DE102006028398A1 - Baustoff für brandschutztechnische Bauteile und Verfahren zur Herstellung eines derartigen Baustoffs sowie brandschutztechnisches Bauteil und Verfahren zur Herstellung desselben - Google Patents

Baustoff für brandschutztechnische Bauteile und Verfahren zur Herstellung eines derartigen Baustoffs sowie brandschutztechnisches Bauteil und Verfahren zur Herstellung desselben Download PDF

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Abstract

Die Erfindung betrifft einen Baustoff für brandschutztechnische Bauteile. Erfindungsgemäß ist vorgesehen, dass der Baustoff ein Bindemittel aus Natriumsilikat und/oder Kaliumsilikat sowie Olivinmehl und Talkum und/oder Caolin als Füllstoff enthält. Ein erfindungsgemäßes Verfahren zur Herstellung eines Baustoffs für brandschutztechnische Bauteile ist dadurch gekennzeichnet, dass Natriumsilikat und/oder Kaliumsilikat miteinander vermengt Olivinmehl und/oder Talkum und/oder Caolin zur Einstellung einer pastösen oder gießfähigen Konsistenz als Füllstoff zugegeben wird und dass ein die Aushärtung einleitendes Säuremittel in Form von Salzen zugegeben wird.

Description

  • Die Erfindung betrifft einen Baustoff für brandschutztechnische Bauteile sowie ein entsprechendes Verfahren zur Herstellung eines derartigen Baustoffs. Ferner betrifft die Erfindung ein brandschutztechnisches Bauteil als auch ein Verfahren zu Herstellung desselben.
  • Bei den brandschutztechnischen Bauteilen kann es sich sowohl um Bauteile handeln die ausschließlich aus dem Baustoff bestehen oder um Verbundbauteile aus dem Baustoff und einem Trägermaterial.
  • Brandschutztechnische Bauteile aus "nicht brennbaren" Materialien können zur Aufnahme, zur Beschichtung und/oder zur Abdeckung von (brennbaren und nichtbrennbaren) Stoffen, Medienleitungen, tragenden und nicht tragenden Konstruktionen oder Bauteilen dienen, an die brandschutztechnische Anforderungen gestellt werden. Bei den zu schützenden Bauteilen bzw. Aufnahmen und Abdeckungen kann es sich beispielsweise um
    • – Kabelrinnen,
    • – Kabelkanäle,
    • – Stromschienenumhüllungen,
    • – Abdeckungen von Verteilungskästen oder -schränken, Türen- oder Klappenauskleidungen,
    • – Rohrleitungsumhüllungen für Rohre mit brennbaren oder nichtbrennbaren Flüssigkeiten oder Gasen,
    • – Zuluft-, Abluft- oder Entrauchungskanäle aus Stahlblech oder Kunststoff,
    • – Decken- und Wandplatten und deren Haltekonstruktionen,
    • – Statisch belastete Tragwerke aus Beton, Stahlbeton, Mauerwerk, Holz oder Profilstahl, an die brandschutztechnische Anforderungen gestellt werden
    handeln.
  • Die brandschutztechnischen Bauteile können selbst als Träger für brennbare und nichtbrennbare Stoffe, Medienleitungen oder Bauteile dienen, oder eine Bekleidung oder Beschichtung bzw. (auch teilweise) Umhüllung derartiger Stoffe, Systeme, Medienleitungen, Bauteile, Platten oder Trag-, Stütz- und Haltekonstruktionen darstellen.
  • Aus der Praxis ist bekannt, Lüftungs- bzw. Installationsschächte oder -kanäle und -leitungen aus Metall oder Kunststoff mit einer "nicht brennbaren" Ummantelung zu versehen, indem der Schacht bzw. der Kanal oder die Leitung beispielsweise mit Mineralfasermatten umwickelt oder mit isolierenden Dämmplatten verkleidet wird. Bekannt ist auch ein Schutz durch Anbringung von Unterdecken bzw. Schachtverkleidungen aus Gipskarton-, Vermiculite- oder Calcium-Silikat-Feuerschutzplatten. Derartige Maßnahmen sind jedoch aufwendig herzustellen und somit aus Kostengründen meist unerwünscht.
