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TECHNISCHES GEBIET DER ERFINDUNG
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Die
Erfindung betrifft eine hochfeste Schraube, eine Schraubverbindung
mit einer hochfesten Schraube und einem Bauteil, ein Verfahren zum
Herstellen einer hochfesten Schraube sowie ein Verfahren zum Herstellen
einer Schraubverbindung mit einer hochfesten Schraube und einem
Bauteil, bei denen die Schraube ein durch Zwischenstufenvergüten erzeugtes
Bainitgefüge aufweist.
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Unter
hochfesten Schrauben wurden bisher im Stand der Technik Schrauben
der Festigkeitsklassen 8.8, 10.9 und 12.9 verstanden.
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STAND DER TECHNIK
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Aus
Kübler,
Mages "Handbuch der hochfesten Schrauben", 1.
Auflage, 1986, Seite 225, Gliederungspunkt 8.3.3 ist das
Zwischenstufenvergüten als Vergütungsverfahren
für Stähle bekannt. Beim Zwischenstufenvergüten
wird das zu vergütende Teil ausgehend von der Härtetemperatur
in einem Warmbad bis zum Umwandlungsablauf mit nachfolgender Abkühlung
an der Luft oder im Wasser behandelt. Hierdurch erübrigt
sich das nachfolgende Anlassen des Teils. Die Temperatur des Warmbads
wird so eingestellt, dass weder eine Perlit- noch eine Martensitbildung
erfolgt.
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Aus
der britischen Patentschrift
GB
1 492 720 ist eine hochfeste Schraube mit einem durch Zwischenstufenvergüten
erzeugtem Bainitgefüge bekannt. Die Schraube weist dabei
quer zu ihrer Längsachse mindestens zwei Zonen auf, die
koaxial zu der Längsachse angeordnet sind. Die erste Zone
bildet die Oberfläche der Schraube und besteht aus Bainit, während
die zweite Zone im Kern der Schraube Ferritperlit aufweist. Die
Schraube kann einen Kohlenstoffgehalt von 0,15 oder 0,18 Gewichtsprozent
aufweisen.
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Aus
der europäischen Patentanmeldung
EP 1 728 883 A1 ist eine
hochfeste Schraube mit einer Festigkeit von 1200 N/mm
2 oder
mehr bekannt. Die Schraube weist einen Kohlenstoffgehalt von 0,5
oder mehr Gewichtsprozent auf. Der als Ausgangsmaterial dienende
Draht wird zur Schraube umgeformt und danach bei einem Temperaturbereich
von 100°C bis 500°C angelassen. Die Schraube kann
in einem kleinen Teil ein Bainitgefüge aufweisen.
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Aus
der SAE-Veröffentlichung 2003-01-1179 "Development
of 1600 N/mm² class ultra-high strength bolts" ist
eine hochfeste Schraube mit einer Zugfestigkeit von 1600 N/mm2 bekannt. Die Schraube wird aus einem hochkohlenstoffhaltigen
Stahl, genauer gesagt einem Stahl mit einem Kohlenstoffgehalt von
0,8 bis 0,85%, hergestellt.
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Aus
der SAE-Veröffentlichung 2007-01-1003 "New
bainitic steels for high strength components for automotive Parts" ist
ein Stahl mit einem geringen Kohlenstoffgehalt und einem Bainitgefüge
bekannt. Ein Anwendungsbeispiel ist ein Langschaft-Kugelzapfen (”steering
rod”).
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Aus
einem Vortrag der ArcelorMittal am 19.10.2007 bei der Anmelderin
in Homberg/Ohm ist eine hochfeste Schraube mit einem Bainitgefüge
bekannt, die ohne eine Vergütungsbehandlung aus einem bainitschen
Stahl hergestellt wird.
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Aus
dem taiwanesischen Patent
TW 553
786 ist eine Schraube mit einer Festigkeitsklasse 14.99 bekannt.
