DE10048383A1 - Protonen-translozierendes Retinalprotein - Google Patents
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Abstract
Die Erfindung betrifft Protonen-translozierende Retinalproteine, die einen gegenüber dem Wildtyp verlangsamten Photozyklus aufweisen und deren all-trans-Retinal-Gehalt im Hell- und im Dunkel-adaptierten Zustand um nicht mehr als 10% voneinander abweicht. Die Erfindung betrifft weiterhin eine photochrome Zusammensetzung und die Verwendung der Protonen-translozierenden Retinalproteine sowie der photochromen Zusammensetzung.
Description
Die Erfindung betrifft ein Protonen-translozierendes Retinalprotein, eine das
Protonen-translozierende Retinalprotein enthaltende photochrome Zusammensetzung und die
Verwendung des Protonen-translozierendes Retinalproteins und der Zusammensetzung.
Halobakterien sind Archaea, die neben den Bacteria und Eukarya eine dritte Domäne des
Lebens bilden. Archaea verdanken ihren Namen den ungewöhnlichen Biotopen, in denen
sie vorkommen. Sie leben häufig unter "archaischen" Bedingungen, d. h. bei extremen
Temperaturen, Salzkonzentrationen oder pH-Werten, wie sie auf der frühen Erdoberfläche
geherrscht haben könnten.
Die halophilen Archaea umfassen 9 Genera (z. B. Halobacterium, Haloferax, Natronomo
nas, etc.) und sind durchwegs extremophil, d. h. sie leben in Salzlösungen, deren Konzen
tration von 2 molar bis zur Sättigung reicht und die manchmal noch zusätzlich alkalische
pH-Werte bis zu pH 11 aufweisen. In der Natur sind die Halobakterien Teil eines komplexen
Ökosystems. Die bei permanenter Sonneneinstrahlung wachsende Salinität in Salzgewin
nungsanlagen oder die Bedingungen im Toten Meer und anderen natürlichen hypersalinen
Gewässern erlauben nach den jährlichen Regengüssen zunächst das photolitotrophe
Wachstum der halotoleranten Grünalge Duniella parva bis zu einem Salzgehalt von etwa
12%. Nach Überschreiten der für sie optimalen Bedingungen stirbt Duniella ab und ermög
licht das massive Wachstum von halophilen Archaea, die auf Grund ihres Carotinoidgehalts
oft zu einer Rotfärbung dieser Gewässer führen.
Die halophilen Archaea besitzen neben Fermentation, aerober und anaerober Atmung eine
zusätzliche Möglichkeit der Energieumwandlung, die unter den Archaea einmalig ist: sie
können mittels Retinal-abhängiger Photosynthese Energie aufnehmen und umwandeln. Im
Gegensatz zu der grünen, Chlorophyll-abhängigen Photosynthese ist hier nur ein einziges
Protein an der Energieaufnahme und -umwandlung beteiligt, nämlich ein lichtgetriebenes
Protonen-translozierendes Retinalprotein.
Das bekannteste Beispiel eines solchen Protonen-translozierenden Retinalproteins ist die
archaebakterielle Protonenpumpe Bakteriorhodopsin (BR), die die Lichtenergie direkt zur
Erzeugung eines elektrochemischen Protonengradienten, der in chemische Energie ge
wandelt wird, ausnutzt. Bakteriorhodopsin ist ein intrinsisches Membranprotein mit einem
Molekulargewicht von ca. 26 kDa. Die Polypeptidkette durchquert die Membran siebenmal
und bildet so eine Sekundärstruktur von sieben helikalen Transmembranbereichen. An die
Seitenkette eines Lysins der siebenten Helix im Inneren des Proteins ist kovalent ein Reti
nal (Vitamin A Aldehyd) gebunden. Die entstandene CH=N-Gruppe wird Schiff'sche Base
(SB) genannt und ist im Ausgangszustand am Stickstoff protoniert (SBH). Einen Überblick
über das Bakteriorhodopsin gibt die Arbeit von Haupts et al. (Annu. Rev. Biophys. Biomol.
