Der
vorliegende Erfindungsgegenstand verbessert die Verschleißbeständigkeit
(Siehe Bild 17 ), die tribologische Tragfähigkeit und die Warmfestigkeit
von Aluminiumbasis-Legierungen
durch im Gefüge
ausgeschiedene intermetallische Phasen, wie z.B. AlFe3,
Al3Fe (HV ∼ 9,8 GPa),
Al6Fe, Al13Fe4, Al3(Ti,Cr), Al3Ti, Al4(Cr,Fe),
Al10(Cr,Fe), AlSi2 oder
Al8Fe2Si, welche
Mikrohärten
von 4.000-8.000 MPa aufweisen. Diese Legierungssysteme bauen u.a.
auf AlFeXY auf, wobei z.B. entweder V und Si oder Cr und Ti zusätzlich zu
legiert werden. Nach dem Schmelzen und Homogenisieren können vorzugsweise
noch bis zu 0,8 Gew.-% eines Gemisches der Elemente Bor, Ce, Sr,
Sc, Mg, Nb oder Zr zur Kornfeinung zulegiert werden. Die Kornfeinung
reduziert vorrangig die Größe der Dendriten
der bei der Erstarrung ausgeschiedenen intermetallischen Phasen (Siehe
Bild 1 und Bild 2 ), aber auch eine Erhöhung der Keimanzahl/-dichte
während
der Primärkristallisation des
Aluminiums. Ein höhere
Abkühlungsgeschwindigkeit
von >100 K/s erzielt
denselben Effekt, so daß die Kornfeinung
vorteilhafterweise bei größeren Wandstärken der
Gußteile
anzuwenden ist, um ein gleichmäßiges Gefügebild zu
erhalten. Die doch großen
Dendriten sind für
eine tribologische Gleitbeanspruchung und die für Anbindung der intermetallischen
Phasen im Gefüge
günstig,
jedoch nicht für
die Nachalimentierung der Erstarrungsfront mit Schmelze (Siehe Bild
1 +Bild 4). Deshalb muß durch
Kornfeinungselemente ein Optimum in deren Größe jeweils gesucht werden ggfs.
unter Zuhilfenahme des magnetischen Rührens.
In
der erfindungsgemäßen Metallurgie
bilden sich keine eutektischen Schmelzgleichgewichte mit Liquidustemperaturen
unterhalb von 600-620°C
aus. Vorzugsweise sollte deshalb der Siliziumgehalt nicht 2,0 Gew.-%,
noch bevorzugter nicht 1,0 Gew.-% Si überschreiten. Die intermetallischen
Phasen bilden sich aus eutektischen (α-Al ⟺ Al3Fe)
und peritektischen Phasengleichgewichten.
Die
erfindungsgemäßen Legierungen
unterscheiden sich allein in der Ausbildungsform der Dendriten aus
intermetallischen Phasen von den in AlSi-legierungen ausgeschiedenen
Siliziumkristallen. Die Siliziumkristalle liegen in Aluminiumlegierungen
als individuelle Einzelkristalle vor, während ein dendritisches Netzwerk eine
hervorragende Einbindung in die Matrix ermöglicht zur Aufnahme für Schubspannungen
aus der tribologischen Beanspruchung.
In
einer Graphitkokille abgegossene Legierung aus Al84,5Fe7Cr6Ti2,5
(Siehe Bild 9) verfügt über einen
Elastizitätsmodul
von ERT = 104,1 GPa, welcher bei 500°C auf E500°C =
83 GPa abfällt.
Ebenfalls in einer Graphitkokille abgegossene Legierung Al88,5Fe8,5V1,3Si1,7
(Siehe Bild 4) offeriert einen E-Modul von ERT = 85,7
GPa und bei 500°C
immer noch E500°C =
65 GPa. Derartige Werte des E-Moduls (Siehe Bild 3) sind also mit
denen eines hochgekohlten, lamellaren Graugusses (∼3,7 Gew.-%
C, GL11) vergleichbar und deutlich größer als die von AlSi-Legierungen.
Es sei für
beide beispielhaft vorgestellten, erfindungsgemäßen Al-Gußlegierungen darauf hingewiesen,
daß die
hohen E-Moduli ohne Zusatz von keramischen Fasern, Partikeln oder
Platelets erzielt wurden. Allein durch den hohen E-Modul können die
erfindungsgemäßen Legierungen
Grauguß werkstoffmechanisch
substituieren.