  • Ebenfalls bekannt sind Beschichtungen und Anstriche der zu schützenden Teile und Medienleitungen mit intumeszierenden Baustoffen, in denen hohe Anteile von organischen Verbindungen enthalten sind. Diese entwickeln ihre Flammschutzwirkung im Brandfall. Dabei entstehen größere Mengen Rauch sowie in vielen Fällen Formaldehyd und Furfaral. Darüber hinaus sind organische Verbindungen in ihrer andauernden Wirkung durch Alterung beeinträchtigt und erfordern meist intensive Wartung und Überprüfung.
  • Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, einen Baustoff der eingangs genannten Art zur Verfügung zu stellen, der kostengünstig und herzustellen und universell im Brandschutz einsetzbar ist. Vorzugsweise sollte der Baustoff zudem umweltneutral herzustellen und toxikologisch unbedenklich und im Feuer rauchfrei sein.
  • Eine weitere Aufgabe der Erfindung besteht darin, ein Verfahren zur Herstellung eines derartigen Materials zur Verfügung zu stellen, das eine möglichst schnelle und damit kostengünstige und energiesparende Herstellung des Baustoffs ermöglicht.
  • Darüber hinaus besteht eine Aufgabe der Erfindung darin, ein Verfahren zur Herstellung eines brandschutztechnischen Bauteils zur Verfügung zu stellen, das eine einfache und möglichst kostengünstige Herstellung ermöglicht.
  • Weiterhin sollen bekannte brandschutztechnische Bauteile durch die Erfindung weiterentwickelt werden und vorteilhafte Anwendungen für den Baustoff zur Verfügung gestellt werden. Die Bauteile sollten im Bereich vorbeugender baulicher Brandschutz, sowie im Bereich Brandschutz im Schiffbau, Flugzeugbau und Off-Shore einsetzbar sein.
  • Ein erfindungsgemäßer Baustoff weist die Merkmale des Anspruchs 1 auf. Der Baustoff enthält demnach ein Bindemittel aus Natriumsilikat und/oder Kaliumsilikat, sowie einen Füllstoff aus Olivinmehl und Talkum und/oder Caolin. Ferner kann Kreide als Füllstoff enthalten sein, gegebenenfalls auch Quarzmehl und/oder Vermiculitepulver.
  • Vorzugsweise weist das Quarzmehl eine Körnung von 0-160 μ, das Olivinmehl eine Körnung von 0-125 μ und das Vermicultiepluver eine Körnung von 0-25 μ auf. Talkum, Caolin und Kreide werden vorzugsweise in technischer Körnung (Pulver) und technischer Reinheit angewendet.
  • Zur Erzielung einer aktiven brandschutztechnischen Wirkung können kristallwasserhaltige Chemikalien enthalten sein. Weiterhin ist es denkbar, anorganische Fasern zur Armierung sowie Blähglas-Blähglimmer- und Blähgraphitgranulate zur Reduzierung des spezifischen Gewichtes beizumischen. Zum gleichen Zweck können auch andere natürliche oder synthetische Mineralien beigemischt werden, deren kristalline Struktur sich vorwiegend plättchenförmig darstellt und sich bei Zufuhr von Wärme fächerartig auffaltet.
  • Besonders vorteilhaft ist die Verwendung eines derartigen Baustoffs als Dünnbettmörtel oder als Brandschutzbeschichtung zum Auftrag auf Bauteile, Medienleitungen, Konstruktionen, Decken, Wänden, wenn deren Bauart den jeweils geforderten brandschutztechnischen Ansprüchen nicht entspricht.
  • Weitere bevorzugte Weiterentwicklungen des erfindungsgemäßen Baustoffs sind den Unteransprüchen und der Beschreibung im Übrigen zu entnehmen.
  • Ein Verfahren zur Herstellung eines Baustoffs für brandschutztechnische Formteile, Bauteile und Verbundbauteile weist die Merkmale des Anspruchs 16 auf. Es wird demnach vorgeschlagen Natriumsilikat und/oder Kaliumsilikat miteinander zu vermengen und zu dieser Mischung Olivinmehl und Talkum und/oder Caolin zur Einstellung einer pastösen oder giessfähigen Konsistenz als Füllstoff zugegeben. Zur Steuerung der Aushärtezeit des Baustoffs wird ein die Aushärtung einleitendes Säuremittel in Form von einem oder mehreren Salzen zugegeben. Bei dem bzw. den Salzen kann es sich um Salze der in der Chemie bekannten Säuren handeln.
