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Stand der Technik
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Für die Herstellung
von Tiefbohrungen zur Exploration von Bodenschätzen (Erdöl, Erdgas, geothermische Bohrungen)
werden verschiedene Verfahren angewandt. Die gebräuchlichste
Art der Bohrungen geschieht über
einen Bohrkopf, der über Bohrgestänge angetrieben
wird. In einem Bohrturm werden Rohre miteinander verschraubt. Ein
im Bohrturm befindlicher Antrieb bringt das erforderliche Drehmoment über diese
Rohre zum Bohrkopf, der mit Hilfe von rotierenden Meisseln den Boden
im Bohrloch aufbricht. Durch die Rohre wird Spülflüssigkeit unter Druck zum Bohrer
transportiert. Diese hat die Aufgabe, den Bohrer zu kühlen und
das aufgebrochene Bohrklein an die Oberfläche zu spülen. Dort wird das Bohrklein
abgefiltert. Das gereinigte Spülmedium
wird wieder in das Bohrloch gepumpt.
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Neben
dieser Bohrmethode hat sich ein neues Verfahren behauptet, dass
ohne das klassische Bohrgestänge
arbeitet: Das COIL TUBING Verfahren. Das Gestänge ist durch ein mehrere hundert
Meter langes elastisches Stahlrohr ersetzt, das auf einer großen Trommel
aufgewickelt ist. Durch dieses Rohr wird Spülflüssigkeit mit hohem Druck gepresst.
Damit wird ein hydraulischer Motor angetrieben, der den Bohrkopf
antreibt. Das entspannt austretende Spülwasser dient zur Austragung
des Bohrkleins aus dem Bohrloch.
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Aktuelle
Entwicklungen setzen Elektromotoren zum Bohren ein. Der Elektromotor
wird über
eine koaxial angeordnete rohrförmige
Leitung versorgt, in deren Mitte die Spülflüssigkeit läuft.
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In
etwa 800–1000
m Tiefe wird das Bohrloch abgesetzt. Der Bohrer wird an der Leitung
aus dem Bohrloch gezogen. In das Bohrloch wird ein Stahlrohr eingebracht
um dieses abzustützen
und Erosion an der Bohrwand zu verhindern. Mit einer Zementmischung
wird das Bohrloch hinterfüttert
und damit stabilisiert. Mit einem entsprechend kleineren Bohrer kann
nach diesem Arbeitsgang weitergebohrt werden.
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Mit
im Schnitt 3–4
Absetzungen wird ein Bohrloch in eine Tiefe von etwa 3000 m vorangetrieben.
Der erste Durchmesser kann dabei bis zu 800 mm betragen; der letzte
liegt bei ca. 200 mm
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Je
nach Bodenbeschaffenheit ändern
sich das Material und die Geometrie des Bohrkopfes. Es wird sowohl
mit schlagenden als auch mit drehenden Werkzeugen gearbeitet.
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Nachteile des Standes der
Technik
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Die
abgesetzte Bohrung erfordert einen unverhältnismäßig hohen Aufwand an Bohrleistung,
da deutlich mehr Grundmaterial zerkleinert und ausgebracht werden
muss. Bei einem Bohrloch ohne Absetzung kann die Menge an auszubringendem
Material in etwa um den Faktor 6–8 reduziert werden. In ähnlicher
Weise wirkt sich diese Tatsache auf Bohrleistung und Bohrkosten
aus.
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In
der Regel wird mit konstanter Geschwindigkeit und Drehzahl gebohrt.
Der Anpressdruck, der aus dem Gestängegewicht und dem Eigengewicht des
Bohrkopfes resultiert, kann nur begrenzt am Bohrturm gesteuert werden.
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Für unterschiedliche
Bodenformationen (weicher Sandstein bis harter Granit) werden unterschiedliche
Bohrkronen angeboten. Bei Veränderung der
Bodenbeschaffenheit muss die Anlage ausgebaut werden, um die Bohrkrone
zu wechseln. Das Ein- und Ausfahren des Bohrers nimmt erheblichen Zeitaufwand
in Anspruch.
