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Die
Erfindung betrifft ein computer-implementiertes Diagnoseverfahren
und eine Diagnoseeinrichtung für
ein Feldbussystem, in dem eine oder mehrere Steuerungen und mehrere
Feldgeräte über einen
Feldbus Daten gemäß einem
vorgegebenen Kommunikationsprotokoll austauschen.
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Feldbussysteme
sind in der Industrie verbreitete, digitale Kommunikationssysteme,
die eine Vielzahl von Feldgeräten,
wie Sensoren, Stellglieder und Antriebe, Ein- und Ausgabebaugruppen,
Steuerungen, Bediengeräten
und Anzeigen sowie anderen Komponenten der Automatisierungstechnik
miteinander verbinden. Heute sind unterschiedliche Feldbussysteme
mit unterschiedlichen Eigenschaften auf dem Markt etabliert, z.B.
PROFIBUS, INTERBUS, Control Net, FOUNDATION Fieldbus, CAN oder LON.
In den letzten Jahren etablierten sich ferner im industriellen Bereich
zunehmend Kommunikationssysteme auf der Basis von Ethernet mit Erweiterung für Echtzeit,
die das Potential besitzen, die bisher bekannten Feldbussysteme
zukünftig
abzulösen.
Im Kontext der vorliegenden Erfindung bezeichnet somit der Begriff
Feldbus als solche lokalen Netze, die sich für industrielle Anwendungen
zum Verbinden von Feldgeräten
und Steuerungen eignen.
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1 zeigt
schematisch ein Beispiel für
ein solches Feldbussystem, in dem eine zentrale Steuerung 10 mit
einer Vielzahl von Feldgeräten 12, 14, 16, 18 über eine
Feldbusleitung 20 verbunden ist. Die Erfindung ist auch
auf Systeme mit mehreren Steuerungen anwendbar.
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Ein
Feldbussystem arbeitet auf der Grundlage eines Protokollstacks,
der aus drei bis sieben aufeinander aufbauenden Protokollschichten
aufgebaut ist, einschließlich
einer physikalischen Schicht (physical layer), einer Sicherungsschicht
(data link layer) und einer Anwendungsschicht (application layer).
Die Datenübertragung
zwischen den Feldgeräten
erfolgt auf der physikalischen Schicht und der Sicherungsschicht.
Die physikalische Schicht spezifiziert, wie Signale gesendet werden;
die Feldbus-Sicherungsschicht spezifiziert, wie das Netz gemeinsam
genutzt wird und die einzelnen Geräte Zugriff auf das Netz erhalten;
und die Anwendungsschicht definiert die anwendungsspezifischen Dienste
und Datenformate.
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In
Feldbussystemen werden digital kodierte Daten in diskreten Segmenten übertragen,
die im allgemeinen als Datenpakete oder Telegramme bezeichnet werden.
Die Anzahl der Teilnehmer, die sich ein Feldbus-Medium teilen, ist
variabel und liegt in der Regel zwischen 2 und 32 Feldgeräten, wobei
logische Verbünde
aus mehreren Feldbussegmenten auch dreistellige Teilnehmerzahlen
aufweisen können.
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Die
Datenpakete werden zwischen den Feldgeräten und der Steuerung auf dem
Feldbus übertragen.
Jedes Datenpaket kann Information bezüglich der Sicherungsschicht
sowie Information bezüglich der
Anwendungsschicht oder, abhängig
von der Architektur des Systems, bezügliche weitere Schichten enthalten.
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In
einem Feldbussystem können
Fehler in unterschiedlichen Schichten auftreten, angefangen von
physikalischen Fehlern, wie ungültige
Signalpegel, ungültige
Signalformen und elektromagnetische Störungen, über Fehler der Sicherungsschicht,
wie Protokollverletzungen, bis hin zu Fehlern der Anwendungsschicht,
wie falsche Konfiguration der Kommunikationsbeziehungen zwischen
den Busteilnehmern. Bleiben die Fehler unerkannt, kann dies zum Verlust
kritischer Information und zum fehlerhaften Betrieb der von dem
Feldbussystem gesteuerten Feldgeräte führen. Fehler können auch
das Feldbussystem selbst beeinträchtigen.
