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Die
Erfindung bezieht sich auf eine Mikrokanalplatte mit einer Vielzahl
von eine dielektrische Trägerschicht
vollständig
durchdringenden Mikroporen, die mit einem elektronenvervielfachenden
Material ausgekleidet und von je einer elektrischen Kontaktschicht
auf der Vorderseite der dielektrischen Trägerschicht, in die Elementarteilchen
einfallen können, und
auf der Rückseite
der dielektrischen Trägerschicht,
aus der in den Mikroporen durch die einfallenden Elementarteilchen
vielfach erzeugte Elektronen austreten, elektrisch kontaktiert sind,
auf ein Verfahren zur Herstellung einer derartigen Mikrokanalplatte
und auf eine Anwendung einer derartigen Mikrokanalplatte.
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Konventionelle
Mikrokanalplatten (engl. Micro Channel Plates MCP, vergleiche beispielsweise J.L.Wiza
et al. „Microchannel
Plate Detectors" Nukl. Instr.
Meth. 162 (1979) pp 587-601) bestehen zumeist aus hundert oder mehr
miniaturisierten röhrchenförmigen Elektronenvervielfacher-Elementen („Kanäle"), welche parallel
zueinander angeordnet sind und ein Dielektrikum durchdringen. Der
typische Durchmesser der einzelnen rotationssymmetrischen Kanäle konventioneller
MCPs beträgt
ungefähr
5 μm bis
100 μm,
ihr Abstand liegt in der Größenordnung von
ungefähr
5 μm bis
20 μm, ihr
Aspektverhältnis α (Verhältnis von
Länge zu
Durchmesser) liegt typischerweise in der Größenordnung von 40 bis 100 und
ihre Packungsdichte beträgt
typischerweise 105...7 cm–2.
Die einzelnen Kanäle
sind entweder längs der
Oberflächennormale
des gesamten Systems oder unter einem kleinen Winkel dazu (typischerweise ungefähr 8°) angeordnet.
Bekannte MCPs bestehen aus Bleiglas-Kapillaren, welche in einem
komplizierten Zieh- und Packungsverfahren hergestellt werden. Die
Kapillarität
der einzelnen Kanäle
wird durch das Herauslösen
von Metall- oder Glaskernen der einzelnen Fasern erreicht. Anschließend werden
die Kapillarfaserblöcke
in dünne
Scheiben zersägt
und deren Oberfläche
poliert. Schließlich
werden die Wände
der einzelnen Kanäle
durch sehr präzise
chemische Reduktionsvorgänge
derart nachbehandelt, dass sie halbleitend werden und eine optimale
Elektronenemission (bei einfallenden Elektronen auch „Sekundärelektronenemission" genannt) aufweisen. Der
typische elektrische Widerstand der Wände wird hierbei so ausgelegt,
dass die gesamte MCP einen Widerstand in einem Bereich von 109 Ω aufweist.
Auf beide Oberflächen
der MCPs werden leitende Kontakte in Form dünner Nickel/Chrom- oder Inconel-Schichten
aufgebracht. Damit wird es möglich, mit
Hilfe einer externen Spannungsquelle die Wände der einzelnen Elektronenvervielfacher-Elemente
auf ein definiertes Potenzial zu bringen und Ladungsträger zu und
abzuführen.
Die von MCPs emittierten Elektronenpulse werden üblicherweise von dahinter angeordneten
positionsempfindlichen zweidimensionalen CCD-Chips registriert.
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Derartige
MCP-Systeme, entweder isoliert oder in Form einer Kaskade eingesetzt,
erlauben es, sowohl auftreffende geladene Teilchen (d.h. Elektronen
oder Ionen) als auch energetische Photonen zu messen. Alle auftreffenden
Teilchen lösen
dann ihrerseits beim Auftreffen auf die Kanalwand Elektronen ab.
Die Empfindlichkeit konventioneller MCPs ist für 0,2-2 keV Elektronen: 50-85%,
für leichte
positive Ionen (H+...Ar+) mittlerer Energie (50-200 keV): 4-60%, für kurzwelliges UV (30-110 nm):
5-15% und für
weiche Röntgenstrahlung
(0,05-0,2 nm): 5-15%. Die Verstärkungsfaktoren
G der Ladungsträger
liegen hierbei in der Größenordnung
von 104 bis 107;
die am Ausgang der MCPs anliegenden elektrischen Pulse haben eine
Zeitauflösung
von weniger als 100 ps. Das elektrische Verhalten dieser MCPs wird
nicht durch die absolute Größenordnung
von Länge
oder Durchmesser der einzelnen Bauelemente, sondern durch deren
Aspektverhältnis α bestimmt,
weshalb deren Größenordnung
in hohem Maß flexibel
ist. Optimale Verstärkung
GM und optimales Aspektverhältnis αM werden
durch die Näherungsformeln:
GM = exp(0,0074 V) und αM =
V/16,5 beschrieben, wobei V die gesamte am Element angelegte Spannung
ist. Für
V = 1 kV erhält
man also: GM = 1635 und αM =
45. Ein Aspektverhältnis α von 40-60
ist typisch für
Bildverstärker-MCPs.
