DE10118254A1 - Pulverspritzverfahren keramischer und/oder metallischer Pulver - Google Patents
Pulverspritzverfahren keramischer und/oder metallischer PulverInfo
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Abstract
Bei einem Pulverspritzverfahren für die Herstellung von Bauteilen nahezu beliebiger komplexer Geometrie werden die Verfahrensschritte des Aufbereitens eines Pulvers und eines Binders für ein Spritzgießen, des Pulverspritzens für die Erstellung eines Grünlings, des Fügens von wenigstens zwei Grünlingen zu einem Gesamtgrünling, des Debinderns des Gesamtgrünlings für das Erstellen eines Gesamtbraunlings und des Sinterns des Gesamtbraunlings durchgeführt.
Description
Die Erfindung betrifft ein Pulverspritzverfahren, auch als
Pulverspritzgießverfahren häufig bezeichnet, keramischer
und/oder metallischer Pulver.
Keramik- oder metallgefüllte Kunststoffe werden heute in
zunehmendem Maße zur Herstellung von Sinterbauteilen
eingesetzt, wobei der Kunststoff die Aufgabe hat, eine
Verarbeitung auf gängigen Spritzgießmaschinen zu ermöglichen.
Das Pulverspritzgießverfahren eignet sich im besonderen Maß
für die Serienfertigung keramischer oder auch metallischer
Bauteile. Dies gilt aufgrund der sehr guten
Automatisierbarkeit vor allem dann, wenn die Bauteile in
großen Stückzahlen hergestellt werden sollen.
Anwendungsbeispiele dieser Keramik- oder Metallbauteile
finden sich in der Medizintechnik, der Luft- und
Raumfahrttechnik, in der Automobil- und Elektroindustrie.
Dem eigentlichen Pulverspritzverfahren geht der
Verfahrensschritt voran, daß keramische und/oder metallische
Pulver in einer Aufbereitungsphase mit einem Binder zu
mischen bzw. die Pulverpartikel in einem Binder
einzuschließen sind. Hierbei finden regelmäßig
thermoplastische Binder zumeist auf Polyolefin- oder
Polyacetat-Basis Verwendung. Ein so mit ca. 70 Vol.-%
hochgefüllter Kunststoff kann in einem üblichen
Spritzgießverfahren verarbeitet werden. Der hierbei erhaltene
Grünling wird in einem darauf folgenden Schritt von dem
Binder befreit, der nur ein temporäres Hilfsmittel für den
Spritzgießprozess darstellt. Beispielsweise wird in dieser
sogenannten Debinderphase der Grünling über ein vorgegebenes
Temperaturprogramm auf ca. 600°C erhitzt, wodurch der
Kunststoff ausgetrieben wird. Der so erhaltene Braunling auf
keramischer und/oder metallischer Basis wird dann bei
Temperaturen von bis zu 1800°C gesintert, wodurch ein
kompaktes keramisches/metallisches Bauteil einer Dichte von
98% bis 99% des theoretischen Wertes des eingesetzten
Grundmaterials erhalten wird.
Allerdings eignen sich die bekannten Spritzverfahren
lediglich für einfache Geometrien. Beispielsweise sind
größere Hinterschneidungen und andere geometrische komplexe
Bauteile in einem Spritzgießprozess nur bedingt herstellbar
und falls überhaupt möglich, nur mit erheblichem Aufwand. So
beschreibt beispielsweise die DE 199 35 276 ein Verfahren zur
Herstellung komplex geformter Bauteile hoher Festigkeit und
Ducktilität durch Metallformspritzen von hochreinen
Titanlegierungen mit einer Sinterung unter einer
Schutzgasatmosphäre oder in einem Vakuum. Aus der DE 198 27 618
ist weiter bekannt, verlorene Kerne aus dem Material der
Binderkomponente für das Schaffen von Hohlräumen eines
Formteiles zu verwenden.
Weiter sind regelmäßig bei geometrisch komplexeren Bauteilen
Nachbearbeitungsschritte noch nötig, wobei insbesondere eine
spanende Bearbeitung aufgrund der hohen Festigkeit und des
spröden Werkstoffverhaltens gesinterter Bauteile aufwendig
ist.
Vor diesem technischen Hintergrund macht die Erfindung es
sich zur Aufgabe, ein Pulverspritzverfahren zur Verfügung zu
stellen, mit dem Bauteile nahezu beliebig komplexer Geometrie
herstellbar sind.
