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Die
vorliegende Erfindung betrifft einen photochromen Kunststoffgegenstand,
umfassend ein polymeres Kunststoffmaterial und sphärische
Nanopartikel, in die ein oder mehrere organische(r) photochrome(r)
Farbstoff(e) eingelagert ist/sind, und dessen Verwendung in optischen
Systemen.
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Durch
die verschiedenen Auf- und Einbringungsmöglichkeiten für
photochrome Farbstoffe in ein Material- oder Lacksystem (z. B. im
Bulk, als dünne Schicht, als geklebte Folie, etc.), Oberflächenfärbung
durch Thermodiffusion und weitere Verfahren entstehen unterschiedliche
Matrizes mit verschiedenen Einflüssen auf die photochromen
Farbstoffe (z. B. Kinetik, Absorption oder Lebensdauer). Eine Änderung
der Matrix kann einen stark negativen Einfluß auf die Funktionsweise
der photochromen Farbstoffe haben und deren Einsatz für
die gewünschte Anwendung sogar unmöglich machen.
Nur durch den Einsatz von identischen Matrizes können die
kinetischen und spektroskopischen Eigenschaften von photochromen
Farbstoffen miteinander verglichen werden.
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Farbstoff
und umgebende Matrix bilden zusammen ein photochromes System. Wenn
es gelingt, Farbstoffe mit einer universellen Matrix, ohne Einfluß des
umgebenden Materials in das System einzubringen, können
die oben genannten Einschränkungen beseitigt werden.
EP 1 099 743 beschreibt
beispielsweise den Einsatz einer Schutzhülle für
einen photochromen Farbstoff.
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Der
Einsatz photochromer Farbstoffe in einem hochvernetzten Polymersystem
(z. B. Grundmaterial oder Lack) führt typischerweise zu
einer Verlangsamung der Farbänderung eines photochromen Farbstoffs,
da der für die Isomerisierungsreaktion der photochromen
Farbstoffe benötigte Raum durch die Vernetzungsdichte stärker
limitiert wird als in einer dynamischen Umgebung, wie einer flüssigen
Lösung.
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In
WO 2007/068410 werden
photochrome Farbstoffe in eine im wesentlichen mesoporöse
anorganische Wirtstruktur eingebracht, die eine eindimensionale
Porenstruktur mit einer hexagonal angeordneten Röhrenstruktur
aufweist.
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Die
der vorliegenden Erfindung zugrundeliegende technische Aufgabe besteht
darin, eine Verbesserung der kinetischen Eigenschaften von photochromen
Farbstoffen in einem photochromen Kunststoffgegenstand zu realisieren.
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Diese
Aufgabe wird durch Bereitstellen der in den Ansprüchen
gekennzeichneten Ausführungsformen gelöst.
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Insbesondere
wird gemäß der vorliegenden Erfindung ein photochromer
Kunststoffgegenstand, umfassend ein polymeres Kunststoffmaterial
und sphärische Nanopartikel, in die ein oder mehrere organische(r)
photochrome(r) Farbstoff(e) eingelagert ist/sind, bereitgestellt.
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Gemäß der
vorliegenden Erfindung läßt sich durch Herstellung
einer definierten Matrix für photochrome Farbstoffe, d.
h. durch die sphärischen Nanopartikel mit Hohlräumen,
eine erhöhte Geschwindigkeit der Isomerisierungsreaktion
der photochromen Farbstoffe realisieren. Der erfindungsgemäße
photochrome Kunststoffgegenstand weist daher aufgrund der spezifischen
sphärischen Nanopartikel eine verglichen mit üblichen
photochromen Kunststoffgegenständen raschere Isomerisierungsreaktion
der photochromen Farbstoffe auf.
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Die
sphärischen Nanopartikel weisen Hohlräume auf,
die geeignet sind, organische photochrome Farbstoffe darin aufzunehmen.
Somit dienen die sphärischen Nanopartikel mit Hohlräumen
als universelle Matrix für eine schnellere bzw. unabhängige Photochromie.
