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Bodengebundene
Feld-Testumgebungen für Empfänger von
globalen Satellitennavigationssystemen (engl. GNSS – Global
Navigation Satellite System), wie z.B. GPS und Galileo, beruhen üblicherweise
auf feststehenden Signalquellen (so genannte „Transmitter"), die so aufgestellt
sind, dass deren Signale vom Empfangsgerät empfangen werden können. Aus
der Laufzeitmessung der Funksignale (Lichtgeschwindigkeit) von mindestens
vier Transmitter, deren Positionen bekannt sind, zum Empfangsgerät kann dann
die drei-dimensionale Nutzer-Position berechnet werden.
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Bereits
1977 wurde im Auftrag des US Department of Defense das erste amerikanische
bodengestützte
Testbett („YUMA") entwickelt und
aufgebaut. Das vorrangige Ziel war die Minimierung des Risikos der
GPS Satellitenentwicklung. Mit diesem Testbett konnten die Signalstrukturen,
die Signalgeneratoren der Satelliten, die Zeitsynchronisation zwischen
den Signalgeneratoren sowie die Anbindung an die Universalzeit (UTC)
und die ersten Empfängertechnologien
in kontrollierter Umgebung entwickelt, getestet und optimiert werden.
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Vor
ihrer Beendigung stoppte die US-Regierung im Jahr 2003 eine YUMA-Nachfolgeentwicklung,
das „Inverse
GPS Range" (IGR).
Beim IGR sollten 10 Signalgeneratoren in einem großflächigen Testgebiet
zum Einsatz kommen. Der Empfänger sollte
in einem überfliegenden
Flugzeug installiert werden, der dann die Signale der 10 Signalgeneratoren
empfängt
und verfolgt. Die Hauptziele von IGR waren Untersuchungen zu Signalinterferenz
und Signalstörung
(Jamming) sowie die Entwicklung und Test einer neuen Generation
von (militärischen) Empfängern.
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Gemeinsam
ist den bisherigen Feld-Testumgebungen (YUMA, IGR), dass die Signalquellen
auf einer voreingestellten Nominalfrequenz abstrahlen. Änderungen
der gemessenen Entfernung beruhen auf der Nutzer-Signalquellen-Dynamik.
Die Positionierung des Nutzerempfängers bedarf der Kenntnis der
Signalquellenpositionen. Dazu können
diese lokal im Nutzerempfänger
gespeichert sein oder mit dem Signal zusammen in einem proprietären, d.h. nicht
konform zu aktuellen oder zukünftigen GNSS-Schnittstellen-Spezifikationen
(ICD), Format übertragen
werden.
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Alternativ
zu realen Feld-Testumgebungen existieren auch Laboreinrichtungen
(z.B. Spirent, ESA-Entwicklung GSVF), die allerdings eine Satellitenkonstellation
nur simulieren können.
Dabei wird der Nutzerempfänger
nicht an eine tatsächliche
Antenne angeschlossen, sondern einfach per Antennenkabel direkt
mit dem Laborgerät
verbunden.
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Ein
echtes Satellitensystem überträgt mit dem
Signal eine Navigationsnachricht, die unter anderem die Orbitalparameter
enthält,
welche die Berechnung der Satellitenposition zum gewünschten Zeitpunkt
erlaubt. Es ist nicht möglich,
mit Hilfe dieser in der Schnittstellen-Spezifikation definierten Parameter
erdfeste Positionen, wie sie für
die Transmitter einer bodengebundenen Testumgebung benötigt werden
würden,
zu übertragen.
Die Signalquellenpositionen müssen
daher zur Berechnung der Nutzerposition entweder dem Nutzerempfänger vorab
bekannt sein oder innerhalb der Navigationsnachricht in einem „verträglichen” Format übertragen
werden. Beides impliziert allerdings eine Verletzung der standardisierten
Datenschnittstelle zwischen den Satelliten und dem Nutzerempfänger und erfordert
daher eine spezielle Modifikation des Nutzer-Empfängers. Ein
Nutzerempfänger,
so wie er später
einmal verkauft werden soll (Seriengerät), kann mit einem solchen
Aufbau nicht getestet werden.
