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Die
Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betrieb eines Servolenksystems
eines Kraftfahrzeugs gemäß dem Oberbegriff
von Anspruch 1. Die Erfindung betrifft ebenfalls ein Computerprogramm
und ein Computerprogrammprodukt mit Programmcodemitteln, um ein
derartiges Verfahren durchzuführen. Des
weiteren betrifft die Erfindung ein Servolenksystem eines Kraftfahrzeugs.
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Stand der Technik
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Ein
Lenksystem mit Überlagerungsmitteln
ist aus der
DE 197
51 125 A1 bekannt. Dort wird die Bewegung (Zusatzwinkel
bzw. Motorwinkel) eines Stellantriebs, d. h. eines Elektromotors
mittels eines Überlagerungsgetriebes
(beispielsweise ein Planetengetriebe) mit dem Lenkradwinkel überlagert.
Mit Hilfe der Überlagerungsmittel
ist es möglich,
einen von der Lenkhandhabe vorgegebenen Lenkradwinkel zur Erhöhung der
Fahrstabilität
bzw. des Komforts mit einem Zusatzwinkel zu überlagern, so dass sich fahrdynamikabhängig bzw.
komfortabhängig
ein variables Übersetzungsverhältnis zwischen
Lenkradwinkel und mittlerem Radlenkwinkel der lenkbaren Räder des
Kraftfahrzeugs einstellt. Dadurch ist es sicherheitstechnisch z.
B. möglich,
ein Kraftfahrzeug, welches auszubrechen droht, durch eine entsprechende
Korrektur des Radlenkwinkels wieder in eine stabile Fahrsituation
zurückzuführen. Die Überlagerungsmittel
können
andere Fahrdynamiksysteme (z. B. ein elektronisches Stabilitätsprogramm
(ESP) oder ein Antiblockiersystem (ABS)) unterstützen. Komforttechnisch ist
es auch möglich,
einem Lenkradwinkel beispielsweise einen geschwindigkeitsabhängigen Zusatzwinkel
zu überlagern.
Dadurch kann bei niedrigen Fahrzeuggeschwindigkeiten ein relativ kleines Übersetzungsverhältnis eingestellt
werden, d. h. eine relativ kleine Drehung der Lenkhandhabe führt zu einem
relativ großen
Lenkwinkel der Räder (gegenüber der
mechanischen Grundübersetzung
direkteres Übersetzungsverhältnis).
Bei hohen Fahrzeuggeschwindigkeiten kann dagegen ein relativ großes Übersetzungsverhältnis (gegenüber der
mechanischen Grundübersetzung indirekteres Übersetzungsverhältnis) eingestellt
werden, damit sich die Fahrstabilität des Kraftfahrzeugs erhöht. Auch
das erfindungsgemäße elektrische
Servolenksystem weist Überlagerungsmittel
auf.
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Außerdem ist
aus der
DE 100 13
711 A1 ein Lenksystem bekannt, das unter anderem einen
Servoantrieb zur Momentenunterstützung
(Servolenkung) aufweist. Der Grad der Momentenunterstützung ist
bei dem beschriebenen Lenksystem abhängig von der Fahrzeuggeschwindigkeit.
Während
bei langsamer Fahrzeuggeschwindigkeit die Momentenunterstützung größer ist
(z. B. um beim Rangieren des Fahrzeugs das Lenkrad ohne großen Kraftaufwand
betätigen
zu können),
wird die Momentenunterstützung
bei höheren
Geschwindigkeiten (z. B. um die Fahrstabilität bei einer Autobahnfahrt zu
erhöhen) gesenkt.
Der Servoantrieb kann hydraulisch oder – wie bei dem erfindungsgemäßen elektrischen
Servolenksystem – elektrisch
arbeiten.
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Das
in der
DE 100 13 711
A1 beschriebene Lenksystem weist neben dem Servoantrieb
auch Überlagerungsmittel
auf, welche einen Zusatzwinkel erzeugen und den von der Lenkhandhabe
vorgegebenen Lenkradwinkel mit diesem Zusatzwinkel überlagern.
