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Die
Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von Formschaumstoffen,
insbesondere von Polyurethanformschaumstoffen durch Eintragen von Polyurethansystemkomponenten,
enthaltend eine Isocyanatkomponente (a) und eine Polyolkomponente
(b) in eine geöffnete
Form, wobei die Temperatur der einzutragenden Polyurethansystemkomponenten
während
des Eintragevorgangs erhöht
wird, so dass die zu Beginn des Eintragevorgangs eingetragenen Polyurethansystemkomponenten
eine niedrigere Temperatur aufweisen als die am Ende des Eintragevorgangs
eingetragenen Polyurethansystemkomponenten.
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Großflächige Formbauteile
aus Polyurethanschaumstoffen sind allgemein bekannt, werden häufig in
der Automobilindustrie eingesetzt, beispielsweise als Armaturentafeln
oder Karosserieaußenteile, und
sind unter anderem in EP-A-1 008 431 und EP-A-995 667 beschrieben.
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Bei
der Herstellung dieser großflächigen Formbauteilen
aus Polyurethan tritt generell das Problem auf, dass durch den Zeitversatz,
der durch den Eintrag des Reaktionsgemisches in das Formwerkzeug
hervorgerufen wird, Bereiche mit unterschiedlichen Reaktionsfortschritten
des Polymers entstehen. Dies führt
in der Regel zu Inhomogenitäten
des Polymers, die sich in sogenannten Fließzonen, Rückverdichtungslinien, Lunkem
oder unerwünschten
Unterschieden in den mechanischen Eigenschaften darstellen. Bei
der Produktion dieser Formbauteile kommt es daher im allgemeinen
zu zahlreichen Ausschussbauteilen, die nicht zur Verwendung in der
Automobilindustrie geeignet sind.
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Im
Zuge der Verfahrensökonomie
ist es wünschenswert,
dass oben genannte Formbauteile auch in sogenannten "Mehrfachkavitäten" hergestellt werden,
d.h. dass mit einem oder mehreren unterbrochenen Eintragvorgängen zwei
oder mehr Formwerkzeuge, z.B. Formwerkzeuge zur Herstellung von
Armaturentafeln, gefüllt
werden. Jedoch kommt es insbesondere bei der Herstellung von oben
genannten Formbauteilen in Mehrtachkavitäten zu besonders ausgeprägten Inhomogenitäten des
Polymers, die sich in sogenannten Fließzonen, Rückverdichtungslinien, Lunkem
oder unerwünschten
Unterschieden in den mechanischen Eigenschaften darstellen.
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Es
war daher Aufgabe der Erfindung ein Verfahren zur Herstellung von
Formschaumstoffen, insbesondere zur Herstellung von Formbauteilen,
welche in der Automobilindustrie beispielsweise als Armaturentafeln,
Teppiche und/oder Karosserieaußenteile
einsetzbar sind, bereit zu stellen, wobei die resultierenden Formbauteile
möglichst
wenig oder bevorzugt keine Fließzonen,
Rückverdichtungslinien oder
Lunker aufweisen sollen.
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Weiterhin
war es Aufgabe der Erfindung ein Verfahren zur Herstellung von Formschaumstoffen
in Mehrfachkavitäten
oder ein Verfahren zur Herstellung von Formschaumstoffen unterschiedlicher
Größe in einer
Anlage bereit zu stellen, welches oben genannte Nachteile aus dem
Stand der Technik überwindet.
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Insbesondere
soll es die Erfindung auch ermöglichen,
dass ein Verfahren zur Herstellung von faserverstärkten Formschaumstoffen,
beispielsweise gemäß dem bekannten
LFI-Verfahren, bereit gestellt wird, welches oben genannte Nachteile
aus dem Stand der Technik überwindet.
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Die
Aufgaben der Erfindung konnten unerwartet gelöst werden, indem die Temperatur
der in das Formwerkzeug einzubringenden Reaktionskomponenten oder
des Reaktionsgemisches während
es Eintrags (der Schusszeit) entsprechend angepasst wird, so dass
an allen Punkten des Formwerkzeugs der gleiche Reaktionsfortschritt
herrscht und dadurch das Schließen
des Werkzeugs in bereits aufgeschäumte Bereiche vermieden wird.
Demzufolge muss die Temperatur des Reaktionsgemisches am Beginn
der Schusszeit relativ niedrig und am Ende der Schusszeit entsprechend
höher sein.
