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Die
Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betreiben einer Brennkraftmaschine,
insbesondere Ottomotor oder Dieselmotor, insbesondere eines Kraftfahrzeugs,
mit mindestens einem Brennraum in mindestens einem Arbeitszylinder,
wobei mindestens ein Aktuator von einem Regler in Abhängigkeit
von einer Regelgröße durch einen Vergleich eines
Sollwertes für die Regelgröße dieses
Aktuators mit einem Istwert für die Regelgröße
dieses Aktuators eingestellt wird, gemäß dem Oberbegriff
des Patentanspruchs 1.
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Die
Regelung eines Dieselmotors erfolgt im Wesentlichen über
die Zusammensetzung des Gemisches aus Kraftstoff und Frischladung
(Qualitätsregelung). Die abgegebene Leistung wird dabei
in Abhängigkeit vom Lastpunkt über die eingespritzte
Kraftstoffmenge bestimmt. Weiterhin ist es bekannt, eine Abgasrückführung, (AGR)
vorzusehen. Die Frischladung setzt sich herbei aus einer Mischung
von Luft und zurückgeführtem Abgas zusammen. Auf
diesen Grundzusammenhängen basieren Regelungskonzepte für
verschiedene Motorteilfunktionen. Zum Beispiel die AGR-Raten-Regelung.
Der Dieselmotor saugt ein konstantes Volumen an, welches in Teillastbetriebspunkten üblicherweise
aus Frischluft und zurückgeführtem Abgas besteht.
Wird eine dieser Komponenten (z. B. die angesaugte Frischluftmasse)
gemessen, lässt sich die andere Komponente (hier das zurückgeführte
Abgas) errechnen und damit regeln. Dieses Prinzip funktioniert jedoch
nur so lange, wie das Ansaugvolumen des Motors konstant bleibt.
Beim Einsatz einer variablen Ventilsteuerung (VVT) ändert
sich dies jedoch gravierend. Das Schluckverhalten des Motors wird
dabei durch Veränderung der Öffnungs- und/oder
Schließzeitpunkte bzw. der Ventilhübe für
Einlass- und Auslassventil(e) verändert. Eine herkömmliche
Regelung für Dieselmotoren kann daher nicht zusammen mit
einer variablen Ventilsteuerung verwendet werden.
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Aktuelle
Verbrennungsmotoren stellen aufgrund der Bemühungen zur
stetigen Reduktion der Abgasemissionen sehr komplexe mechatronische
Systeme dar. Sowohl das Kraftstoff-, als auch das Gassystem werden
konsequent weiter entwickelt und mit zusätzlichen Aktoren
weiter flexibilisiert. Ziel ist es, gerade im dynamischen Motorbetrieb
weiteres Potential zur Emissionsreduzierung zu erschließen.
Dabei ergibt sich das Problem, dass die gewachsenen Strukturen der
konventionellen Motorsteuerung kurzfristige, nicht stationär
wirksame Eingriffe erschweren. Zusätzlich ist die Integration
komplexer Aktoren, die mehrere Zielgrößen gleichzeitig
beeinflussen, wie beispielsweise ein variabler Ventiltrieb, kaum
möglich. Die Regelung des Gassystems von Verbrennungsmotoren,
beispielsweise eines Dieselmotors, hat großen Einfluss
auf das Emissionsverhalten des Verbrennungsmotors.
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Aufgrund
des insbesondere in den letzten Jahren wachsenden öffentlichen
Interesses an emissionsarmen Kraftfahrzeugen, rückt die
Suche nach umweltverträglichen Antriebstechnologien immer
stärker in den Fokus der automobilen Forschung. Neben der
Entwicklung neuartiger Antriebskonzepte, wie Brennstoffzellen und
Hybridantrieben, sind kurzfristig auch Verbesserungen der bestehenden
Verbrennungsmotoren notwendig, an die aufgrund der zunehmend strenger
werdenden Grenzwerte in der Abgasgesetzgebung wachsende Anforderungen
gestellt werden. Aus diesem Grund sind auch moderne Dieselmotoren
durch zahlreiche mechanische und elektrische Komponenten erweitert
worden. Neben Konzepten zur direkten Beeinflussung der Verbrennung,
wie beispielsweise Abgasrückführung, Abgasturboaufladung
und zylinderdruckbasierter Einzelverbrennungsregelung, werden auch
nachgelagerte Systeme, wie Dieselpartikelfilter und Oxidationskatalysatoren,
eingesetzt. Der somit zu einem sehr komplexen mechatronischen Gesamtsystem
herangewachsene Dieselmotor muss nun durch geeignete Steuerungs-
und Regelungskonzepte beherrscht werden. Insbesondere die Abgasnachbehandlungssysteme
erfordern spezielle Umgebungsbedingungen, um einen hohen Wirkungsgrad
zu erzielen. Diese müssen durch die Konditionierung der
Verbrennung eingestellt werden.
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Konventionelle
Ansätze zur Gassystemregelung verwenden die Regelgrößen
Frischluftmasse und Ladedruck. Hier ergeben sich jedoch ggf. aus
der Messposition resultierende Nachteile im dynamischen Regelverhalten.
Bezüglich der physikalischen Zusammenhänge erlauben
diese Größen nur bedingt eine optimale Gassystemregelung,
da insbesondere keine direkte Beeinflussung der interessierenden
Schadstoffemissionen möglich ist. Der Ladedruck wird in
aktuellen Steuergeräten vorrangig wegen der verfügbaren
Sensorik und der leichten Überwachung des Turboladers verwendet.
Dabei dient der Ladedruck nur als Ersatz für die Gesamtgasmasse
im Zylinder, die beispielsweise durch ihren Einfluss auf die Verbrennungstemperatur
einen direkten Zusammenhang zur Schadstoffbildung aufweist. Die
Frischluftmasse wird aufgrund der leichten Zugänglichkeit
für eine direkte Messung bevorzugt verwendet.
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Der
Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren der o. g. Art
zur Verfügung zu stellen, bei dem eine saubere Strukturierung
eines Regelungskonzeptes unter Einbeziehung aller manipulierbaren
Luftsteller erzielt wird und welches modular erweiterbar ist.
