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Die
Erfindung betrifft ein Verfahren zum Kalibrieren eines Fluid-Durchflussmesssystems.
Gemäß einem
zweiten Aspekt betrifft die Erfindung ein Fluid-Durchflussmesssystem.
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Fluid-Durchflussmesssysteme
werden verwendet, um Volumen- bzw. Massenströme von Fluiden in Leitungen
zu messen und werden beispielsweise in der Lebensmittelindustrie
oder der Mineralölindustrie
eingesetzt. Ein Fluid-Durchflussmesssystem umfasst stets mindestens
ein Durchflussmessgerät,
wie beispielsweise einen Turbinenradzähler. Turbinenradzähler besitzen
ein in der Leitung angeordnetes Turbinenrad, das mehrere Schaufeln
besitzt und durch in der Leitung strömendes Fluid in Bewegung versetzt
wird. Durch einen elektrischen Näherungssensor
wird erfasst, wie oft eine Schaufel den Näherungssensor passiert. Jedes
Passieren führt
zu einem Zählimpuls,
sodass aus einer Zählrate,
die die Zahl der Zählimpulse
pro Zeiteinheit angibt, auf die Drehgeschwindigkeit des Schaufelrads
und daraus mittels eines Kalibrierungsparameters auf den Volumenstrom
in der Leitung geschlossen werden kann.
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Fluid-Durchflussmesssysteme
müssen
in regelmäßigen Abständen kalibriert
werden, damit beispielsweise eine alterungsbedingte Messabweichung
detektiert werden kann Dazu werden gewöhnlich die Durchflussmessgeräte nach
einem vorgegebenen Zeitintervall aus der Leitung ausgebaut. Anschließend wird
eine mit hoher Genauigkeit bekannte Kalibriermenge an Fluid durch
die Durchflussmessgeräte
geschickt und überprüft, ob die
anhand des Kalibrierparameters des Durchflussmessgeräts errechnete
Fluidmenge der tatsächlichen
Kalibriermenge entspricht.
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Nachteilig
dabei ist, dass das Durchflussmessgerät zum Kalibrieren gewöhnlich ausgebaut
werden muss, um es mit einer Kalibriereinrichtung an einem anderen
Ort zu kalibrieren. Somit findet die Kalibrierung unter den Bedingungen
statt, unter denen das Durchflussmessgerät auch zum Messen eingesetzt
wird. Die Kalibrierung an einem anderen Ort wird hinfällig, wenn
das Durchflussmessgerät
nicht ausreichend messstabil ist, es also unter veränderten
Bedingungen sein Messverhalten ändert.
Veränderte
Bedingungen können
sich beispielsweise durch unterschiedliche Fluide ergeben, die sich
in den Stoffparametern unterscheiden. Die meisten Kalibriereinrichtungen
funktionieren mit Wasser- oder Testbenzin. Das macht eine Kalibrierung
problematisch, wenn im Einsatz der Durchfluss eines anderen Fluids
bestimmt werden soll. Außerdem
stimmen oft die Einbaubedingungen des Durchflussmessgerätes in der
Kalibriereinrichtung nicht mit denen am Einsatzort überein.
Weiterhin ist ein Aus- und Einbauen zusammen mit einer Kalibrierung
des Durchflussmessgerätes zeitaufwändig, sodass
längere
Stillstandszeiten, beispielsweise einer Anlage, in die das Durchflussmessgerät für den Messbetrieb
eingesetzt wird, die Folge sein können.
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Aus
der
DE 42 42 444 A1 ist
ein Verfahren zum Prüfen
und Eichen eines Durchflussvolumenzählers bekannt. Bei diesem Impulsverfahren
ist eine Rohrprüfschleife
vorgesehen, in der ein Referenzzähler
vorhanden ist. Zum Prüfen
des Durchflussvolumenzählers
wird das Volumen in diese Rohrleitung eingeleitet. Nachteilig hieran
ist, dass der Referenzzähler
ständig
vorbehalten werden muss. Zudem wird das Problem des Kalibrierens
auf den Referenzzähler
verlagert.
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Aus
der
DE 10 2005
038 428 A1 ist ein Impulskraft-Durchflussmessgerät bekannt,
das vorteilhaft in Fluid-Durchflussmesssystemen einsetzbar ist.
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Der
Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zum Kalibrieren
eines Fluid-Durchflussmesssystems
anzugeben, das leicht durchführbar
ist.
