kann im Bereich von 1 bis 10 Hz liegen (Tthermo = Periodendauer des Thermoreizes). - Der in
44C gezeigte thermische erste Reiz21 entspricht im Wesentlichen dem Thermoreiz21 aus44B . Der Unterschied ist, dass der Thermoreiz21 aus44C berührungslos erzeugt wird. Hier wird die Stimulationstemperatur Ttemp durch elektromagnetische Strahlung, beispielsweise Infrarotlicht, erzeugt. Ferner wird die elektromagnetische Strahlung periodisch mit der Frequenz fthermo = 1/Tthermo variiert (z. B. durch An- und Ausschalten eines Infrarotstrahlers). - Bei thermischen ersten Reizen
21 liegt die Stimulationsdauer Dstim im Bereich von 10 bis 500 ms. Insbesondere liegt die Stimulationsdauer Dstim in dem oben in (12) angegebenen Bereich, es können aber auch zeitlich überlappende Stimuli verwendet werden. Die Temperatur Ttemp kann von 22 bis 42°C betragen. Die Temperatur T0 ist in der Regel die Körpertemperatur des Patienten. Die Frequenz fthermo kann zwischen 1 und 10 Hz liegen, kann aber auch außerhalb dieses Bereichs liegen. - Es ist auch denkbar, dass ein einzelner erster Reiz
21 mehrere Reizarten umfasst. Beispielsweise kann der in42A gezeigte vibratorische erste Reiz21 gleichzeitig ein Thermoreiz sein, sofern das den Reiz ausübende Stimulationselement entsprechend erwärmt oder gekühlt ist. Ferner ist der vibratorische erste Reiz21 aus42A gleichzeitig ein Tastreiz (durch das Auftreffen des Stimulationselement auf die Haut werden Tastrezeptoren aktiviert). - Die von den Stimulationseinheiten
311 bis314 applizierten ersten Reize21 werden von in oder unter der Haut gelegenen Rezeptoren aufgenommen und an das Nervensystem weitergeleitet. Zu diesen Rezeptoren zählen beispielsweise Merkel-Zellen, Ruffini-Körperchen, Meissner-Körperchen und Haarfollikelrezeptoren, die insbesondere als Rezeptoren für die taktilen ersten Reize21 wirken. Die vibratorischen ersten Reize21 zielen vorwiegend auf die Tiefensensibilität ab. Die vibratorischen ersten Reize21 können von in der Haut, den Muskeln, dem Subkutangewebe und/oder den Sehnen des Patienten gelegenen Rezeptoren aufgenommen werden. Als Rezeptoren für die vibratorischen ersten Reize21 seien beispielhaft die Vater-Pacini-Körperchen genannt, die Vibrationsempfindungen und Beschleunigungen vermitteln. Die thermischen ersten Reize21 werden von den Thermorezeptoren der Haut aufgenommen. Dies sind Warmrezeptoren (auch Wärmerezeptoren, Warmsensoren oder Wärmesensoren genannt) und Kaltsensoren (auch Kältesensoren, Kaltrezeptoren oder Kälterezeptoren genannt). In der Haut des Menschen liegen die Kaltsensoren mehr oberflächlich, die Warmrezeptoren etwas tiefer. - Die von den Stimulationselementen
311 bis314 generierten ersten Reize21 sind derart ausgestaltet, dass sie, wenn sie von den entsprechenden Rezeptoren aufgenommen werden und über die Nervenleitungen zu einer Neuronenpopulation im Gehirn oder Rückenmark mit einer krankhaft synchronen und oszillatorischen Aktivität geleitet werden, in der Neuronenpopulation ein Zurücksetzen der Phase der neuronalen Aktivität der stimulierten Neuronen bewirken. Durch das Zurücksetzen wird die Phase der stimulierten Neuronen unabhängig von dem aktuellen Phasenwert auf einen bestimmten Phasenwert, z. B. 0°, gesetzt. Somit wird die Phase der neuronalen Aktivität der krankhaften Neuronenpopulation mittels einer gezielten Stimulation kontrolliert. - Ferner ist es aufgrund der Mehrzahl von Stimulationselementen möglich, die krankhafte Neuronenpopulation an unterschiedlichen Stellen zu stimulieren. Die an unterschiedlichen Stellen der Haut applizierten ersten Reize
21 werden nämlich an unterschiedliche Stellen im Gehirn oder Rückenmark weitergeleitet. Dies ermöglicht es, die Phase der neuronalen Aktivität der krankhaften Neuronenpopulation an den unterschiedlichen Stimulationsstellen zu unterschiedlichen Zeitpunkten zurückzusetzen. Im Ergebnis wird dadurch die krankhafte Neuronenpopulation, deren Neuronen zuvor synchron und mit gleicher Frequenz und Phase aktiv waren, in mehrere Subpopulationen aufgespalten. Innerhalb einer Subpopulation sind die Neuronen weiterhin synchron und feuern auch weiterhin mit derselben pathologischen Frequenz, aber jede der Subpopulationen weist bezüglich ihrer neuronalen Aktivität die Phase auf, die ihr durch den Stimulationsreiz aufgezwungen wurde. - Bedingt durch die krankhafte Interaktion zwischen den Neuronen ist der durch die Stimulation erzeugte Zustand mit mindestens zwei Subpopulationen instabil, und die gesamte Neuronenpopulation nähert sich schnell einem Zustand kompletter Desynchronisation, in welchem die Neuronen unkorreliert feuern. Der gewünschte Zustand, d. h. die komplette Desynchronisation, ist somit nach der Applikation der ersten Reize