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Der
Wechsel der Bodenbeschaffenheit wird über das ausgebrachte Bohrklein
optisch festgestellt. Bis die Information vom Boden des Bohrloches
bis zur Filteranlage durchgedrungen ist, wird mit einem ungeeigneten
Bohrwerkzeug gebohrt. Frühzeitiger Verschleiß und Beschädigungen
an der Bohrkrone sind dadurch vorhanden.
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Aufgabenstellung
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Aufgabe der Erfindung
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Aufgabe
der Erfindung ist daher ein Verfahren und eine Vorrichtung, Bohrungen
ohne Absetzungen über
möglichst
viele verschiedene Gesteinsschichten hinweg mit Hilfe von intelligenten
Bohreinrichtungen zu realisieren, die während des Bohrprozesses eine
haltbare Abstützung
an der Bohrwand generieren.
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Lösung der Aufgabe
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Die
Lösung
der Aufgabe wird mit einem neuartigen Bohrsystem realisiert, das
in der Lage ist Drehzahl, Anpressdruck, Drehmoment Schlagimpuls und
Schlagfrequenz dem zu bearbeitenden Untergrund so anzupassen, das
eine optimale Bohrgeschwindigkeit bei minimalem Bohrkopfverschleiß erzielt
wird. Darüber
hinaus ist die Bohreinrichtung in der Lage, während des Bohrvorganges eine
Bohrlochabstützung
entweder selbst zu erzeugen oder vorgeformte Bleche mit in das Bohrloch
zu schleppen, die ihrerseits das Bohrloch permanent abstützen.
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Das
Bohrsystem besteht in der Regel aus 5 Funktionsbaugruppen:
- – ein
leistungsstarker Elektro- oder Hydraulikmotor (mud motor) mit wahlweise
einem geeigneten regelbaren Getriebe oder Frequenzumrichter. Der Motor
wird entweder über
eine geeignete Spannungsversorgung mit Starkstrom versorgt, oder über die
Druckspülung
angetrieben, die vorzugsweise über
eine flexible Schlauchverbindung realisiert wird. Über ein
geeignetes Wandlergetriebe lässt
sich Drehzahl und Drehmoment stufenlos steuern.
- – einer
Vorschub- und Zentriereinheit, welche die Bohreinrichtung verspannen
kann. Diese Einheit besteht aus 2 Elementen, die abwechselnd das gesamte
Bohrsystem verspannen und den Vorschub generieren. Die Zentriereinheiten
werden vom Navigationssystem angesteuert und erlauben dem Bohrsystem
Richtungskorrekturen
- – einem
Bohrkopf, der die äußere Bohrkrone
verstellen kann. Durch die Generierung der Abstützung muss der Kronendurchmesser
veränderbar sein,
da das Bohrsystem sonst mit der Abstützung beim Zurückfahren
kollidieren würde.
Der Bohrkopf ist mit einer Mechanik ausgerüstet, die sowohl drehende als
auch schlagende Prozesse erlaubt. Darüber hinaus erlaubt das Reflexionsverhalten
des Bohrkopfes auf unterschiedlichen Untergründen Rückschlüsse auf das abzutragende Material.
- – einer
Auswerte – und
Regelelektronik mit integriertem Navigationssystem. Diese Einrichtung erfasst
alle relevanten Messdaten, die für
einen optimalen Bohrfortschritt erforderlich sind. Sie generiert
Steuersignale, die die Aktuatoren für Vortriebsrichtung und – Geschwindigkeit
ansteuern. Über
geeignete Telemetrieeinrichtungen werden die Prozessdaten an die
Oberfläche übertragen.
