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Die
Erfindung betrifft einen Rotor für
einen elektrischen Reluktanzmotor umfassend mehrere in Richtung
einer Drehachse hintereinander gestapelter runder Rotorbleche.
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Ein
Reluktanzmotor ist ein elektrischer Antrieb, mit dem eine hohe Drehzahl
erreicht werden kann. Er kann als geschalteter Reluktanzmotor (= Switched
Reluctance (SR)-Motor) ausgebildet sein.
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Das
Prinzip des Reluktanzmotors beruht auf der Anziehungskraft, die
mehrere in einem Ständer ortsfest
angeordnete zu- und
abschaltbare Elektromagnete auf einen aus einem Eisen oder einem
anderen magnetischen Metall bestehenden und um eine Drehachse drehbar
gelagerten Rotor ausüben. Die
Kraft wirkt auf Bereiche des Rotors mit besonders guter magnetischer
Flussführung,
beispielsweise auf ausgeprägte
Rotorzähne.
Ein Elektromagnet bleibt solange eingeschaltet und zieht den nächst gelegenen
Rotorzahn solange an, bis sie einander (fast) gegenüberstehen.
Dann wird dieser Elektromagnet ab- und ein anderer eingeschaltet. So kommt
es zu einer Drehbewegung des Rotors. Der richtige Umschaltzeitpunkt
wird anhand einer Drehstellungserfassung bestimmt, die mittels eines
gesonderten Sensors oder bevorzugt durch Auswertung der elektrischen Betriebsgrößen des
Ständerwicklungssystems,
also sensorlos, erfolgt.
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Die
Leistungsfähigkeit
eines derartigen Rotors hängt
entscheidend von der Ausbildung der Bereiche mit hoher magnetischer
Leitfähigkeit
ab. Diese Bereiche sind um eine oder mehrere Achse(n) mit hoher
magnetischer Leitfähigkeit
(d-Achse) angeordnet und wechseln sich in Umfangsrichtung mit Bereichen niedrigerer
magnetischer Leitfähigkeit
ab, die um eine oder mehrere Achse(n) mit niedrigerer magnetischer
Leitfähigkeit
(q-Achse) angeordnet sind. Um diese unterschiedlichen magne tischen
Leitfähigkeiten
innerhalb des Rotors zu erreichen, sind die Rotorbleche beispielsweise
mit ausgestanzten Ausnehmungen versehen. Hierzu gibt es die unterschiedlichsten
Ausführungsformen,
von denen einige Beispiele in dem Fachartikel von A. Vagati, „AC Motors for
High-Performance Drives: A Design-Based Comparison", IEEE Transactions
on Industry Applications, Vol. 32, No. 5, September/October 1996,
pp. 1211, gezeigt und beschrieben sind.
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Für eine möglichst
hohe Drehmomentausbeute werden die Rotorbleche so dimensioniert,
dass eine Ersatzschaltbild-Reaktanz in Richtung der q-Achse möglichst
klein ist. In Richtung der q-Achse sind deshalb üblicherweise viele und/oder
großflächige Ausstanzungen
im Rotorblech vorgesehen. Dies führt
aber zu einer Schwächung
der mechanischen Stabilität,
so dass die Drehzahl begrenzt ist.
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Die
Aufgabe der Erfindung besteht deshalb darin, einen Rotor der eingangs
bezeichneten Art anzugeben, der sowohl ein hohes Drehmoment als auch
eine hohe Drehzahl ermöglicht.
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Diese
Aufgabe wird gelöst
durch die Merkmale des unabhängigen
Patentanspruchs 1. Bei dem erfindungsgemäßen Rotor weisen die Rotorbleche jeweils
- a) einen äußeren Umfang,
- b) eine zentrale Bohrung sowie
- c) mehrere rotationssymmetrisch angeordnete, insbesondere gestanzte
Ausnehmungen auf, sodass innerhalb des Rotorblechs und senkrecht
zur Drehachse orientiert mindestens eine erste Achse mit hoher magnetischer
Leitfähigkeit
und mindestens eine zur ersten Achse winkelversetzte zweite Achse
mit niedrigerer magnetischer Leitfähigkeit gebildet sind,
wobei
- d) an jeder Kreuzungsstelle einer der zweiten Achsen mit dem äußeren Umfang
eine Randausnehmung vorgesehen ist, und
- e) längs
jeder der zweiten Achsen eine durch Materialstege gebildete direkte
Materialverbindung zwischen der jeweili gen Randausnehmung und der
zentralen Bohrung vorhanden ist.
