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Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zum Konfigurieren einer Feldbusschnittstelle, welche Feldbusschnittstelle dazu dient, einen Feldbus mit einem übergeordneten Bussystem zu verbinden, wobei Feldbusteilnehmer Daten mit einer Steuereinheit in Form von Telegrammen über den Feldbus austauschen, wobei die Telegramme anhand eines vorgegebenen Protokolls übertragen werden, welches Protokoll über Protokollparameter verfügt.
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In der Prozessautomatisierungstechnik werden vielfach Feldgeräte eingesetzt, die zur Erfassung und/oder Beeinflussung von Prozessvariablen dienen. Beispiele für derartige Feldgeräte sind Füllstandsmessgeräte, Massedurchflussmessgeräte, Druck- und Temperaturmessgeräte etc., die als Sensoren die entsprechenden Prozessvariablen Füllstand, Durchfluss, Druck bzw. Temperatur erfassen.
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Als Feldgeräte werden im Prinzip alle Geräte bezeichnet, die prozessnah eingesetzt werden und die prozessrelevante Informationen liefern oder verarbeiten. Eine Vielzahl solcher Feldgeräte wird von der Firma Endress+Hauser hergestellt und vertrieben.
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In der Regel sind Feldgeräte in modernen Anlagen der Prozessautomatisierungstechnik über einen Feldbus (wie bspw. Profibus, Foundation Fieldbus, etc.) miteinander verbunden. Die Feldgeräte sind dabei auch mit übergeordneten Einheiten (bspw. Leitsystemen oder Steuereinheiten) verbunden, welche übergeordneten Einheiten ebenfalls oftmals durch ein dem Feldbus übergeordnetes Bussystem, miteinander verbunden sind. Diese übergeordneten Einheiten dienen unter anderem zur Prozesssteuerung, Prozessvisualisierung, Prozessüberwachung sowie zur Inbetriebnahme der Feldgeräte. Aufgrund der unterschiedlichen in den verschiedenen Ebenen eines Prozessleitsystems zu übertragenden Datenmengen, werden unterschiedliche Anforderungen an die Bussysteme gestellt, welche die verschiedenen Geräte in einer Anlage verbinden. In einer solchen Anlage kommen daher heutzutage unterschiedliche Bussysteme zum Einsatz.
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Insbesondere der Datenaustausch der Feldgeräte über den Feldbus erfolgt dabei gemäß einem Protokoll (Profibus DP, Profibus PA, Foundation Fieldbus usw.), welches über eine Vielzahl von individuellen Parametereinstellungen bspw. betreffend die Adressierung der einzelnen Stationen am Feldbus, die Regelung des Zugriffs auf die Feldgeräte usw. verfügt. Daten, die Messwerte und Parametereinstellungen enthalten, werden dabei in Form von Telegrammen gemäß dem verwendeten Protokoll über den Feldbus übertragen.
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Für den Zugriff eines Benutzers bspw. zu Engineering- und/oder Diagnosezwecken auf den Feldbus sind Feldbusschnittstellen bekannt geworden, mittels denen ein Benutzer bspw. Einstellungen an den Feldgeräten vornehmen oder abfragen kann. Der Zugriff erfolgt in einem solchen Fall über ein von dem Steuerungssystem getrennten dem Feldbus übergeordneten Bussystem.
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Die Vielzahl der für eine Integration der Feldbusschnittstelle in den Feldbus benötigten Parameter führt zu einer Aufwendigen und zeitintensiven sowie fehleranfälligen Installation bzw. Konfiguration dieser Feldbusschnittstelle. Zudem kann eine fehlerhafte Installation die Qualität des Datenaustauschs über den Feldbus beeinträchtigen. Ferner setzt eine korrekte Konfiguration der Feldbusschnittstelle nicht nur die Kenntnis der Protokollparameter sondern auch deren richtige Interpretation voraus.
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Üblicherweise wird die Steuereinheit, durch welche auch die Protokollparameter festgelegt werden, von einem anderen Benutzer programmiert als demjenigen, der die Feldbusschnittstelle anschließt und konfiguriert. Daher ist ein zusätzlicher Aufwand erforderlich, um die zur Konfiguration erforderlichen Protokollparameter zu ermitteln.