Struct. 28, 367-99, 1999).
Der Chromophor des BR absorbiert gelbgrünes Licht maximal bei 570 nm, so dass BR dem
menschlichen Auge violett erscheint. Nach Absorption eines Photons erfährt das Protein
chemische und strukturelle Änderungen, die zu unterscheidbaren, spektroskopisch mess
baren Intermediaten führen. Sie werden mit den Buchstaben K, L, M, N und O bezeichnet
und jeweils mit der Wellenlänge der maximalen Absorption indiziert. Der Zyklus kann ver
einfacht folgendermaßen beschrieben werden:
BR570 → K590 → L550 → M410 → N560 → O640 → BR570.
Bakteriorhodopsin ist das bisher einzige Retinalprotein, das in der Natur in Form eines
zweidimensionalen Kristalles vorkommt. Im Bakterium sind die Kristalle in der sogenannten
Purpurmembran lokalisiert. Die Organisation in der Purpurmembran stabilisiert das Protein
in einem solchen Maße, dass es für eine Reihe technischer Anwendungen vorgeschlagen
worden ist (zusammengefaßt in Oesterhelt et al., Quarterly Rev. Biophysics 24, 425-478,
1991). Dabei können die bei Belichtung auftretenden Änderungen des pH-Wertes der Lö
sung, der elektrischen Spannung und der Farbe genutzt werden.
So ist der Farbwechsel vom Violett des Bakteriorhodopsins im Ausgangszustand BR570 zum
Gelb im Intermediat M410 die Basis für Anwendungen in der optischen Informationstechno
logie. Der Zerfall des Intermediates M410, das eine Lebensdauer von wenigen Millisekunden
hat, ist der geschwindigkeitsbestimmende Schritt in diesem Zyklus. Die Lichtintensität und
die thermische Zerfallskonstante des M-Intermediats bestimmen im Photozyklus das Ver
hältnis der Farben Violett und Gelb.
Der Retinylidenteil des Bakteriorhodopsins liegt im Dunkeln als eine Mischung von all-trans,
15-anti und 13-cis, 15-syn Konfiguration im Verhältnis von etwa 60 : 40 vor. Es ist aus
schließlich die all-trans Form des Chromophors, die den physiologischen Prozeß der Proto
nentranslokation vermittelt und das gelbe Intermediat M410 durchläuft ("trans-Zyklus"). Zwar
führt auch die Absorption von Photonen in der 13-cis Konfiguration zu einem Zyklus von
Farbänderungen, dem "cis-Zyklus", dieser unterscheidet sich jedoch vom "trans-Zyklus"
darin, dass kein gelbes M-ähnliches Intermediat gebildet wird. Aus dem "cis-Zyklus" springt
das Molekül bei Belichtung mit einer sehr kleinen Wahrscheinlichkeit in den "trans-Zyklus"
hinüber. Dieser Wechsel vom "cis-" in den "trans-Zyklus" wird als Helladaptation der Dun
keladaptierten Form bezeichnet. In der Praxis bedeutet das, dass nach Dunkelaufbewah
rung einer Probe (Dunkeladaptation) eine anfängliche Belichtung nur zu etwa 60% des
theoretisch möglichen M-Intermediats führt. Durch weitere Belichtung adaptiert die Probe
nach und nach (Helladaptation), so dass schließlich alle Moleküle in den "trans-Zyklus"
überführt sind und das M-Intermediat durchlaufen.
Der Wechsel der Moleküle vom "cis-" in den "trans-Zyklus" führt zu einer Verschiebung des
Absorptionsmaximums um mehrere nm und bedeutet einen erheblichen Nachteil für die
Verwendung von Bakteriorhodopsinen bei der Herstellung photochromer Erzeugnisse, z. B.
optischer Filme oder Druckfarben.
