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Die
Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von geformtem Knochenersatzmaterial,
umfassend die Schritte (a) Einbringen eines offenzelligen Schaumstoffs
in eine Form, wobei der Schaumstoff kleiner dimensioniert ist als
die Form, (b) Ausfüllen der Form mit einem Schlicker, (c)
Trocknen des Schlickers, (d) Entnahme des resultierenden Formkörpers
aus der Form und (e) Brennen des Formkörpers. Ebenfalls
betrifft die Erfindung Knochenersatzmaterial, umfassend (i) einen
Kern enthaltend Makroporen und Mikroporen und (ii) eine Außenschicht
enthaltend Mikroporen sowie dessen Verwendung als Implantat.
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Im
Stand der Technik ist es bekannt, poröse Werkstücke
als Knochenersatzmaterialien für Implantate zu verwenden.
Insbesondere Werkstoffe auf Calciumphosphatbasis haben sich aufgrund
ihrer biologischen Verträglichkeit als Implantatwerkstoffe bewährt,
vor allem da diese unter bestimmten Voraussetzungen vom Körper
resorbiert werden können, wobei gleichzeitig neuer nativer
Knochen gebildet wird. Um dieses ”Einsprossen” von
Knochengewebe und die Knochenneubildung zu ermöglichen,
müssen die Implantate eine hohe Porosität aufweisen.
Diese porösen Eigenschaften führen jedoch üblicherweise zu
einem Werkstück, das nur eine geringe mechanische Belastbarkeit
aufweist.
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Ein
poröses Calciumphosphat-Knochenersatzmaterial ist beispielsweise
in
EP 1 329 229 beschrieben.
Hier wird die Herstellung eines porösen Werkstückes
offenbart, wobei ein Schaumstoff mit Schlicker benetzt wird. Anschließend
tropft überschüssiger Schlicker ab und der auf
dem Schaumstoff verbleibende Schlicker wird gebrannt. Der fertig gebrannte
poröse Körper entspricht der Form des Schwammes
(Positivabdruck des Schaumstoffes). Das resultierende Werkstück
weist Makroporen (mit Porendurchmesser von größer
100 µm) und eine Bruchkraft von 660 N für eine
Fläche von 3,14 cm
2 auf (dies entspricht
einer Druckfestigkeit von 2,1 MPa). Die erzielte Druckfestigkeit
ist für viele medizintechnische Anwendungen jedoch nicht
ausreichend. Ferner führt die uniforme makroporöse
Struktur zu einem unerwünschten Einwachsen von Weichgewebe
von der Seite.
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Ein
im Stand der Technik bekanntes, uniformes makroporöses
Knochenersatzmaterial ist in 1 abgebildet.
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Ein
weiteres Knochenersatzmaterial-Werkstück wurde in
JP 2006020930 A vorgeschlagen. Hier
wird in einem aufwendigen, zweistufigen Verfahren zunächst
ein makroporöser Kern aus Calciumphosphat durch Aufschäumung
eines Treibmittels hergestellt, d. h. es wird kein Schaumstoff mit
einem Schlicker überzogen. Das Aufschäumverfahren
führt jedoch zu einem unerwünscht hohen Anteil
an geschlossenen Poren. In einem zweiten Schritt wird auf den Kern
eine Deckschicht angebracht, die Makroporen (50 bis 500 µm
Porengröße) umfasst.
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Der
Erfindung lag nun die Aufgabe zugrunde, die im Stand der Technik
zitierten Nachteile zu überwinden.
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Insbesondere
war es Aufgabe der Erfindung, ein Knochenersatzmaterial bereit zu
stellen, das biodegradierbar ist, so dass es vom Körper
degradiert werden kann, wobei gleichzeitig neuer nativer Knochen
gebildet wird. Das Knochenersatzmaterial soll vorteilhaft das Einsprossen
von Knochengewebe ermöglichen. Jedoch soll ein unerwünschtes
Einwachsen von Weichgewebe von der Seite vermieden werden.
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Ferner
war es Aufgabe der Erfindung, ein Knochenersatzmaterial bereit zu
stellen, das eine hohe Druckfestigkeit aufweist.
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Ferner
war es Aufgabe der Erfindung, ein Verfahren bereit zu stellen, dass
auf einfache Weise die Herstellung des oben beschriebenen Knochenersatzmaterials
ermöglicht. Das Verfahren soll zudem die Einbringung eines
internen Fixateurs (Marknagels) ermöglichen. Ebenfalls
soll das Verfahren ermöglichen, ein Knochenersatzmaterial
zu erhalten, das bereits in der benötigten Knochenform
(z. B. bei Implantaten) geformt ist.
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Die
Aufgaben der Erfindung konnten überraschend durch ein Knochenersatzmaterial
mit Integralstruktur sowie einem einstufigen Verfahren zu deren
Herstellung gelöst werden.
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Bei
der Erfindung handelt es sich folglich um ein bevorzugt biodegradierbares
Knochenersatzmaterial in Verbindung mit einem Verfahren zur Herstellung
desselben. Das erfindungsgemäße Knochenersatzmaterial
(bevorzugt auf Calciumphosphatbasis) weist eine Integralstruktur
auf, d. h. es ist gradiert aufgebaut. Das erfindungsgemäße
Knochenersatzmaterial besitzt im Inneren (= Kern) eine mikro- und
makroporöse Struktur sowie eine dichtere Außenschicht,
die lediglich Mikroporen aufweist. Durch die Außenschicht
kann eine höhere mechanische Belastbarkeit gegenüber
den im Stand der Technik beschriebenen makroporös aufgebauten
Werkstücken erreicht werden. Darüber hinaus wird
durch die Außenschicht ein Einwachsen von Weichgewebe von der
Seite her verhindert und es wird ein Einsprossen des Knochengewebes
insbesondere von enossal her, also insbesondere innerhalb des porösen
Bereiches, erfolgen.