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In
Kraftfahrzeugen werden zumeist elektrische Servolenksysteme bzw.
elektromechanische Servosteller (electronic power steering, EPS)
eingesetzt. Wünschenswert
bzw. bekannt ist jedoch auch die vorstehend bereits angesprochene
Kombination eines elektrischen Servolenksystems mit einer Überlagerungslenkung
bzw. einem Überlagerungswinkelsteller
(active steering, AS), um sowohl ein variables Unterstützungsmoment
als auch ein variables Übersetzungsverhältnis zwischen
Lenkradwinkel und mittlerem Radlenkwinkel der lenkbaren Räder der
Kraftfahrzeuge funktional realisieren zu können.
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Das Übersetzungsverhältnis wird
vorliegend als Quotient zwischen Lenkradwinkeländerung und entsprechender Änderung
des mittleren Radlenkwinkels der lenkbaren Räder definiert. Ein durch das Lenkgetriebe
vorgegebenes mechanisches Grundverhältnis kann beispielsweise bei
18:1 liegen, d. h. ein Grad Winkeländerung am lenkbaren Rad erfordern
18 Grad Winkeländerung
am Lenkrad. Ein kleineres bzw. direkteres Übersetzungsverhältnis (beispielsweise
10:1) bewirkt, dass am Lenkrad weniger gedreht werden muss, die
lenkbaren Räder
jedoch weiter einschlagen. Dies ist bei geringen Fahrzeuggeschwindigkeiten,
im Stadtverkehr oder auf kurvenreichem Terrain vorteilhaft. Bei
höheren
Fahrzeuggeschwindigkeiten, etwa bei der Autobahnfahrt, ist ein größeres bzw.
indirekteres Übersetzungsverhältnis (beispielsweise
25:1) von Vorteil.
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Wie
vorstehend bereits ausgeführt,
wird etwa bei geringen Fahrzeuggeschwindigkeiten eine direktere
Lenkübersetzung
und ein geringes Lenkmoment vom Fahrer als komfortabel empfunden.
Je geringer die Lenkübersetzung
eingestellt wird, desto höher
ist bei gleicher Lenkradbewegung die Zahnstangengeschwindigkeit.
Zugleich sind bei geringen Fahrzeuggeschwindigkeiten die Zahnstangenkräfte hoch.
Beides zusammen führt
zu einer erhöhten
Leistungsanforderung an das Bordnetz gegenüber einem herkömmlichen
Servolenksystem. Wird dabei die Leistungsfähigkeit des Bordnetzes überschritten, steigt
das Lenkmoment ungewollt an. Es kommt in nachteiliger Weise zu einer
für den
Fahrer unangenehmen Verhärtung
der Lenkung. Dementsprechend führt
eine Leistungsauslegung eines derartigen Überlagerungslenksystems zu
einer Erhöhung
der Anforderungen an die Energieversorgung. Bei einem hydraulischen
Servolenksystem, muss der Ölstrom
entsprechend dem Verhältnis
der erreichbaren Lenkgeschwindigkeiten erhöht werden. Dadurch erhöht sich die
erforderliche Pumpengröße bei gleichzeitig
erhöhter
Verlustleistung, was wiederum weitere Sondermaßnahmen (z. B. Ölkühler, Pumpen
mit variablem Ölstrom,
etc.) erforderlich macht, welche mit Mehrkosten verbunden sind.
Bei einem elektrischen Servolenksystem, müssen sowohl der Elektromotor des
Servoantriebs als auch die Endstufen des Steuergeräts entsprechend
größer dimensioniert
werden, was einerseits zu Mehrkosten führt, andererseits auch die
Bauraumanforderungen erhöht.
Gleichzeitig erhöht
sich der Maximalstrom, welcher dem Bordnetz entnommen werden muss.
Da dieser jedoch im Allgemeinen begrenzt ist, führt dies wiederum zu weiteren mit
der Stabilisierung des Bordnetzes verbundenen Mehrkosten.