Durch Einbringen von organischen photochromen Farbstoffen in diese
Hohlräume, was beispielsweise durch ein Sorptionsverfahren
oder chemische Synthese erreicht werden kann, wird eine definierte
Umgebung für die Isomerisierungsreaktion des photochromen
Farbstoffs geschaffen (vgl. 1).
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1 beschreibt
sphärische Nanopartikel mit Hohlräumen, in die
ein photochromer Farbstoff eingelagert ist, und dessen Anregung
durch UV-Licht.
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2 beschreibt
sphärische Nanopartikel mit Hohlräumen und darin
eingelagerten photochromen Farbstoffen und Eigenschaften, die durch
eine Modifizierung der Nanopartikel erzielbar sind.
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Die
sphärischen Nanopartikel liegen in dem polymeren Kunststoffmaterial
verteilt vor und/oder sind auf der Oberfläche des photochromen
Kunststoffgegenstands angeordnet.
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Die
Form der in dem erfindungsgemäßen photochromen
Kunststoffgegenstand eingebrachten und/oder auf dem erfindungsgemäßen
photochromen Kunststoffgegenstand aufgebrachten sphärischen
Nanopartikel ist im wesentlichen kugelförmig, wobei kleinere
Abweichungen von einer idealen Kugelform tolerierbar sind.
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Die
Größe der sphärischen Nanopartikel unterliegt
grundsätzlich keiner wesentlichen Beschränkung.
Die sphärischen Nanopartikel weisen jedoch vorzugsweise
einen Aussendurchmesser von 20 bis 100 nm, besonders bevorzugt 30
bis 80 nm und am meisten bevorzugt 35 bis 65 nm, auf.
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Der
Innendurchmesser der sphärischen Nanopartikel ist vorzugsweise
um 10 bis 50%, besonders bevorzugt 30 bis 40%, kleiner als der Aussendurchmesser
der sphärischen Nanopartikel. Gemäß einer
bevorzugten Ausführungsform der vorliegenden Erfindung
weisen die sphärischen Nanopartikel einen Innendurchmesser
von 20 bis 40 nm aufweisen.
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Die
sphärischen Nanopartikel weisen vorzugsweise eine Wanddicke
von 2 bis 20 nm, vorzugsweise 5 bis 15 nm, auf.
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Durch
geeignete Modifikationen der Nanopartikel, beispielsweise chemische
oder physikalisch Modifikation, innen und/oder außen können
diese auf das jeweilige Polymersystem angepaßt werden.
Die sphärischen Nanopartikel können mit geeigneten Mitteln
sowohl im Bulk als auch auf der Oberfläche eingesetzt werden.
Die sphärischen Nanopartikel sind aus einem anorganischen
Material, einem organischen Material oder einer Mischung aus einem
anorganischen Material und einem organischen Material aufgebaut.
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Gemäß einer
bevorzugten Ausführungsform sind die sphärischen
Nanopartikel aus einem anorganischen Oxid, Nitrid, Oxynitrid, Fluorid
oder Oxyfluorid aufgebaut. Vorzugsweise umfassen die sphärischen
Nanopartikel aus einem anorganischen Oxid, Nitrid, Oxynitrid, Fluorid
oder Oxyfluorid die Elemente Al, Si, Zr, Y, Ta, Ti, In, Ca, Mg und/oder
Ce, wobei SiO2, TiO2,
Ta2O5 und/oder ZrO2 bevorzugt ist/sind.
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Die
sphärischen Nanopartikel können eine modifizierte
Oberfläche, vorzugsweise eine chemisch funktionalisierte
Oberfläche, aufweisen. Die funktionellen Gruppen einer
chemisch funktionalisierten Oberfläche sind vorzugsweise
aus geradkettigen bzw. verzweigtkettigen Alkylgruppen, polyhalogenierten
Alkylgruppen, primären, sekundären bzw. tertiären
Aminogruppen, Ammoniumhalogenidgruppen, Mercapto-, Cyano- oder Halogengruppen
ausgewählt.