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Gegenstand
der Erfindung ist daher ein Verfahren zur Herstellung von geformtem
Knochenersatzmaterial, umfassend die Schritte
- (a)
Einbringen eines offenzelligen Schaumstoffs in eine Form, wobei
der Schaumstoff kleiner dimensioniert ist als die Form,
- (b) Ausfüllen der Form mit einem Schlicker zur Bildung
des Knochenersatzmaterials,
- (c) Trocknen des Schlickers,
- (d) Entnahme des resultierenden Formkörpers aus der
Form, und
- (e) Ausbrennen des Formkörpers.
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Bei
dem erfindungsgemäßen Verfahren handelt es sich
um ein „einstufiges” Verfahren, da Kern und Außenschicht
gleichzeitig und nicht nacheinander hergestellt werden.
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Gegenstand
der Erfindung ist ferner ein geformtes Knochenersatzmaterial mit
Integralstruktur, erhalten oder erhältlich durch das erfindungsgemäße Verfahren.
Insbesondere ist Gegenstand der Erfindung ein Knochenersatzmaterial,
umfassend
- (i) einen Kern enthaltend Makroporen
mit einer Porengröße von 50 µm bis 1000 µm
und Mikroporen mit einer Porengröße von 0,1 µm
bis 20 µm, und
- (ii) eine Außenschicht enthaltend Mikroporen mit einer
Porengröße von 0,1 µm bis 20 µm.
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Der
Aufbau des erfindungsgemäßen Knochenmaterials
entspricht dem des natürlichen Knochens: Die innere makroporöse
Struktur (analog der Spongiosa des natürlichen Knochens)
ist von einer mikroporösen Außenschicht (analog
der Corticalis des natürlichen Knochens) umgeben (siehe 2).
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Um
einen vollständigen Abbauprozess des Knochenersatzwerkstoffes
und Neubildung des nativen Knochens zu ermöglichen werden
die erfindungsgemäßen porösen Werkstücke
bevorzugt zusätzlich mit einem resorbierbaren Kunststoff
infiltriert, der als Träger wachstumsstimuliernder Substanzen dient.
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Im
Rahmen dieser Erfindung werden nachstehende Begriffe wie folgt verwendet:
- Schaumstoff: Schaumstoff ist ein Werkstoff mit über die
gesamte Masse verteilten Zellen und einer Rohdichte, die niedriger
ist als die Dichte der Gerüstsubstanz.
- Zelle: Eine Zelle ist der bei der Herstellung von Schaumstoff
gebildete einzelne Hohlraum, der von Zellwänden und/oder
Zellstegen teilweise oder vollständig umschlossen ist.
- Geschlossene Zelle: Eine geschlossene Zelle ist eine Zelle,
die vollständig von ihren Wänden umschlossen wird.
- Offene Zelle: Offene Zelle ist eine Zelle, die nicht vollständig
von ihren Wänden umschlossen wird.
- Zellwand: Eine Zellwand ist die die Zelle umschließende
Wand.
- Zellsteg: Ein Zellsteg ist der Bereich der Zellwand, der mehr
als zwei Zellen voneinander trennt und üblicherweise eine
größere Dicke des übrigen Bereiches der
Zellwand aufweist.
- Werkstoff mit Integralstruktur: Ein Werkstoff mit Integralstruktur
ist ein Werkstoff mit einer Randzone und einem Kern, wobei die Randzone
bedingt durch das Herstellverfahren eine höhere Dichte
als der Kern aufweist.
- Bestimmung der Druckfestigkeit: Zur Messung Druckfestigkeiten
wurden Zylinder hergestellt mit einem Durchmesser von 20 mm einer
Höhe von 19 mm. Die Kopf- und Fußflächen
wurden planparallel und senkrecht zur Zylinderachse geschliffen,
so dass die Höhe der Zylinder zur Messung der Druckfestigkeit
12 mm betrug. Mit zwei planparallelen Stempeln wurde parallel zu
Zylinderachse Druck auf die Kopf und Fußflächen
der Proben ausgeübt. Die Flächen der Druckstempel
der Prüfmaschine waren größer als die
Kopf- bzw. Fußfläche der Probe, so dass die gesamte
Kopf- bzw. Fußfläche belastet wurde. Die Messungen
wurden mit einer konstanten Lastrate von 1 MPa pro Sekunde durchgeführt.
Es wurde der Mittelwert aus 10 Messungen gebildet.
- Poren: Eine Pore ist der bei der Herstellung des Knochenersatzmaterials
gebildete einzelne Hohlraum, der von Porenwänden und/oder
Porenstegen teilweise oder vollständig umschlossen ist.
Im Rahmen dieser Erfindung wird der Ausdruck Pore für das
resultierende Knochenersatzmaterial verwendet, während hingegen
der Ausdruck Zelle für den im erfindungsgemäßen
Verfahren eingesetzten Schaumstoff Anwendung findet (Eine Ausnahme
stellt hierbei die Charakterisierung der Feinzelligkeit mittels
des Parameters ”ppi” (pores per inch) dar).
- Porosität: Die Porosität in Prozent ist definiert
als eins minus dem Quotienten aus Rohdichte und Reindichte eines
Festkörpers. Die Differenz wird mit einhundert multipliziert.
- Offene Porosität: Offene Porosität liegt vor,
wenn die Poren des Werkstücks einen Durchgang zur Oberfläche
haben.