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Die
Erfindung löst
die Aufgabe durch ein Verfahren zum Kalibrieren eines Fluid-Durchflussmesssystems
mit einer Leitung für
ein Fluid, eines in der Leitung angeordneten stromaufwärtigen Durchflussmessgerätes, eines
in der Leitung angeordneten stromabwärtigen Durchflussmessgerätes und
einer zwischen dem stromaufwärtigen
Durchflussmessgerät
und dem stromabwärtigen
Durchflussmessgerät
angeordneten Fluid-ab- und/oder -einleitvorrichtung, mit den Schritten:
(a) Durchleiten eines Fluids durch die Leitung, (b) Erfassen eines
ersten Fluid-Durchflussmesswerts mit den beiden Durchflussmessgeräten, (c)
Ab- oder Einleiten einer Referenz-Fluidmenge mittels der Fluidab-
und/oder -einleitvorrichtung und Ermitteln der Referenz-Fluidmenge
mit einer vorgegebenen Genauigkeit, (d) Erfassen mindestens eines
zweiten Fluid-Durchflussmesswerts mit den beiden Durchflussmessgeräten während des
Ab- oder Zuleitens der Referenz-fluidmenge, und (e) Ermitteln mindestens
eines Kalibrierparameters zum Kalibrieren des Fluid-Durchflussmesssystem
aus dem ersten Fluid-Durchflussmesswert, dem zweiten Fluid-Durchflussmesswert
und der Referenz-Fluidmenge.
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Gemäß einem
zweiten Aspekt löst
die Erfindung das Problem durch ein Fluid-Durchflussmesssystem mit
einem stromaufwärtigen
Durchflussmessgerät,
einem stromabwärtigen
Durchflussmessgerät
und einer zwischen dem stromaufwärtigen
Durchflussmessgerät
und dem stromabwärtigen
Durchflussmessgerät
angeordneten Fluidab- und/oder -einleitvorrichtung, wobei die Durchflussmessgeräte mit einer
elektrischen Steuerung in Verbindung stehen und die Steuerung eingerichtet
ist zum Durchführen
eines erfindungsgemäßen Verfahrens.
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Vorteilhaft
an der Erfindung ist, dass die Kalibrierung schnell durchführbar ist.
Zur Kalibrierung muss das Durchflussmessgerät vorteilhafterweise auch nicht
ausgebaut werden, sodass keine Stillstandszeiten entstehen.
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Wenn
das Durchflussmesssystem dazu verwendet wird, Volumenströme von Problem-Fluiden
wie beispielsweise giftigen, verkeimten oder radioaktiven Fluiden
zu messen, wird dadurch, dass ein Ausbau verzichtbar ist, eine Gefährdung von
Bedienungspersonal vermindert.
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Vorteilhaft
ist zudem, dass eine Kalibrierung stets mit genau dem Fluid durchgeführt werden
kann, dessen Volumenstrom im späteren
Einsatz des Fluid-Durchflussmesssystems zu messen ist. Wenn beispielsweise
eine Kennlinie des Durchflussmessgeräts, die die Abhängigkeit
der Zählrate
vom Durchfluss angibt, von der Viskosität des Fluids abhängt, so
muss die Kalibrierung mit einer Flüssigkeit der gleichen Viskosität durchgeführt werden,
um systematische Messfehler zu verhindern. Die Viskosität des Fluids
kann sich aber, beispielsweise wegen der Temperaturabhängigkeit
der Viskosität,
schnell ändern.
In diesem Fall kann mit Hilfe der Erfindung in vorteilhafter Weise
sehr schnell eine Neukalibrierung des Fluid-Durchflussmesssystems durchgeführt werden.
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Es
ist ein weiterer Vorteil der Erfindung, dass sie eine Automatisierung
erlaubt. Ein erfindungsgemäßes Verfahren
kann daher mit Hilfe einer elektrischen Steuerung, die in der Regel
ohnehin vorhanden ist, in regelmäßigen, kurzen
Zeitintervallen wiederholt werden, ohne dass hierzu Bedienpersonal
notwendig wäre.
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Weiterhin
ist von Vorteil, dass das erfindungsgemäße Durchflussmesssystem in
kompakter Bauform ausgeführt
werden kann, so dass es gegenüber
anderen Durchflussmessgeräten,
wie zum Beispiel Coriolisdurchflussmessgeräten, wenig Raum einnimmt.
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Da
zur Kalibrierung des Fluid-Durchflussmesssystems das Fluid verwendet
werden kann, dessen Durchfluss gemessen werden soll, kann durch
eine Messung der Dichte des Fluids vorteilhafter Weise auch der
Massenstrom des Fluids durch die Leitung ermittelt werden.