Es wäre deshalb wünschenswert, Protonen-translozierende Retinalproteine herzustellen,
deren Absorptionsmaximum im Dunkel-adaptierten Zustand dem im Hell-adaptierten Zu
stand möglichst genau entspricht. Darüberhinaus wäre es von Vorteil, wenn die Stabilität
des M-Intermediates erhöht werden könnte, um den Farbwechsel der im "trans-Zyklus" vor
liegenden Moleküle von Violett nach Gelb möglichst genau beobachten zu können.
Erfindungsgemäß wird nunmehr ein Protonen-translozierendes Retinalprotein bereitgestellt,
das aus der Gruppe von:
- a) Muteinen eines natürlichen Protonen-translozierenden Retinalproteins aus halophilen Archaebakterien, die einen verlangsamten Photozyklus aufweisen (Typ 1-Mutation) und deren all-trans Retinal-Gehalt im Hell- und Dunkel-adaptierten Zustand um nicht mehr als 10% voneinander abweicht (Typ 2-Mutation) und/oder
- b) Homologen der Muteine (i) mit verlangsamten Photozyklus, deren Retina lisomeren-Zusammensetzung im Hell- und Dunkel-adaptierten Zustand um nicht mehr als 10% voneinander abweicht
ausgewählt ist.
Unter einem Mutein werden durch eine Substitution, Deletion oder Insertion modifizierte
Protonen-translozierende Retinalproteine verstanden. Muteine können ein oder mehrere
Mutationen aufweisen. Typ 1-Mutationen sind dabei Mutationen, die zu einer Verlangsa
mung des Photozyklus im Vergleich zum natürlichen Retinalprotein aus Halobacterium sali
narum (SEQ ID No. 1) führen. Die Messung des Photozyklus erfolgt dabei wie z. B. von Mil
ler & Oesterhelt, Biochem. Biophys. Acta 1020, 57-64, 1990, beschrieben. Typ 2-Mutationen
führen zu einer im Vergleich zum natürlichen Retinalprotein aus Halobacterium
salinarum (SEQ ID No. 1) erhöhten Konstanz des all-trans-Retinal-Gehalts im Hell- und im
Dunkel-adaptierten Protein. Der all-trans-Retinal-Gehalt wird dabei bestimmt, wie von Tittor
et al., Biophys. J. 67, 1682-1690, 1994, beschrieben. Die Prozentangabe bezieht sich auf
den Gesamtgehalt der mittels des erwähnten Verfahrens bestimmbaren Retinalisomere.
Normalerweise werden Typ 1-Mutationen und Typ 2-Mutationen verschiedene Aminosäu
ren betreffen. Es ist jedoch auch möglich, dass eine einzelne Mutation beide gewünschten
Wirkungen aufweist und daher gleichzeitig als Typ 1- und als Typ 2-Mutation zu klassifizie
ren ist. Soweit natürlich auftretende, archaebakterielle Protonen-translozierende Retinal
proteine im Vergleich zu dem bekanntesten Protonen-translozierenden Retinalprotein, d. h.,
Bakteriorhodopsin aus Halobacterium salinarum (SEQ ID No. 1), einen verlangsamten
Photozyklus aufweisen und ihr all-trans-Retinal-Gehalt im Hell- und im Dunkel-adaptierten
Zustand um nicht mehr als 10% voneinander abweicht, gelten sie im Rahmen der vorlie
genden Erfindung ebenfalls als Muteine.
Der dem Fachmann bekannte Ausdruck "Homolog" bezeichnet eine Verwandtschaft zwi
schen zwei oder mehr Peptiden, Polypeptiden oder Proteinen, der durch die Übereinstim
mung zwischen den Sequenzen mittels bekannter Verfahren, z. B. der computergestützten
Sequenzvergleiche (Basic local alignment search tool, S. F. Altschul et al., J. Mol. Biol. 215
(1990), 403-410), bestimmt werden kann. Der Prozentsatz der Identität ergibt sich aus dem
Prozentsatz identischer Bereiche in zwei oder mehr Sequenzen unter Berücksichtigung von
Lücken oder anderen Sequenzbesonderheiten. In der Regel werden spezielle Computer
programme mit Algorithmen eingesetzt, die den besonderen Anforderungen Rechnung tra
gen.
