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Die
Erfindung betrifft ein beschichtetes Polymermaterial, bei dem die
Beschichtung durch Reaktion mindestens zweier Reaktionspartner in
Gegenwart des Polymermaterials gebildet ist. Die Erfindung betrifft
ferner Verwendungen sowie ein Verfahren zur Herstellung des beschichteten
Polymermaterials. Ein solches beschichtetes Polymermaterial ist
besonders gut geeignet als Träger
für lebende
Zellen, z. B. zum Herstellen von künstlichem Gewebe, Knochensubstanz,
Organen bzw. organähnlichen
Strukturen sowie anderer in den menschlichen, tierischen oder pflanzlichen
Organismus einzuführender
Bestandteile ("Tissue
Engineering"), ferner
als Implantat oder als Beschichtungen von medizinischen Vorrichtungen
wie Stents, Kathetern oder Bypasseinrichtungen, die im menschlichen
oder tierischen Körper
eingesetzt werden und deren Biokompatibilität verbessert werden soll.
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Es
ist allgemein bekannt, Polymermaterialien an den Oberflächen zu
modifizieren, um ihnen bestimmte Eigenschaften zu verleihen oder
mit gewünschten
Funktionen auszustatten. Für
medizinische Anwendungen ist es wichtig, Oberflächen von Polymermaterialien,
die z. B. in Implantaten eingesetzt werden, über geeignete Oberflächenbeschichtungen
biokompatibel zu machen. Ferner hat in den vergangenen Jahren die
Bedeutung von Zellträgern
und Implantaten für
den Bereich des "Tissue Engineering" stark zugenommen.
An die hierfür
eingesetzten Polymermaterialien werden neben der geforderten Biokompatibilität besondere
Ansprüche
an die Oberfläche
der gewünschten
Strukturen gestellt. Dies erfordert in der Regel eine chemische
oder physikalische Modifikation der Oberfläche des Zellträgers oder
Implantates.
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Zu
diesem Zweck sind in der Vergangenheit für Metalle und feste Polymermaterialien
bereits eine Vielzahl von Techniken entwickelt worden. Hervorzuheben
sind hier die Plasmabeschichtung, die Photooxidation, die Plasmaoxidation,
die Photopolymerisation, die kovalente Anbindung an das Material
oder auch die physikalische Absorption (vgl. am Beispiel von oberflächenmodifizierten
Silikonen: T. Okada und Y. Ikada, Journal of Biomedical Material
Research, Vol. 27, 1509–1518
(1993)). Alternativ macht man sich in der Zellkulturtechnik den
Effekt zu nutze, daß in
Lösungen
vorliegende Proteine, wie z. B. Fibronektin, beim Eintrocknen denaturieren
und einen stabilen Film bilden. Dadurch können flache Gefäße beschichtet
werden (siehe z. B. I. A. M. Relou et al., Tissue & Cell, Vol. 30,
525–538
(1998)). Ähnlich
funktioniert auch das Eintrocknen eines gelierenden Fibrinogen/Thrombin-Gemisches,
wobei es nach dem Eintrocknen zu einem wasserunlöslichen Fibrinfilm kommt (s.
V. V. Nikolaychik et al., ASAIO Journal, Vol. 40, M846–M852 (1994)).
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Die
rein physikalische Absorption des Beschichtungsmaterials an Polymermaterialien
ist allerdings oft mit ungenügender
Anhaftung verbunden. Den reaktiven Techniken ist gemein, dass entweder
das Material selbst verändert
wird (z. B. Oxidation) oder aber eine Beschichtung durch von außen auf
das zu beschichtende Substrat einwirkende Stoffe bewirkt wird.
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Im
Gegensatz dazu sind Gele und Hydrogele quellbare bzw. gequollene
Materialien mit einem Feststoffgehalt zwischen 1 und 50%, normalerweise
bis 15%. Das Quellungsmittel stellt dabei Wasser oder ein wasserbasiertes
System dar, der Feststoffbestandteil ein vernetztes Polymer. Der
Einfluss des Polymers auf die Biokompatibilität des Hydrogels ist dabei zwar
nicht so groß wie
bei den ungequollenen Materialien, jedoch noch immer relevant. Beschichtungen
werden aber nicht nur zwecks der Biokompatibilität, sondern auch zur Verstärkung von
Hydrogelschichten sowie zur Steuerung der Barriereeigenschaften
verwandt. Bei der Technik der Mikroverkapselung wird häufig die
Reaktion zweier verschiedener Reaktanden miteinander zur Beschichtung
ausgenutzt. Bei den bekannten Techniken erfolgt eine Reaktion zwischen
dem Polymer des Hydrogels und dem extern zugegebenen Reaktanden,
oder es erfolgt eine rein physikalische Absorption an das Hydrogel. Die
zur Oberflächenmodifikation
fester Materialien entwickelten Techniken, wie z. B. die Plasmaoxidation,
sind für
Hydrogele in der Regel ungeeignet. Selbst das Eintrocknen von Proteinlösungen ist
bei Hydrogelen nicht durchführbar,
da sie zu einer unerwünschten
Schrumpfung des Hydrogels führen
würden.
Eine reine physikalische Absorption ist wenig haltbar. Für eine kovalente
Anbindung dagegen muss das Polymer reaktive Gruppen enthalten. Sofern
dies nicht gegeben ist, oder deren Reaktivität im wässrigen Milieu zu gering ist,
müssen aufwendige
Modifikationen des Polymers. vorgenommen werden, um eine Reaktivität zu generieren.
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Aus
der
DE 197 27 554
A1 ist ein beschichtetes Polymermaterial bekannt, welches
erhalten wurde, indem ein Polymersubstrat an der Oberfläche mit
einer Lösung
eines Makroinitiators behandelt wurde und anschließend vernetzende
Vinylmonomere radikalisch auf den Makroinitiator aufgepfropft wurden.
Dadurch werden hydrophilierte Oberflächen mit vollständig bedeckenden
Oberflächenschichten
erzeugt.
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Es
ist Aufgabe vorliegender Erfindung, ein verbessertes Beschichtungssystem
für gequollene
Polymermaterialien bereitzustellen.
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Diese
Aufgabe wird gelöst
durch ein beschichtetes Polymermaterial mit einem gequollenen polymeren Netzwerk
und einer durch Umsetzung mindestens zweier Reaktionspartner in
Gegenwart des Polymermaterials gebildeten Beschichtung, wobei das
beschichtete Polymermaterial erhältlich
ist durch
- a) Bereitstellen eines Polymermaterials,
welches ein gequollenes polymeres Netzwerk aufweist und den einen
Reaktionspartner diffundierbar einschließt und
- b) Inkontaktbringen des Polymermaterials mit dem zweiten Reaktionspartner
in flüssigem
Medium, so dass die Reaktionspartner miteinander unter Ausbildung
der Beschichtung reagieren.