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Im
Rahmen der vorliegenden Beschreibung wird unter einem Fluid insbesondere
eine Flüssigkeit,
wie beispielsweise eine newtonsche Flüssigkeit verstanden. Das Verfahren
und die Vorrichtung sind jedoch prinzipiell auch zur Verwendung
mit Gasen geeignet. Unter einer Fluidab- und/oder -einleitvorrichtung
wird eine Komponente des Fluid-Durchflussmesssystems verstanden,
mit deren Hilfe Fluid in die Leitung abgegeben oder aus der Leitung
entnommen werden kann. Eine derartige Fluidab- und/oder -einleitvorrichtung kann beispielsweise
durch eine Koppelvorrichtung gebildet sein, mit deren Hilfe ein
externes kalibriertes Fluidreservoir an die Leitung ankoppelbar
ist. Alternativ kann die Fluidab- und/oder -einleitvorrichtung aber
auch dauerhaft mit der Leitung verbunden sein.
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Unter
einem Fluid-Durchflussmesswert ist insbesondere jede Größe oder
jedes Signal zu verstehen, die bzw. das Informationen darüber codiert,
welcher Durchfluss an Fluid durch die Leitung vorliegt. Das Erfassen
des Fluid-Durchflussmesswerts kann beispielsweise ein Aufnehmen
einer Zählrate
eines Turbinenradzählers
oder das Messen einer Hall-Spannung in einem Durchflussmessgerät nach dem
Hall-Prinzip sein.
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Unter
einem Ab- oder Einleiten ist insbesondere zu verstehen, dass eine
die Referenz-Fluidmenge dauerhaft aus der Leitung entfernt, zwischengespeichert
oder um einen der Durchflussmessgerät herumgeleitet wird. Alternativ
kann die Referenz-Fluidmenge
auch einem externen Speicher entnommen werden.
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Unter
dem Ermitteln der Referenz-Fluidmenge mit einer vorgegebenen Genauigkeit
ist zu verstehen, dass das Ab- oder Einleiten der Referenz-Fluidmengen
so durchgeführt
wird, dass eine vorgegebene relative oder absolute Genauigkeit nicht
unterschritten wird. Beispielsweise liegt eine solche vorgegebene
relative Genauigkeit bei 10-4. Das Ermitteln
der Referenz-Fluidmenge kann auch dadurch geschehen, dass ein Referenz-Durchfluss
mit einer vorgegebenen Genauigkeit ermittelt wird.
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Unter
einem Kalibrierparameter wird jede Größe bzw. Zahl verstanden, mit
deren Hilfe aus Rohdaten des Durchflussmesssystems oder des Durchflussmessgerätes, wie
einer Zählrate
oder einer Hall-Spannung, der Durchfluss durch die Leitung ermittelt
werden kann. Unter dem Kalibrieren des Fluid-Durchflussmesssystems
wird insbesondere verstanden, dass zumindest eines der Durchflussmessgeräte kalibriert
wird.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform
ist das Durchflussmessgerät
ein Turbinenradzähler.
Einige Turbinenradzähler
haben vorteilhafterweise eine geringe relative Wiederholunsicherheit,
insbesondere in der Größenordnung
von 10
-5. Die geringe Wiederholunsicherheit
führt zu
einer geringeren Messunsicherheit des erfindungsgemäß kalibrierten
Fluid-Durchflussmesssystems. Bevorzugt umfasst das erfindungsgemäße Verfahren daher
auch das Erfassen der Zählrate
elektrischer Zählimpulse
des Turbinenradzählers.
Das Verfahren ist jedoch nicht auf Turbinenradzähler beschränkt, sondern kann beispielsweise
auch mit Flügelradzählern, Verdrängungszählern, magnetisch-induktiven
Durchflussmessgeräten,
Coriolis-Durchflussmessgeräten,
Stau druck- und Drosseldurchflussmessgeräten, Venturirohren sowie Ultraschalldurchflussmessgeräten durchgeführt werden.
Besonders geeignet sind Durchflussmessgeräte, wie sie in der
DE 10 2005 038 428
A1 beschrieben sind.
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Das
Ermitteln der Referenz-Fluidmenge umfasst bevorzugt ein Ermitteln
einer Masse und/oder eines Volumens der Referenz-Fluidmenge. Das
Volumen der Referenz-Fluidmenge
wird bevorzugt dadurch ermittelt, dass die Referenz-Fluidmenge mittels
eines Zylinders in die Leitung eingeleitet oder aus der Leitung
abgeleitet wird. Der Zylinder besitzt eine Zylinderbuchse, in der
ein Kolben läuft.
