DE10108981A1 - Kautschukmischung für Laufstreifen von Reifen - Google Patents
Kautschukmischung für Laufstreifen von ReifenInfo
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Abstract
Die Erfindung betrifft eine mit Schwefel vulkanisierbare Kautschukmischung für den Laufstreifen eines Reifens, insbesondere eines Winterreifens, die Proteine aus Ölsaaten enthält.
Description
Die Erfindung betrifft eine mit Schwefel vulkanisierbare Kautschukmischung für den
Laufstreifen eines Reifens, insbesondere eines Winterreifens. Die Erfindung betrifft ferner
einen Reifen, dessen Laufstreifen zumindest zum Teil aus der mit Schwefel vulkanisierten
Kautschukmischung besteht.
Da die Fahreigenschaften eines Reifens, insbesondere Fahrzeugluftreifens, in einem
großen Umfang von der Kautschukzusammensetzung des Laufstreifens abhängig sind,
werden besonders hohe Anforderungen an die Zusammensetzung der
Laufstreifenmischung gestellt. Für Winterreifen sollten die Mischungen für den
Laufstreifen besonders positiven Einfluss auf die Wintereigenschaften, wie beispielsweise
das Traktionsverhalten und das Bremsverhalten auf eisigem und schneeigem Untergrund
oder den Nassgriff, haben. Um dies zu erreichen, ist schon die Einmischung von
unterschiedlichsten Materialien in Kautschukmischungen für Laufstreifen vorgeschlagen
worden.
Aus ökologischen und toxikologischen Gesichtspunkten versucht man bei den Materialien
zur Einmischung, auf in der Natur vorkommende Materialien pflanzlichen oder tierischen
Ursprungs zurückzugreifen.
So ist es z. B. aus der EP 677 548 A1 bekannt, in Laufstreifenmischungen für Winterreifen
als Tieftemperaturweichmacher vom Estertyp pflanzliche Öle, wie Rapsöl oder Rizinusöl,
einzusetzen.
Weiterhin ist es aus der DE 40 05 493 A1 bekannt, einer Kautschukmischung, die für
Laufstreifen von Winterreifen besonders geeignet sein soll, Lederpulver oder
Gelatinepulver, die Proteine beinhalten, beizumengen. Gelatine ist eine wasserlösliche
Substanz, die schwierig in eine Kautschukmischung einzuarbeiten ist und die als nicht
kautschukfreundlich einzustufen ist. Leder besitzt einen gewissen Wassergehalt, ist ein
hydrophiles Material und wasserquellbar und somit ebenfalls wenig kautschukfreundlich.
Sowohl bei Leder als auch bei Gelatine hat sich herausgestellt, dass sich solche Materialien
relativ leicht aus der Oberfläche von Reifenlaufstreifen herauslösen, was die Wirksamkeit
dieser Materialien beschränkt und auch die Abriebsbeständigkeit des Laufstreifens
verschlechtert.
Zusätze für Kautschukmischungen für Laufstreifen von Winterreifen, die sich gut in die
Mischungen einarbeiten lassen und die beim Reifen nicht zu einer starken
Verschlechterung des Abriebverhaltens führen, werden z. B. in der DE 196 10 375 A1 und
der DE 196 22 169 A1 vorgeschlagen. Die DE 196 10 375 A1 beschreibt
Kautschukmischungen für Laufstreifen von Winterreifen, die ein Fasergemisch von
Cellulosefasern und Keratinfasern aufweisen, wobei Keratinfasern proteinhaltige Fasern
sind. Aus der DE 196 22 169 A1 ist es bekannt, in Kautschukmischungen für Laufstreifen
von Winterreifen Proteine aus Stärkepflanzen, wie z. B. Weizen oder Kartoffeln,
einzumischen.
Der vorliegenden Erfindung liegt nun die Aufgabe zugrunde, die Wintereigenschaften von
Laufstreifenmischungen, insbesondere was Schnee- und Eisgriff betrifft, unter
Beimengung natürlicher und somit umweltverträglicher und toxikologisch unbedenklicher,
Materialien noch weiter zu verbessern.
