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Technisches
Gebiet
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Die
Erfindung betrifft einen Zylinder für Verbrennungsmotoren mit einem
Brennraum und einem mit dem Brennraum verbundenen, variabel einstellbaren
Zusatzvolumen zur Einstellung des Kompressionsverhältnisses
(Verdichtungsverhältnis).
Ein solcher Verbrennungsmotor ist zum Beispiel ein Otto-Motor.
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Der
Kraftstoff wird in den Brennraum eingespritzt und gezündet. Dabei
dehnt sich das entstehende Gas aus. Der Kolben wird in dem Zylinder
bewegt und treibt eine Kurbelwelle an. Der Kolben bewegt sich zwischen
dem oberen Totpunkt und unteren Totpunkt hin und her. Das Verhältnis der
Volumen innerhalb des Zylinders zwischen dem oberen Totpunkt und
dem unteren Totpunkt wird als Kompressionsverhältnis ε bezeichnet:
mit
- VH :
- = Hubvolumen
- VC:
- = Volumen des Brennraums
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Bei
höherem
Kompressionsverhältnis
erhöht sich
der Wirkungsgrad der Verbrennung. Die Folgen sind höhere Leistung
bzw. geringerer Treibstoffverbrauch.
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Das
Kompressionsverhältnis
ist jedoch nicht beliebig steigerbar. Übersteigt das Kompressionsverhältnis einen
Schwellwert, so wird die Selbstzündung des
Treibstoffs ausgelöst
(Klopfen). Dabei werden Druckspitzen erzeugt, die das Material stark
belasten. Die Kompressionswärme
geht bei hoher Kompression über
die Wandung in das Kühlwasser
und es entstehen unerwünschte
Geräusche.
Durch Zusätze
im Treibstoff kann die Selbstzündung
verzögert und
ein höheres
Kompressionsverhältnis
erreicht werden. Die Klopffestigkeit des Treibstoffs wird durch die
Oktanzahl angegeben. Treibstoffe mit niedriger Oktanzahl neigen
bereits bei geringeren Kompressionsverhältnissen zur Selbstzündung.
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Durch
Einstellung des Zündzeitpunkts,
kann die Selbstzündung
in gewissen Bereichen verhindert werden. Dabei müssen jedoch Wirkungsgradsgradverluste
in Kauf genommen werden.
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Serienmäßige Motoren
werden daher so konstruiert, daß sie
mit einem bestimmten Benzin mit vorgegebener Oktanzahl optimal arbeiten.
Durch eine Verschiebung des Zündzeitpunkts
kann ein Motor auf eine andere Benzinsorte mit Wirkungsgradverlusten
betrieben werden.
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Im „Handbuch
Verbrennungsmotor",
3.Aufl. Vieweg, Herausgegeben von Richard van Basshuysen/Fred Schäfer sind
eine Vielzahl von Verbrennungsmotoren beschrieben, die eine variable
Verdichtung realisieren können.
Ziel der dort beschriebenen variablen Verdichtung ist es, bei gleichbleibendem
Brennstoff einen optimalen Wirkungsgrad sowohl im niedrigen, als
auch im hohen Lastbereich zu erzielen. Dabei werden überwiegend
Lösungen
angegeben, bei denen der Kolbenhub verändert wird. Weiterhin wird
eine Lösung
beschrieben, bei der ein Zusatzvolumen vorgesehen ist, in welchem
ein beweglicher Kolben vorgesehen ist. Je nach Kolbenstellung ist
das Zusatzvolumen größer oder
kleiner. Mit größerem Zusatzvolumen
wird ein geringeres Kompressionsverhältnis erreicht.
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Nachteilig
bei der beschriebenen Lösung
ist es jedoch, daß die
Dichtungen zwischen Kolben und Zusatzvolumen mit dem Brennraum in
Verbindung stehen und daher stark belastet sind oder sich zu setzen
können.
Alle übrigen
Lösungen
sind konstruktiv aufwändig
und entsprechend teuer in der Herstellung.