- – einer
Einrichtung zum Generieren einer Bohrwandabstützung. Zweckmäßigerweise
werden Zemente und/oder 2 K Kunststoffe über Versorgungsleitungen in
geeignete Speicher am Bohrsystem gepumpt und über Misch- und Dosiereinrichtungen
auf die Bohrwand aufgetragen. Mit geeigneten Abstreifern wird die
Masse auf der Bohrwand verpresst und härtet aus. Für die meisten Applikationen
ist diese Form der Bohrwandabstützung
ausreichend. Alternativ dazu bietet sich die Möglichkeit, die Bohrwand mit
einer Stahlblechkonstruktion abzustützen. Dazu wird ein vom Coil gewickelter
und gerundeter Streifen am Bohrsystem formschlüssig befestigt und mit in das
Bohrloch gezogen.
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Vorteile der Erfindung
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Mit
der genanten Erfindung ergeben sich eine Reihe von Möglichkeiten,
etablierte Bohrprozesse kostengünstiger,
effizienter und umweltverträglicher
zu gestalten:
- a. Durch den Wegfall der Abstufungen
im Bohrloch lässt
sich das zu entfernende Volumen auf etwa 1/5 der ursprünglichen
Menge reduzieren. In gleicher Weise reduziert sich damit die Zerspanungsleistung,
der benötigte
Energieeinsatz und die Abraummenge.
- b. Die Bohrplatzvorbereitung wird deutlich einfacher. Das erforderliche
Rigg zur Aufnahme der Versorgungseinrichtungen ist deutlich kleiner
und leichter. Es kann auf eine zementierte Befestigung für die Aufstellung
eines Bohrturmes gänzlich
verzichtet werden.
- c. Durch die Verwendung von Bohrerintelligenz ist eine dem Untergrund
angepasste Prozessregelung möglich.
Ein deutlich schnellerer Bohrfortschritt bei reduziertem Verschleiß ist zu
erwarten.
- d. Der Bohrkopfwechsel beschränkt sich auf verschleißbedingte
Abnutzung. Häufiges
und zeitraubendes Ein- und Ausfahren des Bohrsystems kann entfallen.
- e. Die Technologie erlaubt ein Bohren auch in dicht besiedeltem
Gebiet. Das Bohrgeräusch
wird unter Tage erzeugt. Die Lärmbelastung
kann auf ein Minimum reduziert werden. Aufwändige Schallisolierungen sind
nicht nötig.
- f. Die Versorgungseinheit muss nicht in unmittelbarer Nähe des Bohrplatzes
positioniert sein. Die Kreisläufe
können über Versorgungsleitungen
angeschlossen werden.
- g. Erste Kostenrechnungen haben ergeben, dass sowohl eine Verkürzung der
Bohrzeit von deutlich über
50% realistisch ist, als auch eine Reduktion der Bohrkosten um über 60%
sehr wahrscheinlich sind. Damit wird insbesondere der Ansatz der
geothermischen Tiefenanbindung an größere Verbraucher mit Abnahmeleistungen
von ca. 1 Megawatt sehr attraktiv.
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Weiterbildungen und Ausgestaltungen
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Für das erfindungsgemäße Bohrsystem
werden hier 2 Hauptmerkmale beschrieben:
- a.
Eine Vorrichtung, die in der Lage ist, während des Bohrprozesses eine
Stützkonstruktion
für die Bohrwand
zu generieren und zusammen mit dem Bohrsystem in das Bohrloch zu
bewegen.
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Über eine
Versorgungsleitung werden Spezialzemente in einen ringförmig angeordneten
Verteiler gepumpt, der direkt hinter der Antriebseinheit platziert
ist. Über
eine ringförmig
angeordnete Zentriereinrichtung, die sich mit dem Bohrsystem schwimmend
bewegt wird der Zementeintrag gleichmäßig in die Bohrwand gepresst
und durch die Vertikalbewegung der Zentriereinrichtung mit Abstreifern
glatt gezogen. Die Aushärtezeit
ist so auf die Länge
der Zentriereinrichtung eingestellt, dass das Material nicht mehr
durch die vorbeiströmende
Bohrspülung
ausgewaschen werden kann. Zur Verbesserung der Stabilität und zur
Vergrößerung der
Oberfläche
kann eine gezahnte oder gewellte Struktur über die Abstreifer generiert
werden.