- Offene Pore: Eine Pore der offenen Porosität.
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Porengröße:
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- Makroporen: Makroporen sind Poren mit einer durchschnittlichen
Porengröße von 50 µm bis 1000 µm,
bevorzugt von 100 µm bis 800 µm, mehr bevorzugt
von 150 µm bis 700 µm. Die Makroporen sind üblicherweise
offenporig. Bevorzugt weisen die Makroporen eine Offenporigkeit
von mehr als 80% auf, besonders bevorzugt von mehr als 95%, insbesondere
von 100%.
- Mikroporen: Mikroporen sind Poren mit einer durchschnittlichen
Porengröße von 0,1 µm bis 20 µm,
bevorzugt von 0,5 bis 15 µm, mehr bevorzugt von 1 bis 10 µm,
insbesondere von 2 bis 5 µm. Die Mikroporen sind üblicherweise
offenporig. Bevorzugt weisen die Mikroporen eine Offenporigkeit
von mehr als 80% auf, besonders bevorzugt von mehr als 95%, insbesondere
von 100%.
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Die
Porosität wird bevorzugt bestimmt gemäß DIN
EN 993-1.
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Das
erfindungsgemäße Verfahren kann wie folgt zusammengefasst
werden:
In eine Form wird ein Schaumstoff eingebracht. Der Schaumkörper
ist erfindungsgemäß kleiner dimensioniert als
die Form. Die Form wird (bevorzugt vollständig) mit einem
Schlicker gefüllt. Das Wasser des Schlickers wird entzogen,
so dass anschließend das Bauteil aus der Form genommen
werden kann. Der darauf folgende Brennprozess versintert die Schlickerpartikel
und der Schaumstoff wird ausgebrannt, bevorzugt rückstandslos
ausgebrannt. (Es entsteht folglich ein Negativabdruck des Schaumstoffes). Beim
Ausbrennen entsteht Porosität anstelle des Schaumstoffes,
ansonsten bildet der Schlicker ein (dichtes) Material ohne Makroporen.
Da der Schaumkörper erfindungsgemäß kleiner
dimensioniert ist als die Form entsteht dadurch nach dem Brennen
eine makroporöse (und zusätzlich mikroporöse)
Innenstruktur (Kern) und eine mikroporöse Außenschicht. Die
Makroporosität der Innenstruktur ist dadurch gekennzeichnet,
dass diese aus einem Netzwerk von interkonnektierenden Poren (=
offenen Poren) besteht.
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3 zeigt
einen Querschliff eines nach dem vorgestellten Verfahren hergestellten
Probenkörpers. (Für Präparationszwecke
ist das Werkstück in Kunststoff eingebettet. Beim Poliervorgang
ist Polierpaste in den porösen Bereich eingedrungen und hat
diesen dunkel gefärbt).
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Im
Einzelnen ist zum erfindungsgemäßen Verfahren
folgendes auszuführen:
Als offenzelliger Schaumstoff
ist üblicherweise jeder Schaumstoff geeignet, der ausbrennbar
ist. Bevorzugt sollte der verwendete offenzellige Schaumstoff rückstandslos
im Schritt (e) des erfindungsgemäßen Verfahrens
ausbrennen.
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Der
offenzelliger Schaumstoff umfasst bevorzugt Polyurethan. Insbesondere
besteht der offenzellige Schaumstoff aus einem Polyurethanschaumstoff.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform werden sogenannte retikulierte
Schaumstoffe, insbesondere retikulierte Polyurethanschaumstoffe
verwendet. Diese Schaumstoffe sind gekennzeichnet durch eine offenzellige
Struktur. Diese Struktur wird erreicht, indem während des
Herstellungsprozesses die dünnen Häutchen zwischen
den Schaumstoffzellen beseitigt werden. So entsteht eine geschlossene Netzwerkstruktur.
Die einzelnen Stege der Netzwerkstruktur besitzen bevorzugt einen
Durchmesser von größer 50 µm und kleiner
1000 µm.
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Die
verwendeten Schaumstoffe werden üblicherweise charakterisiert
durch die Anzahl der Poren pro Länge. Die im Fachgebiet übliche
Einheit ist Anzahl der Poren pro Zoll (in Englisch: ”pores
per inch”; häufig abgekürzt als ”ppi”).
Ein Zoll oder ein Inch ist 2,54 cm. Für die Herstellung
des Knochenersatzmaterials eignen sich bevorzugt Schaumstoffe im
Bereich von 10 ppi bis 44 ppi, mehr bevorzugt von 15 ppi bis 40
ppi, besonders bevorzugt von 18 ppi bis 38 ppi, insbesondere von
20 ppi bis 35 ppi.
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Die
Dichte des verwendeten Schaumstoffes ist abhängig von der
Porenanzahl. Die Dichte kann üblicherweise zwischen 0,02
und 0,5 g/cm3 liegen. Bei einer Porenanzahl
von 20 ppi ist beispielsweise eine Dichte von 0,03 g/cm3 üblich.
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Durch
einen thermischen Prozess kann die Dichte des Schaumstoffes gezielt
erhöht werden. Diese Nachbehandlung (die üblicherweise
nicht mehr durch den Hersteller dieser Schaumstoffe durchgeführt
wird) wird nachstehend näher erläutert.
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Die
Schaumstoffe werden komprimiert, oberhalb der Transformationstemperatur
des Kunststoffes erhitzt und wieder auf Raumtemperatur abgekühlt.
