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Gegenstand
der Erfindung ist ein Verfahren zur Material abtragenden Bearbeitung
von Halbleiterscheiben zwischen zwei Platten einer Bearbeitungsmaschine.
Gegenstand der Erfindung ist insbesondere eine materialabtragende
Bearbeitung von Halbleiterscheiben in einer Läppmaschine oder in einer Doppelseiten-Poliermaschine.
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Das
Läppen
und die Doppelseitenpolitur von Halbleiterscheiben werden wegen
des dabei erzielbaren hohen Durchsatzes in der Regel als Mehrscheibenbearbeitung
durchgeführt.
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Die
Technik des gleichzeitigen Läppens mehrerer
Halbleiterscheiben ist seit langem bekannt und beispielsweise in
der
EP547894A1 beschrieben. Es
sind geeignete Anlagen in verschiedenen Größen von mehreren Herstellern
am Markt erhältlich.
Dabei werden die Halbleiterscheiben unter Zuführung einer Abrasivstoffe enthaltenden
Suspension (im Folgenden als Läppmittel
bezeichnet) zwischen einer oberen und einer unteren Arbeitsscheibe,
die meist aus Stahl bestehen und mit Kanälen zur besseren Verteilung
des Läppmittels
versehen sind, unter einem gewissen Druck bewegt und dadurch Halbleitermaterial entfernt.
Die Halbleiterscheiben liegen dabei in geeignet dimensionierten
Aussparungen von Läuferscheiben
(engl. „carrier"), wobei die Läuferscheiben mittels
eines inneren und eines äußeren Antriebskranzes
in Rotation versetzt und die Halbleiterscheiben somit auf einer
durch die Antriebsparameter bestimmten geometrischen Bahn gehalten
werden. Der Druck wird üblicherweise über eine
pneumatisch, hydraulisch oder elektrisch arbeitende Druckübertragungseinrichtung übertragen,
die die obere Arbeitsscheibe gegen die untere Arbeitsscheibe und
die dazwischenliegenden Halbleiterscheiben drückt.
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Das
Prinzip der Doppelseitenpolitur ist dem des Läppens sehr ähnlich. Der Hauptunterschied
besteht darin, dass bei der Doppelseitenpolitur die Arbeitsscheiben
mit einem Poliertuch belegt sind. Die Politur erfolgt unter Zuführung einer
in der Regel chemisch und mechanisch abrasiv wirkenden Suspension,
die im Folgenden als Poliermittel bezeichnet wird. Die Doppelseitenpolitur
ist beispielsweise in der
US3691694 und
der
EP208315B1 beschrieben.
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Bisher
wird sowohl beim Läppen
als auch bei der Doppelseitenpolitur von Halbleiterscheiben eine sog.
gegenläufige
Kinematik verwendet. Dies bedeutet, dass die obere und die untere
Arbeitsscheibe entgegengesetzt rotieren. Diese Kinematik wurde gewählt, da
sich dabei die Kräfte,
die die obere und die untere Arbeitsscheibe während der Bearbeitung auf die
Halbleiterscheiben ausüben,
gegenseitig kompensieren. Es hat sich jedoch herausgestellt, dass die
Geometrie derartig bearbeiteter Halbleiterscheiben den neuesten
Anforderungen, beispielsweise für die
Herstellung elektronischer Bauelemente, nicht mehr genügen.
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Es
bestand daher die Aufgabe, Halbleiterscheiben bereitzustellen, die
auch den Anforderungen an die Scheibengeometrie bei der Herstellung elektronischer
Bauelemente für
fortgeschrittenste Anwendungen erfüllen.
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Die
Aufgabe wird gelöst
durch ein Verfahren zur gleichzeitig beidseitigen Material abtragenden Bearbeitung
von Halbleiterscheiben, wobei die Halbleiterscheiben in mittels
eines ringförmigen äußeren und
eines ringförmigen
inneren Antriebskranzes in Rotation versetzten Läuferscheiben liegen und dabei relativ
zu einer oberen und einer unteren rotierenden Arbeitsscheibe bewegt
werden, wobei am Ende der Bearbeitung die Rotationsgeschwindigkeiten
des äußeren Antriebskranzes,
des inneren Antriebskranzes, der oberen Arbeitsscheibe und der unteren
Arbeitsscheibe kontinuierlich bis zum Stillstand verringert werden,
dadurch gekennzeichnet, dass zumindest ab dem Zeitpunkt, an dem
die Verringerung der Rotationsgeschwindigkeit des äußeren Antriebskranzes
einsetzt, bis zum Stillstand die obere Arbeitsscheibe, die untere
Arbeitsscheibe, der innere Antriebskranz und der äußere Antriebskranz
gleichsinnig rotieren und dass zumindest ab diesem Zeitpunkt bis
zum Stillstand die Rotationsgeschwindigkeiten des inneren und des äußeren Antriebskranzes
so gewählt
sind, dass die Läuferscheiben
in dieselbe Richtung rotieren wie die obere und die untere Arbeitsscheibe.