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Die
Alternative „Laboreinrichtung" löst dieses Problem,
indem die Signalquellen nicht auf der Nominalfrequenz senden, sondern
die Signale derart manipuliert werden, dass die Signalmessungen
zu den übertragenen
Orbitalparametern passen. Damit kann in einer solchen Laboreinrichtung
auch ein Seriengerät
getestet werden. Allerdings sind die Testmöglichkeiten einer Laboreinrichtung
sehr beschränkt,
da zum Beispiel nur vordefinierte Trajektorien „abgespult" werden können. Die Mobilität des Nutzers
bzw. seine anwendungsspezifische Dynamik kann nur teilweise erfasst
werden, da keine Realbedingungen vorhanden sind. Des Weiteren müssen Fehlereffekte der
Funkübertragung
künstlich
modelliert und eingespeist werden. Es ist nicht möglich „End-to-End" Tests von Empfängern, inklusive
Antenne, unter Berücksichtigung
der Echtzeitdynamik in einer realen Umgebung durchzuführen.
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Die
Signalquellen bisheriger Feld-Testumgebungen lassen nur geringfügige Signalmodifikationen zu,
strahlen auf einer voreingestellten Nominalfrequenz und -pegel ab
und berücksichtigen
zudem nicht die Nutzerdynamik bzw. -position. Dadurch ist es nicht
möglich,
flexible, erweiterbare und anpassbare Signalgenerierungen (verschiedene
Signalstrukturen) sowie Empfängeralgorithmen,
Signalverhalten (Doppler, ...) und atmosphärische Effekte in Echtzeit
und mit realer Dynamik zu testen.
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Die
Aufgabe der Erfindung ist es daher, eine Feld-Testumgebung und ein
Verfahren bereitzustellen, die die oben genannten Nachteile der
bisherigen Feld-Testumgebungen und Labortesteinrichtungen beseitigen
und somit das Testen von Seriengeräten bzw. von mobilen, gegenüber den
Seriengeräten
unmodifizierten Satelliten-Navigationsempfängern ermöglicht.
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Diese
Aufgabe wird durch eine bodengebundene GNSS-Testumgebung mit den
Merkmalen des Anspruchs 1, durch eine Prozessierungseinrichtung mit
den Merkmalen des Patentanspruchs 4, durch Transmitter gemäß Patentanspruch
11 und durch ein Verfahren mit den Merkmalen des Patentanspruchs 12
gelöst.
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Erfindungsgemäß umfasst
eine bodengebundene GNSS-Testumgebung zum Testen von Satelliten-Navigationsempfängern mehrere GNSS-Transmitter
zur Ausstrahlung von GNSS-kompatiblen
Signalen in einem Testfeld, eine Bodenzentrale mit einer Prozessierungseinrichtung
zur Berechnung der GNSS-Transmittersignale, und einen zu testenden
Nutzernavigationsempfänger,
der die GNSS-kompatiblen Signale der Transmitter sowie Satellitensignale
empfängt.
Der Nutzernavigationsempfänger
ist hierbei ein Seriengerät,
dessen Hard- und Software unmodifiziert ist und welches direkt, d.h.
in diesem unmodifizierten Zustand im Testfeld getestet werden kann.
An den Navigationsempfänger ist
ein Sender angeschlossen, wodurch eine Übertragung der von dem Navigationsempfänger über ein Referenzsystem
(z.B. GPS) ermittelten geographischen Position des Empfängers an
die Bodenzentrale möglich
ist. Die Prozessierungseinrichtung weist Mittel auf, um unter Nutzung
der geographischen Position des Navigationsempfängers die von den Transmittern
abzustrahlenden Signale zu berechnen.
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Durch
die Erfindung werden Feld-Tests von unmodifizierten GPS/Galileo
Serien-Navigationsempfängern in
einem GNSS-Realbetriebsmodus ermöglicht.
Bisherige Lösungen
benötigen
spezielle Soft- und Hardware für
einen direkten Betrieb. Insbesondere ist mit der Erfindung das Testen
eines Navigationsempfängers
in Echtzeit und unter realer Dynamik möglich. Es sind sogenannte „End-to-End" Tests von Empfängern – inklusiver
Antenne – möglich, die
die Echtzeitdynamik des Empfängers
in einer realen Umgebung (mit Mehrwegeausbreitung etc.) berücksichtigen.
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Dadurch,
dass der Navigationsempfänger Mittel
aufweist, um seine geographische Position über ein Referenzsystem (z.B.