  • Der Erfinder hat erkannt, dass die Hinzufügung des Säuremittels zum (hoch-)alkalischen Wasserglas ein Gelieren des Wasserglases bewirkt und damit den Härtungsprozess einleitet. Durch Auswahl des Säuremittels in Abhängigkeit von der Konzentration bzw. Menge des zugefügten Säuremittels wird auf diese Weise der Härtungsprozess beschleunigt, ohne dass es zu Rissen im Gefüge des Formteils kommt.
  • Gemäß einer bevorzugten Weiterbildung des erfindungsgemäßen Verfahrens ist vorgesehen, dass der Baustoff zum Aushärten einer erhöhten Temperatur von vorzugsweise 40 °C bis 60 °C ausgesetzt wird. Vorzugsweise erfolgt das Aushärten zudem unter einem erhöhten Druck von vorzugsweise 8 bar bis 10 bar.
  • Ein Vorteil des obigen Verfahrens kann darin bestehen, dass für den Härtungsprozess wenig Primärenergie in Form von Wärme (ca. 40 °C bis 60 °C) und Pressdruck (ca. 8 bar bis 10 bar) zugeführt werden muss. Gegenüber herkömmlichen Härtungsverfahren, die innerhalb von mehreren Stunden oder Tagen bei Erwärmung des Baustoffs oder der daraus hergestellten Formlinge auf bis zu 300 °C ablaufen, können mit dem erfindungsgemäßen Verfahren Härtungszeiten von 2 bis 45 Minuten erzielt werden, wobei zur abschließenden Trocknung lediglich Raumtemperatur benötigt wird. Das Verfahren führt also in wesentlich kürzerer Zeit zu einem gehärteten und getrockneten Baustoff oder Formteil, Bauteil bzw. Verbundbauteil, wobei wenig Primärenergie benötigt wird.
  • Temperung und Druckdauer variieren entsprechend der Materialdicke, liegen jedoch vorzugsweise bei 15 bis 20 Minuten, bei Herstellung von dünnen Schichten bis 2,5 mm sogar zwischen 2 und 10 Minuten.
  • Als Säuremittel können beliebige Salze beliebiger Säuren zugegeben werden. Vorzugsweise erfolgt dies mit einem Volumen-Anteil von 0,005% bis 0,5%.
  • Weitere bevorzugte Weiterentwicklungen des erfindungsgemäßen Verfahrens sind den Unteransprüchen und der Beschreibung im Übrigen zu entnehmen.
  • Das erfindungsgemäße Formteil, Bauteil und/oder Verbundbauteil für den Brandschutz wird unter Verwendung des obigen Baustoffes nach dem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellt, sodass ein im wesentlichen nicht brennbarer und auch unter Brandeinwirkung im wesentlichen formstabiler Formkörper entsteht.
  • Gemäß einer bevorzugten Ausgestaltung ist vorgesehen, dass der Baustoff beispielsweise in eine entsprechende Form eingefüllt oder auf eine Matrize aufgetragen werden kann. Denkbar ist auch die Umhüllung eines entsprechenden Formlings.
  • Eine Weiterentwicklung des Formteils, Bauteils und/oder Verbundbauteils sieht vor, dass ein anorganisches Armierungsgewebe als mechanische Stabilisierung in den Baustoff eingearbeitet wird.
  • Denkbar ist beispielsweise die Verwendung eines Glasfaser-Gittergewebes, eines Glasvlieses aus "Roving-Fasern" oder aus Glasfaser-Häcksel mit unterschiedlich langen Faserabschnitten oder eine Kombination der genannten Glasfaserprodukte. Die Faserabschnitte des Glasfaser-Häcksels betragen vorzugsweise 0,15 mm bis 12 mm in einem Mischverhältnis, das dem jeweiligen Verwendungszweck des Formteils, Bauteils und/oder Verbundbauteils entspricht.
  • Die Herstellung des Formteils, Bauteils und/oder Verbundbauteils beruht im Wesentlichen auf dem eingangs beschriebenen Verfahren der Vermischung von Natrium- und Kaliumwasserglas mit Füllstoffen wie Olivinmehl, Talkum und/oder Caolin unter Zufügung von Salzen, insbesondere Aluminium- und/oder Kupfersulfat.
