Die Erfindung betrifft ein Verfahren und Gerätesystem zum
Material- oder Gewebeabtrag oder zur Material- oder
Gewebebearbeitung und ist anwendbar in der Medizin und
Zahnmedizin sowie für verschiedenste Arten der
Materialbearbeitung in unterschiedlichen Anwendungsgebieten
und Modellarbeiten gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1.
Das erfindungsgemäße Verfahren und das Gerätesystem ist bei
spielsweise für das kontrollierte Anordnen und Führen von
Handstücken sowie die Zu- und Abschaltung, Regelung oder
Parameterisierung der Effektorenergie in der Chirurgie und
Zahnheilkunde zum optimalen Gewebeabtrag als Vorbereitung
für die Konservierung und das Inserieren von Implantaten,
Inlays und Onlays anwendbar. Es lassen sich auch Schnitte
mit hoher Präzision setzen.
Zum gegenwärtigen Zeitpunkt sind für den Gewebeabtrag in der
Medizin überwiegend Instrumente wie Bohrer, Fräsen und Sägen
im Einsatz, die in das Spannfutter eines medizinischen Hand
stücks eingesetzt werden. Vereinzelt kommen auch
Lasersysteme zum Einsatz, die Weich- und Hartgewebe trennen
und/oder abtragen können.
Beim Gewebeabtrag werden Gewebeschnitte, Gewebeöffnungen und
Gewebelöcher (Kavitäten) oder Durchgänge erzeugt, die
medizinischen Kriterien (z. B. Restgewebe ist tumorfrei,
bakterienfrei, nicht kariös, oder Restgewebe hat hohe
Festigkeit) und/oder weiteren Kriterien (z. B. die Geometrie
des entfernten Gewebes besitzt eine besondere Passform zum
Einfügen eines Gegenstücks) genügen sollen.
Es sind aus der Messtechnik Koordinatenmeßsysteme bekannt,
mit denen die Lage (Position und Orientierung) eines
Werkzeugs relativ zu einem Referenzkoordinatensystem
vermessen werden kann.
Es sind aus der computerassistierten Chirurgie medizinische
Navigationssysteme bekannt, mit denen die Lage (Position und
Orientierung) eines Instrumentes relativ zu Patientengewebe
angezeigt werden kann, nachdem das Gewebe registriert worden
ist.
Auch sind aus der roboterassistierten Chirurgie medizinische
Robotersysteme bekannt, mit denen die Instrumente von einem
Roboter auf vorgeplanten Bahnen bewegt werden können, damit
beispielsweise eine Bohrung an eine bestimmte Lage (Position
und Orientierung) gelangt oder eine Kavität ausgebohrt wird,
die eine besondere geometrische Form hat.
Weiterhin sind aus der roboterassistierten Chirurgie
medizinische Interaktionssysteme bekannt, bei denen die
Instrumente an einer passiven (aktiv bremsend) oder aktiven
(aktiv bewegend) Kinematik befestigt sind, jedoch vom Arzt
manuell durch direktes Führen des Instruments oder der
Kinematik innerhalb von definierten Volumen, auf definierten
Flächen und entlang definierter Bahnen (Geraden, Kurven)
bewegt werden können, um beispielsweise eine Bohrung an
einer bestimmten Lage (Position und Orientierung) zu setzen
oder eine Kavität auszubohren, die eine besondere
geometrische Form haben soll.
Ebenso sind aus der roboterassistierten Chirurgie
medizinische Telemanipulationssysteme bekannt, bei denen die
Instrumente an einer aktiven Kinematik (Slave-Manipulator)
befestigt sind, jedoch vom Arzt weitgehend über eine
angekoppelte Eingabekinematik (Master-Manipulator) manuell
innerhalb von definierten Volumen, auf definierten Flächen
und entlang definierter Bahnen (Geraden, Kurven) bewegt
werden können, um beispielsweise einer Bohrung an einer
bestimmten Lage (Position und Orientierung) zu setzen oder
eine Kavität auszubohren, die eine besondere geometrische
Form haben soll.
In der Zahnheilkunde sind Handscanner bekannt, die über
Streifenprojektion oder andere Verfahren ein 3D
Oberflächenmodell mit hoher Genauigkeit vermessen können.
Einem Arzt ist es bisher mit einem manuell geführten Instru
ment nicht möglich, Gewebeabtragungen so durchzuführen, dass
die Lage und/oder die Geometrie der Gewebeabtragungen vorab
oder dynamisch definierten medizinischen Kriterien (z. B. das
Restgewebe ist tumorfrei, bakterienfrei, nicht kariös, oder
Restgewebe hat hohe Festigkeit) oder geometrischen Kriterien
(z. B. das Restgewebe oder entnommene Gewebe besitzt eine be
sondere Passform zum Einfügen eines Gegenstücks) mit einer
hohen Güte entspricht.
Dies hängt mit der mangelnden Fähigkeit des Menschen
zusammen, seine Hände in einem Referenzkoordinatensystem
räumlich präzise auszurichten.
Auch mit einem Navigationssystem ist es einem Arzt mit einem
manuell geführten Instrument bisher nicht möglich, Gewebeab
tragungen so durchzuführen, dass die Lage und/oder die Geo
metrie der Gewebeabtragungen vorab oder dynamisch definier
ten medizinischen Kriterien (z. B. das Restgewebe ist tumor
frei, bakterienfrei, nicht kariös, oder Restgewebe hat hohe
Festigkeit) oder geometrischen Kriterien (z. B. das Restge
webe oder entnommene Gewebe besitzt eine besondere Passform
zum Einfügen eines Gegenstücks) mit einer hohen Präzision
entspricht.
Nichttaktile gewebeabtragende Effektoren wie beispielsweise
Laserstrahlen erlauben es dem Benutzer bei einer manuellen
Bearbeitung eines Hartgewebes nicht gefühlsmäßig die Form
des abgetragenen Gewebes oder der entstehenden Passform zu
erfassen. Es können daher manuell keine Passformen herge
stellt werden, die bestimmten Kriterien (z. B. zylindrisch)
genügen.
Robotergesteuerte, telemanipulierte oder interaktiv roboter
geführte Instrumenteneinsätze sind immer mit einem erhebli
chen Geräteaufwand verbunden, was zu einer Kostensteigerung
führt.
Darüber hinaus erfordert es auch ein hohes Ausbildungs- und
Motivationsniveau des beteiligten medizinischen Personals
sowie des Pflegepersonals. Es muss erheblicher Einarbei
tungs- und Installationsaufwand geleistet werden. Die Opera
tionen dauern oftmals länger als ohne Roboter.
Die Patienten müssen fixiert werden, um mit einem Roboter
die gewünschte Qualität zu erreichen.
