-
Die
Erfindung betrifft ein Werkzeug und ein Verfahren jeweils zur Erzeugung
oder Nachbearbeitung eines Gewindes.
-
Zur
Gewindeerzeugung oder Gewindenachbearbeitung sind ausschließlich spanabhebend,
ausschließlich
spanlos und sowohl spanabhebend als auch spanlos arbeitende Verfahren
und Gewindewerkzeuge bekannt. Spanabhebende Gewindeerzeugung beruht
auf Abtrag des Materials des Werkstücks im Bereich des Gewindeganges
(oder: Gewindeprofils). Spanlose Gewindeerzeugung beruht auf einer
Erzeugung des Gewindeganges in dem Werkstück durch Druck und die dadurch
bewirkte Umformung oder plastische Verformung des Werkstücks. Ein
Vorteil der spanlosen Gewindeerzeugung im Vergleich zu spanabhebender
Gewindeerzeugung ist, dass durch die Verfestigung oder Verdichtung
an der Oberfläche
die Härte
des Werkstoffs im Bereich des Gewindeprofils ansteigt und somit
ein verschleißfesteres
Gewinde erzeugt werden kann.
-
Unter
die spanlosen Gewindeerzeugungswerkzeuge fallen die sogenannten
Gewindefurcher (vgl. (vgl. Handbuch der Gewindetechnik und Frästechnik,
Herausgeber: EMUGE-FRANKEN, Verlag: Publicis Corporate Publishing,
Erscheinungsjahr: 2004 (ISBN 3-89578-232-7), im Folgenden nur als "EMUGE-Handbuch" bezeichnet, Kapitel
9, Seiten 299 bis 324).
-
Gewindefurcher
sind Gewindewerkzeuge mit einem an einem Werkzeugschaft ausgebildeten
Außenprofil
oder Außengewinde,
das die Werkzeugachse spiral- oder schraubenförmig mit der Steigung des zu
erzeugenden Gewindes umläuft
und einen annähernd
polygonalen Querschnitt aufweist. Die im Allgemeinen abgerundete
Polygon-Eckbereiche bilden Drückstollen
oder Furchzähne
oder Formkeile, die das Gewinde durch plastische Verformung und
Fließen
des Werkstückmaterials
in die Zwischenräume zwischen
dem Außenprofil
einerseits und Verdichtung des Werkstückmaterials andererseits in
das Werkstück
eindrücken.
Zur Erzeugung eines Innengewindes in einer bereits vorhandenen Bohrung
wird der Gewindefurcher mit einer linearen Vorschubbewegung axial
zur Werkzeugachse und unter Drehung des Werkzeugs um diese Werkzeugachse
in die Bohrung eingeführt.
Der Außendurchmesser
oder der Querschnitt des Gewindefurchers nimmt in einem Anfurchbereich
vom vorderen Ende des Werkzeugs nach hinten, zumeist konisch, zu
und bleibt in einem anschließenden
Kalibrier- und/oder Führungsbereich im
Wesentlichen gleich. Dadurch wird der Gewindegang schrittweise durch
die immer tiefer in das Werkstück
eindrückenden
Furchzähne
des Anlaufbereichs erzeugt und durch die in ihrer Eindrücktiefe
gleichbleibenden Furchzähne
des Kalibrierbereichs gegebenenfalls noch nachgeglättet oder
kalibriert. Bekannte Ausführungsbeispiele
solcher (axialen) Gewindefurcher finden sich auch in
DE 101 36 293 A1 ,
DE 199 58 827 A1 ,
oder auch in
DE 39
34 621 C2 .
-
Aus
DE 10 2004 033 772
A1 ist ein solches Verfahren bekannt, bei dem in einem
ersten Arbeitsschritt im Werkstück
ein Vorgewinde spanend oder spanlos vorerzeugt wird mittels eines
Gewindebohrers, Gewindefräsers,
durch Drehen, Schleifen oder Wickeln oder auch mittels eines Gewindefurchers und
in einem zweiten Arbeitsschritt die Fertigerzeugung des Vorgewindes
spanlos erfolgt unter Verwendung eines Gewindefurchers, dessen Formkeile
in den Gewindegrund oder Boden des Vorgewindes eindrücken. Die
Formkeile werden dabei durch Verbreiterungen ihrer Flanken im vorerzeugten
Gewinde zentriert. Die Gewindeflanken des im ersten Arbeitsschritt
erzeugten Vorgewindes bleiben im zweiten Arbeitsschritt unverändert, da
die Verbreiterungen der Formkeilflanken nur an den Vorgewindeflanken
zur Zentrierung anliegen, diese jedoch nicht verformen. Im zweiten
Arbeitsschritt wird das Werkstückmaterial lediglich
im Bereich des die beiden Ge windeflanken verbindenden Gewindegrund
des Vorgewindes weiter verformt durch Eindrücken der Formkeile.