21 nicht sofort vorhanden, sondern stellt sich meist innerhalb weniger Perioden oder gar in weniger als einer Periode der pathologischen Aktivität ein. - Schematisch ist die Stimulation mehrerer Subpopulationen einer krankhaft aktiven Neuronenpopulation
330 mit Hilfe der Stimulationseinheit11 in45 dargestellt. Über die Stimulationselemente311 bis314 der Stimulationseinheit11 werden an unterschiedlichen Stellen der Haut315 die jeweiligen Rezeptoren mit taktilen und/oder vibratorischen und/oder thermischen ersten Reizen21 stimuliert. Die von den Stimulationselementen311 ,312 ,313 und314 applizierten ersten Reize21 werden an unterschiedliche Subpopulationen331 ,332 ,333 bzw.334 der Neuronenpopulation330 weitergeleitet (Reize von Stimulationselement311 zu Subpopulation331 , Reize von Stimulationselement312 zu Subpopulation332 , Reize von Stimulationselement313 zu Subpopulation333 und Reize von Stimulationselement314 zu Subpopulation334 ) und resetten die Phasen dieser Subpopulationen zu jeweils unterschiedlichen Zeitpunkten, wodurch eine Desynchronisation der gesamten Neuronenpopulation330 erzielt wird. - Die gezielte Stimulation bestimmter Bereiche des Gehirns oder Rückenmarks wird durch die somatotope Zuordnung von Körperregionen zu diesen Bereichen ermöglicht. Beispielsweise können die Stimulationselemente
311 bis314 am Fuß, Unterschenkel und Oberschenkel oder aber an der Hand, dem Unterarm und Oberarm des Patienten angebracht werden. Aufgrund der somatotopischen Gliederung der Nervenleitungsbahnen werden durch die an den jeweiligen Stellen applizierten Reize unterschiedliche Neuronen stimuliert. Die somatotope Zuordnung von Hautstellen zu Bereichen des Gehirns ist beispielsweise in A. Benninghoff et al.: ”Lehrbuch der Anatomie des Menschen. Dargestellt unter Bevorzugung funktioneller Zusammenhänge. 3. Bd. Nervensystem, Haut und Sinnesorgane”, Urban und Schwarzenberg, München 1964, beschrieben. - Um durch zeitversetztes Zurücksetzen der Phasen der Subpopulationen
331 bis334 der krankhaft synchronen Neuronenpopulation330 eine Desynchronisation der gesamten Neuronenpopulation330 zu erzielen, kann auf verschiedene Art und Weise vorgegangen werden. Beispielsweise können die ersten Reize21 , die ein Zurücksetzen der Phase von Neuronen bewirken, zeitversetzt über die unterschiedlichen Stimulationselemente311 bis314 an die jeweiligen rezeptiven Felder der Haut abgegeben werden. Des. Weiteren können die Reize z. B. phasenversetzt oder mit unterschiedlicher Polarität appliziert werden, so dass sie im Ergebnis auch zu einem zeitversetzten Zurücksetzen der Phasen der unterschiedlichen Subpopulationen331 bis334 führen. - Ein für die oben beschriebenen Zwecke geeignetes Stimulationsverfahren ist in
46 schematisch dargestellt. In46 sind untereinander die über die Stimulationselemente311 bis314 applizierten ersten Reize21 gegen die Zeit t aufgetragen. Als erste Reize21 können beispielsweise die in den42A bis44C dargestellten Vibrations-, Tast- und Thermoreize verwendet werden. Das in46 gezeigte Diagramm ist in sich periodisch wiederholende erste Zeitabschnitte der Länge Tstim unterteilt. Die Frequenz fstim = 1/Tstim, mit welcher die ersten Zeitabschnitte der Länge Tstim wiederholt werden, kann im Bereich von 1 bis 60 Hz und insbesondere im Bereich von 30 bis 60 Hz oder im Bereich von 1 bis 30 Hz oder im Bereich 1 bis 20 Hz oder im Bereich von 5 bis 20 Hz liegen, kann aber auch kleinere oder größere Werte annehmen. - Die ersten Zeitabschnitte der Länge Tstim sind ferner in zweite Zeitabschnitte der Länge Tstim/4 unterteilt. Bei einer Stimulation über N Stimulationseinheiten könnten die ersten Zeitabschnitte in N zweite Zeitabschnitte der Länge Tstim/N unterteilt sein.
