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Die
Erfindung betrifft ein Verfahren zur Durchführung heterogen
katalysierter Reaktionen nach den Merkmalen des Anspruchs 1. Das
Verfahren ist geeignet für chemische Reaktionen in der
organischen und anorganischen chemischen Synthese, Zersetzungsreaktionen
zur Energiegewinnung und zum Abbau von ökologisch bedenklicher
organischer, anorganischer und biologischer Materie, sowie zur gezielten
Beeinflussung thermodynamischer Umwandlungsprozesse verschiedener
Phasen, d. h. sowohl von Aggregatzuständen als auch von
Ordnungszuständen innerhalb bestimmter Aggregatzustände.
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Es
ist nach dem Stand der Technik und Forschung bekannt, dass die Oberflächeneigenschaften von
Festkörpern durch elektrische Felder signifikant beeinflusst
werden (N. Kruse in „Handbook of Heterogeneous
Catalysis, 2nd Ed.", hrsg. von G. Ertl, H. Knötzinger,
F. Schüth, J. Weitkamp, 2008, Wiley-VCH Verlag, Weinheim).
Aufgrund dieser Abhängigkeit der elektronischen und auch
strukturellen Parameter eines Festkörpers von der Stärke
eines elektrischen Feldes werden mit diesen Parametern verbundene
Prozesse wie Adsorption oder Chemisorption molekularer Spezies und
damit auch die katalytische Aktivität einer Festkörperoberfläche
sowie spezielle Reaktionsverläufe von Oberflächenreaktionen beeinflusst.
Elektrische Felder mit Feldstärken größer
als 0.1 V/nm bewirken eine signifikante Energieverschiebung der
elektronischen Zustände von Atomen und Molekülen,
was wiederum Einfluss auf das thermodynamische Gleichgewicht einer
chemischen Reaktion haben kann. Eine Überlagerung der elektrischer
Felder der chemischen Spezies mit noch größeren
Feldstärken führt zu einer starken Verzerrung der
elektronischen Orbitale, so dass Atome ionisiert, Moleküle
aufgespalten oder auch neue molekulare Spezies gebildet werden können.
Außerdem können auf diesem Wege völlig
neue Reaktionspfade mit neuartigen Intermediaten und veränderten
Energiebarrieren entstehen.
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In
den meisten Fällen ist die Bereitstellung derartiger Felder
im makroskopischen Maßstab aufwendig oder unpraktikabel.
Eine einfache Rechnung zeigt, dass für die Erzeugung einer
Feldstärke von 1 V/nm in einem 100 cm langen Reaktionsgefäß eine elektrische
Spannung zwischen entsprechenden Elektroden von einem Gigavolt notwendig
ist.
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Eine
Möglichkeit zur lokalen Bereitstellung elektrischer Felder
ist die Verwendung piezoelektrischer oder pyroelektrischer und ferroelektrischer kristalliner
Materialien. In der
US 4,483,756 ist
hierfür ein Reaktor beschrieben, in dem sich (zusätzlich
zu den Reaktionsmedien sowie weiteren z. B. als Absorber oder Katalysator
wirksamen Materialien) piezoelektrische Partikel befinden. Durch
Beauflasten mit einem hydrostatischen Druck können an der
Oberfläche dieser Partikel elektrische Dipolfelder generiert werden,
welche den im Reaktor ablaufenden Prozess begünstigen.
Zusätzlich ist eine Beeinflussung ferroelektrischer Partikel
durch äußere elektrische Felder beschrieben. Andere
Formen der Stimulation der Partikel zur Erzeugung eines elektrischen
Dipolfeldes sind in
US 4,483,756 nicht
vorgesehen. Darüber hinaus ist in der
US 4,483,756 die Nutzung piezoelektrischer
Partikel in dem Reaktor ausschließlich zum Zwecke einer
Bereitstellung zusätzlicher elektrischer Energie vorgesehen,
wobei dem zu begünstigenden Prozess im Kern ein anderer
Mechanismus, z. B. die katalytische Reaktion an zusätzlich
vorliegenden Katalysatorteilchen (z. B. Edelmetallpartikel) zugrunde
liegt.
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Eine
wichtige Gruppe elektrisch polarer Kristalle bilden Metalloxide.
Es ist bekannt, dass die Mehrzahl der Oberflächen beliebiger
Metalloxide in Abhängigkeit von der Orientierung eine polare
Terminierung (atomare strukturelle Konfiguration der Oberfläche)
aufweist und damit chemisch instabil ist. Diese Oberflächenpolarität
kann entweder durch strukturelle Rekonstruktion oder im Falle der
Auslagerung des Kristalls in einem umgebenden Medium durch adsorbierte
Abschirmladungen (Ionen, polare Moleküle) kompensiert werden.
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Für
die Chemisorption molekularer Edukte bei der heterogenen Katalyse
an Metalloxidoberflächen (z. B. ZnO-katalysierte Methanolsynthese
oder Vanadiumpentoxid-katalysierte Schwefelsäureherstellung)
ist die spezielle ionogene Konfiguration der Oberfläche,
auch Defekte derselben, wie Stufen oder Versetzungen (als aktive
Zentren bezeichnet) und die damit verbundenen sehr hohen Feldstärken
von wesentlicher Bedeutung. Diese hat entscheidenden Einfluss auf
die Adsorptionswahrscheinlichkeit verschiedener Reaktionspartner
und damit auf Rate der heterogen katalytisierten Reaktion. Weist
der Kristall als Ganzes zusätzlich eine Polarisation aufgrund
einer nicht-zentrosymmetrischen Anordnung von Ionen in der Elementarzelle
auf, setzt sich das gesamte nach außen wirksame Feld als
lineare Superposition der Beiträge der Oberflächen-
und Volumen-Polarisation zusammen (J. Goniakowski et al.,
Rep. Prog. Phys. 71 (2008) 016501). Es ist daher anzunehmen,
dass sich das Vorliegen einer Volumen-Polarisation begünstigend
auf die Rate einer an der Metalloxid-Oberfläche ablaufenden
katalytischen Reaktion auswirken kann. Für spezielle ternäre
Metalloxide mit Perowskitstruktur sagen theoretische Berechnungen voraus,
dass das durch ferroelektrische Verzerrung im Kristall hervorgerufene
Feld einen metallischen Charakter in der Kristall-Oberfläche
induzieren kann (M. Krčmar, C. L. Fu, Phys. Rev.