Der
Festigkeitsabfall der erfindungsgemäßen Legierungen wird auch zu
höheren
Temperaturen verschoben.
Sämtliche
ultrahochfesten Al-Sonderlegierungen mit 800 MPa < σZug RT < 1.600
MPa werden entweder pulvermetallurgisch oder durch Pulververdüsung oder
nach dem Schmelzspinnverfahren bzw. Sprühkompaktieren hergestellt.
Sie besitzen einen hohen Volumenanteil an intermetallischen Phasen,
die Dank der raschen Erstarrung als feine Dispersoide kleiner als
50-100 nm vorliegen.
Die
Patentschriften
US 4,715,893 und
US 4,948,558 vom 14.08.1990
von Allied Signal offenbaren z.B. die durch Schmelzspinnen mit anschließendem Extrudieren
hergestellten Legierungen Al-8,5Fe-1,3V-1,7Si (AA 8009) mit der
Herstellerbezeichnung FVS0812 oder Al-12,4Fe1,2V2,3Si mit der Herstellerbezeichnung FVS1212.
Neben den intermetallischen Phasen kennzeichnen amorphe und kristalline
Aluminiumphasen die Gefügemorphologie
der rascherstarrten Al-Sonderlegierungen. In der Legierung Al-8,5Fe-1,3V-1,7Si (FVS0812)
beträgt
die Größe der Dispersoide
aus Al
12(Fe,V)
3Si
d< 50-100 nm.
Die
Patentschrift
US 5,318,641 von
ALCOA offenbart im Stoffsystem Al-Fe-Ce die Legierung (X8019) mit
einer Zugfestigkeit bei RT von bis zu 1.600 MPa mit in einer teilamorphen
Matrix ausgeschiedenen kristallinen Nanoteilchen.
Das
amorphe oder teilamorphe Gefüge
rekristallisiert oberhalb von 300-450°C (Al90,8Fe6,2Nb1,0Si2,0 (at.%),
bei 450°C),
wodurch die hohen Festigkeiten verloren gehen. Damit einher geht eine
Kornvergröberung.
Durch Pulververdüsung,
Schmelzspinnen oder Sprühkompaktieren
mit anschließendem
Kompaktieren und/oder Strangpressen können wirtschaftlich in einer
Großserie
keine Zylinderlaufbahnen oder Motorblöcke gefertigt werden, insbesondere
im Vergleich zu Wettbewerbslösungen,
wie dem thermischen Spritzen oder Lasernitrieren von Grauguß.
Die
besondere Aufgabe liegt nun darin, die im festen Zustand im Aluminium
nicht oder kaum löslichen Legierungselemente,
wie z.B. Fe, Ti, Cr, Mo oder V, auch mittels einfacher Gußtechnologie
als homogene, seigerungsfreie Gefüge darzustellen. Dieses wird
insbesondere durch die Kornfeinung mit Mg, Ce, Sc, Sr oder Zr und/oder
durch spezielle Gieß-
und Kokillentemperaturen erzielt.
Die
Ausbildung der Dendriten aus den intermetallischen Phasen (Siehe
Bild 1 und Bild 4) kann auch durch magnetisches Rühren verhindert
werden. Das magnetische Rühren
verbessert dadurch auch die Alimentierung der Erstarrrungsfront
mit frischer Schmelze und hilft so die Vermeidung von Leerstellen
(Poren).
Die
zuvor genannten Patentschrift
US
5,318,641 ,
US 4,715,893 und
US 4,948,558 offenbaren
die Stoffsysteme AlFeXY nicht im Zusammenhang mit verschleißbeanspruchten
Bauteilen oder hergestellt mit „klassischem" Gießen unter
Schwerkrafteinfluß oder
Druck in Formen oder Kokillen.
Bisher
werden diese warmfesten Sonderlegierungen, z. B. Al88,5 Fe8,5 V1,3
Si1,7 oder Al84,2Fe7Cr6Ti2,8, technologisch aufwendig durch Schmelzverdüsung rascherstarrt
und anschließend
kompaktiert und stranggepresst oder pulvermetallurgisch dargestellt.