In der Zahnheilkunde werden oftmals versehentlich
benachbarte Strukturen beim Umgang mit einem
gewebeabtragenden Sensor und/oder Instrument unerwünscht
verletzt. Es ist selbst navigationsunterstützt nicht
möglich, eine Kavität sauber auszuformen. Es können keine
vorgefertigten Implantate sauber eingepasst werden. Es ist
nicht möglich, später passende Inlays, Onlays oder Brücken
vorab anzufertigen. Es ist nicht möglich, eine später
passende Suprakonstruktion vorab anzufertigen und diese
perfekt einzupassen. Es ist nicht möglich, Standardinlays,
Onlays, oder Brücken zu verwenden, die in sehr hoher
Qualität bei einem Implantathersteller oder vergleichbaren
Herstellern angefertigt werden. Es ist nicht möglich,
Kavitäten sauber so auszuformen, dass sie bestimmten
medizinischen Kriterien (z. B. Abstand zu bakteriösen,
tumorösen Gewebe) entsprechen. Es ist nicht möglich,
Kavitäten sauber so auszuformen, dass sie bestimmten
herstellungstechnischen Kriterien (z. B. Formgebung des
Passkörpers für die Herstellung mit 3-Achs-Fräsen)
entsprechen. Es ist nicht möglich, Kavitäten sauber so
auszuformen, dass sie bestimmten Kriterien zur Integration
von Passkörpern (Einschub, einstecken, verdrehbar sichern),
entsprechen. Es ist nicht möglich, die Kavitäten so
auszuformen, dass sie Kombinationen der Kriterien
entsprechen. Es ist nicht möglich, einen manuell
ausgeführten Gewebeabtrag (z. B. am Modell) zu erfassen, zu
speichern und als "Vorlage" für einen Gewebeabtrag mit
identischer Form an dem selben oder an einem anderen Objekt
(z. B. Patientengewebe) zu verwenden).
In der Weichgewebschirurgie können keine Schnitte so gelegt
werden, so dass sie bestimmten medizinischen Kriterien (z. B.
Abstand zu bakteriösen, tumorösen Gewebe) und/oder Kriterien
für die Integration von Transplantaten und Implantaten (z. B.
Brustimplantate nach Gewebsentfernung) entsprechen.
In der Knieendoprothethik können keine Mehrfachschnitte ohne
Fixierung oder kinematischer Führung mit sauber zueinander
definierten Schnittflächen hergestellt werden.
In der Wirbelsäulenchirurgie können keine Dekompressionen
und Pedikelschraubeninserierung ohne Fixierung des Gewebes
und/oder kinematischer Führung der Instrumente durchgeführt
werden.
Aus US 5688118 ist ein System zur Schulung von Zahnärzten in
der Herstellung von Kavitäten in Zähnen bekannt. Dabei wird
ein in einem Behandlungsstuhl ein menschlicher Phantomtorso
mit einem Modellkiefer positioniert. Der Schüler arbeitet
mit einer speziellen Schulungseinheit aus pneumatischem
Bohrerantrieb und Handstück, die in ihrem Aufbau und in
ihrer Betriebsweise bzw. Anwendungsweise von einem "echten"
Behandlungseinheit für den Patientenbetrieb abweicht. Über
ein 3D-Messsystem können die Position und Orientierung von
"Handstück" bzw. "Bohrer" sowie eines "Spiegels" im Raum
gemessen werden. Das System hat die Aufgabe,
dreidimensionale Bilder eines Modellkiefers mit Zähnen am
Bildschirm darzustellen und die Positionen des vom Schüler
gehaltenen zahnärztlichen Handstücks am Bildschirm relativ
zu dem Bilddaten des Phantoms darzustellen. Es hat die
Aufgabe das "Bild" eines zahnärztlichen Spiegels aus den
Modelldaten zu berechnen und darzustellen. Es hat die
Aufgabe die Ausbildungszeit eines Zahnarztes in der
Ausbildung bei der Präparation von Kavitäten zu verkürzen.
Es soll das Geräusch und das Gefühl wie beim echten Bohren
einer Zahnkavität vermitteln. Das Gerät wirkt auf den
Schüler, damit dieser später in einer Behandlungssituation
mit einem richtigen Patienten und einer richtigen
Behandlungseinheit ohne Navigationshilfen akustische,
taktile und visuelle Informationen richtig interpretiert und
seine Handlung danach richtet. Der Schüler hat die Aufgabe
in einen künstlichen Zahn des Phantoms eine Kavität zu
bohren unter Berücksichtigung einer von dem Schulungskonzept
vorgegeben Zahnsituation. Mit einem Ventil kann die
Druckzufuhr des pneumatischen Antriebs eingestellt werden,
um dem Schüler bestimmte Eigenschaften einer
Behandlungssituation akustisch und visuell zu vermitteln.
Die Leistung des Bohrers wird reduziert, wenn ein hartes
Zahnmaterial simuliert werden soll und wird gesteigert, wenn
ein weiches Zahnmaterial simuliert werden soll. Die
Steuerung richtet sich generell nach programmierten
geometrischen modellierten Eigenschaften des simulierten
Zahnmodells. Das Gesamtsystem kann aus ergonomischen
Gesichtspunkten eine optische Ähnlichkeit mit einem
zahnärztlichen Behandlungssystem besitzen. Das System ist
von seinem Konzept und seiner Wirkungsweise nicht als
Behandlungssystem einsetzbar.
Aus US 5257203 ist ein Verfahren zur Ansteuerung einer
Werkzeugmaschine beschrieben, mit der sich unter anderem
zahnärzliche Modellarbeiten durchführen lassen. Eine
derartige Maschine stellt eine hervoragende Ergänzung zu der
eigenen Erfindung dar. Diese Maschine wird jedoch nicht am
Patienten eingesetzt und ist nicht in der Lage
Hinterschneidungen der Kavitäten am Patienten nachträglich
zu kompensieren.
Aus US 5725376 ist das Verfahren zur Herstellung von
Bohrschablonen beschrieben. Diese Verfahren haben in der
Praxis den entscheiden Nachteil, dass die Fixierung der
Bohrschablone auf der Mundschleimhaut schwierig ist und
gerade an der Stelle an der gebohrt werden soll eine
Schablone zur Führung des Handstücks liegt. Das Verfahren
kann nicht zur beliebigen Ausformung von Kavitäten
angewendet werden.
Aus DE 195 34 590 A1 ist ein Verfahren zur Ablation von
Zahnhartsubstanzen beschrieben. Dabei wird die Laserleistung
in Abhängigkeit vom Abstand zwischen Laserhandstück und
Gewebe geschaltet. Es lassen sich keine Gewebeabtragungen
mit besonderen geometrischen Eigenschaften erzeugen.