Zum Erfassen, Analysieren und Beheben solcher Fehler wird daher
der Datenverkehr auf dem Feldbus beobachtet.
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Zur
Funktionsüberprüfung und
zur Fehlersuche in Feldbussystemen werden im Stand der Technik Protokollanalysatoren,
wie Telegrammanalysatoren und Busmonitore, eingesetzt. Solche in
der Regel PC-basierten Programme werden über eine Busschnittstelle,
wie ein Ethernet-Port oder ein PROFIBUS-Interface, an das zu untersuchende
Feldbussystem angeschlossen. Im Stand der Technik ist es auch bekannt,
eigenständige
Prüfgeräte, in denen die
Busschnittstelle, ein Display und die Prüfsoftware in einem Gerät integriert
sind, an das Feldbussystem anzuschließen.
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Protokollanalysatoren
verhalten sich passiv, d.h. sie beobachten den Datenverkehr auf
dem Feldbus, senden jedoch nicht selbst, und zeichnen die auf dem
Feldbus übertragenen
Daten pakete (Telegramme) auf. Frühere
Versionen von Protokollanalysatoren hatten zwar schon die Möglichkeit
der Datenerfassung in Echtzeit, die Möglichkeiten der Analyse waren
jedoch begrenzt. Zunächst
wurden die Datenpakete erfaßt
und gespeichert, und zu einem späteren
Zeitpunkt wurden sie analysiert. Die Speicherung umfaßt üblicherweise
die Darstellung der Datenpakete in symbolischer Form in verschiedenen
Protokollschichten oder Abstraktionsebenen. Ferner wird der Sendezeitpunkt
jedes Datenpakets durch einen zugeordneten Zeitstempel protokolliert.
Bei der Aufzeichnung der Datenpakete ermöglichen Filter- und Triggerfunktionen
eine Reduzierung der Datenmenge. Einfache statistische Auswertungen,
z.B. die Anzeige der Adressen der am Bus aktiven Stationen (LiveList)
oder die Anzeige von Fehlerzählern,
sind auch bei den Systemen des Standes der Technik möglich.
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Aus
dem
U.S.-Patent 5,442,639 und
dem
U.S.-Patent 5,796,721 sind
auch bereits Protokollanalysatoren bekannt, welche den Feldbusverkehr
in Echtzeit analysieren können.
Auch diese Systeme arbeiten auf der Basis von Filtern, wobei das
U.S.-Patent 5,796,721 ein
Busmonitor beschreibt, der die Datenpakete von einem Feldbus durch
mehrere Filter laufen lassen kann. Die gefilterten Pakete können in
Echtzeit dargestellt werden. Gemäß dieser Schrift
können
die Filterparameter im laufenden Betrieb verändert werden.
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2 zeigt
beispielhaft die Darstellung des Telegrammverkehrs in einem Protokollanalysator
des Standes der Technik, ohne jegliche Filterung. Von links nach
rechts werden eine Telegrammnummer, einen Zeitstempel, Quell- und
Zieladresse und der Telegrammtyp, oder Kommunikationsdienst, angezeigt.
Durch Doppelklicken auf ein Telegramm wird dieses im Detail angezeigt
und dekodiert. Durch Anlegen von Filtern kann, wie oben erwähnt, die
Datenmenge reduziert werden.
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Die
Protokollanalysatoren des Standes der Technik haben eine Anzahl
von Nachteilen, die im folgenden kurz dargestellt sind:
- – In
industriellen Anwendungen besteht die Forderung nach immer kürzeren Reaktionszeiten, was
zu immer höheren Übertragungsgeschwindigkeiten
und damit zu immer größeren Datenmengen
führt,
die auf dem Feldbus übertragen werden.
Eine bitgenaue Aufzeichnung führt
so zu Datenvolumina von vielen Megabytes pro Sekunde, die nur noch
schwer handhabbar sind. Zum Beispiel erzeugt ein PROFIBUS-System
bei 12 Mbit/Sec Übertragungsgeschwindigkeit
etwa 1 MByte Telegrammdaten pro Sekunde.