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Keiner
der bekannten Motoren eignet sich für eine Einstellung des Kompressionsverhältnisses über weite
Bereiche, die den Einsatz sowohl von Benzin mit niedriger Oktanzahl
als auch den Einsatz von Erdgas mit hoher Klopffestigkeit bei optimalem Wirkungsgrad
erlauben.
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Offenbarung
der Erfindung
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Es
ist Aufgabe der Erfindung einen Zylinder der eingangs genannten
Art zu schaffen, der den Einsatz verschiedener Brennstoffe bei optimalem
Wirkungsgrad über
lange Zeiträume
erlaubt.
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Erfindungsgemäß wird die
Aufgabe dadurch gelöst,
daß das
Zusatzvolumen durch Veränderung der
Wandungsgeometrie einstellbar ist. Eine veränderliche Wandung erlaubt eine
feste Verbindung des gesamten Zusatzvolumens mit dem Brennraum.
Es sind keine Dichtungen erforderlich, die mit dem Brennraum in
Kontakt stehen.
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Die
Veränderung
der Wandungsgeometrie kann durch eine Längenänderung erfolgen. Eine solche
Längenänderung
kann zum Beispiel in der Weise realisiert werden, daß das Zusatzvolumen
zumindest teilweise von einem Faltenbalg aus Edelstahl oder einem
anderen hitzebeständigen
Material eingeschlossen ist. Ein Faltenbalg ist ein Zieharmonika-artig
aufgebautes Rohrteil, das durch Druck oder Zug in der Länge veränderlich
ist. Die Länge
kann durch Bewegung des freien Endes mittels eines Schiebers eingestellt
werden. Ein Faltenbalg aus Edelstahl ist zum Beispiel aus der Armaturentechnik
für Wasserarmaturen
bekannt. Bei dieser Lösung
kann das Zusatzvolumen und damit das Kompressionsverhältnis quasi beliebig
eingestellt werden.
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Dies
ermöglicht
den Einsatz von wenig klopffesten Treibstoffen bei niedrigem Kompressionsverhältnis. Es
ist aber gleichzeitig mit wenig Aufwand möglich Erdgas einzusetzen. Es
muß lediglich
der Faltenbalg zusammengeschoben werden. Erdgas kann auf besonders
hohe Kompressionsverhältnisse und
hohe Wirkungsgrade verdichtet werden.
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Ausgestaltungen
der Erfindung sind Gegenstand der Unteransprüche. Ein Ausführungsbeispiel ist
nachstehend unter Bezugnahme auf die beigefügten Zeichnungen näher erläutert.
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Kurze Beschreibung
der Zeichnungen
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1 zeigt
einen May-Fireball-Zylinder mit einem Zusatzvolumen, das eine Wandung
veränderlicher
Länge hat.
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2 zeigt
den Wirkungsgrad eines Ottomotors in Abhängigkeit vom Kompressionsverhältnisses
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Beschreibung
des Ausführungsbeispiels
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In 1 ist
ein allgemein mit 10 bezeichneter Otto-Motor dargestellt.
Der Otto-Motor 10 umfasst einen Zylinder 12 und
einen darin laufenden Kolben 16 mit Kurbel 14.
Der Zylinder ist als May-Fireball-Zylinder ausgebildet, d.h. der
Brennraum 22 erstreckt sich nur über den Teil des Zylinders 12,
an dem der Auslaß 20 vorgesehen
ist. Der Einlaß 18 ist
an dem anderen Teil am oberen Ende des Zylinders 12 vorgesehen.
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An
den Brennraum 22 schließt sich ein Zusatzvolumen 24 an.
Das Zusatzvolumen 24 ist oben seitlich an der Zylinderwand 26 angeordnet.
Das Zusatzvolumen 24 hat eine Wandung 28. Die
Wandung 28 besteht aus einem zylindrischen Faltenbalg.
Der Faltenbalg ist aus dünnem
Edelstahl. Der Faltenbalg besteht – ähnlich wie eine Zieharmonika – aus einer Vielzahl
von abwechselnd nach innen und außen gefalteten, ringförmigen Falten
entlang der Länge
des Zylinders. Durch die Zylinderform kann der Faltenbalg auch hohen
Drücken
widerstehen. Der Faltenbalg 28 ist in der Länge veränderlich.