Zur Lösung dieser technischen Problematik wird gemäß des
Anspruchs 1 auf ein Pulverspritzverfahren keramischer
und/oder metallischer Pulver abgestellt, daß die
Verfahrensschritte
- - des Aufbereitens eines Pulvers mit einem Binder,
- - des Pulverspritzens für die Erstellung eines Grünlings,
- - des Fügens von wenigstens zwei Grünlingen zu einem Gesamtgrünling,
- - des Debinderns des Gesamtgrünlings für das Erstellen eines Gesamtbraunlings und
- - des Sinterns des Gesamtbraunlings.
aufweist.
Zwar weist das Pulverspritzverfahren nach der Erfindung
gegenüber den aus dem Stand der Technik bekannten Verfahren
einem zusätzlichen Verfahrensschritt auf, nämlich des Fügens
von wenigstens zwei Grünlingen zu einem Gesamtgrünling,
jedoch ist durch diese Maßnahme erreicht, daß eine komplexe
Geometrie durch eine Vielzahl einfacher, spritztechnisch
leicht zu erstellender Grünlinge zusammengesetzt wird. Dieser
zusammengesetzte Grünling wird in üblicher Weise einer
Debinderung und der Gesamtbraunling der üblichen Sinterung
unterzogen, um gesinterte Bauteile komplexer Geometrien
letztlich zu erhalten.
Überraschenderweise hat sich gezeigt, daß das Fügen der
wenigstens zwei Grünlinge kaum oder nur wenig, jedenfalls in
vernachlässigbarem Maß, Einfluß auf das gesinterte
Gesamtbauteil hat. Anders als bei nach dem Sinterprozess
hergestellten Verbindungen zwischen zwei gesinterten
Bauteilen für das Erstellen eines Gesamtbauteils liegen keine
Phasengrenzen oder Übergangsbereiche unterschiedlicher
Gefügeausbildungen zwischen den einzelnen Bauteilkomponenten
vor. Vielmehr kann nach dem erfindungsgemäßen Verfahren
erreicht werden, daß auch in den Fügebereichen nach dem
Sinterprozess eine nahezu homogene Materialausbildung erfolgt
ist.
Dies kann insbesondere dann erreicht werden, wenn der Binder
selbst für das Fügen herangezogen wird. Hierzu bieten sich
eine Vielzahl von Möglichkeiten an, die im wesentlichen durch
den verwendeten Binder bestimmt werden.
Eine mögliche Erklärung der Homogenität des gesinterten
Bauteiles mag darin liegen, daß beim Spritzgießverfahren
Metall- bzw. Keramikpulver und Binder weitestgehend
gleichmäßig verteilt ist und bei einem Fügen, d. h. dem
Zusammensetzen einzelner Bauteile zu einem gesamten, die
Homogenität von Binder und keramischen und/oder metallischen
Pulver nicht verändert wird. Nach dem Debindern und dem
Sintern entsteht damit der homogene Verbund.
Als Binder findet ein Kunststoff und/oder ein Wachs
entsprechend dem Stand der Technik Verwendung. Beide Binder
haben den Vorteil, daß ein Fügen durch Schweißen erfolgen
kann. Es kann das Schweißen in üblicher Weise thermisch
erfolgen, wobei die Fügeflächen insbesondere partiell erwärmt
und verbunden werden. Alternativ bieten sich als
Schweißverfahren Vibrations- und Ultraschallschweißverfahren
an, auch wenn der Grünling eine geringe Festigkeit von
2 N/mm2-3 N/mm2 aufweist und damit nur geringe Angleich-,
Fügedrucke und Schwingungsamplituden möglich sind.
Insbesondere bei Schweißverfahren der genannten Art kann
erreicht werden, daß im Bereich der Fügefläche das Pulver und
Binder weitestgehend homogen verteilt sind. Zwar lassen
mikroskopische Aufnahmen von Versuchen unter Verwendung
isochromatischen Lichtes eine Fügefläche zweier Grünlinge
gerade noch erahnen, jedoch ist in dem gesinterten Bauteil
die Schweißnaht nicht mehr erkennbar, so daß trotz des
Zwischenschrittes des Fügens von einem homogenen gesinterten
Bauteil gesprochen werden kann.
Eine Alternative zum Schweißen, bei dem eine unmittelbare
Verbindung zwischen Fügeteilen erzielt wird, ist ein Fügen
durch Kleben. Hierbei ist an ein Benetzen der Fügeflächen mit
insbesondere einen flüssigen bis pastösen Klebstoff gedacht,
der mit den Fügeflächen physikalische oder chemische
Bindungen eingeht, ohne das die Fügeflächen aufgeschmolzen
oder angelöst werden. Ein Kleben weist den Vorteil auf, daß
Unebenheiten aufgefüllt werden können, so daß ein Anpassen
der Fügeteile sowie ein Anpressen nicht unbedingt nötig ist.