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Die Protokollparameter einer Anlage werden oftmals bei der Inbetriebnahme der Anlage in einer Dokumentation erfasst. Im Verlauf des Betriebs der Anlage können die Protokollparameter aber verändert werden. In der Praxis werden vorgenommene Änderungen jedoch oftmals nicht in die Dokumentation übertragen, so dass die dort angegebenen Protokollparameter nicht den tatsächlich vorliegenden entsprechen.
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Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, die Konfiguration der Feldbusschnittstelle zu vereinfachen.
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Die Aufgabe wird erfindungsgemäß durch ein Verfahren umfassend folgende Schritte gelöst: Verbinden der Feldbusschnittstelle mit dem Feldbus; Abhören des Datenaustauschs auf dem Feldbus; Ermitteln zumindest eines Protokollparameters aus dem abgehörten Datenaustausch; und Einstellen der Feldbusschnittstelle anhand des wenigstens einen ermittelten Protokollparameters.
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Durch die vorgeschlagene Lösung wird die Einstellung bzw. Konfiguration der Feldbusschnittstelle wesentlich erleichtert. Ein Benutzer bspw. der Anlagenbetreiber muss weder eine detaillierte Kenntnis der Protokollparameter des Feldbusses haben, noch diese von Hand in die Feldbusschnittstelle übertragen. Dadurch kann eine von einem Benutzer vorgenommene fehlerhafte Konfiguration vermieden werden. Durch das vorgeschlagene Verfahren lassen sich die optimalen Protokollparameter und deren Werte für die Integration der Feldbusschnittstelle in den Feldbus ermitteln. Zudem kann durch die Ermittlung des wenigstens einen Protokollparameters die Integration der Feldbusschnittstelle in den Feldbus erfolgen bzw. wesentlich vereinfacht werden. Denn oftmals sind die Protokollparameter des verwendeten Protokolls nicht ohne weiteres zugänglich. So müssen heutzutage bspw. Abteilungs- und Organisationsgrenzen überwunden werden, um die Protokollparameter sowie deren Werte in Erfahrung zu bringen.
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Es ist daher eine Grundidee der Erfindung die Feldbusschnittstelle zunächst passiv, bspw. in einem sog. Listenermode, an den Feldbus anzuschließen und bspw. das Zeitverhalten auf dem Feldbus zu ermitteln und daraus auf wenigstens einen Protokollparameter zu schließen. Das Abhören des Datenaustauschs über den Feldbus kann dabei ohne insbesondere negative Einflussnahme auf den Feldbus erfolgen, d. h. das Abhören verursacht keinen Zeitbedarf und keinen Performance-Einbruch bei dem Datenaustausch über den Feldbus. Mit dem wenigstens einen aus dem abgehörten Datenaustausch ermittelten Protokollparameter kann die Feldbusschnittstelle dann als Teilnehmer an dem Datenaustausch über den Feldbus integriert werden und anschliessend aktiv am Datenaustausch teilnehmen. Bei dem wenigstens einen Protokollparameter kann es sich bspw. um eine Feldbusadresse handeln.
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Die Feldbusschnittstelle, die bspw. zum Abrufen von Diagnosedaten eines Feldgerätes von dem übergeordneten Bussystem her dient, ist in der Kommunikationsarchitektur einer verfahrenstechnischen Anlage hierarchisch meist parallel zu einem Steuerungssystem angeordnet, welches Steuerungssystem zur Steuerung der in einer Anlage ablaufenden Prozesse dient. In einem Feldbus der Telegramme gemäß des Profibus-Protokolls austauscht, ist zur Steuerung bspw. eine Steuereinheit vorgesehen, die als sog. Master Class 1 agiert, d. h. zyklisch Telegramme mit den Feldgeräten in dem Feldbus austauscht. In einem solchen Profibus-Feldbus kann eine Feldbusschnittstelle integriert werden, die dann als sog. Master Class 2 agiert und azyklisch Telegramme mit den Feldgeräten in dem Feldbus austauscht.
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Die Feldbusschnittstelle kann bspw. schon teilweise vorkonfiguriert sein, so dass für eine Integration der Feldbusschnittstelle nur noch ein Teil der Protokollparameter ermittelt werden muss. Es ist aber auch möglich, die Feldbusschnittstelle vollständig anhand der aus dem Datenaustausch ermittelten Protokollparameter zu konfigurieren. Anhand der ermittelten Protokollparameter können nämlich die entsprechenden Einstellungen in der Feldbusschnittstelle vorgenommen werden, die eine Integration in den Feldbus sowie eine aktive Teilnahme am Datenaustausch ermöglichen. Dies kann bspw. automatisch oder durch manuelle Bestätigung durch einen Benutzer passieren.