B 68 (2003) 115404).
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Es
ist nach dem Stand der Forschung und Technik bekannt, dass Kavitationseffekte,
also Bildung und implosionsartiger Kollaps von Gasbläschen,
wie sie in turbulenten Strömungen bzw. infolge von Ultraschallanregung
auftreten, die chemische Reaktivität einer Festkörperoberfläche,
z. B. eines Katalysatormaterials, signifikant beeinflussen (K.
S. Suslick in „Handbook of Heterogeneous Catalysis, 2nd
Ed.", hrsg. von G. Ertl, H. Knötzinger, F. Schüth, J.
Weitkamp, 2008, Wiley-VCH Verlag, Weinheim). In unmittelbarem
Kontakt zu einer Festkörperoberfläche ist die
Implosion des Gasbläschens asphärisch, wobei ein
auf die Oberfläche gerichteter Flüssigkeitsstrahl
(„Jet”) generiert wird, infolge dessen es sogar zu
einem Abtrag der Festkörperoberfläche kommen kann
(kavitative Erosion). Auf diese Weise können unpassivierte,
hochreaktive Oberflächen ausgebildet werden. Auch die Bildung
von Oberflächendefekten sowie eine Erhöhung der
spezifischen Oberfläche wurden in diesem Zusammenhang bereits
beobachtet. Des Weiteren treten kurzzeitig sehr hohe Temperaturen
und Drücke an der Oberfläche auf.
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Die
Wirkung elektrischer Felder um pyroelektrische Partikel auf die
physikalischen und chemischen Eigenschaften wässriger Lösungen
ist Grundlage für unterschiedliche technische Anwendungen. So
ist z. B. die Nutzung von pyroelektrischen Turmalin-Partikeln zur
Adsorption verschiedener in Wasser gelöster ionischer Bestandteile
und damit zur Wasseraufbereitung durch Dekontaminierung in der
US 5569388 beschrieben (siehe
auch
Jiang, J. Env. Sci. 18, 1221 (2006)). Des
Weiteren wird in den
US 6308356
B1 ,
US 5599455 ,
US 5776346 ,
US 5770089 ,
US 5800708 ,
US 6034013 ,
US 5309739 sowie der
DE 69918382 T2 die Verwendung
pyroelektrischer Turmalin-Partikel vorgesehen, um die Benetzungseigenschaften
von Wasser zu verbessern. Durch die diesen Erfindungen zugrunde
liegende Idee der Aktivierung des Wassers (Erzeugung von OH
– (bzw. H
3O
2 –) und
H
+ (bzw. H
3O
+)-Ionen sowie die dadurch bewirkte Aufspaltung
von Wasserclustern) ist eine Anwendung als Reinigungswasser oder
zur effektiven Trennung von Wasser-Öl-Gemischen möglich,
wobei z. B. auf den Zusatz von die Umwelt belastenden Detergenzien
verzichtet werden kann. In der
US
5108618 ist eine Behandlung von Treibstoff mit Turmalin-Partikeln
in einer Filtereinrichtung vorgesehen, bei welcher durch den polaren
Charakter der Turmalin-Partikel Agglomerate von Molekülen
im Treibstoff aufgebrochen werden und damit eine effektivere Umsetzung
des Treibstoffs bei der Verbrennung möglich ist. Des Weiteren
ist in der
US 7264735 ein
Verfahren zur Erzeugung von Trinkwasser durch Behandlung mit Turmalin-Partikeln
beschrieben, wobei eine vom Turmalin emittierte schwache elektromagnetische
Strahlung im infraroten Spektralbereich eine günstige verringerte
Wasserclusterung zur Folge hat. In der
US 5108618 findet sich eine ausführliche
Zusammenstellung der bis dato bekannt gewordenen Eigenschaften und
Wirkungen von Turmalin auf wässrige Lösungen.
In einem Ausführungsbeispiel der vorliegenden Erfindung
ist darüber hinaus die Dekontaminierung von Wasser nicht
allein durch Adsorption ionischer Bestandteile an der Oberfläche sowie
der Erzeugung oberflächenaktiver Hydroxyl- und Hydroniumionen,
sondern durch, mittels polarer Kristalle heterogen katalysierte
oxidative Degradation von Verunreinigungen vorgesehen. Berichte über den
experimentellen Befund einer H
2-Erzeugung
aus Wasser in Anwesenheit eines Pyroelektrikums (
T. Nakamura
et al., Ferroelectrics 155, 207 (1994)) legen nahe, dass
eine Reduktion von H
+ zu H
2 an
der Oberfläche des Pyroelektrikums erfolgt, dieses also als
redoxaktiv angesehen werden kann.
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In
den meisten im vorigen Abschnitt beschriebenen Verfahren nach dem
Stand der Technik ist ein Strömungsprozess vorgesehen,
d. h. die zu behandelnde Flüssigkeit strömt z.