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Die
Aufgabe wird in einem weiteren Gegenstand der Erfindung ferner gelöst durch
Verfahren zum Herstellen eines beschichteten Polymermaterials, bei
dem die Beschichtung durch Umsetzung mindestens zweier Reaktionspartner
in Gegenwart des Polymermaterials mit den folgenden Schritten gebildet
wird:
- a) Bereitstellen eines Polymermaterials,
welches ein gequollenes polymeres Netzwerk aufweist und den einen
Reaktionspartner diffundierbar einschließt und
- b) Inkontaktbringen des Polymermaterials mit dem zweiten Reaktionspartner
in flüssigem
Medium, so dass die Reaktionspartner miteinander unter Ausbildung
der Beschichtung reagieren.
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Für die sich
bei der Reaktion herausbildenden Beschichtung ist es von besonderer
Bedeutung, dass das Polymermaterial den einen Reaktionspartner diffundierbar
einschließt.
In Kontakt mit dem anderen, in flüssigem Medium vorliegenden
Reaktionspartner kann der im Polymermaterial eingeschlossene Reaktionspartner
an die Phasengrenzfläche
zwischen dem Polymermaterial und der flüssigen Phase diffundieren und
dort die Reaktion mit dem anderen Reaktionspartner hervorrufen.
Dieses Konzept ist sehr wirksam anwendbar auf Polymermaterialien,
die quellbar sind. Durch das Quellungsmittel wird eine für die Reaktion
günstige
Mobilität der
Reaktionspartner geschaffen. Grundsätzlich ist das Konzept auf
jegliche quellbaren Polmyermaterialien halbfester, pastöser oder
geleeartiger Beschaffenheit anwendbar, jedoch ergeben sich besondere
Vorteile für die
herkömmlich
schwierig zu beschichtenden Hydrogele. Dabei wird die Eigenschaft
von quellbaren Polymermaterialien, insbesondere die der Hydrogele,
ausgenutzt, eine gegebenenfalls hohe Speicherkapazität gegenüber dem
einen Reaktanden aufzuweisen. An das Polymer des Polymermaterials
werden keine speziellen chemischen Anforderungen gestellt, sofern
es in einem entsprechenden Matrixsystem, z. B. in einem geeigneten
Quellungsmittel oder einem quellbaren Bindesystem, ein polymeres
Netzwerk ausbildet. Durch die in der Masse des Polymermaterials
gespeicherte Menge des einen Reaktanden kann bei der Umsetzung kontrollierbar
eine über
die Oberfläche
des Polymermaterials im wesentlichen gleichmäßig verteilte, haltbare Beschichtung
generiert werden. Durch die mit der Reaktion einhergehenden Diffusionsprozesse
wird eine eigentümliche
Oberflächenstruktur
erhalten, die für
die Zellanhaftung und -besiedlung sehr vorteilhaft ist. Eine chemische Veränderung
der Polymermatrix selbst kann zwar je nach Art der gewählten Reaktionspartner
erfolgen, ist jedoch nicht erforderlich, so dass der Polymermaterialträger völlig intakt
bleiben kann. Die Durchführung
der erfindungsgemäßen Beschichtung
ist vergleichsweise schnell und einfach und benötigt nur geringe Mengen Substanz.
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Nachfolgend
wird das beschichtete Polymermaterial sowie das Verfahren, das zum
Erhalt der speziellen Reaktivbeschichtung führt, unter Bezugnahme auf bevorzugte
Ausführungsformen
sowie die beigefügten Figuren
näher erläutert.
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1A–1F zeigen
schematisch die Schritte der Herstellung der erfindungsgemäßen Beschichtung
gemäß einer
Ausführungsform.
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2 zeigt
die mikroskopische Darstellung der bei der erfindungsgemäßen Beschichtung
erhaltenen Oberflächenstruktur
gemäß einer
Ausführungsform.
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3A–3C zeigen
mikroskopische (3A und 3B) bzw.
elektronenmikroskopische (mittels ESEM, 3C) Darstellungen von
erfindungsgemäß beschichteten
Polymermaterialien als dreidimensionale Objekte, die adhärente Zellen
tragen.
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4 zeigt
schematisch eine Vorrichtung, mit der gemäß einer bevorzugten Ausführungsform
Polymermaterialien als dreidimensionale Objekte mittels des 3D-Plottingverfahrens
zur Beschichtung bereitgestellt werden.
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5 zeigt
schematisch die Erzeugung einer dreidimensionalen Gerüststruktur
durch das 3D-Plottingverfahren, wodurch das Polymermaterial zur
Beschichtung gemäß der bevorzugten
Ausführungsform
bereitgestellt wird.
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Das
zu beschichtende Polymermaterial kann in einer beliebigen, je nach
Anwendung gewünschten Form
und Dimension vorliegen, z. B. partikulär, als Folie oder Film, als
Faserstrang oder als Hohlfaser in gebündelter, gewebter oder nichtgewebter
Form, als dreidimensional geformtes Gebilde oder dergleichen. Bevorzugte
dreidimensionale Strukturen und Verfahren zur Bereitstellung von
Polymermaterialien als derartige Objekte werden unten näher erläutert.
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Das
zu beschichtende Polymermaterial schließt den einen Reaktionspartner
diffundierbar ein. Die Substanz des ersten Reaktanden ist dabei
in der Polymermatrix möglichst
frei diffundierbar enthalten. Um eine gute Mobilität und Diffusionsfähigkeit
zu gewährleisten,
besitzt die Substanz des ersten Reaktanden vorzugsweise ein geringes
Molekulargewicht, geeigneterweise eine Molekulargewicht von höchstens
1 000, bevorzugt höchstens
500 und weiter bevorzugt höchstens
100. Das Polymermaterial ist in seiner Substanz mindestens teilweise,
vorzugsweise weitgehend und weiter bevorzugt vollständig mit
der Substanz des ersten Reaktanden beladen. Diese im gequollenen
Polymermaterial geladene bzw. gespeicherte Substanzmenge wird dann
bei der anschließenden Umsetzung
in die Reaktion mit dem zweiten Reaktanden eingebracht. Zur Beladung
kann das Polymermaterial so behandelt werden, dass der erste Recktand
in das Polymermaterial hineindiffundiert bzw. permeiert oder dass
er hineingesaugt wird, z. B. durch Eintauchen des Polymermaterials
in eine Lösung des
ersten Reaktanden für
eine ausreichende Dauer. Falls prozesstechnisch möglich kann
alternativ das Polymermaterial bereits herstellungsbedingt den ersten
Reaktanden eingeschlossen enthalten, so dass ein separater Schritt
der Beladung nicht mehr nötig
ist.