-
Der
Erfindung liegt nun die Aufgabe zugrunde, ein neues Werkzeug und
ein neues Verfahren zur spanlosen Erzeugung oder Nachbearbeitung
eines Gewindes anzugeben.
-
Diese
Aufgabe wird gemäß der Erfindung hinsichtlich
des Werkzeugs gelöst
mit den Merkmalen des Patentanspruchs 1 und hinsichtlich des Verfahrens
gelöst
mit den Merkmalen des Patentanspruchs 8. Vorteilhafte Ausgestaltungen
und Weiterbildungen des Werkzeugs sowie des Verfahrens ergeben sich
aus den vom Patentanspruch 1 bzw. Patentanspruch 8 jeweils abhängigen Patentansprüchen.
-
Das
Werkzeug gemäß Patentanspruch
1 ist zur Erzeugung oder Nachbearbeitung eines Gewindes in einem
Werkstück
geeignet und vorzugsweise auch bestimmt. Das Werkzeug
- a) ist um eine Werkzeugachse drehbar ist oder drehend und
- b) weist mehrere Formzähne,
die in einer Vorschubrichtung gesehen nacheinander angeordnet sind,
zum plastisches Eindrücken
des Materials des Werkstücks
auf,
- c) wobei jeder Formzahn ein Zahnprofil mit jeweils zwei Zahnflanken
und einem die beiden Zahnflanken verbindenden, radial von der Werkzeugachse nach
außen
ragenden Zahnkopf aufweist,
- d) wobei bei wenigstens einem ersten Formzahn (13, 15)
das Zahnprofil einen weniger weit nach außen ragenden Zahnkopf und einen
größeren Abstand
oder Zwischenraum zwischen den Zahnflanken aufweist als das Zahnprofil
wenigstens eines in der Vorschubrichtung vorhergehenden Formzahnes
und
- e) wobei bei wenigstens einem zweiten Formzahn (12, 14, 16)
das Zahnprofil einen radial weiter nach außen ragenden Zahnkopf aufweist
als das Zahnprofil wenigstens eines in der Vorschubrichtung vorhergehenden
Formzahnes.
-
Bei
dem Verfahren zum Erzeugen oder Nachbearbeiten eines Gewindes in
einem Werkstück gemäß Patentanspruch
8 werden
- a) das Gewinde in aufeinander folgenden
Verfahrensschritten durch plastisches Eindrücken des Materials des Werkstücks erzeugt
oder nachbearbeitet,
- b) in wenigstens einem der Verfahrensschritte
- b1) ein in dem oder den vorhergehenden Verfahrensschritt(en)
erzeugtes Zwischengewinde in seiner Gewindetiefe vergrößert
oder
- b2) das Material des Werkstücks
zumindest am Gewindegrund eines in dem oder den vorhergehenden Verfahrensschritt(en)
erzeugten Zwischengewinde weiter eingedrückt,
- c) und in wenigstens einem weiteren der Verfahrensschritte
- c1) ein in dem oder den vorhergehenden Verfahrensschritt(en)
erzeugtes Zwischengewinde in seiner Gewindebreite oder in dem Zwischenraum zwischen
den Gewindeflanken vergrößert und
in seiner Gewindetiefe nicht verändert
oder
- c2) das Material des Werkstücks
an den Gewindeflanken, nicht jedoch am Gewindegrund eines in dem
oder den vorhergehenden Verfahrensschritten erzeugten Zwischengewindes
weiter eingedrückt.
-
Das
Verfahren gemäß der Erfindung
wird vorzugsweise mit einem Werkzeug gemäß der Erfindung durchgeführt, kann
aber auch mit mehreren nacheinander zum Einsatz kommenden Werkzeugen für einzelne
Verfahrensschritte durchgeführt
werden.
-
Bei
Verwendung des Werkzeugs gemäß der Erfindung
in dem Verfahren gemäß der Erfindung werden
vorzugsweise der wenigstens eine erste Formzahn (gemäß Merkmal
d) des Patentanspruchs 1) für
wenigstens einen ersten Verfahrensschritt (gemäß Merkmal b) des Patentanspruchs
10) und der wenigstens eine zweite Formzahn (gemäß Merkmal e) des Patentanspruchs
1) für wenigstens
einen zweiten Verfahrensschritt (gemäß Merkmal c) des Patentanspruchs
10) vorgesehen.