Beim gegenwärtigen Stand der Technik gibt es keine
Möglichkeit die Handstücke des Zahnarztes nachträglich bei
nur kleinen Modifikationen mit einer Markierung zu versehen,
so dass sie problemlos mit einem Navigationssystem verwendet
werden können. Es gibt spezielle Handstücke für diese
Anwendung, die jedoch teuer vom Zahnarzt erworben werden
müssen. Sie erlauben keine Verwendung normaler Turbinen und
keine einfache Trennung von Turbine und Handstück.
Der Zahnarzt muss sowohl "normale" als auch "navigierbare"
Handstücke vorhalten.
Aufgabe der Erfindung ist es, die bekannten Nachteile des
Standes der Technik zu vermeiden und ein Verfahren und ein
Gerätesystem zu schaffen, welche es dem Benutzer
ermöglichen, kontrolliert Material oder Gewebe abzutragen
oder zu bearbeiten und beim Abtrag dabei nicht zu viel und
nicht zu wenig Material oder Gewebe zu entfernen. Das
Material oder Gewebe soll auch präzise an der richtigen
Stelle entfernt werden und das Gerätesystem soll den freien
und gefahrlosen Einsatz von unterschiedlichen Werkzeugen mit
einem Instrument ermöglichen.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch ein Verfahren und
Gerätesystem gemäß den Merkmalen der Ansprüche 1 und 27 ge
löst.
Ein besonderer Vorteil der Erfindung besteht darin, dass in
nerhalb kürzester Zeit ein exakter Materialabtrag oder eine
hochgenaue reproduzierbare Materialbearbeitung realisiert
werden kann, indem Daten zur Lage des Effektors und deren
Änderung relativ zur Lage mindestens eines Referenzkörpers
erfasst, gespeichert und verarbeitet werden und Befehle
auslösen derart, dass in Abhängigkeit von der Geometrie
eines vorgegebenen Objektvolumens und einer vorgegebenen zu
erzielenden Objektform die Materialabtragsleistung des
Effektors geregelt oder gesteuert wird und bei Erreichen der
Oberfläche der zu erzielenden Objektform der Effektor keinen
weiteren Materialabtrag bewirkt.
Ein Gerätesystem zum Material- oder Gewebeabtrag oder zur
Material- oder Gewebebearbeitung mittels mindestens eines
manuell geführten Effektors unter Verwendung eines
Navigationssystems und von Computertechnik ist mit einfachen
Mitteln realisierbar, indem ein erster Markierungsträger mit
Markierungen an einem Handstück mit Effektor angeordnet und
das Handstück mit einer Steuereinheit verbunden und ein
zweiter Markierungsträger mit Markierungen an dem Material-
oder Gewebeobjekt befestigt ist und der Effektor in
Abhängigkeit von der Geometrie eines vorgegebenen
Objektvolumens und einer vorgegebenen zu erzielenden
Objektform über die Steuereinheit in Ein-/Aus-Funktion
geschaltet oder in seiner Leistung und/oder
Parameterisierung gesteuert oder geregelt wird.
Multivalente Einsatzgebiete erschließen sich dadurch, dass
die Lage und Geometrie der erreichten Objektoberfläche
erfasst und für weitere Bearbeitungsvorgänge am selben oder
anderen Objekten gespeichert wird.
Das Verfahren und das Gerätesystem zum Materialabtrag oder
zur Materialbearbeitung beruht auf der Basis, dass Material
von einem Objekt zur Erfüllung von mindestens einem
Kriterium bearbeitet oder abgetragen wird und vorzugsweise
die Leistung und/oder Form und/oder Lage des angeordneten
und/oder geführten materialbearbeitenden oder
materialabtragenden Effektors so gesteuert oder geregelt
wird, dass Kriterien möglichst optimal erfüllt werden können
und die Lage und Geometrie der erreichten Objektoberfläche
erfasst und für weitere Bearbeitungsvorgänge am selben oder
anderen Objekten gespeichert wird und vorzugsweise die
Herstellung, Bearbeitung von einzusetzenden Passkörpern
sowie der Zeitraum zwischen Materialabtrag und Einsatz von
hergestellten oder vorhandenen Passkörpern verkürzt wird.
Das Verfahren und das System sind beispielsweise für das
kontrollierte Anordnen, Führen von Handstücken sowie die Zu-
und Abschaltung der Effektorenergie in der Chirurgie und
Zahnheilkunde zum optimalen Gewebeabtrag als Vorbereitung
für die Konservierung und das Inserieren von Implantaten,
Inlays und Onlays vorteilhaft anwendbar. Es lassen sich auch
Schnitte mit hoher Präzision setzen.
Es ist möglich, hinsichtlich geometrischer Ansprüche saubere
präzise Schnitte zu legen, Bohrungen zu setzen, Kavitäten-
oder Stümpfe zu fräsen und die Bewegungen sauber zu
vermessen.
In der Zahnmedizin ist es selbst frei Hand möglich, Löcher
für Implantate so exakt zu bohren, als ob eine
Führungskinematik verwendet worden wäre. In der Zahnmedizin
ist es dann möglich, ein Inlay, Onlay oder eine Brücke vorab
anzufertigen und die Kavitäten so auszuformen, dass die
vorhandenen Inlays oder Onlays perfekt in die Kavitäten oder
auf den Stumpf passen. Dadurch entfällt die vor Ort
Herstellung eines Inlays oder Onlays. Inlays und Onlays
können deutlich preiswerter und mit höherer Qualität zentral
hergestellt und gelagert werden. Der Zeitraum zwischen
Ausformen und Versorgung sinkt erheblich.
In der Zahnmedizin ist es möglich, gleichzeitig das Gewebe
unter medizinischen Gesichtspunkten zu entfernen und
parallel dazu eine Kavität oder einen Stumpf zu formen, der
das Fügen mit einem Passkörper (ohne Hinterschneidungen),
bei maximalem Gewebeerhalt erlaubt. Es können komplizierte
Geometrien erreicht werden.
In der weichgewebechirurgie lassen sich bei dem Trennen von
komplizierten Gewebestrukturen (Viszeral-chirurgie) manuell
perfekte Gewebeabtrennung erreichen, wenn gleichzeitig ein
Gewebepositionsmeßsystem z. B. auf der Basis von
elektromagnetischen Reflektoren verwendet wird.
Kostenintensive mechanische Aufbauten für die Führung der
Instrumente können entfallen. Es können auch ohne den
Einsatz von Robotern vergleichbare Ergebnisse bei einer
manuellen Instrumentenführung erreicht werden. Dies ist
extreme Verbesserung der gegenwärtigen Situation. Me
dizinische Fräsroboter können in Ihrer Funktion weitgehend
ersetzt werden.
Es kann auch bei dem Gewebeabtrag die Geometrie des
Gewebeabtrags vermessen werden und diese Geometrie dann
mehrfach verwendet werden. Dies hat Vorteile bei der
Übertragung von Modellarbeiten auf andere Gewebearten. Es
können auch Formen an einer Achse oder als Volumenmodelle
gespiegelt werden (Positiv, Negativform).