Die abgekühlten Schaumkörper behalten dann ihre
komprimierte Form bei, ohne wieder das ursprüngliche Ausgangsvolumen
anzunehmen. Durch diese Nachbehandlung wird der Schaumstoff bevorzugt
auf 5% bis 80% bevorzugt 10 bis 50% seiner ursprünglichen
Größe reduziert.
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Ein
auf ein Viertel des Ausgangvolumens komprimierter Schaumkörper
von 20 ppi besitzt beispielsweise eine bevorzugte Dichte von 0,11
g/cm.3. Ein auf ein Zehntel seines Ausgangsvolumens
komprimierter Schaumkörper von 20 ppi besitzt beispielsweise
eine Dichte bevorzugte von 0,32 g/cm.3 Entsprechendes
gilt für die anderen kommerziell erhältlichen
Schaumstoffe, insbesondere Polyurethanschaumstoffe im Bereich von
10 ppi bis 44 ppi.
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Um
die Porosität des fertigen Werkstücks zusätzlich
zu steigern, können optional weitere Materialien in den
Schaumkörper eingebracht werden, die ebenso rückstandslos
beim späteren Sinterprozess der Keramik verbrennen. Geeignete
Materialien sind z. B. Schnüre oder Partikel aus Kunststoff
(z. B. Nylon), Zellulosefasern oder kohlenstoffbasierte Porosierungsmaterialien.
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Auch
eine nachträgliche Beschichtung der Schaumstoffe mit einem
Material (z. B. Wachs), das rückstandslos im Sinterprozess
verbrennt, ist optional möglich und dient der Steigerung
der Porosität des fertigen Werkstücks.
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Der
offenzellige Schaumstoff wird in eine Form eingebracht. Der Schaumstoff
ist hierbei kleiner dimensioniert als die Form. Üblicherweise
sind die Abmaße des Schaumstoffes um 1 bis 70%, bevorzugt
5% bis 50%, mehr bevorzugt 10% bis 40% geringer dimensioniert als
die Innenabmaße der Form.
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Der
offenzellige Schaumstoff hat bevorzugt eine zylindrische Form.
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Da
die resultierenden erfindungsgemäßen Implantate
(= geformtes Knochenersatzmaterial) bevorzugt für Röhrenknochen
gedacht sind, richtet sich der Durchmesser des Schaumstoffes bevorzugt
nach dem Innendurchmesser der Corticalis des zu ersetzenden Knochens.
Die Höhe des Schaumkörpers richtet sich bevorzugt
nach der Defektgröße des Knochens, die überbrückt
werden soll.
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Ein
möglicher Durchmesser des Schaumstoffes ist 0,1 Zentimeter
(cm) bis 8 cm, bevorzugt 0,5 cm bis 5 cm. Eine mögliche
Höhe des Schaumstoffes ist 0,1 cm bis 20 cm, bevorzugt
2 cm bis 10 cm.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform wird am Computer mittels
geeigneter Programme ein dreidimensionaler Schaumstoff mit den gewünschten
geometrischen Eigenschaften erstellt, wie z. B. Gesamtausmaße
des Schaumkörpers oder die Länge und Breite der
einzelnen Stege des Schaumkörpers. Die am Computer entworfenen
Schaumstoffe können dann in einem generativen Fertigungsprozess
erzeugt werden. Hier kommen vor allem Fertigungstechniken wie das
Polyjetverfahren, Stereolithographie oder das 3D-Drucken in Frage.
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Der
Schaumstoff muss offenzellig sein, d. h. er weist eine geschlossene
Netzwerkstruktur auf. Somit kann später beim Brennprozess
(Schritt (e)) die interkonnektierende (= offene) Porenstruktur des
inneren Bereichs des Werkstücks entstehen. Die Offenzelligkeit
(Verhältnis von offenen Zellen zu Zellen insgesamt) des
Schaumstoffes ist üblicherweise mindestens 90%, bevorzugt
mindestens 95%, mehr bevorzugt 100%.
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Der
Schaumstoff wird in Schritt (a) des erfindungsgemäßen
Verfahrens in eine Form eingebracht. Generell ist als Form jedes
Material verwendbar, dass dem Schlicker Wasser entziehen kann. Ferner
sollten bevorzugt die Partikel des Schlickers an die Wandung der
Form transportiert werden.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform wird eine Form aus Gips
(Calciumsulfat) verwendet.
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Da
die fertigen Werkstücke bevorzugt zur Überbrückung
von Röhrenknochendefekten verwendet werden, sind die Innenabmaße
der Gipsform üblicherweise durch den Durchmesser des zu
ersetzenden Röhrenknochens vorgegeben. Die Höhe
der Form wird üblicherweise durch die Defektgröße
bestimmt, die das Implantat überbrücken soll.
Die Form ist bevorzugt zylinderförmig. Ein möglicher
Durchmesser der Form ist 0,2 cm bis 10 cm, bevorzugt 0,5 cm bis
8 cm. Eine mögliche Höhe der Form ist 0,1 cm bis
20 cm, bevorzugt 2 cm bis 10 cm.
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Mit
Hilfe medizinischer bildgebender Verfahren (z. B. Computertomographie)
lässt sich ein dreidimensionales Modell der klinischen
Situation des Patienten erstellen. Diese Daten können dazu
verwendet werden, um mit einer computergesteuerten Fräse
die entsprechende Form in einen Gipsblock zu fräsen. In
der Regel wird dieser Block aus zwei Teilen hergestellt und vor
dem Einbringen des Schlickers zusammengeführt. So können
auch komplizierte Implantatgeometrien ausgeformt werden. Neben dieser Methode
können mehrere Größen der Gipsformen (in
Höhe und Durchmesser) mit einer konventionellen Gusstechnik
gefertigt werden, um häufiger auftretende Defektgeometrien
direkt versorgen zu können.