Die Querschnittsfläche
der Zylinderbuchse kann mit hoher Genauigkeit bestimmt werden. Aus
dem Produkt von Querschnittsfläche
und einem ebenfalls mit einer hohen Genauigkeit ermittelbaren Kolbenhub
kann die aus dem Zylinder abgegebene Fluidmenge mit hoher Genauigkeit
erfasst werden. Daraus folgt vorteilhafterweise eine hohe Genauigkeit
des erfindungsgemäßen Kalibrierverfahrens.
Ein Vorteil dieser Vorgehensweise ist zudem, dass der Kolben einfach
mit einem Motor bewegt werden kann. Der Kolbenhub ist vorteilhafterweise
mit messtechnisch einfachen Mitteln mit hoher Genauigkeit erfassbar.
Es ergibt sich so eine besonders einfache, robuste und zuverlässige Möglichkeit, um
die Referenz-Fluidmenge ab- oder einzuleiten.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform
umfasst das Ab- oder Einleiten der Referenz-Fluidmenge ein Ableiten eines Teils
des Fluids in eine Nebenleitung, wobei in der Nebenleitung zumindest
ein stromaufwärtiges
Nebenleitungs-Durchflussmessgerät
und eine Neben-Fluidab- und/oder -einleitvorrichtung angeordnet
ist. Diese Variante ist besonders dann vorteilhaft, wenn der Durchfluss
in einer Leitung mit einem großen
Querschnitt gemessen werden soll. In diesem Fall ist es günstig, eine
relativ große
Referenz-Fluidmenge ab- oder einzuleiten.
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Um
dazu keine großen
Behälter
vorsehen zu müssen,
wird die Nebenleitung vorgesehen, die mit der Leitung einerseits
an einer Stelle zwischen dem stromaufwärtigen und dem stromabwärtigen Durchflussmessgerät und andererseits
stromabwärts
hinter dem stromabwärtigen
Durchflussmessgerät
verbunden ist. Die Nebenleitung überbrückt also
das stromabwärtige
Durchflussmessgerät.
Das ist besonders dann vorteilhaft, wenn beispielsweise mit einem
kleinen Referenzvolumen beispielsweise ein Volumendurchfluss in
einer Rohrleitung einer größeren Rohrnennweite
bestimmt werden soll. Das ist besonders dann vorteilhaft, wenn das stromaufwärtige Durchflussmessgerät und/oder
das stromabwärtige
Durchflussmessgerät
kein Turbinenradzähler
ist. bzw. sind. In diesem Fall können
das stromaufwärtige
und/oder das stromabwärtige
Durchflussmessgerät,
die möglicherweise
eine geringere Messgenauigkeit aufweisen als ein Turbinenradzähler, mit
dem genaueren Turbinenradzähler
kalibriert werden.
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In
einer besonders bevorzugten Ausführungsform
ist in der Nebenleitung eine Neben-Fluidab- und/oder -einleitvorrichtung
und ein stromabwärts
hinter der Neben-Fluidab-
und/oder -einleitvorrichtung angeordnetes stromabwärtiges Nebenleitungs-Durchflussmessgerät angeordnet.
In diesem Fall können
durch Abarbeiten der oben genannten Schritte (a) bis (e) Anspruch
1 jeweils bezogen auf die Nebenleitung das stromaufwärtige und
das stromabwärtige
Nebenleitungs-Durchflussmessgerät
kalibriert werden und anschließend
können
mit deren Hilfe die Durchflussmessgeräte in der (Haupt-)Leitung kalibriert
werden. Es ist möglich, die
Nebenleitungs-Durchflussmessgeräte ihrerseits
mittels einer weiteren Nebenleitung zu kalibrieren. Es können so
prinzipiell beliebig viele Nebenleitungsanordnungen ineinander geschachtelt
werden. Zweckmäßig sind jedoch
maximal zwei Schachtelungstiefen, da sich auftretende Kalibrierungsfehler
addieren und so die Messunsicherheit der Durchflussmessgeräte der (Haupt-)Leitung
mit jeder Schachtelungstiefe steigt.
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Bevorzugt
weist die Nebenleitung eine geringere Nennweite auf als die Leitung.