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Damit
die nachfolgende Reaktion mit dem zweiten Reaktanden möglichst
kontrolliert ablaufen kann, ist es zweckmäßig, das mit dem beladenen
ersten Reaktanden bereitgestellte Polymermaterial einer Behandlung
zu unterziehen, um die Oberfläche
zumindest teilweise, besser weitgehend von dem eingeschlossenen ersten
Reaktanden zu befreien, bevor der Kontakt mit dem zweiten Reaktanden
erfolgt. Dies kann am einfachsten durch ein einmaliges oder mehrmaliges
Waschen des Polymermaterials in Reaktanden-freiem Medium erreicht
werden.
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Das
Kontaktieren des so mit dem ersten Reaktanden beladenen, gequollenen
Polymermaterials mit der flüssigen
Phase, die den weiteren Reaktionspartner in Form einer Lösung, Dispersion
oder Emulsion enthält,
bewirkt dann die Produktbildung zwischen den Reaktionspartnern.
Die Reaktion beginnt und läuft
im wesentlichen an und/oder in der Nähe der Phasengrenzfläche zwischen
dem gequollenen Polymermaterial und der flüssigen Phase ab. Je nach Art
der Reaktionspartner und des Reaktionsablaufs, insbesondere die
Affinität und
die Mobilität
des jeweiligen Reaktionspartners in Bezug auf die jeweils andere
Phase, kann sich die Beschichtung auf der Oberfläche nach außen aufbauen. Es kann aber
auch, gegebenenfalls zusätzlich,
eine Reaktion in dem gequollenen Polymermaterial selbst stattfinden.
Diese aus Diffusionsprozessen resultierenden Reaktionsabläufe an und/oder
in der Nähe
der Phasengrenze bilden die Grundlage für eine steuerbare Reaktion
und die erfindungsgemäß mögliche gute
Haftung der Beschichtung mit dem gequollenen Polymermaterial. Durch
das erfindungsgemäße Konzept
ist es möglich,
dass die Beschichtung durch das Produkt der Umsetzung adhäsiv mit
dem Polymermaterial verbunden ist, ohne jedoch die Polymermatrix
chemisch zu modifizieren zu müssen.
Das polymere Netzwerk und die gewünschte Form des Polymermaterials
bleiben somit weitgehend intakt. Gleichwohl kann eine chemische
Modifikation des polymeren Netzwerks als Folge der Reaktion der
eigentlichen Reaktionspartner stattfinden, falls dies gewünscht wird.
Des weiteren ist das erfindungsgemäße Konzept nicht auf eine Umsetzung
von zwei Reaktionspartnern beschränkt. Es können weitere Reaktanden eingesetzt
werden und zu diesem Zweck zusammen mit dem ersten Reaktanden im
Polymermaterial oder zusammen mit dem zweiten Reaktanden in der
flüssigen
Phase vorgelegt werden, wobei jedoch eine Reaktion der Reaktionsteilnehmer
erst im Kontaktierungsschritt erfolgt.
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Durch
die durch das erfindungsgemäße Konzept
geschaffene Möglichkeit,
dass eine begrenzte, im Polymermaterial vorliegende Menge an erstem
Recktand unter Begleitung von Diffusionsprozessen an der Reaktion
teilnimmt, kann eine homogene, im wesentlichen über die gesamte Oberfläche verteilte
Beschichtung des Polymermaterials mit gleichzeitig unregelmäßiger Oberflächenstruktur
generiert werden. Dies ist für
viele Anwendungen, insbesondere für eine ausgezeichnete Haftung
und Besiedlung von lebenden Zellen von großem Vorteil. Außerdem kann über die
Beeinflussung der Reaktionsbedingungen die gewünschte Dicke der Beschichtung
gut eingestellt werden, z. B. in einem für die Anwendungen günstigen
Bereich von 1 bis 50 μm,
insbesondere im Bereich von 5 bis 40 μm.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform
erfolgt die Beschichtung der vorliegenden Erfindung auf der Grundlage
eines wasserbasierten Systems. Danach ist das Quellungsmittel für das polymere
Netzwerk des Polymermaterials Wasser, eine wässrige Lösung oder eine Mischung von
Wasser mit organischen Lösungsmitteln.
Ferner sind in dieser bevorzugten Ausführungsform die mindestens zwei
Reaktionspartner wasserlöslich
und bilden infolge der Umsetzung ein wasserunlösliches Produkt. Grundsätzlich sind
jedoch je nach Art des polymeren Netzwerks auch nicht-wässrige Quellmittel
wie organische Lösungsmittel
einsetzbar. Die Erweiterung auf nicht-wässrige Systeme erlaubt in günstiger
Weise den variablen Einsatz weiterer Reaktanden, die eine Reaktion
nach dem erfindungsgemäßen Konzept
leichter im nicht-wässrigen
System hervorbringen.
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Das
erfindungsgemäße Konzept
ist am besten anwendbar, wenn das polymere Netzwerk als Gel oder Paste
vorliegt und vor allem, wenn es als Hydrogel vorliegt. Mit den wasserbasierten
Hydrogelen lässt
sich das erfindungsgemäße Beschichtungssystem
am einfachsten und effektivsten realisieren. Bedingt durch den hohen
Wassergehalt lassen sich Hydrogele problemlos mit hydrophilen Substanzen,
die als Reaktionspartner in Frage kommen, beladen, und die mit der
Reaktion einhergehenden Diffusionsprozesse können rasch ablaufen. Zudem
können
eine Vielzahl von Polymerarten nicht nur als Gele, sondern auch
in Form von Hydrogelen zur Verfügung
gestellt werden. Das polymere Netzwerk besitzt in der Regel hydrophile
Gruppen, um das Polymer mit einer Hydrophilie auszustatten. Das
polymere Netzwerk kann durch kovalente Verknüpfungen der Polymeren, aber
auch über
elektrostatische, hydrophobe und/oder Dipol/Dipol-Wechselwirkungen
zwischen einzelnen Segmenten der Polymerketten aufgebaut sein. Das
polymere Netzwerk kann dreidimensional oder in Form von interpenetrierenden
oder semi-interpenetrierenden Netzwerken (IPN oder SIPN) aufgebaut sein. Ferner
können
an sich als Hydrogele vorliegende polymere Substanzen chemisch modifiziert
werden, z. B. um über
eine erhöhte
Vernetzungsdichte die Stabilität
und die Biodegradation beeinflussen zu können.
