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Die
Erfindung bezieht sich auf ein hybrides Filter zur Oberschwingungskompensation
mit einem Saugkreis und einem aktiven Filter, die elektrisch in Reihe
geschaltet sind.
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Der
Betrieb großer
nicht linearer Lasten, beispielsweise Stromzwischenkreis-Umrichter,
hat Rückwirkungen
auf das Versorgungsnetz. Diese Netzrückwirkung der nicht linearen
Last wird bestimmt von der Impedanz des Versorgungsnetzes und den
Reaktanzen zwischen Netz und nicht linearer Last. Die Netzrückwirkungen
in Form von Blindstrom und Stromoberschwingungen verändern die Höhe der Netzspannung
und verzerren ihre Form. Diese Netzrückwirkungen müssen sich
an einen Verträglichkeitspegel
orientieren, der einerseits die erforderliche Störfestigkeit und andererseits
die zusätzliche
Störaussendung
aller an diesem Netz angeschlossenen Geräte bestimmt.
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Die
Veröffentlichung
mit dem Titel "Behandlung
von Netzrückwirkung
und Leistungsfaktor großer
Stromrichterantriebe" von
Wolfgang Frankenberg und Ulrich Gabriel, abgedruckt in der DE-Zeitschrift "Energie & Automation", Band 9, 1987, Special "Drehzahlveränderbare
elektrische Großantriebe", Seiten 96 – 105, befasst
sich mit den Netzrückwirkungen
eines Stromrichterantriebs im Megawattbereich, der einen Stromzwischenkreis-Umrichter aufweist. Bei
derartigen Großantrieben
im Megawattbereich wird als primäres
Mittel zum Verringern der Oberschwingungsbelastung des Speisenetzes
fast immer die zwölfpulsige
Stromrichterschaltung eingesetzt. Mit dieser Maßnahme lässt sich die Netzrückwirkung meist
innerhalb zulässiger
Grenzen halten. Falls dies aber nicht erreicht wird, müssen die
Stromrichterantriebe mit angepassten Filter- und Kompensationsanlagen
ausgerüstet
werden. Beim Bemessen von Filterkreisen sind außer dem betreffenden Antrieb
und dem Netz auch die anderen parallel arbeitenden Oberschwingungserzeuger
einschließlich
deren Filtereinstellungen zu berücksichtigen.
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Beim
Festlegen der Filterkreisleistung geht man vom Oberschwingungsstrom
und der induktiven Stromrichterblindleistung im gewünschten
Drehzahlstellbereich aus. Bei großen Stromrichterantrieben ist es
notwendig, die unerwarteten Netzrückwirkungen schon im Planungsstadium
zu erkennen, damit gegen etwaige störende Auswirkungen rechtzeitig
Abhilfemaßnahmen
ergriffen werden können.
Voraussetzung für
eine solche Berechnung und Dimensionierung von Mindestmaßnahmen
ist, dass die Netzdaten und die zulässigen Grenzwerte am Anschlusspunkt,
definiert als PCC (Point of Common Coupling), bekannt sind.
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Neben
diesen passiven Filtern sind aktive Filter bekannt, die mit einem
spannungseinprägenden
Pulsstromrichter aufgebaut sind und so gesteuert und geregelt werden,
dass die Oberschwingungen der nicht linearen Last, beispielsweise
ein netzgeführter
Stromrichter, kompensiert werden, wodurch das speisende Netz mit
nahezu sinusförmigem Strom
belastet wird.
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Die
Veröffentlichung
mit dem Titel "New Trends
in Active Filters" von
H. Akagi, abgedruckt im Konferenzband der EPE '95 in Sevilla, Seiten 0.017 – 0.026,
stellt verschiedene aktive Filter vor. Zu diesen Ausführungsformen
gehören
auch Filteranlagen, die aus einem aktiven Filter und einem passiven
Filter aufgebaut sind. In dieser Veröffentlichung ist auch ein gattungsgemäßes Filter
dargestellt.
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Gemäß der Veröffentlichung
mit dem Titel "Hybrid-Active
Filtering of Harmonic Currents in Power Systems", von Mukul Rastogi, Ned Mohan und Abdel-Aty
Edris, veröffentlicht
auf dem IEEE/PES Winter Meeting, 29. Januar – 2. Februar 1995 in New York,
wird eine Kombination aus einem passiven Filter und einem aktiven
Filter als hybrides Filter bezeichnet. In dieser Veröffentlichung
wird ein hybrides Filter, bestehend aus einer Reihenschaltung eines Saugkreises
und eines aktiven Filters, mit einem hybriden Serien-Filter und
einem Aktivfilter verglichen. Dieser Vergleich ergab, dass hybride
Filter bezüglich der
Kosten und der Verluste zwischen den passiven Filtern und den reinen
aktiven Filtern liegen.