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Gegenstand
der Erfindung ist daher ein Verfahren zur Herstellung von Formschaumstoffen,
insbesondere zur Herstellung von Polyurethanformschaumstoffen, umfassend
die Schritte
- 1) Eintragen von Polyurethansystemkomponenten,
enthaltend
a) eine Isocyanatkomponente und
b) eine Polyolkomponente,
In
eine geöffnete
Form, wobei die Temperatur der einzutragenden Polyurethansystemkomponenten
während
des Eintragevorgangs erhöht
wird, so dass die zu Beginn des Eintragevorgangs eingetragenen Polyurethansystemkomponenten eine
niedrigere Temperatur aufweisen als die am Ende des Eintragevorgangs
eingetragenen Polyurethansystemkomponenten, und
- 2) Schließen
der Form und Aushärten
lassen der eingebrachten Polyurethansystemkomponenten.
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Das
erfindungsgemäße Verfahren
wird in einem aus dem Stand der Technik bekannten Formwerkzeug,
enthaltend ein Formunterteil und ein Formoberteil, durchgeführt. Als
Formunterteil und/oder Formoberteil werden im allgemeinen Werkzeughälften eingesetzt,
deren Oberfläche
beispielsweise aus Stahl, Aluminium, Emaille, Teflon, Epoxydharz
oder einem anderen polymeren Werkstoff besteht, wobei die Oberfläche gegebenenfalls
verchromt, beispielsweise hartverchromt sein kann. Bevorzugt sollten
die Formwerkzeuge temperierbar sein, um die bevorzugten Temperaturen
einstellen zu können.
Zum Erreichen der nötigen
Schließkraft
ist bevorzugt mindestens eine der Werkzeughälften druckbeaufschlagt.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform
handelt es sich bei der Form um eine sogenannte "Mehrfachkavität", d.h. um eine Form, die aus zwei oder mehr
Formen für
die resultierenden Formschaumstoffe besteht. Folglich können in
einem oder mehreren unterbrochenen Eintragvorgängen zwei oder mehr Kavitäten gefüllt werden,
wobei am Ende des Verfahrens aus jeder Kavität das gewünschte Formbauteil, beispielsweise
eine Armaturentafel, entnommen werden kann.
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Beim
Schließen
von Formunterteil und Formoberteil entsteht ein Hohlraum, der im
erfindungsgemäßen Verfahren
den resultierenden Formschaumstoff enthält.
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Im
erfindungsgemäßen Verfahren
erfolgt der Eintrag der Polyurethansystemkomponenten ins geöffnete Werkzeug.
Der Begriff Polyurethan umfasst im Rahmen der vorliegenden Erfindung
jegliche Polyisocyanat-Polyadditionsprodukte, wie beispielsweise
Polyurethan und/oder Polyisocyanurat. Diese sind im allgemeinen
erhältlich
durch Umsetzung von Polyisocyanaten (a) mit Polyolen(b), gegebenenfalls
in Gegenwart von (c) Katalysatoren, (d) Treibmitteln, (e) Hilfs-
und Zusatzstoffen. Als Polyurethansystemkomponenten werden im Rahmen
dieser Erfindung zwei Komponenten verstanden, wobei die erste im
allgemeinen Polyisocyanate (a), gegebenenfalls in Form von Polyisocyanat-Prepolymeren,
umfasst, und die zweite Komponente im allgemeinen Polyole (b) und (c)
Katalysatoren, (d) Treibmittel, (e) Hilfs- und Zusatzstoffe (sogenannte
Polyolkomponente). Diese beiden Polyurethankomponenten werden als
Flüssigkeiten
in eine Form eingebracht, dort reagieren sie zu Polyurethanschaumstoffen.
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Als
Polyisocyanate (a) können
allgemein bekannte (cyclo)aliphatische und/oder insbesondere aromatische
Polyisocyanate eingesetzt werden. Zur Herstellung der erfindungsgemäßen Formteile
eignen sich besonders aromatische Diisocyanate, vorzugsweise Diphenylmethandiisocyanat
(MDI) und Toluylendiisocyanat (TDI). Die Isocyanate können in Form
der reinen Verbindung oder in modifizierter Form, beispielsweise
in Form von Uretdionen, Isocyanuraten, Allophanaten oder Biureten,
vorzugsweise in Form von Urethan- und Isocyanatgruppen enthaltenden
Umsetzungsprodukten, sogenannten Polyisocyanat-Prepolymeren, eingesetzt
werden. Sofern Polyisocyanatprepolymere verwendet werden, weisen
diese im allgemeinen eine NCO-Gehalt von 8 bis 28 %, bevorzugt von
14 bis 22 % auf.