- Gemäß einer Ausgestaltung generiert jedes der Stimulationselemente
311 bis314 innerhalb eines ersten Zeitabschnitts nicht mehr als einen ersten Reiz21 . In aufeinander folgenden zweiten Zeitabschnitten können erste Reize21 von unterschiedlichen Stimulationselementen311 bis314 generiert werden. - Bei der in
46 dargestellten Ausgestaltung appliziert jedes der Stimulationselemente311 bis314 einen ersten Reiz21 streng periodisch mit der Frequenz fstim. Die Verabreichung der ersten Reize21 über unterschiedliche Stimulationselemente311 bis314 erfolgt mit einer zeitlichen Verzögerung zwischen den einzelnen Stimulationselementen311 bis314 um Tstim/4. - Im Fall von N Stimulationselementen kann die zeitliche Verzögerung zwischen jeweils zwei aufeinander folgenden ersten Reizen
21 beispielsweise im Bereich eines N-tels der Periode 1/fstim liegen, d. h. 1/(N × fstim) = Tstim/N, d. h. insbesondere vergeht zwischen den Startzeitpunkten von zwei aufeinander folgenden ersten Reizen21 die Zeit Tstim/N. - Die Frequenz fstim kann beispielsweise im Bereich der mittleren Frequenz der krankhaft rhythmischen Aktivität des Ziel-Netzwerks liegen. Bei Erkrankungen, bei denen eine gesteigerte neuronale Synchronisation vorliegt, liegt die mittlere Frequenz typischerweise im Bereich von 1 bis 30 Hz, kann aber auch außerhalb dieses Bereichs liegen. Hierbei ist zu beachten, dass die Frequenz, mit welcher die betroffenen Neuronen synchron feuern, üblicherweise nicht konstant ist, sondern durchaus Variationen aufweisen kann und darüber hinaus bei jedem Patienten individuelle Abweichungen zeigt.
- Von dem in
46 gezeigten streng periodischen Stimulationsmuster kann auf unterschiedliche Art und Weise abgewichen werden. Beispielsweise braucht die zeitliche Verzögerung Tstim zwischen aufeinander folgenden und von derselbem Stimulationselement erzeugten ersten Reizen21 nicht stets gleich groß sein, sondern kann im Bereich von ±10% oder ±5% oder ±3% um Tstim herum variieren. Ferner kann auch der Zeitabstand zwischen zwei aufeinander folgenden und von verschiedenen Stimulationselementen erzeugten ersten Reizen21 im Bereich von ±10% oder ±5% oder ±3% um Tstim/N herum variieren. Es kann durchaus vorgesehen sein, dass die zeitlichen Abstände zwischen den einzelnen ersten Reizen21 unterschiedlich gewählt werden. Ferner können die Verzögerungszeiten auch während der Behandlung eines Patienten variiert werden. Auch können die Verzögerungszeiten hinsichtlich der physiologischen Signallaufzeiten adjustiert werden. - Des Weiteren können während der Applikation der ersten Reize
21 Pausen vorgesehen werden, während derer keine Stimulation erfolgt. Eine solche Pause ist beispielhaft in47 gezeigt. Die Pausen können beliebig lang gewählt werden und insbesondere ein ganzzahliges Vielfaches der Periode Tstim betragen. Ferner können die Pausen nach einer beliebigen Anzahl von Stimulationen eingehalten werden. Z. B. kann eine Stimulation während N aufeinander folgender Perioden der Länge Tstim durchgeführt werden und anschließend eine Pause während M Perioden der Länge Tstim ohne Stimulation eingehalten werden, wobei N und M kleine ganze Zahlen sind, z. B. im Bereich von 1 bis 10. Dieses Schema kann entweder periodisch fortgesetzt werden oder stochastisch und/oder deterministisch oder gemischt stochastisch-deterministisch modifiziert werden. - Eine weitere Möglichkeit, von dem in
46 gezeigten streng periodischen Stimulationsmuster abzuweichen, besteht darin, die zeitliche Abfolge der einzelnen ersten Reize21 stochastisch oder deterministisch oder gemischt stochastisch-deterministisch zu variieren. - Des Weiteren kann pro Periode Tstim (oder auch in anderen Zeitschritten) die Reihenfolge, in welcher die Stimulationselemente
311 bis314 die ersten Reize21 applizieren, variiert werden, wie dies beispielhaft in48 gezeigt ist. - Diese Randomisierung kann stochastisch oder deterministisch oder gemischt stochastisch-deterministisch erfolgen.