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Eine
Reihenschaltung eines Saugkreises (passives Filter) mit einem U-Umrichter
(aktives Filter) wird gemäß der Veröffentlichung "Messungen an einem
aktiven Saugkreis" von
Erwin Schott und Christian Tuttas, abgedruckt in der DE-Zeitschrift "etz", Band 114, 1993,
Heft 23, Seiten 1370 – 1373, als
aktiver Saugkreis bezeichnet. Dieser aktive Saugkreis stellt im
Vergleich zum passiven Saugkreis näherungsweise ein ideales Filter
dar für
die Stromoberschwingungen von Saugkreiseigenfrequenz. Mit dem Pulsstromrichter
ist es theoretisch möglich,
die ohmschen Verlustwiderstände
und eventuelle Resonanzverstimmungen zu kompensieren. Da die ohmschen
Widerstände
noch Restspannungen mit der Saugkkreisfrequenz hervorrufen, ist
eine vollständige Eliminierung
der Saugkreisfrequenz nicht möglich. Als
Pulsstromrichter ist ein IGBT-Stromrichter mit gleichspannungsseitigem
Kondensator vorgesehen. Die Filterwirkung eines passiven Saugkreises
lässt sich
durch die Reihenschaltung mit einem U-Pulsstrom-richter entscheidend
verbessern. Mit einem solchen aktiven Saugkreis kann der Oberschwingungslastfluss
im Netz gesteuert werden. Durch den U-Pulsstromrichter erhöhen sich
jedoch die Filterverluste.
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Bei
der Dimensionierung von hybriden Filtern wird darauf geachtet, dass
das aktive Filter des hybriden Filters möglichst nur die verbleibenden Oberschwingungsströme liefern
muss, wodurch das aktive Filter für eine geringere Scheinleistung
dimensioniert werden kann. Der Filterstromrichter hat bezogen auf
das hybride Filter den größten Kostenaufwand.
Je geringer die Scheinleistung dieses Filterstromrichters bei einem
hybriden Filter ausfällt,
umso niedriger wird der Kostenaufwand für dieses hybride Filter.
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Beim
aktiven Saugkreis hängt
die Scheinleistung des Filterstromrichters auch von der Abstimmfrequenz
des Saugkreises ab. Außerdem
wirkt der Grundschwingungs-Blindstrom durch den Saugkreis bestimmend
für den
Stromeffektivwert und damit für
die Scheinleistung des Filterstromrichters.
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Der
Erfindung liegt nun die Aufgabe zugrunde, dieses bekannte hybride
Filter derart weiterzubilden, dass die vom Filterstromrichter aufzubringende Scheinleistung
wesentlich verringert ist.
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Diese
Aufgabe wird erfindungsgemäß mit dem
kennzeichnenden Merkmal des Anspruchs 1 gelöst.
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Dadurch,
dass elektrisch parallel zum aktiven Filter eine frequenzabhängige Impedanz
geschaltet wird, die für
die Grundschwingung einen niedrigen Betrag und für die zu kompensierenden Oberschwingungen
einen hohen Betrag aufweist, wird der Grundschwingungs-Blindstrom
am aktiven Filter vorbeigeführt.
Die dazu erforderliche Grundschwingungsspannung am aktiven Filter
bleibt dabei relativ klein. Da der Grundschwingungs-Blindstrom nun
am aktiven Filter vorbeigeführt
wird, verringert sich auch wesentlich der Stromeffektivwert des
aktiven Filters und damit seine Scheinleistung.
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Die
Oberschwingungsspannungen, die vom aktiven Filter aufgebracht werden,
führen
zu einem zusätzlichen
Oberschwingungsstrom durch die parallel geschaltete Impedanz. Da
diese bei den betreffenden Frequenzen hohe Werte annimmt, bleibt
der zusätzliche
vom aktiven Filter aufzubringende Oberschwingungsstrom gering.
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Durch
diese erfindungsgemäße Weiterbildung
des bekannten hybriden Filters wird die vom aktiven Filter aufzubringende
Scheinleistung wesentlich reduziert. Somit kann als aktives Filter
ein Niederspannungs-Umrichter vorgesehen sein, der leistungsmäßig etwa
1-2 % einer am speisenden Netz angeschlossenen nicht linearen Lastleistung
aufweisen muss. Wegen dieser geringen Leistung fällt der Niederspannungs-Umrichter
kostengünstig
aus.