Die Vorlage kann auch an einer oder mehreren Achsen
gespiegelt werden. Teile der Geometrie können von Negativ-
in Positivformen gespiegelt werden.
Ein Nutzer kann mit einem manuell geführten Instrument Gewe
beabtragungen so durchzuführen, dass die Lage und/oder die
Geometrie der Gewebeabtragungen vorab oder dynamisch defi
nierten medizinischen Kriterien (z. B. das Restgewebe ist tu
morfrei, bakterienfrei, nicht kariös, oder Restgewebe hat
hohe Festigkeit) oder geometrischen Kriterien (z. B. das
Restgewebe oder entnommene Gewebe besitzt eine besondere
Passform zum Einfügen eines Gegenstücks) mit einer hohen
Güte entspricht. Die mangelnde Fähigkeit des Menschen seine
Hände in einem Referenzkoordinatensystem räumlich präzise
auszurichten wird ausgeglichen.
In der Zahnheilkunde können vorab angefertigte
Suprakonstruktionen, Inlays, Onlays oder Brücken verwendet
werden. Es können komplizierte Geometrieformen manuell her
gestellt werden. Es können CAD-Daten des Abtrags erstellt
werden. Die Geometriedaten können zur Herstellung von Im
plantaten oder zum Heraustrennen von Transplantaten verwen
det werden. Die Geometriedaten können zum Qualitätsnachweis
verwendet werden.
In der Wirbelsäulenchirurgie können manuell Bohrungen und
Fräsflächen sauberer hergestellt werden. In der Knie
endoprothetik können manuell die Schnittflächen sauberer ge
legt werden. Es gibt fast in allen Bereichen der Medizin
deutliche Vorteile bei der Instrumentenführung. Das Verfah
ren erlaubt es, auch mit nichttaktilen gewebeabtragenden Ef
fektoren wie beispielsweise Laserstrahlen bei einer manuel
len Bearbeitung eines Hartgewebes eine Passform herzustel
len, die bestimmten Kriterien (z. B. zylindrisch) genügt.
Die Erfindung soll nachstehend anhand von zumindest teil
weise in den Figuren dargestellten Ausführungsbeispielen nä
her beschrieben werden.
Es zeigen:
Fig. 1 gewebeabtragender Effektor mit Referenzlage zum
Gewebeobjekt,
Fig. 2 Wirkgeometrie und Schnittgeometrie im Objekt,
Fig. 3 hergestellter Passkörper und Passform des abgetrage
nen Gewebes,
Fig. 4 Visualisierung der Differenzgeometrie zur
Effektorführung,
Fig. 5 Drosselintervall zur Steuerung und Regelung der
Effektorleistung,
Fig. 6 Laserhandstück mit passformerzeugender Effektorgeo
metriekörper,
Fig. 7 das Setzen von Schnitten in Weichgewebe,
Fig. 8 ein System zur Durchführung des manuellen optimalen
Gewebeabtrags.
Fig. 1 zeigt das Handstück 1 eines medizinischen Instruments
mit einem gewebeabtragenden Effektor 2 in einer messbaren
Effektorlage (Position und Orientierung) 3 relativ zu einer
Referenzlage 4 eines Gewebeobjekts 5. Die gewebeabtragende
Geometrie des Effektors 2 ist als quasi unveränderlich be
kannt (z. B. Fräser, Bohrer) oder kann vermessen bzw. jus
tiert werden (z. B. Laser). Die Leistung zum Abtragen des Ge
webes kann zumindest ein- und ausgeschaltet werden bzw. vor
zugsweise gesteuert oder geregelt werden. Bei dem Effektor 2
kann es sich um ein Sägeblatt, einen Bohrer, eine Fräse, ei
nen Wasser- oder Partikelstrahl, Laserstrahl, Ultraschall
oder andere Effektoren zum Gewebeabtragen handeln. Die rela
tive Lage T_EFF des gewebeabtragenden Effektors 3 zur Refe
renzlage 4 T_OBJ des Gewebeobjekts 5 kann beispielsweise
durch Koordinatenmessverfahren ermittelt werden, die auf
künstlichen oder anatomischen Messmarkierungen in bekannter
Lage aufbauen. In der Fig. 1 sind Markierungsträger 6 darge
stellt, die fest in ihrer Lage relativ zu Effektor bzw. Ge
webeobjekt befestigt sind.
An den Markierungsträgern 6 befindet sich wie in der Fig. 1
dargestellt eine Markierung 7 aus reflektierenden Glasku
geln, die als Signalreflektoren in einem optischen Koordina
tenmeßsystem zum Einsatz kommen können.
Die Markierung 7 ist verallgemeinert eine Menge von Punkten,
Figuren oder Körpern, deren relative Lage (Position und/oder
Orientierung) zueinander sowie zu dem jeweiligen
Markierungsreferenzsystem 8 vorab bekannt ist und deren Lage
relativ zu mindestens einem Lagemeßkoordiantensystem bei Be
darf bestimmt werden kann. Dazu können unterschiedliche Meß
verfahren (optisch, akustisch, elektromagnetisch, radarba
siert, laserbasiert, Zeilenkamera, Flächenkameras, Videose
quenzen, 3D-Oberflächenkameras, 3D-Laserkameras, 3D-
Radarverfahren usw. mit signalsendenden, signalempfangenden
und signalreflektierenden Punkten, Figuren oder Körpern)
verwendet werden.
Alternativ kann die Markierung 7 als Flansch zur Aufnahme
eines Meßfühlers in bekannter Lage relativ zu dem jeweiligen
Markierungsreferenzsystem 8 realisiert sein. Die Markierung
7 kann an dem jeweiligen Markierungsträger 6 angebracht,
ausgespart und/oder durch einen Teil der Geometrie des
Markierungsträgers 6 ausgeprägt sein. Der jeweilige
Markierungsträger 6 kann auch durch das Handstück 1 des
Effektors 2 oder das Objekt selbst gebildet werden.