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Alternativ
zur Zementverfüllung
kann die Stützkonstruktion
auch mit 2 K Kunststoffen gestaltet werden, die über Mischdüsen die Komponenten in die
Ringkanäle
leiten Vorteilhaft ist hier der Einsatz von Tanks, die Schwankungen
im Materialverbrauch, der insbesondere bei zerklüfteten Wänden auftritt besser ausgleichen
können.
Die beiden Kunststoffe sind so eingestellt, dass ein Aushärten synchron
mit dem Vorschub erfolgt. Denkbar ist auch die Verwendung von zähflüssig eingestellten
Kunststoffen, die weniger leicht in Klüfte entweichen und durch ihre
besondere Duktilität
eine geschlossene Kunststoffoberfläche gewährleisten.
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Als
besonders vorteilhafte Ausgestaltung ist eine Lösung zu sehen, die die Möglichkeit
bietet, die Bohrwand mit beispielsweise einer Stahlblechkonstruktion
abzustützen.
Dazu wird ein vom Coil gewickelter und durch einen Zentrierring
rund gebogener Streifen so mit einer Schweißnaht versehen, sodass ein
Rohr entsteht. Eine geeignete Schweißeinrichtung erzeugt kontinuierlich
eine Längsnaht
im Rohr. Der Anfang des auf diese Weise entstandenen Rohres wird
am Bohrsystem formschlüssig
befestigt. Das Rohr wird mit der Vertikalgeschwindigkeit des Bohrsystems
in das Bohrloch bewegt. Ebenso kann anstatt Blech Kunststoff verwendet
werden.
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Die
Blechrohrkonstruktion kann auch dadurch erzeugt werden, dass der
Coil kreisförmig
um einen Zentrierdorn unter Neigung abgewickelt und zu einem Rohr
verschweißt
wird. Dabei dreht sich Wickel- und Schweißvorrichtung langsam um den
Zentrierdorn, während
sich das Rohr wird mit der Vertikalgeschwindigkeit des Bohrsystems
in das Bohrloch bewegt.
- b. Eine Vorrichtung,
die ein Bohrsystem mit Hilfe eines intelligenten Bohrkopfes einerseits
den Bohrprozess optimiert, anderseits den Vorschub und die Richtung
des Bohrsystems auf die Umgebungsbedingungen anpasst.
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Elektromotoren
lassen sich heute in idealer Weise für den geplanten Bohrprozess
herstellen. Bei entsprechender Baulänge lassen sich sehr schlanke Bauformen
mit hohen Drehmomenten verwirklichen. Sie werden mit Wasser oder
besser mit der Bohrspülung
gekühlt.
Sie lassen sich mit Drehstrom bis 1000 V betreiben. Ein Frequenzumrichter
regelt die Geschwindigkeit. Ein Getriebevorsatz vergleichbar mit dem
einer Schlagbohrmaschine ist sinnvoll, um auch bei niederen Drehzahlen
hohe Drehmomente zu generieren.
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Motoren
(Mud Motors) werden über
die Druckspülung
angetrieben. Sie sind aber nur bedingt regelbar, was dem geplanten
Bohrsystem entgegensteht. Besser ist hier eine Kombination aus Mud
Motor, der als Generator arbeitet, und einem hydraulischen Wandler,
der sich in geeigneter Weise regeln lässt. Über ein Wandlergetriebe können Drehzahl und
Drehmoment am Bohrkopf stufenlos gesteuert werden. Drehende und
schlagende Vortriebsprozesse sind miteinander kombinierbar. Es lassen
sich Hydraulikkomponenten nach dem Stand der Technik einsetzen und
für den
jeweiligen Anwendungsfall modifizieren.
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Aus
dem Mud Motor Antrieb steht hydraulische Energie auch für die Vorschub- und Zentriereinheit
zur Verfügung.