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Der
erfindungsgemäße Rotor
hat aufgrund der Randausnehmungen in Richtung der zweiten Achse,
also in Richtung der q-Achse, eine geringe magnetische Leitfähigkeit.
Er ist in dieser Richtung aus demselben Grund sättigungsarm. Es resultiert eine
erwünschte
hohe magnetische Achsigkeit. Insbesondere ist auch die Ersatzschaltbild-Reaktanz
in Richtung der q-Achse (= q-Induktivität) klein, so dass mit dem erfindungsgemäßen Rotor
ein hohes Drehmoment erzielt werden kann.
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Die
längs der
zweiten Achsen vorgesehenen und die Materialverbindung bildenden
Materialstege führen
zu einer mechanischen Versteifung und damit zu einem insgesamt sehr
robusten Aufbau. Der erfindungsgemäße Rotor kann somit auch bei
sehr hohen Drehzahlen, insbesondere auch im sog. Feldschwächbetrieb,
betrieben werden, ohne dass die dann zunehmend auftretenden Fliehkräfte zu einer Deformation
und/oder Zerstörung
des Rotors führen.
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Vorteilhafte
Ausgestaltungen des erfindungsgemäßen Rotors ergeben sich aus
den Merkmalen der von Anspruch 1 abhängigen Ansprüche.
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Merkmale,
Vorteile und Einzelheiten der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden
Beschreibung eines Ausführungsbeispiels
anhand der Zeichnung. Die einzige Figur zeigt ein Ausführungsbeispiel
eines Rotorblechs eines Reluktanzmotors.
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Das
in der Figur gezeigte Ausführungsbeispiel
eines runden Rotorblechs 1 ist Teil eines nicht näher gezeigten
vierpoligen (2p = 4) Reluktanzmotors. Grundsätzlich sind aber auch andere
Polpaarzahlen p, also größer oder
kleiner als zwei, denkbar. Das Rotorblech 1 besteht z.B.
aus dem EBG-Blech U800 50A, das magnetisch leitfähig, aber nicht permanent magnetisiert
ist. Im Ausführungsbeispiel
hat das Rotorblech einen Durchmesser von 70 mm.
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Mehrere
Rotorbleche 1 sind in Richtung einer Drehachse 2,
also in axialer Richtung, hintereinander gestapelt und bilden so
einen ebenfalls nicht gezeigten Rotor, der auf eine um die Drehachse 2 drehbare
Welle montiert ist. Die Welle ist durch eine zentrale Bohrung 3 des
Rotorblechs 1 geführt.
Zur radialen Fixierung der Welle in den Rotorblechen 1 sind zwei
Fixierungsaussparungen 4 an der zentralen Bohrung 3 vorgesehen,
in die korrespondierende Fixierungsvorsprünge der Welle eingreifen.
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Das
Rotorblech 1 umfasst neben der zentralen Bohrung 3 mehrere
weitere Ausstanzungen in Gestalt von Randausnehmungen 5 und
von Schlitzausnehmungen 6. Diese weiteren Ausstanzungen
sind in einem rotationssymmetrischen, sich in Umfangsrichtung wiederholenden
Muster angeordnet. Aufgrund dieser speziellen Anordnung resultieren
zwei Achsen 7, entlang derer im Rotorblech 1 eine
gute magnetische Flussführung
und hohe magnetische Leitfähigkeit
gegeben ist (= d-Achsen), sowie zwei Achsen 8, entlang
derer im Rotorblech 1 eine verglichen mit den d-Achsen 7 niedrigere
magnetische Flussführung
und Leitfähigkeit
gegeben ist (q-Achsen). Die unterschiedliche magnetische Leitfähigkeit
in Richtung der d- und q-Achsen 7 bzw. 8 wird durch
das Verhältnis
xd/xq angegeben
(wobei xd die bezogene Längsreaktanz und xq die
bezogene Querreaktanz ist), das vorzugsweise in einem Bereich zwischen
etwa 5/1 und 8/1 liegt. Die d- und q-Achsen 7 bzw. 8 sind
gleichmäßig in Umfangsrichtung
verteilt und wechseln sich ab. Benachbarte der d- und q-Achsen 7 bzw. 8 sind
bei dem gezeigten Ausführungsbeispiel
mit 2p = 4 Polen jeweils um 45° gegeneinander
winkelversetzt. Die d- und q-Achsen 7 bzw. 8 verlaufen
in der Ebene des Rotorblechs 1 und sind senkrecht zur Drehachse 2 orientiert.