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Als
Substanzen, die für
die Bildung des quellbaren, polymeren Netzwerks geeignet sind, kommen
zum Beispiel Polysaccharide oder Polysaccharidderivate, Proteine
oder proteinartige Produkte, Polyurethane, Polyurethan/Polyharnstoffe
oder Polyester-Polyurethan/Polyharnstoffe, Silikone, anionische
oder kationische Polyelektrolyte, Poly(meth)acrylate oder Poly(meth)acrylsäure-Derivate
oder Kombinationen der genannten Substanzen in Betracht.
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Geeignete
Polysaccharide sind z. B. Alginsäure
oder Alginat, Agar-Agar und/oder Cellulose und Cellulosederivate.
Geeignete Cellulosederivate sind Hydroxyalkylcellulose, z. B. Hydroxymethyl-
oder Hydroxypropylcellulose, und Hydroxyalkylcelluloseether. Bevorzugtes
Polysaccharid ist Alginsäure
bzw. Alginat, insbesondere Agar-Agar.
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Geeignete
Proteine oder proteinartige Produkte sind z. B. Gelatine oder quellbares
oder sauer lösliches
Kollagen, insbesondere solche, die thermoreversible Hydrogele bilden
können
oder durch pH-Änderungen
ausfüllbar
sind. Geeignete synthetische Polymermaterialien sind z. B. Polyvinylalkohol,
dessen wässrige Lösungen sich
durch Abkühlen
zu einem Hydrogel verfestigen lassen.
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Geeignete
Poly(meth)acrylate oder Poly(meth)acrylsäure-Derivate sind z. B. Hydroxyalkyl(meth)acrylat
und Poly(N-alkylacrylamid)
mit jeweils kurzkettiger Alkylgruppe wie Methyl, Ethyl, n-Propyl oder
iso-Propyl.
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Das
zu beschichtende Polymermaterial kann nach Wunsch weitere nützliche
Substanzen einschließen,
die durch die anschließende
Reaktion der Reaktionspartner jedoch vorzugsweise in ihrer Funktion
nicht beeinträchtigt
oder modifiziert werden. Zur Erhöhung
der Festigkeit können
Füllstoffe
eingeschlossen werden, die gegebenenfalls biodegradierbar sein können. Ferner
kann das zu beschichtende Polymermaterial mindestens eine pharmazeutisch
wirksame und/oder mindestens eine biologisch wirksame Substanz enthalten.
Durch Einschluss pharmazeutischer Substanzen können sehr effizient Wirkstoffträger erzeugt
werden und mit nützlichen
Eigenschaften ausgestattet werden, z. B. für eine – bedingt durch die erfindungsgemäße Beschichtung – verzögerte Freisetzung
des Wirkstoffs, oder für
eine – bedingt
durch die Wahl geeigneter, ggf. als zweitem Recktand eingesetzter
Substanzen für
die Beschichtung – zielgerichtete
Therapie im Sinne eines "Drug
Targetings". Weitere
bevorzugte Beispiele von pharmazeutisch/biologisch wirkenden Substanzen,
die eingeschlossen werden können,
stellen Wachstumsfaktoren und Cytokine dar, die je nach Wunsch einen
künstlichen
Gewebeaufbau ("Tissue
Engineering") fördern können. Ferner
können
vorteilhaft zum Zwecke des "Tissue
Engineering" lebende
Zellen, die pflanzlichen, tierischen und vor allem menschlichen
Ursprungs sein und z. B. aus Zellkulturen stammen können, in
das zu beschichtende Polymermaterial eingeschlossen werden. Insbesondere
Hydrogele, die gegebenenfalls geeignete Nähr- oder Kulturmedien in der
Polymermatrix enthalten können, sind
aufgrund der fehlenden oder geringen Toxizität sowie der guten Aufnahmefähigkeit
von lebenden Zellen für
diesen Zweck gut geeignet.
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Der
in der flüssigen
Phase eingesetzte zweite Reaktionspartner wird in einer bevorzugten
Ausführungsform
so gewählt,
dass nicht nur die Beschichtung erzeugt, sondern dass mit dessen
Hilfe gleichzeitig die Zelladhäsion
und/oder die Biokompatibilität
des Polymermaterials gefördert
wird. Zu diesem Zweck stehen eine Reihe von Substanzen zur Verfügung, die
die gewünschte(n)
Funktione(n) erfüllen
können
und gleichzeitig an einer geeigneten Reaktion mit dem im Polymermaterial
gespeicherten ersten Reaktanden teilnehmen können. Dazu können allein
oder in Kombination eingesetzt werden: Proteine wie z. B. Kollagen,
Elastin und Keratine, bevorzugt Glycoproteine wie z. B. Fibrinogen,
Fibronektin und Laminin, Proteoglycane, Mucopolysaccharide (Glucosaminoglucane)
wie Hyaluronsäure
(Hyaluronan), Heparin und Chondroitinsulfat, Polyuronide wie z.
B. Alginsäure
oder Alginat, Mineralienbildner wie z. B. Phosphat oder Hydrogenphosphat
oder den Derivaten der genannten Substanzen.
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Am
meisten bevorzugt wird der Einsatz von Fibrinogen. Nach Beladung
des Polymermaterials mit Thrombin und Calciumionen führt dieses
Beschichtungssystem zur Bildung einer festen Fibrinschicht mit ausgezeichneter
Haftung mit dem Polymermterialträger.
Dieses System kann weiter verbessert werden, indem Aprotinin als
Stabilisator zusammen mit dem Fibrinogen verwendet wird. Dadurch
kann die Beschichtungsreaktion besser kontrolliert werden.
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Der
für die
Bildung der Beschichtung ablaufende Reaktionstyp hängt in erster
Linie von der Wahl der Reaktionspartner ab. Dabei können für einen
gewünschten
Reaktionstyp die Reaktionspartner zum Beispiel so gewählt werden,
dass als Reaktion eine Polyelektrolytkomplexierung, eine chemische,
enzymatische oder biochemische Vernetzung, eine Ausfällung, eine
durch pH-Änderung
vermittelte Reaktion, eine Polymerisation (z. B. radikalische Polymerisation
von Hydroxyethylmethacrylsäure)
oder eine Redoxreaktion stattfindet.