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Als
(b) Polyole werden im Rahmen dieser Erfindung alle Verbindungen
mit mindestens zwei gegenüber
Isocyanatgruppen reaktiven Wasserstoffatomen verstanden, wobei die
reaktiven Wasserstoffatome bevorzugt ausgewählt sind aus OH-Gruppen, SH-Gruppen, NH-Gruppen,
NH2-Gruppen und CH-aciden Gruppen, wie z.B. β-Diketo-Gruppen. Beispiele
für Verbindungen,
die unter die Komponente (b) fallen sind Polycarbonatdiole, Polyetherpolyole und/oder
Polyesterpolyole, im Folgenden werden Verbindungen der Komponente
(b) als „Polyole" bezeichnet. Bevorzugt
werden Polyether ole oder Polyesterole verwendet. Diese sind dem
Fachmann bekannt und beispielsweise beschrieben in "Kunststoffhandbuch,
7, Polyurethane",
Carl Hansel Verlag, 3. Auflage 1993, Kapitel 3.1. Besonders bevorzugt
werden Polyetherpolyole sind aufgrund ihrer höheren Hydrolysestabilität verwendet.
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Bevorzugt
sind Polyole mit einer Funktionalität von 2 bis 8, insbesondere
von 2 bis 4, einer Hydroxylzahl von 20 bis 1000 mg KOH/g, bevorzugt
von 25 bis 500 mg KOH/g, sowie 10 bis 100 % primären Hydroxylgruppen. Die Polyole
weisen im allgemeinen ein Molekulargewicht von 400 bis 10000 g/mol,
bevorzugt von 600 bis 6000 g/mol auf.
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Geeignete
Polyetherpolyole werden zumeist durch basisch katalysierte Anlagerung
von niederen Alkylenoxiden, insbesondere Ethylenoxid und/oder Propylenoxid,
an 2 bis 8-funktionelle,
insbesondere 2 bis 4-funktionelle Startsubstanzen, hergestellt.
Der Gehalt an primären
Hydroxylgruppen kann erreicht werden, indem man die Polyole zum
Abschluss mit Ethylenoxid umsetzt.
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Als
Polyetherpolyole (b) können
weiterhin sogenannte niedrig ungesättigte Polyetherole verwendet
werden. Unter niedrig ungesättigten
Polyolen werden im Rahmen dieser Erfindung insbesondere Polyetheralkohole
mit einem Gehalt an ungesättigten Verbindungen
von kleiner als 0,02 meq/g, bevorzugt kleiner als 0,01 meq/g, verstanden.
Derartige Polyetheralkohole werden zumeist durch Anlagerung von Alkylenoxiden,
insbesondere Ethylenoxid, Propylenoxid und Mischungen daraus, an
mindestens difunktionelle Alkohole in Gegenwart von sogenannten Doppelmetallcyanidkatalysatoren
hergestellt.
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Zu
der Poyolkomponente (b) können
auch Kettenverlängerungs-
und/oder Vernetzungsmitteln gehören.
Bei den Kettenverlängerungsmitteln
handelt es sich überwiegend
um zwei- oder drei funktionelle Alkohole mit Molekulargewichten
von 60 bis 399, beispielsweise Ethylenglykol, Propylenglykol, Butandiol-1,4,
Pentandiol-1,5. Bei den Vernetzungsmitteln handelt es sich um Verbindungen
mit den Molekulargewichten von 60 bis 499 und 3 oder mehr aktiven
H-Atomen, vorzugsweise Aminen und besonders bevorzugt Alkoholen,
beispielsweise Glyzerin, Trimethylolpropan und/oder Pentaerythrit.
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Als
Katalysatoren (c) können übliche Verbindungen
eingesetzt werden, welche die Reaktion der Komponente (a) mit der
Komponente (b) stark beschleunigen. In Frage kommen beispielsweise
tertiäre
Amine und/oder organische Metallverbindungen, insbesondere Zinnverbindungen.
Bevorzugt werden als Katalysatoren solche eingesetzt, die zu einem möglichst
geringen Fogging, d. h. zu einer möglichst geringen Abgabe von
flüchtigen
Verbindungen aus dem Polyisocyanat-Polyadditionsprodukt führen, beispielsweise
tertiäre
Amine mit reaktiven Endgruppen und/oder höher siedende Aminka talysen.
Katalysatoren werden im allgemeinen in einer Menge von 0,01 bis
3 Gew.-%, bezogen auf das Gesamtgewicht der Komponente (b), eingesetzt.
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Als
Treibmittel (d) können
allgemein bekannte chemisch oder physikalisch wirkende Verbindungen
eingesetzt werden. Als chemisch wirkendes Treibmittel kann bevorzugt
Wasser eingesetzt werden. Beispiele für physikalische Treibmitte
sind beispielsweise (cyclo)aliphatische Kohlenwasserstoffe, vorzugsweise
solche mit 4 bis 8, besonders bevorzugt 4 bis 6 und insbesondere
5 Kohlenstoffatomen, teilhalogenierte Kohlenwasserstoffe oder Ether,
Ketone oder Acetate. Die unterschiedlichen Treibmittel können einzeln
oder in beliebigen Mischungen untereinander zum Einsatz kommen.