-
Beim
plastischen Eindrücken
wird ein so hoher Druck auf die Werkstückoberfläche mittels des Werkzeugs ausgeübt, dass
sich, über
eine rein elastische Verformung hinaus, eine gezielte plastische Umformung
des Werkstückmaterials
im Gewindebereich ergibt, die wiederum zu einer Volumenvergrößerung im
darauffolgenden Gewindeprofil gegenüber dem vorherigen Gewindeprofil
führt.
Das plastische Eindrücken
oder Umformen bewirkt eine Verdichtung oder Verfestigung des Gefüges im Werkstückmaterial an
den betroffenen Gewindeprofilbereiche und in der Regel auch ein
Fließen
des Werkstückmaterials, wenn
der ausgeübte
Druck oberhalb der Fließgrenze des
Werkstückmaterials
liegt. Sowohl die Verdichtungsvorgänge als auch die Fließvorgänge führen für sich oder
in Kombination zu der angestrebten Volumenverkleinerung des Werkstückmaterials
und der komplementären
Volumenvergrößerung des
Gewindeprofils.
-
Das
Eindrückvolumen
ergibt sich insbesondere als Differenzvolumen der jeweiligen Abmessungen
der aufeinanderfolgenden Gewindeprofile oder der Zahnprofile des
Werkzeugs abzüglich
eines eventuellen und in der Regel relativ kleinen Rückstellvolumens
aufgrund elastischer Rückstellung
des Werkstückmaterials.
-
Die
Reihenfolge und Anzahl der beiden Verfahrenschritte
- b) Vergrößern der
Gewindetiefe eines in dem oder den vorhergehenden Verfahrensschritt(en)
erzeugten Zwischengewindes oder weiteres Eindrücken des Materials des Werkstücks zumindest
am Gewindegrund eines in dem oder den vorhergehenden Verfahrensschritt(en)
erzeugten Zwischengewindes (erster Verfahrensschritt)
- c) Vergrößern der
Gewindebreite oder des Zwischenraums zwischen den Gewindeflanken
eines ein in dem oder den vorhergehenden Verfahrensschritt(en) erzeugten
Zwischengewindes ohne Veränderung
der Gewindetiefe dieses Zwischengewindes oder weiteres Eindrücken des Materials des
Werkstücks
an den Gewindeflanken, nicht jedoch am Gewindegrund eines in dem
oder den vorhergehenden Verfahrensschritt(en) erzeugten Zwischengewindes
(zweiter Verfahrensschritt)
kann grundsätzlich beliebig
gewählt
werden. Bevorzugt sind Abfolgen der Verfahrensschritte mit häufigen Wechseln
der bearbeiteten Profilbereiche wie z.B. b-c-b-c oder c-b-c-b oder
b-b-c-c oder c-c-b-b oder b-c-c-b-c-c oder c-b-b-c-b-b und Wiederholungen
und Kombinationen daraus. Das Gleiche gilt für die entsprechende Zahnprofile
des Werkzeugs gemäß der Erfindung.
-
Ein
Gewindeprofil, sei es ein Zwischengewindeprofil oder das Endgewindeprofil,
ist dabei in der üblichen
Weise als Kontur eines Querschnitts des Gewindeganges senkrecht
zu dessen spiral- oder schraubenförmigen Verlauf oder eines Längsschnittes
durch den Gewindegang in einer zur Gewindemittelachse gemäß der Gewindesteigung
geneigten Schnittebene definiert. Ein Zahnprofil eines Formzahnes
ist als Kontur oder Profil eines Querschnitts senkrecht zu dessen
Vorschubrichtung oder, bei einem Gewindefurcher, eines Schnittes
in einer gemäß der Gewindesteigung
zur Werkzeugachse geneigten Schnittebene definiert.