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Diese
Aufgabe wird erfindungsgemäß durch ein Verfahren
der o. g. Art mit den in Anspruch 1 gekennzeichneten Merkmalen gelöst.
Vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind in den weiteren
Ansprüchen beschrieben.
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Dazu
ist es bei einem Verfahren der o. g. Art erfindungsgemäß vorgesehen,
dass für mindestens einen Aktuator als Regelgröße
eine von diesem Aktuator beeinflusste physikalische Größe
verwendet wird.
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Dies
hat den Vorteil, dass das Luft- und Abgassystem der Brennkraftmaschine
gemeinsam und auch bei Betriebsartenübergängen
eindeutig definiert ist, so dass eine Führung des Luft-
und Abgassystem jederzeit möglich ist. Außerdem
können dynamische Eingriffe in das Gesamtsystem an der
richtigen Stelle einfach realisiert werden.
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Eine
globale Definition des Gesamtsystems aus Luft- und Abgassystem mittels
unmittelbar emissionsrelevanter Größen erzielt
man dadurch, dass der Sollwert für mindestens eine Regelgröße
aus einem Sollwert für eine Gasmasse in einem Brennraum
der Brennkraftmaschine und/oder einem Sollwert für eine
Gaszusammensetzung, insbesondere eine AGR-Rate, eine Inertgasrate
oder einen Quotient von AGR-Rate zu einem Lambdawert (iAGR), in
einem Brennraum der Brennkraftmaschine bestimmt wird.
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Dies
ermöglicht einen Strukturaufbau für eine Gesamtsystemregelung
umfassend Luft- und Abgassystem, bei dem zwischen stationärer
Applikation und dynamisch notwendigen Eingriffen getrennt wird.
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Eine
besonders gute Definition des Gesamtsystems aus Luft- und Abgassystem
erzielt man dadurch, dass der mindestens eine Aktuator eine Drosselklappe
umfasst, für die als Regelgröße ein Saugrohrdruck
verwendet wird. Ein Sollwert für den Saugrohrdruck wird
aus einem Sollwert für einen Brennraumdruck im unteren Totpunkt
(UT) bestimmt. Der Sollwert für den Brennraumdruck im unteren
Totpunkt (UT) wird aus einem Sollwert für eine Gasmasse
in einem Brennraum bestimmt.
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Eine
weitere Verbesserung der Definition des Gesamtsystems aus Luft-
und Abgassystem erzielt man dadurch, dass der mindestens eine Aktuator
eine variable Turbinengeometrie einer Turbine eines Abgasturboladers
umfasst, für die als Regelgröße ein Abgasgegendruck
verwendet wird. Ein Sollwert für den Abgasgegendruck wird
aus einem Sollwert für einen Ladedruck bestimmt. Der Sollwert
für den Ladedruck wird aus einem Sollwert für
eine Gasmasse in einem Brennraum bestimmt.
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Eine
weitere Verbesserung der Definition des Gesamtsystems aus Luft-
und Abgassystem erzielt man dadurch, dass der mindestens eine Aktuator
einen variablen Ventiltrieb (VVT), insbesondere einen Phasensteller,
von Gaswechselventilen der Arbeitszylinder umfasst, für
den als Regelgröße ein Brennraumdruck im unteren
Totpunkt (UT) verwendet wird. Ein Sollwert für den Brennraumdruck
im unteren Totpunkt (UT) wird aus einem Sollwert für eine
Gasmasse in einem Brennraum bestimmt.
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Eine
weitere Verbesserung der Definition des Gesamtsystems aus Luft-
und Abgassystem erzielt man dadurch, dass der mindestens eine Aktuator
ein Hochdruck(HD)-Abgasrückführungs(AGR)-Ventil
umfasst, für das als Regelgröße ein Massenstrom
der Hochdruck(HD)-Abgasrückführung(AGR) verwendet
wird. Ein Sollwert für den Massenstrom der HD-AGR wird
aus einem Sollwert für eine HD-AGR-Rate bestimmt. Der Sollwert für
die HD-AGR-Rate wird aus einem Sollwert für eine externe
AGR-Rate bestimmt. Der Sollwert für die externe AGR-Rate
wird aus einem Sollwert für eine AGR-Rate in einem Brennraum
bestimmt. Der Sollwert für die AGR-Rate in einem Brennraum
wird aus einem Sollwert für eine Gaszusammensetzung im
Brennraum bestimmt.
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Eine
weitere Verbesserung der Definition des Gesamtsystems aus Luft-
und Abgassystem erzielt man dadurch, dass der mindestens eine Aktuator
ein Niederdruck(ND)-Abgasrückführungs(AGR)-Ventil
umfasst, für das als Regelgröße ein Massenstrom
der Niederdruck(ND)-Abgasrückführung(AGR) verwendet
wird. Ein Sollwert für den Massenstrom der ND-AGR wird
aus einem Sollwert für eine ND-AGR-Rate bestimmt. Der Sollwert
für die ND-AGR-Rate wird aus einem Sollwert für
eine externe AGR-Rate bestimmt. Der Sollwert für die externe
AGR-Rate wird aus einem Sollwert für eine AGR-Rate in einem
Brennraum bestimmt. Der Sollwert für die AGR-Rate in einem
Brennraum wird aus einem Sollwert für eine Gaszusammensetzung
im Brennraum bestimmt.
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Eine
weitere Verbesserung der Definition des Gesamtsystems aus Luft-
und Abgassystem erzielt man dadurch, dass der mindestens eine Aktuator
eine Abgasklappe und/oder eine Drosselklappe vor einer ND-AGR-Zuführung
umfasst, für die als Regelgröße ein Differenzdruck über
das ND-AGR-Ventil verwendet wird. Ein Sollwert für den
Differenzdruck über das ND-AGR-Ventil wird aus einem Sollwert
für eine ND-AGR-Rate bestimmt. Der Sollwert für
die ND-AGR-Rate wird aus einem Sollwert für eine externe
AGR-Rate bestimmt. Der Sollwert für die externe AGR-Rate
wird aus einem Sollwert für eine AGR-Rate im Brennraum bestimmt.