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Die ermittelten Protokollparameter bzw. Einstellungen der Feldbusschnittstelle können wie bereits erwähnt bspw. einem Benutzer präsentiert werden. Der Benutzer kann die ihm präsentierten Einstellungen dann entweder bestätigen oder verwerfen. Alternativ können dem Benutzer auch Verbesserungsvorschläge zur weiteren Optimierung des Datenaustauschs über den Feldbus vorgeschlagen werden.
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Die Feldbusschnittstelle kann bspw. durch Anklemmen an den Feldbus physikalisch mit dem Feldbus verbunden werden. Über die Verbindung kann dann ein Datenaustausch auf dem Feldbus von der Feldbusschnittstelle abgehört werden. Die Daten, die bei den gängigen verwendeten Protokollen in Form von Telegrammen ausgetauscht werden, können Messwerte als auch verschiedenste Parameter und/oder Parameterwerte sein, die zur Steuerung und/oder Regelung und/oder Beobachtung des in der Anlage ablaufenden Prozesses dienen.
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Zusätzlich kann auch nachdem die Feldbusschnittstelle in den Feldbus integriert wurde, eine kontinuierliche Beobachtung des Datenaustauschs im laufenden Betrieb zur automatischen Optimierung der Feldbusparameter wie bspw. der Busbandbreite vorgenommen werden. So kann bspw. die Anzahl der benötigten Retries (Versuche Telegramme erneut zu versenden) überwacht werden. Daraus kann bspw. abgeleitet werden, ob ein spezielles Feldgerät oder die Verkabelung des Feldbusses fehlerhaft ist. Das Feldgerät oder die Verkabelung können daraufhin erneuert oder ausgetauscht werden.
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Ein weiterer Vorteil ist, dass die Feldbusschnittstelle mittels des vorgeschlagenen Verfahrens durch einfaches Plug and Play in Betrieb genommen werden kann, d. h., dass die Feldbusschnittstelle konfiguriert und in den Feldbus integriert werden kann, ohne dass dafür ein Treiber zu installieren ist, oder sonstige Einstellungen von einem Benutzer vorgenommen werden müssen.
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In einer Weiterbildung wird der Datenaustausch auf dem Feldbus für eine vorgegebene Zeitspanne abgehört, während welcher Zeitspanne mehrere Telegramme über den Feldbus übertragen werden. Dadurch können die verschiedenen zeitbasierten Protokollparameter wie bspw. Baudrate, Slot Time usw. bestimmt werden.
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In einer weiteren Weiterbildung werden wenigstens ein Teil der für eine Integration der Feldbusschnittstelle in den Feldbus erforderlichen Protokollparameter bzw. die daraus abgeleiteten Einstellungen der Feldbusschnittstelle aus dem abgehörten Datenaustausch ermittelt. Um aktiv am Datenaustausch über den Feldbus teilzunehmen bzw. Telegramme über den Feldbus verschicken zu können, muss die Feldbusschnittstelle über die entsprechenden Protokollparameter bzw. Einstellungen verfügen. Diese Protokollparameter werden erfindungsgemäß aus dem abgehörten Datenaustausch ermittelt.
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In einer Ausgestaltung werden zur Ermittlung der Protokollparameter die während des abgehörten Datenaustauschs ausgetauschten Telegramme analysiert. Unter einer Analyse ist hier die Auswertung des Inhalts der mittels des Protokolls ausgetauschten Telegramme zu verstehen. Aus dem Inhalt der Telegramme können bspw. die Protokollparameter abgeleitet werden. Dadurch kann bspw. eine Live List, d. h. eine Liste der am Feldbus aktiven Geräte und deren Adresse, erstellt werden. Daraus wiederum kann auf freie Feldbusadressen geschlossen werden, welche die Feldbusschnittstelle einnehmen kann.
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In einer weiteren Ausgestaltung werden während des Abhörens des Datenaustauschs, keine Telegramme von der Feldbusschnittstelle gesendet. Die Feldbusschnittstelle hört den Datenaustausch über den Feldbus ab, ohne dabei aktiv am Datenaustausch teilzunehmen. Dadurch wird der Datenaustausch über den Feldbus nicht beeinträchtigt.