-
Die
Erfindung wird nachfolgend anhand von Ausführungsbeispielen und unter
Bezugnahme auf die Zeichnungen weiter erläutert. Es zeigen jeweils in einer
schematischen Darstellung:
-
1 eine
Abfolge von Zwischengewindeprofilen und eines Endgewindeprofils,
die in insgesamt sieben Verfahrensschritten eines Verfahrens zum
Erzeugen eines Gewindes erzeugt werden, in einem Längsschnitt
-
2 eine
Abfolge von sieben Gewindeformprofilen oder Profilen von Drückstollen
eines Gewindeformwerkzeugs beim Durchführen der sieben Verfahrensschritte
gemäß 1 in
einem Längsschnitt,
-
3 einen
Gewindefurcher mit einem Anfurchbereich mit einer Abfolge von Drückstollen
mit unterschiedlicher Eingriffsbereichen in einer perspektivischen
Ansicht,
-
4 einen
Anfurchbereich eines Gewindefurchers mit einem linearen Verlauf
in einem Längsschnitt,
-
5 einen
Anfurchbereich eines Gewindefurchers mit einem aus zwei linearen
Verläufen
unterschiedlicher Steigung zusammengesetzten Verlauf in einem Längsschnitt,
-
6 einen
Anfurchbereich eines Gewindefurchers mit einem konvex gekrümmten Verlauf
in einem Längsschnitt,
Einander entsprechende Teile und Größen sind in den 1 bis 6 mit
denselben Bezugszeichen versehen.
-
1 und 2 zeigen
die spanlose Erzeugung eines Gewindes in einem Werkstück 60 in
mehreren, im dargestellten Ausführungsbeispiel
sieben, Verfahrensschritten, in denen das Gewinde sukzessive weiter
in die Werkstückoberfläche 61 mittels
eines Gewindefurchers 50 eingedrückt wird. Die Werkstückoberfläche 61 ist
in 1 und 2 die zylindrische Innenwandung
eines Kernloches oder einer Kern- oder Vorbohrung 70. Der
Radius r von der in 1 und 2 nicht
dargestellten Mittelachse der Vorbohrung ist an der Werkstückoberfläche 61 vor der
Erzeugung des Gewindes gleich dem Kernloch- oder Vorbohrungsradius
oder halben Kernloch- oder Vorbohrungsdurchmesser R0 (r = R0). Die
Werkzeug- und Drehachse des Gewindefurchers 50 fällt bei
der Gewindeerzeugung mit der Mittelachse der Vorbohrung zusammen.
Ein Anfurchbereich 51 des Gewindefurchers 50 der
Länge L
weist fünf
Form- oder Furchzähne
(oder Drückstollen) 11 bis 15 auf. Der
am weitesten radial nach außen
ragende Furchzahn 14 beispielsweise weist einen größeren Außenradius
r = R2 auf als der erste Furchzahn 11, so dass im Anfurchbereich 51 also
im Mittel eine radiale Zustellung verwirklicht ist. Ein sich an
den Anfurchbereich 51 anschließender Kalibrier- oder Fertigfurchbereich 52 weist
mehrere Furchzähne
mit konstantem Außenradius
RE mit RE > R2 auf,
von denen die beiden ersten Furchzähne 16 und 17 dargestellt
sind.
-
In
einem ersten Verfahrensschritt wird nun ein erstes nur schwach ausgeprägtes Zwischengewinde 1 mittels
des mit seinem Zahnkopf 11C leicht in die Werkstückoberfläche 61 eingedrückten Furchzahnes 11 geformt.
Der Furchzahn 11 weist bevorzugt ein vollständiges Gewindeprofil
mit zwei geradlinigen, unter einem Winkel α zueinander angeordneten Zahnflanken 1A und 1B und
einem beide Zahnflanken 1A und 1B verbindenden
Zahnkopf 1C, der im dargestellten Ausführungsbeispiel abgerundet, vorzugsweise
kreisförmig,
ist, auf.
-
In
einem zweiten Verfahrensschritt wird in das Zwischengewinde 1 der
Zahnkopf 12C des zweiten Furchzahnes 12 eingedrückt und
ein gegenüber dem
ersten Zwischengewinde 1 im Gewindeprofil oder Gewindegangquerschnitt
vergrößertes zweites Zwischengewinde 2 erzeugt.
Sowohl die Gewindeprofiltiefe r = R1 > R0, die der tiefsten Stelle des Gewindegrundes 2C entspricht,
als auch das Gewindeprofilvolumen in der Gewindelängsrichtung
oder entsprechend die Gewindeprofilbreite, die dem Zwischenraum
oder einem Abstand der Flanken 2A und 2B, vorzugsweise
dem sogenannten Flankendurchmesser, entspricht, sind beim zweiten
Zwischengewinde 2 größer als
beim ersten Zwischengewinde 1. Das bei dem Eindrücken des
Furchzahnes 12 über die
Fließgrenze
hinaus verformte Material des Werkstücks 60 fließt aus dem
Gewindegang radial nach innen und wirft sich an der Werkstückoberfläche 61 an der
Vorbohrung 70 in zwei Auswerfungen FA und FB an den beiden
Flanken 2A und 2B auf.