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Zur
Fixierung des Schaumstoffes ist es möglich, eine Gipsform
mit einer entsprechenden Vertiefung herzustellen. Die Vertiefung
beträgt bevorzugt 1 bis 10 Millimeter (mm) und der Durchmesser
der Vertiefung ist bevorzugt 1 bis 10 mm kleiner dimensioniert als
der Durchmesser des Schaumstoffes. Wird der Schaumkörper
in die Vertiefung geklemmt, so kann er für den Schlickerguss
(Schritt (b)) fixiert werden.
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Die
Form wird in Schritt (b) des erfindungsgemäßen
Verfahrens mit einem Schlicker ausgefüllt. Die Ausfüllung
der Form erfolgt bevorzugt vollständig. Bevorzugt wird
sowohl die Form als auch der darin befindlichen offenzellige Schaumkörper
gefüllt, insbesondere vollständig gefüllt.
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Der
Begriff ”Schlicker” ist im Fachgebiet allgemein
bekannt. Für die vorliegende Erfindung wird bevorzugt ein
keramischer Schlicker, insbesondere auf Basis von Calciumphosphat,
verwendet. Der Schlicker dient zur Bildung des Knochenersatzmaterials.
Der Schlicker enthält üblicherweise eine (keramische)
Feststoffkomponente, Wasser, sowie optional organische Zusätze
wie z. B. Verflüssiger, Binder und Entschäumer.
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Die
(keramische) Feststoffkomponente des Schlickers enthält
bevorzugt Calciumphosphat.
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Besonders
bevorzugt ist Beta-Tricalciumphosphat [β-Ca3(PO4)2; Whitlockit].
Alternativen zu diesem Material sind alle anderen Calciumphosphate.
Wobei hier vor allem der Hydroxylapatit [Ca10(PO4)6(OH)2]
aus medizinischer Sicht bevorzugt zu nennen ist. Weitere geeignete
Materialien aus der Substanzklasse der Calciumphosphate sind z.
B. das Tetracalciumphosphat [Ca4O(PO4)2], das Dicalciumphosphat
Dihydrat [CaHPO4·2H2O;
Brushit], das Dicalciumphosphat [CaHPO4;
Monetit], das Calciumpyrophosphat [Ca2P2O7] oder das Calciummetaphosphat
[Ca(PO3)2]. Ebenfalls
sind Gemische möglich.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform wird das Schlickermaterial
so gewählt, dass das resultierende Knochenersatzmaterial
im Wesentlichen aus Beta-Tricalciumphosphat besteht.
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Alle
genannten Materialien können sowohl als amorphe Phasen,
als auch in den verschiedenen kristallinen Modifikationen dieser
Substanzen verwendet werden. Über die Calciumphosphate
hinaus, ist das Calciumcarbonat (CaCO3)
sowohl in seiner amorphen Form, als auch in den existierenden Kristallmodifikationen
(Calcit, Aragonit und Vaterit) geeignet. Ferner können
alle Mischungsverhältnisse der Calciumphosphate untereinander
inklusive des Calciumcarbonates verarbeitet werden.
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Der
Schlicker weist ein bevorzugtes Wasser zu Feststoffverhältnis
von 0,3 bis 1,0, insbesondere von 0,4 bis 0,8 auf.
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Ein
geeigneter Verflüssiger ist z. B. Dolapix CE64 (Firma Zschimmer & Schwarz). Dieser
wird üblicherweise in einer Menge von 0,5 Gew.-% bis 5 Gew.-%
bezogen auf den Feststoffanteil verwendet.
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Beispiele
für Binder sind Optapix PAF2, Optapix PAF35, Optapix AC112
(Firma Zschimmer & Schwarz).
Diese werden üblicherweise in einer Menge von 1 Gew.-%
bis 6 Gew.-% bezogen auf den Festoffanteil eingesetzt.
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Ein
geeigneter Entschäumer ist z. B. Contraspum (Firma Zschimmer & Schwarz). Dieser
wird üblicherweise in einer Menge von 0,5 Gew.-% bis 5 Gew.-%
bezogen auf den Feststoffanteil verwendet.
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Die
Teilchengröße der Feststoffkomponente im Schlicker
hat üblicherweise Auswirkungen auf die Mikroporosität
im resultierenden Knochenersatzmaterial. Kleinere Partikelgrößen
haben üblicherweise weniger Mikroporosität im
resultierenden Knochenersatzmaterial zur Folge.
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In
einer bevorzugte Ausführungsform weist die (keramische)
Feststoffkomponente des Schlickers eine mittlere Teilchengröße
von 0,1 µm bis 100 µm, mehr bevorzugt 0,5 µm
bis 10 µm, mehr bevorzugt von 1 µm bis 5 µm
auf. Der mittlere Teilchendurchmesser, der auch als D50-Wert
bezeichnet wird, wird im Rahmen dieser Erfindung als der Teilchendurchmesser
definiert, bei dem 50 Vol.-% der Teilchen einen kleineren Durchmesser
haben als der Durchmesser, der dem D50-Wert
entspricht. Ebenso haben dann 50 Vol.-% der Teilchen einen größeren Durchmesser
als der D50-Wert. Die Bestimmung des Teilchendurchmessers
erfolgte durch die dynamische Lichtstreuung unter Abbildung der
Volumenverteilung, wobei kugelähnliche Teilchen auf den äquivalenten
Kugeldurchmesser abgeschätzt werden.
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Insbesondere
handelt es sich um Calciumphosphat mit dieser Teilchengröße.