In diesem Fall liegt die mittlere Energie der anregenden Elektronen
in der Größenordnung
von ungefähr
30 eV.
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Bei
der Dimensionierung von MCPs muss darauf geachtet werden, dass die
freie Weglänge
der eingefangenen Elementarteilchen (Elektronen, Ionen, Photonen)
größer als
die Dimension des MCPs ist, um unkontrollierte Umladungseffekte
zu vermeiden. Das bedeutet bei konventionellen MCPs ein Mindest-Arbeitsdruck
von 0,1 mPa. Bei zu großer Verstärkung bzw.
zu hohem Restgasdruck können durch
Elektron/Restgasstöße positive
Gasionen erzeugt werden, welche wegen in ihrer Rückläufigkeit die Pulsform der ausgelösten Elektronenwolke
verfälschen.
Dieser unerwünschte
elektronische Effekt kann durch Verkrümmung der MCP-Geometrie oder durch
Neigung der MCPs gegen die Oberflächennormale („MCP-Chevron") verhindert werden.
MCPs sind weitgehend unempfindlich gegen selbst starke Magnetfelder
und besitzen eine hohe Strahlungshärte. Sie können selbst einzelne Elementarteilchen
registrieren und haben ihre Brauchbarkeit bereits in vielen verschiedenen
Gebieten wie z.B. der Röntgen- oder
Ultraviolettastronomie, der Kern- und Festkörperphysik, der Navigationstechnik,
der medizinischen Diagnostik oder bei Nachtsichtgeräten unter Beweis
gestellt.
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Inzwischen
gibt es eine Reihe alternativer Techniken zur Herstellung fortgeschrittener
MCPs, z.B. der Einsatz von Mehrfachschichten geätzter Glasplatten, der Gebrauch
von Platten aus Glas-Nanokugeln, der Gebrauch verschiedenartiger
Mikrokanal-Strukturen aus Glas, Keramik und anderen Materialien – einschließlich Silizium
(vergleiche
US 5 086 248 ),
welches aber erst mikrobearbeitet und anschließend zu Siliziumoxid umgewandelt
wird –,
die Erzeugung neuartiger leitender und elektronenemissiver Schichten
sowie der Einsatz von porösem
Aluminiumoxid Al
2O
3 mit
Mikroporen (vergleiche
JP 2002117801
A sowie
US 6 045 677 ).
Im letzten Fall können
kompakte MCP-Strukturen hoher Packungsdichte mit Kanaldurchmessern
von 20 nm bis 8 μm und
mit Dicken von 40 bis 150 μm
hergestellt werden. Weiterhin kann die die Kanäle tragende dielektrische Trägerschicht
durch Abreicherung von Ladungsträgern
aus Silizium und die Kontaktierungen durch Anreicherungen von Ladungsträgern an
den Oberflächen
derselben Siliziumscheibe erzeugt werden (vergleiche
US 6.492.657 ).
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In
der
JP 2002117801
A wird eine für
die vorliegenden Erfindung gattungsgemäße Mikrokanalplatte mit einer
aluminiumhaltigen dielektrischen Trägerschicht offenbart, bei der
die Mikrokanäle
von durchgängigen
Mikroporen im Dielektrikum gebildet werden. Vorteilhaft sind bei
einer derartigen Mikrokanalplatte, beispielsweise aus Aluminiumoxid
Al
2O
3, deren robuste
und hochtemperaturbeständige
Strukturen hoher Packungsdichte mit Kanaldurchmessern von 20 nm
bis 8 μm
und mit Dicken von 40 μm
bis 150 μm,
deren relativ einfache Herstellbarkeit und deren erreichbare Verstärkungsfaktoren
G zwischen 1,5 und 1000 bei hochohmiger Leitfähigkeit, wodurch ein breites
Anwendungsspektrum erzielt wird. Die Innenwände der Kanäle in MCPs aus porösem Aluminiumoxid
sind jedoch sehr rau, was zu erheblichen lokalen Inhomogenitäten des
angelegten elektrischen Feldes und konsequenterweise zu spontaner
Ladungsträgeremission
führt.
Das bedeutet, dass die Al
2O
3-basierenden
MCPs einen messtechnischen Rauschuntergrund aufweisen, der deren
Empfindlichkeit einschränkt.