-
Dazu
ist im Ausführungsbeispiel
gemäß 2 der
zweite Furchzahn 11 schmaler ausgebildet als der erste
Furchzahn 11 mit zwei unter einem Winkel β, der kleiner
ist als der Winkel α des
ersten Furchzahnes 11, zueinander geneigten Zahnflanken 12A und 12B und
mit einem gerundeten, vorzugsweise kreisrunden, Zahnkopf 12C,
dessen äußere Tangenten
an den Übergangspunkten
zu den Zahnflanken 12A und 12B wieder den größeren Winkel α miteinander
einschließen.
Die Übergangspunkte
P1 zwischen der Zahnflanke 12A und dem Zahnkopf 12C und
P2 zwischen der Zahnflanke 12B und dem Zahnkopf 12C liegen
jeweils bei r = R0. Das Zahnprofil des zweiten Furch zahnes 12 kann
aus dem vollständigen Zahnprofil
des ersten Furchzahnes 11 durch Freischleifen an den Flanken
hergestellt werden.
-
Die
radiale Differenz R1 – R0
der Gewindegrunde 2C und 1C in 1 oder
Zahnköpfe 12C und 11C in 2 ist
mit ΔR1
bezeichnet. Der Gewindegrund 2C des zweiten Zwischengewindes 2 entspricht
im Wesentlichen der (komplementären)
Form (oder Negativform) des Zahnkopfes 12C mit dem Tangentenwinkel α und die
Flanken 2A und 2B des zweiten Zwischengewindes 2 schließen an den
Auswerfungen FA und FB den Winkel β < α ein,
da das Material an den Zahnflanken 12A und 12B des
zweiten Furchzahnes 12 entlang fließt.
-
In
einem dritten Verfahrensschritt wird das zweite Zwischengewinde 2 durch
Eindrücken
des dritten Furchzahnes 13 zu einem dritten Zwischengewinde 3 weitergeformt.
Dabei erfolgt eine Umformung des Werkstückmaterials im zweiten Zwischengewinde 2 im
Wesentlichen nur an dessen Flanken 2A und 2B.
-
Die
Flanken 3A und 3B des dritten Zwischengewindes 3 sind
somit weiter voneinander beabstandet (größerer Flankendurchmesser) als
die Flanken 2A und 2B des zweiten Zwischengewindes 2 bzw. öffnen sich
unter dem größeren Winkel α an den weiter
vergrößerten Auswerfungen
FA und FB. Der Gewindegrund 3C des dritten Zwischengewindes 3 ist
dagegen praktisch unverändert
gegenüber dem
Gewindegrund 2C des zweiten Zwischengewindes 2 und
liegt weiterhin bei der Profiltiefe oder dem Radius R1 mit dem Tangentenwinkel α.
-
Gemäß 2 ist
der dritte Furchzahn 13 an seinen Zahnflanken 13A und 13B ausgebildet
wie das vollständige
Profil des ersten Furchzahnes 11 mit dem großen Zwischenwinkel α, ist aber
gegenüber dem
ersten Furchzahn 11 mit den Zahnflanken 13A und 13B radial
weiter zum Werkstück 60 zugestellt und
zugleich, insbesondere durch Freischleifen, am Zahnkopf 13C abgeflacht,
so dass die maximale radiale Ausdehnung r etwa dem Vorbohrungsra dius
R0 entspricht oder geringfügig
darüber
liegt. Die Übergangspunkte
P3 zwischen der Flanke 13A und dem Zahnkopf 13C sowie
P4 zwischen der Zahnflanke 13B und dem Zahnkopf 13C liegen
etwa bei r = R0.
-
Aufgrund
der größeren Breite
des Zahnkopfes 13C gegenüber dem Zahnkopf 12C der
vorherigen Furchzahnes 12 bildet sich zwischen dem Gewindegrund 3C und
den Flanken 3A und 3B des dritten Zwischengewindes 3 jeweils
ein Absatz 3D bzw. 3E bei r = R0, der annähernd parallel
zur Werkstückoberfläche 61 verläuft.