- – Aufgrund
der großen
Datenmengen kann der Busverkehr nur abschnittsweise aufgezeichnet werden.
Alternativ muß er
vorab nach bestimmten Kriterien gefiltert werden. Dadurch können unter Umstände Datenpakete
fehlen, die nur in bestimmten Intervallen, wie dem Bus- oder Geräteanlauf,
gesendet werden oder die aufgrund voreingestellter Filterkriterien
ausgefiltert werden. Solche Datenpakete können jedoch wesentliche Information
für die
Interpretation des Feldbusverkehrs enthalten.
- – Bei
dem bekannten System muß der
Benutzer die Telegramme interpretieren. Hierzu benötigt er detailliertes
Wissen über
das Kommunikationsprotokoll des Feldbussystems, das dem Betreiber eines
Feldbussystems in der Regel nicht zur Verfügung steht.
- – Datenpakete
können
häufig
nur im Kontext der Zustände
des sendenden und des empfangenden Busteilnehmers korrekt interpretiert
werden. Dieser Kontext ist jedoch weder dem Protokollanalysator
noch dem Benutzer bekannt. Dieses Problem kann anhand des Beispiels
einer Briefschach-Partie anschaulich gemacht werden: Die Bedeutung
des in einem willkürlich
herausgegriffenen Brief beschriebenen Schachzugs eröffnet sich
nur demjenigen, der den Stand der Partie kennt. Für eine sinnvolle
Interpretation muß also die
Situation auf dem Schachbrett bekannt sein. In gleicher Weise kann
eine sinnvolle Interpretation des Kommunikationsprotokolls des Feldbussystems nur
in Kenntnis der Zustände
der angeschlossenen Teilnehmer erfolgen. Diese Kenntnis fehlt den
bekannten Protokollanalysatoren weitgehend.
- – Klassische
Busmonitore mit Telegrammaufzeichnung werden in der Regel erst dann
eingesetzt, wenn ein Fehler eingetreten ist und dieser analysiert
werden soll. Häufig
ist es dann schwierig, den Fehler zu reproduzieren. Darüber hinaus erfordert
der Anschluß des
Busmonitors einen Eingriff in die Anlage, der von dem Anlagenbetreiber
häufig
abgelehnt wird.
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Der
Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Diagnoseverfahren
und eine Diagnoseeinrichtung für
ein Feldbussystem anzugeben, die eine kontinuierliche und schritthaltende
Zustandsanalyse des Datenverkehrs des Feldbussystems erlaubt.
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Diese
Aufgabe wird durch ein computer-implementiertes Diagnoseverfahren
nach Patentanspruch 1 sowie durch eine Diagnoseeinrichtung nach Patentanspruch
16 gelöst.
Bevorzugte Ausführungen der
Erfindung sind in den abhängigen
Ansprüchen angegeben.
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Die
Grundidee der Erfindung ist ein Analyseverfahren, bei dem statt
einer Aufzeichnung des Datenverkehrs des Feldbussystems, gegebenenfalls mit
Filterung, und nachfolgender Offline-Analyse der gespeicherten Datenpakete
eine kontinuierliche und schritthaltende Zustandsanalyse des Datenverkehrs in
dem Feldbussystem durchgeführt
wird. Hierzu wird Wissen über
die Zustände
der Feldgeräte
sowie Protokollwissen genutzt, das in den für die Kommunikation verwendeten
Protokollstacks vorhanden ist. Im einzelnen werden die Zustände der
Feldgeräte
aufgezeichnet, Datenpakete, die zwischen der Steuerung und den Feldgeräten über den
Feldbus übertragen
werden, werden erfaßt
und analysiert, und ein aktualisierter Zustand der Feldgeräte wird
abhängig von
dem vorhergehenden Zustand des Feldgeräts und dem Inhalt des Datenpakets
abgeleitet. Die aktualisierten Zustande der Feldgeräte werden
aufgezeichnet, wobei das Erfassen, Analysieren und Aufzeichnen zyklisch
wiederholt wird.