Fig. 2 zeigt ein Wirkvolumen bzw. eine Wirkgeometrie 9, die
durch die räumliche Überlagerung der Effektorgeometrie 2 an
den gemessenen Effektorlagen 3 berechnet wird. Das Wirkvolu
men beschreibt die mit dem Wirkeffektor maximal überstri
chene Raumgeometrie. Ebenfalls eingezeichnet ist die
Schnittgeometrie 10 bzw. das Schnittvolumen, das aus der
Schnittmenge von dem Gewebeobjektvolumen 5 in der Referenz
lage 4 - vor dem Gewebeabtrag - und dem Wirkvolumen 9 gebil
det wird. Das Schnittvolumen beschreibt das mit dem Effektor
2 tatsächliche abgetragene Objektvolumen. Die für den Gewe
beabtrag relevante Objektgewebegeometrie kann über ein tie
fenbild- bzw. volumenbilderzeugendes Verfahren (Röntgen,
Ultraschall, Laser, MRT, CT, - oder Oberflächenbild etc.)
oder über ein oberflächenbilderzeugendes Verfahren (2D, 3D
Oberflächenscanner, Videobild, Handscanner) oder über ein
taktiles oder nichttaktiles abstandsbilderzeugendes Verfah
ren (Abstandslaser, taktiler Messfühler etc.) mit nachfol
gender Oberflächennetzgenerierung erzeugt werden. Im ein
fachsten Fall wird mit der energielosen Effektorgeometrie 2
die Oberfläche berührt und so die Oberfläche taktile vermes
sen (durch Erzeugung eines Oberflächengitters aus den Mess
punkten) oder am Handstück 1 ist ein abstandsmessender oder
oberflächenmessender Sensor befestigt bzw. in das Handstück
1 integriert.
Das Schnittvolumen 10 wäre in der Zahnheilkunde beispiels
weise eine gebohrte, gefräste oder gelaserte Kavität im
Zahn, im Kieferknochen oder in einem Modell. Das Schnittvo
lumen 10 kann in der Zahnheilkunde auch das Gewebe beschrei
ben, das abgetragen wurde, um einen Stumpf für eine Überkro
nung herzustellen. Entsprechende Beispiele gibt es in der
Chirurgie. Das Schnittvolumen 10 kann auch eine Schnittflä
che zum Trennen von Gewebe in der Hartgewebschirurgie
(Osteotomie) oder aber auch eine Schnittfläche in der Weich
gebschirurgie (z. B. Viszeralchirurgie) beschreiben.
Fig. 3 zeigt Gewebeobjekte 5 mit abgetragenem Gewebevolumen
10 sowie die Geometrie von Passkörpern 11, die auf der Basis
der Schnittvolumengeometrie 10 sowie weiteren medizinischen
Kriterien und/oder Kriterien zur Herstellung der Passkörper
11 und/oder Integration von Passkörper 11 und
Restgewebevolumen 5, 12 beruhen. Medizinische Kriterien
können sein, dass beispielsweise die Außen- oder
Innenoberfläche des Passkörpers 11 einen Mindestabstand zu
dem abgetragenen Gewebe 10 oder zu Gewebe mit bestimmten
Gewebeeigenschaften (tumorös, bakteriell, Hartgewebe,
Spongiosa, Außenschale, Nerven, Organe etc.) besitzt oder es
beispielsweise keine Fallen (Hohlräume) für Bakterien geben
darf. In der Zahnheilkunde muss der Passkörper 11 auch
weiteren medizinischen Kriterien wie der optimalen Okklusion
(Passung zwischen den Zähnen unterschiedlicher
Kiefer) genügen. Kriterien zur Herstellung der Passkörper 11
können sein, dass Grundkörper oder Materialmengen in einem
Lager vorhanden sind, oder sich die Passkörper 11 mit
bekannten und/oder vorhandenen Werkzeugen bzw.
Werkzeugmaschinen herstellen lassen, und diese daher
bestimmte Materialeigenschaften (z. B. Festigkeit oder
besondere Geometrieformen) aufweisen müssen. Ein Kriterium
kann auch sein, dass der entsprechende Passkörper 11 in
einem Lager vorhanden sein muss.
Kriterien zur Integration von Passkörper 11 und
Restgewebevolumen 5, 12 können sich auf die Fügepassung
zwischen Passkörper 11 und Restgewebevolumen, d. h.
Objektpassform 12 beziehen, da Hartgewebe so passend
vorbereitet sein muss, dass sich der Passkörper 11 sauber
fügen lässt. Dies fordert auch bestimmte geometrische
Formen. Auch die Vergrößerung und oder die Verkleinerung der
Passkörpergeometrie, so dass eine gewünschte Endform nach
dem Verbinden von Restgewebevolumen und Passkörper 11
entsteht, fällt hierunter.
Die Passkörpergeometrie kann jetzt dazu verwendet werden,
beispielsweise eine Materialmenge oder ein Materialvolumen
abzumessen oder die Daten zur Herstellung des Passkörpers 11
mit Hilfe von CAD/CAM-Verfahren bzw. im Rapid-Prototyping-
Verfahren zu verwenden. So kann beispielsweise eine
Fräsmaschine angesteuert werden, die den Passkörper 11 aus
einem Grundkörper heraus fräst.
Alternativ dazu kann auch ein passender Grundkörper aus
einem Lager ausgewählt und entnommen werden, der nicht oder
nur wenig geeignet nachbearbeitet werden muss.
Fig. 4 zeigt ein Gewebeobjekt 5 (Zahnstumpf) bei dem bereits
die optimale Objektpassform 12 durch den Passkörper 11
bekannt ist, jedoch noch nicht alles abzutragende Gewebe
abgetragen wurde. Im Bild ist das Differenzvolumen 13 zu
erkennen, das aus der Geometrie des aktuellen Passkörpers 12
und dem aktuellen Schnittvolumen 10 durch Schnittbildung
ermittelt wird. Das Differenzvolumen 13 bzw. die
Differenzgeometrie kann an einem Bildschirm visualisiert
werden und/oder es kann akustisch der Abstand des Effektors
2 zur Grenzfläche Differenzvolumen 13 und Passform 12
signalisiert werden. Die Visualisierung wird dann dazu
verwendet, manuell (Hand-Auge und/oder Hand-Ohr-
Koordiantion) oder motorisch angetrieben und geregelt (z. B.
mit einem Roboter) den Effektor 2 so zu bewegen, dass der
Effektor 2 nur Gewebe des Differenzvolumens 13 erreichen
soll oder kann. Dadurch wird der Gewebeabtrag optimal
minimiert. Da kontinuierlich die Schnittgeometrie ermittelt
wird kann das System auch zur Vermessung und Dokumentation
selbsterzeugter Kavitäten sowie zur Weiterverarbeitung der
Messdaten verwendet werden. Der Effektor 2 kann auch als
taktiler Positionsmesstastkopf zum Einsatz kommen.
Fig. 5 zeigt das Gewebeobjekt 5 bzw. die Objektpassform 12
sowie die Differenzgeometrie 13, die das noch abzutragende
Gewebe beschreibt. Die Leistung des gewebeabtragenden Effek
tors 2 wird spätesten dann abgeschaltet, wenn die Effektor
geometrie die Differenzgeometrie 13 oder die Vereinigungs
menge von Passkörpergeometrie 11 und Differenzgeometrie 13
verlässt. Die Leistung des gewebeabtragenden Effektors 2
wird spätesten dann eingeschaltet, wenn sich die Effektor
geometrie in die Differenzgeometrie 13 oder die Vereini
gungsmenge von Passkörpergeometrie 11 und Differenzgeometrie
13 hineinbewegt. Die Leistung des Effektors 2 wird in Abhän
gigkeit von dem Abstand des Effektors 2 zur Objektpassform
12 gesteigert bzw. mit sinkenden Abstand reduziert. Vorzugs
weise ist die Leistungsveränderung auf ein Drosselintervall
ausgehend von der Objektpassformoberfläche 12 beschränkt.