Eine solche Schraube ist weiterhin aus der
TW 1 253 656 bekannt.
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Ein
Verfahren zur Reduzierung von Toleranzen der Vorspannkräfte
an der Streckgrenze bei einer Schraube ist aus der deutschen Patentanmeldung
DE 103 26 898 A1 bekannt.
Die Schraube kann thermisch vergütet sein. Die Schraube
wird auf eine definierte Reck-Vorspannkraft oberhalb einer Steckgrenze
plastifiziert, wobei das Recken mit einer Zugkraft erfolgt, die
aus einem aus Zug- und Torsionsspannung zusammengesetzten Spannungszustand
resultiert. Zur Realisierung der definierten Zugkraft wird die Vorspannkraft
in einer Reckvorrichtung exakt gemessen und die Längenänderung
jeder einzelnen Schraube kontrolliert, um sicherzustellen, dass
in jedem Fall eine plastische Verformung beim Vorrecken stattgefunden
hat.
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AUFGABE DER ERFINDUNG
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Der
Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine hochfeste Schraube, eine
Schraubverbindung mit einer hochfesten Schraube und einem Bauteil,
ein Verfahren zum Herstellen einer hochfesten Schraube sowie ein
Verfahren zum Herstellen einer Schraubverbindung mit einer hochfesten
Schraube und einem Bauteil bereitzustellen, bei denen die Schraube eine
besonders hohe Zugfestigkeit bei einer sehr guten Duktilität
besitzt.
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LÖSUNG
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Die
Aufgabe der Erfindung wird erfindungsgemäß mit
den Merkmalen der unabhängigen Patentansprüche
1, 10, 11 bzw. 12 gelöst.
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BESCHREIBUNG DER ERFINDUNG
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Die
Erfindung betrifft eine hochfeste Schraube, die ein durch Zwischenstufenvergüten
erzeugtes Bainitgefüge aufweist, welches sich im Wesentlichen über
den gesamten Querschnitt der Schraube erstreckt, wobei die Schraube
eine Zugfestigkeit Rm von mindestens 1400
N/mm2 besitzt.
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Die
Erfindung betrifft weiterhin eine Schraubverbindung mit einer oberhalb
beschriebenen hochfesten Schraube und einem Bauteil sowie ein Verfahren
zum Herstellen der Schraubverbindung. Das Verfahren weist dabei
die Schritte des ersten Anziehens der Schraubverbindung bis über
die die Streckgrenze ReS1 hinaus, woraus
eine erhöhte Streckgrenze ReS2 der
Schraube resultiert, und des zweiten Anziehens der Schraubverbindung
mindestens bis zur erhöhten Streckgrenze ReS2 zur
Herstellung der Schraubverbindung auf.
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Die
Erfindung betrifft auch ein Verfahren zum Herstellen einer oberhalb
beschriebenen hochfesten Schraube.
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Die
erfindungsgemäße hochfeste Schraube weist aufgrund
des durch Zwischenstufenvergüten erzeugten Bainitgefüges
eine sehr hohe Bruchfestigkeit bei einer sehr hohen Duktilität
auf. Diese hohe Duktilität oder Zähigkeit unterscheidet
das Bainitgefüge wesentlich von einem Martensitgefüge,
welches im Stand der Technik in bekannter Weise durch Härten
mit anschließendem Anlassen erzeugt wird. Bei dem Zwischenstufenvergüten
erfolgt die Härtung stattdessen durch ein schnelles Abkühlen
aus der Austenitphase durch eine isothermische Gefügeumwandlung
in der Bainitstufe. Dabei verweilt das Teil, insbesondere die Schraube,
bei einer isothermen Temperatur im Salzbad, bis die Gefügeumwandlung vom
Austenit zum Bainit über den gesamten Querschnitt abgeschlossen
ist. Der bei der martensitischen Härtung erforderliche
Anlassvorgang entfällt. Damit wird auch die Neigung zum
Härteverzug verringert.