Dadurch ergibt sich ein geringer apparativer Aufwand für die Nebenleitung.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform
umfasst das erfindungsgemäße Verfahren
die Schritte des Durchleitens des Fluids mit einem voreingestellten
Durchfluss durch die Leitung und des Durchführens der Schritte (a) bis
(e) für
mindestens zwei unterschiedlich voreingestellte Durchflüsse durch
die Leitung, sodass mindestens zwei von dem Durchfluss abhängige Kalibrierparameter
ermittelt werden.
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Durchflussmessgeräte, wie
beispielsweise Turbinenradzähler,
können
Abweichungen von einem streng linearen Zusammenhang zwischen dem
zu messenden Durch fluss durch die Leitung und der Messgröße aufweisen,
die sie aufnehmen. Für
einen Turbinenradzähler
beispielsweise ist die Kennlinie, die die Zählrate mit dem Durchfluss durch
die Leitung verknüpft,
zwar über
weite Bereiche der Zählrate
eine Gerade von Typ: f = K·q
+ f0. Die Kennlinie weist jedoch bei geringen
Durchflüssen
und damit kleinen Zählraten
eine Nichtlinearität
auf. Um auch kleine Durchflüsse
präzise
messen zu können,
ist es vorteilhaft, diese Nichtlinearität der Kennlinie zu erfassen.
Dazu werden unterschiedliche Durchflüsse durch die Leitung eingestellt
und konstant gehalten und anschließend Fluid-Durchflussmesswerte
wie oben beschrieben vor und nach dem Ab- oder Einleiten der Referenzfluidmenge
gemessen. Auf diese Weise kann näherungsweise
eine Steigung der Kennlinie in Abhängigkeit von dem Durchfluss
gemessen werden. Aus mehreren derartigen Messungen lässt sich
die Kennlinie mit hoher Genauigkeit rekonstruieren.
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Besonders
bevorzugt umfasst das erfindungsgemäße Verfahren den Schritt des
Ermittelns einer Kennlinie für
eine Abhängigkeit
des Fluid-Durchflussmesswert vom Durchfluss. Ein derartiges Kennfeld
ist ein Satz aus mehreren Kalibrierparametern und ordnet Fluid-Durchflussmesswerten,
wie beispielsweise Zählraten eines
Turbinenradzählers,
den Durchfluss durch die Leitung zu. Ein derartiges Kennfeld wird
beispielsweise in einem digitalen Speicher einer elektrischen Steuerung
des Fluid-Durchflussmesssystems
gespeichert und zum Berechnen des Durchflusses durch Interpolation
aus dem Fluid-Durchflussmesswert verwendet. Vorteilhaft hieran ist,
dass auch eine nichtlineare Abhängigkeit
des Durchflusses von dem Fluid-Durchflussmesswert präzise erfassbar
ist.
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Alternativ
oder additiv umfasst das Verfahren den Schritt des Ermittelns mindestens
eines Kennlinienparameters einer parametrisierten Kennlinie, die
die Abhängigkeit
des Fluid-Durchflussmesswertes vom Durchfluss angibt, aus den mindestens
zwei von dem Durchfluss abhängigen
Kalibrierparametern. Die Kennlinie kann häufig in mehrere Abschnitte
unterteilt und in diesen Abschnitten durch einfache parametrisierte Funktionen
wie beispielsweise Geraden oder Splines beschrieben werden. Die
Grenzen der Abschnitte und die Parameter dieser einfachen Funktionen
charakterisieren die Kennlinie in der Regel mit hinreichender Genauigkeit.
Durch das Ermitteln dieser Kennlinienparameter wird eine einfache
Beschreibung der Kennlinie er halten, sodass aus einem erfassten
Fluid-Durchflussmesswert leicht der Durchfluss berechnet werden
kann.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform
wird das Ab- oder Einleiten der Referenz-Fluidmenge mit einem voreingestellten
Referenz-Durchfluss durchgeführt,
wobei der Referenz-Durchfluss kleiner ist als beispielsweise ein
Zehntel des Durchflusses des Fluids. Auf diese Weise ergibt sich
eine gute Schätzung
für die Steigung
der Kennlinie an der Stelle des jeweiligen voreingestellten Durchflusses
durch die Leitung.
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Ein
erfindungsgemäßes Fluid-Durchflussmesssystem
ist bevorzugt dadurch gekennzeichnet, dass die Fluidab- und/oder
-einleitvorrichtung totraumfrei ist. Toträume führen beispielsweise bei einer
Verwendung des Fluid-Durchflussmesssystems in der Lebensmitteltechnologie
zu Keimnestern und sind deshalb zu vermeiden. Durch die Totraumfreiheit
wird das erfindungsgemäße Fluid-Durchflussmesssystem,
wenn es beispielsweise in Edelstahl ausgeführt wird, auch für die Lebensmittelindustrie
einsetzbar.