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Die
vorstehend beschriebene Teilchengröße wird bevorzugt
durch Mahlen erzielt. Der Mahlprozess findet bevorzugt in einer
Rührwerksmühle statt, jedoch sind auch andere
Mahlmethoden z. B. (Trommelmühle, Perlenmühle)
denkbar. Bevorzugt beträgt die Mahldauer von 5 Minuten
(min) bis zu einer Stunde.
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Nach
dem Ausfüllen der Form mit Schlicker wird dieser getrocknet
(Schritt (c)). Bevorzugt erfolgt die Trocknung durch Aushärten
lassen. Die Trocknung bzw. Aushärtung kann beispielsweise
bei Temperaturen von 10 bis 80°C, bevorzugt von 20 bis 40°C
erfolgen.
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Die
Trocknungszeit hängt von Art und Größe der
Form ab. Je größer das herzustellende Formkörper,
desto länger dauert es, bis – beispielsweise durch
eine Gipsform – das Wasser entzogen wurde.
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Die
Trocknungszeit beträgt beispielsweise zwischen 15 Minuten
und 3 Stunden, bevorzugt zwischen 30 Minuten und 2 Stunden. Ein
zylindrisches Werksstück mit einem Durchmesser von 20 mm
und 19 mm Höhe kann üblicherweise nach einer halben Stunde
ausgeformt werden.
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In
Schritt (d) des erfindungsgemäßen Verfahrens wird
der getrocknete Formkörper (Verfahrensprodukt aus Schritt
(c)) aus der Form entnommen.
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Anschließend
wird der Formkörper gebrannt (Schritt (e)). Der Brennvorgang
wird im Fachgebiet häufig als Sinterprozess bezeichnet,
denn er führt üblicherweise zu einer Versinterung
des Materials. Übliche Bedingungen für den Brennprozess
sind im Fachgebiet bekannt. Beispielsweise erfolgt die Brennung
bei Temperaturen bis 1200°C, bevorzugt bei Temperaturen
zwischen 400°C bis 1200°C. Die Brenndauer beträgt
z. B. 1 Stunde bis 5 Stunden, bevorzugt 2–4 Stunden.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform wird folgender Brennprozess
gewählt:
1 K/mmn aufheizen: Raumtemperatur bis 400°C
1
h halten bei 400°C
1 K/mmn aufheizen: 400°C
bis 700°C.
1 h halten bei 700°C
1 K/mmn
aufheizen: 700°C bis 1100°C.
1 h halten bei
1100°C
1 K/min abkühlen: 1100°C
bis Raumtemperatur.
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Durch
das erfindungsgemäße Verfahren wird ein Knochenersatzmaterial
mit Integralstruktur erhalten. Gegenstand der Erfindung ist somit
auch ein Knochenersatzmaterial, erhältlich durch das erfindungsgemäße
Verfahren. Das Knochenersatzmaterial mit Integralstruktur umfasst
einen Kern mit Makro- und Mikroporen, sowie eine Außenschicht
mit Mikroporen (aber ohne Makroporen). Ein entsprechendes Knochenersatzmaterial
mit Integralstruktur ist in 3 dargestellt.
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Gegenstand
der Erfindung ist insbesondere Knochenersatzmaterial, umfassend
- (i) einen Kern enthaltend Makroporen mit einer Porengröße
von 50 µm bis 1000 µm und Mikroporen mit einer
Porengröße von 0,1 µm bis 20 µm, und
- (ii) eine Außenschicht enthaltend Mikroporen mit einer
Porengröße von 0,1 µm bis 20 µm.
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Die
Außenschicht des erfindungsgemäßen Knochenersatzmaterials
ist bevorzugt im Wesentlichen frei von Makroporen mit einer vorstehend
definierten Porengröße. Die Außenschicht
umfasst folglich bevorzugt weniger als 10% Makroporen, mehr bevorzugt
weniger als 5%, besonders bevorzugt weniger als 1% Makroporen, bezogen
auf die Gesamtanzahl an Poren (Mikroporen + Makroporen). Insbesondere
weißt die Außenschicht des erfindungsgemäßen
Knochenersatzmaterials keine Makroporen auf.
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Das
erfindungsgemäße Knochenersatzmaterial liegt bevorzugt
in geformter Form vor. Hierzu wird auf die oben gemachten Ausführungen
betreffend die Abmaße des Schaumstoffes und der Form verwiesen.
Die Form ist bevorzugt zylinderförmig. Ein möglicher
Durchmesser der Form ist 0,2 bis 10 cm, bevorzugt 0,5 bis 8 cm.
Eine mögliche Höhe der Form ist 0,1 bis 20 cm,
bevorzugt 2 bis 10 cm. Bezogen auf den Gesamtdurchmesser des Knochenersatzmaterials
beträgt der Durchmesser des Kerns bevorzugt 40 bis 90%,
insbesondere 60 bis 80%. Beispielsweise beträgt bevorzugt
bei einem Gesamtdurchmesser von 20 mm der Kerndurchmesser 15 mm,
woraus sich eine Dicke der Außenschicht von 2,5 mm ergibt.
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Die
Makroporosität wird im Wesentlichen durch das Ausbrennen
der Schwammstruktur während des Brennprozesses erzeugt.
Diese Porosität ist charakterisiert durch ein interkonnektierendes
Porennetzwerk. Da der Schaumstoff ein geschlossenes Netzwerk aus
Kunststoff, bevorzugt aus Polyurethan darstellte, entsteht beim
Brennprozess daher eine offenporöse Struktur von Makroporen.
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Wird
ein Kunststoff mit vielen Poren pro Länge verwendet (z.