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Ein
weiterer Vorteil dieses erfindungsgemäßen hybriden Filters gegenüber einem
gattungsgemäßen hybriden
Filter besteht darin, dass das erfindungsgemäße hybride Filter leerlauffest
ist. Das heißt,
dass beim Betriebszustand "Impulssperre" des Filterstromrichters
keine unzulässig
hohe Spannung auftreten kann.
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Anhand
eines einphasigen Ersatzschaltbildes soll nun das erfindungsgemäße hybride
Filter näher
erläutert
werden.
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Gemäß dieser
Darstellung ist eine nicht lineare Last 2, beispielsweise
ein Stromzwischenkreis-Umrichter, als Stromquelle 4 dargestellt.
Das speisende Netz ist durch eine sinusförmige Spannungsquelle 6 und
eine Kurzschlussreaktanz LK nachgebildet.
An den Klemmen 8 und 10 steht eine Spannung uL an, die rein sinusförmig ist. Elektrisch parallel
zu diesen Klemmen 8 und 10 ist die nicht lineare
Last 2 geschaltet. Der Verlauf des nicht linearen Laststromes
iL ist zum Verständnis ebenfalls in dieser Figur
dargestellt. Ebenfalls elektrisch parallel zu diesen Klemmen 8 und 10 ist
ein hybrides Filter geschaltet, das aus einer Reihenschaltung eines passiven
Filters 12 und einem aktiven Filter 14 besteht.
Als passives Filter 12 ist bei diesem hybriden Filter ein
Saugkreis, bestehend aus einem Kondensator CSK und
einer Induktivität
LSK, die elektrisch in Reihe geschaltet
sind, vorgesehen. Das aktive Filter 14 wird in dieser Darstellung
durch eine Spannungsquelle mit einer Spannung uF dargestellt.
Den eingangs genannten Veröffentlichungen
EPE '95, Winter Meeting
1995 und etz 1993 sind jeweils eine Ausführungsform eines aktiven Filters 14 zu
entnehmen. Bei all diesen Veröffentlichungen
wird bei einer dreiphasigen Last 2 als aktives Filter 14 eine
sechspulsige Stromrichterbrücke,
insbesondere eine IGBT-Brücke (Insulated
Gate Bipolar Transistor), verwendet, die gleichspannungsseitig mit
einem Kondensator bzw. einer Kondensatorbatterie versehen ist.
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Die
nicht lineare Last 2, die durch die Stromquelle 4 veranschaulicht
ist, prägt
eine Grundschwingung und Strom-Ober schwingungen ein. Dieser nicht sinusförmige Laststrom
iL fließt,
wenn kein Filter vorgesehen ist, auch im Netz und verursacht einen Spannungsabfall
an der Kurzschlussreaktanz LK. Dieser Spannungsabfall
an der Kurzschlussreaktanz LK führt dazu,
dass auch die Spannung uL an den Klemmen 8 und 10 Oberschwingungen
enthält.
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Das
Prinzip jeder Art von Filter besteht nun darin, für die Oberschwingungen
des nicht linearen Laststromes iL einen
Strompfad parallel zum Netz anzubieten, so dass die Kurzschlussreaktanz
LK keine oder nur geringe Oberschwingungsströme führen muss,
ihr Spannungsabfall nahezu sinusförmig ist und daher die Spannung
uL an den Klemmen 8 und 10 annähernd sinusförmig wird.
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Zunächst wird
das hybride Filter ohne erfindungsgemäße Ergänzung (frequenzabhängige Impedanz 16)
beschrieben.
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Der
Saugkreis 12, bestehend aus einer Reihenschaltung des Kondensators
CSK und der Induktivität LSK,
ist auf eine Oberschwingung des nicht linearen Laststromes iL abgestimmt. Dieser abgestimmte Serienschwingkreis
hat bei der Resonanzfrequenz einen Impedanzwert von Null, wodurch
die Oberschwingung kurzgeschlossen wird. Das aktive Filter 14 speist
einen zusätzlichen
Strom iF ein. Zusätzlich fließt der Grundschwingungsstrom
iSK,1 des Saugkreises 12 durch
das aktive Filter 14 durch. Die benötigte Spannung uF des
aktiven Filters 14 entspricht dem Spannungsabfall uSK, bestehend aus der Summe der Spannungsabfälle an den
Kondensator CSK und der Induktivität LSK, aufgrund des Oberschwingungsstromes iSK,m am Saugkreis 12. Die Grundschwingungsspannung
uF,1 des Pulsstromrichters des aktiven Filters 14 ist
sehr klein bzw. Null. Diese Grundschwingungsspannung uF,1 fällt überwiegend
am Kondensator CSK ab. Dazu fließt ein Grundschwingungsstrom iF,1 durch den Saugkreis, der auch durch den
aktiven Teil fließen
muss. Da der Saugkreis 12 für die Grundschwingung des nicht
linearen Laststromes iL kapazitiv wirkt,
ist eine Teilkompensation einer Blindleistung möglich. Durch die Wahl des Verhältnisses von
Induktivität
LSK und Kapazität CSK des
Saugkreises 12 kann die Spannung uF des
aktiven Filters 14 nahezu unter Beibehaltung seiner Scheinleistung
eingestellt werden.