Fig. 6 zeigt ein Handstück 1 (z. B. Laserhandstück) mit einem
aufgesetzten Effektorgeometriekörper 14, welcher die
gewebeabtragende Energie so kontrolliert an der Grenzfläche
abgibt, dass sich eine gewünschte Passform 12 für einen
Passkörper 11 ergibt. Bei einem Lasereinsatz und einem
geeigneten lichtleitenden bzw. lichtemittierenden
Effektorgeometriekörper 14 kann dann beispielsweise ein
Außen- oder Innengewinde mit dem Laser so geschnitten
werden, dass es sich an der exakten gewünschten Lage
(Position und Orientierung) befindet und darüber hinaus
sogar der Endpunkt der austretenden Windung bekannt sein
kann.
Fig. 7 zeigt ein Weichgewebeobjekt 5, in das zwei Schnitte
II gesetzt werden sollen, die in diesem Fall als Passkörper
modelliert sind. Die Lage des Gewebes wird über Markierungen
7 erfasst, die beispielsweise mit einem elektromagnetischen
Positionsmessverfahren, ähnlich einem GPS vermessen werden.
Mit diesem Verfahren können auch Teilvolumen des
Weichgewebes in ihrer Position und Lage bestimmt werden. Das
Gewebe befindet sich vorzugsweise in einer
formstabilisierenden Matrize 15, damit sich das Gewebe 5 bei
dem Trennvorgang nicht verschiebt. Die formstabilisierende
Matrize 15 sollte ihre Form auch beim Setzen der Schnitte
behalten können. Diese könnte bei einem Skalpelleffektor 2
eine Folie sein oder ein Körper mit vorgefertigten
vorzugsweise gitterförmigen oder bei einem Laserskalpell
eine lichtdurchlässige, lichtleitende Folie sein die die
Laserleistung auf der Gewebeseite des Matrize 15 gewebeab
tragend austreten lässt.
Fig. 8 zeigt in Zusammenschau mit Fig. 1 ein erfindungsgemä
ßes Gerätesystem bestehend aus einem Lagemeßsystem 16 zur
Messung der Effektorlage 3 eines Effektors 2 in einem Hand
stück 1 relativ zu der Referenzlage 4 eines Gewebeobjekts 5.
In Fig. 8 ist das Lagemeßsystem als optisches Navigations
system 16 dargestellt, mit als kugelförmige passive Marker
ausgebildeten Markierungen 7, deren Träger 6 über provisori
sche Implantate 17 mit dem Kieferknochen verschraubt sind
bzw. an dem Handstück 1 angebracht sind.
Die über ein Leistungsteuergerät 18 (Fußschalter, Handschal
ter, Sensor) kontrollierte Leistung des Leistungsumsetzers
19 (Antriebsmotor) für den material- oder gewebeabtragenden
Effektor 2 kann über eine Drosselvorrichtung 20
ausgeschaltet und/oder eingeschaltet und/oder auf eine
geeignete Leistung reduziert werden. Die Drosselvorrichtung
20 kann auch integraler Bestandteil des Leistungsumsetzers
19 sein und über eine Gerätedrosselschnittstelle 21
angesteuert werden.
Eine Steuereinheit 22, vorzugsweise ein Computer mit Display
23 (z. B. Bildschirm mit Lautsprecher), wird verwendet, um
die Messdaten des Lagemeßsystems 16 einzulesen und
auszuwerten.
Bei Bedarf wird zu Beginn die Länge oder die Form des Effek
tors 2 in einer Einmessvorrichtung 24, im vorliegenden
Ausführungsbeispiel Registrierpunkt ausgebildet,
eingemessen. In der Steuereinheit ist nach definierten
Kriterien mindestens eine Lage (Position und Orientierung)
des abzutragenden Materials oder Gewebes 5 bekannt oder kann
im Betrieb (on-line) festgelegt werden. Es ist mindestens
eine Passform 12 und/oder ein Passkörper 11 vorab
gespeichert oder kann im Betrieb (on-line) definiert werden.
Alternativ dazu oder zusätzlich sind Kriterien zur on-line
dynamischen Berechnung von mindestens einer Passform/
Passkörper 11, 12 vorab gespeichert oder die entsprechenden
Kriterien können im Betrieb (on-line) festgelegt werden. In
der Steuereinheit ist während des Betriebs eine
Objektgeometrie 5 gespeichert, die entweder vorab bekannt
war, vor dem Einsatz vermessen wurde oder
eingriffsbegleitend kurz vor dem Gewebeabtrag vermessen
wird. Die Steuereinheit berechnet jetzt bei Bedarf oder
quasikontinuierlich das Wirkvolumen 9, das Schnittvolumen
10, wählt oder berechnet die Passkörpergeometrie 11 und die
geeignete Passform 12 und berechnet die Differenzgeometrie
13. Die Differenzgeometrie wird geeignet auf dem Bildschirm
dargestellt und erlaubt das manuelle Anordnen und Führen des
Handstücks so, dass gezielt die Differenzgeometrie
abgetragen werden kann. Dabei kann die Steuereinheit 22 die
Leistung des Effektors 2 über die Drosselschnittstelle 21
aus- und einschalten bzw. drosseln wie weiter oben
beschrieben. Anschließend wird aus einem Lager 25 der
bereits vorbereitete geeignete Passkörper entnommen (bei
spielsweise vom Zahntechniker oder als Normkörper von einer
Dentalfirma hergestellt) oder nachträglich hergestellt (vom
Zahntechniker oder von einer Fertigungsmaschine). Der
Körper wird mit der Passform integriert und geeignet
nachbearbeitet, wobei die Leistungsdrosselung dann ständig
freigeschaltet werden kann. Wird ein Modell bearbeitet, dann
kann dieselbe Bearbeitung an einem anderen Modell oder
Patientengewebe kopiert werden.
Zur Herstellung von Kavitäten im Hartgewebe für die
Implantologie wird das Verfahren und ein entsprechendes
Gerätesystem wie folgt eingesetzt.