Gelöst wird diese Aufgabe erfindungsgemäß dadurch, dass die Kautschukmischung
Proteine aus Ölsaaten enthält.
Überraschenderweise wurde festgestellt, dass die Beimengung von Proteinen aus Ölsaaten
(Samen aus Ölpflanzen) im Vergleich zur Beimengung von Proteinen aus Stärkepflanzen
nochmals eine weitere Verbesserung der bereits guten Wintereigenschaften bewirkt.
Traktions- und Bremsverhalten auf eisigem und scheeigem Untergrund konnten deutlich
positiv beeinflusst werden. Gleichzeitig bleiben der Rollwiderstand und der Nassgriff des
Reifens bei Verwendung dieser Mischungen für den Laufstreifen auf nahezu
unverändertem Niveau.
Die Mischungen weisen trotz einer größeren Härte, die bei herkömmlichen Mischungen
üblicherweise mit einer Verschlechterung des Eis- und Schneegriffs einhergeht, einen
verbesserten Eis- und Schneegriff auf.
Der Anteil an Reinproteinen, die aus Ölsaaten stammen, beträgt in der Kautschukmischung
vorteilhafterweise 0,7 bis 15 Vol.-% (Volumen des Proteins bezogen auf das Volumen der
Mischung), insbesondere 1,6 bis 6 Vol.-%. Die Dichten der Proteine aus Ölsaaten liegen
dabei im Bereich von 1,5 g/mL. Bei Proteinanteilen ab 0,7 Vol.-% kann man deutlich
positve Effekte in den Wintereigenschaften erkennen. Bei Proteinanteilen von mehr als 15 Vol.-%
ergeben sich für die aus den Mischungen hergestellten Reifen stark erhöhte
Abriebwerte.
Die Proteine können in Reinform oder im Gemisch mit anderen Verbindungen, d. h. als
proteinhaltige Substanzen, in die Kautschukmischung eingebracht werden. Bevorzugt ist,
wenn der Kautschukmischung die Proteine oder proteinhaltigen Substanzen in Form von
Isolaten oder Konzentraten beigemengt werden. Die Herstellung von Proteinisolaten und
die Herstellung von Proteinkonzentraten aus pflanzlichen Rohstoffen sind etablierte
Verfahren, die eine Bereitstellung der Proteine bzw. proteinhaltigen Substanzen in
ausreichenden Mengen gewährleisten. Zur Gewinnung von Proteinisolaten wird das
Protein zunächst unter neutralen bis schwach alkalischen Prozessbedingungen mit Wasser
extrahiert, von den unlöslichen Bestandteilen abgetrennt, und anschließend bei sauren
Milieubedingungen wieder ausgefällt. Isolate sind durch einen Proteingehalt von bis zu 90 g/100 g
Trockensubstanz gekennzeichnet. Konzentrate erhält man nach einer alkoholischen
oder wässrigen Extraktion von Nicht-Proteinbestandteilen. Konzentrate sind durch einen
Proteingehalt von etwa 70 g/100 g Trockensubstanz gekennzeichnet. Die Proteinisolate
und -konzentrate, die aus Ölsaaten gewonnen werden, enthalten als weitere Inhaltsstoffe
oft bis zu 15 Gew.-% pflanzliche Öle.
Die Proteine oder proteinhaltigen Substanzen können in Form von Fasern oder Lösungen,
z. B. wässrigen Lösungen, oder sonstigen dem Fachmann bekannten Darreichungsformen
in die Kautschukmischung eingebracht werden. Besonders bevorzugt ist allerdings, wenn
das Protein oder die proteinhaltige Substanz als Pulver der Kautschukmischung
beigemengt wird. Die Pulver lassen sich schnell, ohne zusätzliche Lösungsmittel und ohne
dass die Kautschukmischung weiteren zusätzlichen Verfahrensschritten unterworfen
werden muss, gleichmäßig in der Kautschukmischung verteilen. Die Proteine oder
proteinhaltigen Substanzen können auch vor der Zugabe zur Mischung mit anderen
Zuschlagstoffen vermengt werden.