- Die in
48 gezeigte Randomisierung kann mit der in47 gezeigten Stimulationsform kombiniert werden. Beispielsweise kann in jedem der N aufeinander folgenden Stimulationszeitabschnitte der Länge Tstim eine erneute Randomisierung durchgeführt werden oder aber es erfolgt nach jeder Pause der Länge M × Tstim eine Randomisierung und innerhalb der darauf folgenden N Stimulationszeitabschnitte bleibt die Reihenfolge, in welcher die Stimulationselemente311 bis314 die ersten Reize21 applizieren, konstant. - Ferner kann pro Periode Tstim (oder in einem anderen Zeitintervall) nur eine bestimmte Anzahl von Stimulationselementen
311 bis314 zur Stimulation herangezogen werden und die an der Stimulation beteiligten Stimulationselemente können in jedem Zeitintervall variiert werden. Auch diese Variation kann stochastisch oder deterministisch oder gemischt stochastisch-deterministisch erfolgen. - Die Stimulationseinheit
11 kann beispielsweise in einem ”open loop”-Modus betrieben werden, bei welchem die Steuereinheit10 die Stimulationselemente311 bis314 derart ansteuert, dass diese vorgegebene erste Reize21 erzeugen, die an das Hautgewebe abgegeben werden. Des Weiteren kann die Stimulationseinheit11 zusammen mit der Steuereinheit10 und der Messeinheit15 auch zu einem in49 schematisch dargestellten ”closed loop”-System weitergebildet werden. - Hinsichtlich des Zusammenwirkens der Steuereinheit
10 mit der Messeinheit15 sind verschiedene Ausgestaltungen denkbar. - Beispielsweise können von der Steuereinheit
10 anhand der Ausprägung der krankhaften Merkmale Parameter der ersten Reize21 , z. B. eine bestimmte Frequenz fvib oder Eindrucktiefe l2 im Fall von Vibrationsreizen, eingestellt werden. - Des Weiteren kann vorgesehen sein, dass die von der Messeinheit
15 aufgenommenen Messsignale26 direkt oder gegebenenfalls nach einem oder mehreren Verarbeitungsschritten in taktile, vibratorische und/oder thermische erste Reize21 umgesetzt werden und von der Stimulationseinheit11 appliziert werden. Beispielsweise können die Messsignale verstärkt und gegebenenfalls nach mathematischer Verrechnung (z. B. nach Mischung der Messsignale) mit einer Zeitverzögerung und linearen und/oder nichtlinearen Verrechnungsschritten als Steuersignale23 in den Steuereingang der Stimulationseinheit11 eingespeist werden. Der Verrechnungsmodus wird hierbei so gewählt, dass der krankhaften neuronalen Aktivität entgegengewirkt wird und die taktilen, vibratorischen und/oder thermischen ersten Reize21 mit abnehmender krankhafter neuronaler Aktivität ebenfalls verschwinden oder zumindest deutlich in ihrer Stärke reduziert werden. -
50A bis50C zeigen schematisch verschiedene Möglichkeiten zur Realisierung eines Stimulationselements zur Erzeugung von taktilen und/oder vibratorischen ersten Reizen21 , wie sie in den42A bis43 gezeigt sind. Beispielsweise kann das Stimulationselement als Stab340 (oder ein anderer Körper) ausgestaltet sein, mit dessen einem Ende die Haut315 des Patienten stimuliert wird. Angetrieben wird das Stimulationselement340 von einem elektromechanischen Wandler341 (oder Aktor oder Aktuator), der elektrische Energie in eine Bewegung des Stimulationselements340 umsetzt. Als elektromechanische Wandler341 eignen sich beispielsweise Gleichstrommotoren, Schwingspulen (engl.: voice coil), piezoelektrische Wandler oder aus elektroaktiven Polymeren (EAP) aufgebaute Wandler, die beim Anlegen einer elektrischen Spannung ihre Form ändern. - Die elektromechanischen Wandler
341 können so ausgelegt sein, dass das Stimulationselement340 senkrecht zur Hautoberfläche ausgelenkt wird (vgl.50A ) oder parallel dazu (vgl.50B ). Die Bewegung des Stimulationselements340 kann aber auch auf beliebigen anderen Bahnen erfolgen. Als Beispiel dafür ist in50C eine pendelförmige Auslenkung des Stimulationselements340 dargestellt. - Das Ende des Stimulationselements
340 , das in Berührung mit der Hautoberfläche kommt und letztlich die Reize erzeugt, kann beispielsweise im Wesentlichen die Form einer Halbkugel aufweisen (vgl.51A ) oder eine noppenartige Oberfläche haben (vgl.51B ) oder eine andere geeignete Form haben. - In den