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Mit
dem Bainitisieren entfällt die direkte Gefügeumwandlung
zu Martensit und damit die schroffe Gitterumwandlung mit hohen Gitterspannungen. Dies
bedeutet, dass sich die Teile mit Bainitgefüge durch extrem
hohe Festigkeitswerte in Verbindung mit maximalen Zähigkeitskennwerten
auszeichnen.
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Als
Ausgangsmaterial für die Schraube mit Bainitgefüge
eignen sich insbesondere legierte Stähle mit sehr guter
Härtbarkeit bei gleichzeitig guter Umformbarkeit. Die aus
der Literatur für das Bainitisieren bevorzugten Stähle
weisen demgegenüber einen relativ hohen Kohlenstoffgehalt
auf und sind nur begrenzt umformbar. Für die erfindungsgemäßen Schrauben
werden Stähle mit einem Kohlenstoffgehalt von weniger als
0,5%, insbesondere von etwa 0,3% bis 0,4% bevorzugt. Ein bevorzugtes
konkretes Ausgangsmaterial ist ein legierter Edelstahl, insbesondere
34CrNiMo6 (Werkstoff-Nr. 1.6582). Dieser weist eine sehr gute Kaltumformbarkeit
auf. Die besondere Eignung des Werkstoffs ergibt sich aus dem Zeit-Temperatur-Umwandlungs-Diagramm
(”ZTU-Diagramm”). Besonders Werkstoffe mit einer
kleinen oberen kritischen Abkühlgeschwindigkeit bzw. solche Werkstoffe,
die im ZTU-Diagramm durch eine Lage der Bainit-Umwandlungslinie
(”Bainit-Umwandlungsnase”) bei großen
Zeiten charakterisiert sind, eignen sich für das erfindungsgemäße
bainitische Vergütungsverfahren. Hierdurch lässt
sich die extrem hohe Zugfestigkeit Rm von
mindestens 1400 N/mm2 bei sehr guter Duktilität
erreichen. Die Bruchdehnung A liegt dabei bei einer Festigkeit von
etwa 1600 N/mm2 bei zwischen etwa 10 bis
18%, bevorzugt zwischen etwa 12 bis 14%. Die entsprechende Bruchdehnung liegt
bei Schrauben der Festigkeitsklasse 12.9 des Stands der Technik
bei nur etwa 8%. Die Brucheinschnürung Z liegt bei den
erfindungsgemäßen Schrauben bei einer Festigkeit
von etwa 1600 N/mm2 bei etwa 50% oder mehr.
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Weiterhin
vorteilhaft ist, dass bei dem neuen Vergütungsverfahren
keine besonderen Anforderungen hinsichtlich des Gefüge-
oder Wärmebehandlungszustands des Ausgangsmaterials bestehen,
wie dies im Stand der Technik der Fall ist. Zur Verbesserung der Werkzeugstanzzeiten
bei der Kaltumformung kann es sinnvoll sein, das Ausgangsmaterial der
Schraube – d. h. den Draht – z. B. durch Glühen vorzubehandeln.
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Ein
Beispiel für eine konkrete Anwendung der hochfesten Schraube
ist eine Pleuelschraube eines Kraftfahrzeugs.
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Die
erfindungsgemäßen Schrauben weisen insbesondere
ein Streckgrenzverhältnis von weniger als 90%, insbesondere
85% und bevorzugt 80% auf. Unter dem Streckgrenzverhältnis
wird das Verhältnis der Streckgrenze bzw. der 0,2%-Dehngrenze
zur Bruchfestigkeit verstanden. Schrauben des Stands der Technik
weisen üblicherweise ein Streckgrenzverhältnis
von 90% auf. Schrauben hoher Festigkeitsklassen werden zur optimalen
Ausnutzung bis über die Streckgrenze hinaus angezogen,
wobei die Schraube elastisch-plastisch verformt wird. Das Maß der
zulässigen plastischen Verformung wird durch die Duktilität
der Schraube bestimmt. Bei erfindungsgemäßen Schrauben
kann aufgrund des reduzierten Streckgrenzverhältnisses
eine größere plastische Verformung beim Anziehen
der Schraubverbindung ohne Zerstörung der Schraube erreicht
werden, als dies im Stand der Technik der Fall ist. Besonders bevorzugte
neue Festigkeitsklassen der erfindungsgemäßen
Schraube sind somit 14.8, 15.8, 16.8 und 17.8.