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In einer Fortbildung werden die ermittelten Protokollparameter in der Feldbusschnittstelle abgespeichert. Die ermittelten Protokollparameter bzw. die sich daraus ergebenden Einstellungen können, um aktiv an dem Datenaustausch über den Feldbus teilzunehmen, bspw. in der Feldbusschnittstelle abgespeichert werden, zur Konfiguration verwendet werden und/oder bei Bedarf abgerufen werden.
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In einer weiteren Fortbildung wird nach dem Einstellen der Feldbusschnittstelle, die Feldbusschnittstelle zu einem Feldbusteilnehmer. In einer Ausführungsform werden nach dem Einstellen der Feldbusschnittstelle Telegramme von der Feldbusschnittstelle über den Feldbus gesendet. Die Feldbusschnittstelle kann mittels der ermittelten Parametereinstellungen aktiv an dem Datenaustausch teilnehmen. Die aktive Teilnahme beinhaltet bei einer Konfiguration, bei welcher die Feldbusschnittstelle bspw. als Master Class 2 fungiert, das Senden und/oder Empfangen von Telegrammen über den Feldbus.
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In einer weiteren Ausführungsform werden die Protokollparameter, gemäß denen die Telegramme auf dem Feldbus ausgetauscht werden, von der Steuereinheit vorgegeben. Zu einer Änderung der Protokollparameter gemäß denen die prozessrelevanten Daten über den Feldbus übertragen werden, ist meist nur der Anlagenbetreiber mittels der Steuereinheit des Steuerungssystems autorisiert. Allerdings ist es vorstellbar dass Änderungen der Protokollparameter automatisch vorgenommen werden können.
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In einer Ausgestaltung werden die Protokollparameter zur Integration der Feldbusschnittstelle geändert. Um eine Integration der Feldbusschnittstelle zu ermöglichen bzw. um den Datenaustausch über den Feldbus zu optimieren kann es erforderlich sein, die durch das Abhören ermittelten Protokollparameter zu ändern. Es kann bspw. zur Integration der Feldbusschnittstelle erforderlich sein die Target Token Rotation Time zu verändern, damit der Feldbusschnittstelle eine entsprechende Zeitspanne zugeräumt wird, in welcher sie bspw. Daten von Feldgeräten abfragen kann.
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In einer Ausgestaltung wird nach dem Einstellen der Feldbusschnittstelle wenigstens ein weiterer Datenaustausch über den Feldbus abgehört, anhand welches weiteren Datenaustauschs eine Überprüfung der vorgenommenen Einstellungen der Feldbusschnittstelle erfolgt. Dadurch kann die einwandfreie Funktionsweise der Feldbusschnittstelle festgestellt und überprüft werden.
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In einer weiteren Ausgestaltung wird als Feldbus ein Profibus oder Foundation Fieldbus oder HART verwendet, und bei den Parametern handelt es sich um die Baudrate und/oder eine Feldbusadresse, und als übergeordnetes Bussystem wird ein Ethernet verwendet. Die Teilnehmer des Steuerungssystems, wie bspw. die Steuereinheit oder andere übergeordnete Einheiten, können ebenfalls über ein Bussystem insbesondere ein Ethernet miteinander verbunden sein.
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In einer Variante wird wenigstens einer der Protokollparameter anhand eines Intervalls zwischen einem ersten und einem zweiten Telegramm der Übertragung bestimmt. Dadurch kann bspw. die in einem Profibus einstellbare Idle Time, die zwischen dem Senden von bzw. Antworten auf Requests entsteht, bestimmt werden.
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In einer weiteren Ausgestaltung werden die ermittelten Protokollparameter oder daraus abgeleitete Einstellungen vor dem Einstellen der Feldbusschnittstelle einem Benutzer präsentiert.
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Die Erfindung wird anhand der nachfolgenden Zeichnung näher erläutert. Es zeigt:
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1: eine schematische Darstellung einer Kommunikationsarchitektur in einer Anlage der Prozessautomatisierungstechnik.