-
In
einem vierten Verfahrensschritt wird nun ein vierter Furchzahn 14 in
das dritte Zwischengewinde 3 eingedrückt und das Werkstückmaterial
an dessen Gewindegrund 3C und den angrenzenden Flankenbereichen
der Flanken 3A und 3B verdrängt und umgeformt. Das resultierende
vierte Zwischengewinde 4 weist nun einen bis r = R2 mit
R2 > R1 tiefer in das
Werkstück 60 reichenden,
vorzugsweise abgerundetem, Gewindegrund 4C mit einem Tangentialwinkel α und zwei
sich bei r = R1 anschließende
Flanken 4A und 4B auf, wobei die Flanken 4A und 4B zunächst den
kleineren Winkel β einschließen und
sich an den nunmehr noch größeren Auswerfungen
FA und FB auf den größeren Winkel α aufweiten.
Die radiale Differenz R2 – R1
ist mit ΔR2
bezeichnet und ist der Betrag, um den das vierte Zwischengewinde 4 radial
weiter in das Werkstück 60 eingearbeitet
ist als das dritte Zwischengewinde 3.
-
Der
für diesen
vierten Verfahrensschritt gemäß 2 vorgesehene
vierte Furchzahn 14 ist wieder schmaler ausgebildet als
der vorhergehende dritte Furchzahn 13 und weist zwei unter
dem kleineren Winkel β zueinander
geneigte Zahnflanken 14A und 14B auf, die jeweils
in einem Übergangspunkt
P5 bzw. P6 in den, vorzugsweise gerundeten, Zahnkopf 14C mit
dem Tangentialwinkel α übergehen.
Auch der vierte Furchzahn 14 kann ebenso wie der zweite Furchzahn 12 aus
einem vollständigen
Furchzahnprofil wie 11 durch Freischleifen an den Zahnflanken unterhalb
der Übergangspunkte
P5 und P6 erzeugt werden.
-
In
einem fünften
Verfahrensschritt wird nun das vierte Zwischengewinde 4 durch
Eindrücken
eines weiteren, fünften
Furchzahnes 15 zu einem fünften Zwischengewinde 5 umgeformt.
In diesem fünften
Verfahrensschritt erfolgt wiederum ein Eindrücken des Werkstückmaterials
im Wesentlichen nur an den Flanken 4A und 4B des
vorherigen vierten Zwischengewindes 4.
-
Das
fünfte
Zwischengewinde 5 weist einen gegenüber dem Gewindegrund 4C des
vierten Zwischengewindes 4 weitgehend unveränderten
Gewindegrund 5C und daran anschließende kurze Flankenbereiche 5F und 5G,
die den Anfangsbereichen der Flanken 4A und 4B des
vierten Zwischengewindes 4 entsprechen und unter dem Winkel β zueinander
geneigt sind, auf. Weiter außen
ist das fünfte
Zwischengewinde 5 jedoch verbreitert und zwar gehen die
Flankenbereiche 5F und 5G über Absätze 5D und 5E in
unter dem größeren Winkel α zueinander
geneigte Flankenbereiche 5A und 5B über, die
an den noch weiter radial nach innen ausgeworfenen Auswerfungen
FA und FB verlaufen. Die Absätze
oder Übergangsbereiche 5D und 5E liegen
bei etwa r = R0.
-
Für diesen
fünften
Verfahrensschritt wird bevorzugt der Furchzahn 15 gemäß 2 verwendet, der
zwei unter dem Winkel α geneigte
Zahnflanken 15A und 15B und einen in den Übergangspunkten
P7 und P8 in die Zahnflanken 15A und 15B übergehenden
Zahnkopf 15C aufweist. Der Zahnkopf 15C ist abgerundet.
Die Übergangspunkte
P7 und P8 liegen bei r = R0, während
der Zahnkopf 15C etwas weiter nach außen ragt, die am weitesten
außen
liegende Stelle des Zahnkopfes 15C jedoch bei r < R1 liegt. Die an
die Übergangspunkte
P7 und P8 angrenzenden äußeren Bereiche
des Zahnkopfes 15C bilden sich in die entsprechend geformten
Absätze 5D und 5B des
fünften
Zwischengewindes 5 ab.
-
In
einem sechsten Verfahrensschritt wird nun das fünfte Zwischengewinde 5 nochmals
weiter in das Werkstück 60 eingeformt.
Das resultierende sechste Zwischengewinde 6 ist in 1 gezeigt
und weist einen bereits auf den Endradius RE eingeformten Gewindegrund 6C mit
einem abgerundeten Profil und dem Tangentenwinkel α auf und
zwei sich an den Gewindegrund 6C anschließende Flankenbereiche 6E und 6F,
die unter dem kleineren Winkel β zueinander
geneigt sind, und zwei sich an diese Flankenbereiche 6E und 6F anschließende den
Winkel α einschließende Flanken 6A und 6B an
den Auswerfungen FA und FB.