Bevorzugte Verfahren zur Bestimmung der Homologie erzeugen zunächst die größte Über
einstimmung zwischen den untersuchten Sequenzen. Computerprogramme zur Bestim
mung der Identität zwischen zwei Sequenzen umfassen, sind jedoch nicht eingeschränkt
auf das GCG Programmpaket, einschließlich GAP (Devereux, J., et al., Nucleic Acids Re
search 12 (12): 387 (1984); Genetics Computer Group University of Wisconsin, Madison,
(WI)); BLASTP, BLASTN, und FASTA (Altschul, S. et al., J. Mol. Biol. 215: 403-410 (1999)).
Das BLASTX Programm kann vom National Centre for Biotechnology Information (NCBI)
und aus weiteren Quellen bezogen werden (BLAST Handbuch, Altschul S., et al., NCB
NLM NIH Bethesda MD 20894; Altschul, S., et al., Mol. Biol. 215: 403-410 (1990)). Auch der
bekannte Smith Waterman-Algorithmus kann zur Bestimmung des Prozentsatzes der Iden
tität verwendet werden.
Bevorzugte Parameter für den Aminosäuresequenz-Vergleich umfassen die nachstehen
den:
Algorithmus: Needleman und Wunsch, J. Mol. Biol 48: 443-453 (1970)
Vergleichsmatrix: BLOSUM 62 aus Henikoff und Henikoff, PNAS USA 89 (1992), 10915-10919
Lücken-Wert (Gap Penalty): 12
Lückenlängen-Wert:
(Gap Length Penalty): 4
Homologie-Schwellenwert:
(Threshold of Similarity): 0.
Algorithmus: Needleman und Wunsch, J. Mol. Biol 48: 443-453 (1970)
Vergleichsmatrix: BLOSUM 62 aus Henikoff und Henikoff, PNAS USA 89 (1992), 10915-10919
Lücken-Wert (Gap Penalty): 12
Lückenlängen-Wert:
(Gap Length Penalty): 4
Homologie-Schwellenwert:
(Threshold of Similarity): 0.
Das GAP-Programm ist auch zur Verwendung mit den vorstehenden Parametern geeignet.
Die vorstehenden Parameter sind die Fehler-Parameter (default parameters) für Aminosäu
resequenz-Vergleiche, wobei Lücken an den Enden den Wert nicht verändern. Die Erfin
dung umfasst daher auch Fusionsproteine, d. h. Protonen-translozierende Retinalproteine
mit einem Fusionsproteinanteil. Bei sehr kurzen Sequenzen im Vergleich zur Referenz-
Sequenz kann es weiterhin notwendig sein, den Erwartungswert auf bis zu 100.000 (ex
pectation value) zu erhöhen und gegebenenfalls die Wortlänge (word size) auf bis zu 2 zu
verkleinern.
Weitere beispielhafte Algorithmen, Lücken-Öffnungs-Werte (gap opening penalties),
Lückenausdehnungs-Werte (gap extension penalties), Vergleichsmatrizen einschließlich der im
Programm-Handbuch, Wisconsin-Paket, Version 9, September 1997, genannten können
verwendet werden. Die Auswahl wird von dem durchzuführenden Vergleich abhängen und
weiterhin davon, ob der Vergleich zwischen Sequenzpaaren, wobei GAP oder Best Fit be
vorzugt sind, oder zwischen einer Sequenz und einer umfangreichen Sequenz-Datenbank,
wobei FASTA oder BLAST bevorzugt sind, durchgeführt wird.
Eine mit dem oben genannten Algorithmus ermittelte Übereinstimmung von 40% wird im
Rahmen dieser Anmeldung als 40% Identität bezeichnet. Entsprechendes gilt für höhere
Prozentsätze.