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Die
Deposition eines hochohmigen elektronenvervielfachenden und -emittierenden
Materials kann entweder durch Abscheidung einer metallorganischen
Lösung
im Kanalinneren und deren anschließender thermischer Zerstörung, durch
Metalldeposition mit Hilfe von Plasmazerstäubung („Sputtering") und der anschließenden Oxidation
der Metallabscheidung, durch Deposition von Metalloxiden aus flüssiger Phase
in Form einer Metall-Acetylacetonat-Lösung, welche
durch anschließende
thermische Behandlung zersetzt wurde, oder durch eine Kombination
der zitierten Techniken erfolgen. Als geeignetes Material zur Erzeugung
hochohmiger Filme gilt diskontinuierliche Berylliumbronze; das beste
Material zur Erzeugung von elektronenemittierenden Filmen ist Magnesiumoxid.
Der Widerstand der MCPs wird auch bei Al2O3 basierenden Strukturen auf etwa 1 GΩ ausgelegt.
Je nach Material werden hier Verstärkungsfaktoren G zwischen 1,5
und 1000 erhalten. Auch Nickeloxid wird als Material hochohmiger Leitfähigkeit
vorgeschlagen. Als Elektronenemitter kommen Alkalimetalle, CsI,
CsTe, Bialkali, Multialkali, Ag-O-Cs, Silikate, dotierte Gläser, Alkaliantimonid-Verbindungen,
Metalloxide, Galliumnitrid GaN, Diamant u.a. in Frage. GaN ist für die Detektion
von sehr kurzwelligem Ultraviolett in der 200 nm bis 400 nm-Gegend
von Bedeutung; Diamant-Beschichtungen sind darüber hinaus sehr stabil und
strahlungshart. Zur Deposition dieser Materialien kommen allerdings
nur robuste hochtemperaturbeständige MCP-Träger in Frage,
wie Silizium-MCPs oder poröses
Aluminiumoxid. Dabei weisen die kürzlich entwickelten Silizium-MCPs
einen messtechnischen Untergrund auf, der in der Größenordnung
von ungefähr 0,02
Ereignissen pro s und cm2 liegt.
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Aufgabenstellung
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Die
vorliegende Erfindung geht als nächstliegendem
Stand der Technik von der
JP
2002117801 A aus, die bereits weiter oben hinsichtlich
ihrer Vorteile, aber auch Nachteile gewürdigt wurde. Die Aufgabe für die vorliegende
Erfindung ist ausgehend von der Druckschrift darin zu sehen, eine
gattungsgemäße Mikrokanalplatte
anzugeben, die die Vorteile einer Mikrokanalplatte mit porösem Aluminium
hinsichtlich konstruktivem Aufbau, Herstellung und Anwendung aufweist,
darüber
hinaus aber eine hohe Ansprechempfindlichkeit mit einem möglichst
geringen Rauschuntergrund aufweist. Die erfindungsgemäße Lösung für diese
Aufgabe ist dem Erzeugnisanspruch zu entnehmen. Ein einfaches Herstellungsverfahren
wird im Verfahrensanspruch aufgezeigt. Eine besondere Anwendung
in einem neuen Produkt ist dem Anwendungsanspruch zu entnehmen.
Vorteilhafte Weiterbildungen sind den jeweils nachgeordneten Unteransprüchen zu
entnehmen, die im Folgenden im Zusammenhang mit der Erfindung näher erläutert werden.
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Mit
der Erfindung wird eine Multikanalplatte (MCP) vorgestellt, die
auf geätzten
Ionenspuren beruht. Die die Ionenspurkanäle aufnehmende dielektrische
Schicht ist dabei als freitragende Membran ausgebildet. Durch die
Nutzung von geätzten
Ionenspurkanälen
können
MCPs erzeugt werden, welche vergleichbar mit den kleinsten bislang
existierenden MCPs sind. Auf Grund der großen Variabilität der Parameter
von Ionenimplantation und des anschließenden Ätzprozesses können die
MCPs innerhalb eines weiten Arbeitsbereiches maßgeschneidert werden. Auch
flexible MCPs und MCPs verschiedener Geometrien können erzeugt
werden. Zur Herstellung der MCP nach der Erfindung werden keine
komplizierten Kapillarziehverfahren benötigt. Ebenso wie aluminiumbasierte
MCPs lassen sich auch die MCPs nach der Erfindung wesentlich größer als
die konventionellen MCPs herstellen. Dabei ermöglichen die geringen Durchmesser
der Ionenspurkanäle
eine hohe Orts- und Zeitauflösung
sowie Unempfindlichkeit gegenüber
magnetischen Feldern. Strahlungspulse im Picosekundenbereich können detektiert
werden. Wegen der hohen Temperaturbeständigkeit sind verschiedene
Beschichtungsverfahren für das
Aufbringen unterschiedlichster elektronenvervielfachender Beschichtungsmaterialien
in die Ionenspurkanäle
anwendbar. Ebenso wie die bekannten aluminiumbasierten Strukturen
wird auch bei den MCPs nach der Erfindung keine Mikrolithographie
benötigt,
um die Position der einzelnen Kanäle zu definieren. Im Gegensatz zu
konventionellen bekannten MCPs hält
sich die Streuung der Parameter der einzelnen Ionenkanäle, wie
beispielsweise der Kanaldurchmesser, das Aspektverhältnis und
die Leitfähigkeit
pro Kanal, bei den ionenspurbasierten MCPs nach der Erfindung mit den
damit verbundenen Vorteilen in engen Grenzen.