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Die
DE 103 53 084 A1 betrifft
ein hilfskraftunterstütztes
Lenksystem eines Kraftfahrzeugs, mit einem Lenkgetriebe zur Umsetzung
des vom Fahrer mit seiner Lenkhandhabe vorgegebenen Lenkwunsches
in eine Verschiebebewegung von den lenkbaren Rädern zugeordneten Spurstangen,
sowie mit einer Überlagerungseinheit,
mit der dem vom Fahrer vorgegebenen Lenkwinkel ein gleichgerichteter
oder gegengerichteter Zusatzlenkwinkel hinzugefügt werden kann, so dass das Übersetzungsverhältnis zwischen
der Lenkwinkelvorgabe des Fahrers und dem Hub des Spurstangen-Anlenkpunktes
am Lenkgetriebe gegenüber
einem durch das Lenkgetriebe vorgegebenen Übersetzungsverhältnis veränderbar
ist. Mit Überschreiten
eines Leistungs-Grenzwertes für
das die Hilfskraftunterstützung
bereit stellende System oder eines Grenzwertes für die Lenkwinkelvorgabe wird
zumindest unter zeitlicher Betrachtungsweise das Übersetzungsverhältnis zwischen
der Lenkwinkelvorgabe des Fahrers und dem Hub des Spurstangen-Anlenkpunktes am
Lenkgetriebe gegenüber dem
vorgegebenen Übersetzungsverhältnis indirekter
eingestellt. Diese Vorgehensweise bezieht sich jedoch lediglich
auf einen Arbeitsbereich des Lenksystems bei welchem das Übersetzungsverhältnis gegenüber dem
vorgegebenen Übersetzungsverhältnis, d.
h. der mechanischen Grundübersetzung,
indirekter eingestellt ist, also bei einem größeren Übersetzungsverhältnis.
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Offenbarung der Erfindung
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Technische Aufgabe
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Ausgehend
davon liegt der vorliegenden Erfindung die Aufgabe zugrunde, ein
Verfahren zum Betrieb eines Servolenksystems eines Kraftfahrzeugs,
ein Computerprogramm, ein Computerprogrammprodukt und ein Servolenksystem
eines Kraftfahrzeugs der eingangs erwähnten Art zu schaffen, welche
einen Betrieb des Servolenksystems derart ermöglichen, dass unabhängig von
den vorgegebenen Lenkbewegungen des Fahrers die Leistungsfähigkeit
des Bordnetzes bei einem gegenüber
der mechanischen Grundübersetzung
direkter eingestellten Übersetzungsverhältnis nicht überschritten
wird.
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Technische Lösung
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Diese
Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die
in Anspruch 1 genannten Merkmale gelöst. Die Aufgabe wird bezüglich des
Computerprogramms durch Anspruch 6, bezüglich des Computerprogrammprodukts
durch Anspruch 7 und bezüglich
des Servolenksystems durch Anspruch 8 gelöst.
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Durch
die erfindungsgemäßen Maßnahmen wird
das Lenksystem in vorteilhafter Weise derart geführt, dass unabhängig von
der Lenkbewegung des Fahrers die Leistungsfähigkeit des Bordnetzes auch bei
einer direkteren Lenkübersetzung
nicht überschritten
wird. Dazu wird die Lenkübersetzung
derart angepasst, dass die aufgenommene Leistung des Servolenksystems
die Leistungsgrenze des Bordnetzes nicht überschreitet. Sonach sind die
funktionalen Vorteile eines AS-Lenksystems
auch in Verbindung mit einem Servoantrieb trotz begrenzter Bordnetzleistung
darstellbar. In keiner Fahrsituation tritt eine ungewollte Verhärtung der
Lenkung auf. Darüber
hinaus kann der Servoantrieb in Kombination mit einem AS-Lenksystem
im Wesentlichen unverändert bleiben.
