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Die
Erfindung betrifft eine Vorrichtung, insbesondere Drehdurchführung für eine Reifenbefüllanlage,
mit einem um eine Rotationsachse rotierbaren und eine erste Grenzfläche aufweisenden
Körper,
einem gegenüber
dem rotierbaren Körper
feststehenden und eine zweite Grenzfläche aufweisenden Körper, wenigstens
einer zwischen dem rotierbaren Körper
und dem feststehenden Körper
ausgebildeten Kammer, wobei die wenigstens eine Kammer durch die
Grenzflächen
der Körper
und durch wenigstens zwei zwischen den Grenzflächen geführte Dichtmittel begrenzt ist,
und wenigstens einem in dem feststehenden und in dem rotierbaren
Körper
ausgebildeten und zwischen den Dichtmitteln in die wenigstens eine Kammer
mündenden
Kanal.
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Landwirtschaftliche
Fahrzeuge werden oft mit Reifendruckregelanlagen ausgestattet, durch
die der Reifendruck während
der Fahrt bei Feldarbeiten zur Gewährleistung eines niedrigeren
Bodendrucks verringert und bei Straßenfahrten wieder erhöht werden
kann. Des Weiteren kann dadurch der Reifendruck an unterschiedliche
Belastungszustände
angepasst und der Verschleiß des
Reifens reduziert werden. Bei landwirtschaftlichen Fahrzeugen wird
dabei zur Befüllung
des Reifens Druckluft über
eine in der Achsanordnung enthaltene Drehdurchführung zu den Rädern geführt.
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Die
DE 199 50 191 C1 offenbart
eine Reifendruckregelanlage mit einer Drehdurchführung zur Übertragung eines Druckmittels
von einem gegenüber
einem drehbar gelagerten Rad feststehenden Teil des Fahrzeugs auf
das drehbar gelagerte Rad. Die Drehdurchführung weist wenigstens eine
Kammer auf, welche durch einen statorseitig und durch einen rotorseitig
konzentrisch zur Drehachse des Rades angeordneten Ringkörper begrenzt
ist. Zur Abdichtung der Kammer sind zwischen dem statorseitigen und
dem rotorseitigen Ringkörper über eine
Steuerleitung steuerbare Dichtringe eingesetzt. Der statorseitige
Ringkörper
und der rotorseitige Ringkörper sind
bezogen auf die Drehachse des Rades nebeneinanderliegend angeordnet,
wobei zwischen den Ringkörpern
ein Bewegungsspalt belassen ist. In dem statorseitigen Ringkörper sind
konzentrische mit den Dichtringen bestückte Ringnuten eingebracht, wobei
die Ringnuten an eine mit einem Druckmittel beaufschlagbare Steuerleitung
angeschlossen sind. Über
einen in die Ringnuten geleiteten Steuerdruck können die Dichtringe in Richtung
zum rotorseitigen Ringkörper
hin bewegt und angedrückt
werden, wodurch die Kammer geschlossen wird. Bei geschlossener Kammer
kann dann über
in die Kammer mündende
Kanäle
ein Druckmittelaustausch erfolgen. Im drucklosen Zustand arbeitet
die Drehdurchführung berührungslos.
Nachteilig wirkt sich aus, dass die zum Schließen der Kammer erforderliche
Steuerdruckeinrichtung aufwändig
und teuer ist. Des Weiteren sind bei der Realisierung derartiger
Drehdurchführungen
an landwirtschaftlichen Fahrzeugen, wie z. B. Ackerschleppern, relativ
große
Durchmesser der Dichtflächen
erforderlich, wodurch hohe Relativgeschwindigkeiten auftreten, die
mit einem erheblichen Verschleiß verbunden
sind. Über
diese Verschleißproblematik
hinaus, müssen
die Dichtungen in der Lage sein, mechanische Verformungen auszugleichen
und entstehende Änderungen
in der abzudichtenden Geometrie zu tolerieren.
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Die
der Erfindung zugrunde liegende Aufgabe wird darin gesehen, eine
für eine
Reifenbefüllanlage
geeignete Vorrichtung zu schaffen, mit der ein oder mehrere der
genannten Probleme überwunden werden.
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Die
Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die
Lehre des Patentanspruchs 1 gelöst.
Weitere vorteilhafte Ausgestaltungen und Weiterbildungen der Erfindung
gehen aus den Unteransprüchen
hervor.