Die
Patentanmeldung US 2003/0185701 (K.L. Sahoo et al.) offenbart Gießparameter
für das
Stoffsystem Al-Fe-V-Si. Danach betragen die Gießtemperaturen 800-1.000°C, wobei
in einer auf 350-500°C
vorgewärmte
Kokille abgegossen wird. Das Inokulum zur Kornfeinung besteht aus <1,0 Gew.-% Mg/Ni.
Ein Bezug zu tribologisch beanspruchten Oberflächen wird weder nachgelegt
noch offenbart, noch die erfindungsgemäßen Gießtemperauren.
Die
Publikation von Sahoo et al., J. of. Materials Processing Technology
135 (2003) 253-257, präsentiert
für eine
Al-8,3Fe-0,8V-0,9Si-Legierung die mechanischen Eigenschaften und
Gefügemorphologien
korngefeint mit 0,18 Gew.-% Mg, welche mit 1 K/s bis 14 K/s erstarrten.
Die
nach US 2003/0185701 hergestellte Al-8,3Fe-0,8V-0,9Si-Legierungen
erzielten mit und ohne Kornfeinung durch 0,1-1,0 Gew.-% Mg Vickershärten zwischen
43-143, welche deutlich geringer als die der erfindungsgemäßen Legierungen.
Die
chinesische Publikation von Z.-H. Chen et al., J. Cent. South Univ.
Technol. Vol. 7, No. 4, Dec. 2000, stellt die Herstellung von Bauteilen
aus einer AA8009-Legierung nach dem OSPREY-Verfahren dar. Ein Bezug
zu tribologisch beanspruchten Oberflächen wird weder nachgelegt
noch offenbart.
Die
Patentanmeldung US 2004/0156739 offenbart für Turbinenanwendungen Aluminiumlegierungen mit
bis zu 20 Gew.-% Seltener Erden, welche mit Abkühlungsgeschwindigkeiten von
10-100 K/s gegossen wurden. Ein Bezug zu tribologisch beanspruchten
Oberflächen
wird weder nachgelegt noch offenbart.
Die
Patentanmeldung US 2004/0261916 offenbart das dispersionverfestigende
Stoffsystem Al-Ni-Mn, wobei die Legierungen bestehend aus 0,5-6,0
Gew.-% Ni und 1,0-3,0
Gew.-% Mn mit bis zu 0,3 Gew.-% Zr und/oder Sc korngefeint sein
können.
Ein Bezug zu tribologisch beanspruchten Oberflächen wird weder nachgelegt
noch offenbart.
Die
Patentanmeldung US 2004/0140019 offenbart das dispersionsverfestigende
Stoffsystem Al+<11 Gew.-%
(Mg, Li, Si, Ti, Zr), welches durch Tieftemperaturmahlen mit bis
zu 0,3 Gew.-% Stickstoff angereichert wird. Daraus werden Rohre
in US 2004/0255460 zur Führung
von kryogene Medien gefertigt. Ein Bezug zu Gießtechnologien oder tribologisch
beanspruchten Oberflächen
wird weder nachgelegt noch offenbart.
Die
nachfolgenden Bilder 4-16 beschreiben die Herstellungsparameter
und die Gefügemorphologien von
zwei erfindungsgemäßen Legierungen
auf Basis von AlFeVSi und AlFeCrTi in Argonatmosphäre.
Das
Bild 4 verdeutlicht, daß durch
eine auf 500°C
vorgewärmte
Graphitkokille die gleichmäßige Ausbildung
der Gefügestruktur
der 88,5Al8,5Fe1,3V1,7Si-Legierung über den Querschnitt erzielt
wird, allerdings fördern
diese Bedingungen den Wachstum großer Dendriten aus Al3Fe (001-1265) von mehreren Millimeter Länge. Erst
die Kornfeinung mit 0,1 Gew.-% Zr, eine auf 600°C vorgewärmte Graphitkokille in Verbindung
mit einer Gießtemperatur
von 750°C
erzielt ein deutlich feineres Gefügebild, welches homogen über den
Querschnitt ausgeprägt
ist. Die in Bild 5 und Bild 6 vergrößerten Gefügemorphologien aus denen in
Bild 3 verdeutlichen die Wirkungsweise des Kornfeinungselementes
Zr auf die Legierung 88,5Al8,5Fe1,3V1,7Si.
Die
88,5Al8,5Fe1,3V1,7Si-Legierung neigt eher zur Ausbildung von sternchenförmigen Kristallen
im Vergleich zur Al84,4Fe7,0Cr6,0Ti2,5-Legierung mit einem Dendritennetzwerk.