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Die
organischen photochromen Farbstoffe, die in die sphärischen
Nanopartikel eingelagert sind, unterliegen keiner wesentlichen Beschränkung.
Vorzugsweise sind die organischen photochromen Farbstoffe aus den
Verbindungsklassen der (i) 3H-Naphthopyrane und 2H-Naphthopyrane,
einschließlich der von diesen abgeleiteten, größeren
Ringsysteme, der (ii) Spirooxazinfarbstoffe, der (iii) Spiropyranfarbstoffe
oder (iv) Gemischen davon ausgewählt.
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Die
organischen photochromen Farbstoffe können mittels kovalenter
oder ionischer Bindung an eine chemisch funktionalisierte Oberfläche
der sphärischen Nanopartikel gebunden sein.
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Vorzugsweise
sind die sphärischen Nanopartikel mit dem polymeren Kunststoffmaterial
unter Verwendung polykondensierbarer Silylierungsreagenzien vernetzt.
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Die
anorganischen sphärischen Nanopartikel können
auch aus einem anorganischen Material auf Basis von SiO2,
Al2O3, [m{Al2O3}·n{SiO2}], TiO2, ZnO, ZrO2 oder anderen Metalloxiden sowie deren Mischoxiden
sowie auf Basis von Aluminophosphaten aufgebaut sein.
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Der
Hohlraum der verwendeten sphärischen Nanopartikel muß in
der Lage sein, die photochromen Farbstoffe aufnehmen zu können,
ohne deren wesentlichen Eigenschaften zu beeinträchtigen.
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Naphthopyranfarbstoffe
aus beispielsweise den Gruppen der h-annellierten Benzo[f]chromene, wie
beispielsweise in
WO
2006/045495 A1 offenbart, oder Spirofluorenopyrane (vgl.
US 6,225,466 bzw.
US 6,331,625 ) erreichen
in der Regel eine Größe von 15 bis 20 Å.
Um eine sterische Restriktion der Farbstoffe zu vermeiden, müssen
die Hohlräum der sphärischen Nanopartikel größer
sein als die des darin eingelagerten photochromen Farbstoffs. Die
sphärischen Nanopartikel gemäß der vorliegenden
Erfindung werden durch Einlagern der photochromen Farbstoffe hergestellt,
welche dann anschließend in das Polymer des Glases eingebracht
oder auf dieses aufgebracht werden.
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Beispielsweise
kann im Rahmen der vorliegenden Erfindung die Einlagerung von photochromen
h-annellierten Benzo[f]chromenen in einen 30 bis 35 Å großen
Hohlraum eines sphärischen Nanopartikels und anschließendes
Einbringen dieser Nanopartikel in Polymerglas angeführt
werden.
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Darüber
hinaus muß die Lichtdurchlässigkeit des Brillenglases
gewährleistet sein. Zu große Partikel können
dazu führen, daß Streuung des sichtbaren Lichtes
zu Eintrübung führt. Bei Anpassung der Brechzahlen
(index matching) von Nanopartikel und Polymersubstrat können
auch größere Partikel oder Schichtstrukturen verwendet
werden.