B. 30 ppi) sind die Stege der Netzwerkstruktur schmaler als für
einen Schaumstoff mit weniger Poren pro Länge (z. B. 20
ppi). Damit kann folglich die Größe der Makroporen
variiert werden.
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Die
Mikroporosität entsteht im Wesentlichen durch den Sinterprozess.
Die Größe kann in einem gewissen Bereich durch
die verwendeten Partikelgrößen im Schlicker beeinflusst
werden. Kleinere Partikelgrößen haben üblicherweise
weniger Mikroporosität zur Folge.
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Die
Gesamtporosität der Innenstruktur beträgt üblicherweise
15% bis 85%, bevorzugt 30 bis 80%, mehr bevorzugt 40% bis 75%. Dabei
entfallen z. B. 10% bis 40% auf die Mikroporosität und
z. B. 5% bis 70% auf die Makroporosität.
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Die
Außenschicht entsteht dort, wo sich vor dem Brennprozess
kein Schaumstoff befindet. Deshalb entsteht im Bereich der Außenschicht
im Wesentlichen nur Mikroporosität (mit einer Porengröße wie
vorstehend angegeben).
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Die
Porosität der Außenschicht beträgt üblicherweise
10% bis 40%, bevorzugt 15% bis 35%.
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Die
Gesamtporosität des erfindungsgemäßen
Knochenersatzmaterials beträgt bevorzugt 15% bis 65%, mehr
bevorzugt bei 25% bis 60%, insbesondere bei 35% bis 55%.
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Zur
Bestimmung der Porosität wird ein zylinderförmiger
Testkörper bereit gestellt. Das Volumen wird durch Messung
von Höhe und Durchmesser bestimmt. Das Gewicht wird durch
Wiegen ermittelt. Mit dem nicht-porösen Dichte-Wert des
verwendeten Materials (im Falle von Beta-Tricalciumphosphat von 3,14
g/cm3) lässt sich die Porosität
bestimmen.
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Die
Bestimmung der Porengröße bei keramischen Werkstoffen
ist im Fachgebiet bekannt. Im Rahmen dieser Anmeldung wird die Porengröße
bevorzugt anhand optischer Auswertung von Rasterelektronenmikroskopaufnahmen.
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Das
erfindungsgemäße Knochenersatzmaterial weist bevorzugt
eine Druckfestigkeit von mehr als 20 MPa, besonders bevorzugt von
mehr als 25 MPa, insbesondere von mehr als 30 MPa auf.
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Das
geformte Knochenersatzmaterial (d. h. das Implantat) muss später
bei der medizinischen Anwendung mit einer Osteosynthese (z. B. Marknagel)
oder einem externen Fixateur kombiniert werden, um die Stabilität
zu erhöhen und das Implantat an der Stelle zu fixieren,
die den Knochendefekt überbrücken soll. Dieser
Fixateur ist ein Metallgestell, das von außen durch die
Haut geführt und an den am Implantat angrenzenden Knochenenden
fixiert wird.
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Eine
zweite medizinische Möglichkeit, das Implantat zu fixieren,
bieten interne Fixateure, sogenannte Marknägel. Diese befinden
sich komplett innerhalb des Patienten und zeigen aus medizinischer Sicht
einige Vorteile, z. B. existiert keine Eintrittstelle für
Keime und Viren.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen
Verfahrens wird eine Aussparung für einen oder mehrere
Marknägel vorgesehen.
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Zur
Einführung des Marknagels in das Knochenersatzmaterial
wird bevorzugt eine Aussparung in der Mitte des Implantates (d.
h. im Kern) bei der Herstellung. Es ist bevorzugt, dass die Aussparung durch
Einbringen eines (bevorzugt zylindrischen) elastischen Platzhalters
erfolgt, wobei der Platzhalter in Schritt (a) des Verfahrens in
die Form eingebracht wird. Als Platzhalter kann ein elastischer
Kunststoffschlauch, beispielsweise aus elastischem Polyurethan,
dienen.
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Als
Platzhalter dient dabei bevorzugt ein zylindrisch geformter Platzhalter,
angepasst an den Durchmesser des Marknagels. Die Aussparung wird bereits
im Schaumstoff schon vor dem Schlickerguss eingebracht. Nach dem
Schlickerguss wird der Platzhalter, z. B. der Kunststoffschlauch,
vor dem Brennprozess wieder entfernt. Da während der Trocknung des
Schlickers in der Gipsform eine Schwindung des Materials stattfindet,
ist es bevorzugt, dass das Platzhaltermaterial elastisch ist und
nachgeben kann.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform kann ferner der Durchmesser
des Platzhalters kleiner dimensioniert sein, als die Aussparung
im Schaumkörper. Dies ergibt beim Schlickerguss dann eine
feste Innenschicht. Die feste Innenschicht besteht aus dem gleichen
Material wie vorstehend beschriebene Außenschicht (d. h.
nur Mikroporen). Die Erfindung umfasst somit auch vorstehend beschriebenes
Knochenersatzmaterial, wobei der Kern (i) einen Hohlraum für
einen Marknagel aufweist, wobei der Holraum von einer Zwischenschicht
umgeben ist, die Mikroporen mit einer Porengröße
von 0,1 µm bis 20 µm enthält.