Besonders bevorzugt wird nur Wasser als Treibmittel eingesetzt.
Sofern physikalische Treibmittel verwendet werden, ist es bevorzugt,
dass diese in einer Menge von < 0,5 Gew.-%,
bezogen auf das Gewicht der Komponente (b), eingesetzt werden.
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Die
Menge der eingesetzten Treibmittel richtet sich nach der angestrebten
Dichte der Schaumstoffe.
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Die
Umsetzung erfolgt gegebenenfalls in Anwesenheit von (e) Hilfs- und/oder
Zusatzstoffen, wie z. B. Füllstoffen,
Zellreglern, Formtrennmittel, Pigmenten, oberflächenaktiven Verbindungen und/oder Stabilisatoren
gegen oxidativen, thermischen oder mikrobiellen Abbau oder Alterung.
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Zur
Herstellung der Polyurethane werden im allgemeinen die Polyurethansystemkomponenten, d.h.
die Polyisocyanate (a) und die Polyole (b) in solchen Mengen zur
Umsetzung gebracht, dass das Äquivalenzverhältnis von
NCO-Gruppen von (a) zur Summe der reaktiven Wasserstoffatome von
(b) bevorzugt 0,7 bis 1,5:1, besonders bevorzugt 0,9 bis 1,2:1 und
insbesondere 1 bis 1,15:1, beträgt.
Die Vermischung kann beim Einbringen in die Formen durch im Stand
der Technik bekannte Hoch- oder Niederdruckmischköpfe erfolgen.
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Im
erfindungsgemäßen Verfahren
ist es wesentlich, dass die Temperatur der einzutragenden Polyurethansystemkomponenten
während
des Eintragevorgangs erhöht
wird, so dass die zu Beginn des Eintragevorgangs eingetragenen Polyurethansystemkomponenten
eine niedrigere Temperatur aufweisen, als die am Ende des Eintragevorgangs
eingetragenen Polyurethansystemkomponenten. Somit wird die Temperatur
der Polyurethansystemkomponenten, welche diese unmittelbar beim
Eintrag in die Form aufweisen, während
der gesamten Eintragezeit (= während
der gesamten "Schusszeit") erhöht.
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Es
ist vorteilhaft, wenn die Erhöhung
der Temperatur im wesentlichen stufenlos und linear erfolgt. Die
Temperatur kann jedoch auch schrittweise erhöht werden.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform
weisen die am Ende des Eintragevorgangs eingetragenen Polyurethansystemkomponenten
eine Temperatur auf, die gegenüber
der Temperatur der Polyurethansystemkomponenten zu Beginn des Eintragevorgangs
um 10°C
bis 40°C
(Grad Celsius), bevorzugt um 15 bis 35°C, besonders bevorzugt um 20
bis 30°C erhöht ist.
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Es
hat sich als vorteilhaft erwiesen, wenn die Polyurethansystemkomponenten
zu Beginn des Eintragevorgangs eine Temperatur von 5 bis 40°C, bevorzugt
von 10 bis 35°C,
mehr bevorzugt von 15 bis 30°C,
und insbesondere von 20 bis 25°C
aufweisen.
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Am
Ende des Eintragevorgangs weisen die Polyurethansystemkomponenten
im allgemeinen eine Temperatur von 15 bis 80°C, bevorzugt von 25 bis 60°C, mehr bevorzugt
von 30 bis 55°C,
und insbesondere von 35 bis 50°C
auf.
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Die
Temperaturerhöhung
der Polyurethansystemkomponenten kann grundsätzlich durch beliebige, geeignete
Methoden erfolgen. In bevorzugten Ausführungsformen erfolgt die Erhöhung der
Temperatur von Isocyanatkomponente (a) und die Polyolkomponente
(b) während
des Einbringvorgangs durch einen Niederdruckwärmetauscher, durch einen Hochdruckwärmetauscher
und/oder durch das Vermischen der Stoffströme aus zwei Vorlagen mit unterschiedlichem
Temperaturniveau erfolgt.
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Bei
Verwendung eines Niederdruckwärmetauschers
wird dieser bevorzugt zwischen Materialbehälter und Dosiereinheit der
Polyurethansystemkomponenten geschaltet.
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Bei
Verwendung eines Hochdruckwärmetauschers
wird dieser bevorzugt zwischen Dosiereinheit und Hochdruckmischkopf
der Polyurethansystemkomponenten geschaltet.
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Die
Temperaturerhöhung
der Polyurethansystemkomponenten kann auch durch Vermischen der
Stoffströme
aus zwei Vorlagen mit unterschiedlichem Temperaturniveau erfolgen.