An dem Hartgewebe 5 wird eine Messmarkierung 7 befestigt,
die es erlaubt, die Lage der Hartgewebegeometrie relativ zu
einem Referenzkoordinatensystem 8 quasikontinuierlich zu
bestimmen oder zu messen. Das Hartgewebe 5 kann dabei orts
fest fixiert oder frei beweglich sein. Die relative Lage des
Hartgewebes zu den Messmarkierungen kann mit unterschied
lichen abstands-, volumen-, oder oberflächenbildgebende Ver
fahren ermittelt werden. In der Zahnheilkunde und der Kopf
chirurgie bietet sich die Verwendung einer an den Zähnen be
festigten Registratschablone an, in anderen Gebieten der
Chirurgie eine Oberflächenvermessung oder eine Marker
registrierung.
Der Effektor 2 kann beispielsweise eine Fräse, ein Bohrer
oder ein Laser sein, der über ein entsprechendes Handstück 1
manuell (aber natürlich auch kinematisch gestützt, gebremst,
gedämpft oder angetrieben) geführt wird. Am Handstück 1 ist
ebenfalls eine Messmarkierung 7 vorhanden. Ein Positions-
und/oder Lagemesssystem 16 wird verwendet, das es erlaubt,
die relative Lage der Marker und damit auch die Markierungs
referenzsysteme 8 zu vermessen. Hier können optische, elek
tromagnetische, akustische, oberflächenabstandsmessende, Na
vigationssysteme mit festen oder variablen Markergeometrien
zum Einsatz kommen. Besonders einfach ist in der Zahnheil
kunde die Verwendung von optischen Navigationssystemen mit
passiven Markern. Die Geometrie und die Lage des Effektors 2
relativ zu dem Markierungsreferenzsystem 8 des Handstücks 1
ist vorab bekannt, oder wird durch das Berühren eines Re
gistrierpunkts 24 bzw. einer Registrierform eingemessen. Bei
einem Laserhandstück ist es auch möglich, den Fokuspunkt
entsprechend einzustellen oder seine Position zu vermessen.
So kann über eine Koordinatentransformation die Lage 3 der
gewebeabtragenden Effektorgeometrie mit dem Navigations
systemen relativ zu der Lage 4 des Objektgewebes 5 quasikon
tinuierlich gemessen werden. Manuell oder mit Hilfe einer
Kinematik wird mit dem Effektor 2 jetzt Gewebe abgetragen,
wobei - vorzugsweise mit einem Computer - die Positionen und
Orientierungen der gewebeabtragenden Effektorgeometrie pro
tokolliert werden und aus der Überlagerung der Effektorgeo
metrien eine Wirkgeometrie 9 und aus der Schnittbildung von
Objektgeometrie 5 und Wirkgeometrie 9 die Geometrie des ab
getragenen Gewebevolumens 10 berechnet wird. Es wird also
direkt die Geometrie des abgetragenen Gewebes berechnet.
Beim Abtragen wird der Arzt versuchen, bestimmte Kriterien
einzuhalten. Dies können Informationen über das Gewebe sein,
die beispielsweise über die Augen (Farbe, Späne), Nase (Ge
rüche), die taktile Informationen (Gewebefestigkeit oder
Festigkeitsänderung des Gewebe) oder akustisch wahrgenommen
werden und direkt umgesetzt werden. Es können auch Informa
tionen aus einer Vorplanung sein, bei der bestimmte Positio
nen, Orientierungen der Kavitäten oder Kavitätsgeometrien
festgelegt wurden. Dabei kann die Kavität beispielsweise zur
Aufnahme eines Implantats geformt werden müssen. Im ein
fachsten Fall wird die Kavität für ein vorab definiertes
Implantat oder Transplantat angefertigt. Es ist aber auch
möglich, dass unter Berücksichtigung weiterer Kriterien ein
Implantat aus einer Auswahl verschiedener vorhandener Im
plantate ausgewählt wird. In diesem Fall muss die Kavität
jetzt auch noch den Kriterien einer Passform 12 für den
Passkörper 11 des Implantats genügen. Aus diesem Grund wird
ein Differenzkörper 13 berechnet, der das Gewebe umschließt,
das noch entfernt werden muss, um die Passform 12 für den
Passkörper 11 zu bilden. Diese Differenzgeometrie 13 wird
dazu verwendet, um den Effektor 2 für den Gewebeabtrag opti
mal anzuordnen und zu führen. Die kann beispielsweise durch
eine grafische Darstellung an einem Bildschirm für den Arzt
erfolgen oder durch die Steuerung einer roboterähnlichen Ki
nematik. Auf der Basis der Differenzgeometrie kann auch ein
Effektorgeometriekörper 14 ausgewählt werden, der eine Pass
form 12 direkt erzeugt. Dies kann beispielsweise bei einem
Laserhandstück mit einem gewebeabtragenden Laser mittels ei
nes zylinderförmigen Effektorgeometriekörpers 14 geschehen,
der so lichtdurchlässig ist, dass das gewebeabtragende La
serlicht beim Austritt aus dem Effektorgeometriekörper 14
ein Gewinde als Passform 12 in das Hartgewebe 5 schneidet.
Ist die Passform 12 im Gewebe 5 hergestellt, dann kann das
Implantat bzw. der Passkörper 11 aus einem Lager 25 entnom
men werden und direkt integriert werden. Um zu vermeiden,
dass bei der manuellen oder kinematisch gestützten Anordnung
und Führung des Effektor 2 versehentlich Gewebe 5 abgetragen
wird, dass die optimale Passform 12 zerstören würde oder den
erforderlichen Kriterien nicht genügt, wird die gewebeabtra
gende Effektorleistung computergesteuert abgeschaltet, wenn
sich der Effektor 2 außerhalb der Differenzgeometrie 13
und/oder einer Teilmenge der Vereinigungsmenge von Diffe
renzgeometrie 13 und Passkörpergeometrie 11 befindet. Vor
zugsweise wird die Effektorleistung aus Sicherheitsgründen
auch nur eingeschaltet, wenn sich der Effektor 2 innerhalb
der Differenzgeometrie 13 und/oder einer Teilmenge der Ver
einigungsmenge von Differenzgeometrie 13 und Passkörpergeo
metrie 11 befindet.
Um eine besonders saubere Passform 12 zu erhalten ist es
sinnvoll, die Effektorleistung mit sinkendem Abstand des
Effektors 2 zur Grenzfläche zwischen Passform 12 und
Differenzgeometrie 13 so zu drosseln, dass möglichst kein
Gewebe der Passform 12 versehentlich abgetragen werden kann.
An dem Handstück 1 ist vorzugsweise ein Absaugmechanismus
für das Absaugen von Gerüchen sowie Dämpfen und anderen
Partikeln angebracht.