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Im
Folgenden wird ein Ausführungsbeispiel
der Erfindung anhand der beigefügten
Zeichnungen näher erläutert. Dabei
zeigt
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1 eine
schematische Ansicht eines erfindungsgemäßen Fluid-Durchflussmesssystems,
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2 eine
schematische Ansicht einer weiteren Ausführungsform eines erfindungsgemäßen Fluid-Durchflussmesssystems,
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3 eine
schematische Kennlinie, die die Abhängigkeit des Durchflusses von
dem Fluid-Durchflussmesswert in Form einer Zählrate eines Turbinenradzählers angibt,
und
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4 eine
schematische Ansicht eines Turbinenradzählers.
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1 zeigt
ein Fluid-Durchflussmesssystems 10, das ein stromaufwärtiges Durchflussmessgerät 12 in
Form eines Turbinenradzählers,
ein stromabwärtiges
Durchflussmessgerät 14 wiederum
in Form eines Turbinenradzählers
und eine zwischen dem stromaufwärtigen
Durchflussmessgerät 12 und
dem stromabwärtigen Durchflussmessgerät 14 angeordnetem
Fluidab- und/oder -einleitvorrichtung in Form eines Zylinders 16 aufweist.
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Der
Zylinder 16 besitzt eine Zylinderbuchse 18, in
der ein Kolben 20 läuft,
der wiederum mit einem Motor 22 definiert in die Zylinderbuchse 18 auf-
und abgefahren werden kann. Die Zylinderbuchse 18 steht über einen
Anschlussstutzen 24 in Verbindung mit einer Leitung 26,
durch die ein Fluid 28 in Form einer newtonschen Flüssigkeit
fließt.
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Bei
dem stromaufwärtigen
Durchflussmessgerät 12 und
dem stromabwärtigen
Durchflussmessgerät 14 handelt
es sich um Turbinenradzähler,
die wie in 4 gezeigt aufgebaut sind. Der
Turbinenradzähler 12 umfasst
ein Turbinenrad 30 mit mehreren Turbinenschaufeln 32.1, 32.2,
..., von denen in 4 nur die beiden Turbinen schaufeln 32.1 und 32.2 gezeigt
sind. Das Turbinenrad 30 ist um eine Längsachse 34 drehbar
gelagert. Fluid 28, das in Richtung einer Durchflussrichtung,
die durch einen Pfeil R angedeutet ist, durch die Leitung 26 fließt, versetzt
das Turbinenrad 30 in Drehung, sodass die Turbinenschaufeln 32.1, 32.2,
... in regelmäßigen Abständen an
einem Impulszähler 36 vorbeilaufen.
Der Impulszähler 36 umfasst
einen magnetisierten Kern 38 und eine Spule 40,
in der ein elektrischer Zählimpuls
induziert wird, wenn eine Turbinenschaufel an dem Pulszähler 36 vorbeiläuft.
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Der
Impulszähler 36 ist über eine
elektrische Leitung 42 (1) mit einer
elektrischen Steuerung 44 verbunden, wobei die elektrische
Steuerung 44 zudem mit dem stromabwärtigen Turbinenradzähler 14 und dem
Motor 22 elektrisch verbunden ist. Alternativ zu den elektrischen
Leitungen können
auch Funkschnittstellen eingesetzt werden.
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Das
Fluid-Durchflussmesssystem 10 wird wie im Folgenden beschrieben
kalibriert. Zunächst
wird ein Fluid 28 mit einem Durchfluss q durch die Leitung 26 hindurchgeleitet.
Dieser Durchfluss hat beispielsweise die Dimension l/s oder kg/s.
Aufgrund dieses Durchflusses q wird von dem stromaufwärtigen Turbinenradzähler 12 ein
erster Fluid-Durchflussmesswert in Form einer ersten Zählrate f12 erfasst. Auf ähnliche Weise wird von dem
stromabwärtigen
Turbinenradzähler 14 eine
gleichzeitige Zählrate
f14 erfasst. Die Zählraten f12,
f14 geben die Zahl der elektrischen Impulse
wieder, die in eine vorgegebene Zeit, beispielsweise pro Minute,
in der Spule 40 (4) induziert
werden.