Durch eine geeignete Regelungsstrategie wird somit die Dimensionierung
des Servolenksystems reduziert, wodurch eine Kostensenkung und eine
Senkung des Bauraumbedarfs erzielt wird. Darüber hinaus wird auch der Einsatzbereich
des Servolenksystems bei gegebenem elektrischen Bordnetz um höhere Fahrzeugklassen
bzw. technische Anforderungen erweitert.
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In
einer vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung wird der Zusatzwinkel
zeitlich begrenzt angepasst.
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Des
weiteren kann die Lenkübersetzung
derart angepasst werden, dass die Leistungsaufnahme bzw. die Stromaufnahme
des elektrischen Servolenksystems aus dem Bordnetz einen vorgegebenen Grenzwert
nicht übersteigt.
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Sehr
vorteilhaft ist es, wenn zu einer weniger direkten Einstellung des
variablen Übersetzungsverhältnisses
der Zusatzwinkel reduziert wird. Insbesondere bei kurzzeitigen hohen
Lenkgeschwindigkeiten wird der Zusatzwinkel bzw. Überlagerungswinkel
derart angepasst, dass die Maximalleistung des Systems nicht überschritten
wird. Dazu wird bei Überschreitung
der maximal erreichbaren Lenkgeschwindigkeit, eine Abweichung zwischen
dem aus dem jeweiligen Arbeitspunkt erforderlichen und dem real gestellten
Lenkwinkel zugelassen, so dass es zu keiner für den Fahrer spürbaren Beschränkung der Lenkgeschwindigkeit
kommt. Diese Winkelabweichung wird durch geeignete Regelalgorithmen
in Form von nachträglicher
Kompensation der Winkelabweichung bzw. auch präventiver Voreilung bei Annäherung an
den Grenzbereich für
den Fahrer unmerklich bzw. verträglich
kompensiert.
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Der
momentane Leistungszustand des Bordnetzes des Kraftfahrzeugs wird
fortlaufend überwacht
und eine Abweichung von einem geforderten und einem stellbaren Zusatzwinkel
bewertet.
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Das
erfindungsgemäße Verfahren
zum Betrieb eines Servolenksystems eines Kraftfahrzeugs ist vorzugsweise
als Computerprogramm auf einem Steuergerät des Servolenksystems realisiert,
wobei auch andere Lösungen
selbstverständlich
in Frage kommen, wie beispielsweise auf Steuergeräten übergeordneter
Fahrzeugsysteme. Dazu ist das Computerprogramm in einem Speicherelement
des Steuergeräts
gespeichert. Durch Abarbeitung auf einem Mikroprozessor des Steuergeräts wird
das Verfahren ausgeführt.
Das Computerprogramm kann auf einem computerlesbaren Datenträger (Diskette,
CD, DVD, Festplatte, USB-Memorystick oder dergleichen) oder einem
Internetserver als Computerprogrammprodukt gespeichert sein und
von dort aus in das Speicherelement des Steuergeräts übertragen
werden. Ein derartiges Computerprogramm bzw. Computerprogrammprodukt
mit Programmcodemitteln ist in Anspruch 6 bzw. Anspruch 7 angegeben.
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Anspruch
8 betrifft ein Servolenksystem eines Kraftfahrzeugs.
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Nachfolgend
ist anhand der Zeichnung prinzipmäßig ein Ausführungsbeispiel
der Erfindung angegeben.
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Kurze Beschreibung der Zeichnungen
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Es zeigt:
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1 eine
vereinfachte schematische Darstellung eines erfindungsgemäßen Servolenksystems,
welches von einem erfindungsgemäßen Verfahren
betrieben wird; und
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2 ein
vereinfachtes Schaubild einer von einem erfindungsgemäßen Servolenksystem
erzeugbaren variablen Lenkübersetzung.