Die Proteine oder proteinhaltigen Substanzen können vor der Beimengung zur
Kautschukmischung unterschiedlichen chemischen Reaktionen unterworfen werden, um
dadurch die guten Eigenschaften, die mit den Proteinen in der Kautschukmischung bei den
Reifen bewirkt werden, weiter zu verbessern. Die Proteinmoleküle können z. B. in der
Weise modifiziert werden, dass ihre Hydrophobie zunimmt und dadurch eine bessere
Wechselwirkung mit der Kautschukmatrix möglich wird. Eine andere Möglichkeit besteht
darin, die Proteinmoleküle in der Art zu modifizieren, dass eine chemische Anbindung an
die umgebenden Kautschukmoleküle erfolgen kann. Dies kann z. B. durch die Einführung
ungesättigter Gruppen in die Proteine geschehen.
Aus Pflanzen isolierte oder konzentrierte Proteine sind hochmolekular (Molekulargewicht
< 10000 Dalton). Gemäß einer Weiterbildung der Erfindung kann das Molekulargewicht
der Proteine vor der Beimengung oder vor einer eventuellen weiteren chemischen Reaktion
durch Hydrolyse reduziert werden. Die Hydrolyse kann dabei auf chemischem Wege
mittels Säuren oder Basen bei erhöhten Temperaturen oder auf enzymatischem Wege mit
industriell verfügbaren Enzymen realisiert werden. Die Vorteile dieser Weiterbildung sind
darin zu sehen, dass sich die kürzeren Moleküle besser in der Kautschukmischung
verteilen und sich dadurch ein besseres Abriebverhalten ergibt.
Bei den Proteinen, die die Kautschukmischung enthält, kann es sich um Proteine aus
Samen von allen bekannten Ölpflanzen (Ölsaaten), wie z. B. von Lein, Soja, Baumwolle,
Erdnuss, Sonnenblumen, Kürbis, Rizinus, Mohn, Sesam oder Kakao, handeln. Bevorzugt
werden aber die Proteine aus Rapssaaten oder Lupinensaaten eingesetzt, die in
technischem Maßstab verfügbar sind.
Die schwefelvernetzbare Kautschukmischung kann unterschiedlichste dem Fachmann
bekannte Kautschuke enthalten, von denen jedoch zumindest einer aus der Gruppe der
Dienkautschuke ausgewählt sein muss, da dieser Kautschuktyp mit Schwefel vernetzbar
ist. Zu den Dienkautschuken zählen alle Kautschuke mit einer ungesättigten
Kohlenstoffkette, die sich zumindest teilweise von konjugierten Dienen ableiten.
Besonders bevorzugt ist, wenn der Dienkautschuk oder die Dienkautschuke ausgewählt ist
bzw. sind aus der Gruppe, bestehend aus Naturkautschuk (NR), synthetischem Polyisopren
(IR), Polybutadien (BR) und Styrol-Butadien-Copolymer (SBR). Diese Dienelastomere
lassen sich gut zu der erfindungsgemäßen Kautschukmischung verarbeiten und zeigen gute
Reifeneigenschaften.
Die Kautschukmischung kann als Dienkautschuk Polyisopren (IR, NR) enthalten. Dabei
kann es sich sowohl um cis-1,4-Polyisopren als auch um 3,4-Polyisopren handeln.
Bevorzugt ist allerdings die Verwendung von cis-1,4-Polyisoprenen mit einem cis-1,4-
Anteil < 90%. Zum einen kann solch ein Polyisopren durch stereospezifische
Polymerisation in Lösung mit Ziegler-Natta-Katalysatoren oder unter Verwendung von
fein verteilten Lithiumalkylen erhalten werden. Zum anderen handelt es sich bei
Naturkautschuk (NR) um ein solches cis-1,4 Polyisopren, der cis-1,4-Anteil im
Naturkautschuk ist größer 99%.