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Im
Gegensatz zu den Mikroporen in porösem Aluminium bei den bekannten
MCPs sind die Innenwände
der geätzten
Ionenspurkanäle
bei den MCPs nach der Erfindung schon von vorne herein sehr glatt. Auch
nach Beschichtung der geätzten
Ionenspurkanäle
mit einem hochohmigen elektronenvervielfachenden, d.h. elektronenemittierenden
Material kann bei Bedarf durch geeignete Maßnahmen, bevorzugt durch eine
Erhöhung
der Nukleationszentren auf den Innenwänden durch eine chemische Aktivierung
oder durch eine Niederenergie-Bestrahlung, diese hohe Wandglätte aufrechterhalten
werden. Damit werden die bei den bekannten MCPs mit Aluminiumporen auftretenden
erheblichen lokalen Inhomogenitäten des
angelegten elektrischen Feldes und folglich die spontane Ladungsträger-Emission
erheblich reduziert. Dadurch weisen die ionenspurbasierten MCPs nach
der Erfindung einen wesentlich geringeren messtechnischen Störuntergrund
und damit eine bessere Empfindlichkeit auf.
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In
der WO 2004/109807 A2 wird zwar eine parametrierte Halbleiterverbundstruktur
(TEMPOS) mit geätzten
ionenspuren als Dotierungskanäle
in einer Schicht aus einem elektrisch isolierenden Material beschrieben,
bei der die Dotierungskanäle
mit einem elektronenvervielfachenden Material belegt sein können, sodass
eine Multikanal-Verstärkerplatte
gebildet werden kann. Diese basiert jedoch grundsätzlich immer
auf der offenbarten TEMPOS-Struktur. Somit ist das Dielektrikum
nicht als Membran ausgebildet, sondern ganzflächig auf einem stabilen Halbleiter-Substrat
angeordnet. Die durch die geätzten
Ionenspuren in das leitende, als Siliziumkanal wirkende Substrat
auftreffenden Elektronenschwärme
werden in einer zugehörigen
Bauelementschaltung in analoge elektrische Pulse umgewandelt. Weiterhin wird
die bekannte TEMPOS-Struktur immer durch drei Elektroden, zwei auf
der Oberseite des Dielektrikums, eine auf der Unterseite des Substrats,
kontaktiert. Auf der Oberseite des Dielektrikums ist zwar ein elektrisch
leitfähiger
Belag angeordnet, nicht aber auf der Unterseite am Übergang
zum Halbleitersubstrat. Weiterhin wird ausschließlich eine schräge Anordnung
der Ionenspuren im Dielektrikum beschrieben. Über den genauen Aufbau der
Multikanal-Verstärkerplatte
werden darüber
hinaus jedoch keine Angaben gemacht.
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Weiterhin
sind die mit Hilfe von Ionenspuren hergestellten MCPs nach der Erfindung
wesentlich weniger komplex und arbeitsintensiv herzustellen und
deshalb billiger als konventionelle MCPs. Dabei kann zur Produktion
der MCPs nach der Erfindung die existierende Silizium-Mikrotechnologie
eingesetzt werden. Das beinhaltet die Möglichkeit, MCPs und deren Auswerteelektronik
gemeinsam beispielsweise auf einer Siliziumscheibe zu integrieren,
was bei anderen Konzepten nicht möglich ist. Im Unterschied zu den
bekannten aluminiumbasierten MCPs brauchen die MCPs nach der Erfindung
jedoch nicht vollständig von
einem stabilisierenden Substrat abgelöst zu werden. Dadurch wird
die schwierige Manipulation mit großflächigen dünnen freitragenden Membranen
vermieden. Bei der MCP nach der Erfindung ist die die Ionenspurkanäle aufnehmende
dielektrische Schicht vielmehr als freitragende Membran ausgebildet,
die im Substrat, das bevorzugt aus Silizium besteht, gehaltert bleibt.
Somit bleiben Umrandungen oder nach Bedarf auch Stege aus stabilem
Silizium erhalten, was die mechanische Stabilität der MCP stets gewährleistet.