Der Sollwert für die AGR-Rate in einem Brennraum wird aus
einem Sollwert für eine Gaszusammensetzung im Brennraum
bestimmt.
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Eine
verbesserte Momentenabgabe im dynamischen Betrieb der Brennkraftmaschine
erzielt man dadurch, dass ein höherer Ladedruck angefordert
wird, als für den aktuellen Gasmassensollwert erforderlich,
wobei vorzugsweise der höhere Ladedruck mittels mindestens
einem Aktuator auf einen für den aktuellen Gasmassensollwert
erforderlich Wert abgesenkt wird und wobei die Absenkung des höheren
Ladedrucks beendet wird, wenn eine höhere Lastanforderung
erfolgt.
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Zum
Ausgleich von Gaslaufzeiten zwischen Hoch- und Niederdruck-AGR wird
bei einer Erhöhung oder Erniedrigung der ND-AGR auf einen
neuen Wert, ein Wert für die HD-AGR solange erhöht
bzw. erniedrigt, bis die ND-AGR den neuen Wert am Brennraum zur
Verfügung stellt.
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Um
die Stickoxidemissionen bei einem Übergang von einem Schubbetrieb
zu einem Lastbetrieb, beispielsweise bei einem Gangwechsel, zu reduzieren,
wird in einem Schubbetrieb der Brennkraftmaschine die AGR-Rate für
eine vorbestimmte Zeit angehoben, ein Anteil der HD-AGR angehoben
und/oder die Gesamtgasmasse im Brennraum abgesenkt.
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Die
Erfindung wird im Folgenden anhand der Zeichnung näher
erläutert. Diese zeigt in
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1 ein
Flussdiagramm einer beispielhaften Ausführungsform des
erfindungsgemäßen Verfahrens und
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2 ein
Flussdiagramm einer beispielhaften Ausführungsform einer
Regelung einer Zylinderladungsmasse gemäß des
erfindungsgemäßen Verfahrens.
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Ausgehend
von einer Zuordnung physikalisch motivierter Regelgrößen
zu den Gassystemstellern wird mit dem erfindungsgemäßen
Verfahren ein hierarchisches Konzept für die Regelungsfunktionen
zur Verfügung gestellt. Dieses erleichtert aufgrund seiner übersichtlichen
Struktur und der Einbeziehung modellbasierter Regelungen die Applikation
für den Serieneinsatz und ermöglicht die Vorgabe
emissionsrelevanter Sollgrößen. Weiterhin wird
die Integration zusätzlicher Aktoren des Gassystems und
die Nutzung der entstehenden Freiheitsgrade für die Verteilung
der Stellgrößen erleichtert. Durch so genannte
Verteilungssollwerte können diese Freiheitsgrade für
den stationären Betrieb festgelegt und im dynamischen Motorbetrieb
zusätzlich angepasst werden. Somit ergibt sich die Möglichkeit,
kurzfristig von den stationären Sollvorgaben abzuweichen
und so die zur Verfügung stehenden Aktoren für
eine bessere Einhaltung der Emissionsvorgaben zu nutzen. Verbesserungen
in den Schadstoffemissionen lassen sich durch Messungen am Motorprüfstand
nachweisen.
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Wesentliches
Kennzeichen eines für die derzeit weltweit strengste Abgasgesetzgebung
im US-Bundesstaat Kalifornien entwickelten Dieselmotors ist die
neben der bekannten Hochdruck-Abgasrückführung (HD-AGR)
eingesetzte Niederdruck-Abgasrückführung (ND-AGR),
siehe beispielsweise
DE
10 2006 054 043 A1 . Diese entnimmt das Abgas erst nach
dem Dieselpartikelfilter und führt es noch vor dem Verdichter
der angesaugten Frischluft zu. Zur Erhöhung des Druckverhältnisses über
dem ND-AGR-Ventil steht zudem eine Abgasklappe und/oder eine Drosselklappe
vor einer ND-AGR-Zufühung zur Verfügung. Damit
besteht die Möglichkeit, dem Brennverfahren Frischluft
mit hohen Anteilen gekühlten und gut durchmischten Abgases
zur Verfügung zu stellen. Dies erleichtert insbesondere
die Senkung von Stickoxidemissionen. Als Führungsgrößen werden
im Wesentlichen Frischluftmasse und Ladedruck verwendet. Gerade
im dynamischen Motorbetrieb, wo derzeit die größten
Potenziale zur Emissionsreduzierung liegen, kann mit einer rein
stationären Applikation keine zielgerichtete Beeinflussung
des Systems erfolgen.
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Erfindungsgemäß wird
eine Auswahl von emissionsrelevanten Führungsgrößen
sowie eine neue Strukturierung des Regelungssystems vorgeschlagen.
Wesentliches Ziel ist es dabei, Möglichkeiten für
kurzfristig wirksame Eingriffe in das Systemverhalten zu schaffen. Überraschenderweise
hat sich gezeigt, dass sich eine Zylinderfüllung und eine
AGR-Rate als Führungsgrößen besonders
eignen. Dies ist deshalb überraschend, da beide Größen
einer direkten Messung nicht zugänglich sind. Aus diesem
Grund hängen die erreichbaren Emissionsergebnisse maßgeblich
von der Modellierungsgüte ab.
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Herkömmliche
Modelle für das Gassystem von Verbrennungsmotoren nutzen
den Gaszustand (vor allem Druck und Temperatur) im Saugrohr, um
in Verbindung mit dem angesaugten Volumenstrom auf den Zylindermassenstrom
und damit die Zylinderladungsmasse zu schließen. Gerade
bei komplexeren Systemen, die über einen Drallsteller im
Ansaugkanal oder über einen variablen Ventiltrieb verfügen,
führt dies zu einem erhöhten Modellierungsaufwand,
weil deren Einfluss auf den Gaszustand erfasst werden muss. Insbesondere ein
variabler Ventiltrieb (VVT) stellt hier auf Grund seiner Flexibilität
und der Vielzahl von Einflussgrößen hohe Anforderungen.