Enthält die Kautschukmischung als Dienkautschuk Polybutadien (BR), kann es sich dabei
sowohl um cis-1,4- als auch um Vinyl-Polybutadien (40-90% Vinyl-Anteil) handeln.
Bevorzugt ist die Verwendung von cis-1,4-Polybutadien mit einem cis-1,4-Anteil größer
90%, welches z. B. durch Lösungspolymerisation in Anwesenheit von Katalysatoren vom
Typ der seltenen Erden hergestellt werden kann.
Bei dem Styrol-Butadien-Copolymer kann es sich um lösungspolymerisiertes Styrol-
Butadien-Copolymer (S-SBR) mit einem Styrolgehalt bezogen auf das Polymer von ca. 10
bis 45% und einem Vinylgehalt (Gehalt an 1,2-gebundenem Butadien bezogen auf das
gesamte Polymer) von 10 bis 70% handeln, welches zum Beispiel unter Verwendung von
Lithiumalkylen in organischem Lösungsmittel hergestellt werden kann. Es können aber
auch emulsionspolymerisiertes Styrol-Butadien-Copolymer (E-SBR) sowie Mischungen
aus E-SBR und S-SBR eingesetzt werden. Der Styrolgehalt des E-SBR beträgt ca. 15 bis
50% und es können die aus dem Stand der Technik bekannten Typen, die durch
Copolymerisation von Styrol und 1,3-Butadien in wässriger Emulsion erhalten wurden,
verwendet werden.
Zusätzlich zu den genannten Dienkautschuken kann die Mischung aber auch noch andere
Kautschuktypen, wie z. B. Styrol-Isopren-Butadien-Terpolymer, Butylkautschuk,
Halobutylkautschuk, Acrylnitril-Butadien-Kautschuk, hydrierten Acrylnitril-Butadien-
Kautschuk, epoxidierten Naturkautschuk, hydroxylierten Naturkautschuk oder Ethylen-
Propylen-Dien-Kautschuk (EPDM), enthalten.
Die Eigenschaften der aus der erfindungsgemäßen Kautschukmischung hergestellten
Reifen können zusätzlich positiv beeinflusst und gezielt eingestellt werden, indem die
Kautschukmischung bezogen auf 100 Gewichtsteile Protein 3 bis 20 Gewichtsteile
zumindest einer Substanz zur Anbindung des Proteins an den Kautschuk enthält.
Besonders die Abriebeigenschaften können auf diese Weise verbessert werden, da sich ein
festes Netzwerk zwischen Kautschukmolekülen und Protein ausbildet, aus welchem
schwer etwas herauszubrechen ist.
Zur Anbindung der Proteine an den Kautschuk kann man zum einen bifunktionelle
Organosilane, wie der Fachmann sie zur Anbindung von Kieselsäure an Kautschuk kennt
und die daher kommerziell verfügbar sind, verwenden. Derartige bifunktionelle
Organosilane sind solche, die am Siliciumatom mindestens eine Alkoxy-, Cycloalkoxy-
oder Phenoxygruppe als Abgangsgruppe besitzen und die als andere Funktionalität eine
Gruppe aufweisen, die gegebenenfalls nach Spaltung eine chemische Reaktion mit dem
Polymer eingehen kann. Bei der letztgenannten Gruppe kann es sich z. B. um die
folgenden chemischen Gruppen handeln: -SCN, -SH, -NH2 oder -Sx- (mit x = 2-8).
Beispiele für solche bifunktionellen Organosilane sind 3-Mercaptopropyltriethoxysilan, 3-
Thiocyanato-propyltrimethoxysilan oder 3,3'-Bis(triethoxysilylpropyl)polysulfide mit 2 bis
8 Schwefelatomen, wie z. B. 3,3'-Bis(triethoxysilylpropyl)tetrasulfid (TESPT), das
entsprechende Disulfid oder auch Gemische aus den Sulfiden mit 1 bis 8 Schwefelatomen
mit unterschiedlichen Gehalten an den verschiedenen Sulfiden. TESPT kann dabei
beispielsweise auch als Gemisch mit Industrieruß (Handelsname X 50-S der Firma
Degussa-Hüls AG) zugesetzt werden.