Diese Umrandungen können
darüber
hinaus auch standardisiert werden, so dass die ionenspurbasierten
MCPs nach der Erfindung auch modular miteinander und mit anderen
Bauelementen verknüpft
werden können
(siehe auch die Anwendung der Mikrokanalplatte nach der Erfindung).
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Zur
Abschirmung der nicht zur Verstärkung bestimmten
Oberflächenzonen
der dielektrischen Schicht können
photolithographische Verfahren angewendet werden. Alternativ kann
aber auch die Form des die Ionenspuren erzeugenden Ionenstrahles
durch eine vorgestellte Blende strukturiert werden. In diesem Fall
sind während
des Ätzens
der Ionenspuren keine Vorkehrungen zur Abschirmung des umgebenden
tragenden Substratmaterials notwendig, weil sich dort keine Ionenspuren
befinden. Die dielektrische Schicht kann beispielsweise durch Oxidation
des Siliziumsubstrats aus Siliziumoxid, aber auch aus Siliziumoxinitrid
oder auch aus einem Polymer, beispielsweise Polyimid, bestehen.
Damit sind die MCPs nach der Erfindung gegenüber dem Angriff von Säuren und
Alkalien wesentlich beständiger
als die aluminiumbasierten MCPs, sodass sie also auch ohne dauerhaften
Schaden chemisch aggressiver Umgebung ausgesetzt werden können.
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Die
Ionenspurkänale,
die je nach Bestrahlungsrichtung vertikal oder schräg in der
dielektrischen Schicht verlaufen können, können je nach Material der dielektrischen
Schicht und des Ätzverfahrens
durchgängig
zylindrisch oder aber auch konisch verlaufen, wobei der größere Durchmesser
der konischen Ionenspurkanäle
dann auf der Eingangsseite der Mikrokanalplatte angeordnet ist.
Die konischen Kanalöffnungen
bewirken dabei eine sehr große
Einfangeffizienz der Elementarteilchen. Die einstellbaren Öffnungswinkel
der konischen Ionenspurkanäle ermöglichen
deren funktionelle Optimierung.
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Zum
Aufbringen der elektronenvervielfachenden Schicht in die geätzten Ionenspurkanäle und der
kontaktierenden Schichten auf die Vorder- und Rückseite der die Ionenspurkanäle tragenden
dielektrischen Schicht können verschiedenen
Aufdampftechniken eingesetzt werden, wodurch thermische Belastungen
der empfindlichen MCP-Strukturen während der Produktionsphase
vermieden werden können.
Dadurch wird die Gefahr der Bildung von Defekten wie Inhomogenitäten, Rissen
oder MCP-Plattendeformationen entscheidend verringert. Falls die
die Ionenspurkanäle
tragende freitragende Membran in Form einer Polymermembran ausgebildet
wird, hat sie darüber
hinaus eine gewisse Elastizität,
sodass die MCP nach der Erfindung auch in mechanisch stark belasteter
Umgebung, z.B. in vibrierenden Geräten oder in Anwesenheit von
Ultraschallfeldern, eingesetzt werden kann.
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Vorteilhaft
bei der ionenspurbasierten MCP nach der Erfindung ist es auch, dass
wegen der geringen Dimensionen der Ionenspurkanäle bereits ein grobes Vorvakuum
als Arbeitsvakuum zur Vermeidung von Störereignissen ausreichend ist.
Weiterhin können
wegen der geringen benötigten
anzulegenden Spannung zwischen den beiden Kontaktierungsschichten
auf der Vorder- und
Rückseite
der die Ionenspurkanäle
tragenden dielektrischen Schicht aufgrund der geringen Abmessungen
Batterien als Spannungsquellen zum Anlegen des für das Einsammeln der Ladungsträger erforderlichen
elektrischen Feldes eingesetzt werden, was den Einsatz der MCP nach
der Erfindung auch in transportablen Geräten ermöglicht. Schließlich können MCPs
nach der Erfindung in jeder beliebigen Größe und Form hergestellt werden.
Dazu zählen
auch annulare MCPs mit zentralen Öffnungen beispielsweise für Beschleunigeranwendungen.
Bei sehr großen
MCP-Flächen
empfiehlt es sich, beim Erzeugen der freitragenden Membran als dielektrische
Schicht Stege im Substrat zur besseren mechanischen Stabilität auszusparen. MCPs
mit sphärischer
Geometrie können
prinzipiell durch eine entsprechende Bearbeitung sphärisch geschliffener
Substrate, insbesondere Silizium-Scheiben,
hergestellt werden.
