-
Stand der Technik
-
Die
Erfindung betrifft ein Verfahren zur automatischen Abrechnung in
einem Gebührenerhebungs-
oder Mautsystem mittels eines Fahrzeuggeräts.
-
Zudem
betrifft die Erfindung ein Fahrzeuggerät zur automatischen Abrechnung
in einem Gebührenerhebungs-
oder Mautsystem.
-
Verfahren
der eingangs genannten Art sind dem Fachmann bekannt und geläufig, wobei
das Fahrzeuggerät
in Gestalt einer Onboard-Unit (OBU) vorliegt, die in Fahrzeuge eingebaut
wird, um die automatische Abrechnung in einem Gebührenerhebungs-
oder Mautsystem zu ermöglichen.
-
Die
Fahrzeuggeräte
befinden sich derzeit in den meisten Mautsystemen im Besitz des
Mautbetreibers. Ein deutscher Mautbetreiber ist beispielsweise die
Toll Collect GmbH. Die Geräte
werden dabei durch den Betreiber ausgegeben und verbleiben in den
Fahrzeugen, denen Sie zugeordnet sind.
-
Die
OBUs weisen einen Empfänger
auf. Der Empfänger
ist dabei für
das von den Vereinigten Staaten von Amerika betriebene GPS-Satellitenprogramm
ausgerichtet, mit dessen Hilfe die aktuelle Position eines Fahrzeugs
bestimmt werden kann. Zudem weist eine OBU ein Kommunikations-Modul
(z. B. für
GSM) sowie einen Speicher auf, in dem fahrzeugspezifische Datenangaben
sowie Positionsdaten von sämtlichen
mautpflichtigen Straßen
enthalten sind.
-
Auf
Grundlage dieser Angaben und Daten und unter Zugrundelegung des
vom GPS-Satellitensystem generierten GPS-Signals errechnet die OBU die
fällige
Maut.
-
Das
deutsche Mautsystem sieht eine weitere Variante der Entrichtung
von Mautgebühren
vor. Hiernach ist es möglich,
die Mautgebühr
an einem Automaten oder über
das Internet zu entrichten, wodurch auf den Einbau einer OBU im
Fahrzeug verzichtet werden kann.
-
Zur
Diskussion steht auch, eine obligatorische OBU im Rahmen von Mautsystemen
einzusetzen, d. h. auf die Möglichkeit
der Zahlung einer Mautgebühr
an einem Automaten oder über
das Internet gänzlich
zu verzichten.
-
In
einem solchen Mautsystem muss der Mautbetreiber gegen einen Pfand „Leih-OBUs” zwecks
Installierung derselben in einem Fahrzeug durch den Benutzer zur
Verfügung
stellen. Als ein herkömmliches
und einfaches Instrumentarium für die
Installierung der geliehenen OBU kann dabei beispielsweise ein Saugnapf
dienen. Der Nutzer der geliehenen OBU ist zudem verpflichtet, nach
Verlassen des Mautsystems die OBU an den Mautbetreiber zurück zu geben.
-
Ungelöst ist jedoch
bisher das Problem, den Nutzer dazu zu bewegen, die OBU nicht in
dem Fahrzeug zu belassen. Die nicht erfolgte Rückgabe von OBUs an den Mautbetreiber
stellt für
diesen zusätzliche
Kosten dar, da der Mautbetreiber eine erhöhte Anzahl von „Leih-OBUs” bereit
halten muss.
-
Ausgehend
von den dargelegten Nachteilen sowie unter Würdigung des aufgezeigten Standes der
Technik liegt der vorliegenden Erfindung die Aufgabe zugrunde, ein
Verfahren der eingangs genannten Art derart weiterzubilden, dass
ein Kontrollmechanismus geschaffen wird, der den Nutzer einer OBU
veranlasst, diese zurück
zu geben, sobald diese nicht mehr benötigt wird.
-
Diese
Aufgabe wird mit den Merkmalen des Anspruchs 1 gelöst.
-
Vorteilhafte
Ausgestaltungen der Erfindung manifestieren sich in den abhängigen Ansprüchen.
-
Offenbarung der Erfindung
-
Gemäß der Erfindung
werden bei Annäherung
und/oder Überschreiten
einer Mautsystemgrenze eines Mautsystems oder bei Ausschalten des Fahrzeuggeräts ein akustisches
und/oder optisches Signal und/oder eine Nachricht von dem Fahrzeuggerät ausgesendet.
-
Die
Erkennung, dass sich das Fahrzeuggerät, das im Rahmen der Erfindung
in Gestalt einer OBU vorliegt, in der Nähe der Grenze bzw. außerhalb des
Mautsystems befindet, kann über
die Position der OBU durchgeführt
werden. Hierzu kann bspw. die Positionsbestimmung über einen
in die OBU eingebauten GPS-Empfänger
erfolgen. Die OBU ist dabei programmtechnisch derart eingerichtet,
dass eine Mautapplikation, d. h. eine Software, die auf der OBU ausgeführt wird,
Ereignisse, z. B. einen Grenzübertritt
an einer Mautgrenze, prüft
und akustische bzw. optische Signale einleiten kann. Die Nachricht
wird bei bzw. nach Grenzübertritt
z. B. als Kurznachricht (SMS) per GSM-Modul versendet. Der Inhalt dieser Kurznachricht
kann bspw. lauten „Sie
haben unerlaubterweise eine Leih- OBU ausgeführt”.