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Erfindungsgemäß wird eine
Vorrichtung der eingangs genannten Art derart ausgebildet, dass
die Dichtmittel als Bürstendichtungen
ausgebildet sind. Die Grenzflächen
der Körper
sind im Wesentlichen einander zugewandt angeordnet, so dass die
Dichtmittel zusammen mit den Grenzflächen eine über den Umfang der Rotationsachse
geschlossene Kammer ausbilden, wobei das Volumen der Kammer durch
die Abstände
zwischen den Grenzflächen
bzw. den Dichtmitteln bestimmt wird. Bürstendichtungen sind an sich
bekannt und werden speziell im Bereich von Verdichtern eingesetzt,
da sie gegenüber
berührungslosen
Dichtungen (sogenannten Spaltdichtungen) eine geringere Leckage
aufweisen. Bürstendichtungen
sind berührende
Dichtungen, dessen Kernstück
ein hoch flexibles Dichtungselement ist, welches aus einer Vielzahl
von Drähten,
Fasern oder Fäden
bzw. aus einer Kombination derer, besteht und sich adaptiv an eine
zu dichtende Fläche
anpasst. Bürstendichtungen
können
dadurch Änderungen
eines Dichtspalts, beispielsweise bei Rotorbewegungen, nahezu verschleißfrei kompensieren.
Konventionelle Bürstendichtungen
werden beispielsweise über
ein Schweißverfahren
hergestellt, bei dem eine dichtende Anordnung von Drähten zwischen
zwei Ringelementen gespannt und über
eine Umfangsschweißnaht
mit den Ringelementen verschweißt wird.
Neuartige Verfahren zur Herstellung von Bürstendichtungen ermöglichen
die Verwendung von Kunststofffasern. Dabei werden die Bürstendrähte oder
-fasern um einen ringförmigen
Kern (Trägerdraht)
gelegt und mittels eines Klemmrohrs auf den Kern festgeklemmt. Derartige
Bürstendichtungen werden
beispielsweise von der Firma MTU entwickelt und gefertigt. Für weitere
detaillierte Ausführungen zu
Bürstendichtungen
wird hiermit auf die „Engineering
News" der Internetseite
der MTU Aero Engines hingewiesen, insbesondere auf den Report „The MTU
Brush Seal Design".
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Bürstendichtungen
weisen gegenüber
konventionellen Dichtungen, die bei Reifenbefüllanlagen eingesetzt werden
entscheidende Vorteile auf. Gegenüber berührungslosen Dichtungen haben
Bürstendichtungen
den Vorteil nahezu verschleißfrei
zu sein. Sie haben eine gegenüber
berührungslosen Dichtungen
deutlich höhere
Dichtwirkung, d. h. bei vergleichbarer Druckdifferenz ist ihre Baulänge (Kontaktfläche) deutlich
geringer. Bürstendichtungen
arbeiten auch bei einer Relativbewegung zwischen einem rotierendem
und einem stehendem Dichtungsteil zuverlässiger als konventionelle berührungslose Dichtungen.
Bei Wellenstillstand bzw. bei geringen Drehzahlen stehen die Bürsten in
Kontakt mit der relativbewegten Dichtfläche, so dass dann eine zuverlässige Abdichtung
der Kammer gewährleistet
wird. Bei höheren
Drehzahlen heben die Bürsten
aufgrund von aerodynamischen Kräften
ab. Hierdurch wird der Verschleiß sehr stark reduziert, wodurch
sehr hohe Standzeiten erreicht werden. Der Einsatz von Bürstendichtungen
ermöglicht
es somit, auf eine gesonderte Einrichtung zum Andrücken von
Dichtungen, wie sie beispielsweise in der eingangs aufgeführten
DE 199 50 191 C1 beschrieben
ist, zu verzichten und gleichzeitig eine hohe Dichtungseigenschaft
zu erzielen. Damit entfällt
auch ein aufwändiges
Einbringen von druckbeaufschlagbaren Ringnuten zur Führung von
Dichtmitteln, welches einer hohen Fertigungspräzision bedarf, wodurch ein
geringerer Fertigungs- und
Kostenaufwand erzielt wird. Der durch den wenigstens einen Kanal
beaufschlagte Druck in der Kammer wird dabei durch die Bürstendichtungen
gehalten, wobei die bei einer Bürstendichtung
auftretende Leckage vernachlässigbar
klein bzw. unwesentlich ist. Da die Kammer durch die Dichtmittel
nahezu druckdicht geschlossen wird, kann ein Druckmittelaustausch
durch die im rotierbaren und im feststehenden Körper angeordneten Kanäle erfolgen, während sich
der rotierbare Teil gegenüber
dem feststehenden Teil in Rotation befindet. Es wird eine Drehdurchführung geschaffen,
die ein Überführen eines
Druckmittels von einem Kanal über
die Kammer in den gegenüberliegenden
Kanal ermöglicht,
ohne die Rotationsbewegung des rotierbaren Körpers unterbrechen zu müssen. Dabei
können,
ausgehend vom rotierbaren und vom feststehenden Körper, mehrere
Kanäle
in eine Kammer münden,
wodurch der Gesamtvolumenstrom einer Druckmittelzuführung erhöht werden
kann und dadurch Befüll-
oder Entleerzeiten reduziert werden.