Bevorzugtes Ausführungsbeispiel
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1 zeigt
ein elektrisches Servolenksystem 1 eines nicht dargestellten
Kraftfahrzeugs. Das elektrische Servolenksystem 1 weist
eine als Lenkrad 2 ausgebildete Lenkhandhabe auf. Das Lenkrad 2 ist über eine
Gelenkwelle bzw. Lenksäule 3 mit
einem Lenkgetriebe 4 verbunden. Das Lenkgetriebe 4 dient
dazu, einen Drehwinkel der Lenksäule 3 in
einen Radlenkwinkel δFm, von lenkbaren Rädern 5a, 5b des
Kraftfahrzeugs umzusetzen. Das Lenkgetriebe 4 weist eine
Zahnstange 6 und ein Ritzel 7 auf, an welches
die Lenksäule 3 angreift.
Das elektrisches Servolenksystem 1 umfasst darüber hinaus Überlagerungsmittel 8,
die einen als Elektromotor 9 ausgebildeten Stellantrieb
bzw. Zusatzwinkelsteller und ein von diesem angetriebenes Überlagerungsgetriebe 10 aufweisen.
Das Überlagerungsgetriebe 10 ist
als Planetengetriebe ausgebildet. In weiteren Ausführungsbeispielen
könnte
das Überlagerungsgetriebe 10 auch
als Wellgetriebe oder dergleichen ausgebildet sein. Durch das Lenkrad 2 wird
ein Lenkradwinkel δS als Maß für einen
gewünschten
Radlenkwinkel δFm, der lenkbaren Räder 5a, 5b des
Kraftfahrzeugs vorgegeben. Mit Hilfe des Elektromotors 9 wird
dann ein Überlagerungswinkel
bzw. Zusatzwinkel δM generiert und durch das Überlagerungsgetriebe 10 mit dem
Lenkradwinkel δS bzw. dem Drehwinkel der Lenksäule 3 überlagert.
Der Zusatzwinkel δM wird grundsätzlich zur Verbesserung der
Fahrdynamik des Kraftfahrzeugs bzw. des Komforts, insbesondere zur
Bereitstellung einer variablen Lenkübersetzung bzw. einem variablen Übersetzungsverhältnis iv zwischen Lenkradwinkel δS und
Radlenkwinkel δFm der lenkbaren Räder 5a, 5b erzeugt.
Die Summe aus Lenkradwinkel δS und Zusatzwinkel δM ergibt
den Eingangswinkel des Lenkgetriebes 4 bzw. im vorliegenden
Ausführungsbeispiel
den Ritzelwinkel δG.
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Die Überlagerungsmittel 8 weisen
ein elektronisches Steuergerät 11 auf,
welches unter anderem der Regelung des Zusatzwinkels δM und
des abgegebenen Moments des Elektromotors 9 dient. Auf dem elektronischen
Steuergerät 11 läuft dazu
ein Regelungsverfahren ab, welches als Regelungsstruktur bzw. als
Computerprogramm auf einem nicht dargestellten Mikroprozessor des
Steuergeräts 11 ausgeführt ist.
Der Elektromotor 9 wird mit einem elektrischen Ansteuersignal δMd,
welches dem Sollwert des von dem Elektromotor 9 zu erzeugenden
Zusatzwinkels δM entspricht, angesteuert. Die Ansteuerung bzw.
Regelung des Elektromotors 9 erfolgt üblicherweise in Abhängigkeit
von der Fahrzeuggeschwindigkeit des Kraftfahrzeugs, d. h. das variable Übersetzungsverhältnis iv zwischen dem Lenkradwinkel δS und
dem Ritzelwinkel δG bzw. dem Radlenkwinkel δFm der
Räder 5a, 5b wird
durch die Überlagerung
des Lenkradwinkels δS mit verschiedenen, geschwindigkeitsabhängigen Zusatzwinkeln δM in
Abhängigkeit von
der Fahrzeuggeschwindigkeit eingestellt (siehe 2).