52A bis52C ist eine Ausgestaltung eines Stimulationselements zur Applikation von taktilen und/oder vibratorischen ersten Reizen21 in Durchsicht (vgl.52A ), Draufsicht von unten (vgl.52B ) und im Querschnitt (vgl.52C ) dargestellt. Das vorliegende Stimulationselement enthält einen Piezoaktuator341 als elektromechanischen Wandler. Da die Auslenkung des Piezoaktuators341 für die beabsichtigten Zwecke nicht ausreichend ist, kann ein Mechanismus zur Verstärkung der Auslenkung des Piezoaktuators341 vorgesehen sein. Beispielhaft ist hier ein Hebelarm342 gezeigt, der die Bewegung des Piezoaktuators341 verstärkt. Der Hebelarm ist vorliegend eine längliche Biegefeder342 , die mit ihrem einen Ende am Gehäuse343 des Stimulationselements befestigt ist und an deren anderem Ende das Stimulationselement340 angebracht ist. Der Piezoaktuator341 drückt auf die Oberseite der Biegefeder342 und das an der Unterseite der Biegefeder342 angebrachte Stimulationselement340 folgt der Auslenkung des Piezoaktuators341 mit einer aufgrund der geometrischen Anordnung verstärkten Amplitude und appliziert die Vibrations- und/oder Tastreize auf die Haut des Patienten. Die Unterseite des Stimulationselements340 , die mit der Haut in Berührung kommt, kann verschiedene Geometrien und Abmessungen aufweisen. Beispielsweise kann das Stimulationselement340 an seiner Unterseite flach, rund oder ungleichförmig sein. - In dem Gehäuse
343 des Stimulationselements, das den Piezoaktuator341 und den Verstärkungsmechanismus beherbergt, kann ferner ein Raum344 für Elektronik und Verbindungsanschlüsse vorgesehen sein. Außerdem ist an der Unterseite des Gehäuses343 ein Verstellring345 angebracht, der mit dem Gehäuse343 über ein Gewinde verbunden ist und der eine Verstellung der Höhe ermöglicht, um die das Stimulationselement340 in seiner Ruheposition von der Unterseite der Stimulationseinheit hervorsteht. Während des Betriebs sitzt das Stimulationselement mit seiner Unterseite auf der Haut des Patienten und ist beispielsweise mit einer geeigneten Manschette am Körper des Patienten befestigt. Zusätzlich oder alternativ zu der Manschette könnte das Stimulationselement noch mit einem ein- oder doppelseitigen medizinischen Klebeband an der Haut des Patienten befestigt sein. Das Gehäuse343 schützt den Patienten vor möglichen Gefahren, wie z. B. elektrischer Spannung. -
53A bis53C zeigen schematisch verschieden ausgestaltete Stimulationselemente zur Erzeugung von thermischen ersten Reizen21 , wie sie in den44A bis44C dargestellt sind. Die in53A dargestellte Stimulationseinheit arbeitet kontaktlos und bewirkt durch das Licht einer Infrarot-LED350 eine Erwärmung der Haut. - Stimulationselemente, die durch Berührung der Hautoberfläche Thermoreize applizieren, sind in den
53B und53C gezeigt. Das in53B gezeigte Stimulationselement enthält mit einem elektromechanischen Wandler341 und einem stabförmigen Stimulationselement340 im Wesentlichen die gleichen Bauelemente wie das Stimulationselement aus53A . Zusätzlich weist das Stimulationselement aus53B ein Heiz- und/oder Kühlelement auf (z. B. in Form einer Heizschleife), welches das Stimulationselement heizt oder kühlt. Die thermischen ersten Reize21 werden durch die Bewegungen des Stimulationselements340 erzeugt, bei welchen das Stimulationselement340 wiederholt in Kontakt mit der Haut315 kommt und wieder entfernt wird. Die Temperatur des Stimulationselements340 kann während der gesamten Stimulation konstant sein. - Alternativ kann das beheizbare bzw. kühlbare Stimulationselement
340 wie in53C gezeigt während des gesamten Stimulationszeitraums in Kontakt mit der Haut315 des Patienten stehen. Die Thermoreize werden in diesem Fall durch eine zeitliche Variation der Temperatur des Stimulationselements340 generiert. Ein elektromechanischer Wandler ist bei dieser Ausgestaltung nicht zwingend erforderlich. - In den