Überraschenderweise hat sich nunmehr gezeigt, dass die Kombination einer Typ 1-
Mutation und einer Typ 2-Mutation im erfindungsgemäßen Protonen-translozierenden
Retinalprotein zu einer weitgehenden Konstanz des all-trans-Retinal-Gehaltes sowie zu einer
Verlangsamung des Photozyklus führen kann. Der all-trans-Retinal-Gehalt der Dunkel-adaptierten
Form des erfindungsgemäßen Protonen-translozierenden Retinalproteins un
terscheidet sich von dem der Hell-adaptierten Form in der Regel um nicht mehr als 10%. In
bevorzugten Ausführungsformen sind die Unterschiede sogar geringer und liegen bei ma
ximal 8 oder sogar maximal 5%. Überraschenderweise hat sich weiterhin gezeigt, dass ge
rade Muteine, deren all-trans-Retinal-Gehalt sich im Hell- und im Dunkel-adaptierten Zu
stand nicht wesentlich, d. h., um nicht mehr als 10% unterscheidet, einen all-trans-Retinal-Gehalt
von mindestens 60% in Hell- wie im Dunkel-adaptierten Zustand aufweisen. Dieser
unerwartete Nebeneffekt ist äußerst vorteilhaft, da jede Erhöhung des Anteils der Moleküle,
die am "trans-Zyklus" teilnehmen, bei Belichtung zu einem deutlicheren Farbwechsel und
damit zu einer Verbesserung der optischen Eigenschaften führt.
Erfindungsgemäß werden Muteine bereitgestellt, die einen konstanten all-trans-Retinal-Gehalt
im Bereich von mindestens 60 bis 100%, bevorzugt 62% oder 65% bis 100% auf
weisen. Während die meisten Retinalproteine einen all-trans-Retinal-Gehalt im Bereich von
60 oder 65% bis 85% aufweisen, sehen besonders bevorzugte Ausführungsformen einen
all-trans-Retinal-Gehalt von mindestens 70% oder 75%, am besten sogar 80% bis 100%
vor.
In einer bevorzugten Ausführungsform ist das natürliche Protonen-translozierende Retinal
protein, dessen Mutein(e) die oben erwähnten Eigenschaften aufweisen, ein archaebakteri
elles Bakteriorhodopsin, z. B. ein halobakterielles Rhodopsin, bevorzugt Bakteriorhodopsin
(SEQ ID No. 1) aus Halobacterium salinarum.
Das erfindungsgemäße Protonen-translozierende Retinalprotein umfasst Muteine mit einer
Typ 1- und einer Typ 2-Mutation, deren Aminosäuresequenz mit der Aminosäuresequenz
SEQ ID No. 1 eine Identität von mindestens 40% aufweist. In weiteren Ausführungsformen
beträgt die Identität mindestens 50, 60 oder 70%. In besonders bevorzugten Ausführungs
formen beträgt die Identität mindestens 80, 90 oder 95%.
In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform handelt es sich bei dem Protonen-translozierenden
Retinalprotein um ein Homolog mit einer Aminosäuresequenz, das im Be
reich der C-Helix und/oder der F-Helix eine Identität von mindestens 60% mit den entspre
chenden Aminosäuresequenzen des reifen Bakteriorhodopsins aus SEQ ID No. 1 aufweist.
In weiter bevorzugten Ausführungsformen liegt der Prozentsatz der Identität für die C-Helix
und/oder die F-Helix bei mindestens 70, 80 oder 90%, bevorzugt bei mindestens 95%. Der
Identitätsgrad für die C- und die F-Helix kann dabei gleich oder verschieden sein.