Außerdem
offenbart das REM-Bild (S. Bild 10 ) zusätzlich zu den Al3Fe-Dendriten
Ausscheidungen aus Al4(V,Fe).
Das
Legierungssystem Al84,4Fe7,0Cr6,0Ti2,5 scheidet auch ein dichtes,
aber geschlossenes, primäres
Dendritennetzwerk aus (Siehe Bild 9 und Bild 10), welche mittels
EDX als ein Al4(Fe,Cr) analysiert wurde. Innerhalb
der lamellaren Drendriten finden man eine globulare Unterstruktur
(Siehe Bild 10 ). Zusätzlich
finden man imselben Gefüge
weitere Ausscheidungen aus Al3(Ti,Cr) (Siehe
Bild 12 ).
Wie
schon bei der 88,5Al8,5Fe1,3V1,7Si-Legierung, zeigt das Bild 15
ein feines, „perlitartiges" Muster aus dem eutektischen
Zerfall der Restschmelze der Al84,4Fe7,0Cr6,0Ti2,5-Legierung. Neben
der Ausscheidung von „primären" Dendriten aus Al3Fe (001-1265) und Al80V12Fe7,5 (040-1229)
in der 88,5Al8,5Fe1,3V1,7Si-Legierung zeigt Bild 7 das feine „perlitartige" Muster aus dem eutektischen
Zerfall der Restschmelze, welches als AlSi2 (Aluminiumdisilicid)
besteht. Dieses bildet den Schlüssel
für die
Ausbildung der hohen Warmfestigkeit einer „klassisch" gegossenen AlFe-XY-Legierung ohne Verwendung
der Verfahren zur Rascherstarrung.
Durch
Verringerung der Differenz zwischen Gieß- und Kokillentemperatur auf
250K und der Kornfeinung mittels 0,1 Gew.-% Mg erscheint das Dendritennetzwerk
in der Al84,4Fe7,0Cr6,0Ti2,5-Legierung etwas feiner (Siehe Bild
13), was insbesondere durch deren Verzweigung bzw. Verästelung
verursacht wird (Siehe Bild 14).
Es
hat sich auch gezeigt, daß die
AlFeXY-Legierungen vorteilhafterweise mit geringer Ubertemperatur von
max. 100-150K zu gießen
sind.
Die
außermotorischen
Charakterisierung des tribologischen Verhaltens der erfindungsgemäßen AlFeXY-Legierungen
erfolgte nach der BAM-Prüftechnik,
welche die Literaturstelle „Woydt
M. and N. Kelling, Characterization of the tribological behaviour
of lubricants and materials for the tribosystem „piston ring/Cylinder Liner,
in: ASTM STP 1404 „Bench
testing of industrial fluid lubrication and wear properties used
in machinery applications",
June 2000, Seattle, ISBN 0-8031-2867-3, p. 153" detailliert beschreibt. Beide in Bild
17 verwendeten AlFeXY-Legierungen wurden im Vakuum gegossen und
die intermetallischen Phasen durch chemisches oder mechanisches
(Honen) Freistellen nicht frei gelegt. Die tribologischen Funktionsflächen waren
auf RPK ∼0,43 μm beim Al88,4Fe8,5V1,3Si1,7Zr0,1
und RPK ∼ 0,37 μm beim Al84,4Fe7,0Cr6,0Ti2,5Mg0,1
geläppt.
Das
Bild 17 gibt die erzielten Versuchsergebnisse in Form des Verschleißkoeffizienten
des Grundkörpers
(Kolbenring) getrennt vom Gegenkörper
(rotierende Probe bzw. Zylinderlaufbahn) mit der zu der jeweiligen
Paarung gehörenden
Misch-/Grenzreibungszahl wieder. Die in Bild 17 verwendeten Erstbefüllungsöle SAE 5W-30
(Renault) und SAE 0W-30 („PCX") auf Basis von Kohlenwasserstoffen
verfügen über eine High-Temperature-High-Shear-Viscosity
(HTHS) von 3,0 mPas. Der GG20HCN ist ein mit 3,66 Gew.-% Kohlenstoff
hochgekohlter Grauguß mit
lamellarem Graphit. Die Kolbenringbezeichnungen „MKP81A®", „MKJet502® (WC/Cr3C2, „superpoliert")" und „CKS36®" sind Markenbezeichnungen
der Firma Federal Mogul Burscheid GmbH. Die atmosphärisch, plasmagespritzte
(APS) TinO2n-1-
und Tin-2Cr2O2n-1-Ringbeschichtungen stellen Experimentalbeschichtungen
für Kolbenringe
der Firma CIE Automotive (Tarabusi, ES-48140 Igorre) dar. Die AlFeXY-Legierungen
Al84,4Fe7,0Cr6,0Ti2,5Mg0,1 und 88,5Al8,5Fe1,3V1,7SiZr0,1 waren im
Vakuum bei 750°C
in einer auf 600°C
vorgewärmten
Graphitkokille abgegossen.