54A bis54C ist eine Ausgestaltung eines Stimulationselements zur Applikation von thermischen ersten Reizen21 in Durchsicht (vgl.54A ), Draufsicht von unten (vgl.54B ) und im Querschnitt (vgl.54C ) dargestellt. Das Stimulationselement enthält ein stabförmiges Stimulationselement340 , dessen unteres Ende beheizbar und/oder kühlbar ist. An seinem oberen Ende wird das Stimulationselement340 von einer Nockenscheibe351 angetrieben. Während der Stimulation versetzt ein Gleichstrommotor352 die Nockenscheibe351 in Rotation. Durch die an der Unterseite der Nockenscheibe351 angebrachten Nocken353 wird das Stimulationselement340 nach unten hin ausgelenkt. Eine Rückstellfeder354 sorgt dafür, dass das Stimulationselement340 anschließend wieder in seine Ausgangslage zurückkehrt. Durch diesen Mechanismus wird die Rotationsbewegung der Nockenscheibe351 in eine lineare Bewegung des Stimulationselements340 umgewandelt. Wie oben beschrieben kann das Stimulationselement340 entweder für eine gewisse Zeit mit der Haut des Patienten in Kontakt stehen oder aber das Stimulationselement340 wird durch eine Rotation der Nockenscheibe351 zyklisch auf die Haut gebracht und wieder entfernt. - Die Bauteile des Stimulationselements können in ein Gehäuse
355 eingebracht sein. In dem Gehäuse355 kann ein Raum356 für Elektronik und Verbindungsanschlüsse vorgesehen sein. Außerdem kann an der Unterseite des Gehäuses355 ein Verstellring357 angebracht sein, der mit dem Gehäuse355 über ein Gewinde verbunden ist und der eine Verstellung der Höhe ermöglicht, um die das Stimulationselement340 in seiner Ruheposition von der Unterseite der Stimulationseinheit hervorsteht (das Stimulationselement340 kann aufgrund des Verstellrings in seiner Ruheposition auch vollständig oberhalb der Unterseite des Verstellrings liegen). Während des Betriebs sitzt das Stimulationselement mit seiner Unterseite auf der Haut des Patienten und ist beispielsweise mit einer geeigneten Manschette am Körper des Patienten befestigt. Zusätzlich oder alternativ zu der Manschette könnte das Stimulationselement noch mit einem ein- oder doppelseitigen medizinischen Klebeband an der Haut des Patienten befestigt sein. Das Gehäuse355 schützt den Patienten vor möglichen Gefahren, wie z. B. elektrischer Spannung. - Die in dieser Anmeldung beschriebenen Stimulationselemente können einzeln am Patienten befestigt werden oder können auch zu mehreren in ein Modul integriert werden. Beispielsweise kann ein Modul eine Manschette mit mehreren daran befestigten Stimulationselementen umfassen. Die Manschette kann dann an einem Arm oder Bein des Patienten befestigt werden.
55 zeigt Stimulationsverfahren, wie sie mit insgesamt N Modulen, die jeweils z. B. vier Stimulationselemente enthalten, durchgeführt werden können. Bei dem in55 ganz links dargestellten Stimulationsverfahren applizieren alle Stimulationselemente zu Beginn einer Stimulationsperiode Tstim einen taktilen, vibratorischen oder thermischen ersten Reiz21 . Bei dem in der Mitte von55 gezeigten Stimulationsverfahren sind die ersten Reize21 der vier verschiedenen Stimulationselemente eines Moduls jeweils um Tstim/4 gegeneinander verschoben. In diesem Fall appliziert in jedem Zeitabschnitt der Länge Tstim/4 genau ein Stimulationselement jedes Moduls einen ersten Reiz21 . Bei dem in55 ganz rechts dargestellten Stimulationsverfahren erzeugen die vier Stimulationselemente eines Moduls ihre ersten Reize21 gleichzeitig, jedoch sind die ersten Reize21 unterschiedlicher Module gegeneinander verschoben. - Bei allen in
55 gezeigten Stimulationsverfahren können auch beliebige Pausen während der Stimulation eingehalten werden. Typischerweise haben die Stimulationspausen die Länge einer oder mehrerer Stimulationsperioden Tstim. Beispielhaft ist dies in56 gezeigt. Bei dem dort dargestellten Stimulationsverfahren wird eine Stimulation während zwei aufeinander folgender Stimulationsperioden Tstim durchgeführt, danach wird während einer Stimulationsperiode Tstim eine Stimulationspause eingehalten. Dieses Muster wiederholt sich periodisch. - Des Weiteren kann den in den