GPS) zu ermitteln, die mit einem an den Navigationsempfänger angeschlossenen
Sender an die Bodenzentrale übertragen
wird, ist es möglich,
die erforderliche Uhrenablage für
die Transmitter zu berechnen, die somit in der Lage sind, das emulierte
Navigationssignal eines virtuellen Satelliten abzustrahlen, so dass
der Empfänger
keinen Unterschied zu echten Satelliten feststellt.
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Durch
die Flexibilität
bei den ausgestrahlten Signalen soll eine hohe Kompatibilität bezüglich eines
künftigen
Galileo-Systems gewährleistet
werden und Untersuchungen zu Signalinterferenz und Signalstörung (Jamming)
ermöglicht
werden.
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Die
Erfindung kann eine echte Galileo-Konstellation durch Simulation
von geometrieabhängigen,
atmosphärischen
Effekten (Troposphäre,
Ionosphäre)
sowie bewegungsbedingten (Nutzer-Satellit) Doppler-Effekten physikalisch über das
von den Transmittern abgestrahlte Signal realistisch nachbilden.
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Die
Erfindung ist dadurch auch in der Lage, Tests von Empfängeralgorithmen
bzgl. Signal-Akquisition,
Tracking, Signalverhalten (z.B. Doppler), unterschiedlichen Signalstärken etc.
durchzuführen.
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Die
Erfindung ermöglicht
weiterhin das Testen neuer Galileo Signalstrukturen, durch
- – flexible
Signalgenerierung (verschiedene Signalstrukturen)
- – erweiterbare
Signalgenerierung (GPS III)
- – anpassbare
Signalgenerierung (Interferenz, Störungen)
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Die
Erfindung bietet eine Testumgebung für Galileo-Nutzeranwendungen
(Kraftfahrzeuge, Flugzeug, Para-Glider, Bergwandern, Wintersport...),
besonders für
hybride Galileo/GPS Anwendungen und lokale Anwendungen bzw. Erweiterungen
(CAT I-III, ...), bevor das eigentliche Galileo betriebsbereit ist.
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Weitere
Ausgestaltungen der Erfindung sind in den abhängigen Ansprüchen angegeben.
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Vorteilhafterweise
weist der mobile Navigationsempfänger
zur Durchführung
der Tests keine drahtgebundenen Verbindungen auf, so dass er zum Testen
frei im Testfeld bewegbar ist. Der Nutzer kann sich also ortsungebunden
im Gelände, über die
Straßen,
etc. in dem Testgebiet bewegen und eine GNSS-Positionslösung erhalten.
Dies ist durch die Testumgebungen des Standes der Technik, bei denen
der Empfänger über Draht
galvanisch mit einer Laboreinrichtung verbunden ist, nicht möglich.
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Vorteilhafterweise
weist die bodengebundene GNSS-Testumgebung einen oder mehrere Monitor-Empfänger zum
Empfang von Transmittersignalen, die zur Bodenzentrale (2) übertragen
werden, auf, so dass eine Verifizierung der Transmittersignale unabhängig vom
Navigationsempfänger
ermöglicht wird.
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Die
Aufgabe wird auch durch eine Prozessierungseinrichtung in der bodengebundenen
Testumgebung nach Anspruch 1 gelöst,
wobei die Prozessierungseinrichtung Mittel aufweist, um die von
den Transmittern abgestrahlten Signale im Hinblick auf dynamische
und atmosphärische
Effekte (Änderung der
Satellitengeometrie, Doppler, Ionosphäre, Troposphäre etc.)
durch Steuerbefehle derart zu verändern/steuern, dass der Nutzerempfänger diese
nicht von einem realen Satellitennavigationssystem unterscheiden
kann.
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Vorteilhafterweise
weist die Prozessierungseinrichtung Mittel auf, um die Steuerbefehle
aufgrund von Soll-Istwert Vergleich der Pseudoentfernungen/Pseudolaufzeiten
basierend auf der zu erwartenden (prädizierten) Nutzerbewegung zu
errechnen.
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Vorteilhafterweise
weist die Prozessierungseinrichtung Mittel auf, um die akkumulierten
Steuerbefehle zur Korrektur der Beobachtungen von den Monitorstationen
zu verwenden, um die tatsächliche (nicht-kommandierte)
Uhrenablage der Transmitter zu bestimmen.
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Vorteilhafterweise
weist die Prozessierungseinrichtung Mittel auf, um die beobachteten
Restfehler nach Anbringung aller Reduktionen zur Kompensation von
Modellfehlern und Kommunikationsproblemen zu verwenden.