Stattdessen kann allerdings auch ein evtl. vorhandener Zylinderdrucksensor
für die Modellierung der Zylindergasmasse verwendet werden.
Dies reduziert den Modellierungsaufwand erheblich, weil so die Druckkomponente
bereits im Zylinder erfasst wird und lediglich die Temperaturänderung
zwischen Saugrohr und Zylinder modelliert werden muss. Den zentralen
Bestandteil des Modells bildet die ideale Gasgleichung
wobei der Zylinder als ein
geschlossenes System und dessen Ladung als ideales Gas aufgefasst
wird. Für eine möglichst leichte Bestimmung der
benötigten Temperatur im Brennraum kann diese Gleichung
für den Schließzeitpunkt der Einlassventile angewendet
werden. Allerdings wird dann im Falle eines verstellbaren Ventiltriebs neben
einer Lagerückmeldung auch die Kenntnis der zu den jeweiligen
(kontinuierlich verstellbaren) Schließwinkeln gehörigen
Brennraumvolumina vorausgesetzt. Aus diesem Grund wird hier stattdessen
ein fester Winkel, beispielsweise der untere Totpunkt (UT) der Kolbenbewegung
vor der Kompression (180°KW vor dem oberen Totpunkt OT),
als Referenzpunkt verwendet. Auf Grund des unzureichenden Signal-Rausch-Verhältnisses bei
kleinen Druckwerten, kann der zugehörige Druck p
Z,180 nicht unmittelbar aus dem Sensorsignal
verwendet werden. Stattdessen wird ein Druckwert kurz vor dem OT,
beispielsweise bei 20°KW, vor dem oberen Totpunkt (OT)
des Kompressionstakts ermittelt und unter der Annahme einer polytropen
Kompression der Druck p
Z,180 im unteren
Totpunkt (UT) berechnet.
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Hierbei
ist VZ,340 ein Brennraumvolumen 20°KW
vor dem OT im Kompressionstakt, VZ,180 ist
ein Brennraumvolumen im UT im Ladungswechseltakt, pZ,340 ein Druck
20°KW vor dem OT im Kompressionstakt, n der Polytropenexponent.
Dabei ist zu beachten, dass der berechnete Druck pZ,180 in
der Realität nicht im Brennraum herrscht, da eine ideale
polytrope Verdichtung und ein geschlossenes System im unteren Totpunkt
(UT) angenommen werden. Tatsächlich sind die Einlassventile
zu diesem Zeitpunkt in der Regel allerdings nicht geschlossen. Die
Verwendung eines festen Referenzzeitpunktes bietet aber den Vorteil,
dass ein Kennwert für die Wirkung des VVT-Stellers (variabler
Ventiltrieb) berechnet werden kann. Dazu wird der Quotient aus Saugrohrdruck
und berechnetem pZ,180 gleichbedeutend mit
dem Druckverhältnis über den Einlasskanälen
gebildet. Wird dieser Quotient um dasjenige Druckverhältnis
bereinigt, welches auch ohne Phasenverschiebung herrscht, so ergibt
sich ein Maß für die Druckbeeinflussung durch
den Ventiltrieb.
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In
konventionellen Motorsteuerungen wird die AGR-Rate durch Messung
des Frischluftmassenstroms und Modellierung der Zylinderfüllung
bestimmt. Dieses Vorgehen hat allerdings mehrere Nachteile: Es ist
keine Trennung zwischen Hoch- und Niederdruck-AGR möglich.
Weiterhin stellt der verwendete Frischluftmassenmesser eine große
Unsicherheit bei geöffnetem AGR-Ventil dar, weil sich auftretende
Druckpulsationen durch die Ansaugstrecke bis zur Messstelle ausbreiten
und die Messgenauigkeit negativ beeinflussen. Aus diesem Grund wird
hier ein anderes Verfahren bevorzugt, dass in erster Linie Druckmessungen
erfordert und somit prinzipiell keine Einschränkung bezüglich
eines Serieneinsatzes darstellt. Kernstück ist die Drosselgleichung nach
Saint-Vernant, mit der sich der Massenstrom durch eine Drosselstelle
unter Annahme einer adiabaten Strömung berechnen lässt
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Darin
bezeichnen A
eff die effektive Querschnittsfläche,
p
1 den Druck und T
1 die
Temperatur vor der Drossel. Die auftretende Funktion Ψ bezeichnet
die Durchflussfunktion
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Dies
Drosselfunktion ist lediglich vom Druckverhältnis über
der Drosselstelle und vom Isentropenexponenten κ abhängig.
Unterhalb eines kritischen Druckverhältnisses
ist die Durchflussfunktion
konstant, da das Medium dann bereits mit Schallgeschwindigkeit durch
den engsten Querschnitt der Drossel strömt. Folglich erreicht
die Durchflussfunktion für den Bereich p₂ / p₁ ≥ π
kr an dieser Stelle ihr Maximum Ψ
max. Zur Reduzierung des Rechenaufwands wird Ψ in
diesem Bereich durch die Näherungsfunktion
approximiert. Aus den mit
dieser Näherung und der Gleichung für ṁ berechneten
Massenströmen kann mit Hilfe der modellierten Zylindergasmasse
eine zylinderbezogene Rate berechnet werden.
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Erfindungsgemäß erfolgt
eine physikalisch motivierte Zuordnung von Sollwerten zu den einzelnen
Aktoren. Dabei wird das Ziel verfolgt, die physikalischen Vorgänge
im Motor durch die zugeordneten Stellgrößen derart
abzubilden, dass Strukturumschaltungen in der Regelung verhindert
werden. In der Folge eröffnen sich neue Möglichkeiten,
die im System vorhandenen Freiheitsgrade im Sinne von mehrfachen
Stellmöglichkeiten mit ähnlicher Wirkung gezielt
zu beeinflussen. Die Regelungsstruktur ist auf diese Weise durch
die Wirkung der Steller definiert und es lassen sich die physikalischen
Zusammenhänge des Gesamtsystems abbilden.