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Weitere
Einzelheiten zur Erfindung, insbesondere auch zu einem bevorzugten
Herstellungsverfahren und zu einer bevorzugten Anwendung in Form
eines Kleinstelektronenmikroskops sind zu Vermeidung von Wiederholungen
dem nachfolgenden speziellen Beschreibungsteil zu entnehmen.
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Ausführungsbeispiele
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Ausbildungen
der Mikrokanalplatte nach der Erfindung in ihren unterschiedlichen
Erscheinungsformen werden nachfolgend anhand der schematischen Figuren
näher erläutert. Dabei
zeigt:
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1 einen
Ausschnitt einer Mikrokanalplatte im Querschnitt,
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2 einen
Flussplan zur Herstellung einer Mikrokanalplatte und
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3 eine
Anwendung einer Mikrokanalplatte in einem transportablen Raster-Elektronenmikroskop.
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Die 1 zeigt
schematisch einen Ausschnitt einer Mikrokanalplatte MCP im Querschnitt mit
einer einzelnen Mikropore MPO, die eine dielektrische Trägerschicht
DTS vollständig
durchdringt und mit einem elektronenvervielfachenden Material EVM ausgekleidet
ist. Eine Vielzahl derartiger Mikroporen MPO, die als geätzte Ionenspurkanäle ISK ausgebildet
sind, sind parallel nebeneinander in der dielektrischen Trägerschicht
DTS angeordnet, sodass im Bereich der Mikrokanalplatte MCP auftreffende
Strahlung sicher detektiert werden kann. Die dargestellte durchgängige Mikropore
MPO besteht aus einem konisch geätzten
Ionenspurkanal ISK, wodurch sich eine optimale Trichterwirkung auf
der Vorderseite und eine optimale Fokussierwirkung auf der Rückseite
der dielektrischen Trägerschicht
DTS ergibt. Die erfindungsgemäße Ausbildung
der dielektrischen Trägerschicht
DTS als freitragende Membran FTM und deren Halterung in einem halbleitenden
Substrat HLS werden in der 2 zum Herstellungsprozess ersichtlich.
Dabei kann die freitragende Membran FTM je nach Ausbildung durch
Stege unterstützt
werden oder ein zentrales oder mehrere Durchgangslöcher aufweisen.
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Auf
der Vorderseite der dielektrischen Trägerschicht DTS ist eine erste
elektrische Kontaktschicht KSV angeordnet, auf der Rückseite
eine zweite elektrische Kontaktschicht KSR. Zwischen beiden elektrischen
Kontaktschichten KSV, KSR wird ein elektrische Spannung V angelegt,
um ein elektrisches Feld zu erzeugen, das die zu detektierenden Ladungsträger (Ionen,
Elektronen) durch die dielektrische Trägerschicht DTS leitet. In der 1 ist
angedeutet, wie ein einzelnes von außerhalb auftreffendes Elektron,
Ion oder Photon (Pfeil) auf das elektronenvervielfachende Material
EVM im Ionenspurkanal ISK auftrifft und dort lawinenartig (Sekundär)-Elektronen (viele
Pfeile) auslöst.
Jeder Ionenspurkanal ISK arbeitet also als Photomultiplier-Röhrchen.
Der sekundäre
Elektronenpuls wird dann mittels einer in der 1 nicht
weiter dargestellten Detektorplatte (beispielsweise CCD-Chip) in
Echtzeit ortsaufgelöst
detektiert. Zur Detektion von besonders schwacher Strahlung können auch
mehrere Mikrokanalplatten MCP in Reihe hintereinander angeordnet
werde, bis die mehrfach verstärkte
(Sekundär)-Elektronenwolke detektiert
werden kann.
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Bei
der üblichen
zylindrischen Geometrie der Verstärkerkanäle bei bekannten Mikrokanalplatten wird
entlang jeden Wegstückes
dx der gleiche Spannungsabfall erreicht, infolgedessen werden die
Elektronen längs
ihres Weges zur gegenüberliegenden Kanalseite
stets auf etwa dieselbe Energie beschleunigt – im Mittel z.B. auf 35 eV.
Diese einfache Relation ändert
sich nicht bei konischen Ionenspurkanälen ISK. Denn je kleiner der
Kanaldurchmesser ist, desto größer wird
der Oberflächenwiderstand
bei gleich bleibender Beschichtungsdicke, d.h. umso größer wird
der Spannungsabfall längs
eines Tiefen intervalls dx. Gleichzeitig wird allerdings auch die
von einem Ladungsträger
zurückgelegte
Wegstrecke von einer Kanalseite zur anderen kürzer. Diese beiden Effekte kompensieren
sich derart, dass die mittlere Energie, die ein Teilchen erhält, etwa
konstant bleibt, d.h. der mittlere Energiegewinn eines Teilchens
ist genauso wie bei zylindrischen Kanälen unabhängig von der Tiefenposition
innerhalb des Kanals.