Diese regelt den Vorschub nach den Vorgaben der Bohrkopfregelung.
Zentrierung und Richtung werden vom Navigationssystem vorgegeben
und mit der Richtungsregelung geregelt. Im einfachsten Fall ist
dies ein 2 achs- gelagertes und gedämpftes Pendel nach dem Stand
der Technik. Komplexere Lösungen
lassen sich mit Hilfe von Kreiselplattformen realisieren, die ein
gerichtetes Bohren nach vorgegebenen Bohrpfaden zulassen. Der Vortrieb
wird dadurch ermöglicht,
dass mindestens 2 Vorschub- und Zentriereinheiten im Wechsel verspannt
werden bzw. die gesamte Bohreinrichtung vorantreiben. Während die
erste Vorschub- und Zentriereinheit sich im Bohrloch durch Ausfahren
geeigneter Krallen verankert sorgt die 2. Vorschub- und Zentrereinheit
für den
hydraulisch betätigten
Vorschub.
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Der
Bohrkopf muss so gestaltet sein, dass beim Zurückfahren des Bohrsystems eine
Kollision mit der Abstützung
der Bohrwand ausgeschlossen ist. Dazu bietet der Stand der Technik
verschiedene Lösungen
an. Beispielsweise Klauen, die beim Drehen ausfahren und im Stillstand
einklappen. In der Regel ist die äußere Bohrkrone nach hinten
versetzt angeordnet, wodurch eine Art Vorbohrer entsteht, der durch
die vordere Bohrkrone gebildet wird. Mit der versetzt angeordneten
Bohrkrone wird das Bohrloch quasi erweitert. Es bietet sich auch
an, innere und äußere Bohrkrone
wechselweise und/oder getrennt anzutreiben, wie bereits nach dem
Stand der Technik beschrieben. Entscheidend ist aber die Erfassung der
Beschleunigung des Bohrkopfes, sei es direkt über Beschleunigungsaufnehmer
im Bohrkopf oder indirekt über
Messung der Druckschläge
im Übertragungsmedium.
Das Reflexionsverhalten des Bohrkopfes gibt Aufschluss auf die Härte des
Untergrundes und erlaubt Rückschlüsse auf
das abzutragende Material. Die Bohrparameter: Vorschub, Drehzahl und
Schlagfrequenz lassen sich darauf abstimmen und ermöglichen
einen optimalen Bohrfortschritt.
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Die
Auswerte- und Regelelektronik mit integriertem Pendel/Navigationssystem
wird vorzugsweise generatorisch über
den Mud Motor mit Strom versorgt. Diese Einrichtung erfasst alle
relevanten Messdaten, die für
einen optimalen Bohrfortschritt erforderlich sind und wertet sie
aus. Eingangsgrößen sind
ein Beschleunigungssignal vom Bohrkopf, ein Lagesignal vom Pendel/Navigationssystem,
sowie Vorschubgeschwindigkeit. Steuerbefehle von der Leitstelle
auf der Baustelle werden ebenfalls verarbeitet. Die Auswerte- und
Regelelektronik generiert Steuersignale für Vorschub- und Richtungsaktuatoren,
Bohrkopfantrieb und Spülungsantrieb. Über geeignete
Telemetrieeinrichtungen werden nach dem Stand der Technik die Prozessdaten
an die Oberfläche übertragen,
ausgewertet und archiviert.
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Ausführungsbeispiele
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Ausführungsbeispiel
1
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Mit
Hilfe des erfindungsgemäßen Bohrsystems
soll ein 3000 m tiefes Bohrloch erzeugt werden. Zur Vorbereitung
der Bohrung wird mit Hilfe einer herkömmlichen Erdbohreinrichtung
ein ca. 5–10
m tiefes Erdloch mit einem Durchmesser von ca. 250 mm gesetzt. Nach
Entfernen des Aushubes wird das Bohrsystem mit Hilfe eines Auslegekranes
im Bohrloch eingesetzt.