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1 zeigt die Struktur einer Kommunikationsarchitektur A wie sie bspw. in einer modernen Anlage der Prozessautomatisierungstechnik vorliegt. Die Kommunikationsarchitektur A weist ein Steuerungssystem LS, einen Feldbus FB und ein übergeordnetes Bussystem BS auf. Das Steuerungssystems LS weist eine Steuereinheit S und eine Anzeige-/Bedieneinheit CP1 auf, die über ein Kontroll-Netzwerk CL, insbesondere ein Bussystem, miteinander verbunden sind. Über die Steuereinheit S ist das Steuerungssystem LS genauer gesagt das Kontroll-Netzwerk CL mit dem Feldbus FB verbunden. Ferner ist eine Feldbusschnittstelle FBS vorgesehen, welche Feldbusschnittstelle FBS sowohl mit dem dem Feldbus FB übergeordneten Bussystem BS als auch mit dem Feldbus FB verbunden ist. Das übergeordnete Bussystem BS ist jedoch nicht direkt mit dem Steuerungssystem CL verbunden. Dadurch kann bspw. der unbefugte Zugriff auf das Steuerungssystem LS, insbesondere die Steuereinheit S, der Anlage verhindert und/oder reglementiert werden. Sowohl bei dem übergeordneten Bussystem BS als auch bei dem Kontroll-Netzwerk CL des Steuerungssystem LS kann es sich um Netzwerke handeln, die eine Übertragung von großen Datenmengen, bspw. ab dem kByte-Bereich, ermöglichen. Dafür sind aus dem Stand der Technik zahlreiche proprietäre als auch offene Bussysteme bekannt geworden.
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Der Feldbus FB verbindet prozessnahe Komponenten wie Aktoren und Sensoren, hier allgemein als Feldgeräte F1, F2, F3 bezeichnet. Über die Anzeige-/Bedieneinheit PC1 des Steuerungssystem LS kann ein Benutzer insbesondere einzelne Feldgeräte F1, F2, F3 steuern. Bei dem übergeordneten Bussystem BS kann es sich um ein Unternehmens-Netzwerk BL, bspw. einen offenen Bus, handeln, dessen Spezifikationen öffentlich zugänglich sind. Zur Instandhaltung der Anlage kann es erforderlich sein, einen Zugang zu dem Feldbus FB herzustellen, der wie bereits erwähnt aus Sicherheitsgründen nicht über das Steuerungssystem LS erfolgt. Dieser Zugang kann dann u. a. zur Diagnose- und/oder Engineeringzwecken verwendet werden. Die Feldbusschnittstelle FBS ermöglicht zu diesem Zweck eine Kommunikation bzw. einen Datenaustausch zwischen dem Feldbus FB und dem übergeordnetem Bussystem BS.
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Um die Feldbusschnittstelle FBS in das Feldbussystem FB zu integrieren, wird die Feldbusschnittstelle FBS zunächst physikalisch mit dem Feldbus FB verbunden. Die physikalische Verbindung ist dabei so ausgelegt, dass sie keine Störung wie bspw. einen erhöhten Zeitbedarf bei der Übermittlung von Telegrammen über den Feldbus FB und keinen Performance-Einbruch bei der Kommunikation über den Feldbus FB verursacht.
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Durch das Abhören des Datenaustauschs auf dem Feldbus FB können die aktuellen Protokollparameter des Protokolls, mittels dem Daten über den Feldbus FB ausgetauscht werden, wie im Folgenden dargestellt ermittelt werden. Dabei wird auf einen Feldbus FB Bezug genommen, in welchem das Profibus DP Protokoll verwendet wird. Die dargestellte Vorgehensweise zur Ermittlung der Protokollparameter kann aber auf andere Feldbusprotokolle übertragen werden, da sie zumindest ähnliche Übertragungsstandards, Zugriffsverfahren sowie Telegrammaufbauten aufweisen.
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Die Stationen, d. h. Adressen des Feldbusses FB an denen sich Teilnehmer befinden, sind entweder Master-Geräte wie z. B. die Steuereinheit S oder Slave-Geräte wie z. B. die Feldgeräte F1, F2, F3. Beim Profibus DP wird zwischen zwei Master Arten unterschieden:
- – Master Class 1 für Steuerungsfunktionen; dabei handelt es sich meist um eine bspw. speicherprogrammierbare Steuerung wie bspw. die Steuereinheit S und/oder einen PC, nicht gezeigt, und
- – Master Class 2 für Diagnose- und Engineering-Funktionen.