In
der BAM-Prüfanordnung
gelten nitrierte Ringe gegen AlSi17 (AlSi17Cu4Mg) oder AlSi25Ni4
(Silitec) bis 25 N Normalkraft als verschleißarm bzw. befinden sich in
der Verschleißtieflage
(Siehe Tabelle 2), wobei sie oberhalb von ∼ 25 N (ölabhängig!) in die Verschleißhochlage übergehen.
Im
Durchschnitt aus über
200 Versuchen mit GGL20HCN beträgt
in der BAM-Prüfanordnung
der mittlere Verschleißkoeffizient
bei FN= 50 N von GGL20HCN 4,8 10–8 mm3/Nm. Die Verschleißbeständigkeit der mit 0,1 Gew.-%
Mg korngefeinten Al84,4Fe7Cr6Ti2,5-Legierung erzielt gegen den molybdänbasierten MKP81A-Kolbenring
eine mit hochgekohltem Grauguß vergleichbare
Verschleißbeständigkeit
und Tragfähigkeit.
Die im Gefüge
der 88,5Al8,5Fe1,3V1,7SiZr0,1-Legierung mit dem Auge sichtbaren,
harten Dendriten wirken in dieser Größe beim Kolbenring verschleißerhöhend (Siehe
Bild 17).
Auffällig in
Bild 17 sind die höheren
Reibungszahlen mit dem Erstbefüllungsöl SAE 5W-30 unter Misch-/Grenzreibung
der AlFeXY-Legierungen im Vergleich zum GGL20HCN.
Die
relativ hohen Mischreibungszahlen können durch die Verwendung eines
Polyalkylenglykoles (PAG46-4+2,6 Phopani, HTHS = 3,6 mPas) oder
eines Polypropylenglykolmonobutylethers (PPG32-2+2,6 Phopani; HTHS
= 2,87 mPas) vermindert werden (Siehe Bild 18). Der im Erstbefüllungsöl SAE 0W-30
(„PCX") mit einer HTHS
von 3,0 mPas enthaltene, metallfreie Reibungserniedriger wirkt beim
AlFeCrTi nicht. Gegen einen nitrierten Kolbenring unterstreicht
Bild 18, daß die
Al84,4Fe7,0Cr6,0Ti2,5Mg0,1-Legierung
laufbahnseitig, bei gleicher Normalkraft von 50 N, im Rahmen der
Präzisionsgrenzen
des Prüfverfahrens
hinsichtlich des Verschleißkoeffizienten
mit dem hochgekohlten Grauguß vergleichbar
ist. Insbesondere im PPG32-2 ist der Gesamtverschleiß vom Kolbenring
und Laufbahn mit denen von GG20HCN vergleichbar.
Bezogen
nur auf den „nitrierten" Kolbenring zeigt
Bild 19, daß das
AlFeVSi, jedoch insbesondere das AlFeCrTi, in den Ölen FUCHS
PCX 0W-30 und dem Polyglykol PPG32-2+2,6 Phopani eine mit dem hochgekohlten
Grauguß GGL20HCN
vergleichbare Verschleißbeständigkeit
aufweist. In Bild 19 ist noch der Verschleißkoeffizient eines Langzeitversuches
(108 km) wiedergegeben, wodurch ein starkes, verschleißsenkendes
Einlaufverhalten der AlFeCrTi-Legierung dokumentiert wird.