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Zwischen
den Grenzflächen
können
durch Anordnung von weiteren Dichtmitteln bzw. Bürstendichtungen mehrere Kammern
ausgebildet sein. Beispielsweise wird durch Hinzufügen eines
dritten Dichtmittels die erste Kammer in zwei Kammern unterteilt.
Durch ein viertes Dichtmittel können
diese Kammern auch völlig
voneinander getrennt ausgebildet sein oder gar eine dritte Kammer
gebildet werden, bzw. eine Kammer durch zwei teilende Dichtmittel
in drei Kammern unterteilt werden. In jede der Kammern können dabei
Kanäle
führen,
durch welche ein Druck zum nahezu vollständigen Abdichten der Kammern
gegenüber
der Umgebung aufgebaut werden kann. Vorzugsweise sind drei Dichtmittel
angeordnet, durch welche zwei Kammern abgegrenzt werden. Der Einsatz
von Bürstendichtungen
bei Drehdurchführungen
zur Reifenbefüllung,
ermöglicht beispielsweise
eine Drehdurchführung
für einen
Füllvolumenstrom
für einen
Reifen als auch eine Drehdurchführung
für einen
Schaltvolumenstrom für
ein Reifenventil. Eine Kombination einer Drehdurchführung für einen
Füllvolumenstrom
mit einem elektrisch betätigbaren
Reifenventil ist jedoch ebenfalls denkbar.
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In
einer bevorzugten Ausgestaltung der Erfindung sind auf wenigstens
einer der Grenzflächen der
Körper
Vertiefungen ausgebildet, durch welche die Dichtmittel, lagefixiert
oder lagebegrenzt zwischen den Grenzflächen positionierbar sind. Die Dichtmittel
werden dabei vorzugsweise in die Vertiefungen eingesetzt bzw. eingepasst.
Die Vertiefungen sind vorzugsweise als zur Rotationsachse des Rades konzentrisch
angeordnete Ringnuten ausgebildet und erstrecken sich koaxial zur
Rotationsachse über den
gesamten Umfang einer Grenzfläche.
Die Anordnung von Ringnuten zur Fixierung der Dichtmittel stellt
dabei nur eine mögliche
Ausführungsform
dar. Die Dichtmittel können
selbstverständlich
auch auf andere Weise an der Grenzfläche fixiert bzw. befestigt
werden.
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Für einen
erfindungsgemäßen Einsatz
bei einer Drehdurchführung
für eine
Reifenbelüftungsanlage
eignen sich Bürstendichtungen
aus metallischen und/oder nicht-metallischen Fasern oder Fäden. Dabei
können
verschiedene faser- oder fadenartige Materialien eingesetzt werden,
die eine genügende
Verformbarkeit bei ausreichender Steifigkeit aufweisen. So können beispielsweise
Bürstendichtungen,
die eine Vielzahl von gebündelten
Metalldrähten
bzw. -fäden
aufweisen, oder auch Bürstendichtungen
mit gebündelten
Fasern aus Keramik oder Kunststoffen eingesetzt werden.
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Die
in dem feststehenden Körper
und dem rotierbaren Körper
angeordneten Kanäle
können
als druckmittelbetriebene Abführ- oder Zuführleitungen ausgebildet
sein. So kann über
den in dem feststehenden Körper
angeordneten Kanal Druckmittel, beispielsweise Druckluft, in die
Kammer geführt
und in den im rotierbaren Körper
ausgebildeten Kanal überführt werden.
Ferner kann ein weiterer Kanal ausgebildet sein, der beispielsweise
als Steuerleitung für ein
druckmittelbetriebenes Schaltelement dient.