  • Weiterhin können Wollastonite, Blähglas- und Blähglimmergranulat hinzugegeben werden, wobei die Menge von zugesetztem Blähglas- und Blähglimmer eine mehr oder weniger mäßige Volumenvergrößerung im Brandfall verursacht.
  • Die Zufügung weiterer Füllstoffe und/oder Blähmittel hängt von der vorgesehenen Verwendung des Formteils, Bauteils und/oder Verbundbauteils ab.
  • Insbesondere bei Verwendung des Baustoffs als Brandschutzbeschichtung in sehr geringer Trockenfilmstärke werden bevorzugt Kohlendioxyd- und Kristallwasserträger wie Ammoniumbicarbonat, Aluminiumhydroxyd, Bariumhydroxyd und/oder Blähgraphit zum Erzielen besonders starken Aufschäumverhaltens der Rezeptur zugegeben.
  • Um eine mechanisch belastbare Oberfläche oder einen belastbaren Körper herzustellen, gleichzeitig aber Gewicht einzusparen, wird die Mischung einem flächigen Druck von bis zu 10 bar ausgesetzt und gleichzeitig eine Temperatur von 40 °C bis 60 °C, in Ausnahmen bis 90 °C eingeleitet. Die dadurch provozierte Beschleunigung des Aushärtungsprozesses lässt keine Entlastung der enthaltenen komprimierten Makrokörper zu, weil ein Intensiver Kontakt mit der erstarrenden Silicatflüssigkeit und den darin befindlichen mineralischen Stoffen Olivin- und/oder Quarzmehl sowie gegebenenfalls Wollastonite als Microkörper stattfindet. Die Verbesserung des Brandschutzeffektes tritt durch die erschwerte und dadurch verlangsamte Ausdehnung von gegebenenfalls enthaltenen Blähglas- und Vermiculite-Makrokörper bei der Entstehung von Wasserdampf und Kohlendioxyd bei Temperaturbelastung ein. Die im Baustoff gebundenen Kristallwasser- und Kohlendioxydreserven werden also intensiver genutzt.
  • Armierungsgewebe werden vorzugsweise als unbehandeltes Gitterrohgewebe mit einer eigens dafür hergestellten Appretur aus einer Mischung aus Kalium- und Natriumwasserglas, Orthokieselsäure und destilliertem Wasser mittels Sprühdüsen durchtränkt. Der Härteprozess zur gewünschten Schiebesteife ist innerhalb von 5 bis 7 Min. abgeschlossen. Das Gewebe lässt sich leicht zuschneiden und ist elastisch. Darüber hinaus wird die Verbindung der Gittermattenoberfläche mit der Baustoffmischung im Aushärteprozess erleichtert.
  • Durch die vorstehend beschriebene Herstellung ist es möglich, stabile, dünne, flächige Schichten zu fertigen, die als Flammschutzschichten auf an sich weiche Platten aus Mineralfaser oder Mineralschaum im Verfahrensgang der flächigen Druckausübung aufgepresst werden. Denkbar ist auch, lediglich eine Verklebung der Brandschutzbauschicht mit dem genannten Platten-Trägermaterial mit einem dafür entwickelten "Brandschutzkleber". Es entsteht somit ein besonders leichtes, jedoch stabiles Feuerschutzplatten-Verbundbauteil.
  • Die Bindung zwischen Mineralfaser- oder Mineralschaumplatten und Flammschutzschicht wird vorzugsweise durch einen dafür entwickelten anorganischen Kleber geschaffen, der in einer Nass-Schichtstärke von ca. 1 mm auf die Platten aufgetragen wird. Darin kann auch ein Armierungsgewebe eingebettet werden. Die Abhärtung der Klebeschicht ist in der Regel in 3 bis 10 Minuten, in Abhängigkeit der Viskositätseinstellung des Klebers, abgeschlossen.
  • Der Kleber besteht vorzugsweise aus einer Mischung aus Natrium- und Kaliumwasserglas, Talkum und/oder Calin, Calcium-Carbonat und Orthokieselsäure und kann von wasserflüssig bis pastös eingestellt werden. Die pastöse Konsistenz dient vorzugsweise der Feinschichtspachtelung einer Flammschutzschicht und kann zu diesem Zweck auch mit Borax, Bariumhydroxyd und/oder Aluminiumsulfat, aber auch mit Blähglas-, Blähglimmer- und/oder Blähgraphit gefüllt werden.