-
Der
Vorteil der Erfindung ist darin zu sehen, dass ein Nutzer einer
OBU dazu bewegt wird, diese möglichst
direkt zurück
zu geben, sobald die OBU nicht mehr benötigt wird. Dies verringert
die Anzahl der notwendigen OBUs und deren kostenbehaftete Anschaffung
durch einen Mautbetreiber. Der Erfindung liegt dabei die Einsicht
zugrunde, dass über eine
entsprechende Software und bei einer damit einhergehenden programmtechnischen
Einrichtung der OBU bei Annäherung
oder Überschreiten
einer Mautsystemgrenze Signale und Nachrichten ausgelöst werden
können.
-
Eine
vorteilhafte Ausgestaltung der Erfindung sieht vor, dass die versendete
Nachricht zu einem Betreiber des Gebührenerhebungs- oder Mautsystems
gesendet wird. Hierzu kann das Kommunikations-Modul derart eingerichtet
sein, dass die Versendung einer Nachricht auch im Ausland möglich ist.
Nach Erhalt der Nachricht kann der Mautbetreiber im Rahmen der Erfindung
auch eine SMS an den Ausleihenden senden. Alternativ kann im Rahmen der
Erfindung auch eine autorisierte Person, z. B. aus einem Callcenter,
den Ausleihenden kontaktieren und die Rückgabe des Geräts verlangen.
Dieses Vorgehen ist vorteilhaft, wenn in der OBU keinen personenbezogenen
Daten enthalten sind.
-
Vorzugsweise
verliert nach einer in dem Mautsystem vorgegebenen Zeitspanne dt
die OBU ihre Gültigkeit.
Hierzu ist erfindungsgemäß vorgesehen,
dass die OBU durch eine Überwachungssoftware
deaktiviert wird. Über
eine RTC (Echtzeituhr) oder ein Merkmal, was als Differenz zur Deaktivierung
herangezogen werden kann, wie z. B. einen Timer, erkennt die OBU
die Ungültigkeit.
Die vorgegebene Zeitspanne dt kann dabei durch die RTC bestimmt werden.
Sobald die OBU ihre Gültigkeit
verloren hat, kann sie als Leih-OBU nicht mehr verwendet werden, da
die zentralen Systeme des Mautbetreibers die Gültigkeit dieser OBU nicht mehr
akzeptieren und folglich deren Betrieb in dem betreffenden Mautsystem
ablehnen.
-
Eine
praktikable Variante der Erfindung sieht zudem vor, dass von einer
Prepaidkarte und/oder einem Mautkonto ein Guthaben abgezogen wird,
sobald sich die OBU aus dem Gebührenerhebungs- oder
Mautsystem entfernt. Hierzu besteht eine Kopplung zwischen einer
Prepaidkarte bzw. dem Mautkonto und der OBU derart, dass über die
Prepaidkarte ein Mautkonto referenziert werden kann. Damit eine
Prepaidkarte bzw. ein Mautkonto aktiviert wird, sobald die OBU das
Gebiet verlässt
bzw. verlassen hat, ist im Rahmen der Erfindung vorgesehen, dass eine
Abbuchung vom Prepaidkonto erfolgt, sobald in der Zentrale das Verlassen
der OBU aus dem Mautsystem detektiert wurde. Auch kann zuvor ein
gewisser Betrag von der Prepaidkarte auf die OBU geladen werden,
welcher bei Verlassen des Mautgebiets für einen definierten Zeitraum
verfällt
und nur noch bei ordnungsgemäßer Rückgabe der
OBU zurückerstattet
wird.
-
Vorzugsweise
wird nach einem unerlaubten Verlassen des Mautsystems die OBU bei
einem Wiedereintritt in das Mautsystem erst wieder aktiviert, wenn
eine zusätzliche
Gebühr
entrichtet worden ist.
-
Eine
weitere praktikable Variante der Erfindung sieht vor, dass bei Abtrennung
der OBU von einer Energieversorgung ein akustisches und/oder optisches
Signal und/oder eine Nachricht ausgesendet werden.
-
Ein
Fahrzeuggerät
zur Durchführung
des erfindungsgemäßen Verfahrens
ist Gegenstand von weiteren Ansprüchen, wonach zunächst das
Gerät eine
Einrichtung zur Positionsbestimmung des Geräts sowie eine Einrichtung zur
Aussendung von akustischen und/oder optischen Signalen sowie eine Software
zur Erzeugung der Signale enthält.