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Während einer
ersten Messzeit T
1 wird die Impulssumme
S
12 des stromauwärtigen Turbinenradzählers
12 und
die Impulssumme S
14 des stromabwärtigen Turbinenradzählers
14 aufgenommen.
Dies geschieht mit einer in der Steuerung
44 vorhandenen
Zeitmesseinrichtung zum Starten und Stoppen der ersten Messzeit
T
1 und damit des gleichzeitigen Zählvorgangs
beider Turbinenradzähler
12,
14.
Aus den Impulssummen S
12, S
14 wird
von der Steuerung
44 der Quotient
berechnet.
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Aufgrund
einer Vorkalibrierung der Turbinenradzähler
12,
14 ist
der Durchfluss q in erster Näherung ermittelbar.
Die Steuerung
44 errechnet aus dem Durchfluss q einen vorgegebenen
Bruchteil, beispielsweise ein Viertel, und steuert während einer
zweiten Messzeit T
2, die der ersten Messzeit
T
1 entspricht, den Motor
22 des
Zylinders
16 so an, dass eine in einem Referenz-Volumen
46 der
Zylinderbuchse
18 vorhandene Referenz-Fluidmenge ΔV
1 mit einem Referenz-Durchfluss q
ref in die Leitung
26 eingeleitet
wird. Während
der Messzeit T
2 messen die Turbinenradzähler
12,
14 eine
zweite Impulssumme, S
12', S
14', wobei der Strich
andeutet, dass die Messung während
des Einleitens der Referenz-Fluidmenge
46 durchgeführt wurde.
Von der Steuerung
44 wird erneut der Quotient
berechnet. Durch diese Gleichung
wird ΔS
14 definiert zu
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Aus
Gleichung (3) ist ΔS
14 bekannt, ΔV
1 ist
aufgrund einer Kalibrierung des Zylinders
16 und des Motors
22 bekannt.
Damit ist auch der Kalibrierungsfaktor
bekannt, für den allgemein
K = S / V gilt, so dass sich gemäß der äquivalenten
Gleichung V = S / K aus jeder Impulssumme S das während der entsprechenden Messzeit
durch die Leitung geströmte
Volumen V errechnen lässt.
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Wenn
also als Durchfluss q der Volumendurchfluss betrachtet wird, so
ergibt sich aus den obigen Gleichungen
wobei S eine beliebige Impulssumme
des stromabwärtigen
Turbinenradzählers
sei, die in der Messzeit T aufgenommen wurde.
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Wenn
durch den Zylinder
16 die Referenz-Fluidmenge eingeleitet
statt abgeleitet wird, so lautet Gleichung (2)
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Der
Massedurchfluss ergibt sich zu
wobei Δm die Masse der Referenz-Fluidmenge
46 ist.
Um den Massedurchfluss zu bestimmen, ist es günstig, die Referenz-Fluidmenge
46 aus
der Leitung zu entnehmen.
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2 zeigt
eine alternative Ausführungsform
eines erfindungsgemäßen Fluid-Durchflussmesssystems 10,
das eine Nebenleitung 48 aufweist, die stromabwärts hinter
dem stromaufwärtigen
Turbinenradzähler 12 und
dem stromabwärtigen
Turbinenradzähler 14 abzweigt.
In der Nebenleitung 48 sind ein stromaufwärtiges Nebenleitungs-Durchflussmessgerät 50 in
Form eines Turbinenradzählers
und ein stromabwärtiges
Nebenleitungs-Durchflussmessgerät 52 ebenfalls
in Form eines Turbinenradzählers
angeordnet, zwischen denen eine Neben-Fluidab- und/oder -einleit vorrichtung
in Form eines Zylinders 54 mit der Nebenleitung 48 verbunden
ist. Der Kolben 54 ist so aufgebaut wie der Kolben 20 (1).
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Das
Fluid-Durchflussmesssystem 10 gemäß 2 wird wie
im Folgenden beschrieben kalibriert. Zunächst wird ein Ventil 56 mit
einem nicht eingezeichneten Elektromotor aufgefahren, sodass Fluid 28 durch
die Nebenleitung 48 strömt.
Das Ventil R kann auch pneumatisch angetrieben werden. Sodann wird
das oben beschriebene Verfahren für die beiden Turbinenradzähler 50, 52 durchgeführt und
diese somit kalibriert. Mit einem weiteren Regelventil mit Absperrfunktion
in der Leitung 26 besteht die Möglichkeit, wenn es erforderlich ist,
abzusperren oder so zu regeln, dass der Durchfluss in der Nebenleitung
konstant gehalten wird. Anschließend wird das Ventil 56 geschlossen.