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Bild
1: Über
dem Bohrloch (1) wird ein einfacher Geräteträger (2) aufgestellt
und mit Bodenklammern (3) fixiert. Dieser Geräteträger zentriert
und führt
die Druckspülleitung
(4) in einer Bremsrolle (5). Auf dem Maschinenwagen
(6) wird die Druckschlauchtrommel (7) aufgesetzt. Über Schlauchstützen (8)
wird die Druckspülleitung
(3) mit dem erfindungsgemäßen Bohrsystem (9)
verbunden.
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Durch
die Blechrolleninnenzentrierung (10) wird der Rücklauf der
Druckspülung
gesammelt und auf eine Filtereinrichtung (11), die das
Bohrklein ausfiltert geleitet. Die gefilterte Bohrspülung (12)
gelangt aus dem Speicher- und Klärbereich
in eine Hochdruckpumpe (13) auf dem Maschinenwagen und
wird von dort über
die Druckspülleitung
(4) dem Bohrsystem zugeführt.
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Bild
2: Das erfindungsgemäße Bohrsystem (9)
ist im Bohrloch eingesetzt. An einem flexiblen Mitnehmer (14)
ist das Stützrohr
(15) fixiert. In den Zentrierringen (16) und (17)
wird mit Unterstützung
der Blechrolleninnenzentrierung (10) das Blech von der Rolle
(19) zu einem geschlitzten Rohr vorgeformt. Die Schweißeinrichtung
(18) verbindet die beiden Blechseiten mit einer kontinuierlich
erzeugten Schweißnaht.
Statt der Schweißeinrichtung
kann das Blech auch durch Kaltumformungsprozesse zu einem geschlossenen
Rohr verquetscht werden. Insbesondere vor dem Hintergrund einer
möglichen
Explosionsgefahr bei Erdgasaustritt ist diese Methode sinnvoll.
Im Stützrohr
eingelassen sind symmetrisch angeordnete Reibräder (20), die als
Gegenhalter für den
Bremsantrieb (9) und als Abstützräder für Umformprozesse dienen.
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Vorzugsweise
kann das Blech auch durch ein Kunststoffrohr substituiert werden.
Das spezifische Gewicht ist so zu wählen, dass das Rohr mit geringem
Abtrieb eingelassen wird. Damit werden Gewichtskräfte auf
das Bohrsystem vermieden, die insbesondere bei tiefen Bohrungen
einen beträchtlichen Wert
annehmen können.
Durch die Auftriebskraft in der Spülung kann die Gewichtskomponente
annähernd
kompensiert werden. Nach der Fertigstellung des Bohrloches wird
das Rohr bündig
mit der Oberkante geplant und verputzt.
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Bild
3: Die Druckspülleitung
(4) übernimmt den
Antrieb des Wandlers (21) und damit die Energieversorgung
des Hydraulikbohrers (22) und der Steuerung (23).
Für den
Betrieb des Wandlers sind etwa 50–100 bar Druckdifferenz vorgesehen,
die von der Spülpumpe
(13) generiert werden müssen.
Je nach Zusatzstoffen in der Spülung
schwankt die dynamische Viskosität
zwischen 1000 und 5000 cPs. Das Bohrklein wird vorzugsweise mit
einer mittleren Strömungsgeschwindigkeit
von 5–10
m/s sicher ausgeschwemmt. Aus diesen Randbedingungen lassen sich
Pumpenleistung und innerer Rohrquerschnitt ableiten. Die nicht unerheblichen
Rohrverluste müssen
mit zunehmender Tiefe durch Druckerhöhung kompensiert werden. Leitungen
sind entsprechend auszulegen.