-
Für diesen
sechsten Umformschritt wird bevorzugt der Furchzahn 16 gemäß 2 verwendet, der
einen gerundeten Zahnkopf 16C mit dem Tangentenwinkel α und dem
Außenradius
RE aufweist sowie zwei sich an den Übergangspunkten P9 und P10
an dem Zahnkopf 16C anschließende lineare Flanken 16A und 16B,
die unter dem kleineren Winkel β zueinander
geneigt sind. Die Übergangspunkte P9
und P10 liegen bei R1 < r < R2 also zwischen
den beiden Radien R1 und R2. Die Übergangspunkte P9 und P10 des
sechsten Furchzahnes 16 bilden auch in dem sechsten Zwischengewinde 6 die Übergänge zwischen
dem Gewindegrund 6C und den Flankenbereichen 6E und 6F,
während
die Übergangsbereiche
zwischen den steileren Flankenbereichen 6E und 6F und
den Flanken 6A und 6B etwa bei r = R0 liegen.
-
In
einem siebten und letzten Verfahrensschritt wird nun das vollständige Endgewindeprofil 7 aus
dem sechsten Zwischenprofil 6 erzeugt. Das Endgewindeprofil 7 weist
einen, in 1 abgerundeten, Gewindegrund 7C und
zwei sich an den Gewindegrund 7C an beiden Seiten anschließende geradlinige
Gewindeflanken 7A und 7B, die unter dem Winkel α zueinander
gerichtet sind, auf. Die Gewindetiefe oder weiteste radiale Ausdehnung
des Gewindegrundes 7C ist bei RE. Die Gewindeflanken 7A und 7B erstrecken
sich über
die nunmehr vollständig
ausgekragten oder ausgeformten Krallen oder Auswerfungen FA und
FB nach außen.
-
Der
für den
siebten Verfahrensschritt vorgesehene Furchzahn 17 gemäß 2 weist
das vollständige
Zahnprofil auf wie der erste Furchzahn 11 mit den beiden
geradlinigen unter dem Winkel α zueinander
gerichteten Zahnflanken 17A und 17B und dem in 2 abgerundeten,
Gewindegrund 17C mit der maximalen radialen Abmessung RE.
-
Die
dargestellten sieben sukzessiven Formschritte geschehen im Allgemeinen
simultan an verschiedenen Stellen des Gewindeganges oder der Werkstückoberfläche 61 an
der Vorbohrung bei der axialen Vorwärtsbewegung des sich zugleich
um seine nicht dargestellte Werkzeugachse drehenden Gewindefurchers 50.
Während
also das Gewinde im vorderen, in 1 und 2 linken
Bereich der Vorbohrung gerade begonnen wird, wird es im hinteren, rechten
Bereich fertiggestellt.
-
Zur
Herstellung der Furchzähne 11 bis 17 kann
zunächst
ein Gewindeprofil an der Außenseite des
mit polygonalem Querschnitt ausgebildeten Gewindefurchers 50 beispielsweise
durch Schleifen erzeugt werden, das das vollständige Profil der Furchzähne 11 und 17 aufweist
und anschließend
können die
Formen der Furchzähne 12 bis 16 durch
Freischleifen an den Zahnköpfen
oder Zahnflanken erzeugt werden.
-
Es
ist in einer Weiterbildung möglich,
die Auswerfungen FA und FB nachträglich zu entfernen, beispielsweise
mit einem Kernreib- oder -schneidwerkzeug, um den ursprünglichen
Kerndurchmesser wiederherzustellen.
-
3 zeigt
nun einen vollständigen
Gewindefurcher 50 mit einer Furchzahnanordnung mit unterschiedlicher
Furchflächenaufteilung
gemäß der Erfindung.
Der Gewindefurcher 50 weist einen Schaft 55 auf
zum Befestigen an einem Werkzeughalter oder einem Spannfutter einer
Werkzeugmaschine und in einem vorderen Bereich einen Arbeitsbereich 54 mit
einem Anfurchbereich 51 und einem Fertigfurch- oder Kalibrierbereich 52.