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In
einem Ausführungsbeispiel
ist der rotierbare Körper
mit einem Rad verbunden, welches mit einem luftbefüllbaren
Reifen versehen ist. Der an dem rotierbaren Körper ausgebildete Kanal führt dabei
in einen vom Reifen umgebenen Hohlraum bzw. er ist mit dem Hohlraum
des Reifens verbunden, der beispielsweise mit Luft oder Gas befüllbar ist.
Der mit dem Hohlraum des Reifens verbundene Kanal kann dabei sowohl
als Befüllleitung
als auch als Entleerleitung dienen.
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Ein
als Steuerleitung ausgebildeter Kanal ist vorzugsweise mit einem
durch Druckmittel ansteuerbaren Ventil verbunden. Dabei können beispielsweise
der rotierbare Körper
oder sich auf dem rotierbaren Körper
befindliche Bauteile mit einem derartigen Ventil ausgerüstet sein
und über
die Steuerleitung geschaltet bzw. geöffnet oder geschlossen werden. Es
ist auch denkbar andere druckmittelbetriebene Schaltmittel, beispielsweise
Druckschalter, über
eine derartige Steuerleitung zu schalten. Ein als Steuerleitung
ausgebildeter Kanal kann beispielsweise dazu dienen, ein Ventil
entgegen einem am Ventil wirkenden und das Ventil verschließenden Schließdruck zu öffnen, so
dass beispielsweise ein mit Luft befüllter Reifen durch Öffnen des
Ventils über
die Steuerleitung entleert werden kann.
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Wenigstens
ein Kanal ist mit einer Druckmittelquelle verbunden, die das zur
Druckbeaufschlagung eines am rotierbaren Körper befindlichen Bauteils,
beispielsweise eines Reifens, benötigte Druckmittel fördert. Vorzugsweise
wird hierzu eine Druckluftpumpe oder ein Druckluftkompressor eingesetzt.
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Der
feststehende Körper
ist vorzugsweise mit einem feststehenden Achstrichter verbunden bzw.
drehfest am Achstrichter abgestützt,
so dass eine Verbindung zwischen den Druckluftleitungen und einem
am Achstrichter vorgesehenen Anschluss zu einer Druckluftversorgung
erfolgt. Der feststehende Körper
ist vorzugsweise über
Drehmomentstützen in
Form von Verbindungsstiften, Verbindungslaschen oder anderen Verbindungselementen
mit dem Achstrichter verbunden.
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In
einer bevorzugten Ausgestaltung der Erfindung sind die die Kammern
bildenden Grenzflächen
derart angeordnet, dass sie sich radial zur Rotationsachse und in
Umfangsrichtung erstrecken, so dass die Fasern bzw. Fäden der
Bürstendichtungen im
Wesentlichen parallel zur Rotationsachse ausgerichtet sind.
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In
einer alternativen Ausgestaltung der Erfindung sind die die Kammern
bildenden Grenzflächen derart
angeordnet, dass sie sich axial zur Rotationsachse und in Umfangsrichtung
erstrecken, so dass die Fasern bzw. Fäden der Bürstendichtungen im Wesentlichen
radial zur Rotationsachse ausgerichtet sind.
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Eine
erfindungsgemäße Vorrichtung
wird vorzugsweise an einem Fahrzeug, insbesondere einem landwirtschaftlichen
Schlepper, vorgesehen. So können
beispielsweise Nutzfahrzeuge und Maschinen aus dem Bereich der Land-,
Bau- und Forstwirtschaft mit derartigen Vorrichtungen ausgerüstet sein, um
eine Reifendruckfüllanlage
zu realisieren. Auch für
Lastkraftwagen oder Omnibusse sind derartige Vorrichtungen geeignet.
Eine erfindungsgemäße Vorrichtung
als Teil einer Reifenbefüllanlage
ermöglicht
während
der Fahrt den Reifendruck schnell und präzise an die Betriebsverhältnisse
(Bodenbeschaffenheit, Ladegewicht etc.) anzupassen.
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Anhand
der Zeichnung, die ein Ausführungsbeispiel
der Erfindung zeigt, werden nachfolgend die Erfindung sowie weitere
Vorteile und vorteilhafte Weiterbildungen und Ausgestaltungen der
Erfindung näher
beschrieben und erläutert.