Dazu werden sowohl die Isocyanatkomponente als auch die Polyolkomponente
in jeweils zwei Vorlagen mit unterschiedlicher Temperatur gelagert
und, bevorzugt computergesteuert, vor dem Einbringen entsprechend
vermischt. Bevorzugt weist von beiden Komponenten jeweils eine Vorlage
eine Temperatur von 10 bis 20°C
auf und die zweite Vorlage jeweils eine Temperatur von 30 bis 50°C auf.
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Nach
dem Einbringen der Polyurethansystemkomponenten schließt man die
Form und lässt den
Formschaumstoff aushärten.
Die Aushärtezeiten betragen
im allgemeinen von 0,5 bis 10 Minuten, bevorzugt von 1 bis 3 Minuten.
Anschließend
kann die Form geöffnet
und der Formschaumstoff entnommen werden. Für das erfindungsgemäße Verfahren
ergeben sich im allgemeinen Zykluszeiten von 1 bis 15 Minuten, bevorzugt
von 2 bis 5 Minuten. Unter Zykluszeit wird hierbei ein kompletter
Durchlauf, d.h. die Zeit vom Einlegen der Außenschicht bis zur Entnahme
des fertigen Bauteils verstanden.
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In
einer möglichen
Ausführungsform
dient das erfindungsgemäße Verfahren
zur Herstellung Verbundelementen, insbesondere zur Verwendung im
Kfz-Bereich, umfassend
- i) eine Deckschichtung
und daran haften
- ii) einen Polyurethanformschaumstoff.
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Hierbei
wird bevorzugt zunächst
die Deckschicht in die Form eingelegt, gegebenenfalls fixiert, beispielsweise
mittels Unterdruck, und anschließend werden auf die Deckschicht
erfindungsgemäß die Polyurethansystemkomponenten
aufgebracht.
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Für die oben
genannten Verbundelelemente gibt es zwei bevorzugte Ausführungsfor
men (α und β):
- α)
Zum einen handelt es sich bei den Verbundelemente um Karosserieaußenteile
für Transportmittel,
beispielsweise Kraftfahrzeuge, Flugzeuge, Schiffe und/oder Züge, bevorzugt
PKWs oder LKWs. Beispiele für
derartige Karosserieaußenteile
sind Dächer,
Seitenteile, Kotflügel,
Motorhauben, Koffenaumdeckel, Endkantenklappen und dergleichen.
- β) Zum
anderen handelt es sich bei den Verbundelemente um Kfz-Innenteile,
wie Armaturentafeln, Dachhimmel, Seiteninnnenverkleidungen und dergleichen.
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Für die Karosserieaußenteile α gilt im
allgemeinen:
Die nach dem erfindungsgemäßen Verfahren erhältlichen
Verbundelemente finden bevorzugt als Karosserieaußenteile
Verwendung, insbesondere als Dachmodule für Automobile und weisen vorzugsweise
eine flächige
Struktur auf. Die Dicke des Verbundelements, insbesondere Dachmoduls,
beträgt
vorzugsweise 2 bis 100 mm, weiter bevorzugt 5 bis 30 mm und besonders
bevorzugt 8 bis 20 mm. Die Flächengröße der flächigen Verbundelemente
ist im allgemeinen nicht begrenzt, bevorzugt weisen die flächigen Verbundelemente
ein Flächengröße von 0,1 bis
10 m2, bevorzugt von 1 bis 5 m2 auf,
besonders bevorzugt von 1,2 bis 3 m2 auf.
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Als
Deckschicht (i) wird im allgemeinen eine Folie (i), bevorzugt eine
thermoplastische Folie oder eine Metallfolie verwendet.
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Als
thermoplastische Folie (i) können
allgemein bekannte Folien eingesetzt werden, beispielsweise übliche Folien
auf der Basis von Acrylnitril-Butadien-Styrol (ABS), Polymethylmethacrylat
(PMMA), Acrylnitril-Styrol-Acrylester (ASA), Polycarbonat (PC),
thermoplastischem Polyurethan, Polypropylen, Polyethylen, und/oder
Polyvinylchlorid (PVC). Bevorzugt wird als thermoplastische Folie
(i) eine Zweischichtfolie, wobei die erste Schicht auf PMMA und die
zweite Schicht auf ASA und/oder PC basiert, verwendet. Setzt man
Zweischichtfolie ein, so haftet das Polyisocyanat-Polyadditionsprodukte
bevorzugt an ASA und/oder ASA/PC.
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Als
Metallfolie (i) kommen alle üblichen
Metallfolien in Betracht, bevorzugt verwendet man eine Aluminiumfolie
oder eine Stahlfolie, insbesondere ein sogenanntes Aluminium-Coil-Coating.