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Bei
der neuen extrem hochfesten Schraube mit einer Festigkeitsklasse
von mehr als 12.9 kommt mit Blick auf die Gefahr der Wasserstoffversprödung eine
Beizbehandlung oder Phosphatierung nicht in Frage. Solche Verfahren
werden üblicherweise im Stand der Technik zur Erzielung
gleichmäßiger Reibungszahlen zur Beschichtung
der Schraube durchgeführt. Beim Phosphatieren wird in einem
nasschemischen Prozess eine kristalline Schicht, z. B. aus Zinkphosphat,
auf die Schraube aufgebracht, die entweder direkt die gewünschten
Reibungszahlen einstellt oder aber als Trägerschicht für
weitergehende Oberflächenbehandlungen dient. Ein Nachteil
des Phosphatierens liegt in der Verwendung von sauren Chemikalien
während des Prozesses. Hierdurch besteht die Gefahr der
Wasserstoffeinbringung in den Schraubenwerkstoff mit dem nachfolgenden
Risiko der Wasserstoffversprödung und/oder des Entstehens
von Beizporen, die die Dauerfestigkeit der Schraube negativ beeinflussen.
Dieses Risiko steigt mit der Festigkeit an. Zudem ergeben sich bei
dem erfindungsgemäß bevorzugt eingesetzten Werkstoff aufgrund
seines hohen Anteils an Legierungselementen Probleme mit der Haftung
der Phosphatschicht auf dem Grundmaterial.
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Bei
den erfindungsgemäßen Schrauben werden daher andere
Beschichtungs- bzw. Schmiermittel eingesetzt. Vorzugsweise werden
Gleitlacke eingesetzt, die die oberhalb beschriebenen Nachteile nicht
besitzen. Bei der Auswahl geeigneter Gleitlacke ist die Haftung
des Gleitlacks auf metallisch blanken Oberflächen von entscheidender
Bedeutung. Es hat sich gezeigt, dass Gleitlacke mit einem Polymerschmiermittel
besonders geeignet sind, da sie insbesondere auch gleichmäßige
Reibungzahlen bei Mehrfachanzug erlauben. Besonders vorteilhaft
und umweltschonend sind wasserlösliche Gleitlacke. Als Schmierstoffe
können weiterhin MoS, MoS2, Graphit, Polyethylen
oder ein andere Polymere verwendet werden.
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Die
erfindungsgemäße Schraube weist überwiegend
ein bainitisches Gefüge auf, welches durch Bainitisieren
hergestellt wurde. Bainitisieren wird auch als Zwischenstufenvergüten
bezeichnet. Unter dem ”überwiegenden” Vorliegen
des Bainitgefüges bzw. des sich ”im Wesentlichen über
den gesamten Querschnitt” der Schraube erstreckenden Bainitgefüges
ist zunächst zu verstehen, dass nicht lediglich definierte
Schichten (d. h. nur Teile) des Querschnitts der Schraube dieses
Bainitgefüge aufweisen. Es ist jedoch nicht darunter zu
verstehen, dass geringe Teile eines anderen Gefüges – z.
B. Martensit oder Restaustenit – die Verwirklichung des
Merkmals des sich im Wesentlichen über den gesamten Querschnitt der
Schraube erstreckenden Bainitgefüges verlassen. Das Bainitgefüge
kann sowohl aus Gefügeanteilen des oberen als auch des
unteren Bainits oder auch des körnigen Bainits bestehen.