Das dem Brennraum 22 abgewandte Ende 30 des Faltenbalgs 28 ist
fest mit einem Schieber 32 verbunden. Der Schieber 32 hat
den gleichen Außendurchmesser wie
der Faltenbalg 28. Beide sind in einem Führungsrohr 34 geführt. Über eine
geeignete Mechanik mit einer Steuerung (nicht dargestellt) kann
der Schieber in Längsrichtung,
d.h. in horizontaler Richtung in 1 bewegt werden.
Dann wird der Faltenbalg zusammengedrückt oder auseinander gezogen.
Entsprechend verringert oder vergrößert sich das Zusatzvolumen 24.
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Mit
dieser Anordnung kann die Gestaltung des Verbrennungsmotors und
das Kompressionsverhältnis über sehr
weite Bereiche an den Treibstoff angepasst werden. Wenn der Schieber 32 nach
links in 1 bewegt wird, wird das Volumen des Brennraums
einschließlich
des Zusatzvolumens verkleinert. Dadurch wird das Kompressionsverhältnis vergrößert. In
diesem Fall werden Brennstoffe mit hoher Klopffestigkeit, d.h. Benzin
mit hoher Oktanzahl oder sogar Erdgas eingesetzt. Wenn Brennstoffe
eingesetzt werden sollen, die eine geringere Klopffestigkeit aufweisen,
kann der Schieber 32 nach rechts bewegt werden. Dann wird
das Kompressionsverhältnis
verkleinert. Dadurch wird ein Klopfen auch bei Benzin geringer Oktanzahl
vermieden. Die Anordnung zeichnet sich dadurch aus, daß keine
Dichtungen benötigt werden,
die direkt mit dem Brennraum in Verbindung stehen. Dadurch bleibt
die Anordnung über
lange Zeiträume
funktionsfähig
und setzt sich nicht zu.
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In 2 ist
dargestellt, wie durch die beschriebene Anordnung ein hoher Wirkungsgrad
erreicht wird. Die üblichste
Ausgestaltung eines Motors ist so, daß ein Kompressionsverhältnis von 10 erreicht
wird. Dieses Kompressionsverhältnis
ist mit einer Linie 40 bezeichnet. Bei diesem Kompressionsverhältnis wird
in der Praxis ein Wirkungsgrad von typischerweise 45% erreicht.
Dieser Punkt ist mit 42 bezeichnet. Man erkennt an der
Kurve 44, daß der Wirkungsgrad
bei höheren
Kompressionsverhältnissen
größer ist.
Der Wirkungsgrad kann um etwa 20% gesteigert werden, wenn bei einem
höheren
Kompressionsverhältnis
gearbeitet wird. Sofern also ein entsprechend klopffester Treibstoff
zur Verfügung steht,
kann das Kompressionsverhältnis
wesentlich erhöht
werden. Wenn ein Treibstoff mit besonders hoher Klopffestigkeit,
z.B. Erdgas (in 2 mit 46 bezeichnet)
nicht zur Verfügung
steht, kann das Kompressionsverhältnis
auf die oben beschriebene Weise abgesenkt werden. Dieser Bereich
ist in 2 mit 148 bezeichnet. In jedem Fall arbeitet
der Motor bei dem für
den jeweiligen Treibstoff erreichbaren, optimalen Wirkungsgrad.
Im Gegensatz zu bekannten Motoren wird kein Wirkungsgrad „verschenkt".
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Die
beschriebene Anordnung ermöglicht eine
Variabilität über einen
höheren
Bereich als alle bekannten Anordnungen und ist daher gut für den bivalenten
Betrieb von Kraftfahrzeugen mit Benzin und Erdgas geeignet.
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Über einen
Klopfsensor kann der Treibstoff erkannt bzw. der jeweilige Kompressionsbereich
ermittelt werden, bei dem der Motor optimal arbeitet. Das Zusatzvolumen
wird dann mit dem Schieber über
ein entsprechendes Steuersignal eingestellt.