Zum anderen kann man zur Anbindung des Proteins an den Kautschuk auch flüssige,
ungesättigte Polymere mit Funktionalitäten, die eine Anbindung an das Protein
ermöglichen, verwenden, z. B. Polybutadien modifiziert mit Anhydridgruppen.
Funktionalitäten wie eine Anhydridgruppe oder eine Isocyanatgruppe reagieren während
der Verarbeitung und Vulkanisation mit dem Protein, während die Doppelbindungen des
ungesättigten Polymers an der Schwefelvernetzungsreaktion teilnehmen.
Durch den Zusatz von 1 bis 15 phr Rapsöl zur Kautschukmischung kann man Einfluss auf
die Härte Vulkanisate nehmen und den Eisgriff daraus hergestellter Reifen vorteilhaft
beeinflussen. Die in dieser Schrift verwendete Angabe phr (parts per hundred parts of
rubber by weight) ist dabei die in der Kautschukindustrie übliche Mengenangabe für
Mischungsrezepturen. Die Dosierung der Gewichtsteile der einzelnen Substanzen wird
dabei stets auf 100 Gewichtsteile der gesamten Masse aller in der Mischung vorhandenen
Kautschuke bezogen.
Die Kautschukmischung kann außerdem übliche Füllstoffe, wie beispielsweise Ruß,
Kieselsäure, Aluminiumoxide, Alumosilicate, Kreide, Stärke, Magnesiumoxid, Titandioxid
oder Kautschukgele, in üblichen Mengen enthalten.
Werden Füllstoffe verwendet, bei denen zur besseren Anbindung an den Kautschuk
spezielle Zuschlagstoffe benutzt werden können und stimmen diese Zuschlagstoffe mit
denen zur Anbindung der Proteine an den Kautschuk überein, wie es z. B. bei der
Verwendung von bifunktionellen Organosilanen für die Anbindung von Kieselsäure und
Protein an Kautschuk der Fall ist, so ist die Menge an dem betreffenden Zuschlagstoff in
der Gesamtmischung entsprechend zu erhöhen. Zur Anbindung des Proteins und der
Kieselsäure an den Kautschuk sind dann für das vorstehende Beispiel mit bifunktionellem
Organosilan pro 100 Gewichtsteile Protein 3 bis 20 Gewichtsteile Organosilan und pro 100
Gewichtsteile Kieselsäure 3 bis 8 Teile Organosilan zu zudosieren. Die Gesamtmenge an
Substanzen zur Anbindung an den Kautschuk setzt sich in solchen Fällen, wo ein weiterer
Füllstoff über dieselbe Substanz wie das Protein angebunden wird, additiv aus den
Anteilen für die Anbindung von Protein an Kautschuk und den Anteilen für die Anbindung
des anderen Füllstoffs an Kautschuk zusammen.
Des Weiteren kann die erfindungsgemäße Kautschukmischung übliche Zusatzstoffe in
üblichen Gewichtsteilen enthalten. Zu diesen Zusatzstoffen zählen z. B. Weichmacher,
Alterungsschutzmittel, wie z. B. N-Phenyl-N'-(1,3-dimethylbutyl)-p-phenylendiamin
(6PPD), N-Isopropyl-N'-phenyl-p-phenylendiamin (IPPD), 2,2,4-Trimethyl-1,2-
dihydrochinolin (TMQ) und andere Substanzen, wie sie beispielsweise aus J. Schnetger,
Lexikon der Kautschuktechnik, 2. Auflage, Hüthig Buch Verlag, Heidelberg, 1991, S. 42-48,
bekannt sind, Verarbeitungshilfsmittel wie z. B. Zinkoxid und Fettsäuren wie
Stearinsäure, Wachse und Mastikationshilfsmittel wie z. B. 2,2'-
Dibenzamidodiphenyldisulfid (DBD).