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Vorteilhafterweise
weist die Prozessierungseinrichtung Mittel auf, um die Trägerphase
unabhängig
vom Signalcode anzusteuern, um dadurch ionosphärisch bedingte Divergenzen
von Code-Phase und Trägerphase
zu emulieren.
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Vorteilhafterweise
weist die Prozessierungseinrichtung Mittel auf, um die beste Zuordnung
zwischen virtuellen Satelliten und Transmittern durch eine Optimierung
(Minimierung) des Winkels Transmitter-Nutzer-Satellit zu ermitteln.
Hierdurch werden die Auswirkungen von unvorhersehbaren Nutzerbewegungen
gering gehalten.
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Vorteilhafterweise
weist die Prozessierungseinrichtung Mittel auf, um die Bezugszeit
der Navigationsnachricht (Systemzeit) auf ein anderes System (Galileo/GPS)
abzustimmen.
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Die
Aufgabe wird weiterhin durch mehrere Transmitter der bodengebundenen
Testumgebung gelöst,
wobei die Transmitter technisch so ausgelegt sind, dass sie die
Anweisungen der Prozessierungseinrichtung für die Anpassung des Signals
an die tatsächliche
Nutzergeometrie und -dynamik umsetzen können (Änderung des Signalpegels, Code/Phase-Versatz
etc.).
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Weiterhin
wird die Aufgabe durch ein Verfahren zum Testen eines Serien-Satellitennavigationsempfängers gelöst, wobei
der Navigationsempfänger in
einer bodengebundenen Testumgebung nach Anspruch 1 ohne Modifikation
seiner Hard- oder Software betrieben werden kann. Die geographische
Position des Navigationsempfängers
wird hierbei mittels eines Referenzsystems durch den Navigationsempfänger ermittelt
und zur Berechnung des von den Transmittern abzustrahlenden Navigationssignals
an die Bodenzentrale gesendet. Die von den Transmitter abzustrahlenden
Signale werden unter Nutzung der geographischen Position des Navigationsempfängers berechnet.
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Ausgestaltungen
des Verfahrens sind in den Unteransprüchen 13 bis 22 angegeben.
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Ausführungsbeispiele
der Erfindung sind in den Zeichnungen dargestellt und werden im
Folgenden näher
beschrieben.
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Es
zeigen
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1:
Grundlegendes Prinzip des GNSS-Realbetriebsmodus
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2:
GNSS-Realbetriebsmodus aus Nutzersicht
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3:
Aufbau der Testumgebung für
den GNSS-Realbetriebsmodus
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4:
Ablaufschema und Datenfluss in der Prozessierungseinrichtung
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Das
grundlegende Prinzip der Erfindung – wie in 1 verdeutlicht – beruht
auf der – aus
dem Stand der Technik bekannten – Tatsache, dass ein Navigationsempfänger eine
Einwege-Pseudolaufzeitmessung
durchführt
(1A): Die Messung ergibt sich aus
dem Unterschied des Empfangszeitpunkts (in lokaler Empfängeruhrzeit)
und dem Abstrahlzeitpunkt (in lokaler Satellitenuhrzeit) und beinhaltet
damit die Summe der Effekte
- – Geometrisch
bedingte Laufzeitverzögerung
- – Uhrenablage
der Signalquelle (Navigationsnutzlast des Satelliten, bzw. Transmitter)
- – Uhrenablage
der Signalsenke (Empfänger)
- – Atmosphärisch bedingte
Laufzeitverzögerungen (Troposphäre und Ionosphäre)
- – Lokale
Laufzeitverzögerungen
(Mehrwegeausbreitung)
- – Messfehler
am Empfänger
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Setzt
man nun zum Testen eines Navigationsempfängers Transmitter am Boden
ein, verringern sich insbesondere die geometrische Signallaufzeit
und die atmosphärisch
bedingten Laufzeitverzögerungen
(1B). Eine Messung der von einem Transmitter abgestrahlten
Signale, die der Messung eines Satellitensignals entsprechen soll,
kann nun aber durch eine in Echtzeit kommandierte Uhrenablage ermöglicht werden,
weil der Empfänger
nicht in der Lage ist, die Komponenten der Pseudolaufzeit zu isolieren.
Eine in Echtzeit kommandierte Uhrenablage an der Signalquelle ermöglicht,
alle fehlenden Komponenten zu ersetzen oder beliebig weit zu kompensieren
(1C).