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Es
zeigt:
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1 eine
schematische Seitenansicht eines landwirtschaftlichen Schleppers
mit einer erfindungsgemäßen Vorrichtung,
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2 eine
schematische Querschnittsansicht der erfindungsgemäßen Vorrichtung
aus 1 und
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3 eine
schematische Querschnittsansicht der erfindungsgemäßen Vorrichtung
in einer alternative Ausführungsform.
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1 zeigt
einen landwirtschaftlichen Schlepper 10 mit einem Rahmen 12,
einer Kabine 13, einer hinteren Achsanordnung 14 und
einer vorderen Achsanordnung 16. Die Achsanordnungen weisen hintere
Räder 18 bzw.
vordere Räder 20 auf.
Die Räder 18, 20 weisen
jeweils eine Felgenkonstruktion 22 mit einer Radscheibe 24 sowie
einen Reifen 26 auf, wobei die Radscheiben 24 über Gewindebolzen 25 mit
an den Achsanordnungen 14, 16 konzentrisch zur Rotationsachse 27 angeordneten
Radnaben 28 verbunden sind. Die hintere Achsanordnung 14 ist
mit einer erfindungsgemäßen Vorrichtung 30,
die als Drehdurchführung
einer Reifenbefüllanlage
(nicht gezeigt) ausgebildet ist, versehen. Eine derartige Vorrichtung 30 ist
bei dem in 1 dargestellten Ausführungsbeispiel
auf beiden Seiten der hinteren Achsanordnung 14 vorgesehen,
wobei derartige Vorrichtungen 30 auch an der vorderen Achsanordnung 16 einsetzbar sind.
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Die
Vorrichtung 30 weist einen feststehenden ringförmigen Körper bzw.
Stator 32 und einen rotierbaren ringförmigen Körper bzw. Rotor 34 auf
und ist in einem ersten Ausführungsbeispiel
in 2 dargestellt. Der Stator 32 stützt sich
in nicht dargestellter Weise auf einem einen Antriebsstrang (nicht
gezeigt) des Schleppers 10 umgebenden Achskörper 36 ab. Das
Rad 18 wird von Lageranordnungen (nicht gezeigt), die sich
zwischen dem Achskörper 36 und
der Radnabe 28 erstrecken gehalten. Der Rotor 34 ist
auf der Radnabe 28 gelagert und fest mit dieser verbunden,
beispielsweise über
Verschraubungen 37 (nicht im Detail gezeigt) mit der Radscheibe 24.
Die Radnabe 28 ist antriebsseitig mit dem Antriebsstrang
(nicht gezeigt) des Schleppers 10 und abtriebsseitig mit
der Radscheibe 24 verbunden ist.
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Im
Rotor 34 ist ein erster Kanal 46 ausgebildet,
der in einem rechtwinkligen Verlauf, ausgehend von einer zur Rotationsachse 27 im
Wesentlichen radialen Erstreckung, an einer sich im Wesentlichen
radial zur Rotationsachse 27 erstreckenden ersten Grenzfläche 48 mündet, wobei
die erste Grenzfläche 48 eine
zur Antriebsseite des Schleppers 10 gerichtete Außenfläche des Rotors 34 darstellt.
In seiner von der Grenzfläche 48 fortführenden
Richtung mündet
der erste Kanal 46 in ein über Druck ansteuerbares Reifenventil 47 bzw.
stellt eine Verbindung zum Reifen 26 her.
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Im
Rotor 34 ist ein zweiter Kanal 50 ausgebildet,
der in einem rechtwinkligen Verlauf, ausgehend von einer zur Rotationsachse 27 im
Wesentlichen radialen Erstreckung, ebenfalls an der ersten Grenzfläche 48 mündet. In
seiner von der Grenzfläche 48 fortführenden
Richtung mündet
der zweite Kanal 50 in das Reifenventil 47 und
stellt eine Steuerleitung zum Öffnen
des Reifenventils 47 dar, so dass das Reifenventil 47 über den
zweiten Kanal 50 druckmittelgesteuert öffenbar ist.
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Im
Stator 32 ist ein im Wesentlichen axial zur Rotationsachse 27 verlaufender
dritter Kanal 52 ausgebildet, der an einer sich im Wesentlichen
radial zur Rotationsachse 27 erstreckenden zweiten Grenzfläche 54 mündet, wobei
die zweite Grenzfläche 54 eine zur
Abtriebsseite des Schleppers 10 gerichtete Außenfläche des
Stators 34 darstellt.
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Im
feststehenden Körper 32 ist
ein im Wesentlichen axial zur Rotationsachse 27 verlaufender vierter
Kanal 56 ausgebildet, der ebenfalls an der zweiten Grenzfläche 54 mündet.