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In
der nachfolgenden Tabelle 1 werden mögliche Ausgestaltungen der
Beschichtungsreaktion sowie Beispiele für jeweiligen Reaktanden genannt: Tabelle 1
Reaktionstyp | erster
Recktand (zur Beladung) | zweiter
Recktand (in flüssigem Medium) |
|
Polyelektrolytkomplexierung | a)
mehrwertige Kationen, z. B. Ca2+, Mg2+, Zn2+, Fe3+ oder Al3+, vorzugsweise
Ca2+ | a)
anionischer Polyelektrolyt, z. B. Alginsäure, Hyaluronsäure, (Meth)Acrylsäure oder
deren Salze, etc. |
b)
mehrwertige Anionen, z. B. (Hydrogen-)Phophat, etc. | b)
kationischer Polyelektrolyt, z. B. Chitosan, Polyethylenimin, etc. |
Enzymatische
oder biochemische Vernetzung | Thrombin
+ Ca2+ | Fibrinogen |
Ausfällung | Lösliche Salze,
z. B. Phosphate, Sulfate (z. B. Alaun), Carbonate | Proteine,
die, ggf. in Gegenwart von mehrwertigen Kationen wie Ca2+,
denaturieren |
PH-Änderungen | a)
Säurelösung (z.
B. Salzsäure | a)
Hyaluronsäure-
und/oder Alginsäure,
basische Caseinlösung |
b)
Alkal. Lösung
(z. B. Natronlauge) | b)
Chitosan oder Kollagen |
Redoxreaktionen | a)
Oxidationsmittel | a)
wird oxidiert und beschichtet |
b)
Reduktionsmittel, z. B. Thiosulfatlösung | b)
wird reduziert und beschichtet, z. B. Silbersalzlösung (diese
Beschichtung verhindert Zelladhäsion
so gut wie vollständig
und wirkt keimtötend) |
Polymerisation | Fe2+-Lösung | wässrige Lösung von
Hydroxyethyl-methacrylat (HEMA) mit Wasserstoffperoxid als Initiator |
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Das
Prinzip des erfindungsgemäßen Konzepts
der Beschichtung wird nachfolgend beispielhaft anhand einer Polyelektrolytkomplexierung
unter Bezugnahme auf 1A bis 1F beschrieben:
Zunächst wird
ein Objekt mit gequollenem Polymermaterial 1, z. B. ein
Hydrogel, das ein polymeres Netzwerk 1a und eine Matrix
des Quellungsmittels 1b umfasst, bereitgestellt (1A).
Dann wird das Objekt in eine Lösung
des ersten Reaktanden 2, z. B. Ca-Ionen als mehrwertigem
Kation, eingetaucht (1B), wonach dieser erste Recktand
in die Matrix des Polymermaterials eindiffundieren kann (1C).
Nach einer ausreichenden Dauer zur möglichst vollständigen Beladung
des Polymermaterials mit dem ersten Reaktanden wird das Objekt 1 mit
dem zweiten Reaktanden 3, z. B. Alginat und/oder Hyaluronat
als Polyelektrolyten, in flüssiger
Phase in Kontakt gebracht (1D). In
dieser Phase diffundiert der erste Recktand aufgrund seiner hohen
Mobilität relativ
rasch zur Phasengrenze und bildet dort das Reaktionsprodukt, welches
im Falle eines komplexierten Polyelektrolyten wasserunlöslich ist
und sich als eine stabile Beschichtung 4 niederschlägt (s. 1E und
F). Die an der Oberfläche
ablaufende Reaktion lässt
sich leicht am Lichtmikroskop verfolgen.
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2 zeigt
anhand einer mikroskopischen Aufnahme das Resultat einer solchen
Beschichtung (Agar-Agar-Hydrogel als Polymerobjekt; Ca-Ionen als
erster Recktand und Alginat/Hyaluronat als Polyelektrolyt, hergestellt
gemäß dem unten
beschriebenen Beispiel 1). Es liegt eine vollständige homogene Beschichtung
des Polymerobjekts 1 vor. Das Produkt der Reaktion hat
sich an und in der Nähe
der Grenzfläche 1c des Hydrogels
herausgebildet und bietet Gewähr
für eine
feste Haftung der Beschichtung. Ferner hat sich durch die Beschichtung 4 eine
charakteristische, unregelmäßige Oberflächenstruktur
herausgebildet. Es wird vermutet, dass dies durch Diffusionskanäle hervorgerufen
wird, die sich während
der Reaktion ausbilden.
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Das
erfindungsgemäß beschichtete
Polymermaterial ist üblicherweise
ein dreidimensionales Objekt. Die Form des Objekts kann wie bereits
erwähnt
je nach Bedarf und Anwendung gestaltet werden. Dreidimensionale
Objekte können
vorteilhaft als Wirkstoffträger,
insbesondere als Zellträger
oder Implantate verwendet werden, um die infolge der Beschichtung
erzielte ausgezeichnete Biokompatibilität sowie Adhäsionsfähigkeit gegenüber lebenden
Zellen auszunutzen.
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Geeignete
Verfahren zur Herstellung gewünschter
dreidimensionaler Objekte von Polymermaterialien stellen zum Beispiel
das Gussformen, wie etwa für
Knorpelersatz gegossene Pasten oder Hydrogele, oder die Schichtbildung
von Hydrogelen zur Erzeugung künstlicher
Haut dar (s. z. B. G. B. Stark et al., Biological Matrices and Tissue
Reconstruction, Springer Publ., Berlin, 1998). Häufig besteht ein Bedarf, unabhängig von
Formungsprozessen dreidimensionale Gerüste auszubilden, etwa um organ-ähnliche
Strukturen aufzubauen oder um bessere Träger für kultivierte Zellen zu erhalten.
Zu diesem Zweck sind Zelleinschlusstechniken im Mikrometermaßstab entwickelt
worden (s. W. M. Kuhtreiber et al., Cell encapsulation technology
and therapeutics, Birkhäuser,
Boston, 1998). Ferner bietet die "Rapid Prototyping" (RP) Technologie ein computerunterstütztes System
zur maßgeschneiderten
Generierung dreidimensionaler Objekte, insbesondere unter Ausnutzung
des "Free Form Fabrication" (FFF) Prozesses
(s. Wohlers Report 2000, Rapid Prototyping & Tooling State of the Industry, Annual
Worldwide Progress Report, T. Wohlers, Wohlers Associates, Inc.,
Fort Collins, Colorado, 2000; und E. Sachs et al., Journal of Engineering
for Industry, Vol. 144, 481–488
(1992)).