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Der
Begriff der Pseudolaufzeit (oder auch Pseudoentfernung nach Multiplikation
mit der Lichtgeschwindigkeit) ergibt sich daraus, dass nicht nur die
geometrische Laufzeit sondern auch andere Effekte zur realen Laufzeit
beitragen und damit nicht die wirkliche Entfernung, sondern eine
scheinbare „Pseudo"-Entfernung berechnet
wird. Die der Pseudoentfernung entsprechende Laufzeit wird demnach Pseudolaufzeit
genannt.
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Ein
Nutzerempfänger
würde also
von mindestens 4 bodengebundenen Transmitter Signale empfangen,
deren Messung jeweils eine Pseudo-Laufzeit von 60-80 ms ergeben
würden,
je nach virtueller Satellitenbahn und dazu passender Kommandierung
der individuellen Uhrenablagen der Transmitter. Die Navigationsnachricht
auf den von den Transmitter (8) (2) abgestrahlten
Signalen enthält
Orbitalparameter (im Standardformat), die zu den Messungen am Navigationsempfänger (11)
passen. Das heißt,
Satelliten (15) auf entsprechenden Bahnen würden am
Empfänger
(11) die gleiche Messung verursachen wie die der Signale
der Transmitter (8). Dies wird in 2 verdeutlicht.
Eine Positionslösung
am Nutzerempfänger
(11) basierend auf diesen Messungen und dieser Navigationsnachricht
führt – im Rahmen
der Systemgenauigkeit – zur
korrekten Nutzerposition.
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3 zeigt
alle wesentlichen Komponenten der Testumgebung für den GNSS-Realbetriebsmodus. Die bodengebundene
GNSS-Testumgebung (1) besteht aus mehreren feststehenden
Signalquellen, so genannten Transmitter (8), einem Bodensegment bzw.
einer Bodenzentrale (2) und einem oder mehreren mobilen
Nutzern (14) mit serienmäßigen Nutzer-Navigationsempfängern (11). Üblicherweise
verwendet man für
die Transmitter (8) eine topographisch günstige,
bereits existierende Infrastruktur (Gebäude auf Hügel etc.) oder man platziert
entsprechende mobile Transmitter-Einheiten so. dass der Nutzer-Empfänger (11)
die abgestrahlten Signale während
des Tests gut empfangen kann.
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Die
Kommandierung der Uhrenablage setzt die Kenntnis der wahren Nutzerposition
(3) in Echtzeit, d.h. mit geringer Verzögerung,
voraus. Diese wird über
ein Referenzsystem (z.B. GPS) durch den Nutzerempfänger (11)
ermittelt und in Echtzeit mittels eines an den Nutzerempfänger (11)
angeschlossenen Senders (18) an eine Prozessierungseinrichtung
(6) übermittelt.
Aus diesen Informationen werden Steuerbefehle (28) errechnet,
die an die Transmitter (8) gesendet werden.
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Die
Bodenzentrale (2) enthält
weiterhin eine Kontroll- und Steuereinheit (3), einen Monitorempfänger (4)
mit einer Empfangsantenne (10), eine Synchronisierungseinrichtung
(5), eine Prozessierungseinrichtung (6), sowie
eine Außenschnittstelle
(7). Die jeweilige Funktion dieser Komponenten wird im Folgenden
erläutert.
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Um
die von den Transmitter abgestrahlten, gesteuerten Signale, die
auch gemäß einem GNSS-Standard
eine Navigationsnachricht (9) enthalten, unabhängig vom
Nutzer-Empfänger
(11) auf ihre Richtigkeit verifizieren zu können, werden
im Testgebiet bzw. der Bodenzentrale (2) ein oder mehrere
feststehende Monitor-Empfänger
(4) mit Empfangsantenne (10) installiert. Die
Daten der Navigationsnachricht werden von einer Prozessierungseinrichtung
(6) ausgewertet.