  • Die zu beschichtenden Platten sind beispielsweise handelsübliche Mineralfaserplatten der Rohdichte 100 kg/m3 bis 150 kg/m3 in Normschichtdicken wie 10 mm, 15 mm, 20 mm, 30 mm bis 60 mm mit quer oder parallel zur Wärmedurchgangsrichtung gestellten Fasern. Es können auch Mineralschaumplatten mit einer Rohdichte von 35 kg/m3 bis 45 kg/m3 zur Anwendung kommen, die in gleichen oder ähnlichen Plattendicken handelsüblich erhältlich sind.
  • Wegen der besonders guten Haftfestigkeit des Klebers auf Metallflächen und mineralischen Untergründen, sieht eine Weiterentwicklung des Klebers die Verwendung als Brandschutzbeschichtung vor, mit dem vorzugsweise Stahlträger und -stützen sowie Decken und Wände vor unzulässig hoher Temperaturbelastung geschützt werden sollen.
  • Eine Weiterentwicklung des Brandschutzbaustoffes sieht die Herstellung eines leichten Plattenmaterials aus grobkörnigem Blähglas-, Blähglimmer- und/oder Blähtongranulat sowie Natriumwasserglas als Bindemittel vor. Als weitere Bindemittel werden Orthokieselsäure und/oder Mineralfasern sowie Olivinmehl, Talkum und Caolin zugesetzt. Als Härter wird Kupfersulfat, Aluminiumsulfat, Aluminium- oder Kupfernitrat sowie Ammoniumbicarbonat benutzt. Unter einem flächigen Druck von ca. 10 bar und etwa 45 °C bis 50 °C Temperaturzuleitung wird die Schüttdichte um ca. 30% komprimiert. Es entsteht eine Platte mit einem Flächengewicht von ca. 20 kg/m2 bis 22 kg/m2, die wiederum als Trägerplatte mit vorher beschriebenem "Kleber" als Flammschutzschicht stabilisiert werden kann.
  • Als Anwendungsgebiete der beschriebenen Trägerplatte und der vorher beschriebenen Verbundbauteile sind vorzugsweise gewichtsparende Bekleidungen unterhalb von Trapezblechdächern, Stahlstützen- und Stahlträgerbekleidungen oder Lüftungskanal- Feuerschutz-Bekleidungen das Vermarktungsziel. Auch im Brandfall absolut rauchfreie Wand- und Deckenpaneele mit Feuerwiderstandklassen von F 30 bis F 180 oder Form und Plattenbauteile in der Luftfahrt- und Marinetechnik sind Anwendungsziele Die Rezeptur des brandschutztechnischen Baustoffs kann vom Fachmann an den jeweiligen Einsatzzweck angepasst werden. Es versteht sich, dass die Zusatzstoffe jeweils in Abhängigkeit vom Einsatzzweck und der Gestalt des Bauteils zugegeben und bemessen werden können. Gleiches gilt für die Anteile des Bindemittels und der Füllstoffe sowie die Höhe der Temperatur und des Drucks zum Aushärten.
  • Lediglich Beispielhaft ist nachfolgend eine Rezeptur für einen Baustoff zur Herstellung eines Leichtbau-Unterdeckenbauteils aufgeführt.
  • Das Bindemittel besteht aus
    45,2% Natriumsilikat,
    0,1% Wasser und
    45,7% Füllstoffen
    die zu einer pastösen Menge vermischt werden.
  • Die Füllstoffe bestehen aus
    12,4% Olivinmehl,
    0,25% Orthokieseisäure,
    14,2% Blähglasgranulat mit einer Körnung von 1,0 mm bis 2,0 mm
    9,6% Blähglasgranulat mit einer Körnung von 2,0 mm bis 4,0 mm
    2,9% Vermiculitegranulat mit einer Körnung von 2,0 mm bis 4,0 mm
    1,5% Füllfasern mit einer Länge von 0,15 mm bis 1,0 mm
    als Zusatzstoff wird
    4,7% Kupfersulfat oder Kupfernitrat
    als Härter zugegeben.