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In
den Untersuchungen, die zur vorliegenden Erfindung geführt haben,
wurde festgestellt, dass beim Verfahren gemäß dem Stand der Technik die Geometrie
der Halbleiterscheiben insbesondere in der Endphase der Bearbeitung,
der sog. Auslaufphase, während
der die Rotationsgeschwindigkeiten aller Antriebe unter gleichzeitiger
Reduktion des Drucks kontinuierlich bis zum Stillstand verringert werden,
negativ verändert
wird. Es entstehen dabei Geometriefehler, die als „Auslaufspuren" bezeichnet werden
und sich vor allem auf den als Nanotopographie bezeichneten Geometrieparameter
auswirken. Diese Geometriefehler werden beim Auslaufen der Arbeitsscheiben
durch eine zu hohe Relativgeschwindigkeit der Halbleiterscheibe
gegenüber
der oberen und unteren Arbeitsscheibe hervorgerufen, die wiederum
durch die gegenläufige
Rotation der oberen und der unteren Arbeitsscheibe verursacht wird.
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Das
erfindungsgemäße Verfahren
löst dieses
Problem dadurch, dass in der Auslaufphase der Bearbeitung alle Antriebe
gleichsinnig rotieren, wodurch die Relativgeschwindigkeit der Halbleiterscheiben
gegenüber
der oberen und unteren Arbeitsscheibe in der Auslaufphase deutlich
verringert wird. Erfindungsgemäß rotieren
zumindest in der Auslaufphase der Bearbeitung alle Antriebe, d.
h. die obere Arbeitsscheibe, die untere Arbeitsscheibe, der innere
Antriebskranz und der äußere Antriebskranz
gleichsinnig, d. h. die Rotationsrichtung ist für alle Antriebe gleich. Somit
kann ein synchronisiertes Auslaufen mit geringen Relativgeschwindigkeiten
stattfinden. Die störenden
Auslaufspuren, die insbesondere die Nanotopographie der Halbleiterscheibe
verschlechtern, werden durch das erfindungsgemäße Verfahren weitgehend vermieden.
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Ausschlaggebend
für den
Erfolg des erfindungsgemäßen Verfahrens
ist auch, dass die Rotationsrichtung der Läuferscheiben am Ende der Bearbeitung,
d. h. zumindest ab dem Zeitpunkt, ab dem die Rotationsgeschwindigkeit
des äußeren Antriebskranzes
verringert wird, mit der Rotationsrichtung der oberen und der unteren
Arbeitsscheibe übereinstimmt.
Dies wird gewährleistet
durch eine geeignete Wahl der Rotationsgeschwindigkeiten des inneren und
des äußeren Antriebskranzes.
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Ein
weiterer wichtiger Parameter der Auslaufphase ist der Druck, der
von den beiden Arbeitsscheiben auf die Halbleiterscheiben ausgeübt wird. Vorzugsweise
sollte der Druck zu dem Zeitpunkt, an dem die Verringerung der Rotationsgeschwindigkeit des äußeren Antriebskranzes
einsetzt, im Bereich zwischen 0,19 und 0,38 N/cm2 liegen.
Vorzugsweise sollte der Druck anschließend kontinuierlich weiter verringert
werden.
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Eine
weitere Verbesserung des Ergebnisses kann erreicht werden, indem
kurz vor dem Zeitpunkt, ab dem die Rotationsgeschwindigkeit des äußeren Antriebskranzes
verringert wird, der Druck kurzzeitig deutlich reduziert und anschließend wieder
auf den Ausgangswert erhöht
wird. Dieses Verfahren ist in
DE10230146A1 beschrieben.
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Die
Erfindung wird nachfolgend anhand von Figuren am Beispiel einkristalliner
Siliciumscheiben mit einem Durchmesser von 200 mm, die einem Läppverfahren
unterworfen werden, näher
erläutert.
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1 zeigt
die Auslaufphase eines im Rahmen der Erfindung bevorzugten Läppverfahrens.
Die Figur zeigt den zeitlichen Verlauf der Rotationsgeschwindigkeiten
aller Antriebe (Kurve 1: obere Arbeitsscheibe; Kurve 2:
untere Arbeitsscheibe; Kurve 3: innerer Antriebskranz;
Kurve 4: äußerer Antriebskranz)
sowie des herrschenden Drucks (Kurve 5).