B. durch eine, die polaren Kristallpartikel enthaltende Filtereinrichtung. Diese
Strömung kann in Abhängigkeit von der Strömungsgeschwindigkeit
entweder laminar oder turbulent sein. Zur Beschleunigung der Dissoziationsreaktion
von Wasser an der Oberfläche einer mit Turmalin beschichteten
Platte (Bestandteil eines Waschautomats) ist in
US 5309739 die Anregung des Wassers entweder
durch eine externe Ultraschallquelle oder durch Verwendung eines
Rührwerks vorgesehen. Hierbei wird jedoch ausschließlich
der erhöhte Massentransport infolge der Generierung von
Wasserwellen als reaktionsbefördernd angesehen. Die gezielte
Nutzung der Kavitationseffekte zur Steuerung der Abschirmprozesse
an der Oberfläche des polaren Materials und damit zur effektiven
Freisetzung des (chemisch wirksamen) Dipolfeldes ist in den angeführten
Patenten nicht beschrieben. Des Weiteren ist eine Stimulation eines
Pyroelektrikums selbst zur effektiven Feldfreisetzung, hervorgerufen
durch einen Temperaturwechsel, nicht vorgesehen.
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Seit
der ersten Veröffentlichung einer photokatalytischen Desinfektion
durch
Matsunaga et al. (T. Matsunaga et al., FEMS Microbiol.
Lett. 29 (1985) 211–214.) findet photokatalytisch
aktives TiO
2 verstärkt Anwendung
im ”life science” Bereich. Dabei geht die Wirkung
auf biologische Matrix zurück auf die starke Redoxaktivität
von TiO
2-Oberflächen bei Bestrahlung
mit Licht (λ < ~400
nm). Von besonderer biologischer Relevanz sind die bei diesem Prozess generierten
reaktiven Sauerstoffradikale (ROS) deren zerstörende Wirkung
auf Bakterien und Tumorzellen mehrfach belegt wurde (Übersicht
in
A. Fujishima et al., Photochem. and Photobiol. C: Photochemistry
Reviews. 1 (2000) 1–21). Interessant ist in diesem
Zusammenhang auch die selektive Vernichtung von Zellen in gemischten
Zellpopulationen (
WO 2007105171 ).
In diesem Patent ist die Verwendung von Nanopartikeln beschrieben,
die durch einen definierten physikalischen Stimulus aktiviert werden
können (magnetische Nanopartikel, Quantum dots, Halbleiter-Nanopartikel,
Fullerene, Gold-Nanopartikel). Damit sollen Nanopartikel tragende
Zellen eliminiert oder inaktiviert werden, wohingegen der übrige Teil
der Zellpopulation keinen Schaden nimmt. Die Verwendung von elektrisch
polaren Partikeln für diesen Zweck wurde nicht angeführt.
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Silber
oder Silber-enthaltende Beschichtungen von Operationsgeräten,
wie z. B. Kathedern, oder Kurzzeit-Implantaten sind herkömmliche
Methoden mit anti-bakterieller, desinfizierender Wirkung, deren
Wirkung aus der Literatur bekannt ist (
B. Illingworth et
al., J. Heart Valve Dis. 1 (2000) 135–41,
R. O.
Darouiche, Clin. Infect. Dis. 6 (1999) 1371–7,
W. Ambrosius
et al., Radiology 2 (1998) 491–6). Ebenso wird
die antibakterielle Wirkung von Kupfer ausgenutzt (
T. E.
Cooney, Infect. Control Hosp. Epidemiol. 16 (1995) 444–50). Von
besonderem medizinischem Interesse ist die Verwendung von photokatalytischen Materialien
zur lokalen Desinfektion, die auf der schädigenden Wirkung
von Sauerstoffradikalen auf Organismen beruht. Beispielsweise wurde
ein „Antimicrobial free radical release system” entwickelt
(
EP 1369137 ), das im
Patienten gesteuert Radikale abgibt und damit eine antibakterielle
Wirkung in unmittelbarer Nähe des Implantates bei Bestrahlung
mit Licht ausüben kann. Als Kritik muss die eingeschränkte
Penetrationstiefe der zur Aktivierung nötigen Lichtenergie
angeführt werden. Eine geeignete Alternative stellt hier
die erfindungsgemäße Beschichtung von Kurzzeit-Implantaten
und Operations-Besteck mit Pyroelektrika dar. Werden Implantate
in den menschlichen Körper eingebracht, so kommt es zur
Konkurrenz bei deren Besiedlung zwischen körpereigenen
Zellen und Mikroorganismen. Aus diesem Grund ist in einer Ausgestaltung
der Erfindung die selbst aktivierende desinfizierende Oberfläche
vorgesehen. Dabei wird durch eine definierte Adsorption an der pyroelektrischen
Schicht eine Oberfläche generiert, die spezifisch bei Besiedlung mit
Bakterien beispielsweise durch deren Stoffwechsel oder dessen Endprodukte
entfernt wird und so zur Aktivierung führt.
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Die
Sterilisation von Flüssigmedien vor der Kultivierung von
Zellen wird heute standardmäßig mit Heißdampf
in Autoklaven bei 121°C für mindestens 20 min
durchgeführt. Dabei können hitzeempfindliche Bestandteile,
wie Vitamine, Proteine und Zucker, erst nach der Heißdampfsterilisation
dem Nährmedium zugefügt werden und stellen damit
ein Kontaminationsrisiko dar. Für diese Art der Sterilisation
ist zudem ein hoher Energieeintrag erforderlich. Des Weiteren ist
auch die Sterilfiltration der Nährmedien mit Membranen
(Porenweite ∅ 0,2 μm) üblich, die zur Abtrennung
der im Nährmedium enthaltenen Mikroorganismen führt.