Zusätzlich können geringe Anteile von Martensit
gezielt eingestellt werden, d. h. Anteile von weniger als 15%, Anteile von
etwa 10% oder weniger, insbesondere Anteile zwischen 8% und 11%,
bevorzugt Anteile zwischen etwa 3% bis 5%. Diese Anteile beziehen
sich auf die Flächenanteile des Martensits in einer durchschnittlichen
Querschnittsfläche der Schraube. Durch den Martensitanteil
wird die Bruchfestigkeit erhöht, wobei der Bainitanteil
hoch genug bleibt, um die gewünschte hohe Duktilität
zu erreichen.
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Bei
dem erfindungsgemäßen Verfahren zum Herstellen
einer Schraubverbindung mit einer zuvor beschriebenen hochfesten
Schraube und einem Bauteil erfolgt das Anziehen der Schraubverbindung in
zwei aufeinander folgenden Schritten, nämlich einem ersten
Anziehen der Schraubverbindung und einem zweiten Anziehen der Schraubverbindung.
Beim ersten Anziehen der Schraubverbindung befindet sich die Schraube
bereits an bzw. in dem Bauteil, welches mittels der Schraubverbindung
verbunden werden soll. Es findet also keine zusätzliche
Mess- oder Prüfeinrichtung Anwendung. Bei dem ersten Anziehen
der Schraubverbindung handelt es sich um den sogenannten ”Trainieranzug”.
Bei diesem Trainieranzug wird die Schraube bzw. die Schraubverbindung
bis über die Streckgrenze ReS1 hinaus
angezogen. Aufgrund der daraufhin eintretenden Kaltverfestigung
resultiert eine erhöhte Streckgrenze Rest sowie eine erhöhte
Bruchfestigkeit der Schraube.
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Dabei
kann die im Vergleich zu einer konventionell vergüteten
Schraube deutlich größere Gleichmaßdehnung
vorteilhaft genutzt werden, da die Schraube über die Streckgrenze
hinaus deutlich weiter gedehnt werden kann, ohne dass die Schraube
im Querschnitt einschnürt. Sowohl die absoluten Werte wie
auch die Toleranzen der Anzugsparameter insbesondere des Drehwinkels
bei einem Winkelanzug oder einem kombinierten Drehmoment/Winkelanzug können
dadurch deutlich größer gewählt werden.
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Aus
dem Trainieranzug resultiert eine deutlichere scharfkantigere Ausprägung
des Übergangs von einer elastischen zu einer elastisch-plastischen Verformung.
Da sich das Erreichen der Streckgrenze in der Praxis erst mit leichter
Verzögerung zeigt, bietet sich insbesondere die Bezugnahme
auf die 0,2%-Dehngrenze Rp0,2 an. Dies bedeutet,
dass das erste Anziehen der Schraubverbindung vorzugsweise bis über
die 0,2%-Dehngrenze Rp0,2 hinaus und das
zweite Anziehen der Schraubverbindung mindestens bis zur erhöhten
0,2%-Dehngrenze Rp0,2 erfolgt. Somit ist
sichergestellt, dass jeweils eine plastische Verformung stattfindet.
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Das
Anziehen der Schraubverbindung kann streckgrenzgesteuert und/oder
drehwinkelgesteuert ausgeführt werden. Am sichersten lässt
sich der gewünschte Grenzwert (Streckgrenze bzw. 0,2%-Dehngrenze) über
eine Kombination aus Drehmoment- und winkelgesteuertem Anzug erreichen.