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Wie
vorstehend ausgeführt, wird die Photochromie durch das
chemische Umfeld des Farbstoffes stark beeinflusst. Im Rahmen der
vorliegenden Erfindung kann daher auch eine chemische Modifizierung
der inneren Oberfläche des sphärischen Nanopartikels
vorgesehen werden, d. h. in einer Ausführungsform der vorliegenden
Erfindung weist die Innenoberfläche der sphärischen
Nanopartikel eine chemisch funktionalisierte Oberfläche
auf. Das chemische Umfeld im Inneren z. B. eines Metalloxid-Nanopartikels
wird üblicherweise durch Hydroxygruppen bestimmt, die frei, über
Wasserstoffatome verbrückt oder mit angelagerten Wassermolekülen
vorliegen. Eine gezielte Funktionalisierung kann die Stabilisierung
der Isomere des photochromen Farbstoffs steuern. Funktionelle Gruppen
zur Passivierung können beispielsweise Alkyl-, polyhalogenierte
Alkyl- und verzweigte Alkylreste sein. Polare funktionelle Gruppen
können beispielsweise Amino-, sekundäre und tertiäre
Amino, Ammoniumhalogenid-, Mercapto-, Cyano- und Halogengruppen
sein. Die Funktionalisierung kann üblicherweise über
Silylierungsreagenzien (precursors), ausgewählt aus (i)
einer Alkoxysilangruppe zur Verankerung, einem (CH2)n-Distanzstück mit n = 2 bis 18
und der funktionellen Gruppe, (ii) funktionalisierten Halogensilanen,
(iii) funktionalisierten Disilazanen, (iv) funktionalisierten Disiloxanen
oder anderen kondensierbaren Reagenzien erfolgen. Die Vorläufer
(precursors) formieren sich auf der Metalloxidoberfläche
idealerweise zu einer vernetzten Monolage (SAM self assembling monolayer),
die über O-Brücken mit der Oberfläche
verbunden ist. Diese Vorgehensweise zur Funktionalisierung ist seit
den frühen 90er Jahren Stand der Technik.
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Mittels
der Funktionalisierung kann bei geeigneter Substituierung der organischen
Farbstoffe zur Diffusionskontrolle eine kovalente oder ionische Bindung
der photochromen Farbstoffe erfolgen (Y. Rohlfing et al.,
Stud. Surf. Sci. Catal. 2000, 129, 295). In einer weiteren
Ausführungsform der vorliegenden Erfindung sind demgemäß die
organischen photochromen Farbstoffe mittels kovalenter oder ionischer Bindung
an die chemisch funktionalisierte Oberfläche der sphärischen
Nanopartikel gebunden. Hierbei sind eine Anbindung über
Peptidbindung oder Sulfonamidbindung bevorzugt.
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Zur
Vermeidung von Agglomeration und/oder Verbesserung der Materialeigenschaften des
erfindungsgemäßen Kunststoffgegenstandes kann
eine Oberflächenmodifikation der sphärischen Nanopartikel
im Kunststoffsubstrat durchgeführt werden. In einer weiteren
Ausführungsform der vorliegenden Erfindung sind daher die
sphärischen Nanopartikel mit dem polymeren Kunststoffmaterial
unter Verwendung von polykondensierbaren Silylierungsreagenzien
vernetzt. Dazu wird die äußere Oberfläche
der sphärischen Nanopartikel mit polymerisierbaren funktionellen
Gruppen versehen. Die Funktionalisierung erfolgt wie vorstehend
beschrieben mit Silylierungsreagenzien. Der derart modifizierte
sphärische Nanopartikel kann als Comonomer in der Polymerisation
des Kunststoffglases aufgefaßt werden. Einem Fachmann ist
die Handhabung entsprechender Silane bekannt. Ein übliches
System zur Vernetzung von Metalloxidpartikeln in Polyacrylaten ist
beispielsweise: (a) ein Acryloxysilan, (b) ein Glycidoxysilan und
(c) Pentaerythritol zur Kreuzvernetzung.
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Als
transparentes Kunststoffmaterial, das insbesondere als Träger
bzw. Matrix für die sphärischen Nanopartikel dient,
enthält der erfindungsgemäße Kunststoffgegenstand
ein oder mehrere Kunststoffmaterialien. Die verwendbaren Kunststoffmaterialien
können die im Stand der Technik üblicherweise, insbesondere
für ophthalmische Zwecke verwendbaren Kunststoffe sein.