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1 zeigt
eine vereinfachte Darstellung einer beispielhaften Ausführungsform
einer möglichen Sollwertstruktur für die Regelung
eines um einen variablen Ventiltrieb (VVT) erweiterten Gassystems.
Die hierarchische Anordnung der Komponenten und die sukzessive Zusammenfassung
zu Teilsystemen ordnen jeden Aktuator (unterste Ebene) einer bestimmten
Aufgabe und damit auch einer bestimmten Regelgröße
zu.
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In 1 bezeichnet 10 einen
Brennraum, 11 eine Gasmasse im Brennraum 10, 12 einen
Füllungskoordinator, 14 ein Füllungsmodell, 16 einen
Druck im UT, 18 einen Vorhaltkoordinator, 20 ein
Vorhaltmodell, 22 einen Saugrohrdruck, 24 einen
Ladedruck, 26 einen ggf. vom Vorhaltkoordinator 18 modifizierten Druck
im UT, 28 einen Koordinator Saugrohr, 30 einen
Koordinator Turbolader, 32 einen Koordinator Ventiltrieb, 34 einen
Saugrohrdruck, 36 einen Abgasgegendruck, 38 einen
Druck im UT, 40 eine Drosselklappe, 42 ein Drosselmodell, 44 eine
Turbine bzw. variable Turbinengeometrie (VTG), 46 ein Ladermodell, 48 einen
Phasensteller, 50 ein VVT-Modell, 52 eine AGR-Rate
im Brennraum 10, 54 einen AGR-Koordinator, 56 ein
Ansaugmodell, 58 eine externe AGR-Rate, 60 eine
externe AGR, 62 ein AGR-Modell, 64 eine HD-AGR-Rate, 66 eine ND-AGR-Rate, 68 einen
Koordinator HD-AGR, 70 einen Koordinator ND-AGR, 72 einen
HD-AGR-Massenstrom, 74 einen ND-AGR-Massenstrom, 75 einen
Differenzdruck über dem ND-AGR-Ventil 80, 76 ein HD-AGR-Ventil, 78 ein
Drosselmodell, 80 ein ND-AGR-Ventil, 82 ein Drosselmodell, 84 eine
Abgasklappe und 86 ein Drosselmodell. Die mit 40, 44, 48, 76, 80 und 84 bezeichneten
Teile befinden sich auf einer Aktuatorebene.
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Diese
Erfindung beschreibt einen neuen, modellbasierten Regelungsansatz
für einen Verbrennungsmotor. Das Konzept ermöglicht
gleichermaßen die Behandlung von Otto- und Dieselmotoren,
so dass es auch auf zukünftige Brennverfahren angewendet
werden kann. Eine wesentliche Eigenschaften der Erfindung liegt darin,
dass eine neue Funktionsarchitektur als Grundlage für eine
neue Luftsystemregelung von Verbrennungsmotoren vorgeschlagen wird.
Hierbei werden physikalisch motivierte, modellbasierte Regelungsansätze für
eine möglichst einfache Applikation verwendet. Es wird
eine hierarchische Struktur zur besseren Übersicht und
Skalierbarkeit eingehalten, so dass sich eine Verwendbarkeit für
andere Brennverfahren und unterschiedlich ausgestattete Motoren
ergibt. Jedem Stellglied 40, 44, 48, 76, 80 und 84 wird eine
feste Regelgröße 34, 36, 38, 72, 74 zugeordnet,
wobei diese Regelgröße eine physikalische Größe
betrifft, die von dem zugeordneten Stellglied 40, 44, 48, 76, 80 und 84 beeinflusst
wird. Der Zustand des Luft- und Abgassystem ist durch die Festlegung
dieser unterlagerten Regelgrößen 34, 36, 38, 72, 74 eindeutig
definiert. Es ist eine dynamische Führung der Regelgrößen
möglich, so beispielsweise eine strategische Überführung
des Motors in andere Betriebszustände mit verschiedenen
Zielgrößen, wie beispielsweise eine maximale Leistung
oder minimale Schadstoffemissionen.
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Es
wird das Gesamtsystem umfassend das Luft- und Abgassystem erfasst,
wobei sich dies auch auf andere Teile der Motorsteuergeräte-Software,
wie ein Einspritzsystem, übertragen bzw. anwenden lässt.
Es handelt sich um eine streng hierarchische Struktur, wobei Verkopplungen
und Strategien auf den oberen Ebenen für alle Teilsysteme
gemeinsam gelöst bzw. festgelegt werden. Das erfindungsgemäße
Regelungskonzept ist Skalierbar, d. h. das Regelungskonzept lässt
sich auf Grund der Hierarchie mit möglichst geringem Aufwand insbesondere
bei der Applikation durch weitere Stellglieder erweitern, wie beispielsweise
einen variabler Ventiltrieb. Es besteht die Möglichkeit
der Trajektorienvorgabe und -folgeregelung für ausgewählte
Systemgrößen aufgrund der ganzheitlichen Betrachtung
des Verbrennungsmotors. Dies ist vor allem bei Betriebsartenübergängen
und dynamischer Führung relevant.
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Die
erfindungsgemäße Funktionsarchitektur wird nun
auf ein neues Luftsystemregelungskonzept, wie beispielhaft in 1 dargestellt,
angewendet. Dabei werden zunächst einmal die bekannten
aktuellen und zukünftigen Aktoren 40, 44, 48, 76, 80, 84 im
Gesamtsystem des Luft- und Abgassystem von Verbrennungsmotoren gesammelt
und Ihre zugehörige physikalische Größe,
die von diesem Steller maßgeblich beeinflusst wird, als
dem Aktuator zugeordnete Regelgröße 34, 36, 38, 72, 74 definiert.
Jede dieser Regelgrößen 34, 36, 38, 72, 74 erhält
einen Sollwert, der beispielsweise aus einem Kennfeld oder physikalischen
Modell bestimmt wird. Die Regelgröße wird unter
Berücksichtigung des aktuellen Zustands des Luft- und Abgassystem
möglichst schnell und genau auf den Sollwert eingeregelt.
Dies betrifft die unterste Ebene der neuen Luftsystemregelungsstruktur,
d. h. die Aktuatorebene mit den Stellern 40, 44, 48, 76, 80, 84.