Der Gewinde furcher 50 ist um die Werkzeugachse A drehbar
und wird in der Vorschubrichtung V unter Drehung um seine eigene
Werkzeugachse A in Anpassung an die Gewindesteigung P der einzelnen
Furchzähne 21 bis 29 und
damit des erzeugten Endgewindes bewegt. Die Furchzähne 21 bis 29 sind
auf einem Profilteilbereich eines gewindeförmigen (oder: spiralförmigen oder schraubenförmigen)
Profils an der Außenseite
des Arbeitsbereiches 54 ausgebildet als weiter nach außen ragende
Erhebungen oder Drückstollen
eines entsprechend polygonalen Querschnittes des Arbeitsbereichs 54.
Die einzelnen Gewindefurchzahnreihen oder Profilteilbereiche sind
in axialer Richtung parallel zur Werkzeugachse A durch einzelne
Nuten 56 zum Zuführen
von Kühl- und/oder Schmiermittel voneinander
getrennt.
-
Die
in 3 gezeigten Furchzähne 21 bis 26 weisen
unterschiedliche Gewindeformprofile oder Zahnprofile auf, die mit
unterschiedlichen Zahnbereichen oder Furchflächen beim Erzeugen des Gewindes
in das Werkstück
eingreifen, so dass das Gewinde sukzessive an verschiedenen Bereichen
der Gewindekontur oder des Gewindeprofils durch die einzelnen Furchzähne 21 bis 26 erzeugt
wird. Die weiteren Furchzähne 27 bis 29 sind
entsprechend dem vollständigen
Endgewindeprofil ausgebildet und führen den Gewindefurcher 50 bzw.
kalibrieren und glätten
das erzeugte Endgewinde weiter. Für die Ausbildung der einzelnen
Zahnprofile der Furchzähne 21 bis 26 kann
insbesondere auch auf die Ausführungsform
gemäß 2 zurückgegriffen
werden.
-
Die 4 bis 6 zeigen
unterschiedliche Ausgestaltungen des Anfurchbereichs 51 des
Gewindefurchers 50.
-
In 4 ist
ein in der Grundform konischer oder kegelförmiger Anfurchbereich 51 vorgesehen mit
einem Kegelwinkel δ.
-
In 5 weist
der Anfurchbereich 51 zwei axial aufeinanderfolgende Kegel
mit unterschiedlichen Kegelwinkeln δ und ε auf.
-
In 6 ist
eine Freiform mit einer konvexen Krümmung im Anfurchbereich 51 dargestellt.
-
Die
dargestellten Zahnformen und Zwischengewindeprofile sind nur spezielle
Ausführungsbeispiele,
die sich relativ einfach fertigen lassen, und können auch in weiten Grenzen
variiert werden. Wesentlich ist, dass die Eingreiflänge oder
Umschlingung, das heißt
der Profilbereich der Furchzähne,
der den jeweiligen Umformschritt vornimmt, variiert wird oder, mit
anderen Worten, die Furchflächen
oder Wirkflächen
auf unterschiedliche Furchzähne
aufgeteilt werden und somit eine Verteilung der Umformarbeit auf
verschiedene Zahnbereiche und auch Werkstückbereiche erreicht wird, die
zum Einen die Umformkräfte
auf die einzelnen Zähne
reduziert und zum Anderen die Erwärmung des Werkstücks und
des Werkzeugs reduziert. Diese Wirkflächenaufteilung kann auch anders
als dargestellt erfolgen, um ein gewünschtes sich als resultierendes
Profil ergebendes Endgewindeprofil zu erzeugen.
-
- 1
bis 7
- Zwischengewinde
- 1A
bis 7A
- Flanken
- 1C
bis 7C
- Gewindegrund
- 5D,
5E
- Absätze
- 5F,
5G
- Flankenbereiche
- 6E,
6F
- Flankenbereiche
- 11
bis 17
- Furchzähne/Drückstollen
- 12A
bis 17A
- Zahnflanken
- 11C
bis 17C
- Zahnkopf
- 21
bis 29
- Furchzähne
- 50
- Gewindefurcher
- 51
- Anfurchbereich
- 52
- Kalibrier-/Fertigfurchbereich
- 54
- Arbeitsbereich
- 55
- Schaft
- 56
- Nut
- 60
- Werkstück
- 61
- Werkstückoberfläche
- 70
- Vorbohrung
- α, β, δ, ε
- Winkel
- ΔR1, ΔR2
- radiale
Differenz
- A
- Werkzeugachse
- FA,
FB
- Auswerfungen
- L
- Länge
- P
- Gewindesteigung
- P1
bis P10
- Übergangspunkte
- r,
R1, R2
- Radius
- R0
- Vorbohrungsradius
- RE
- Außenradius
- V
- Vorschubrichtung