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In
einer bevorzugten Ausführungsform
der Erfindung wird das dreidimensionale Polymermaterial-Objekt mittels
dem sogenannten 3D-Plotverfahren gebildet. Dieses Verfahren wurde
in der
DE 100 18 987
A1 sowie von R. Landers und R. Mülhaupt in Macromol. Mater.
Eng. 282, 17–22
(2000) beschrieben. Das Prinzip einer Vorrichtung, die zur temperaturabhängigen Gelierung
geeignet ist, ist in
4 gezeigt. Eine doppelwandige
Kartusche
47 wurde mit einem Thermostaten mit Ein- bzw.
Ausgängen
46a/
46b gekoppelt,
um Temperaturen von bis 100°C
einstellen zu können.
Ein Dispenser
40 ist mit einer Ausstoßöffnung
44, die isolierend
oder mit elektrischem Heizelement ausgestaltet sein kann, und einer
Einrichtung
45 zum Aufbau eines Überdrucks (z. B. Druckluft)
ausgestattet. In der Kammer des Dispensers ist eine gelierbare Polymerlösung als
das Plottingmaterial
41 enthalten. Das Plotten des Polymermaterials
wird unter geeigneten Bedingungen des angelegten Drucks und der
Temperatur in ein nicht gasförmiges, üblicherweise
ein flüssiges
Plotmedium
43 ausgeführt. Relevante
Parameter für
das dreidimensionale Plotten sind ferner das thermische Verhalten
des Plotmaterials, dessen Viskosität, dessen Quellneigung im Plotmedium
sowie dessen Dichte. Im Falle von thermoreversiblen Hydrogelen ist
die Temperatur des Polymer-Plotmaterials
41 in ausreichendem
Maße oberhalb
und diejenige des Plotmediums
43 auf einen Bereich unterhalb
der Geliertemperatur des Hydrogels eingestellt. Die Gelierung des
Plotmaterials in dem Medium sollte in Abhängigkeit der die Ausstoßöffnung verlassende
Menge an Plotmaterial, der Bewegungsgeschwindigkeit des Plotkopfes
und der gewünschten
Dicke der Strangschicht für kurze
Dauer hinausgezögert
werden, um eine Verschmelzung mit der darunter liegenden Strangschicht
zu ermöglichen.
Das Medium
43 sollte in etwa dieselbe Dichte wie das Plotmaterial
41 aufweisen,
um Gravitationskräfte,
die ansonsten zu einem Zusammenbrechen der überhängenden Bereiche führen können, durch
ausreichende Auftriebskräfte
zu kompensieren. Das Medium
43 kann z. B. ein wässriges
Medium sein und geeignete Zusätze
enthalten, um die Viskosität
und die Dichte des Plotmediums einzustellen. Die Diffusion der polymeren
Ketten des Plotmaterials in das Plotmedium sollte verhindert werden.
Die kann erreicht werden, indem die Gelierung ausreichend schnell
ablaufen gelassen wird, oder indem ein für das Polymere unlösliches
Plotmedium gewählt
wird.
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Auf
diese Weise können
gewünschte
dreidimensionale Objektstrukturen wie Gerüste aus Hydrogelsträngen 42 auf
einem Hilfsträger 48,
z. B. einer sandgestrahlten Metallplatte, aufgebaut werden. Zu diesem Zweck
ist der Plotkopf des Dispensers dreidimensional beweglich, wie durch
die Pfeilrichtungen demonstriert. Wie in 5 näher gezeigt
kann der Strangverlauf durch computergesteuerte Bewegung des Dispenders
festgelegt werden mit einer in erster Linie vom gewählten Innendurchmesser
der Ausstoßöffnung des
Dispensers abhängenden
Strangdicke, die z. B. im Bereich von 50 bis 1 000 μm, bevorzugt
von 50 bis 500 μm
und weiter bevorzugt von 100 bis 200 μm liegt. Über die Dicke der Polymerstränge sowie über die
apparativ festzulegenden Wiederholungsabstände d2 und d3 des Strangverlaufs
kann die Makroporengröße, d. h.
die durchschnittliche Größe der zwischen
den Strängen
sich herausbildenden Poren auf einen gewünschten Wert eingestellt werden.
Im Sinne einer guten Zellbesiedlung sowie einer guten Zufuhr von
Nährstoffen
und Abfuhr von verbrauchtem Material wird der durchschnittliche
Porendurchmesser der Makroporen im dreidimensionalen Gerüstobjekt
auf einen Bereich von 10 bis 1000 μm, vorzugsweise von 200 bis
400 μm eingestellt.
Es ist ferner von Vorteil, wenn das dreidimensionale Objekt Mikroporen
mit durchschnittlichem Porendurchmesser im Bereich bis 50 μm, z. B.
von 10 bis 50 μm
und bevorzugt von 25–40 μm aufweist.
Solche Mikroporen können
im erfindungsgemäßen System
der quellbaren polymeren Materialien ohne weiteres durch die Extraktionstechnik hergestellt
werden. Dazu werden dem Polymermaterial ergänzend Porenbildner wie Cholinsäure oder
dem Zeinprotein aus Mais zugesetzt, die vor oder nach der Beschichtung
aus dem Polymermaterial mit einem geeigneten Lösungsmittel, z. B. 70%-igem
Ethanol herausextrahiert bzw. herausgelöst werden.
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Die
Herstellung der dreidimensionalen Gestalt kann vor der erfindungsgemäßen Beschichtung
erfolgen. Im Sinne einer besseren Verfahrensökonomie ist es jedoch möglich, den
3D-Plottingprozess
so auszugestalten, dass gleichzeitig die erfindungsgemäß gewünschte Beschichtungsreaktion
in einem Schritt mit dem Plottingprozess abläuft. In diesem Fall sind in
dem In 4 gezeigten Plotmaterial 41 bereits der
erste Reaktand und im flüssigen
Plotmedium 43 bereits der zweite Reaktand der beabsichtigten
Beschichtungsreaktion enthalten. Der für das Plotmaterial gewählte Zusatz
braucht nicht, kann aber gleichzeitig die Funktion des zweiten Reaktanden
erfüllen.
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Vor
einer gewünschten
Zellbesiedlung sollte das erfindungsgemäß beschichtete Objekt sterilisiert
werden, z. B. durch Behandlung in 70%-igem Ethanol. Dies kann im
Fall des Einsatzes von Porenbildnern gleichzeitig in einem Schritt
mit der Extraktion erfolgen. Vor der Inkubation mit den zu besiedelnden
Zellen wird das Ethanol entfernt, indem das Objekt in Kulturmedium
gelegt wird.