Die Sollwerte für die verschiedenen Aktuatoren werden von
den übergeordneten Schichten der Regelungsstruktur erzeugt.
Dabei werden teilweise Kennfelder, vorwiegend aber physikalische
Modelle verwendet. Diese erlauben eine Entkopplung der verschiedenen
Regelgrößen voneinander, eine dynamische Beeinflussung
bzw. Korrektur und die Berücksichtung von Nichtlinearitäten
im Gesamtsystem des Motors.
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Um
zu den Sollgrößen für die verschiedenen
Aktuatoren zu gelangen und um die für die Regelung notwendigen
Istwerte zu erhalten, werden die Istwerte entweder gemessen oder über
physikalische Modelle berechnet. Eingangsgrößen
der physikalischen Modelle sind beispielsweise modellierte und/oder
gemessene Größen, wie beispielsweise eine Drossel.
Durch die Berechnung der Sollgrößen für
jeden Aktuator wird der Zustand des Luft- und Abgassystems eindeutig
beschrieben und vor allem definiert. Dies ist eine der entscheidenden
Neuerungen zu bekannten Regelsystemen. Bei bekannten Luftsystemregelungen,
die als Sollwerte lediglich den Ladedruck und den Luftmassensollwert
verwenden, können identische Sollwerte durch unterschiedliche
Stellungen der Aktuatoren (Schaufelstellung ATL, Stellung Drosselklappe,
Stellung VVT, Stellung Niederdruck + Hochdruck AGR-Ventil) erreicht
werden. Diese beiden Sollwerte definieren den Zustand des Luft-
und Abgassystems also nicht eindeutig. Dieses Problem verschärft
sich noch in den Übergängen zwischen unterschiedlichen
Betriebsarten, in denen auch noch die Regelgrößen
teilweise umgeschaltet werden, beispielsweise von Luftmasse und
Ladedruck auf Füllung. Damit ist der Zustand des Luft-
und Abgassystems in diesen Übergängen nicht mehr
bestimmt. Im Gegensatz dazu werden bei der vorliegenden Erfindung
auf der obersten Ebene die globalen Zielgrößen
definiert und daraus die Sollgrößen bzw. Regelgrößen
für jeden Aktuator abgeleitet bzw. berechnet. Damit definieren
diese Größen auch in Betriebsartenübergängen
eindeutig den Zustand des Luft- und Abgassystems. Dadurch ist eine
Führung des Luft- und Abgassystems jederzeit möglich.
Außerdem können dynamische Eingriffe in das Gesamtsystem
an der richtigen Stelle wesentlich leichter realisiert werden.
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Die
oben schön erwähnten globalen Zielgrößen
sind in dem erfindungsgemäßen Ansatz die Gasmasse
im Zylinder 11 des Verbrennungsmotors und die Abgasrückführrate 52 des
Gasgemisches im Zylinder. Alternativ können als Zielgrößen
auch der Quotient aus AGR-Rate und der Lambda-Wert, abgekürzt
iAGR und der Quotient aus der Inertgasrate und der Gesamtgassumme,
abgekürzt iGR, verwendet werden.
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Also
je ein Sollwert für die Gesamtmasse im Zylinder 11 und
einer für die Gaszusammensetzung im Zylinder, welche sich
aus der AGR-Rate 52 ergibt. Diese Sollwerte werden beispielsweise
zylinderindividuell oder für alle Zylinder gleich vorgegeben
und auch eingestellt. Voraussetzung dafür sind allerdings
schnelle zylinderindividuelle Stelleinrichtungen, wie beispielsweise
ein variabler Ventiltrieb, und eine zylinderindividuelle Messung
bzw. Modellierung der Masse bzw. der Zusammensetzung des Gases in
den Zylindern bzw. Brennräumen. Ein Ausführungsbeispiel
ist dabei die zylinderindividuelle Bestimmung der Gasmasse im Zylinder. Dieses
zylinderdruckbasierte Gasmassenmodell kann dann für die
Bestimmung der Gasmasse 11 im Brennraum aber auch invertiert
zur Vorsteuerung eines variablen Ventiltriebes (VVT) genutzt werden.
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In
dem erfindungsgemäßen Regelungskonzept werden
die Motorfüllung 11 und eine Abgasrückführrate 52 als
Zielgrößen bzw. Führungsgrößen
definiert, alternativ wiederum IAGR.
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Diese
Führungsgrößen sind Zielgrößen
für die Gaszusammensetzung im Zylinder des Verbrennungsmotors
und definieren eindeutig das Luft-Abgasgemisch im Brennraum 10.
Die Zielgrößen gelten für Otto- und Dieselmotoren.
Optional wird den Zylinder-Zielgrößen noch ein
weiterer Block übergeordnet. In diesem wird dann beispielsweise
aus einem Ziel-Lambda beim Ottomotor und der gewünschten
AGR-Rate die Sollfüllung berechnet. Ausgehend von diesen
Zielgrößen werden noch weitere Blöcke
zwischen den Zielgrößen und den Funktionsblöcken
für die Aktuatoransteuerung gefüllt.
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Die
erfindungsgemäße Luftsystemregelung ist für
Ottomotoren und Dieselmotoren einsetzbar und derart modular aufgebaut,
dass sie erweiterbar ist. Dies ist wichtig, wenn neue Aktoren bei
Verbrennungsmotoren zum Einsatz kommen.
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Nachfolgend
wir ein Beispiel für eine ND-AGR-Regelung beschrieben.
Der Sollwert des Niederdruck-AGR-Systems ist entsprechend der 1 eine
Niederdruck-AGR-Rate 64. Diese wird aus der Gesamt-AGR-Rate 58 mit
Hilfe eines vorgebbaren Verteilungsfaktors bestimmt. Durch Multiplikation
mit dem Bezugsmassenstrom ergeben sich so für die beiden
Abgasrückführventile 76 und 80 die
einzustellenden Massenströme 72, 74,
die als deren wesentliche Beeinflussungsgrößen
aufgefasst werden. Im Gegensatz dazu ist die Abgasklappe 84 dafür
vorgesehen, einen bestimmten Druckabfall über dem Niederdruck-AGR-Ventil 80 zu erzeugen.