Bei diesem Verfahren können alle Nährmedienbestandteile
zusammen sterilisiert werden. Jedoch kommt es zum Teil zum Verstopfen
der Membranporen sowie zum Reißen der Membranen, so dass
Fremdkeime in die Medien eingetragen werden können.
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Aufgabe
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Aufgabe
der vorliegenden Erfindung ist es, ein Verfahren anzugeben, welche
die Vorteile der gerichteten, lokalen und schaltbaren Induzierbarkeit
der elektrischen Felder um elektrisch polare Kristalle nutzt, um
einen reaktionsangepassten Feldeinfluss auf chemische Reaktionen
an Festkörperoberflächen zu ermöglichen.
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Erfindungsgemäß wird
die Aufgabe durch ein Verfahren mit den im Anspruch 1 genannten Merkmalen
gelöst. Vorteilhafte Varianten des Verfahrens sind Gegenstand
von abhängigen Unteransprüchen.
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Gemäß dem
Verfahren wird zunächst die Zugabe elektrisch polarer Kristalle
in Form von Nano- oder Mikropartikel in z. B. einem geeigneten Filterkorb,
oder auch als ausgedehnter Kristall zu einem Reaktionsvolumen oder
eine Bereitstellung und Immobilisierung dieser Materialien als Beschichtung
auf ausgedehnten Unterlagen, in porösen Filtermatrizen etc.
vorgenommen.
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Durch
das Vorliegen einer polaren Achse weisen diese Materialien eine
spontane elektrische Polarisation auf, welche den Aufbau eines starken elektrischen
Feldes zur Folge hat. Die Ferroelektrika bilden dabei eine Untermenge
der Pyroelektrika und diese wiederum eine Untermenge der Piezoelektrika. Ihnen
gemeinsam ist, dass die elektrische Polarisation und damit die elektrische
Feldstärke durch Änderungen äußerer
Kontrollparameter, insbesondere der Temperatur und des Druckes,
in definierter Weise geändert werden können, was
für die vorliegende Erfindung von Bedeutung ist. Eine Übersicht über
z. B. gängige pyroelektrische Materialien und deren charakteristischen
pyroelektrischen Koeffizienten findet sich in S. B. Lang,
Physics Today, August 2005, 31.
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Die
elektrische Feldstärke in senkrechter Richtung zu einer
flachen Oberfläche eines makroskopischen pyroelektrischen
Turmalin-Kristalls beträgt ca. 0.01 V/nm. Befindet sich
ein pyroelektrischer Kristall in einem umgebenden Medium (z. B.
Atmosphäre, wässrige Lösung), so wird
das elektrische Feld durch an der Kristalloberfläche adsorbierte
Ladungen (z. B. polare oder ionische Moleküle sowie elementare
Ionen) ganz oder zumindest teilweise abgeschirmt. Es ist bekannt,
dass an topographischen Anomalitäten (Spitzen, Kanten etc.)
weitaus größere Feldstärken vorherrschen
können als an ebenen Oberflächen. Daher ist anzunehmen,
dass unmittelbar an der Oberfläche von polaren Kristallpartikeln mit
typischen Größen im Bereich von etwa 10 Nanometern
bis zu einigen Mikrometern Feldstärken bis 1 V/nm und eventuell
größer erreicht werden können, welche
zur Ionisierung von Atomen sowie zur Aufspaltung adsorbierter Moleküle
ausreichend sind.
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Weiterhin
lässt sich auch durch die Größe und Morphologie
eines polaren Kristalls die elektrische Feldstärke beeinflusssen.
Für einen, die Wirkung dieser elektrischen Felder um polare
Kristalle nutzenden Prozess ist es von Vorteil, dass im Falle kleiner
Partikel, diese weitestgehend getrennt voneinander (z. B. immobilisiert
in einer Filtermatrix) vorliegen, da es in ungünstigen
Fällen zu einer Selbstabschirmung der nach außen
hin wirksamen elektrischen Felder benachbarter Partikel, wenn deren
polare Achse z. B. parallel aber mit entgegengesetzter Polarität
vorliegen, kommen kann.
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Die
Wahl geeigneter polarer Materialien sowie deren geometrische Beschaffenheit
wird unter Berücksichtigung der spezifischen zu beeinflussenden
Prozesse und Reaktionen getroffen.
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Erfindungsgemäß erfolgt
in einem weiteren Verfahrensschritt eine gezielte Stimulation der
für einen Prozess bereitgestellten elektrisch polaren Partikel,
bei dem unter Ausnutzung der im Folgenden beschriebenen Effekte
die sowohl anfänglich als auch im Verlauf der Reaktion
an der Oberfläche anhaftenden Abschirmladungen abgetragen
werden bzw. die Oberflächenbedeckung gezielt gesteuert
wird. Dadurch wird die Freisetzung und katalytische Wirkung der
elektrischen Dipolfelder an der Oberfläche der elektrisch
polaren Kristalle definiert und prozessangepasst erreicht.
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Die
Beeinflussung der Abschirmprozesse kann sowohl durch gezielte Auswahl
der mit der Kristalloberfläche in Kontakt kommenden chemischen Spezies
(unter Berücksichtigung der spezifischen Adsorptionseigenschaften
dieser Spezies auf der Kristalloberfläche) als auch über
Temperatur- oder Druckänderung (Konzentrationsänderung
potentieller Adsorbatteilchen) des umgebenden Mediums erreicht werden.
Eine Desorption von an der Oberfläche anhaftenden molekularen
und ionischen Spezies, wodurch das Dipolfeld teilweise wirksam gemacht wird,
kann auch bei konstanter Temperatur herbeigeführt werden.