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In
der 2 ist ein bevorzugtes Herstellungsverfahren für die Mikrokanalplatte
MCP gemäß 1 schematisch
dargestellt (hinten liegende Körperkanten
sind zur besseren Anschauung nicht dargestellt). Dieses Verfahren
unterscheidet sich signifikant von bekannten Verfahren, bei denen
die Kanäle lithographisch
in eine Siliziumscheibe eingebracht werden, welche anschließend oxidiert
wird.
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Im
Verfahrensschritt I wird zunächst
ein Substrat, beispielsweise ein Halbleitersubstrat HLS in Form
einer Siliziumscheibe, erzeugt. Im Verfahrensschritt II wird dann
eine dielektrische Trägerschicht DTS
auf die Vorderseite des Substrats HLS aufgebracht. Dies kann beispielsweise
durch einseitige Oxidation zur Erzeugung einer Oxidschicht vorgegebener
Schichtdicke erfolgen. Die Art der Oxidation (trockene Oxidation,
feuchte Oxydation) ist ebenfalls frei wählbar und richtet sich nach
der gewünschten Struktur
der Oxidschicht. Alternativ kann an Stelle der Siliziumdioxidschicht
als dielektrische Trägerschicht DTS
auch entweder eine Schicht aus Siliziumoxinitrid oder ähnlichen
dielektrischen Materialien z.B. per Plasma-Deposition auf die Siliziumscheibe als
Substrat HLS aufgebracht werden. Weiterhin besteht die Möglichkeit,
eine dielektrische Trägerschicht
DTS aus einem geeigneten Polymer (Photolack, Polyimid usw.) auf
das Substrat HLS aufzutragen.
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Im
Verfahrensschritt III wird anschließend beispielsweise mit Hilfe
einer vorgewählten
Maske ein Teil des Substrats HLS (im jeweiligen Verfahrensschritt
nicht erwähnte
Bezugszeichen siehe vorhergehende Verfahrensschritte) von dessen
Rückseite her
gezielt so weggeätzt,
dass die darüber
befindliche dünne
dielektrische Trägerschicht
DTS als freitragende Membrane FTM über zumindest einer Fensteröffnung FOG
im Substrat HLS erhalten bleibt. Hierzu können konventionelle lithographische
Verfahren benutzt werden. Das Lithographieverfahren wird dabei so
ausgewählt,
dass zwar das Substrat HLS, nicht aber das die dielektrische Trägerschicht DTS
aufgelöst
wird. Es können
je nach Anwendungsfall der Mikrokanalplatte MCP mehrere Fensteröffnungen
FOG in unterschiedlichen Anordnungen und Dimensionen in das Substrat
HLS eingeätzt
werden.
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Anschließend wird
im Verfahrensschritt IV die freitragende Membran FTM mit hochenergetischen
Schwerionen bestrahlt, sodass latente Ionenspuren LIS in der freitragenden
Membran FTM entstehen, und danach im Verfahrensschritt V von ihrer Oberseite
her einseitig angeätzt.
Die Bestrahlungsrichtung kann entweder (wie durch Pfeile dargestellt) senkrecht
zur Oberfläche
der freitragenden Membran FTM oder nach dem Chevron-Prinzip unter
einem geringen Winkel dazu erfolgen. Die Ätzung erzeugt im Fall von Siliziumoxinitrid
oder Polyimid als dielektrische Trägerschicht DTS zylindrische
und im Fall von Siliziumoxid oder Photolack als dielektrische Trägerschicht
DTS konisch von oben nach unten zulaufende Ionenspurkanäle ISK.
Der größere Durchmesser der
konischen Ionenspurkanäle
ISK ist dann mit Trichterfunktion auf der Eingangsseite der Mikrokanalplatte
MCP angeordnet. Der Öffnungswinkel
der konischen Ionenspurkanäle
ISK kann innerhalb gewisser Grenzen durch die Wahl der Sorte und
Energie der hochenergetischen Schwerionen sowie durch die Wahl des Ätzmittels
maßgeschneidert
werden. Hierbei muss natürlich
darauf geachtet werden, dass das die dielektrische Trägerschicht
DTS anätzende Mittel
nicht das rahmende Substrat HLS angreift. Diese Bedingung ist bei
den üblichen Ätzmitteln
(z.B. 3% HF für
das Anätzen
von Siliziumoxid, 40% HF für
das Anätzen
von Siliziumoxinitrid, NaOCl für
das Anätzen von
Polyimid bzw. die passende Entwicklerlösung für das Auflösen der Spuren in Photolack)
erfüllt.
Um eine homogene Ätzung
zu erhalten, muss die Ätzung bei
stabiler Temperatur und unter stetigem Umrühren erfolgen.