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Derartige
Folien sind kommerziell erhältlich und
ihre Herstellung ist allgemein bekannt. Die Folien weisen im allgemeinen
eine Dicke von 0,1 bis 5 mm, bevorzugt von 0,5 bis 2 mm, besonders
bevorzugt von 0,6 bis 1,0 mm auf.
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Das
Einbringen der Polyurethansystemkomponenten erfolgt im allgemeinen
in direktem Kontakt mit der Folie (i). Dies kann dadurch erreicht
werden, dass man die Folie (i) vor der Umsetzung – bevorzugt frei
von Falten – in
der Form platziert und anschließend
wie bereits beschrieben die Reaktionsmischung auf die Folie (i)
füllt und
anschließend
bevorzugt die Form verschließt.
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Die
Schicht aus Polyurethanformschaumstoff (ii) besteht aus bevorzugt
aus faserverstärktem, besonders
bevorzugt glasfaserverstärktem
Polyurethan und dient als Träger,
der dem Verbundbauteil vorteilhafte mechanische Eigenschaften, wie
beispielsweise hohe Festigkeit, verleiht. Unter faserverstärktem Polyurethan
versteht man PUR, das Fasern zur Verstärkung enthält, wobei diese Fasern bevorzugt
so beschaffen sind, dass sie nicht über einen herkömmlichen
Hochdruckmischkopf verarbeitbar sind.
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Die
Fasern können
beispielsweise durch das aus dem Stand der Technik bekannte LFI-Verfahren (Long
Fiber Injection) in die Polyurethansystemkomponenten eingebracht
werden und weisen im allgemeinen eine Länge von mehr als 5 mm, bevorzugt von
mehr als 10 mm, besonders bevorzugt von 10 mm bis 10 cm auf. Gegebenfalls
ist es auch möglich, die
Langfasern in Form von Matten in das Polyurethan einzubringen.
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Bei
den verwendeten Langfasern kann es sich um Glasfasern, Naturfasern,
wie beispielsweise Flachs, Jute oder Sisal, Kunstfasern, wie beispielsweise
Polyamidfasern, Polyesterfaser, Carbonfasern oder Polyurethanfasern
handeln. Bevorzugt werden Glasfasern verwendet.
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Des
weiteren können
die Fasern auch in Form von Matten in die Form eingelegt werden.
Bevorzugt erfolgt das Einlegen vor dem Einbringen der Polyurethansystemkomponenten.
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Die
Fasern zur Verstärkung
werden üblicherweise
in einer Menge von 0,1 bis 90 Gew.-%, bevorzugt von 1 bis 50, mehr
bevorzugt von 5 bis 40 und besonders be vorzugt von 10 bis 30 Gew.-%,
bezogen auf das Gesamtgewicht der Schicht ii) eingesetzt.
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Die
Schicht ii) weist üblicherweise
eine Dichte von 0,1 bis 1,3 kg/I, bevorzugt von 0,2 bis 1,1kg/I, besonders
bevorzugt von 0,3 bis 1,0 kg/I. Zur Erreichung dieser Dichte werden
zellige Polyurethane eingesetzt, wobei Polyurethanhartschäume bevorzugt verwendet
werden.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform
wird das Polyurethansystem so eingestellt, dass sich ein offenzelliger
Schaumstoff als Polyurethanmatrix bildet. Bevorzugt weist der verwendete
Polyurethanschaumstoff eine Offenzelligkeit von mehr als 50 %, mehr
bevorzugt von 80 bis 100 %, besonders bevorzugt von 90 bis 100 %,
gemessen nach DIN EN ISO 7231, auf.
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Die
Dicke der Schicht ii) in den erfindungsgemäßen Verbundbauteilen beträgt üblicherweise
0,1 bis 100 mm, bevorzugt 0,5 bis 25 mm, mehr bevorzugt 1 bis 20
mm, besonders bevorzugt 1 bis 10 mm.
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Bei
den erfindungsgemäßen Verbundbauteilen
liegt bevorzugt Haftung zwischen Schicht i) und Schicht ii) vor,
d.h. die Adhäsion
zwischen den Schichten ist bevorzugt größer als die Kohäsion innerhalb
einer Schicht.
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Die
Folie kann bevorzugt vor dem Einlegen in das Werkzeug beflammt werden,
wobei insbesondere die Seite der Folie beflammt wird, die mit Schicht
(ii) in Kontakt tritt. Die Beflammung kann derart erfolgen, dass
man mit einem Brenner beispielsweise mit rauschender, reduzierender
blauer Flamme (Propangas,ca. 1300°C)
in gleichmäßiger Geschwindigkeit
die tiefgezogene Folie beflammt. Dieses bevorzugte Beflammen von
der Folie (i) bewirkt zusätzlich
eine deutliche Verbesserung der Haftung zwischen der Folie (i) und
dem Schaumstoff (ii).