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Zwischen
den Grenzflächen 48 und 54 ist eine
Bewegungsspalt 57 ausgebildet, so dass der Rotor 32 gegenüber dem
Stator 34 frei rotieren kann.
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Die
zweite Grenzfläche 54 am
Stator 32 weist sich axial zur Rotationsachse 27 erstreckende und
konzentrisch zur Rotationsachse 27 angeordnete Vertiefungen 58, 60, 62 auf, wobei
die Vertiefungen 58, 60, 62 jeweils eine über den
Umfang des Stators 32 ausgebildete Ringnut bilden. Die
Ausbildung der Vertiefungen 58, 60, 62 ist
dabei so gewählt,
dass die durch die Vertiefungen 58, 60, 62 ausgebildeten Ringnuten
unterschiedliche Durchschnittsradien zur Rotationsachse 27 aufweisen.
Bei dem in 2 dargestellten Beispiel sind
auf der zweiten Grenzfläche 54 drei
Vertiefungen 58, 60, 62 ausgebildet,
wobei die durch die Vertiefung 58 ausgebildete Ringnut
den größten Durchschnittsradius
und die durch die Vertiefung 62 ausgebildete Ringnut den
kleinsten Durchschnittsradius aufweist.
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In
den durch die Vertiefungen 58, 60, 62 ausgebildeten
Ringnuten sind als Bürstendichtungen ausgebildete
Dichtmittel 104 angeordnet. Derartige als Bürstendichtungen
ausgebildete Dichtmittel 104 sind in den 4 und 5 dargestellt.
Eine erste Ausführungsform
zeigt 4, in dem das Dichtmittel 104 eine erste
und eine zweite Ringscheibe 200, 202 aufweist.
Zwischen den Ringscheiben 200, 202 sind eine Vielzahl
von Fasern oder Drahtfäden 204 angeordnet,
die aus dünnen
Metalldrähten
gefertigt sind. Mittels einer Schweißnaht 206 werden die
Drahtfäden 204 miteinander
und mit den beiden Ringscheiben 200, 202 verschweißt. Die
Ringscheiben 200, 202 dienen gleichzeitig als
Stützscheiben
zur Abstützung
der Drahtfäden 204.
Die Ringscheiben 200, 202, die Schweißnaht 206 sowie
die Vielzahl von Drahtfäden 204 sind
so bemessen, dass sie mit den Vertiefungen 58 eine Passung
bilden und dort fixierbar sind. Die Drahtfäden 204 erstrecken
sich in axialer Richtung zur Rotationsachse 27 bis zur
ersten Grenzfläche 48 an
dem Rotor 34, so dass der zwischen den Grenzflächen 48, 54 ausgebildete
Bewegungsspalt 57 durch die Drahtfäden 204 abgedichtet wird.
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Eine
alternative Ausführungsform
der als Bürstendichtung
ausgebildeten Dichtmittel 104 ist in 5 dargestellt.
Hierbei werden eine Vielzahl von Fasern oder Fäden 220 um einen als
Ring ausgebildeten Drahtkern 222 gelegt und von einem Klemmring 224 fest
auf den Drahtkern 222 geklemmt. Um den Klemmring 224 sind
Ringprofile 226, 228 gelegt, die den Klemmring 224 und
damit auch die um den Drahtkern 222 gelegte Vielzahl von
Fäden 220 einspannen.
Gleichzeitig dienen die Ringprofile 226, 228 als
Stützscheiben
für die
Fäden 220 und
als Passscheiben für
das Dichtmittel 104, wobei die Ringprofile 226, 228 derart
bemessen sind, dass sie mit den Vertiefungen 58 eine Passung
bilden und dort fixierbar sind. Die Fäden 220 erstrecken
sich in axialer Richtung zur Rotationsachse 27 bis zur
ersten Grenzfläche 48 an
dem Rotor 34, so dass der zwischen den Grenzflächen 48, 54 ausgebildete
Bewegungsspalt 57 durch die Fäden 220 abgedichtet
wird. Diese Ausführungsform
hat den Vorteil, dass die Fäden 220 durch
einen Klemmring 224 miteinander verbunden bzw. fixiert
werden, so dass auf eine Schweißnaht 206,
gemäß dem Beispiel
aus in 4, verzichtet werden kann. Dadurch können auch
andere, nicht metallische Fäden 220 oder
Fasern aus Kunststoff oder Keramik verwendet werden.