55 und56 gezeigten Stimulationsverfahren eine Randomisierung der Reihenfolge, in welcher die einzelnen Stimulationseinheiten die ersten Reize21 generieren, hinzugefügt werden, wobei u. a. folgende Randomisierungen denkbar sind: - 1. Randomisierung der Reizsequenzen für jede Stimulationsperiode Tstim kohärent über alle Module, d. h. zu Beginn jeder Stimulationsperiode Tstim wird eine Reihenfolge festgelegt, in der die Stimulationselemente die ersten Reize
21 generieren (z. B. die Reihenfolge Stim. #4, Stim. #2, Stim. #3, Stim. #1) und diese Reihenfolge gilt für alle Module. - 2. Randomisierung der Reizsequenzen für einen Block von aufeinander folgenden Stimulationsperioden Tstim kohärent über alle Module, d. h. zu Beginn eines in
56 gezeigten Blocks von aufeinander folgenden Stimulationsperioden Tstim (bzw. nach einer Stimulationspause) wird eine Reihenfolge festgelegt, in der die Stimulationselemente die ersten Reize21 generieren (z. B. die Reihenfolge Stim. #4, Stim. #2, Stim. #3, Stim. #1) und diese Reihenfolge gilt für alle Module für den Stimulationsblock bis zur nächsten Pause. - 3. Randomisierung der Reizsequenzen nicht kohärent über alle Module, sondern nur kohärent über eine Untergruppe aller Module variiert, d. h. nur für ein bestimmtes Modul (z. B. das Modul #2) wird eine Randomisierung gemäß den vorstehenden Ziffern 1. oder 2. durchgeführt, die übrigen Module verhalten sich wie in
55 gezeigt. - 4. Randomisierung der Reizsequenzen nicht kohärent über alle Module, sondern kohärent über mehr als eine Untergruppe aller Module variiert, d. h. nur für zwei oder mehr Module (z. B. die Module #2 und #4) wird eine Randomisierung gemäß den vorstehenden Ziffern 1. oder 2. durchgeführt, die übrigen Module verhalten sich wie in
55 gezeigt. - 5. Randomisierung der Reizsequenzen unkorreliert zwischen verschiedenen Modulen, d. h. für jede Stimulationsperiode Tstim oder für jeden Block von aufeinander folgenden Stimulationsperioden Tstim zwischen zwei Pausen wird für jedes Modul unabhängig von den anderen Modulen eine Reihenfolge, in der die Stimulationselemente die ersten Reize
21 generieren, festgelegt. - In
57 ist schematisch das Blockschaltbild einer Vorrichtung zur Erzeugung von taktilen, vibratorischen und/oder thermischen ersten Reizen21 dargestellt. Die Vorrichtung enthält n Module mit jeweils n Stimulationselementen sowie n Sensoren. Die Module und Sensoren stehen über Verbindungsleitungen oder über Funk (z. B. ein WPAN(Wireless Personal Area Network)-Netzwerk) mit einem Verbindungsmodul360 in Verbindung, welches wiederum an einen Computer361 , z. B. ein Laptop, und externe Vorrichtungen362 angeschlossen sein kann. Es müssen nicht notwendigerweise alle Module und Sensoren gleichzeitig zum Einsatz kommen, es kann je nach Stimulationsart auch nur eine Teilmenge davon eingesetzt werden. Die Module und/oder Sensoren können durch Batterien oder Akkus mit Strom versorgt werden, so dass sie unabhängig von einer zentralen Stromversorgung sind. Der Benutzer, beispielsweise ein Arzt, kann mittels einer geeigneten, auf dem Computer361 abgespeicherten Software ein Stimulationsverfahren auswählen und die Parameter dieses Stimulationsverfahrens einstellen. - Die Steuerung der in die Module integrierten Stimulationseinheiten kann über den Computer
361 erfolgen. Als Alternative kann in jedes Modul eine Steuereinheit10 integriert sein (vgl.58A ), die für die Ansteuerung der Stimulationselemente des jeweiligen Moduls zuständig ist. Dies ermöglicht einen weitgehend eigenständigen Betrieb der Module. Ferner kann für jedes Stimulationselement eine eigene Steuereinheit10 vorgesehen sein (vgl.58B ). Dies ermöglicht die größte Vielseitigkeit beim Betrieb der Stimulationselemente, jedoch werden dadurch Gewicht und Abmessungen der Module vergrößert. Als weitere Alternative kann die Steuereinheit10 zentral in dem Verbindungsmodul360 platziert werden (vgl.58C ). Vorteilhaft daran sind geringes Gewicht und Größe der Module sowie eine kostengünstige Herstellung. Allerdings können bei dieser Ausgestaltung die Module nicht unabhängig von dem Verbindungsmodul360 betrieben werden.