Kurbelwellen-Gleitlagerschalen
aus „eutektischer" AlSi12CuNiMg (Karl
Schmidt GmbH, KS 1275 (3210.9), heute Kolbenschmidt AG mit 11-13,5%
Si, 0,5-1 ,3 Cu, 0,8-1,3
Mg, 0,5-1,3 Ni, ∼0,25
Zn, ∼0,1
% Cr, Rest Al) fanden im Doppelstern-Flugmotor BMW 801 anwendung
(Ing. Buske, Die Abhängigkeit
der Lagerbelastbarkeit von der Lagerbauform, Bericht über die
Schmierstoff-Tagung, Teil 1: Reibung und Verschleiß, Kälteverhalten,
11./12. 12. 1941, Berlin-Adlershof, S. 119-148), wobei der Kurbelwellenzapfen
aus einem "Nitrierstahl" mit HRC 58 bestand.
Eine derartige Werkstofflösung
ist in der Automobil- und Baumaschinenindustrie seitdem unüblich. Die
heutigen Laufflächen
der Gleitlagerschalen aus AlSn14Cu8, AlSn20, PbSn10Cu3, GZ- CuSn7ZnPb oder Bleibronzen
erfordern in den Schmierstoffen Korrosionschutzadditive für Bundmetalle, welche
die ökotoxikologischen
Eigenschaften deutlich verschlechtern. AlSi- oder AlFeXY-Legierungen
sind insgesamt weniger korrosionsgefährdet und ermöglichen
einen Verzicht oder eine deutliche Senkung der Konzentration der
Korrosionsschutzadditive. Bekannt im Stand der Technik ist noch
eine Al96(Ni,Mn)-Legierung (Glyco-172) mit einer maximal zulässigen geometrischen
Lagerpressung von 80 MPa, welche ermüdungs- und korrosionsbeständig ist,
jedoch neigt sie unter Mangelschmierung zum adhäsiven Versagen, was durch die
AlFeXY-Metallurgie unterdrückt
wird.
Die
tribologische Grenzbelastbarkeit von 100 MPa (geometrische Flächenpressung)
der Gleitpaarung „AlSi12CuNiMg/Nitrierstahl" bei einer Öleintrittstemperatur
von 99°C
des vollsynthetischen Schmierstoffes „SS-1600" auf Basis eines Adipinesters und Ethylenöles ist
bemerkenswert, da es mit einer kinematischen Viskosität η100C∼ 6,2
mm2/s noch deutlich „dünner" war als heutige Leichtlauföle mit η100C∼ 9-12
mm2/s.
Weiterhin
vorteilhaft eines AlFeXY-Systems ist, daß die Verschleißschutz-
und Hochdruckadditive in Motor- und Getriebölen auf Eisen abgestimmt sind
und nicht auf Silizium.
Ventilführungen
erfordern eine hohe thermische Diffusivität, da sie die Wärme aus
dem Ventilschaft in den Zylinderkopf ableiten, verbunden mit einer
entsprechenden Verschleißbeständigkeit.
Deshalb bestehen Ventilführungen
bevorzugt aus Kupferbasis-Legierungen,
wie CuZn36Mn3Al2SiPb (≅ CuZn40Al2
nach DIN 17660 bzw. CW713R) mit λRT ∼63
W/mK bzw. KRT ∼ 19,7 mm2/s.
An den Oberflächen
im unteren Teil der Führung
des Auslaßventiles
sind Temperaturen von 500°C
nicht ungewöhnlich.
Die erfindungsgemäßen Aluminiumlegierungen
offerieren eine 3-4 mal höhere
thermische Diffusivität
verbunden mit der notwendigen Temperaturbeständigkeit ohne Schmelzgleichgewichte
bis >600°C.
Aluminium-Kolbenwerkstoffe
bestehen aus eutektischen AlSi12CuXX-Legierungen oder übereutektischen
AlSi18CuXX-Legierungen mit ebenfalls bis zu 0,85 Gew.-% Eisen. Die
thermischen Diffusivitäten
liegen zwischen 55 mm2/s < KRT < 61,7 mm2/s.
Tabelle
1 : Leichtmetall-Legierungen für
Zylinderlaufbahnen
Tabelle
2 : Verschleißkoeffizienten
unter Misch-/Grenzreibung von AlSi-Legierungen (chemisch freigestellt)
in der BAM-Prüfanordnung
(T= 170°C;
s= 24 km; v= 0,3 m/s) im Vergleich zum Al84,4Fe7,0Cr6,0Ti2,5Mg0,1