Die Vulkanisation wird in Anwesenheit von Schwefel oder Schwefelspendern
durchgeführt, wobei einige Schwefelspender zugleich als Vulkanisationsbeschleuniger
wirken können. Als Schwefelspender können dabei beispielsweise Thiuramderivate wie
Tetramethylthiuramdisulfid und Dipentamethylenthiuramtetrasulfid, Morpholinderivate
wie Dimorpholyldisulfid, Dimorpholyltetrasulfid und 2-Morpholinodithiobenzothiazol
sowie Caprolactamdisulfid verwendet werden. Schwefel oder Schwefelspender werden im
letzten Mischungschritt in den vom Fachmann gebräuchlichen Mengen (0,4 bis 4 phr,
Schwefel bevorzugt in Mengen von 1,5 bis 2,5 phr) der Kautschukmischung zugesetzt.
Des Weiteren kann die Kautschukmischung vulkanisationsbeeinflussende Substanzen, wie
Vulkanisationsbeschleuniger, Vulkanisationsverzögerer und Vulkanisationsaktivatoren, in
üblichen Mengen enthalten, um die erforderliche Zeit und/oder die erforderliche
Temperatur der Vulkanisation zu kontrollieren und die Vulkanisateigenschaften zu
verbessern. Die Vulkanisationsbeschleuniger können dabei zum Beispiel ausgewählt sein
aus folgenden Beschleunigergruppen: Thiazolbeschleuniger wie z. B. 2-
Mercaptobenzothiazol, Sulfenamidbeschleuniger wie z. B. Benzothiazyl-2-
cyclohexylsulfenamid, Guanidinbeschleuniger wie z. B. Diphenylguanidin,
Thiurambeschleuniger wie z. B. Tetrabenzylthiuramdisulfid, Dithiocarbamatbeschleuniger
wie z. B. Zinkdibenzyldithiocarbamat, Aminbeschleuniger wie z. B. Cyclohexylethylamin,
Thioharnstoffe wie z. B. Ethylenthioharnstoff, Xanthogenatbeschleuniger, Disulfide. Die
Beschleuniger können auch in Kombination miteinander eingesetzt werden, wobei sich
synergistische Effekte ergeben können.
Die Herstellung der erfindungsgemäßen Kautschukmischung erfolgt auf herkömmliche Art
und Weise in einer oder mehreren Mischstufen. Anschließend wird diese weiterverarbeitet
z. B. durch einen Extrusionsvorgang und in die entsprechende Form eines
Laufstreifenrohlings gebracht. Ein so erzeugter Laufstreifenmischungsrohling wird bei der
Herstellung des Reifenrohlings, insbesondere Fahrzeugluftreifenrohlings, wie bekannt
aufgelegt. Der Laufstreifen kann aber auch auf einen Reifenrohling, der bereits alle
Reifenteile bis auf den Laufstreifen enthält, in Form eines Kautschukmischungsstreifens
aufgewickelt werden. Nach der Vulkanisation des Fahrzeugreifens weist der Reifen
Vorteile in den Wintereigenschaften auf. Es ist bei den Reifen unerheblich, ob der gesamte
Laufstreifen aus einer einzigen Mischung hergestellt worden ist oder z. B. einen Cap- und
Base-Aufbau aufweist, denn wichtig ist, dass zumindest die mit der Fahrbahn in Berührung
kommende Fläche aus der erfindungsgemäßen Kautschukmischung hergestellt worden ist.
Die Erfindung soll nun anhand von einigen Vergleichs- und Ausführungsbeispielen, die in
der Tabelle 1 zusammengefasst sind, näher erläutert werden, ohne jedoch auf diese
Beispiele beschränkt zu sein.