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Die
Erfindung zeichnet somit nicht den Datenverkehr in dem Feldbussystem
bitgenau für
eine spätere
Analyse auf, sondern sie analysiert diesen schritthaltend. Dies
bedeutet, daß bereits
während des
Empfangs eines Datenpakets dessen Inhalt bezüglich seines Informationsgehaltes
analysiert und bewertet wird. Daraus wird die den Benutzer interessierende
Information abgeleitet, welche sich auf den Zustand eines Feldgerätes, den
Zustand des Feldbusses und/oder den Zustand des gesamten Feldbussystems
beziehen kann.
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Das
beschriebene Diagnoseverfahren kann vorzugsweise als Software-Implementierung
in PC-basierten Protokollanalysemodulen sowie in fest in einem Feldbussystem
installierten Geräten
zur Busüberwachung
realisiert werden.
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Das
erfindungsgemäße Verfahren
nutzt die Tatsache, daß Kommunikationsprotokolle
häufig
formal als Zustandsautomaten spezifiziert und realisiert sind, so
daß auch
die Erfindung als ein Zustandautomat realisiert werden kann. Ein
Zustandsautomat, auch als endlicher Automat oder Zustandsmaschine (state
machine) bezeichnet, ist ein Modell des Verhaltens, bestehend aus
Zuständen,
Zustandsübergängen und
Aktionen. Ein Zustand speichert die Information über die Vergangenheit, d.h.
er reflektiert die Änderungen
der Eingabe seit dem Systemstart bis zum aktuellen Zeitpunkt. Ein
Zustandsübergang
zeigt die Änderung
des Zustands eines Zustandsautomaten an und wird durch logische
Bedingungen beschrieben. Eine Aktion ist die Ausgabe des Zustandsautomaten,
die in einer bestimmten Situation erfolgt. Demgemäß führt ein
empfangenes Datenpaket in Abhängigkeit
des internen Zustands des Empfängers,
z.B. des Feldgerätes,
zu einem neuen internen Zustand und gegebenenfalls zu einer Aktion,
z.B. dem Senden einer Antwort oder der Aktivierung einer Gerätefunktion.
Dieses Prinzip wird bei dem erfindungsgemäßen Verfahren auch für die Diagnose
des Feldbussystems angewendet, wobei im Unterschied zu einem normalen
Busteilnehmer, d.h. der Steuerung und den Feldgeräten, die
Diagnosekomponente vorzugsweise alle auf dem Bus vorhandenen Datenpakete
erfaßt
und die Zustande aller Busteilnehmer nachbildet. Das erfindungsgemäße Diagnoseverfahren
wird vorzugsweise durch eine Software realisiert. Diese Software
verhält
sich somit im Prin zip wie der Empfänger eines Datenpakets und
kann dessen interne Zustände
und Reaktionen (Aktionen) nachbilden. Die Diagnosesoftware sollte
dies jedoch separat für
jeden Teilnehmer in dem Feldbussystem, insbesondere für jedes
Feldgerät,
tun und benötigt
hierzu jeweils eine Instanzierung der Zustandsdaten der Teilnehmer
des Feldbussystems.
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Erfindungsgemäß wird somit
die aus der Analyse der Datenpakete gewonnene Information mit dem
letzten bekannten Zustand des sendenden und des empfangenden Geräts abgeglichen.
Daraus wird gegebenenfalls ein neues Zustandsbild der betroffenen
Busteilnehmer abgeleitet. Somit ist es möglich, daß das erfindungsgemäße Diagnoseverfahren
stets ein aktuelles Bild des Zustands der Busteilnehmer, d.h. der
Feldgeräte,
des Feldbusses und der Steuerung pflegt. Dieses „Bild" wird beispielsweise durch einen Zustandvektor
realisiert, welcher die feldbusspezifischen Zustände oder Kommunikationszustände der
Busteilnehmer, d.h. insbesondere der Feldgeräte und der Steuerung(en) wiedergibt.
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Die
Erfassung und Aufzeichnung der Zustandsinformation in dem Zustandsvektor
bildet den auf dem Feldbus nicht übertragenen Kontext, der für die Interpretation
der Datenpakete essentiell ist. Ferner stellt der Zustandsvektor
die aktuelle Zustandsinformation des Feldbussystems und somit die
einen Benutzer eigentlich interessierende Information dar.