Der Photozyklus des erfindungsgemäßen Protonen-translozierenden Retinalproteins wird
durch die Typ 1-Mutation verlangsamt. Die thermische Zykluszeit beträgt in jedem Fall mehr
als 10 ms, bevorzugt mehr als 1 s oder gar mehr als 10 s. In besonders bevorzugten Aus
führungsformen liegt die thermische Zykluszeit im Minutenbereich, d. h. sie beträgt mehr als
1 min. in weiteren bevorzugten Ausführungsformen sogar mehr als 5 oder 10 min. Die
thermische Zykluszeit kann im Extremfall bis zu 2 Stunden betragen, in der Regel jedoch
nicht mehr als 90 oder 60 min.
Die Typ 1-Mutation des Protonen-translozierenden Retinalproteins kann in einem Ami
nosäureaustausch an einer oder mehreren der Aminosäurepositionen bestehen, die im na
türlichen Protein am katalytischen Zyklus beteiligt sind. Die vorliegende Erfindung umfaßt
daher Retinalproteine, bei denen z. B. eine oder mehrere der Positionen der an der Proto
nen-Translokation beteiligten Aminosäuren aus der Gruppe der Aminosäurereste D38, R82,
D85, D96, D102, D104, E194 und/oder E204 gemäß SEQ ID No. 1 bzw. der ihnen entspre
chenden Aminosäurereste in homologen Proteinen verändert ist. Ein bevorzugter Ami
nosäureaustausch ist D96 N, d. h. die Aminosäure D an Position 96 von SEQ ID No. 1 bzw.
die entsprechenden Aminosäure in einem homologen Protein wird durch N ersetzt. Weiter
bevorzugte Aminosäureaustausche sind D38R und D102R und/oder D104R.
Die Typ 2-Mutation der Retinalproteine der erfindungsgemäßen Retinalproteine führt zu ei
nem Aminosäureaustausch an einer oder mehrerer der Aminosäurepositionen, die die Reti
nalbindungstasche bilden, und/oder unmittelbar benachbarter Positionen. Unter der Reti
nalbindungstasche wird die Summe der Aminosäuren verstanden, die der Schiff'schen Base
des Retinals ihre charakteristischen chemischen und physikalischen Eigenschaften ver
leihen. Die die Retinalbindungstasche bildenden Aminosäuren bzw. unmittelbar benach
barte Aminosäuren sind ausgewählt aus der Gruppe der Aminosäurereste Va149, Ala53,
L93, Met118, Gly122, S141 und Met145 gemäß SEQ ID No. 1 bzw. der ihnen entsprechen
den Aminosäurereste in homologen Proteinen. In bevorzugten Ausführungsformen ist die
Typ 2-Mutation V49A, V49 G, V49F, L93A, G122K, G122C, G122M, S141A, S141M, M1451,
M145F, M145W, M145C oder M145K. Diese Typ 2-Mutationen bewirken überraschender
weise eine Konstanz des all-trans Anteils im Retinylidenteil des Bakteriorhodopsins im
Hell- und im Dunkel-adaptierten Zustand.
Absorptionsmaxima und Retinalisomerenverhältnisse des Halobacterium salinarum Wild
typs (WT), der reinen Typ 1-Mutante D96N, der reinen Typ 2-Mutanten M145F und L93A
sowie der erfindungsgemäßen Retinalproteine D96N-M145F und D96N-L93A sind in der
nachfolgenden Tabelle gezeigt:
Besonders bevorzugte Kombinationen von Typ 1- und Typ 2-Mutationen sind beispielswei
se V49A-D96N, L93A-D96N und M145F-D96N (s. Fig. 1).
In einer weiteren Ausführungsform liegen die erfindungsgemäßen Retinalproteine in mem
brangebundener Form vor, wobei die Membran eine Dichte zwischen 1,10 und 1,20 g/cm3
aufweist. In einer bevorzugten Ausführungsform beträgt die Dichte zwischen 1,175 und
1,185 g/cm3. Besonders bevorzugt ist die Form einer Purpurmembran mit einer Dichte von
1,18 g/cm3.