In der Druckschrift
DE 10
2007 053 076.7 , welche die Nutzung pyroelektrischer Kristalle in
einem Röntgenstrahlungsgenerator vorsieht, sind verschiedene
Möglichkeiten zur Beeinflussung und Steuerung der Abschirmprozesse
beschrieben. Neben einer Steuerung über Druck und Temperatur
ist z. B. auch die Funktionalisierung der Kristalloberfläche
durch eine geeignete Strukturierung oder Beschichtung zur Steuerung
des Benetzungs- und Adsorptionsverhalten (Hydro-, Oleophobie, -philie)
vorgesehen. Weiterhin ist eine Stimulation über mechanische
Prozesse (z. B. Vibrationen oder Ultraschallanregung) durch Bestrahlung
der Kristalloberfläche mit elektromagnetischer Strahlung
(z. B. Laserlicht, Röntgenstrahlung) bzw. Teilchenstrahlung
(z. B. Elektronenbeschuss) möglich.
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Erfindungsgemäß ist
darüberhinaus die Nutzung von Kavitationseffekten zur gezielten
Desorption von Abschirmladungen an der Grenzfläche polarer
Kristalle vorgesehen, wodurch die Dipolfelder wieder freigesetzt
werden, durch welche dann weitere Moleküle der Reaktanden
an der Oberfläche adsorbiert werden, d. h. die katalytische
Reaktion an der Oberfläche fortlaufend stattfinden kann.
Durch turbulente Strömungen oder Ultraschallanregungen von
Flüssigkeiten (wobei Kavitationen entstehen) wird zudem
der Massentransport zwischen Flüssigkeit und Festkörperoberfläche
verbessert, was zu erhöhten Reaktionsraten führen
kann.
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Erfindungsgemäß ist
weiterhin vorgesehen, eine Temperaturänderung ΔT
eines pyroelektrischen Kristalls zu nutzen, um zunächst
eine Polarisationsänderung ΔP gemäß der
Gleichung ΔP = p·ΔT (mit p als pyroelektrischen
Koeffizienten des Materials) herbeizuführen, welche eine Änderung
des nach außen hin wirksamen elektrischen Dipolfeldes bedingt.
In analoger Weise führt im Falle eines piezoelektrischen Kristalls
eine Druckänderung zu einer Änderung der Polarisation
und des Dipolfeldes. Dabei werden entweder ein Teil der an der Kristalloberfläche
adsorbierten Abschirmladungen freigesetzt oder zusätzliche Abschirmladungen
werden angezogen. In Abhängigkeit des umgebenden Mediums
(z. B. Gas, Flüssigkeit) ergeben sich unterschiedliche
Zeiten für die infolge der Ad- bzw. Desorption abschirmender
Ladungen stattfindende Relaxation des nach außen hin wirksamen
Dipolfeldes. Neben der speziellen Charakteristik der feldinduzierenden
Stimulation haben auch materialspezifische Parameter polarer Materialien
(pyro- bzw. piezoelektrische Koeffizienten, Polarisation) Einfluss
auf die elektrische Feldstärke des nach außen
hin wirksamen Dipolfeldes.
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Es
kann auch die bekannte chemische Wirkung oxidierter bzw. reduzierter
Oberflächenladungen, wie sie photoinduziert an Halbleitermaterialien, wie
z. B. Titandioxid erreicht werden können, auf Abschirmladungen
und -prozesse an der Oberfläche polare Kristalle übertragen
werden. Durch Anregung photokatalytisch aktiver Materialien mit
elektromagnetischer Strahlung im Spektralbereich von UV bis hin
zu sichtbarem Licht werden in dem Halbleiter Elektron-Loch-Paare
erzeugt, welche an die Oberfläche diffundieren und dort
Redoxreaktionen mit umgebenden chemischen und biologischen Spezies
sowie weitere Folgereaktionen initiieren können. Übersichten
zur photokatalytischen Wirkung des Titanoxid finden sich u. a. in A.
Fujishima et al., J. Photochem. Photobiol. C: Photochem. Rev. 1
(2000) 1–21 und D. S. Bhatkhande et al.,
J. Chem. Technol. Biotechnol. 77 (2001) 102–116.
Ein bedeutender Vorteil bei der Verwendung polare Kristalle anstatt
des TiO2 oder anderer photokatalytisch wirksamer
Halbleitermaterialien ist, dass die zu katalysierenden chemischen Prozesse
im Dunklen ablaufen können, was die Konfektionierung von
Reaktoren, Katalysatoren und Filteraufbauten erheblich erleichtern
würde.
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Dabei
lassen sich die Effekte zur Stimulation der Abschirmprozesse als
auch der Polarisation der Kristalle selbst einzeln oder in Kombination
prozessangepasst auf das erfindungsgemäße Verfahren anwenden.
Prozessspezifisch einzustellen ist zum einen die betragsmäßige
Größe der elektrischen Feldstärke der
an der Oberfläche des polaren Materials gezielt induzierten
Felder, sowie die zeitliche Charakteristik des induzierten elektrischen
Feldes, welche an die Kinetik der Reaktion anzupassen ist. Letztere hängt
wesentlich von den an der Materialoberfläche stattfindenden
Abschirmprozessen ab. Bei diesen sind sowohl materialspezifische
Relaxationszeiten als auch der Aggregatzustand und Transportgeschwindigkeiten
(Massetransport, Wärmetransport) des die polaren Kristalle
umgebenden Reaktionsmediums von Bedeutung. Im Falle eines pyroelektrischen
Materials lässt sich eine Feldfreisetzung z. B. durch (zyklische)
Temperaturänderung erreichen, wobei die Änderungsgeschwindigkeit
der prozessabhängigen Relaxationszeit des elektrischen
Feldes anzupassen ist. In bestimmten Ausgestaltungen wird darüber
hinaus von einer gezielten lokalen Stimulation der Feldfreisetzung
im Submikrometerbereich Gebrauch gemacht. Dies birgt zum einen den
Vorteil einer geringeren thermischen Trägheit und damit schnelleren
und effektiveren Feldfreisetzung, zum anderen lassen sich damit
z. B. geordnete Oberflächenstrukturen bzw. eine Informationsübertragung
in Printprozessen realisieren.