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In
der bevorzugten Ausführung
der Erfindung wird der Zustandsvektor zyklisch erzeugt und enthält die Zustandsinformation
des Feldbusses und aller Busteilnehmer. Bei Bussystemen, die zyklisch arbeiten,
wie PROFIBUS-DP, wird pro Buszyklus ein neuer Zustandsvektor erzeugt.
In anderen Fällen kann
der Zyklus der Zustandsbeobachtung, -erfassung und -analyse von
einem Benutzer vorgegeben werden.
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Das
erfindungsgemäße Verfahren
der Zustandserfassung und -beobachtung ermöglicht es die Information aufgrund
des Paketverkehrs zu verdichten und auf den Informationsgehalt zu reduzieren, der
den Benutzer tatsächlich
interessiert. Dadurch kann der Datenverkehr in dem Feldbussystem über lange
Zeiträume
beobachtet werden, ohne daß ein Datenverlust
auftritt.
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Die
Informationsverdichtung ergibt sich auch daraus, daß zyklische
Protokolle eine hohe Informationsredundanz aufweisen. Ein bestimmter
Prozeßwert
wird möglicherweise
Tausende Male übertragen,
ohne daß er
sich ändert.
Jedes Kommunikationsprotokoll enthält darüber hinaus eine Fülle von Datenpaketen,
welche die Steuerung des Protokolls vornehmen, aber im Sinne der
Anwendung nicht informationstragend sind. Solche Datenpakete müssen nicht
aufgezeichnet werden, sie können
jedoch statisch ausgewertet werden und im Fehlerfall wertvolle Hinweise
geben. Erfindungsgemäß ist daher
vorgesehen, die Datenpakete in Bezug auf Telegrammwiederholungen,
Fehlermeldungen und/oder Zustandsänderungen der Busteilnehmer
zu analysieren und die Häufigkeit
dieser Telegrammwiederholungen, Fehlermeldungen oder Zustandsänderungen
zu erfassen und statistisch auszuwerden. Dies erlaubt es insbesondere
eine mögliche
Verschlechterung des Feldbussystems frühzeitig zu erkennen.
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Grundsätzlich arbeitet
das erfindungsgemäße Diagnoseverfahren
passiv; es nimmt also nicht aktiv an dem Datenverkehr auf dem Feldbus
teil. In einer Ausführung
der Erfindung kann jedoch auch vorgesehen sein, daß eine aktive
Abfrage von Information durch aktives Senden eines Datenpakets durch
das Diagnosesystem erfolgt. Dies ist dann zweckmäßig, wenn bestimmte Zustandsinformation durch
reine Beobachtung nicht gewonnen werden kann, wie im Falle von Daten,
die nur während
des Anlaufs des Systems übertragen
werden, wenn dieser Anlauf nicht beobachtet werden konnte.
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Das
erfindungsgemäße Diagnoseverfahren bzw.
die Diagnoseeinrichtung können
als feste Bestandteile eines Feldbussystems integriert werden, so
daß es
nicht notwendig ist, sie erst im Fehlerfall anzuschließen. Dies
würde in
der Praxis häufig Schwierigkeiten
bereiten, weil es von dem Anlagenbetreiber wegen einer möglichen
Beeinflussung der Anlage abgelehnt werden könnte.
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Das
erfindungsgemäße Diagnoseverfahren kann
sowohl ein aktuelles Bild des Feldbussystems liefern als auch eine
vollständige
oder teilweise Historie des Betriebs erfassen und speichern und
kann damit wesentlich mehr Information gewinnen, als dies mit einer
kurzfristigen Telegrammaufzeichnung möglich ist. Dabei kann erfindungsgemäß vorgesehen
sein, nur die aktuellen Zustande oder sowohl die aktuellen Zustande
als auch deren Historie aufzuzeichnen. Ferner können die Telegrammaufzeichnungen
zusätzlich
zu den Zustandsvektoren gespeichert werden, wenn dies für eine Detailanalyse
erforderlich scheint.