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In
beiden der in den 4 und 5 gezeigten
Ausführungsbeispielen
der Dichtmittel 104 sind der axiale Abstand der Grenzflächen 48, 54 zueinander
bzw. die Länge
der Fäden 204, 220 der
Dichtmittel 104 derart gewählt, dass die Dichtmittel 104 mit den
Fäden 204, 220 an
der Grenzfläche 48 abdichtend
anliegen. Die als Bürstendichtungen
ausgebildeten Dichtmittel 104 weisen einen nur sehr geringen Verschleiß auf und
besitzen aufgrund der hohen Faden- bzw. Faserdichte eine sehr gute
Dichtwirkung bzw. geringe Leckage. Die hohe Dichtwirkung hält auch
bei Relativgeschwindigkeiten zwischen Stator 32 und Rotor 34 an,
wobei mit zunehmender Rotationsgeschwindigkeit des Rotors 34 die
Leckage zunimmt. Dennoch arbeiten die als Bürstendichtungen ausgebildeten
Dichtmittel 104 zuverlässiger
als herkömmliche
Wellendichtungen bzw. berührende
Dichtungen. Insbesondere können
Maßungenauigkeiten an
den Grenzflächen 48 bzw.
an den Dichtflächen
toleriert werden, da die Faser- bzw. Fadenbündel 204, 220 einer
Bürstendichtung
sich der durch Maßungenauigkeiten
hervorgerufenen Oberflächenänderungen
anpassen können.
Bürstendichtungen
erzeugen ohne Rotation, beispielsweise bei der Befüllung eines
Reifens 26 eines stehenden Schleppers 10 eine vergleichbar
gute Dichtwirkung.
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Durch
die in den Vertiefungen 58, 60, 62 angeordneten
Dichtmittel 104 wird zwischen den Vertiefungen 58, 60 eine
dichtfeste erste Kammer 106 und zwischen den Vertiefungen 60, 62 eine
dichtfeste zweite Kammer 108 ausgebildet, wobei die Kammern 106, 108 radial
durch die Dichtmittel 104 und axial durch die Grenzflächen 48, 54 begrenzt
werden. Der erste Kanal 46 sowie der dritte Kanal 52 münden dabei
in die erste Kammer 106 und der zweite Kanal 50 sowie
der vierte Kanal 56 münden
in die zweite Kammer 108.
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Die
in der 2 dargestellte Vorrichtung 30 dient als
Drehdurchführung
für eine
Reifenbefüllanlage
an einem Schlepper 10, wobei die Durchführung in axialer Richtung erfolgt,
d.h. die an dem Stator 32 und dem Rotor 34 ausgebildeten
Grenzflächen 48, 54 sind
axial zur Rotationsachse 27 beabstandet ausgebildet. Der
im Stator 32 ausgebildete dritte Kanal 52 ist
mit einer Druckquelle 110 verbunden, die zum Befüllen des
Reifens 26 Druckluft in den dritten Kanal 52 fördert. Die
Druckluft strömt
dabei in die erste Kammer 106 und von dort aus in den ersten
Kanal 46. Während
des Druckaufbaus bzw. der Druckluftzufuhr kann der Rotor 34 seine
Drehbewegung bzw. Rotationsbewegung gegenüber dem Stator 32 beibehalten.
Das am Reifen 26 vorgesehene Reifenventil 47 öffnet sich
unter Druckluftzufuhr in Richtung des Reifens 26, so dass
Druckluft aus dem dritten Kanal 52, über die erste Kammer 106 und über den
ersten Kanal 46 in den Reifen 28 strömen kann.
Sobald die Druckluftzufuhr von dem dritten Kanal 52 unterbrochen
wird, schließt
sich das Reifenventil 47 selbsttätig durch den vom Reifen 26 her
wirkenden Druck.