Beispielsweise kann das Kunststoffmaterial aus Poly(C1-C12-alkyl)methacrylaten, Polyoxyalkylenmethacrylaten,
Polyalkoxyphenolmethacrylaten, Celluloseacetat, Cellulosetriacetat,
Celluloseacetatpropionat, Celluloseacetatbutyrat, Polyvinylacetat,
Polyvinylalkohol, Polyvinylchlorid, Polyvinylidenchlorid, Polycarbonaten,
Polyestern, Polyurethanen, Polyethylenterephthalat, Polystyrol, Poly-α-methyl-styrol,
Polyvinylbutyral, Copoly(styrol-methylmethacrylat), Copoly(styrolacrylnitril)
und Polymeren aus Bestandteilen der Gruppe, bestehend aus Polyol(allyl-carbonat)monomeren,
polyfunktionalen Acrylat-, Methacrylat- oder Diethylenglykoldimethacrylatmonomeren,
ethoxylierten Bisphenol-A-dimethacrylatmono-meren, Diisopropenylbenzolmonomeren,
Ethylenglykolbismethacrylatmonomeren, Poly(ethylenglykol)bismethacrylatmonomeren,
ethoxylierten Phenolmethacrylatmonomeren, alkoxylierten Polyalkoholacrylatmonomeren
und Diallylidenpentaerythritmonomeren oder Gemischen davon, ausgewählt
sein.
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Insbesondere
kann das Kunststoffmaterial ein festes, transparentes Homo- oder
Copolymer sein, ausgewählt aus der Gruppe, bestehend aus
Poly(methylmethacrylat), Poly(ethylenglykolbismethacrylat), poly(ethoxyliertem
Bis-Phenol-A-dimethacrylat), thermoplastischem Polycarbonat, Polyvinylacetat,
Polyvinylbutyral, Polyurethan oder ein Polymer, ausgewählt
aus den Bestandteilen der Gruppe, bestehend aus Diethylenglykolbis(allylcarbonat)monomeren,
Diethylenglykoldimethacrylatmonomeren, ethoxylierten Phenolmethacrylatmonomeren, ethoxylierten
Diisopropenylbenzolmonomeren und ethoxylierten Trimethylolpropantriacrylatmonomeren.
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Der
erfindungsgemäße photochrome Kunststoffgegenstand
kann ferner eine oder mehrere die Kratzfestigkeit verbessernde Hartschichten
aufweisen. Darüberhinaus können auch, vorzugsweise
auf der dem Licht abgewandten Seite des Kunststoffgegenstands, ein
oder mehrere herkömmliche Entspiegelungsschichten vorgesehen
sein (vgl. 2).
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Ein
weiterer Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist die Verwendung
solcher photochromer Kunststoffgegenstände in optischen
Systemen, insbesondere für ophthalmische Zwecke, als Gläser
für Brillen aller Art, wie Sonnenbrillen, Polarisationsbrillen,
Schutzbrillen, Visiere für Helme und dergleichen.
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Das
Auf- bzw. Einbringen der Nanopartikel kann gemäß üblichen
Verfahren erfolgen, insbesondere mittels Spin/Dip-Coating, Drucken,
Doktorblading bzw. CVD/PVD-Verfahren. Die Herstellung solcher erfindungsgemäß eingesetzter
sphärischer Nanopartikel kann bespielsweise gemäß Verfahren,
wie in
WO 2004/056699A2 oder
im nachfolgenden Ausführungsbeispiel beschrieben, erfolgen.
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Beispiel 1: ”Herstellung von
sphärischen Nanopartikeln zur Verbesserung der Photochromie-Eigenschaft”
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Herstellung von Nanoballs:
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- 1. Nanoballs (Kern-Schale Polymere, sphärische Nanopartikel)
können nach einer Methode von Masayoshi Fuji, Chika Takai
und Minoru Takahashi, (Ceramics Research Laboratory, Nagoya Institute
of Technology, 10-6-29 Asahigaoka, Tajimi, Gifu 507-0071, Japan)
hergestellt werden. Die gezielte Herstellung von Kern/Schale-Polymeren
erfolgt in der Regel durch stufenweise Emulsionspolymerisation von
z. B. Tetraethoxysilan (TEOS), wobei in der ersten Stufe zunächst
ein CaCO3-Nanopartikel erzeugt, und in der
zweiten Stufe das Schalepolymer hergestellt wird, wobei die Kernpartikel
als ”Saat-Partikel” wirken, auf deren Oberfläche
sich die Schalepolymere vorzugsweise abscheiden. Die Abscheidung
kann zu einer mehr oder weniger symmetrischen Schale (sphärische Form)
auf das Kernpartikelchen aufwachsen, es können aber auch
unregelmäßige Abscheidungen erfolgen. Der ”Saat-Partikel” aus
Kalk kann durch Salzsäure aus der Schale herausgelöst werden.