Aus diesem Grund wird hier nicht der Massenstrom durch die Abgasklappe,
sondern der Differenzdruck 75 über dem Ventil 80 als
Regelgröße verwendet. Die einzelnen Steller werden
dann in Richtung der dargestellten höheren Ebenen in Funktionsgruppen
zusammengefasst. Abgasklappe 84 und Niederdruck-AGR-Ventil 80 bilden
entsprechend eine Gruppe zur Einstellung eines Niederdruck-AGR-Massenstroms 74.
Dabei stellt der zugehörige Koordinator 70 sicher,
dass die Abgasklappe 84 nur soweit angestellt wird, wie für
den angeforderten Massenstrom 74 notwendig. So kann ein
unnötig hoher Abgasgegendruck und die damit einhergehende
Erhöhung des Kraftstoffverbrauchs vermieden werden. Entsprechend
erfolgt erst hier die Berechnung des Sollwertes für den
Abgasklappenregler. Eine einfache Realisierung des ”Koordinators
ND-AGR” 70 basiert auf der nach dem Druck p1 umgestellten Drosselgleichung (1) für ṁ.
Dazu wird aus dem Sollventilmassenstrom und der maximalen Ventilfläche
der minimal erforderliche Staudruck vor dem AGR-Ventil berechnet.
Der zugehörige Klappenregelkreis sowie der Ventilregelkreis
mit dem Niederdruck-AGR-Massenstrom 74 als Regelgröße
enthalten einen einfachen linearen Regler mit einer modellbasierten
Vorsteuerung, die mit Hilfe der Drosselgleichung (1) die zur Einstellung
des angeforderten Sollwerts erforderliche Querschnittsfläche
berechnet und additiv zur Reglerstellgröße vorgibt.
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Nachfolgend
wird ein Beispiel für die Einbindung eines VVT-Stellers
beschrieben. Ausgangspunkt der im Folgenden vorgestellten Regelung
der Gesamtladungsmasse ist der Druck pZ,180,
der gleichzeitig auch der zentrale Bestandteil des zuvor vorgestellten
Modells ist. Unter der Annahme, dass sich die Temperatur im unteren
Totpunkt (UT) vor der Kompression gegenüber dem Druck vergleichsweise
langsam ändert, wird ein lokaler Verstärkungsfaktor
zwischen Druck und Gesamtladungsmasse gemäß folgender
Formel berechnet.
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Mit
dessen Hilfe lässt sich aus einem Sollwert für
die Zylinderfüllung der bei der aktuellen Gastemperatur
notwendige Druck im unteren Totpunkt (UT) berechnen. Die vorhandenen
Gassystemsteller werden dann genutzt, um diesen vom Ladedruck ausgehend
einzustellen. Gleichzeitig wird die Überbestimmtheit des
Systems dahingehend ausgenutzt, dass beispielsweise ein höherer
Ladedruck angefordert wird, als für den aktuellen Gasmassensollwert
erforderlich. Dieser erhöhte Druck wird dann durch Drosselklappe 40 und
Ventiltrieb 48 auf den eigentlichen Sollwert im Zylinder
abgesenkt. Dadurch entsteht eine Art Druckreserve im System, die
im dynamischen Betrieb kurzfristig freigegeben und für
eine schnelle Erhöhung der Zylinderladungsmasse genutzt
wird. Selbstverständlich ist ein derartiges Vorgehen stets
vor dem Hintergrund der verursachten Verbrauchserhöhung
zu betrachten. Dennoch bietet die vorgeschlagene Struktur auch ohne
Verwendung von Druckvorhalten Vorteile, wobei Drosselklappe 40 und
Ventiltrieb 48 dann immer noch zum Ausgleich eines ungewollten
Ladedrucküberschwingens genutzt werden. 2 zeigt
eine beispielhafte Regelungsstruktur zur Beeinflussung der Zylinderladungsmasse
mit den vorgenannten Eigenschaften unter Einbeziehung eines variablen
Ventiltriebs. In 2 bezeichnet 88 einen
Füllungssollwert, 90 einen Füllungsistwert, 92 ein
Füllungsmodell, 94 einen Vorhalt Ventiltrieb, 96 ein
Vorsteuermodell, 98 eine Phasenlage, 100 eine
Strecke, 102 einen Solldruck im UT, 104 einen
Vorhalt Ventiltrieb, 106 einen Sollsaugrohrdruck, 108 einen
Vorhalt Drosselklappe, 110 einen Ladedrucksollwert, 112 eine
Ladedruckregelung, 114 ein Drosselmodell, 116 eine
Drosselfläche und 118 eine Strecke.
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Die
vorgestellte Gassystemregelung birgt allein aufgrund der gezielten
Wahl der Führungsgrößen Zylinderfüllung 11 und
AGR-Rate 52 das Potenzial den Schadstoffausstoß zu
reduzieren. Darüber hinaus werden aber auch Mechanismen
zur Verfügung gestellt, die einen kurzzeitigen, nicht stationären,
Eingriff in das Gassystem erlauben. Dabei geht es darum, die Überbestimmtheit
des Systems aufgrund der Vielzahl vorhandener Aktuatoren dahingehend
auszunutzen, dass auf Abweichungen von den stationären
Sollwerten reagiert werden kann. Im Gegensatz zu konventionellen
Systemen erfolgt hier bewusst eine Abkehr von einer reinen Stationärapplikation.