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Das
erste Anziehen der Schraubverbindung erfolgt vorzugsweise ohne Berücksichtigung
der Vorspannkraft. Dies bedeutet, dass das erste Anziehen der Schraube
ohne eine Messung oder Erzeugung einer zahlenmäßig
bestimmten – d. h. definierten – Vorspannkraft
erfolgt. Eine solche genaue Einstellung der Vorspannkraft ist nicht
erforderlich. Es geht lediglich darum, den Bereich der elastisch-plastischen
Verformung im Trainieranzug zu erreichen, so dass die gewünschte
Kaltverfestigung der Schraube eintritt. Bei bestimmten Verbindungen,
wie z. B. Pleueln, bei denen die Verbindung bereits zur präzisen, mechanischen
Fertigbearbeitung des Pleuelauges ein erstes Mal verschraubt wird,
kann der Trainieranzug vorteilhaft und ohne Mehrkosten bereits in
diesem ohnehin notwendigen Schritt durchgeführt werden.
Dabei wird außerdem vorteilhaft ausgenutzt, dass die Schraube
im Endanzug bei der Montage der Pleuel die gleiche, erhöhte
Streckgrenze und damit auch die gleiche Vorspannung wie im Trainieranzug wieder
erreicht.
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Vorteilhafte
Weiterbildungen der Erfindung ergeben sich aus den Patentansprüchen,
der Beschreibung und den Zeichnungen. Die in der Beschreibungseinleitung
genannten Vorteile von Merkmalen und von Kombinationen mehrerer
Merkmale sind lediglich beispielhaft und können alternativ
oder kumulativ zur Wirkung kommen, ohne dass die Vorteile zwingend
von erfindungsgemäßen Ausführungsformen
erzielt werden müssen. Weitere Merkmale sind den Zeichnungen – insbesondere
den dargestellten Geometrien und den relativen Abmessungen mehrerer
Bauteile zueinander sowie deren relativer Anordnung und Wirkverbindung – zu
entnehmen. Die Kombination von Merkmalen unterschiedlicher Ausführungsformen
der Erfindung oder von Merkmalen unterschiedlicher Patentansprüche
ist ebenfalls abweichend von den gewählten Rückbeziehungen
der Patentansprüche möglich und wird hiermit angeregt.
Dies betrifft auch solche Merkmale, die in separaten Zeichnungen
dargestellt sind oder bei deren Beschreibung genannt werden. Diese
Merkmale können auch mit Merkmalen unterschiedlicher Patentansprüche
kombiniert werden. Ebenso können in den Patentansprüchen
aufgeführte Merkmale für weitere Ausführungsformen
der Erfindung entfallen.
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KURZBESCHREIBUNG DER FIGUREN
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Im
Folgenden wird die Erfindung anhand in den Figuren dargestellter
bevorzugter Ausführungsbeispiele weiter erläutert
und beschrieben.
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1 zeigt
ein erstes Ausführungsbeispiel der neuen Schraubverbindung
mit einer hochfesten Schraube und einem Bauteil.
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2 zeigt
ein schematisches Spannungs-Dehnungs-Diagramm der neuen Schraubverbindung
beim Erst- und Zweitanzug.
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3 zeigt
ein schematisches Spannungs-Dehnungs-Diagramm der neuen Schraube
im Vergleich zu konventionell vergüteten Schrauben.
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FIGURENBESCHREIBUNG
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1 zeigt
ein erstes Ausführungsbeispiel einer Schraubverbindung 1 mit
einer hochfesten Schraube 2 sowie einem ersten Bauteil 3 und
einem zweiten Bauteil 4. Die Schraube 2 weist
einen Kopf 5, einen Schaftabschnitt 6 und einen
Gewindeabschnitt 7 mit einem Außengewinde 8 auf.
Das erste Bauteil 3 weist eine Bohrung 9 und das
zweite Bauteil 4 eine Bohrung 10 auf. Die Bohrung 10 weist
ein zum Außengewinde 8 der Schraube 2 korrespondierendes Innengewinde 11 auf. Über
die ineinander eingreifenden Gewinde 8, 11 und
die Kopfauflagefläche 12 des Kopfs 5 der
Schraube 2 wird die für die sichere Schraubverbindung 1 erforderliche
Klemmkraft erzielt.