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In 1 ist die Steuereinheit S ein Master Class 1. Slave-Geräte können Feldgeräte wie Sensoren oder Aktoren, als auch Repeater und Gateways sein. Ist in einem Profibus DP ein Master Class 1 vorhanden, wird die Kommunikation mit den Slave-Geräten mittels eines zyklischen Datenaustauschs durchgeführt. Bei dem zyklischen Datenaustausch wird ein Telegramm an ein Slave-Gerät gesendet, von dem der Master dann eine Antwort erwartet. Der Master kann den zyklischen Datenaustausch über den Feldbus FB starten, indem ein Request/Send in Form eines Telegramms gesendet wird. Dieses Request/Send wird von allen Feldbusteilnehmern, insbesondere auch von der an den Feldbus FB angeklemmten Feldbusschnittstelle FBS, gehört. Es antwortet aber nur die Station an die die Nachricht adressiert war. Slaves ist es innerhalb dieses Konzepts nicht möglich, aus eigener Initiative heraus zu senden. Zudem muss eine Antwort auf den Request/Send Befehl innerhalb einer sog. Slot Time folgen. Sind mehrere Master vorhanden wird ein Token zwischen den Mastern ausgetauscht, der ihnen die Kommunikation mit den Slave-Geräten erlaubt. Die Zeit die einem Master zur Verfügung steht um Daten entweder zyklisch oder azyklisch abzufragen wird durch die Target Token Rotation Time festgelegt. Diese Mechanismen ermöglichen es bspw. aus den Wartezeiten und/oder Antwortzeiten die entsprechenden Protokollparameter wie bspw. Target Token Rotation Time, Idle Time usw. zu ermitteln und die Feldbusschnittstelle entsprechend einzustellen. Dafür kann ein abgehörter Datenaustausch zur Analyse zumindest temporär in der Feldbusschnittstelle gespeichert werden.
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Das Hinzufügen von Stationen im laufenden Betrieb wird durch eine Live List und eine List of Active Stations ermöglicht. Die Live List wird dabei nach einer bestimmten Update Time aktualisiert, indem alle Adressen des Feldbusses erneut abgefragt werden. Diese Listen ermöglichen es die erforderlichen Protokollparameter wie bspw. eine freie Adresse zu bestimmen und diese dann an die Feldbusschnittstelle FBS zu vergeben. Zudem kann durch die Auswertung des Zeitverhaltens eine Band breitenoptimierung erfolgen.
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Wird dann eine Aktualisierung bspw. der Live List vorgenommen, und eine Adresse angesprochen, die aus dem abgehörten Datenaustausch als frei erkannt wurde und welche als Einstellung für die Feldbusschnittstelle FBS übernommen wurde, kann die Feldbusschnittstelle gemäß den in dem Feldbus FB eingestellten Protokollparametern antworten und sich in den Feldbus FB integrieren.
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Zur Datenübertragung wird in dem Steuerungssystem LS als auch in dem übergeordneten Bussystem BS bspw. ein Internet-Protokoll verwendet. In dem übergeordneten Bussystem BS ist die Feldbusschnittstelle FBS daher eine IP-Adresse zugeordnet, über die die Feldbusschnittstelle FBS angesprochen werden kann. Um eine einfache Installation der Feldbusschnittstelle FBS auch in das übergeordnete Bussystem EL zu erreichen, kann auch die Integration in das übergeordnete Bussystem EL durch ein Plug and Play Verfahren erfolgen.
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Der Benutzer kann dann über eine Anzeige-/Bedieneinheit PC 2 des übergeordneten Bussystems BS Einfluss auf die Feldgeräte der Anlage nehmen.
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Bezugszeichenliste
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- A
- Kommunikationsarchitektur
- F1
- Erstes Feldgerät
- F2
- Zweites Feldgerät
- F3
- Drittes Feldgerät
- FB
- Feldbus
- FBS
- Feldbusschnittstelle
- S
- Steuereinheit
- LS
- Steuerungssystem
- BS
- Übergeordnetes Bussystem (Enterprise LAN)
- PC1
- Anzeige-/Bedieneinheit im Steuerungssystem
- PC2
- Anzeige-/Bedieneinheit im übergeordneten Bussystem
- CL
- Kontrollnetzwerk
- EL
- Unternehmensnetzwerk