-
Damit
eine Leih-OBU ihre Gültigkeit
verliert, sobald sie für
eine gewisse Zeit nicht im Mautsystem verwendet worden ist, ist
es von Vorteil, dass das Gerät
eine Überwachungssoftware
aufweist, durch die das Gerät
deaktivierbar ist.
-
Damit
die OBU eine Nachricht an die Zentrale des Mautbetreibers schicken
kann, sobald sich die OBU an der Grenze bzw. außerhalb des Mautsystems befindet,
ist es zweckmäßig, dass
das Gerät
ein Kommunikations-Modul aufweist, welches für Roaming und somit den Betrieb
in Fremdnetzen eingerichtet ist.
-
Die
Erfindung wird im Folgenden auf der Grundlage eines Ausführungsbeispiels
anhand der Zeichnung näher
erläutert.
Es zeigt in schematischer Darstellung:
-
1 ein
Verfahren gemäß der Erfindung.
-
Das
in 1 schematisch dargestellte erfindungsgemäße Verfahren
dient dazu, einem Mautbetreiber 18 ein Signal bzw. eine
Nachricht zukommen zu lassen, sobald ein Fahrzeuggerät in Gestalt
einer Leih-OBU 100 eine Mautsystemgrenze 10 eines Mautsystems 12 passiert.
-
Das
Mautsystem 12 enthält
als wichtige Komponente die „OnboardUnit” (OBU) 100,
d. h. ein in ein Fahrzeug eingebautes Gerät, das im Rahmen der vorliegenden
Erfindung eine Leihgabe des Mautbetreibers 18 ist und einen
Positions-Empfänger 11 aufweist,
mit dessen Hilfe in dem Mautsystem 12 in bekannter Weise
die aktuelle Position eines in 1 nicht explizit
dargestellten Fahrzeuges ermittelt wird. Insbesondere kann die Erkennung
der Annäherung bzw.
der Überschreitung
der Mautsystemgrenze 10 im Rahmen der Erfindung auch mittels
GNSS (Global Navigation Satellite system), GNSS-Koppelortung (z. B.
mit Gyro, Odometer, Beschleunigungssensoren), DSRC-Baken oder GSM-Zellortung
vorgenommen werden. Des Weiteren ist die Leih-OBU 100 mit
einem an sich bekannten Kommunikations-Modul 16 sowie mit
einem Speicher 19 ausgerüstet, in dem fahrzeugspezifische
Datenangaben sowie Positionsdaten von sämtlichen mautpflichtigen Straßen des Mautsystems 12 enthalten
sind.
-
Nähert sich
nun der Fahrer eines mit einer OBU 100 ausgestalteten Fahrzeugs
der Mautsystemgrenze 10 eines Mautsystems 12 werden
akustische und opti sche Signale 13, 14 von hierfür vorgesehenen
Einrichtungen 20, 21 erzeugt, die mit der OBU 100 gekoppelt
sind.
-
Bei
der Einrichtung 20, 21 kann es sich beispielsweise
um eine Sprachausgabe, die akustische Signale 13 ausgibt
oder eine Datenausgabe, wie beispielsweise einem Display, das optische
Signale 14 anzeigt, handeln. Dem Fahrer kann so gewarnt
werden, dass er sich der Mautsystemgrenze 10 nähert und
zur Rückgabe
der Leih-OBU 100 verpflichtet ist.
-
Dieser
Erzeugung von akustischen und optischen Signalen 13, 14 gehen
zwei weitere Verfahrensschritte voraus, nämlich zunächst die Erkennung, dass sich
die OBU 100 des Fahrzeuges in der Nähe der Mausystemgrenze 10 befindet.
Diese Erkennung erfolgt derart, dass die Position der OBU 100 in
herkömmlicher
Weise mittels einer Positionsbestimmung über den in die OBU 100 integrierten Empfänger 11 durchgeführt wird.
Damit geht einher, dass die OBU 100 programmtechnisch u.
a. derart eingerichtet ist, dass eine Mautapplikation, d. h. eine Software,
die in 1 explizit dargestellt und mit dem Bezugszeichen 17 versehen
ist, in den Einrichtungen 20, 21 akustische und
optische Signale 14, 13 einleitet.
-
Wie
aus 1 weiterhin hervorgeht, sieht das erfindungsgemäße Verfahren
eine weitere Möglichkeit
vor, den Fahrer, d. h. den Nutzer der Leih-OBU 100 zur
Rückgabe
der Leih-OBU 100 zu veranlassen. Demnach wird in einem
weiteren Verfahrensschritt eine Nachricht 15 per Kommunikations-Modul 16 an
die Mobiltelefonnummer des Nutzers der Leih-OBU 100 mit
der Aufforderung, die Leih-OBU 100 zurück zu geben,
gesendet. Dem Versand der Nachricht 15 geht auch hier die
oben beschriebene Positionsbestimmung der Leih-OBU 100 und
die programmtechnische Gestaltung der OBU 100 durch die
Mautapplikation, d. h. durch die Software 17 voraus.