Als Beispiel wird auf die zuvor beschriebene Regelung der Zylinderfüllung mit
Druckvorhalten verwiesen. Ausgehend vom Sollwert der Ladungsmasse
im Brennraum werden hier Sollwerte für die unterlagerten
Druckregelungen ermittelt. Tritt im dynamischen Betrieb beispielsweise
ein Überschwinger im Ladedruck auf, so wird die Drosselklappe
von ihrem eigentlich vorgesehenen Druckvorhalt abweichen und einen höheren
Druckabfall erzeugen. So kann dem für die Einstellung der
Füllung relevanten Saugrohrdrucksollwert deutlich besser
gefolgt werden. In gleicher Weise wird auch ein mangelnder Ladedruck
durch die Freigabe eines evtl. aufgebauten Vorhalts ausgeglichen. Überschwinger
im Ladedruck können gut ausgeglichen werden, so dass der
Druck im Zylinder und damit auch die Ladungsmasse insgesamt gesehen
sehr gut dem vorgegebenen Sollwert folgt. Vor allem gegenüber
dem Regelverhalten des Ladedrucks wird eine deutliche Verbesserung
erzielt.
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Eine
weitere Möglichkeit für dynamische Eingriffe in
das Motorgassystem stellt die Rauchbegrenzung dar. In konventionellen
Systemen wird dabei meist in Abhängigkeit von der gemessenen
aktuellen Frischluftmasse die einzuspritzende Kraftstoffmasse derart
begrenzt, dass ein bestimmtes Verbrennungsluftverhältnis nicht
unterschritten wird. Dies bewirkt unmittelbar eine Abweichung des
vom Fahrer über die Fahrpedalstellung angeforderten Drehmoments.
In vielen Fällen wird dabei nicht in die Sollwerte für
die AGR-Regelung eingegriffen, obwohl eine Verringerung des Abgasanteils
der Zylinderladung bereits die Verbrennung höherer Kraftstoffmassen
ermöglicht. Aus diesem Grund wird hier zunächst
die bei der aktuellen Zylindergasmasse mZ zulässige AGR-Rate
rZ berechnet, wenn die für das
angeforderte Moment erforderliche Kraftstoffmasse mK umgesetzt werden
soll.
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Darin
bezeichnet Ist das stöchiometrische
Luftverhältnis und λgr das
zulässige Grenz-Verbrennungsluftverhältnis, das
zur Verhinderung einer erhöhten Rußbildung nicht
unterschritten werden soll. Erst wenn auch eine AGR-Rate von 0%
der Einhaltung von λgr widerspricht,
erfolgt eine Begrenzung der Kraftstoffmasse. Dazu kann ebenfalls
Gleichung (2) verwendet werden. Sollen auch die Stickoxidemissionen
während einer aktiven Rauchbegrenzung kontrolliert werden,
ist die Vorgabe einer Mindest-AGR-Rate möglich. In diesem
Fall erfolgt die Begrenzung der Kraftstoffmasse entsprechend früher,
wobei sich dann stets eine bestimmte Abgasmasse im Brennraum befindet.
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Moderne
Dieselmotoren stellen aufgrund der Vielzahl der zur Verfügung
stehenden Gassystemsteller und der damit entstehenden Freiheitsgrade
hohe Anforderungen an die Regelungsfunktionen der Motorsteuerung.
Die vorliegende Erfindung stellt sich insbesondere der Herausforderung,
die Überbestimmtheit des Systems im dynamischen Betrieb
auszunutzen. Hierzu erfolgt einerseits die Zuordnung der einzelnen
Aktoren zu physikalischen Sollwerten und andererseits die Strukturierung
der Regelungsfunktionen. Es werden Führungsgrößen
verwendet, die eine zielgerichtete Beeinflussung der relevanten
Schadstoffemissionen auch in der Dynamik erlauben. Die angegebenen
Regelungsfunktionen stellen dadurch Eingriffsmöglichkeiten
für den dynamischen Motorbetrieb zur Verfügung,
die über den hier dargestellten Umfang hinaus gehen. Beispielhaft
seien hier Maßnahmen für einen Ausgleich der Unterschiede
in den Gaslaufzeiten zwischen Hoch- und Niederdruck-AGR, dynamische
Anpassungen der AGR-Verteilung (Hochdruck-Niederdruck) oder kurzfristige
Anhebungen der AGR-Rate im Schubbetrieb genannt.
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In
Anbetracht der aktuellen und zukünftigen Emissionsgrenzen
für PKW kommt dem Motorgassystem eine besondere Bedeutung
bei der Erforschung innermotorischer Maßnahmen zur Emissionsreduzierung
zu. Insbesondere der dynamische Betrieb birgt derzeit noch ein großes
ungenutztes Potenzial zur Optimierung. Dies liegt an den über
Jahre gewachsenen Strukturen in der Steuergerätesoftware
sowie an der Auswahl von Regelgrößen und unzureichend
abgebildeten physikalischen Zusammenhängen. In der Folge
wird eine zunehmende Anzahl von Teilproblemen (insbesondere der
Betrieb von Abgasnachbehandlungssystemen) in eigene Betriebsarten
ausgelagert. Diese sind durch eigene Sollwerte aber auch eigene
Regelungsstrukturen und Führungsgrößen
gekennzeichnet, so dass beim Wechsel von Betriebsarten zwischen
verschiedenen Regelungsverfahren umgeschaltet werden muss. Dadurch
entsteht neben einem hohen Applikationsaufwand auch eine unübersichtliche
Gesamtsoftware. Die vorliegende Erfindung stellt ein neues Konzept
zur Regelung des Gassystems von Verbrennungsmotoren zur Verfügung.
Darin werden den einzelnen (aktuellen und zukünftig absehbaren)
Aktuatoren Sollwerte nach ihrer physikalischen Wirkung zugeordnet.
In einer hierarchischen Struktur werden dann die Kopplungen und
Nichtlinearitäten des Systems abgebildet. Durch die Schaffung
zusätzlicher Schnittstellen für dynamische, nur
kurzfristig wirksame Eingriffe erfolgt zudem eine Abkehr von einer
reinen Stationärapplikation. Damit erfolgen gezielte Abweichungen
von den stationären Sollwerten, so dass der dynamische
Betrieb optimiert wird. Durch die hierarchische Strukturierung wird
zudem die Anwendung auf andere Motorenkonzepte mit weniger oder
sogar mehr Aktoren erleichtert. Auch eine in weiten Bereichen gleichwertige
Betrachtung von Otto- und Dieselmotoren ist durch die eingesetzten
modellbasierten Regelungsverfahren möglich.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- - DE 102006054043
A1 [0025]