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3A zeigt
einen Teil eines Gerüsts
eines dreidimensionalen Hydrogels mit der erfindungsgemäßen Beschichtung.
An diese Beschichtung des Hydrogels wurden mit guter Effizienz adhärente Zellen
aus einer Zelllinie, hier Fibroblasten, angeheftet. 3B stellt
einen mit den Zellen behafteten Hydrogelstrang in einer höheren Vergrößerung dar.
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3C zeigt
eine elektronenmikroskopische Aufnahme mit einem ESEM ("Environmental Scanning Electron
Microscope").
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Die
Erfindung wird nachfolgend anhand von Beispielen näher erläutert, die
die Erfindung jedoch nicht einschränken sollen.
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Beispiel 1
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1. Herstellen des Polymermaterials
als dreidimensionales Objekt
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Mittels
der Technik des 3D-Plottens wurden dreidimensionale Träger wie
in der
DE 100 18 987
A1 sowie wie von R. Landers und R. Mühlhaupt in Micromol. Mater.
Eng. Vol. 282, 17–22
(2000) beschrieben hergestellt. Mit einem in
4 schematisch
dargestellten 3D-Plotter wurde ein aus einem Strang des Polymermaterials
gebildetes Gerüst
wie in
5 schematisch gezeigt aufgebaut. Die Ausstoßöffnung des
3D-Plotters wies
eine Spitze aus Cyanacrylat mit einer inneren Beschichtung von PTFE
(Teflon) auf. Der innere Durchmesser der Ausstoßöffnung betrug 150 μm, der auf
das Plotmaterial ausgeübte Überdruck
betrug 2,10 × 10
5 Pa, und die Bewegungsgeschwindigkeit des
Plotkopfes betrug 17,00 mm/s, wobei an den Kanten des Übergangs von
einer Lage zur nächsten,
darüberliegenden
Lage einer Verzögerungsdauer
von 0,10 s eingestellt wurde. Die Wiederholungseinheiten d2 und
d3 betrugen 1,00 mm bzw. 0,30 mm. Es wurden 30 Strangschichten aufgebaut.
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Als
Polymermaterialien wurden thermoreversible Hydrogele erzeugt. Im
Beispiel 1 wurde Agar-Agar als Material eingesetzt, welches als
5 Gew.%-ige, auf 70°C
erwärmte
Lösung
in eine 4,5 Gew.%-ige, 20°C
kalte Gelatinelösung
geplottet wurde. Der dosierte Agarstrang erstarrte kurz nach dem Verkleben
mit der vorherigen Schicht, wodurch ein poröses 3D-Gerüst
mit einer Porosität
von 35 bis 45% erhalten wurde.
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2. Beschichtung des Polymermaterials
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Der
so hergestellte, dreidimensionale Hydrogelträger wurde zunächst für eine Stunde
in eine 5 M wässrigen
CaCl2-Lösung
gelegt. Nach erfolgter Diffusion der Ca++-Ionen
in das Hydrogel wurde das Objekt dreimal rasch mit demineralisiertem
Wasser gewaschen und anschließend
in eine Lösung
gelegt, die 0,01 g/l Hyaluronsäure
(Natriumsalz) und 0,01 g/l Alginsäure (Natriumsalz) enthielt.
Nach einem ausreichenden Wachstum der durch Komplexierung des Polyelektrolyten
mit den Kalziumionen sich bildenden Beschichtung, welche sich gut
im Lichtmikroskop verfolgen ließt,
wurde die Beschichtungsreaktion durch erneutes Abspülen mit
demineralisiertem Wasser gestoppt.
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Die
Beschichtung war über
die Oberfläche
der Polymerstränge
gleichmäßig verteilt.
Andererseits war die Oberflächenbeschaffenheit,
besonders im Bereich der größeren Dicken,
unregelmäßig und „fellartig". Die Dicke der Beschichtung
lag zwischen 5 und 40 μm.
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3. Anheftung von Zellen an
das beschichtete Polymermaterial
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Das
so beschichtete dreidimensionale Gerüst wurde zunächst in
70%igem Ethanol (drei Stunden) sterilisiert und dann nochmals für drei Stunden
zur Entfernung des Ethanols in normales Kulturmedium gelegt. Zwei
Zellarten wurden auf die Hydrogel-Gerüste
gesät,
zum einen eine humane Osteosarkoma-Zelllinie (CAL-72) und zum anderen
Maus-Fibroblasten (beide Zellarten sind von der DSMZ, Braunschweig,
Deutschland, erhältlich).
Die Kultivierung der Zellen erfolgte in Vertiefungen von Mikrotiterplatten
in 100 μl
Zellmedium, wobei 1 × 104 Zellen pro Vertiefung eingebracht wurden.
Das Medium für
die Fibroblasten bestand aus RPMI 1640 (Gibco Life Technologies,
Inc., Grand Island; NY, USA) mit 5% fötalem Kälberserum (FCS, PAA), 2% HEPES
(Gipco Life) sowie den Antibiotika Penicillin (100000 U/l) und Streptomycin
(100 mg/l) (beide erhältlich von
Seromed, Berlin, Deutschland). Das Medium für die Osteosarkoma-Zelllinie
bestand aus Dulbecco-modifiziertem Eagles-Medium (DMEM, Gibco Life)
mit 10% fötalem
Kälberserum,
2% HEPES, den Antibiotika Penicillin (100000 U/l) und Streptomycin
(100 mg/l) (beide von Seromed) sowie dem Insulin/Transferrin/Natriumselenit-Kulturzusatz
(erhältlich
von Sigma, St. Louis, USA). Die Kultivierungen erfolgten für 48 Stunden
in feuchter Atmosphäre
mit 5% CO2 bei 37°C in einer Inkubationskammer
(Heraeus, Hanau, Deutschland).
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Zur
Analyse der Zellproliferationsfähigkeit
und Zytotoxitität
wurde der EZ4Y-Ansatz (erhältlich
von Biomedica, Wien, Österreich)
angewandt. Diesem Test liegt die Fähigkeit lebender Zellen zugrunde,
das farblose bzw. leicht gefärbte
Tetrazoliumsalz durch interzelluläre, intakte Reduktionssysteme
in das reduzierte, intensiv gefärbte
Formazan umzuwandeln. Die Mengen an entwickelter Farbe, die sich
mittels Äbsorption
bei einer Wellenlänge
von 540 nm bestimmen läßt, korreliert
dabei mit der Anzahl lebender Zellen in einer Probe.