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Die
Deckschicht, d.h. der Verbund aus Außenschicht (i) und Formschaumstoffschicht
(ii) weist bevorzugt eine Zugfestigkeit nach DIN EN 61 von 10 bis
21 N/mm2, ein Zug E-Modul nach DIN EN 61
von 1200 bis 4000, besonders bevorzugt von 1500 bis 3600 N/mm2, eine Schlagzähigkeit nach DIN 53453 von
14 bis 90 kJ/m2 (bzw. kein Brechen der Probekörper bei
Raumtemperatur), ein Biege E-Modul nach DIN EN 63 von 1400 bis 4000
N/mm2 und/oder eine Biegefestigkeit nach
DIN EN 63 von 30 bis 90 N/mm2 auf.
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Die
mit dem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellten
Verbundelemente, insbesondere Karosserieaußenteile weisen in der Schaumstoffschicht geringe
Rückverdichtungslinien
auf. Dadurch erfolgt im wesentlichen keine "Durchzeichnung" dieser Oberflächenunebenheiten durch die
Deckschicht, wodurch es möglich
ist, eine Deckschicht mit "lackierfähiger Oberfläche" zu erhalten.
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Unter
lackierfähiger
Oberfläche
wird im Rahmen dieser Erfindung eine Oberfläche verstanden, die eine derartige
Beschaffenheit aufweist, dass sie nach einer Lackierung eine optisch
hochwertige Oberfläche
darstellt. Es dürfen
folglich keine Fehlstellen, Abdrücke
und/oder Unebenheiten, wie beispielsweise Wellen, erkennbar sein.
Bevorzugt wird unter dem Begriff lackierfähig verstanden, dass nach der
Lackierung eine Class-A Oberfläche
erhalten werden kann.
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Unter
Class-A Oberfläche
versteht man eine Oberfläche,
die bei visueller Betrachtung optisch hochwertig erscheint. Bei
der Beurteilung der Hochwertigkeit können Lang- und Kurzwelligkeit,
Fehlstellen und/oder Glanzgrad berücksichtigt werden.
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Eine
Class-A Oberfläche
weist bevorzugt eine geringe Langwelligkeit auf, d.h. es sind beispielsweise
möglichst
geringe Extrudennarkierungen zu erkennen, und die Oberfläche weist
eine möglichst hohe
Spiegelbildtreue auf. Ferner soll eine Class-A Oberfläche eine
möglichst
geringe Kurzwelligkeit aufweisen, d.h. es soll möglichst kein kurzwelliges Muster,
im Stand der Technik bekannt unter dem Begriff "Orangenhaut", erkennbar sein.
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Weiterhin
weist eine Class-A Oberfläche möglichst
wenig Fehlstellen auf. Unter Fehlstellen sind beispielsweise Blasen
und Einschlüsse
sowie Kratzer zu verstehen, wobei zwischen kleinen und großen Fehlstellen
unterschieden werden kann. Kleine Blasen und Einschlüsse haben
einen Durchmesser von 0,2 bis 0,5 mm, große Blasen und Einschlüsse haben
einen Durchmesser von 0,5 bis 1 mm. Kleine Kratzer weisen eine Tiefe
von maximal 0,03 mm und eine Länge
von maximal 0,1 mm auf, große
Kratzer weisen eine Tiefe von maximal 0,03 mm und eine Länge von
maximal 6 mm auf. In einer bevorzugten Ausführungsform weist eine Class-A
Oberfläche
einen Mindestabstand zwischen zwei großen Fehlstellen von 150 mm
auf und/oder es treten nicht mehr als 2 kleine Fehlstellen in einem
Radius von 150 mm um eine große
Fehlstelle auf und/oder es treten nicht mehr als 4 kleine Fehlstellen
in einem Radius von 150 mm um eine kleine Fehlstelle auf.
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Eine
Class-A Oberfläche
soll einen möglichst hohen
Glanzgrad aufweisen. In einer bevorzugten Ausführungsform weist die Oberfläche einen
Glanzgrad von 80 Glanzgradeinheiten (GLE) bei einem Betrachtungswinkel
von 20° auf,
gemessen nach DIN 67350.
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Für die Kfz-Innenteile(β) gilt im
allgemeinen:
In dieser bevorzugten Ausführungsform werden mit dem erfindungsgemäßen Verfahren
Verbundelemente zur Verwendung im Krafffahrzeug-Innenbau, beispielsweise
Instrumententafeln, Seiten- und Türseitenverkleidungen, Mittelkonsolen
und/oder Armlehnen, Handschuhkasten, Knieschutz, Airbagdeckel, Türspiegel
hergestellt. Bevorzugt werden Instrumententafeln hergestellt.