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Die
vorliegende Erfindung schließt auch die ionisierende Wirkung
(Plasmaanregung) elektromagnetischer Strahlung, insbesondere mit
Photonenenergien im Bereich harter Röntgenstrahlung (beschrieben
in
DE 10 2006
016 430 A1 und
DE
197 26 766 A1 ) sowie die ionisierende Wirkung von schnellen Elektronen
mit ein, welche infolge der Freisetzung eines Dipolfeldes an einem
elektrisch polaren Kristall beobachtet wird. Diese kann sich positiv
auf die Adsorptionswahrscheinlichkeit verschiedener Reaktionspartner
an der geladenen Oberfläche auswirken. Weiterhin können
die infolge der Ionisierung geladenen Moleküle und Ionen
im Dipolfeld des Kristalls beschleunigt und damit deren Reaktivität
erhöht sowie im einfachsten Falle deren Massetransport
begünstigt werden. Dies führt zu einer entscheidenden
Beförderung der zu katalysierenden chemischen Prozesse,
wie z. B. Redoxreaktionen.
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Im
Unterschied zu
US 4,483,756 erfolgt
nach dem erfindungsgemäßen Verfahren die Nutzung
der elektrisch polaren Kristalle selbst zur Chemisorption bestimmter
Edukte und damit als heterogenen Katalysator.
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Der
Vorteil des Verfahrens besteht darin, dass über Materialauswahl,
Größe und Morphologie der Kristalle sowie durch
die, für diese Erfindung wesentliche, feldinduzierende
Stimulation der Abschirmprozesse sowie der polaren Materialien selbst die
elektrische Feldstärke und zeitliche Charakteristik des
nach außen hin wirksamen Dipolfeldes entsprechend eines
zu beeinflussenden Prozesses eingestellt werden kann.
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Die
Erfindung wird anhand der folgenden Ausführungsbeispiele
in verschiedenen Ausgestaltungen näher erläutert.
Dabei werden heterogen katalysierte Prozesse nach (I) Degradation
bzw. Sterilisation, d. h. Zersetzung von z. B. ökologisch
bedenklichen chemischen und biologischen Spezies, und (II) chemischer
Synthese bestimmter Zielprodukte, auch mit dem Ziel der Energie-Gewinnung
bzw. Speicherung, unterteilt. Außerdem ist (III) die mögliche
Steuerung des Verhaltens chemischer Spezies am Umwandlungspunkt
verschiedener Aggregatzustände bzw. von Ordnungszuständen
innerhalb dieser Aggregatzustände ausgeführt.
Zusätzlich werden (IV) spezielle Verfahrensvarianten beschrieben,
welche u. a. auch die lokale Stimulierung der Feldfreisetzung im
Submikrometerbereich mit einschließen, wodurch auch die
Erzeugung geordneter Oberflächenstrukturen möglich
ist.
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Degradation und Sterilisation (I)
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Ausführungsbeispiel 1
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Vorgesehen
ist die Verwendung pyroelektrischer oder piezoelektrischer Nanopartikel
(typische Größen von 10–100 nm) von z.
B. LiNbO3 oder BaTiO3,
die in einer porösen Matrix immobilisiert sind, oberflächlich,
aber mit gasförmigen oder flüssigen Spezies, die
die so gebildete Filteranordnung durchsetzen, in Kontakt kommen
können. Durch gezielte Ad- und Desorption der Abschirmladungen,
im Falle eines umgebenden flüssigen Mediums durch Einstellen
des Flüssigkeitsdrucks oder durch Kavationserzeugung z.
B. mittels einer externen Ultraschallquelle oder infolge einer turbulenten
Strömung, im Falle eines gasförmigen Mediums durch
z. B. Änderung des Gasdruckes werden die katalytisch wirksamen
Dipolfelder um diese Nanopartikel freigesetzt, wodurch ökologisch
bedenkliche Spezies aufgebrochen und in unbedenkliche Produkte abgebaut
werden können.
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Ausführungsbeispiel 2
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Wie
Ausführungsbeispiel 1. Durch eine geeignete Vorrichtung,
im einfachen Falle ein Peltier-Element in thermischem Kontakt, kann
der den Filter durchsetzende Gas- bzw. Flüssigkeitsstrom oder
der Filter selbst zeitlichen Temperaturwechseln mit Raten im Bereich
von ca. 0.1 bis 50 K/min, angepasst an die speziellen Prozessbedingungen
unterworfen werden. Dadurch wird ein Temperaturwechsel der pyroelektrischen
Nanopartikel bewirkt, welcher zur Freisetzung eines Teils der elektrischen
Dipolfelder und damit zur katalytischen Wirksamkeit dieser Nanopartikel
führt. Eine Beeinflussung der Abschirmprozesse über
einen Temperaturwechsel kann entweder anstatt der in Ausführungsbeispiel
1 beschriebenen Prozesse zur Stimulation der Abschirmladungen oder
in Kombination mit diesen vorgenommen werden.