Bringt man in die Kalk-Saat-Partikel photochrome Farbstoffe in den
Kern, so können diese nach der Kernauflösung im
Innern des Kerns verbleiben.
- 2. Eine Zweite Methode sieht ein ähnliches Verfahren
vor, wobei der Saat-Kern in diesem Fall aus einem Latex-Nanopartikel
besteht. Dieses wird wie unter 1. beschrieben in einer Emulsionspolymerisationsreaktion
mit der Kernschale umhüllt. Der Latexkern kann durch geeignete
Lösungsmittel aus der Schale herausgelöst werden. Werden
bei der Herstellung der Latex-Nanopartikel photochrome Farbstoffe
eingesetzt, so können diese nach Herauslösen des
Polymers im Innern der Schale verbleiben.
- 3. Eine dritte Möglichkeit zur Herstellung von Farbstoffinduzierten
Nanoballs besteht darin Kern-Schale-Partikel wie unter 1. bzw. 2.
darzustellen, wobei die photochromen Farbstoffe in einer Diffusionsreaktion
aus einem Lösungsmittel in den Kern der Nanoballs diffundieren.
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Zur
Herstellung monodisperser Partikel sind eine Vielzahl von Publikationen
bekannt, z. B.
EP-A-0 639
590 (Herstellung durch Fällungspolymerisation),
A.
Rudin, J. Polym. Sci., A: Polym. Sci. 33 (1995), 1849–1857 (monodisperse
Partikel mit Kern-Schale-Struktur),
EP-A-0 292 261 (Herstellung unter Zusatz von
Saatpartikeln).
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In
der
EP-A-0 441 559 werden
Kern-Schale-Polymere mit unterschiedlichen Brechungsindizes der
Schichten und ihre Verwendung als Additive zu Papierbeschichtungsmitteln
beschrieben.
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Die
auf diese Weise hergestellten sphärischen Nanopartikel
können nachfolgend in Polymeren-Matrizen überführt
werden, z. B. in:
- – das durch radikalische
Polymerisation darstellbare Poly-(diethylenglykolbis-allylcarbonat),
Handelsname CR39.
- – ein durch Polykondensation von Polythiolen und Polyisocyanaten
(z. B. Pentaeritritol-tetrakis-(3-mercapto-propionat) und Norbornyldiisocyanat,
Handelsname MR8) darstellbares hochbrechendes Polymer.
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Vorteil
gegenüber der herkömmlichen Herstellung ist bei
diesem Verfahren, dass die photochromen Farbstoffmoleküle
durch die Schale bei der Polymerisationsreaktion vor dem Angriff
Radikal-bildender Initiatoren bzw. besonders reaktiver Isocyanate
geschützt sind. Nebenreaktionen können so wirkungsvoll
verhindert werden.
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Dadurch,
daß die photochromen Moleküle in der oxidischen
Schale geschützt sind, können die Farbstoffe bei
der Extrusion von Polycarbonat eingesetzt werden, bei der hohe Temperaturen
entstehen.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- - EP 1099743 [0003]
- - WO 2007/068410 [0005]
- - WO 2006/045495 A1 [0026]
- - US 6225466 [0026]
- - US 6331625 [0026]
- - WO 2004/056699 A2 [0036]
- - EP 0639590 A [0037]
- - EP 0292261 A [0037]
- - EP 0441559 A [0038]
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Zitierte Nicht-Patentliteratur
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- - Y. Rohlfing
et al., Stud. Surf. Sci. Catal. 2000, 129, 295 [0030]
- - A. Rudin, J. Polym. Sci., A: Polym. Sci. 33 (1995), 1849–1857 [0037]