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Gemäß der Erfindung
ist elektrisch parallel zum aktiven Filter 14 eine frequenzabhängige Impedanz 16 geschaltet,
die im einfachsten Fall durch eine Induktivität realisiert ist. Diese frequenzabhängige Impedanz
weist für
die Grundschwingung einen niedrigen Betrag und für die zu kompensierenden Oberschwingungen
einen hohen Betrag auf. Dadurch wird der Grundschwingungs-Blindstrom
am aktiven Filter 14 vorbeigeführt. Die dazu erforderliche Grundschwingungsspannung
am aktiven Filter 14 bleibt dabei relativ klein.
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Der
Pulsstromrichter des aktiven Filters 14 wird derart gesteuert,
dass der gesamte Oberschwingungsstrom der nicht linearen Last 2 durch
den Saugkreis 12 fließt.
Dieser Saugkreis 12 ist auf die n-te Harmonische des Laststromes
iL abgestimmt. Dazu muss der Pulsstromrichter
des aktiven Filters 14 eine Oberschwingungsspannung aufbringen.
Hinzu kommt eine Grundschwingung, die einen gewünschten Grundschwingungsstrom
iL2,1 durch die frequenzabhängige Impedanz 16 treibt.
Dieser Grundschwingungsstrom iL2,1 soll
einen Anteil α an der
gesamten Grundschwingung des Saugkreisstromes iSK,1 haben.
Somit gilt iL2,1 = α·iSK,1.
Nur der Rest des Saugkreisstromes iSK,1,
nämlich
(1 – α)·iSK,1 fließt durch den Pulsstromrichter
des aktiven Filters 14. Typische Werte für den Wert
des Anteils α liegen
zwischen Null und Eins (0 < α < 1). Es ist aber
auch denkbar, andere Werte einzusetzen, um beispielsweise die kapazitive
Grundschwingungsblindleistung zu steuern. Das Verhältnis der
Grundschwingung von Laststrom iL und Saugkreisstrom
iSK, das mit dem Faktor k bezeichnet wird,
ist dann vom Anteil α abhängig.
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Somit
gibt es für
die Dimensionierung dieses hybriden Filters vier Parameter, die
zu wählen
sind. Diese sind:
- – k: Bezogener Grundschwingungs-Blindstrom der
Filteranordnung.
- – m:
Ordnung der Oberschwingung, auf die der Saugkreis aus LSK und
CSK abgestimmt ist.
- – LSK/L2: Verhältnis der
beiden Induktivitäten.
- – α: Anteil
des Grundschwingungsstromes, der durch die parallel zum Filterstrom
angeschlossene frequenzabhängige
Impedanz 16 fließt.
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Ziel
einer Optimierung des hybriden Filters ist jeweils die Minimierung
der Scheinleistung des Filterstromrichters des aktiven Filters 14,
da dieser den größten Kostenaufwand
bedeutet.
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Mit
einer Optimierung des hybriden Filters liegt der erforderliche Wert
der Scheinleistung des Pulsstromrichters des aktiven Filters 14 bei
einer Leistung der nicht linearen Last von beispielsweise 40MW nur
bei beispielsweise ca. 100kVA. Ein derartiger Pulsstromrichter ist
bei einer derartigen Scheinleistung noch mit Niederspannungs-Leistungshalbleitern,
insbesondere Insulated-Gate-Bipolar-Transistoren, realisierbar.
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Ein
weiterer wesentlicher Vorteil des erfindungsgemäßen hybriden Filters liegt
beim Stromrichterschutz. Die Leerlaufspannung an der Induktivität L2 liegt unter 2 %. Daher kann auch im Leerlauf
keine Spannung anliegen, die den Pulsstromrichter gefährden könnte. Dies
ist ein entscheidender Vorteil gegenüber einem gattungsgemäßen hybriden
Filter, bei dem zusätzliche
Vorkehrungen zum Anfahren und zum Schutz des Filterstromrichters
zu treffen sind.