Auch wird, da die Fügeteile nicht verformt werden, eine hohe
Maßhaltigkeit der Verbindung gewährleistet.
Geeignete Klebstoffe sind beispielsweise Epoxydharze, die für
eine einfache Applikation sowie zum Erreichen einer schnellen
Abbindung auch als reaktive Schmelzklebstoffe Verwendung
finden können. Thermoplastische Schmelzklebstoffe sowie
Dispersionsklebstoffe können gleichwohl zur Anwendung
gelangen. Es versteht sich von selbst, daß die Wahl der
Kleber mit einer geeigneten Behandlung der Fügeflächen
einhergeht, da insbesondere bei Bindern auf Wachs- oder
Polyolefin-Basis nur eine geringe Aktivität der Oberfläche
vorliegt.
Bei geeignet gewählten Bindern auf Kunststoffbasis kann ein
Fügen auch durch ein Anlösen der Oberflächen der Fügeflächen
durch ein Lösungsmittel erfolgen. Gegebenenfalls unter Druck
gefügt, entsteht eine enge molekulare Bindung im Bereich der
Fügeflächen. Ein solches Fügen kommt vorteilhafterweise ohne
jede weiteren Zusätze aus. Nach Ausdiffundieren des
Lösemittels können sich in der beschriebenen Weise die
Verfahrensschritte des Debinderns und des Sinterns
anschließen.
Da durch einen Klebstoff Unebenheiten auch ausgefüllt werden
können, hat es sich als zweckmäßig erwiesen, daß der Kleber
entsprechend dem Binder gefüllt ist, also entsprechend dem
Binder mit keramischen und/oder metallischem Pulver
aufbereitet wurde. Ziel ist es, eine Homogenität der
Verteilung des Pulvers auch über die Trennstelle zu
erreichen. So können im Debinderprozess keine trennenden
Hohlräume entstehen, vielmehr ist auch dann eine Homogenität
des Materials weitestgehend gewährleistet.
Durch das Verfahren nach der Erfindung ist es ermöglicht,
gesinterte Bauteile komplexer Geometrien vergleichsweise
einfach und kostengünstig zu erstellen.
Claims (8)
1. Pulverspritzverfahren keramischer und/oder metallischer
Pulver, aufweisend die Verfahrensschritte
- - des Aufbereitens eines Pulvers und eines Binder für ein Spritzgießen,
- - des Pulverspritzens für die Erstellung eines Grünlings,
- - des Fügens von wenigstens zwei Grünlingen zu einem Gesamtgrünling,
- - des Debindern des Gesamtgrünlings für das Erstellen eines Gesamtbraunlings und
- - des Sinterns des Gesamtbraunlings.
2. Verfahren nach Anspruch 1, daß der Binder für das Fügen
herangezogen wird.
3. Verfahren nach einem oder mehreren der vorangehenden
Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der Binder ein
Kunststoff ist.
4. Verfahren nach einem oder mehreren der vorangehenden
Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der Binder ein
Wachs ist.
5. Verfahren nach einem oder mehreren der vorangehenden
Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß das Fügen durch
Schweißen erfolgt.
6. Verfahren nach einem oder mehreren der vorangehenden
Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß das Fügen durch
Kleben erfolgt.
7. Verfahren nach einem oder mehreren der vorangehenden
Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß das Fügen durch
ein Anlösen des Binders erfolgt.
8. Verfahren nach einem oder mehreren der vorangehenden
Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß für ein für ein
Kleben der Grünlinge verwendeter Klebstoff entsprechend
dem Binder gefüllt ist.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE2001118254 DE10118254A1 (de) | 2001-04-11 | 2001-04-11 | Pulverspritzverfahren keramischer und/oder metallischer Pulver |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE2001118254 DE10118254A1 (de) | 2001-04-11 | 2001-04-11 | Pulverspritzverfahren keramischer und/oder metallischer Pulver |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE10118254A1 true DE10118254A1 (de) | 2002-10-17 |
Family
ID=7681333
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE2001118254 Withdrawn DE10118254A1 (de) | 2001-04-11 | 2001-04-11 | Pulverspritzverfahren keramischer und/oder metallischer Pulver |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE10118254A1 (de) |
Cited By (8)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
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-
2001
- 2001-04-11 DE DE2001118254 patent/DE10118254A1/de not_active Withdrawn
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