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Der
Vorschub des Bohrsystems wird über
2 Vorschub- und Zentriereinheiten (24 und 25)
realisiert, die jeweils aus mindestens 3 Schlitten bestehen. Diese
werden im Wechsel hydraulisch verspannt. Die jeweils fest verspannte
Einheit hat weiterhin die Aufgabe, Winkelabweichungen beim Bohren zu
korrigieren und das Bohrsystem wieder ins Lot zu stellen. Die Spannzylinder
(26) können
im ausgefahrenen Zustand die Lage des Bohrsystems im mm-Bereich
verfahren und Abweichungen kompensieren bzw. Kurven einleiten. Die
mitbewegte Einheit (25) wird nach Erreichen der Endlage
aktiviert und verspannt das Bohrsystem erneut. Auf diese Weise bewegt
sich das Bohrsystem schrittweise. Die Sensorik im Bohrkopf bestimmt
abhängig
vom Untergrund die Bohrgeschwindigkeit und damit die Schrittgeschwindigkeit.
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Als
Bohrantrieb ist eine drehschlagende Einheit vorgesehen, die vorzugsweise
mit Spüldruck
arbeitet. Zur Erhöhung
der Regelmöglichkeiten
ist auch ein System vorstellbar, das einen spüldruckgetriebenen Generator
(21) verwendet, der seinerseits einen hydraulischen Antrieb
(22) für
den Bohrkopf motorisch treibt. Die Regelbreite eines hydraulisch
betriebenen Systems ist einem rein durch Wasserdruck geregelten
deutlich überlegen
(Kavitation, Dampfdruckpunkt). Der Generator versorgt auch die Vorschub- und
Zentriereinheiten (24 und 25) mit hydraulischer Energie.
Elektrische Energie für
die Steuerelektronik kann ebenfalls aus einem hydraulisch angetriebenen Generator,
der von dem spüldruckgetriebenen
Generator nach dem Stand der Technik versorgt wird, zur Verfügung gestellt
werden.
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Die
Steuerung (23) mit integriertem Pendel/Navigationssystem
ist in einem druckdichten Gehäuse
untergebracht. Diese Einrichtung erfasst alle relevanten Messdaten,
die für
einen optimalen Bohrfortschritt erforderlich sind und wertet sie
aus. Angesteuert werden:
Steilgrößen für den Vorschub: Vorschubgeschwindigkeit,
Lage des Bohrsystems, Position und Verspannung der Einrichtung in
der Bohrwand.
Regelgrößen für den Bohrkopf:
Drehzahl, Drehrichtung, Drehmoment, Schlagfrequenz, Schlagamplitude
und Schlagimpuls.
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Eingangsgrößen sind
ein Beschleunigungssignal vom Bohrkopf, ein Lagesignal vom Pendel/Navigationssystem,
sowie Vorschubgeschwindigkeit. Steuerbefehle von der Leitstelle
auf der Baustelle werden ebenfalls verarbeitet. Die Auswerte- und Regelelektronik
generiert Steuersignale für
Vorschub- und Richtungskorrekturaktuatoren, Bohrkopf- und Spülungsantrieb,
sowie diverse Sicherheitssignale. Über geeignete Telemetrieeinrichtungen
werden nach dem Stand der Technik die Prozessdaten und Bohrprotokolle
an die Oberfläche übertragen,
ausgewertet und archiviert.
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Ausführungsbeispiel
2
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Bild
4: Das erfindungsgemäße Bohrsystem (9)
ist im Bohrloch eingesetzt. Um einen Zentrierdorn (10)
wird ein Blechstreifen von der Rolle (27) in einem Winkel
von annähernd
45° abgespult
und um den Zentrierdorn geschlungen. Dort wird er formschlüssig mit
der bereits abgespulten Blechlage z. B. durch Schweißen auf
Stoß verbunden.
Mit Bohrsystemgeschwindigkeit wird das Rohr mitgenommen und stützt das
Bohrloch während
des gesamten Bohrprozesses. Vorteilhaft ist eine zusätzliche
Drehung des Rohres um die Langsachse während des Einbaues. Dadurch
erreicht man einen Einschraubeffekt, der insbesondere bei größeren Tiefen
die Belastung des Rohres reduziert Nach der Fertigstellung des Bohrloches
wird das Rohr bündig
mit der Oberkante geplant und verputzt. Das Rohr kann auch vorzugsweise
von einer Kunststoffrolle nach gleichem Prinzip gefertigt werden.