Nachfolgend werden die Turbinenradzähler 12 und 14 dadurch
kalibriert, dass der Turbinenradzähler 14 durch Öffnen und
Schließen
des Ventils 56 teilweise überbrückt und währenddessen mit den Nebenleitungs-Durchflussmessgeräten 50, 52 der
Durchfluss durch die Nebenleitung 48 gemessen wird. Die
um das Nebenleitungs-Durchflussmessgerät 14 herumgeleitete
Fluidmenge stellt die Referenz-Fluidmenge in der obigen Rechnung
dar.
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Die
Nebenleitung 48 weist dabei einen Querschnitt auf, der
kleiner als die Hälfte
bzw. ein Drittel des Querschnitts der Leitung 26 beträgt.
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3 zeigt
schematisch eine Kennlinie L, die die Zählrate f in Abhängigkeit
von dem Durchfluss q angibt. Die Kennlinie besitzt einen ersten,
nichtlinearen Abschnitt A und einen zweiten, linearen Abschnitt
B. Wird Fluid mit verschiedenen Durchflüssen q1,
q2, q3 durch die
Leitung 26 hindurchgeleitet und anschließend bei konstantem
Durchfluss der Referenz-Durchfluss qref hinzugefügt oder
abgeleitet, so kann dadurch ein Steigungsdreieck im jeweiligen Punkt
q1, q2, q3 der Kennlinie L ermittelt werden. Es ergeben
sich so jeweilige Steigungen K1, K2, K3. Durch mehrere
Messungen bei verschiedenen Durchflüssen ergibt sich so die in 3 dargestellte
Kennlinie L.
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Die
Steigung K der Kennlinie L im Abschnitt B stellt dort den Kalibrierparameter
dar, mit dem aus dem Durchflussmesswert f der Durchfluss q errechnet
werden kann. Im Abschnitt A kann die Kennlinie L beispielsweise
durch ein abschnittsweise definiertes Polynom beschrieben werden,
das Parameter aufweist. Diese Parameter, die Steigung K der Kennlinie
L im Abschnitt B und die Grenze zwischen den Abschnitten A und B
stellen Kennlinienparameter dar, die die Kennlinie L eindeutig beschreiben.
Nach der beschriebenen Kalibrierung kann anhand der Kalibrierparameter
in Form der Kennlinienparameter oder, wenn die Kennlinie überall hinreichend
linear ist, allein der Steigung K, die dann den einzigen Kalibrierparameter
darstellt, aus dem Durchflussmesswert f eindeutig der Durchfluss
q bestimmt werden. Statt der Zählrate
f kann, wie oben beschrieben, stets auch die Impulssumme S verwendet
werden.
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Wenn
einer der Turbinenradzähler
eine Kennlinie L hat, die eine Ursprungsgerade ist, kann eine nichtlineare
Kennlinie des anderen Turbinenradzählers ermittelt werden.
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- 10
- Fluid-Durchflussmesssystem
- 12
- stromaufwärtiger Turbinenradzähler
- 14
- stromabwärtiger Turbinenradzähler
- 16
- Zylinder
- 18
- Zylinderbuchse
- 20
- Kolben
- 22
- Motor
- 24
- Anschlussstutzen
- 26
- Leitung
- 28
- Fluid
- 30
- Turbinenrad
- 32
- Turbinenschaufel
- 34
- Längsachse
- 36
- Impulszähler
- 38
- Kern
- 40
- Spule
- 42
- elektrische
Leitung
- 44
- Steuerung
- 46
- Referenz-Fluidmenge
- 48
- Nebenleitung
- 50
- stromaufwärtiges Nebenleitungs-Durchflussmessgerät
- 52
- stromabwärtiges Nebenleitungs-Durchflussmessgerät
- 55
- Zylinder
- 56
- Ventil
- q
- = V / T oder m / T
- qref
- Referenz-Durchfluss
- qvol
- Volumendurchfluss
- qM
- Massedurchfluss
- L
- Kennlinie
- m
- Masse
des Fluids
- f12, f14
- Zählrate
- R
- Durchflussrichtung
- S1, S2
- Impulssumme
ohne Ab- oder Einleiten
- S'12,
S'14
- Impulssumme
mit Ab- oder Einleiten
- t
- Zeit
- T1, T2
- Messzeit
- V
- Volumen
des Fluids
- ΔV
- Referenz-Fluidmenge
- X
- Quotient
- K
- Steigung
der Kennlinie