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Um
das logische wie auch zeitliche Zusammenspiel aller Elemente der
GNSS-Testumgebung in Echtzeit zu gewährleisten, sind eine Kontroll-
und Steuereinheit (3) sowie eine Synchronisierungseinrichtung
(5) notwendig, die sich in der Bodenzentrale (2)
befinden. Dabei kann die Synchronisierung über sehr genaue Uhren erfolgen,
die in den jeweiligen Elementen eingebaut sind, über ein externes anderes System
wie z.B. GPS (optional) oder auch eine Kombination von beiden. Die
Elemente der Testumgebung sind über
Schnittstellen bzw. Datenverbindungen miteinander verbunden. Die
im Testgebiet aufgestellten Transmitter (8) werden über eine
entsprechende Außenschnittstelle
(7) an die Bodenzentrale (2) angebunden. Um die
Bewegungsfreiheit des mobilen Nutzer-Empfängers (11) nicht einzuschränken, erfolgt
hier die Daten-Kommunikation über
eine Luftschnittstelle (12), die es ermöglicht, die Position, Geschwindigkeit
und Zeit (13) des Nutzerempfängers (11) in Echtzeit
in die Bodenzentrale (2) zurückzuführen, zur Verarbeitung in der
Zentralen Prozessierungseinrichtung (6). Zur Übertragung
dieser Daten sind insbesondere Übertragungsverfahren
mit standardisiertem Kommunikationsprotokoll (z.B. UMTS-HSDPA, WLAN,
Wimax) geeignet.
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Basierend
auf einer virtuellen Satellitenkonstellation, den wahren Positionen
der terrestrischen Pseudo-Satelliten (Transmitter (8))
sowie der mittels des Referenzsystems ermittelten, rückgeführten Nutzerposition
werden Steuersignale für
die Transmitter (8) errechnet, welche am Nutzerempfänger (11)
zu Messungen führen,
die mit den „virtuellen
Orbitalparametern" konsistent
sind.
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Diese
Orbitalparameter der virtuellen Satelliten (15) werden
in der Navigationsnachricht (9) übertragen und können so
von Serien-Navigationsempfängern
(11) verstanden werden.
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Folgender,
in 4 gezeigter Ablauf bzw. Datenfluss in der Prozessierungseinrichtung
(6) ist notwendig, um den GNSS-Realbetriebsmodus für eine bodengebundene
GNSS-Testumgebung
sicher zu stellen:
Um das grundlegende Funktionieren des Testfeldes sicherzustellen
muss die Prozessierungseinrichtung (6) die Uhrenablage
bzgl. einer Normalzeit (z.B. GPS) jedes Transmitters (8)
bestimmen. Die dazu nötige
Prozessierung der Monitorempfängerdaten wird
als Stand der Technik betrachtet und daher nicht näher beschrieben.
Wichtig ist im Zusammenhang mit dem Realbetriebsmodus lediglich
die notwendige Modifikation dieser Prozessierung, da die Kommandierung
in der Reduktion der Beobachtungen zu berücksichtigen ist. Des Weiteren
ergibt sich eine Rückkopplung
zur Generierung der Steuerdaten. Dies dient zur Kompensation der
Modellfehler (des Transmitterverhaltens) seitens der Prozessierungseinrichtung,
sowie für
eventuell verloren gegangene Netzwerknachrichten.
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Aus
der auf die nächste
Epoche prädizierten Nutzerposition
(vom Nutzer-Referenzempfänger) (21)
wird mit Hilfe der Transmitterpositionen (22) ein Ist-Wert
(23) für
die geometrische Laufzeitverzögerung
errechnet. Auf die gleiche Weise wird mit Hilfe der Satellitenbahndaten
(24) die Position des Satelliten (25) zum Abstrahlzeitpunkt
und daraus ein Soll-Wert (26) für die geometrische Laufzeitverzögerung bestimmt.
Die Differenz dient der Bestimmung der Steuerparameter (27)
mit Hilfe einer Regelschleife. Dabei werden folgende Steuerwerte
bestimmt und an den betroffenen Transmitter (8) gesendet
(28):
- – Inkrement der Uhrenablage,
nur im Falle eines Satellitenwechsels, da dies zu einer Diskontinuität führt.
- – Inkrement
der Dopplerverschiebung, welche zu einer kontinuierlichen Änderung
der Uhrenablage führt.
- – Inkrement
der Signalstärke,
um den Pegel auf den Sollwert für
das Orbitalsignal anzupassen.
- – Rest-Inkrement
der Trägerphasenrate
um die ionosphärenbedingte
Divergenz von Gruppenlaufzeitverzögerung und Phasenvoreilung
zu emulieren.
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Die
Satellitenbahndaten (24) werden direkt – oder leicht verfälscht – für die Generierung
der Navigationsnachricht (9) verwendet. Hier findet auch
die Uhrenablagebestimmung Eingang. Die Navigationsnachricht (9)
wird ebenfalls an die Transmitter (8) verschickt und mit
dem Navigationssignal zusammen ausgestrahlt.