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Als
Deckschicht (i) werden üblicherweise Materialien
verwendet, die dem Verbundelement ein dekoratives Äußeres verleihen,
wie beispielsweise Kunststofffolien, Kunststoffhäute Textilien und/oder Leder.
Bevorzugt werden PUR-Sprüh-
oder Gieß- oder
Slushhäute
und/oder PVC-Slushhäute,
sowie tiefgezogene Folien aus thermoplastmaterialien verwendet.
Die Dicke der Außenschicht
beträgt
im allgemeinen 0,6 bis 2 mm, bevorzugt von 0,8 bis 1,2 mm. Die Deckschicht
wird bevorzugt bei geöffnetem Formwerkzeug
in das Formunterteil eingelegt, anschließend werden darauf erfindungsgemäß die Polyuerethansystemkomponenten
eingebracht.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform
enthält
das Verbundelement zusätzlich
noch eine Trägerschicht
(iii). Sofern ein Verbundelement mit Trägerelement (iii) hergestellt
werden soll, wird das Trägerelement
bevorzugt vor dem Einbringen der Systemkomponenten in das Formwerkzeug
eingebracht. Bevorzugt wird das Trägerelement am Formoberteil
fixiert. Als Trägerschicht
(c) kommen im allgemeinen alle Materialien in Frage, welche die
mechanischen Eigenschaften des resultierenden Verbundelements positiv
beeinflussen. Beispiele hierfür
sind Holzfaser-Trägerteile,
glasfaserverstärkte
Thermoplaste. oder Duromer-Trägerteile,
gegebenenfalls auch Trägerteile
aus Leicht-Metall.
Die Trägerelemente
weisen üblicherweise
eine Dicke von 1 mm bis 10 mm, bevorzugt von 1,5 mm bis 3 mm auf.
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Als
Polyurethanschaumstoff werden üblicherweise
Polyurethanhalbhartschaumstoffe eingesetzt. Bevorzugt solche mit
einer Druckfestigkeit nach DIN 53421 von 15 bis 80 kPa, bevorzugt
von 30 bis 70 kPa. Die Schicht aus Polyurethanschaumstoff weist üblicherweise
eine Dicke von 1 bis 50 mm, bevorzugt von 4 bis 20 mm auf.
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Die
mit dem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellten
Kfz-Innenteile, insbesondere Armaturentafeln weisen in der Schaumstoffschicht
geringe Rückverdichtungslinien
auf.
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Die
Erfindung wird durch nachfolgendes Beispiel veranschaulicht:
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Beispiel:
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Herstellung eines Autodaches,
aufgebaut aus thermoplastischer Folie und faserverstärktem Polyurethanformschaumstoff
nach dem LFI-Verfahren
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Es
wurde als Deckschicht eine durchgefärbte, zweischichtige, koextrudierte,
thermoplastische Folien aus PMMA und ASA/PC tiefgezogen.
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Die
tiefgezogene Folie wurde vor dem Einlegen in das Schäumwerkzeug
beflammt, indem man in einem Beflammungsautomaten mit einem Mehrflammen-Brenner
mit rauschender, reduzierender blauer Flamme (Propangas, ca. 1300°C) in gleichmäßiger Geschwindigkeit
die tiefgezogene Folie beflammt.
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Anschließend wurde
die beflammte, tiefgezogene Folie in das geöffnete Werkzeug im Werkzeugunterteil
einer LFI-Anlage eingelegt, wobei das Werkzeugunterteil auf etwa
40°C beheizt
war.
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Es
erfolgte ein Eintrag eines Gemisches aus Polyurethansystemkomponenten
mit Glasfasern in programmierten Bahnkurven durch einen Roboter mit
dem LFI-Mischkopf und dem dazugehörigen Faserschneidwerk.
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Als
PUR-System wurde Elastoflex® E 3509 (Elastogran GmbH)
eingesetzt, das 30 Gew. % Glasfasern enthielt.
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Die
Eintragszeit betrug 25 Sekunden. Zu Beginn der Eintragszeit betrug
die Temperatur der Polyurethansystemkomponenten 22°C. Die Temperatur der
Polyurethansystemkomponenten wurde mittels Niederdruckwärmetauscher
im wesentlichen stufenlos und linear erhöht. Am Ende der Eintragszeit
betrug die Temperatur der Polyurthansystemkomponenten 40°C.
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Nach
Beendigung des Eintrags der Polyurethansystemkomponenten wurde das
Werkzeug für eine
Zeit von 2 Minuten geschlossen.
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Anschließend wurde
das Werkzeug geöffnet und
das hergestellte Bauteil entformt. Es waren keine Rückverdichtungslinien
zu erkennen.