Bei sämtlichen in der Tabelle 1 enthaltenen Mischungsbeispielen sind die angegebenen
Mengenangaben Gewichtsteile, die auf 100 Gewichtsteile Gesamtkautschuk bezogen sind
(phr). Zusätzlich ist für die proteinhaltigen Mischungen der Volumenanteil an Protein
angegeben, wobei die Dichte der Proteine 1,5 g/mL beträgt. Alle Mischungen ließen sich
mit dem Fachmann bekannten Verfahren einfach und unproblematisch mischen. Als
Kautschuk kam in allen Mischungsbeispielen S-SBR zum Einsatz. Alterungsschutzmittel,
Zinkoxid, Stearinsäure, Beschleuniger und Schwefel sind als weitere Zuschlagstoffe in
sämtlichen in der Tabelle aufgeführten Mischungen in identischen Mengen enthalten. Die
Proteine, das Organosilan und das Rapsöl wurden variiert. Mit V bezeichnete Mischungen
dienen als Vergleichsmischungen, sie enthalten keine Proteine oder nur Proteine aus
Weizen. Mit E sind erfindungsgemäße Mischungen bezeichnet, die Proteine aus Ölsaaten
aufweisen.
Die beiden Mischungen wurden bei 160°C vulkanisiert und der Vulkanisationsprozess
über ein rotorloses Vulkameter (MDR = Moving Disc Rheometer) gemäß DIN 53 529
verfolgt. Daraus wurden die Umsatzzeiten bis zum Erreichen der relativen
Vernetzungsgrade von 10 und 95% (t10, t95) ermittelt.
Außerdem wurde die Mooney-Viskosität der Mischungen gemäß DIN 53 523 mit einem
Scherscheiben-Viskosimeter bei 100°C ermittelt.
Durch 10-minütige Vulkanisation bei 160°C unter Druck wurden aus den verschiedenen
Mischungen Prüfkörper hergestellt. Mit diesen Prüfkörpern wurden für die
Kautschukindustrie typische Materialeigenschaften bestimmt. Für die Tests an Prüfkörpern
wurden folgende Testverfahren angewandt:
- - Zugfestigkeit bei Raumtemperatur gemäß DIN 53 504
- - Reißdehnung bei Raumtemperatur gemäß DIN 53 504
- - Spannungswerte bei 100, 200 und 300% Dehnung bei Raumtemperatur gemäß DIN 53 504
- - Shore-A-Härte bei Raumtemperatur und 70°C gemäß DIN 53 505
- - Rückprallelastizität bei Raumtemperatur und 70°C gemäß DIN 53 512
- - Verlustfaktor tan δ bei 0 und 60°C gemäß DIN 53 513 aus Messung mit konstanter Verformungsamplitude vn 0,2% bei 10% Verformung in Kompression mit 10 Hz dynamischer Verformungsfrequenz
- - Abrieb gemäß DIN 53 516
- - Pendelversuch auf Eis mit dem British Portable Skid Resistance Tester (BPST) bei 5°C, wobei bei einer Wertung (rating) der Pendelausschlag der Ausgangsmischung V1 in Skalenteilen (SKT) gleich 100 gesetzt wurde und Werte, die größer als 100 sind, einer Verbesserung der Eisgriffs gleichzusetzen sind.
Außerdem wurden Reifen aus einigen Mischungen hergestellt und mit diesen Reifen
vergleichende Versuche bezüglich der Schneetraktion durchgeführt. Die Schneetraktion
(Griff auf Schnee) von Reifen mit einem Laufstreifen aus einer herkömmlichen Mischung
wurde gleich 100 gesetzt, Werte größer als 100 bedeuten eine Verbesserung der
entsprechenden Eigenschaft (Wertung, rating).