Zur Herstellung von Kavitäten im Zahn für die Versorgung mit
Inlays, Onlays oder Überkronungen wird das Verfahren und ein
entsprechendes System analog zu der Bearbeitung am Knochen
eingesetzt. Hier wird jedoch der Passkörper 11 in Form eins
Inlays, Onlays oder einer Brücke entweder aus einem Lager
mit vorbereiteten Normkörper entnommen oder im Rapid-
PrototypingVerfahren (gefräst, gesintert, usw.) oder vorab
von einem Zahntechniker hergestellt und vermessen. Es kann
auch Material abgemessen und in die Kavität bzw. in eine
Form um den Passkörper herum eingefüllt werden.
Das Verfahren kann in der Zahnmedizin auch für die
Herstellung oder Modifikation von Modellarbeiten und
Suprakonstruktionen verwendet werden. Dann wird nicht nur am
Patientengewebe, sondern auch an Modellen bzw. an den
Suprakonstruktionen gearbeitet, die sich jedoch über
bekannte Verfahren (Registrierschablone übertragen lassen).
Das Verfahren kann auch in der Kniendoprothetik eingesetzt
werden, bei der sehr viele Schnitte am Knochen gesetzt bzw.
Flächen zueinander gefräst werden müssen. Hier kann sehr
einfach ein Markierungsträger an den Knochen angeschraubt
werden.
Das Verfahren kann auch in der Dekompression und der
Vorbereitung der Verschraubung von Wirbelkörpern verwendet
werden.
Zum Trennen von Hartgewebe wird das Verfahren und ein
entsprechendes System wie folgt eingesetzt. Der Passkörper
wird als mindestens eine Schnittfläche definiert bzw. als
mindestens ein Schnittvolumen. Es muß nicht notwendigerweise
auch ein Passkörper eingesetzt werden.
Zum Trennen von Weichgewebe beispielsweise in der Viszeral
chirurgie wird das Verfahren und ein entsprechendes System
wie folgt eingesetzt. Es wird verwendet, um saubere Schnitte
in Weichgewebe 5 zu setzen, um beispielsweise Gewebe zu
trennen oder zu entfernen. Dabei wird die Lage (Position und
Orientierung) 4 des Weichgewebes 5 beispielsweise über ein
Weichteil-GPS verwendet, bei denen in das Weichgewebe Mar
kierungen 7 eingebracht sind. Über die Lagemessung der Mar
kierungen kann die teilweise unabhängige Verschiebung und
Verlagerung von Gewebestrukturen vermessen werden. Zusammen
mit einem leistungsgesteuerten Effektor 2 zur Gewebetrennung
lassen sich dann saubere Schnitte setzen. Das Gewebe kann
auch vorab in eine formstabilisierende Matrize 15 gelegt,
gepresst oder gesaugt werden, bevor die gewebeabtragende
Leistung zugeführt wird. Die Matrize 15 kann auch selbst
energiedurchlässig sein, damit die Schnitte geeignet durch
die Matrize hindurch geführt werden können. Das Schneidwerk
zeug ist hier vorzugweise ein Laser, der abtastend über das
Gewebe geführt und selbständig die Schneidposition misst.
Die Leistung wird nur an den geplanten Schnittkanten bzw.
Schnittflächen zugeschaltet. Die formgebende Matrize 15 kann
dabei aus einem lichtleitenden Material sein.
Das Verfahren kann auch außerhalb der Medizin z. B. beim
Materialabtrag in Manufakturen oder handwerklichen
Kleinbetrieben (Schreiner, Zimmermann, Holzbootsbau) oder
von Heimwerkern eingesetzt werden, wo keine
vollautomatischen computergesteuerten Bearbeitungsmaschinen
eingesetzt werden können. Dies kann der Fall sein, weil die
Maschinen beispielsweise zu groß oder zu teuer oder
überhaupt nicht zu erwerben sind. In diesem Fall können das
Verfahren und eine entsprechend ausgerüstete manuelle
Bearbeitungsmaschine (elektrisches Heimwerkerbearbei
tungsgerät) ein Ergebnis erbringen, das mit einer numerisch
gesteuerten automatischen Maschine vergleichbar ist. Ein An
wendungsbeispiel hier ist das "in Form"-Schleifen zum
Restaurieren eines alten Autos oder das Abschleifen einer
GFK-Hülle eines alten Segelboots. Hier wird ein Normkörper
auf der Basis von alten bekannten Rissen bzw. technischen
Zeichnungen vorgegeben. An dem Bearbeitungsobjekt wird der
Referenzpunkt einer Koordinatenmesseinrichtung angebracht
wie Beispiel der eines Differenz-GPS oder einer optischen
bzw. Laser, Radar etc. basierten Koordinatenmesseinrichtung
oder eines Messarms. Die Effektorgeometrie beispielsweise
der Schleifscheibe ist entweder bekannt oder wird in einer
Form eingemessen. Die Effektorposition der gewebeabtragende
Effektorgeometrie der Maschine (Schleifmaschine, Fräskopf,
Polierkopf) wird kontinuierlich bestimmt und beim Schleifen
die Leistung (Drehzahl) der Maschine so definiert, dass die
Maschinenleistung als Funktion des Abstands zwischen
aktueller Lage des gewebeabtragenden Effektor und der
Oberflächenlage der Normgeometrie geregelt wird. So läuft
die Maschine beispielsweise mit voller Leistung bis zum
einem Abstand von 2 mm zur Oberfläche und wird dann bis zum
Abstand von 0 mm zur Oberfläche proportional in der Leistung
herunter geregelt. Andere Regelungsverfahren können
anwendungsabhängig sinnvoll sein. Die Lage des Normkörpers
bzw. der Normgeometrie relativ zur Objektgeometrie kann da
durch erreicht werden, dass die Lage des Objektkörpers bei
spielsweise über das Berühren von mindestens einer
Symmetrieachse (z. B. Bugspitze, Heckecken, Ruderfusspunkt am
Kiel) mit einem Positionsmessfühler oder der
Oberflächenerfassung und Registrierung einer besonders
ausgeprägten Teilgeometrie des Objektkörpers durch
Mittelung, Oberflächenvermessung und Symmetriebildung.
Das Verfahren kann auch dazu verwendet werden, bei einer un
sauberen und unsymmetrischen gespachtelten Oberfläche nach
träglich eine Oberfläche zu erzeugen, die definierten
Optimierungskriterien genügt, z. B. geringer Luft- oder
Wasserwiderstand oder Symmetrie bei minimalem Materialabtrag
etc.
Das Verfahren kann auch dazu verwendet werden, um
nachträglich Planken oder Spanten an der optimalen Position
einzusetzen, wobei dann der Objektkörper passgenau für einen
Passkörper vorbereitet wird oder der Passkörper vorbereitet
wird für das Einbringen in den Objektkörper.
Die Erfindung ist nicht beschränkt auf die hier
dargestellten Ausführungsbeispiele. Vielmehr ist es möglich,
durch Kombination der genannten Mittel und Merkmale weitere
Ausführungsvarianten zu realisieren, ohne den Rahmen der
Erfindung zu verlassen.