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Ausführungsbeispiel 3
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Wie
Ausführungsbeispiel 2 aber unter Verwendung ferroelektrischer
Nanopartikel aus z. B. (BaxSr1-x)TiO3, deren Ordnungstemperatur für
den ferroelektrischen Zustand durch Wahl der chemischen Zusammensetzung
auf eine bestimmte Temperatur eingestellt wurde. Oberhalb dieser
Temperatur von z. B. 25°C für x = 0.7 verlieren
die Nanopartikel die Eigenschaft Ferroelektrizität und
verhalten sich chemisch inaktiv. Kommt es zu einer Unterschreitung
dieser Temperatur im Gas- bzw. Flüssigkeitstrom, schaltet
ein erfindungsgemäßes Filter in einen Zustand,
in dem heterogene Katalyse durch die Wirkung der elektrischen Dipolfelder
aktiviert ist. Damit kann eine Filterwirkung in Abhängigkeit
von einer Schwelltemperatur erzielt werden. Darin eingeschlossen
sind auch Temperaturoszillationen um den Umwandlungspunkt. Als Wärmequellen
kommen externe Vorrichtungen und interne, vom Prozess getriebene
Temperaturoszillation bei einer exothermen Reaktion in Frage.
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Ausführungsbeispiel 4
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Wie
die Ausführungsbeispiele 1–3, mit dem Ziel einer
Sterilisationsreaktion, d. h. einer Zersetzung von, in einem gasförmigen
oder flüssigen Medium gelöster biologischer Materie,
wie z. B. Bakterien oder Mikroorganismen. Auf diese Weise kann ein
Filter zur Reinigung von (Ab-)Luft (von Gerüchen, Keimen
oder Schadstoffen), zur Sterilisation von Trinkwasser, zur Herstellung/Aufbereitung
von Reinstwasser (anstatt einer derzeit üblichen UV-Entkeimung) oder
zur Abwasseraufbereitung realisiert werden.
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Ausführungsbeispiel 5
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Wie
die Ausführungsbeispiele 1–3, mit dem Ziel einer
Sterilisiation von Flüssigmedien, z. B. mit hitzeempfindlichen
Bestandteilen für die Kultivierung von eukaryotischen und
prokaryotischen Zellen. Dabei kann auf einen intensiven thermischen
Energieeintrag, wie bei der Heißdampfsterilisation erforderlich,
verzichtet werden. Somit sind technischer Aufwand und Energieeintrag
im Vergleich zu den herkömmlichen Sterilisationsverfahren
für Flüssigmedien gering.
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Ausführungsbeispiel 6
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Wie
Ausführungsbeispiel 4, mit dem Ziel einer Abtötung
umweltbelastender, toxischer, flüssiger Bioabfälle.
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Ausführungsbeispiel 7
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Wie
Ausführungsbeispiel 4, wobei die Sterilisationsreaktion
in kleinskaligen Heimfilteranlagen, z. B. zur zyklischen Aufbereitung
von Wasser in einem Swimming-Pool, Filtration von Wasser in einem Aquarium
oder einer Brauchwasserzisterne genutzt werden soll.
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Ausführungsbeispiel 8
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Vorgesehen
ist die Beschichtung der Innenwandung eines Kühl- oder
Gefrierschranks, z. B. für den Labor- oder Heimgebrauch,
mit einem pyroelektrischen Material. Durch die zyklische Arbeitsweise dieser
Geräte wird das pyroelektrische Material in kurzen Abständen
einem Temperaturwechsel unterzogen, wodurch eine Sterilisationsreaktion
an der Oberfläche der Schicht hervorgerufen wird. Dadurch werden
z. B. schädliche Mikroorganismen, wie Pilze, Keime oder
Bakterien an der Gerätinnenwand als auch in der, den Gerätinnenraum
füllenden Atmosphäre abgetötet.
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Ausführungsbeispiel 9
-
Vorgesehen
ist eine Beschichtung von z. B. Kurzzeit-Implantaten und Operations-Besteck
mit elektrisch polaren Materialien. Die Stimulation zur Feldfreisetzung
kann dabei einfach durch Variationen thermodynamischer Zustands-
und Prozessgrößen, wie Temperatur und Druck oder
externer elektromagnetischer Felder erfolgen. Die so beschichteten
und stimulierten Objekte zeichnen sich dann durch eine antimikrobielle,
desinfizierende Wirkung aus. In einer speziellen Ausgestaltung wird
durch Auslagerung eines mit einem elektrisch polaren Material beschichteten
Implantats in einer gezielt eingestellten Atmosphäre eine
definierte Adsorbatschicht an dem elektrisch polaren Material erzeugt,
welche spezifisch, z. B. bei Besiedlung mit Bakterien durch deren Stoffwechsel
oder dessen Endprodukte, entfernt wird und es dabei zur Feldfreisetzung
und Degradation der an der Oberfläche befindlichen Bakterien,
Mikroorganismen usw. kommt.
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Chemische
Synthese bestimmter Zielprodukte, auch mit dem Ziel der Energie-Gewinnung bzw.
Speicherung (II)
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Ausführungsbeispiel 10
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Wie
die Ausführungsbeispiele 1–3, jedoch mit dem Zweck
der heterogenen Katalyse chemischer Reaktionen bei der chemischen
Synthese. Dabei können geeignete Ausgangsstoffe in die
in der Synthese angestrebten Produkte umgesetzt werden.
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Ausführungsbeispiel 11
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Vorgesehen
ist die Verwendung pyroelektrischer Nanopartikel von z. B. LiNbO
3, die in einer porösen Matrix immobilisiert
sind, oberflächlich aber mit gasförmigen oder
flüssigen Spezies, die die so gebildete Filteranordnung
durchsetzen, in Kontakt kommen können. Vorgesehen ist ein
Sonnenkollektor, der ein Wärmegefäß höherer
Temperatur speist. Durch zyklisches Herstellen von thermischem Kontakt
mit diesem Gefäß bzw. der Umgebung oder einem
Fließgewässer kann durch eine Rotationsventil der
den Filter durchsetzende Gas- oder Flüssigkeitsstrom oder
der Filter zeitlich zyklisch erwärmt bzw. abgekühlt
werden. Zusätzlich kann ein Prozess in einem Wirbelbettreaktor
vorgesehen werden, in dem die Teilchen mit einer geeigneten Strömungsgeschwindigkeit
stochastisch der Wechselwirkung mit Sonnenlicht unter Einbeziehung
daraus folgender Erwärmung (oder elektromagnetischer Strahlung
aus einer anderen externen Strahlungsquelle) ausgesetzt werden.