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Die
Erfindung erlaubt es, durch Langzeitbeobachtungen Fehlertrends frühzeitig
zu erkennen. Die Fehlererkennung erfolgt insbesondere durch Analyse der
Datenpakete in bezug auf Telegrammwiederholungen, Fehlermeldungen
und Zustandsänderungen der
Busteilnehmer. Dem liegt die Erkenntnis zugrunde, daß selbst
physikalische Fehler, die beispielsweise durch Korrosion von Kontakten
entstehen, aufgrund der allmählichen
Verschlechterung der Übertragungsgüte zunächst nur
zu einzelnen fehlerhaften Datenpakete führen, die sich aufgrund von
Protokolleigenschaften, wie Informationsredundanz oder Telegrammwiederholung,
nicht schädlich
auswirken, die aber durch geeignete Diagnosemaßnahmen und statistisch erfaßt werden
können.
Ein Beispiel hierfür
ist das Zählen
von Telegrammwiederholungen, wobei ein gehäuftes Auftreten von Telegrammwiederholungen
innerhalb einer bestimmten Zeitspanne eine Verschlechterung des Übertragungsmediums
anzeigen kann.
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Die
Erfindung ist im folgenden anhand bevorzugter Ausführungen
mit Bezug auf die Zeichnungen näher
erläutert.
In den Figuren zeigen:
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1 eine
schematische Bilddarstellung eines Feldbussystems gemäß dem Stand
der Technik;
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2 ein
Bildschirmausdruck zur Darstellung von Datenpaketen, die in einem
klassischen Protokollanalysator ausgewertet werden;
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3 ein
Ablaufdiagramm zur Darstellung des Verfahrens gemäß der Erfindung;
und
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4 ein
Bildschirmausdruck zur Darstellung der Zustandsinformation in der
erfindungsgemäße Diagnoseeinrichtung.
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Der
Grundaufbau des erfindungsgemäßen Diagnoseverfahrens
ist in 3 gezeigt. Bei dem Verfahren der Erfindung werden
zunächst
Anfangszustände
des Feldbussystems festgehalten, wobei in einem potentiellen Anfangszustand
das gesamte Feldbussystem heruntergefahren ist, die angeschlossenen
Feldgeräte
weder bekannt noch konfiguriert sind und keine Verbindung aufgebaut
ist. Das erfindungsgemäße Diagnoseverfahren
kann jedoch auch während
des laufenden Betriebs des Feldbussystems einsetzen, wobei es dann
gegebenenfalls fehlende Information über die Zustände der
Busteilnehmer aktiv abfragen kann. Beispiele für Zustände von Feldgeräten und
gerätespezifische
Information, welche das erfindungsgemäße Diagnosesystem ermitteln
und aktualisieren kann, sind:
- – Geräteadresse;
- – Gerätetyp;
- – Gerät läuft an;
- – Gerät läuft im stationären Betrieb;
- – Gerät fährt herunter;
- – Gerät fällt aus;
- – Gerät ist/wird
falsch parametriert oder konfiguriert;
- – Gerät sendet
Betriebszustand;
- – Gerät sendet
Alarm oder Fehlermeldung;
- – Ein-/Ausgabedaten
des Geräts.
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Beispiele
für Zustandsinformation,
die sich auf den Feldbus und dessen Verbindung zu den Busteilnehmern
bezieht, sind:
- – Verbindungszustand (aufgebaut,
abgebaut);
- – Verbindungseigenschaften,
z. B. zyklisch, azyklisch, logische Kanalnummer
-
Beispiele
für Zustände, welche
busspezifische Information wiedergeben, sind:
- – Busparameter,
wie Übertragungsgeschwindigkeit,
Leitungslänge, Übertragungsverfahren,
Topologie, Prioritäten;
- – Zeitparameter,
wie Zykluszeiten, Pausenzeiten;
- – Fehlerstatistiken,
wie Telegrammwiederholungen, fehlerhafte Telegramme.