Weitere Einzelheiten über
den Antrieb sind im Ausführungsbeispiel
1 dargelegt.
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Ausführungsbeispiel
3
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Bild
5: Eine besonders vorteilhafte Form der Bohrlochabstützung kann
man dadurch erzielen, dass während
des Bohrfortschrittes mit Hilfe einer Zementzufuhr (30)
Spezialzemente an der Bohrwand (31) aufgetragen werden,
die nach Aushärtung
insbesondere lockere Gesteinsschichten (32) wirksam stützen. Über eine
ringförmig
angeordnete Zentriereinrichtung (33), die sich mit dem
Bohrsystem schwimmend bewegt wird der Zementeintrag (34) gleichmäßig in die
Bohrwand gepresst und durch die Vertikalbewegung der Zentriereinrichtung
mit Abstreifern (35) glatt gezogen. Die Aushärtezeit
ist so auf die Länge
der Abstreifer eingestellt, dass das Material nicht mehr durch die
vorbeiströmende
Bohrspülung
(36) ausgewaschen werden kann. Zur Verbesserung der Stabilität und zur
Vergrößerung der
Oberfläche
kann eine gezahnte oder gewellte Struktur durch die Abstreifer generiert
werden.
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Bild
6: Alternativ zur Zementverfüllung
kann die Bohrlochabstützung
auch mit 2 Komponenten Kunststoffen gestaltet werden, die über Mischdüsen (37)
die Komponenten in die Ringkanäle
(38) leiten. Vorteilhaft ist hier der Einsatz von 2 Tanks
(39 und 40). Damit lassen sich Schwankungen im
Materialverbrauch, der insbesondere bei zerklüfteten Wänden auftritt besser ausgleichen.
Die beiden Kunststoffe werden mit einem Katalysator so eingestellt, dass
ein Aushärten
synchron mit dem Vorschub erfolgt. Der Katalysator wird geschwindigkeitsproportional
dem 2 K Gemisch zugeführt
und beschleunigt mit zunehmender Menge die Aushärtung.
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Denkbar
ist auch die Verwendung von zähflüssig eingestellten
Kunststoffen, die weniger leicht in Klüfte entweichen und durch ihre
besondere Duktilität
eine geschlossene Kunststoffoberfläche gewährleisten. Man kann sie durch
Zugabe von Bindemitteln erzeugen, die einem der beiden Komponenten
fallweise über
eine Zusatzdüse
(41) der Mischeinrichtung zudosiert werden, falls der Zerklüftungszustand
des umgebenden Gebirges (42) dies erfordert.
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Bild
7: Ein besonderes Kennzeichen des Bohrsystems besteht auch darin,
dass am Bohrsystem in die zurücklaufende
Spülwassersäule (43) großvolumige
Rückschlagventile
(44) eingebaut sind, die ein Zurückfließen des Spülwassers verhindern, falls
es in offenen Klüften
(46) versiegen sollte. Um den Abtransport des Bohrkleins
zu gewährleisten und
ein Zusetzen des Rücklaufquerschnittes
zu verhindern öffnet
sich dabei ein Bypass (45), der die Zirkulation aufrecht
erhält.
Der Bohrkopf wird dabei mit einer relativ geringen Spülwassermenge
versorgt, die ausreicht, um den Bohrer zu spülen. Sobald die klüftige Zone
durchbohrt ist, und der Bohrer wieder in festem Gestein arbeitet öffnet der
steigende Spüldruck
im Bohrkopf wieder das Rückschlagventil,
und der ursprüngliche
Betriebszustand wird hergestellt. Im Falle eines Tiefenwassereintritts
mit Drücken,
die über
dem des Spülwassers
liegt, wird das Spülwasser
nur verdünnt.
Ein Druckabfall in der Rückflussleitung,
der Leitungen und Gerät
schädigen
könnte
ist nicht zu befürchten.