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2 zeigt
eine typische Siliciumscheibe, die einem Läppverfahren gemäß dem Stand
der Technik unterworfen wurde.
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In 3 ist
eine Siliciumscheibe dargestellt, die einem erfindungsgemäßen Läppverfahren
unterworfen wurde.
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Da
alle Antriebe, wie in 1 dargestellt, während der
Auslaufphase des Läppverfahrens gleichsinnig
rotieren, ist es möglich,
die Auslaufphase derart zu optimieren, dass die Relativgeschwindigkeiten
der Siliciumscheiben gegenüber
der oberen und der unteren Arbeitsscheibe sehr klein werden.
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Die
Auslaufphase, die in 1 dargestellt ist, wird vorzugsweise
durch folgende Merkmale gekennzeichnet: Die Steigungen der Auslauframpen
für die
obere Arbeitsscheibe (Kurve 1), die untere Arbeitsscheibe
(Kurve 2) und den inneren Antriebskranz (Kurve 3)
werden gleich gewählt.
Unter „Steigung
der Auslauframpe" ist
die Änderung
der Rotationsgeschwindigkeit pro Zeiteinheit zu verstehen. Die Steigung
der Auslauframpe des äußeren Antriebskranzes
(Kurve 4) wird flacher gewählt, wobei die Auslauframpe
des langsam rotierenden äußeren Antriebskranzes
später
beginnt als die des schneller rotierenden inneren Antriebskranzes
oder der oberen Arbeitsscheibe. Der Startzeitpunkt für die Auslauframpe,
d. h. für
das Abbremsen des inneren Antriebskranzes (Kurve 3) und
der jeweils schneller rotierenden Arbeitsscheibe (im dargestellten
Fall ist dies die obere Arbeitsscheibe (Kurve 1)) ist gleich. Der
Startzeitpunkt der Auslauframpe für die langsamere Arbeitsscheibe
(im dargestellten Fall ist dies die untere Arbeitsscheibe (Kurve 2))
wird so gewählt, dass
sie beginnt, wenn die aktuelle Rotationsgeschwindigkeit des inneren
Antriebskranzes (Kurve 3) und der schneller rotierenden
Arbeitsscheibe der Rotationsgeschwindigkeit der langsamer rotierenden Arbeitsscheibe
entsprechen. Der Startzeitpunkt für die Auslaufphase des äußeren Antriebskranzes
(Kurve 4) wird so gewählt,
dass seine Rotationsgeschwindigkeit zeitgleich mit allen anderen
Antrieben die Rotationsgeschwindigkeit der langsamer rotierenden Arbeitsscheibe
erreicht. Hat der äußere Antriebskranz
(Kurve 4) diese Rotationsgeschwindigkeit erreicht, wird
die Steigung der Auslauframpe derjenigen der anderen Antriebe angepasst.
Auf diese Weise kommt es während
der Auslaufphase zu sehr geringen Relativgeschwindigkeiten zwischen
den Siliciumscheiben und den Arbeitsscheiben bis zum kompletten
Stillstand. Der Druck (Kurve 5) wird ebenfalls kontinuierlich
verringert, wobei die Verringerung beginnt, bevor die ersten Antriebe
abgebremst werden.
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2 zeigt
eine einkristalline Siliciumscheibe mit einem Durchmesser von 200
mm, die einem Läppverfahren
gemäß dem Stand
der Technik, d. h. mit gegenläufiger
Rotation der oberen und der unteren Arbeitsscheibe, unterworfen
wurde. Die Figur zeigt die Dickenverteilung der Siliciumscheibe.
Die beiden mit Pfeilen gekennzeichneten Linien zeigen eine Änderung
in der Dickenstruktur der Siliciumscheibe, die in der Auslaufphase
durch den Randüberstand
der Läppscheiben
aufgeprägt
wurde.
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3 zeigt
eine Siliciumscheibe mit den gleichen Eigenschaften, die jedoch
einem erfindungsgemäßen Läppverfahren
unterworfen wurde. Im Gegensatz zu 4 sind
hier keine Auslaufspuren zu erkennen.
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Das
erfindungsgemäße Verfahren
wurde anhand des Läppens
von Siliciumscheiben beschrieben, es eignet sich aber ebenso für die Doppelseitenpolitur.
Das Verfahren kann auch auf andere Halbleitermaterialien als Silicium,
beispielsweise auf Verbindungshalbleiter, angewendet werden.