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In
der in 3 gezeigten Ausführung wird das erfindungsgemäße Diagnoseverfahren
als Busanalysator verwendet. Es ist als ein Programm realisiert,
das beispielsweise auf einem tragbaren PC läuft und im Bedarfsfall mit
dem Feldbus verbunden werden kann. Beispielsweise wird es von Inbetriebnahme-
und Servicepersonal zur Überprüfung von Feldbussystemen
und zur Fehlersuche in Feldbussystemen verwendet. Bei dem Verfahren
werden, wie oben erwähnt,
zunächst
die Anfangszustände
der Busteilnehmer ermittelt. Dann werden nacheinander die Datenpakete
für sämtliche
Busteilnehmer erfaßt und
analysiert. In Kenntnis des vorhergehenden Zustands für den jeweiligen
Busteilnehmer sowie des zugehörigen
Datenpakets kann der Zustand für
den jeweiligen Busteilnehmer aktualisiert werden. Die aktualisierten
Zustande werden aufgezeichnet. Dadurch ist zunächst eine einfache Klassifizierung
der Zustände
in Kategorien wie „störungsfreier
Betrieb", „Unregelmäßigkeiten
im Betrieb" und „Fehler
aufgetreten" möglich. Die
Darstellung dieser Zustände kann
beispielsweise farblich in Form einer Ampelfunktion mit Zuordnung
der Farben Grün,
Gelb und Rot zu den jeweiligen Busteilnehmern erfolgen. Dadurch
erhält
ein Benutzer eine einfache und anschauliche Übersicht über die Funktion seines Feldbussystems,
ohne daß er
irgendwelche Datenpakete analysieren müßte. Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren
ist auch ein Soll-Ist-Vergleich möglich, bei dem der erwartete
Idealzustand des Feldbussystems mit dem realen Systemzustand vergli chen
wird und Abweichungen angezeigt werden. Typische Zustandsinformation
für diese
Anwendung sind:
- – Liste der am Feldbus aktiven
Feldgeräte;
- – Betriebszustände der
Feldgeräte,
wie Anlauf, Herunterfahren, in Betrieb, Fehler aufgetreten, nicht
oder falsch konfiguriert;
- – Ein-/Ausgabedaten
der Feldgeräte,
nach Möglichkeit
gerätespezifisch
aufbereitet;
- – Informationen
zu den Feldgeräten,
wie Hersteller, Typ;
- – Statistische
Information, wie Anzahl gestörter Datenpakete,
Anzahl der Neuanläufe,
Anzahl der Alarmmeldung.
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Nicht
alle dieser Informationen sind aus den Datenpaketen (Telegrammen)
allein dekodierbar. Beispielsweise die Ein-/Ausgabedaten der Feldgeräte werden
als unformatierte Bytefolge übertragen, wobei
die Semantik der Bytefolge gerätespezifisch ist.
Eine semantisch korrekte Darstellung ist nur möglich, wenn eine Beschreibung
der Gerätestruktur
verfügbar
ist. Solche Beschreibungen sind für praktisch alle Feldbusse
als „Gerätebeschreibungdatei" (electronic device
description) definiert.
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Zur
Auswertung der Ein-/Ausgabedaten der Feldgeräte sieht die Erfindung in einer
Ausführung vor,
für jeden
Gerätetyp
eine eindeutige Typkennung zu vergeben, über die die zugehörige Gerätebeschreibungsdatei
referenziert werden kann. Die Diagnoseeinrichtung kann dann das
notwendige Wissen zur semantisch korrekten Darstellung z.B. der Ein-/Ausgabedaten
oder der Alarmmeldung aus dieser Datei gewinnen.
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Diese
Art der Analyse der Datenpakete ist an dem Beispiel einer Motorsteuerung
veranschaulicht: Bestimmte Bits der Ein-/Ausgabedaten bedeuten z.B. „Ein" oder „Aus", „Rechtslauf" oder „Linkslauf"; andere Bits zeigen
an, daß ein
Alarmtelegramm vorliegt. Innerhalb eines Alarmtelegramms können wiederum
bestimmte Bits „Strombegrenzung
aktiv" oder „maxima le
Betriebstemperatur überschritten" bedeuten. Die Diagnoseeinrichtung
kann somit den Zustand eines Motorsteuergeräts anstelle in der Binärdarstellung „01100010" im Klartext „Motor
an, Linkslauf" darstellen.