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Der
im feststehenden Teil 32 ausgebildete vierte Kanal 56 ist
ebenfalls mit der Druckquelle 110 verbunden, wobei die
Druckquelle 110 nur zum Entleeren des Reifens 26 zugeschaltet
wird, so dass zum Entleeren des Reifens 26 Druckluft in
den vierten Kanal 56 gefördert wird. Die Druckluft strömt dabei
in die zweite Kammer 108 und von dort aus in den zweiten
Kanal 50. Der zweite Kanal 50 ist derart mit dem
Reifenventil 47 verbunden, dass die in den zweiten Kanal 50 strömende Druckluft
das Reifenventil 47 öffnet,
so dass die im Reifen 26 enthaltene Luft durch das Reifenventil 47 in
den ersten Kanal 46 und von dort aus über die erste Kammer 106 in
den dritten Kanal 52 strömen kann. Von dort aus kann
die Luft durch ein Entlüftungsventil
(nicht gezeigt) an die Umgebung abgegeben werden. Sobald die Druckluftzufuhr
zum vierten Kanal 56 wieder unterbrochen wird, schließt das Radventil 47 selbsttätig unter
dem im Reifen 26 herrschenden Druck. Die Ansteuerung der Druckversorgung
bzw. die Ansteuerung des Entlüftungsventils
erfolgt durch eine geeignete Steuereinrichtung, die in der Kabine 13 des
Schleppers 10 installiert ist.
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3 zeigt
ein alternatives Ausführungsbeispiel
einer Vorrichtung 30' für eine Drehdurchführung einer
Reifenbefüllanlage.
Die Vorrichtung 30' stellt ein
Ausführungsbeispiel
dar, bei dem die Drehdurchführung
in zur Rotationsachse 27 radialer Richtung erfolgt, d.h.
die an dem Stator 32' und
dem Rotor 34' ausgebildeten
Grenzflächen 48', 54' sind radial
zur Rotationsachse 27 beabstandet ausgebildet. Die Funktionsweise
gleicht im Wesentlichen der Funktionsweise des in 2 dargestellten
Beispiels, wobei die einzelnen Unterschiede im Folgenden beschrieben
sind. Die Grenzfläche 48' ist als eine
sich axial zur Rotationsachse 27 und in Umfangsrichtung
erstreckende und radial nach außen
gerichtete Grenzfläche 48' ausgebildet.
Die Grenzfläche 54' ist als eine
sich axial zur Rotationsachse 27 und in Umfangsrichtung
erstreckende und radial nach innen gerichtete Grenzfläche 54' ausgebildet.
Ferner sind die als Bürstendichtungen
ausgebildeten Dichtmittel 104' derart ausgebildet, dass die Fäden 204' (oder eine entsprechend
der in 5 beschriebene Ausführungsform der Fäden 220)
sich entsprechend radial zur Rotationsachse 27 in Richtung
der Grenzfläche 48' des Rotors 34' erstrecken
und die Grenzfläche 48' abdichten,
ansonsten weisen die Dichtmittel 104' eine gleiche Funktion und Eigenschaft
sowie einen gleichen Aufbau auf, wie die Dichtmittel 104 des
Beispiels aus 2. Die Vertiefungen 58', 60', 62' zur Aufnahme
bzw. Fixierung der Dichtmittel 104' sind an der Grenzfläche 54' des Stators 32' ausgebildet
und stellen drei axial zur Rotationsachse 27 beabstandete
Ringnuten dar, die sich über
den gesamten Umfang der Grenzfläche 54' erstrecken.
Die im Rotor 34' ausgebildeten
Kanäle 46', 50' weisen einen
u-förmigen
Verlauf auf, so dass die Kanäle 46', 50' in die durch
die Dichtmittel 104' abgegrenzten
Kammern 106', 108' münden. Der
Rotor 34' ist
auf gleiche Weise über beispielsweise
Verschraubungen 37' mit
der Radscheibe 24 bzw. mit der Radnabe 28 verbunden. Der
Stator 32' ist
auch hier mit dem Achskörper 36 verbunden
(nicht gezeigt). Das Befüllen
und Entleeren des Reifens 26 erfolgt auf gleiche Weise
wie bei dem in 2 dargestellten Beispiel.
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Auch
wenn die Erfindung lediglich anhand eines Ausführungsbeispiels beschrieben
wurde, erschließen
sich für
den Fachmann im Lichte der vorstehenden Beschreibung sowie der Zeichnung
viele verschiedenartige Alternativen, Modifikationen und Varianten,
die unter die vorliegende Erfindung fallen. So kann beispielsweise
auf die Anordnung der Kanäle 50, 56 bzw. 50', 56' verzichtet
werden und ein elektrisch betriebenes Reifenventil 47 eingesetzt
werden. Damit würde
ein Dichtmittel 104 bzw. 104' und damit die Kammer 108 bzw. 108' entfallen und
lediglich die Kammer 106 bzw. 106' zur Übertragung von Druckluft durch
zwei angrenzende Dichtmittel 104 bzw. 104' abgedichtet
werden.