  • Der Baustoff wird wie folgt verarbeitet: Die genannten Bindemittel, Wasser und die genannten Füll- und Zusatzstoffe werden mit einem Mischwerk bei ca. 400 U/min bis 900 U/min miteinander vermengt und in eine mit Trennfolien ausgelegte (quadratische oder rechteckige) (Füll-)Form gefüllt und gleichmäßig verfüllt.
  • Die Form und ein entsprechender Stempel sollten eine Temperatur von etwa 45 °C aufweisen.
  • Mit einer pneumatischen oder hydraulischen Presse wird ein Druck von 8 bar bis 10 bar auf den Stempel ausgeübt.
  • Während einer Presszeit von 15 bis 20 Minuten darf die Temperatur weder am Stempel noch an der Form absinken, jedoch bis auf 55 °C bis 60 °C ansteigen.
  • Nach der beschriebenen Pressung wird die entstandene Platte von ca. 10 mm Stärke entformt und ca. 4 Stunden von beiden Seiten belüftet bei Raumtemperatur getrocknet.
  • Die so entstandene Platte widersteht im Feuer gemäß Einheitstemperaturkurve (ETK) der DIN 4102 für mehr als 30 Minuten einer mittleren Temperaturerhöhung auf der dem Brand abgewandten Seite von 140 K. Rauch oder Rauchgase entstehen dabei nicht. Die Platte bleibt unbeschadet mit leicht dem Feuer entgegen gewölbter Oberfläche mit einer dichten, fest gesinterten Schicht von 0,8 mm Stärke. Die ursprüngliche Festigkeit des Granulatgefüges wird im Wesentlichen nicht negativ verändert.
  • Durch Veränderung der Plattendicke und zusätzlichen Beschichtungen mit z.B. dem vorgenannten anorganischen Kleber ist die Feuerwiderstandsdauer auf 60, 90, 120 oder 180 Minuten steigerungsfähig.
  • Es hat sich gezeigt, dass eine Verzunderung oder Zermürbung wie bei hydraulisch abgebundenen Baustoffen (Gips, Zement, Calcium-Silikat) bei dieser Materialart nicht stattfindet.
  • Die so hergestellten Platten eignen sich zusammen mit entsprechenden Haltekonstruktionen besonders gut zur Feuerschutzbekleidung von Trapezblechdächern oder zur Herstellung von Feuerschutz-Unterdecken, die sowohl aus der Raumseite als auch aus dem Deckenhohlraum mit Brandlasten beaufschlagt werden können.
  • Denkbar ist aber auch jede andere Formgebung, z.B. Halbschalen, die um Rohre aus Metall oder Kunststoff, die leicht entzündliche oder explosive Flüssigkeiten oder Gase transportieren, gefügt werden und so einen dauerhaften Schutz vor unzulässiger Temperaturerhöhung darstellen, ohne selbst die Rohrtrasse und deren Befestigungssysteme durch zu hohes Eigengewicht zusätzlich zu belasten.
  • Auch eine Verwendung als Wand- oder Deckendurchführung, die nachträglich um sonst ungeschützt geführte Rohre und Leitungen im Durchgangsbereich herum gelegt werden und so ein Feuerschott darstellen, ist denkbar.
  • Selbst die Herstellung von Formteil-Kabelschotts, die lediglich Kabel vor und hinter einem Wand- oder Deckendurchbruch umhüllen und mit den Stirnseiten an den Bauflächen angeklebt werden ist vorstellbar.

Claims (29)

  1. Baustoff für brandschutztechnische Bauteile, enthaltend ein Bindemittel aus Natriumsilikat und/oder Kaliumsilikat, sowie Olivinmehl und Talkum und/oder Caolin als Füllstoff.
  2. Baustoff nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass Quarzmehl als Füllstoff enthalten ist.
  3. Baustoff nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass Kreide als Füllstoff enthalten ist.
  4. Baustoff nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass Vermiculitepulver als Füllstoff enthalten ist
  5. Baustoff nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Quarzmehl eine Körnung von 0-160 μ aufweist.
  6. Baustoff nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Olivinmehl eine Körnung von 0-150 μ aufweist.
  7. Baustoff nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Vermiculitepulver eine Körnung von 0-25 μ aufweist.
  8. Baustoff nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Talkum und/oder Caolin und/oder Kreide in technischer Körnung und technischer Reinheit enthalten sind.