Claims (9)
- Vorrichtung (
100 ) umfassend: – eine Stimulationseinheit (11 ) zur Erzeugung von ersten Reizen (21 ), die bei einer Verabreichung an einen Patienten eine krankhaft synchrone Aktivität von Neuronen im Gehirn und/oder Rückenmark des Patienten unterdrücken, – eine Messeinheit (15 ) zum Aufnehmen von Messsignalen (25 ), welche die krankhaft synchrone Aktivität der Neuronen wiedergeben, und – eine Neurofeedback-Einheit (12 ) zur Erzeugung von zweiten Reizen (22 ) anhand der von der Messeinheit (15 ) aufgenommenen Messsignale (25 ), wobei die zweiten Reize (22 ) dem Patienten den Ausprägungsgrad der krankhaft synchronen Aktivität der Neuronen veranschaulichen, wobei – die Erzeugung der ersten und zweiten Reize (21 ,22 ) wahlweise in einem ersten oder einem zweiten Betriebsmodus erfolgt, und – im ersten Betriebsmodus zweite Reize (22 ) erzeugt werden und erste Reize (21 ) nur erzeugt werden, wenn die anhand der von der Messeinheit (15 ) aufgenommenen Messsignale (25 ) ermittelte krankhaft synchrone Aktivität von Neuronen im Gehirn und/oder Rückenmark einen vorgegebenen Schwellwert überschreitet und/oder der Patient eine Erzeugung von ersten Reizen (21 ) initiiert, und – im zweiten Betriebsmodus zweite Reize (22 ) und keine ersten Reize (21 ) erzeugt werden. - Vorrichtung (
100 ) nach Anspruch 1, wobei die Stimulationseinheit (11 ) Elektroden zur Implantation im Gehirn und/oder Rückenmark umfasst. - Vorrichtung (
100 ) nach Anspruch 1, wobei die Stimulationseinheit (11 ) eine nicht-invasive Stimulationseinheit ist und die ersten Reize (21 ) optische und/oder akustische und/oder taktile und/oder vibratorische und/oder thermische Reize sind. - Vorrichtung (
100 ) nach Anspruch 3, wobei die Stimulationseinheit (11 ) eine Transmissionsbrille, eine Brille mit einer Mehrzahl von Lichtquellen, einen Schallgenerator, einen Gleichstrommotor, eine Schwingspule, einen piezoelektrischen Wandler, ein elektroaktives Polymer, ein Heizelement, ein Kühlelement und/oder eine Infrarotlichtquelle umfasst. - Vorrichtung (
100 ) nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei die zweiten Reize (22 ) optische und/oder akustische und/oder taktile und/oder vibratorische und/oder thermische Reize sind. - Vorrichtung (
100 ) nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei die zweiten Reize (22 ) für sich alleine angewandt keine Unterdrückung einer krankhaft synchronen Aktivität von Neuronen im Gehirn und/oder Rückenmark bewirken. - Vorrichtung (
100 ) nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei die zweiten Reize (22 ) vom Patienten bewusst wahrnehmbar sind. - Vorrichtung (
100 ) nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei die Stimulationseinheit (11 ) eine Mehrzahl von Stimulationselementen zur Verabreichung der ersten Reize (21 ) an den Patienten umfasst und die ersten Reize (21 ) derart ausgestaltet sind, dass sie bei einer Stimulation einer Neuronenpopulation, die eine krankhaft synchrone und oszillatorische Aktivität aufweist, die Phase der oszillatorischen Aktivität der Neuronenpopulation zurücksetzen. - Vorrichtung (
100 ) umfassend: – eine Stimulationseinheit (11 ) zur Erzeugung von ersten Reizen (21 ), die bei einer Verabreichung an einen Patienten eine krankhaft synchrone Aktivität von Neuronen im Gehirn und/oder Rückenmark des Patienten unterdrücken, – eine Messeinheit (15 ) zum Aufnehmen von Messsignalen (25 ), welche die krankhaft synchrone Aktivität der Neuronen wiedergeben, und – eine Neurofeedback-Einheit (12 ) zur Erzeugung von zweiten Reizen (22 ) anhand der von der Messeinheit (15 ) aufgenommenen Messsignale (25 ), wobei die zweiten Reize (22 ) dem Patienten den Ausprägungsgrad der krankhaft synchronen Aktivität der Neuronen veranschaulichen, wobei – die Erzeugung der ersten und zweiten Reize (21 ,22 ) wahlweise in einem ersten oder einem zweiten Betriebsmodus erfolgt, und – im ersten Betriebsmodus zweite Reize (22 ) erzeugt werden und erste Reize (21 ) nur erzeugt werden, wenn die anhand der von der Messeinheit (15 ) aufgenommenen Messsignale (25 ) ermittelte krankhaft synchrone Aktivität von Neuronen im Gehirn und/oder Rückenmark einen vorgegebenen Schwellwert überschreitet, und – im zweiten Betriebsmodus zweite Reize (22 ) erzeugt werden und erste Reize (21 ) nur erzeugt werden, wenn die anhand der von der Messeinheit (15 ) aufgenommenen Messsignale (25 ) ermittelte krankhaft synchrone Aktivität von Neuronen im Gehirn und/oder Rückenmark einen vorgegebenen weiteren Schwellwert überschreitet.
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