Dadurch wird ein Temperaturwechsel der pyroelektrischen Nanopartikel
bewirkt, welcher zur Freisetzung eines Teils der elektrischen Dipolfelder und
somit zur Bereitstellung zusätzlicher Ladungen und Beschleunigungsenergie
geladener Teilchen in diesen Bereichen führt. So kann,
ausgehend von in der Luft enthaltenem Kohlendioxid in wässriger
Umgebung katalytisch die Bindung des Kohlendioxids aufgebrochen
und z. B. die Erzeugung von Methanol für spätere
Energiegewinnung erreicht werden (katalytische Hydrierung von CO
2, in
WO
93/03837 ist für diese heterogen katalysierbare
Reaktion z. B. die Verwendung eines Metalloxid-Komposit-Katalysators vorgesehen).
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Ausführungsbeispiel 12
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Wie
Ausführungsbeispiel 11 mit dem Ziel der Umwandlung von
CO2 zu Kraftstoffen.
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Ausführungsbeispiel 13
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Wie
Ausführungsbeispiel 11, an die Stelle des Wärmekollektors
tritt die Abwärme einer Wärmekraftmaschine oder
eines Wärmekraftwerkes, die auch bei verhältnismäßig
niedriger Temperatur liegen kann, da nur eine Temperaturdifferenz
zur Umgebung entscheidend ist.
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Ausführungsbeispiel 14
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Wie
die Ausführungsbeispiele 2 und 7, an die Stelle des Peltierelements
treten die in den Ausführungsbeispielen 11 oder 13 beschriebenen
Vorrichtungen zur Realisierung von Temperaturwechseln.
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Steuerung des Verhaltens chemischer Spezies
an Phasenumwandlungspunkten (III)
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Ausführungsbeispiel 15
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Hier
wird die Umwandlungswärme z. B. beim Übergang
fest – flüssig zur Freilegung der katalytischen
Wirksamkeit der Pyroelektrika genutzt. Dies bezieht sich auch auf Übergänge
zwischen verschiedenen, z. B. kristallinen Ordnungszuständen
oder Stufen der Polymerisation (d. h. alle Reaktionswärmen,
die sich z. B. in einer thermischen Analyse Messung (DTA, DSC) zeigen).
In weiteren Ausgestaltungen kann z. B. der Schaltpunkt der Ferroelektrizität der
vorgesehenen Partikel auf diese Umwandlungspunkte gelegt werden
(siehe Ausführungsbeispiel 3). Danach ist die Anwendung
des erfindungsgemäßen Verfahrens auch für
die gezielte Synthese einer bestimmten Modifikation oder Phase vorteilhaft.
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Spezielle, auch lokale Stimulation der
Feldfreisetzung (IV)
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Ausführungsbeispiel 16
-
Wie
die vorgenannten Ausführungsbeispiele, hier ist zusätzliche
die Verwendung metallisch leitender Partikel (z. B. Gold-Nanopartikel
oder Kohlenstoffnanoröhren) vorgesehen, wobei eine thermische Anregung
dieser Partikel durch Einkopplung hochfrequenter elektromagnetischer
Strahlung erfolgt. Die metallisch leitenden Partikel liegen dabei
in unmittelbarer Umgebung der pyroelektrischen Partikel vor, z. B.
in einer geeigneten Filtermatrix immobilisiert, wodurch eine lokale
thermische Anregung der pyroelektrischen Partikel mit dem Vorteil
einer geringen thermischen Trägheit des Systems vorgenommen
werden kann.
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Ausführungsbeispiel 17
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Wie
die vorgenannten Ausführungsbeispiele, hier ist die zusätzliche
Modifizierung der Oberfläche der elektrisch polaren Kristalle
zur Erzielung hydro-, oleophiler oder -phober Eigenschaften zu erreichen und
dadurch die Abschirmprozesse, die Feldfreisetzung und infolge dessen
die zu katalysierende Reaktion oder den Umwandlungsprozess gezielt
zu unterstützen oder zu steuern.
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Ausführungsbeispiel 18
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Wie
die vorgenannten Ausführungsbeispiele, hier ist die Nutzung
der katalytischen Wirkung elektrisch polarer Kristalle in Kombination
mit biologischen Prozessen (immobilisierte Enzyme oder Mikroorganismen,
beschrieben in
DE
101 46 375 A1 ) vorgesehen. Diese Ausgestaltung zielt auf
eine Erhöhung der Reaktionsgeschwindigkeit.
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Ausführungsbeispiel 19
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Wie
die vorgenannten Ausführungsbeispiele, hier ist die Belichtung
(z. B. mittels Laserlicht) einer ebenen Oberfläche eines
pyroelektrischen Kristalls oder einkristallinen Beschichtung zur
Erzeugung einer lokalen Erwärmung und Feldfreisetzung,
auch im Mikrometerbereich, darauf folgende Adsorption oder Chemisorption
bestimmter molekularer oder ionischer Spezies und schließlich
auch deren Übertragung durch einen Print-Prozess vorgesehen.
Auf diese Weise wird die Erzeugung geordneter Oberflächenstrukturen über
eine lokale Stimulierung pyroelektrischer Kristalloberflächen
realisiert.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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