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4 zeigt
einen Bildschirmausdruck zur Darstellung der Zustandsinformation
in der erfindungsgemäßen Diagnoseeinrichtung.
Der Baum auf der linken Seite der Figur zeigt ein PROFIBUS-Segment,
also das Feldbussystem, in dem ein Master (Steuerung) existiert,
dem wiederum eine Reihe von Slaves (Feldgeräten) zugeordnet sind. Jeder
Komponente, d.h. dem eigentlichen Feldbus, der Steuerung und den
Feldgeräten
ist eine „Ampel" zugeordnet, wobei
durch die Darstellung mit Ampelfarben der Systemzustand auf einen
Blick erfaßbar
ist. Auf der rechten Seite der Darstellung können die Zustandsdaten jeweils
einer Komponente detailliert angezeigt werden.
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In
einer weiteren Ausführung
der Erfindung wird die Diagnoseeinrichtung hauptsächlich zur
statistischen Langzeitbeobachtung des Feldbussystems verwendet.
Dazu wird das erfindungsgemäße Diagnoseverfahren
in einem fest im Feldbussystem installierten Diagnosegerät eingesetzt,
und es werden überwiegend
die Änderungen
bestimmter Elemente des Zustandsvektors betrachtet, welche auf Fehlfunktionen
hinweisen können.
Diese Elemente sind beispielsweise:
- – Änderungen
in der Anzahl der aktiven Feldgeräte, die auf den Ausfall einzelner
Geräte
hinweisen können;
- – Das
Auftreten, Zunehmen oder Abnehmen von Telegrammwiederholungen, das
auf eine Verschlechterung oder Verbesserung der Leitungs- oder Signalqualität hinweisen
kann;
- – Ein
wiederholtes Auftreten von Neuanlauf und/oder Neuparametrierung
der Feldgeräte,
was auf einen sporadischen Gerätausfall
hinweisen kann;
- – Das
Auftreten und insbesondere die Häufung von
Alarmmeldungen.
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In
dieser Ausführung
des erfindungsgemäßen Diagnoseverfahrens
wird somit der Zustandsvektor, der die Zustände der Busteilnehmer wiedergibt,
auf bestimmte Elemente hin gefiltert und statistisch ausgewertet.
Durch die Überwachung
dieser Zustandsinformationen können
Verschlechterungen frühzeitig
erkannt und durch präventive
Wartung ein Anlagenstillstand vermieden werden. Hierdurch können insbesondere
Produktionsausfälle
vermieden werden.
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In
einer weiteren Ausführung
der Erfindung wird die Diagnoseeinrichtung vornehmlich zur Visualisierung
der Prozeßabläufe und
zur Bewertung des Feldbussystems insgesamt eingesetzt. Wie in 1 dargestellt,
verbinden die Feldbussysteme in der Regel eine zentrale Steuerung
mit Feldgeräten,
wie Ein-/Ausgabebaugruppen, Sensoren, Steuerungen und dergleichen
zur Prozeßanbindung.
Die Kommunikation erfolgt beispielsweise zyklisch zwischen der Steuerung
und den anderen Busteilnehmern. Ein Zugriff auf die übertragenen
Daten zum Zweck der Visualisierung oder Protokollierung wäre ohne
ein Diagnosegerät
nur über
die Steuerung möglich,
an die jedoch nicht beliebige Fremdsysteme anbindbar sind. Das erfindungsgemäße Diagnoseverfahren
kann daher auch dazu verwendet werden, durch passives Mithören Daten
zu erfassen, um sie visuell darzustellen oder zu protokollieren.
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Das
erfindungsgemäße Diagnoseverfahren kann
auch zum „Asset
Management" oder „Asset Monitoring" eingesetzt, um an
zentraler Stelle Anlagedaten und Betriebsparameter zu erfassen,
auszuwerten und zu speichern. Hierbei können vollständige Inventarlisten der Busteilnehmer
sowie eine Bewertung ihrer Funktionsfähigkeit erstellt werden. Das erfindungsgemäße Verfahren
kann dies durch bloßes „Mithören" des Datenverkehrs
auf dem Feldbus realisieren, ohne daß die vorhandene Kommunikationsstruktur
verändert
werden muß.