  9. Baustoff nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass kristallwasserhaltige Chemikalien enthalten sind.
  10. Baustoff nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass anorganische Fasern zur Armierung enthalten sind.
  11. Baustoff nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass ein Glasfaser-Häcksel mit vorzugsweise unterschiedlich langen Faserabschnitten zur Armierung enthalten ist, insbesondere in Faserabschnitten von 0,15 mm bis 12 mm.
  12. Baustoff nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass ein anorganisches Armierungsgewebe zur mechanischen Stabilisierung enthalten ist.
  13. Baustoff nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass ein Glasfaser-Gittergewebe zur mechanischen Stabilisierung enthalten ist.
  14. Baustoff nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass ein Glasvlies aus Roving-Fasern zur mechanischen Stabilisierung enthalten ist.
  15. Baustoff nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass Blähglas- und/oder Blähglimmer- und Blähgraphitgranulate zur Reduzierung des spezifischen Gewichts enthalten sind.
  16. Verfahren zur Herstellung eines Baustoffs für brandschutztechnische Bauteile nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass Natriumsilikat und/oder Kaliumsilikat miteinander vermengt Olivinmehl und/oder Talkum und/oder Caolin zur Einstellung einer pastösen oder giessfähigen Konsistenz als Füllstoff zugegeben wird und dass ein die Aushärtung einleitendes Säuremittel in Form von einem oder mehreren Salzen zugegeben wird.
  17. Verfahren nach Anspruch 16, dadurch gekennzeichnet, dass als Säuremittel Salze beliebiger Säuren zugegeben werden.
  18. Verfahren nach Anspruch 16 oder 17, dadurch gekennzeichnet, dass das Säuremittel in einem Anteil von 0,005% bis 0,5% zugegeben wird.
  19. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Baustoff zum Aushärten einer erhöhten Temperatur von insbesondere 30 °C bis 100 °C, vorzugsweise 40 °C bis 60 °C ausgesetzt wird.
  20. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Baustoff zum Aushärten einem erhöhten Druck von vorzugsweise 8 bar bis 10 bar ausgesetzt wird.
  21. Bauteil für den Brandschutz, gekennzeichnet durch die Verwendung des Baustoffes nach einem der vorhergehenden Ansprüche zur Herstellung eines im wesentlichen nichtbrennbaren und unter Brandeinwirkung im wesentlichen formstabilen Formteils, wobei anorganische Fasern und vorzugsweise ein anorganisches Armierungsgewebe zur Armierung bzw. Stabilisierung des Bauteils im Baustoff enthalten bzw. in diesen eingebettet ist.
  22. Bauteil für den Brandschutz nach Anspruch 21, dadurch gekennzeichnet, dass der Baustoff nach einem der vorhergehenden Ansprüche auf ein Trägermaterial aufgebracht ist.
  23. Bauteil nach Anspruch 22, dadurch gekennzeichnet, dass das Trägermaterial aus Mineralfaser oder Mineralschaum besteht.
  24. Bauteil nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Trägermaterial der Baustoff auf das Trägermaterial aufgeklebt ist.
  25. Bauteil nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Klebstoff aus einer Mischung aus Natrium- und Kaliumwasserglas, Talkum und/oder Caolin, Calcium-Carbonat und Orthokieselsäure besteht.
  26. Verfahren zur Herstellung eines Bauteils für den Brandschutz nach Anspruch 21 bis 25, dadurch gekennzeichnet, dass der Baustoff nach einem der Ansprüche 16 bis 20 hergestellt wird und unter erhöhter Temperatur und erhöhtem Druck in kurzer Zeit getrocknet wird.
  27. Verfahren nach Anspruch 26, dadurch gekennzeichnet, dass der Baustoff in eine Form eingefüllt und danach unter erhöhter Temperatur und erhöhtem Druck in kurzer Zeit getrocknet wird.
  28. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Baustoff auf ein Trägermaterial aufgetragen und zusammen mit diesem unter erhöhter Temperatur und erhöhtem Druck in kurzer Zeit getrocknet wird.
  29. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Baustoff auf plattenförmige Bauteile aus Mineralfaser oder Mineralschaum aufgetragen wird zur Herstellung eines ein- oder mehrseitig beschichteten brandschutztechnischen Bauteils.
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