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Jede
der Randausnehmungen 5 ist an einer fiktiven Kreuzungsstelle 9 eines äußeren Umfangs 10 des
Rotorblechs 1 mit einer der q-Achsen 8 angeordnet
und liegt in radialer Richtung (= Umfangsrichtung) symmetrisch bezüglich der
betreffenden q-Achse 8.
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Jede
Randausnehmung 5 hat in Richtung der q-Achse 8 eine
Randausnehmungsbreite b1, die größer ist
als eine senkrecht zur (gebogenen) Längsrichtung der Schlitzausnehmungen 6 bestimmte Schlitzbreite
b2. Insbesondere ist die Randausnehmungsbreite
b1 um mindestens den Faktor 1,2 größer als
die Schlitzbreite b2. Eine in dieser Richtung
möglichst
groß dimensionierte
Randausnehmungsbreite b1 wirkt sich günstig auf
die gewünschte
Sättigungsarmut
und niedrige magnetische Leitfähigkeit
in Richtung der q-Achsen 8 aus.
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Längs der
q-Achsen 8 sind durch Materialstege 11 gebildete
direkte Materialverbindungen 12 zwischen der jeweiligen
Randausnehmung 5 und der zentralen Bohrung 3 vorhanden.
Dies führt
zu einer mechanischen Versteifung und einem robusten Aufbau des
Rotorblechs 1. Die Materialstege 11 haben im Ausführungsbeispiel
eine Breite von etwa 25 mm.
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Zwischen
jeweils zwei benachbarten der d- und q-Achsen 7 bzw. 8 sind
jeweils mehrere – im Ausführungsbeispiel
drei – der
Schlitzausnehmungen 6 vorgesehen. Sie haben eine längliche,
gebogene Form, wobei die bezogen auf die jeweilige Kreuzungsstelle 9 konvexe
Biegung mit zunehmendem Abstand der betreffenden Schlitzausnehmung 6 vom Kreuzungspunkt 9 abnimmt.
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Die
Biegung der zum jeweiligen Kreuzungspunkt 9 am nächsten gelegenen
Schlitzausnehmung 13 weist abgesehen von einer Eckenrundung
im Wesentlichen eine L-Form auf. Dagegen hat die vom jeweiligen
Kreuzungspunkt 9 am weitesten entfernt gelegene Schlitzausnehmung 14 eine
Biegung, die im Wesentlichen der Form eines Ellipsenbogens gleicht.
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Die
Schlitzausnehmungen 6 laufen im Bereich des äußeren Umfangs 10 mit
ihrem einen Längsende 15 im
Wesentlichen senkrecht zur Umfangsrichtung aus. Ihre gedachten Verlängerungen bilden
hier mit der Umfangstangente jeweils in etwa einen rechten Winkel β1, β2 oder β3.
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Mit
ihrem anderen Längsende 16 laufen
die Schlitzausnehmungen 6 im Bereich der jeweiligen q-Achse 8 so
aus, dass gedachte Verlängerungen der
beiden zu beiden Seiten der Materialverbindung 12 in etwa
auf gleicher Höhe
der q-Achse auslaufenden Schlitzausnehmungen 6 einen flachen
Winkel α1, α2 und α3 miteinander bilden.
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In
Richtung der d-Achsen 7 ist ein durchgehender Flusskanal 17 vom äußeren Umfang 10 des Rotorblechs 1 bis
zur zentralen Bohrung 3 vorhanden. Dadurch resultiert in
diesen Richtungen eine sehr gute magnetische Flussführung.
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Insgesamt
zeigt das Rotorblech 1 ein sehr vorteilhaftes Verhalten.
Aufgrund der ausgeprägten Achsigkeit,
die insbesondere in Richtung der q-Achsen 8 durch die relativ
breiten und tiefen Randausnehmungen 5 einerseits sowie
in Richtung der d-Achsen
durch die Flusskanäle 17 andererseits
hervorgerufen wird, kann eine sehr hohe Drehmomentausbeute erzielt
werden. Zugleich ist aufgrund der durch die Verbindungsstege 12 bedingten
guten mechanischen Robustheit eine sehr hohe Drehzahl möglich, ohne
dass die Ausnehmungen 5 und 6 mit einem verfestigenden
nichtmagnetischen Material aufgefüllt werden müssen. Auch
ohne derartige Maßnahmen hält das Rotorblech 1 den
Fliehkräften
bei hohen Drehzahlen stand. Eine Drehzahl von bis zum Siebenfachen
der Nenndrehzahl, die z.B. bei 1500 Umdrehungen/Minute liegt, sind
zulässig.
Insbesondere eignet sich ein mit Rotorblechen 1 aufgebauter
Reluktanzmotor für
eine sensorlose Regelung.