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Die
Untersuchungen ergaben eine sehr gute Zellbesiedlung der dreidimensionalen,
beschichteten Träger.
Die Zellbesiedlungseffizienz mit vitalen Zellen variierte bei beiden
Zellarten zwischen 20 und 35% der ursprünglich eingesetzten Zellen.
Diese Werte sind für
praktische Zwecke gut angesichts der kurzen Verdopplungszeiten der
verwendeten Zellen (Fibroblasten: 24 Stunden, Sarkomazellen: 50
Stunden).
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Vergleichsbeispiel 1
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Beispiel
1 wurde wiederholt, ohne jedoch das Hydrogel-Polymermaterial mit Hyaluronat/Alginat
zu beschichten. Herstellungsbedingt war die Oberfläche des
Hydrogels glatt. In diesem Fall wurde nach dem Auftropfen der Zellsuspensionen
auf den 3D-Träger
keine Anhaftung von Zellen beobachtet (im Gegensatz zu Bakterien
heften sich eukaryotische Zellen nicht ohne weiteres an Agar-Agar
an). Die Zellen sanken durch die Poren des Gerüstes hindurch.
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Vergleichsbeispiel 2
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Beispiel
1 wurde wiederholt, wobei jedoch anstelle der erfindungsgemäßen Beschichtung
ein Beschichtung hergestellt, indem das Gerüstobjekt von einer gerade gelierenden
Fibrinogen-Thrombin-Lösung übergossen
wurde.
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Im
Ergebnis wurde keine gleichmäßige Beschichtung
erzielt. Teilweise waren die für
die Perfusion des Nährmediums
nötigen
Poren des 3D-Trägers
vollständig
verklebt, während
die Beschichtung andere Stellen nicht erreichte.
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Für die Beispiele
2 bis 9 wurden dünne
Scheiben eines Agarhydrogels den beschriebenen Beschichtungen unterworfen.
Beispiel 3 ist daher ähnlich
Beispiel 1.
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Beispiel 2
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Die
Objekte aus Hydrogel wurden für
15 Minuten in 1 M CaCl2-Lösung
eingetaucht, 10 × mit
demineralisiertem Wasser abgespült,
und anschließend
in eine Lösung
mit 1 Gew.-% Alginat zur Beschichtung eingetaucht.
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Die
Beschichtungsreaktion lief sehr schnell ab, und es bildete sich
eine feste und milchig durchscheinende Beschichtung.
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Beispiel 3
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Die
Objekte aus Hydrogel wurden für
15 Minuten in 1 M CaCl2-Lösung
eingetaucht, dann 7 × mit
demineralisiertem Wasser abgespült
und anschließend
für 2 Minuten
zum Beschichten in eine Lösung
eingetaucht, die 0,25 Gew.-% Hyaluronat und 0,25 Gew.-% Alginat
enthielt.
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Es
bildete sich eine milchige, durchscheinende Beschichtung, die im
Vergleich zu Beispiel 2 zwar eine etwas geringere Festigkeit, jedoch
eine bessere Haftung zum Hydrogelobjekt 'hatte. Ferner zeigte sich eine geringere
Schrumpfung der Beschichtung im Vergleich zu Alginat allein. Das
beschichtete Hydrogel eignete sich gut für Zellkulturen.
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Beispiel 4
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Die
Objekte aus Hydrogel wurden in einer Lösung von Thrombin und Calcium
(76 mg Thrombin (bovin) und 59 mg CaCl2 × 2 H2O in 10 ml isotonischer NaCl-Lösung), dann
6 × mit
demineralisiertem Wasser abgespült
und schließlich
5 Minuten in eine Fibrinogen/Aprotinin-Lösung (870 mg Fibrinogen (bovin)
und 1,6 mg Aprotinin in 20 ml isotonischer NaCl-Lösung) eingetaucht.
Die Beschichtungsreaktion lief schnell und gut kontrollierbar ab.
Es bildete sich eine weiße
Beschichtung mit ausgezeichneter Haftung zum Hydrogelträger, die keine
Schrumpfung zeigte. Das zugesetzte Aprotinin stabilisierte das Fibrinogen
und begrenzte die Fibrinbildung auf die Grenzfläche zwischen Hydrogel und wässriger
Lösung.
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Beispiel 5
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Die
Objekte aus Hydrogel wurden 15 Minuten in Alaun-Lösung (0,125
M Kaliumaluminiumsulfat-Lösung)
eingetaucht, 3 × mit
demineralisiertem Wasser abgespült
und anschließend
für 5 Minuten
in 30 Gew.%-iger Eiweißlösung (Hühnerei)
eingetaucht.
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Es
bildete sich eine feste Beschichtung aus weißem, denaturiertem Eiweiß.
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Beispiel 6
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Die
Objekte aus Hydrogel wurden 15 Minuten in 1 M Salzsäurelösung eingetaucht,
dann 3 × mit
demineralisiertem Wasser abgespült
und anschließend
5 Minuten in 30 Gew.%-iger Eiweißlösung (Hühnerei) eingetaucht.
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Es
bildete sich eine weiße
Beschichtung mit ausfallendem Eiweiß aus. Die Haftung gegenüber dem Substrat
war im Vergleich zur Verwendung von Alaun gemäß Beispiel 5 besser.
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Beispiel 7
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Die
Objekte aus Hydrogel wurden 15 Minuten in 1 M Salzsäure eingetaucht,
3 × mit
demineralisiertem Wasser abgespült
und anschließend
für 5 Minuten
in 0,5 Gew.%-iger Hyaluronsäure-Lösung eingetaucht.
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Es
bildete sich eine transparente Beschichtung, die eine gute Haftung
gegenüber
dem Träger
aufwies.
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Beispiel 8
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Die
Objekte aus Hydrogel wurden 15 Minuten in 1 M-HEPES-Lösung eingetaucht,
3 × mit
demineralisiertem Wasser abgespült
und anschließend
für 5 Minuten
in 1 Gew.%-iger Kollagen-Lösung
in Salzsäure
(pH = 2) eingetaucht.
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Beispiel 9
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Die
Objekte aus Hydrogel wurden 15 Minuten in 1 M CaCl2-Lösung eingetaucht,
3 × mit
demineralisiertem Wasser abgespült
und anschließend
für 3 Minuten
in 0,5 M Na2PO4-Lösung eingetaucht.
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Es
entwickelte sich sehr rasch eine Beschichtung aus weiß ausfallendem
Calciumphosphat.