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Bei
der Schraube 2 handelt es sich um eine extrem hochfeste
Schraube mit einer Zugfestigkeit von mindestens 1400 N/mm2. Die Schraube 2 weist ein durch
Zwischenstufenvergüten erzeugtes Bainitgefüge
auf, welches sich im Wesentlichen über den gesamten Querschnitt
der Schraube 2 erstreckt. Die Schraubverbindung 1 wurde
zunächst im Rahmen eines Trainieranzugs angezogen, wobei
die Schraube 2 bis über ihre Streckgrenze hinaus
angezogen wurde. Zum endgültigen Herstellen der Schraubverbindung 1 erfolgte
dann das zweite Anziehen der Schraubverbindung 1 mindestens
bis zu der aus dem Trainieranzug resultierenden erhöhten
Streckgrenze.
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2 zeigt
ein schematisches Spannungs-Dehnungs-Diagramm der erfindungsgemäßen
Schraubverbindung 1 beim Erst- und Zweitanzug. Es ist erkennbar,
dass der erste Anzug bis über die Streckgrenze bzw. die
0,2%-Dehngrenze hinaus erfolgt, woraus aufgrund der eintretenden
Kaltverfestigung der Schraube 2 eine erhöhte Streckgrenze
resultiert. Diese erhöhte Streckgrenze wird dann beim zweiten
Anzug genutzt, der wiederum bis in den elastisch-plastischen Verformungsbereich
hinein erfolgt. Weiterhin ist in 2 gut erkennbar,
dass der Kurvenverlauf beim zweiten Anzug aufgrund des durchgeführten
ersten Anzugs deutlich scharfkantiger ausgebildet ist, so dass das
Verlassen des rein elastischen Verformungsbereich beim Anziehen
besser bemerkbar ist.
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3 ist
ein schematisches Spannungs-Dehnungs-Diagramm, welches das Verhalten der
erfindungsgemäßen Schraubverbindung 1 dem einer
konventionell vergüteten Schraube gegenüberstellt.
Dabei ist der an sich praxisrelevante Vergleichsmaßstab
eine konventionell vergütete Schraubverbindung einer geringeren
Festigkeitsklasse (strichpunktierte Linienführung), da
konventionell vergütete Schrauben einer Festigkeit von
mehr als 1400 N/mm2 im praxisrelevanten Stand
der Technik nicht vorkommen. Für den systematischen Vergleich wurde
dennoch eine entsprechende Kurve (gestrichelte Linienführung)
eingezeichnet. Es ist in 3 erkennbar, dass die erfindungsgemäß bainitisch
vergütete Schraube 2 eine extrem hohe Festigkeit
bei einer sehr großen Duktilität aufweist. Dies
zeigt sich im scharfkantigen Linienverlauf und der sehr großen Gleichmaßdehnung.
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- 1
- Schraubverbindung
- 2
- Schraube
- 3
- Bauteil
- 4
- Bauteil
- 5
- Kopf
- 6
- Schaftabschnitt
- 7
- Gewindeabschnitt
- 8
- Außengewinde
- 9
- Bohrung
- 10
- Bohrung
- 11
- Innengewinde
- 12
- Kopfauflagefläche
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Patent- bzw. Gebrauchsmusteranmeldung. Das DPMA übernimmt
keinerlei Haftung für etwaige Fehler oder Auslassungen.
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Zitierte Patentliteratur
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- - GB 1492720 [0004]
- - EP 1728883 A1 [0005]
- - TW 553786 [0009]
- - TW 1253656 [0009]
- - DE 10326898 A1 [0010]
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Zitierte Nicht-Patentliteratur
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- - Kübler,
Mages ”Handbuch der hochfesten Schrauben”, 1.
Auflage, 1986, Seite 225, Gliederungspunkt 8.3.3 [0003]
- - SAE-Veröffentlichung 2003-01-1179 ”Development
of 1600 N/mm² class ultra-high strength bolts” [0006]
- - SAE-Veröffentlichung 2007-01-1003 ”New bainitic
steels for high strength components for automotive Parts” [0007]