In dem in 2 dargestellten Schaubild ist horizontal
die Fahrzeuggeschwindigkeit v und vertikal das zugehörige Übersetzungsverhältnis i
aufgetragen. Die Kurve iv stellt das variable Übersetzungsverhältnis iv dar. Stark vereinfacht sind verschiedene Konfigurationen 1', 1'' und 1''' des elektrischen
Servolenksystems 1 mit unterschiedlichen variablen Übersetzungsverhältnissen
iv dargestellt. Die mechanische Grundübersetzung
des Lenkgetriebes 4 wird mit iGrund bezeichnet.
Die Konfiguration 1' wird
bei einer geringen Fahrzeuggeschwindigkeit v eingesetzt und gibt
ein relativ kleines bzw. direktes Übersetzungsverhältnis iv min (z. B. 10:1) vor. Dies wird dadurch
erreicht, dass der überlagerte
Zusatzwinkel δM zu dem Lenkradwinkel δS des
Fahrers gleichsinnig ausgebildet ist (in 2 durch
den Pfeil 16a angedeutet). Eine relativ geringe Drehung
des Lenkrads 2 führt
zu einem relativ großen
Radlenkwinkel δFm der Räder 5a, 5b.
Die Konfiguration 1'' wird bei einer
mittleren Fahrzeuggeschwindigkeit v (z. B. hier: 60 km/h) eingesetzt
und gibt im vorliegenden Ausführungsbeispiel
die mechanische Grundübersetzung
iGrund als Übersetzungsverhältnis (z.
B. 18:1) vor. Dies wird dadurch erreicht, dass insbesondere kein
geschwindigkeitsabhängiger
Zusatzwinkel δM zu dem Lenkradwinkel δS des
Fahrers überlagert
wird. Die Konfiguration 1''' wird bei einer höheren Fahrzeuggeschwindigkeit
v, insbesondere aus Stabilitätsgründen, eingesetzt
und gibt ein relativ großes
bzw. indirektes Übersetzungsverhältnis iv max (z. B. 25:1) vor. Dies wird dadurch
erreicht, dass der überlagerte
Zusatzwinkel δM zu dem Lenkradwinkel δS des
Fahrers gegensinnig ausgebildet ist (in 2 durch
den Pfeil 16b angedeutet). Damit die vorstehend angeführten Steuerungs-
bzw. Regelungsfunktionen ausgeführt
werden können,
erhält
das Steuergerät 11 unter
anderem als Eingangssignal die aktuelle Fahrzeuggeschwindigkeit
(z. B. über
den CAN-Bus des Kraftfahrzeugs).
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Wie
wiederum aus 1 ersichtlich, weist das elektrische
Servolenksystem 1 den Überlagerungsmitteln 8 nachgeordnet
einen elektrischen Servoantrieb 12 auf, welcher unter anderem
der variablen Momentenunterstützung
dient. Der elektrische Servoantrieb 12 weist einen Elektromotor 13 zur
Realisierung der Momentenunterstützung über ein
Riemengetriebe 14 auf. Das Riemengetriebe 14 weist ein
Antriebsritzel und eine Riemenscheibe zur Übertragung der Momentenunterstützung über ein
Kugelumlaufgetriebe (nicht dargestellt) auf die Zahnstange 6 des
elektrischen Servolenksystems 1 auf. Des weiteren ist ein
elektronisches Steuergerät 15 zur
Ansteuerung bzw. Regelung des Elektromotors 13 vorgesehen.
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Die
Erfindung wird anhand eines elektrischen Servolenksystems
1 mit
einem Riemengetriebe
14 und einem separaten Kugelumlaufgetriebe
zur Übertragung
der Unterstützungskraft
auf die Zahnstange
6, wie beispielsweise aus der
DE 100 52 275 bekannt,
beschrieben. Für
weitere elektrische und hydraulische Servolenksystemtechnologien
mit Momenten- bzw. Lenkunterstützung
lassen sich jedoch mit geringfügigen Änderungen
gleiche erfindungsgemäße Umsetzungen
erzielen.