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Ein
derartiger Aufbau ist in 4 veranschaulicht. In 4 bedeutet:
- 1 Loch; Durchführung für
Marknagel
- 2 Feste Innenschicht (nur Mikroporosität)
- 3 Poröse Innenstruktur (Mikro- und Makroporosität)
- 4 Feste Außenschicht (nur Mikroporosität)
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Wird
das Implantat nicht mit einer festen Innenschicht versehen, ist
die Wahrscheinlichkeit, dass das Implantat beschädigt wird
größer, da der poröse Bereich weniger
mechanisch belastbar ist, als der feste Bereich ohne Makroporosität.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform können die Poren
des erfindungsgemäßen Knochenersatzmaterials mit
einem Polymer und/oder medizinischen Zusatzstoffen infiltriert werden.
Dazu wird ein pharmazeutisch verträgliches Polymer (z.
B. Polylaktid, Polyglykolid) in einem Lösungsmittel aufgelöst
(z. B. Aceton, Dichlormethan). Dieser Lösung können medizinische
Zusatzstoffe (z. B. BMP (Bone Morphogenic Protein), TGF (Transforming
Growth Factor) zugesetzt werden. Das erfindungsgemäße
Knochenersatzmaterial wird (bevorzugt komplett) in die so hergestellte
Lösung gelegt. Im nächsten Schritt wird das Lösungsmittel
entfernt und das Polymer und/oder die Zusatzstoffe legen sich in
einer dünnen Schicht auf die Oberfläche des erfindungsgemäßen Knochenersatzmaterials.
Somit werden auch die Porenwände im Inneren des erfindungsgemäßen
Knochenersatzmaterials beschichtet.
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Das
erfindungsgemäße Knochenersatzmaterial wird bevorzugt
als Implantat verwendet, insbesondere zur Behandlung von Knochendefekten,
z. B. nach Knochenbrüchen. Besonders bevorzugt wird das
Implantat zur Überbrückung von Röhrenknochendefekten
verwendet.
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Die
Erfindung soll anhand nachfolgender Beispiele veranschaulicht werden.
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Beispiel:
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Es
wurde ein retikulierter Polyurethanschaumstoff (30 ppi), der über
eine thermische Nachbehandlung auf ein Viertel seines Ausgangsvolumens
komprimiert wurde, in eine zylindrische Gipsform eingebracht. Der
Polyurethanschaumstoff hatte einen Durchmesser von 15 mm, die Gipsform
von 20 mm.
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Es
wurde Schlicker zur Herstellung des Knochenersatzmaterials zubereitet.
Das Wasser zu Feststoffverhältnis des Schlickers betrug
etwa 0,42. Es wurde eine Rührwerksmühle verwendet.
Es wurde 330 g Beta-Tricalciumphosphat und 140 g Wasser eingesetzt.
Zuerst wurde das Wasser und anorganische Hilfsmittel (Verflüssiger,
Binder, Entschäumer) zusammen mit den Mahlkörpern
in die Mühle gegeben. Das Beta-Tricalciumphosphat wurde
dazugeben und anschließend für 15 min gemahlen.
Die resultierende mittlere Korngröße lag bei etwa
2,5 µm. Anschließend wurde der Schlicker der Mühle
entnommen.
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Der
Schlicker wurde in die Form gegossen. Nach einer halben Stunde war
das Wasser dem Schlicker entzogen worden und das Werkstück
konnte der Form entnommen werden. Der Grünkörper konnte
ohne weitere Trocknung direkt dem Sinterprozess unterzogen werden.
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Es
wurde wie folgt gesintert:
1 K/min aufheizen: Raumtemperatur
bis 400°C
1 h halten bei 400°C
1 K/min
aufheizen: 400°C bis 700°C.
1 h halten bei
700°C
1 K/mmn aufheizen: 700°C bis 1100°C.
1
h halten bei 1100°C
1 K/mmn abkühlen: 1100°C
bis Raumtemperatur.
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Das
resultierende Implantat konnte wie folgt charakterisiert werden:
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Der Außenbereich:
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Der
Außenbereich besaß eine Druckfestigkeit von etwa
135 MPa (Mittelwert von 10 Proben). Das verwendete Material ist
phasenreines Beta-Tricalciumphosphat und die Porosität
nach dem Brennprozess lag im Mittel bei 26% (Mittelwert von 10 Proben).
Der Außenbereich wies nur Mikroporen auf.
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Der Innenbereich:
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Der
Innenbereich besaß eine Druckfestigkeit von etwa 6,5 MPa
(Mittelwert von 10 Proben). Das verwendete Material ist phasenreines
Beta-Tricalciumphosphat und die Porosität nach dem Brennprozess
lag im Mittel bei 49% (Mittelwert von 10 Proben). Der Innenbereich
wies Makro- und Mikroporen auf.
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Das gradiert aufgebaute Werkstück:
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Dies
ist die Kombination aus dem gerade beschriebenen Außenbereich
und Innenbereich. Das verwendete Material ist phasenreines Beta-Tricalciumphosphat
und die Porosität des gesamten Werkstücks nach
dem Brennprozess lag im Mittel bei 39% (Mittelwert von 10 Proben).
Das Werkstück besitzt eine Druckfestigkeit von 35 MPa (Mittelwert
von 10 Proben).
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Zur
Charakterisierung der Mikroporosität wird auf die 5 und 6 verwiesen. 5 zeigt die
Mikroporosität der Außenschicht, 6 zeigt
die Mikroporosität des Kerns.
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7 zeigt
einen größeren Bereich der Außenschicht.
Hier ist bis auf wenige Fehlstellen zu erkennen, dass die Mikroporosität
homogen in der Außenschicht verteilt ist.
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8 zeigt
dann klar den Unterschied der Makroporosität, die durch
den Schaumstoff entsteht, zur Mikroporosität.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- - EP 1329229 [0003]
- - JP 2006020930 A [0005]
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Zitierte Nicht-Patentliteratur
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