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Schließlich werden
im Verfahrensschritt VI die konischen Ionenspurkanäle ISK im
Ausführungsbeispiel
durch einseitige Senkrecht-Bedampfung (senkrechte Pfeile) von der
Oberseite der dielektrischen Trägerschicht
DTS her mit einem elektronenvervielfachenden Material EVM beschichtet.
Im anschließenden
Verfahrensschritt VII werden auf Vorder- und Rückseite des geätzten Substrats
HLS im gezeigten Ausführungsbeispiel
mit Hilfe von Schrägbedampfung
(schräge
Pfeile) elektrische Kontaktschichten KSV, KSR aufgebracht. Um diese
Bedampfung gleichmäßig zu gestalten,
rotiert das Substrat HLS dabei. Alternativ kann die Oberflächenkontaktierung
auch durch eine Hochdosis-Metallionenimplantation unter schrägen Winkeln
erfolgen.
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In
der 3 ist eine bevorzugte Anwendung der zuvor beschriebenen
Mikrokanalplatte MCP in einem transportablen miniaturisierten Raster-Elektronenmikroskop
EMK dargestellt. Im gezeigten Ausführungsbeispiel wird ein von
einer Glühwendel
oder Spitze (in 3 nicht weiter dargestellt)
emittierter Elektronenstrahl PES auf eine Probe PRO geschickt. Der
von der Probe PRO reflektierte oder transmittierte Elektronenstrahl
PES und ein von der Probe PRO emittierter Sekundärelektronenstrahl SES werden
in der ionenspurgestützten
Mikrokanalplatte MCP aufgefangen und dort verstärkt. Das verstärkte Abbild der
Elektronenstrahlen PES, SES wird dann in einem konventionellen CCD-Chip
als orts- und zeitauflösendem
Detektor registriert (in 3 nicht weiter dargestellt).
Zur Fokussierung der Elektronenstrahlen PES, SES wird eine einfache
Elektronenoptik EOP (beispielsweise elektrostatische Einzellinse
oder magnetische Linse mit Permanentmagneten) eingesetzt. Zur Aufnahme
des Bildes wird der primäre Elektronenstrahl
PES mit Hilfe elektrostatischer Ablenkplatten EAP gerastert. Die
Grobeinstellung der Probenposition erfolgt mittels eines Probentisches PRT
mit einer einfachen Drehdurchführung
mit Untersetzung. Ein optisches Mikroskop einfachster Bauart kann
hierbei die Positionskontrolle ermöglichen.
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Wegen
der Kleinheit des Elektronenmikroskops EMK und der Mikrokanalplatte
MCP ist Vorvakuum zum Betrieb des Gerätes ausreichend; welches mit
einer Kleinstpumpe erreicht werden kann. Die vom CCD-Chip erzeugten
elektrischen Signale können
in einem kommerziellen Videosystem als Bild dargestellt werden bzw.
in einem PC mit gebräuchlichen
Programmen verarbeitet werden. Es wird eine Auflösungsfähigkeit von etwa 0,1 μm erreicht,
sodass das Elektronenmikroskop EMK geringfügig besser als ein gutes optisches
ist. Damit könnte
bereits ein großer
Teil der heutigen Mikroskopieraufgaben zufrieden stellend erledigt
werden. Eine Konkurrenz mit den heutigen kommerziellen Elektronenmikroskopen wird
bezüglich
Auflösungsvermögen und
Empfindlichkeit nicht angestrebt. Auf Grund seiner Kleinheit und
des Einsatzes einfachster Komponenten (z.B. aus Plastik) kann das
vorgeschlagene Elektronenmikroskop EMK aber in Massenproduktion
so preiswert hergestellt werden, dass eine Verwendung beispielsweise
in Schulen und anderen öffentlichen
Einrichtungen, beispielsweise Supermärkten, möglich wird, sodass einem großen Publikum
fortgeschrittene Mikroskopiertechnik angeboten werden kann.
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- DTS
- dielektrische
Trägerschicht
- EAP
- elektrostatische
Ablenkplatte
- EMK
- Elektronenmikroskop
- EOP
- Elektronenoptik
- EVM
- elektronenvervielfachendes
Material
- FOG
- Fensteröffnung
- FTM
- freitragende
Membran
- HLS
- halbleitendes
Substrat
- ISK
- Ionenspurkanal
- KSR
- elektrische
Kontaktschicht Rückseite
- KSV
- elektrische
Kontaktschicht Vorderseite
- LIS
- latente
Ionenspur
- MCP
- Mikrokanalplatte
- MPO
- Mikropore
- PES
- primärer Elektronenstrahl
- PRO
- Probe
- PRT
- Probentisch
- SES
- sekundärer Elektronenstrahl
- V
- elektrische
Spannung