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Erfindungsgemäß wird nun
abhängig
von einem momentanen Leistungszustand des Bordnetzes des Kraftfahrzeugs
der Zusatzwinkel δM, vorzugsweise zeitlich begrenzt bzw. in
zeitlicher Betrachtungsweise, bei einem gegenüber der mechanischen Grundübersetzung
iGrund des Lenkgetriebes 4 des elektrischen
Servolenksystems 1 direkteren variablen Übersetzungsverhältnis iv, d. h. in dem schraffierten Bereich 17 derart angepasst,
dass das variable Übersetzungsverhältnis iv weniger direkt eingestellt wird. Dadurch
führt die
Leistungsaufnahme durch das elektrische Servolenksystem 1 nicht
zu einer Überschreitung
der maximal verfügbaren
Leistungsfähigkeit
des Bordnetzes. Durch die erfindungsgemäßen Maßnahmen wird das Lenksystem
in vorteilhafter Weise derart geführt, dass unabhängig von
der Lenkbewegung des Fahrers die Leistungsfähigkeit des Bordnetzes auch
bei einer direkten Lenkübersetzung
i nicht überschritten
wird. Zu einer weniger direkten Einstellung des variablen Übersetzungsverhältnisses
iv wird der Zusatzwinkel δM entsprechend reduziert.
Insbesondere bei kurzzeitigen hohen Lenkgeschwindigkeiten wird der
Zusatzwinkel bzw. Überlagerungswinkel δM derart
angepasst, dass die Maximalleistung des Systems nicht überschritten
wird. Hierzu kann ein bestimmter Grenzwert für die Leistungsaufnahme bzw.
die Stromaufnahme des elektrischen Servolenksystems 1 aus
dem Bordnetz vorgegeben werden, welcher nicht überschritten werden darf.
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Der
momentane Leistungszustand des Bordnetzes des Kraftfahrzeugs wird
fortlaufend überwacht
und eine Abweichung von einem geforderten und einem stellbaren Zusatzwinkel
bewertet.
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Das
erfindungsgemäße Verfahren
zum Betrieb des elektrischen Servolenksystems 1 ist als Computerprogramm
auf dem Steuergerät 11 des Servolenksystems 1 realisiert,
wobei auch andere Lösungen
selbstverständlich
in Frage kommen. Dazu ist das Computerprogramm in einem nicht dargestellten
Speicherelement des Steuergeräts 11 gespeichert.
Durch Abarbeitung auf einem ebenfalls nicht dargestellten Mikroprozessor
des Steuergeräts 11 wird
das Verfahren ausgeführt.
Das Computerprogramm kann auf einem computerlesbaren Datenträger (Diskette,
CD, DVD, Festplatte, USB-Memorystick oder dergleichen) oder einem
Internetserver als Computerprogrammprodukt gespeichert sein und von
dort aus in das Speicherelement des Steuergeräts 11 übertragen
werden.
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- 1,
1', 1'',1'''
- Überlagerungslenksystem
- 2
- Lenkrad
- 3
- Gelenkwelle/Lenksäule
- 4
- Lenkgetriebe
- 5a,
5b
- lenkbare
Räder
- 6
- Zahnstange
- 7
- Ritzel
- 8
- Überlagerungsmittel
- 9
- Zusatzwinkelsteller/Elektromotor
- 10
- Überlagerungsgetriebe
- 11
- elektronisches
Steuergerät
der Überlagerungsmittel
- 12
- elektrischer
Servoantrieb
- 13
- Elektromotor
- 14
- Riemengetriebe
- 15
- Steuergerät des Servoantriebs
- 16a,
16b
- Pfeile
- 17
- Bereich
mit direktem Übersetzungsverhältnis
- δFm
- Radlenkwinkel
bzw. Lenkwinkel
- δG
- Ritzelwinkel
- δS
- Lenkradwinkel
- δM
- Zusatzwinkel
- δMd
- Sollwert
des Zusatzwinkels
- iv
- variables Übersetzungsverhältnis
- i
- Übersetzungsverhältnis
- iGrund
- mechanische
Grundübersetzung
des Lenkgetriebes