Wie aus der Tabelle 1 ersichtlich wird, verbessert die Einmischung von Proteinen in
Kautschukmischungen den Eisgriff. Dabei ist zu beachten, dass überraschenderweise die
Mischungen mit den Proteinen aus den Ölsaaten Lupine und Raps (E1 bis E6) noch einen
deutlich besseren Eisgriff aufweisen als die entsprechende Mischung mit Weizenproteinen
(V4). Auch die Traktion auf Schnee ist bei Reifen mit einem Laufstreifen aus den
erfindungsgemäßen Mischung als deutlich besser als bei Reifen aus der herkömmlichen
Mischung V1. Gleichzeitig verbleiben der Nassgriff, der mit dem tan δ bei 0°C
korrelierbar ist (je größer der tan δ bei 0°C, desto besser der Nassgriff), und der
Rollwiderstand, der mit dem tan δ bei 60°C korrelierbar ist (je kleiner der tan δ bei 60°C,
desto niedriger ist der Rollwiderstand), auf gutem Niveau.
Bei herkömmlichen Mischungen ohne Proteine beobachtet man üblicherweise, dass eine
Härteerhöhung, z. B. durch Erhöhung des Rußanteils in der Mischung, mit einer
Verschlechterung des Eisgriffs verbunden ist. Diesen Effekt spiegelt das
Vergleichsbeispiel V2 wider, bei dem der Rußanteil gegenüber der Ausgangsmischung V1
um 6 phr erhöht wurde. Die Shore-Härte nimmt zu und der Eisgriff wird deutlich
schlechter. Bei den Mischungen, die Proteine enthalten, beobachtet man dagegen den
Effekt, dass die Härte zunimmt und trotzdem der Eisgriff verbessert wird.
Die Beispiele V4, E2 und E5 belegen, dass durch die Verwendung einer Substanz zur
Anbindung des Proteins an den Kautschuk, nämlich in diesem Fall durch die Verwendung
eines bifunktionellen Organosilans, der Eisgriff noch weiter verbessert werden kann, wobei
gleichzeitig der Abrieb in vorteilhafter Weise verringert wird.
Besonders gute Wintereigenschaften in Bezug auf Eis- und Schneegriff und gleichzeitig
ein gutes Abriebverhalten kann man erzielen, wenn man, wie in den Mischungen E3 und
E6, Proteine, Rapsöl und bifunktionelles Organosilan gleichzeitig einmischt.
Claims (10)
1. Mit Schwefel vulkanisierbare Kautschukmischung für den Laufstreifen eines Reifens,
insbesondere eines Winterreifens,
dadurch gekennzeichnet,
dass sie Proteine aus Ölsaaten enthält.
2. Kautschukmischung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Anteil an
Reinproteinen, die aus Ölsaaten stammen, in der Kautschukmischung
vorteilhafterweise 0,7 bis 15 Vol.-%, insbesondere 1,6 bis 6 Vol.-%, beträgt.
3. Kautschukmischung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die
Proteine oder die proteinhaltigen Substanzen in Form von Isolaten oder Konzentraten
beigemengt werden.
4. Kautschukmischung nach zumindest einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, dass die Proteine oder die proteinhaltigen Substanzen als Pulver
beigemengt werden.
5. Kautschukmischung nach zumindest einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, dass das Molekulargewicht der Proteine vor der Beimengung durch
Hydrolyse reduziert ist.
6. Kautschukmischung nach zumindest einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, dass die Proteine aus Rapssaaten oder Lupinensaaten stammen.
7. Kautschukmischung nach zumindest einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, dass sie bezogen auf 100 Gewichtsteile Protein 3 bis 20 Gewichtsteile
zumindest einer Substanz zur Anbindung des Proteins an den Kautschuk enthält.
8. Kautschukmischung nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Substanz zur
Anbindung des Proteins an den Kautschuk ein bifunktionelles Organosilan oder ein
flüssiges, ungesättigtes Polymer mit Funktionalitäten, die eine Anbindung an das
Protein ermöglichen, ist.
9. Kautschukmischung nach zumindest einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, dass sie 1 bis 15 phr Rapsöl enthält.
10. Reifen, dessen Laufstreifen zumindest zum Teil aus einer mit Schwefel vulkanisierten
Kautschukmischung nach zumindest einem der Ansprüche 1 bis 9 besteht.
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