Erfindungsgemäß werden weiterhin Nukleinsäuren bereitgestellt, die für die oben beschrie
benen Retinalproteine kodieren. Diese Nukleinsäuren können einmal durch Mutationen be
reits bekannter Gene für Protonen-translozierende Retinalproteine, z. B. des für das Bakte
riorhodopsin aus Halobacterium salinarum kodierenden Genes erzeugt werden (Dunn et al.,
Proc. Natl. Acad. Sci. USA 78, 6744-6748, 1981), zum anderen nach bekannten Verfahren
vollsynthetisch hergestellt werden. Da der genetische Code der Archaea sich von dem der
Prokarya und Eukarya nicht unterscheidet, können auch zur Transformation in Halobakteri
en vorgesehene Nukleinsäuren nach den bekannten Regeln hergestellt werden. Der Fach
mann wird sich allerdings bemühen, eine auf den jeweils vorgesehenen Wirtsorganismus
abgestimmte Codon-Usage zu berücksichtigen. Bei den erfindungsgemäßen Nukleinsäuren
kann es sich um Ribonukleinsäuren und/oder Desoxyribonukleinsäuren handeln.
Erfindungsgemäß werden weiterhin Vektoren zur Verfügung gestellt, die die für die Proto
nen-translozierenden Retinalproteine kodierenden Nukleinsäuren umfassen. Je nach dem
für diesen Vektor vorgesehenen Wirtsorganismus wird der Fachmann zwischen archae
bakteriellen Vektoren, Vektoren für die Expression in Prokarya (E. coli, Bacillus, Pseudo
monas, Klebstella etc.) oder Eukarya (Hefe, Tierzellkulturen (CHO, HeLa, COS etc.), Pflan
zen oder Pflanzenzellen, Insektenzellen) auswählen.
Erfindungsgemäß wird weiterhin eine Wirtszelle bereitgestellt, die eine für ein erfindungs
gemäßes Protonen-translozierendes Retinalprotein kodierende Nukleinsäure oder einen
erfindungsgemäßen Vektor enthält. Bei den Wirtszellen handelt es sich z. B. um Archaea,
bevorzugt Halobakterien, besonders bevorzugt Halobacterium salinarum, dessen Trans
formation beschrieben ist (Cline et al., Can. J. Microbiol. 35, 148-152, 1989). Alternativ
können erfindungsgemäße Vektoren auch in E. coli oder anderen prokaryontischen Wirten,
bei Bedarf auch in den oben erwähnten eukaryontischen Zellen exprimiert werden.
Erfindungsgemäß wird weiterhin eine photochrome Zusammensetzung bereitgestellt, die
zusätzlich zu einem erfindungsgemäßen Protonen-translozierenden Retinalprotein Stabili
satoren, die Schaumbildung vermindernde und/oder UV-Licht absorbierende Zusatzstoffe
und/oder Puffersubstanzen enthalten kann.
Die erfindungsgemäße photochrome Zusammensetzung kann z. B. Glycerin, organische
Polymere und/oder organische Lösungsmittel enthalten.
Die erfindungsgemäßen Protonen-translozierenden Retinalproteine oder die sie enthalte
nen photochromen Zusammensetzungen können zum Herstellen von optischen Filmen
verwendet werden. Die Herstellung optischer Filme aus Bakteriorhodopsinen ist bereits be
kannt und z. B. in Hampp et al., SPIE 3623, 243, 1999 ausführlich beschrieben. Ein unter
Verwendung der erfindungsgemäßen Protonen-translozierenden Retinalproteine herge
stellter optischer Film ist für optische Aufzeichnungen geeignet. Eine weitere Verwendungs
möglichkeit solcher optischen Filme ist mit der Interferometrie oder bei der holographischen
Mustererkennung gegeben. Auch die Verwendung optischer Filme als optischer Lichtmo
dulator ist möglich. Darüberhinaus ist die Herstellung volumenhafter Speicher zur optischen
Datenspeicherung denkbar (Birge, Scientific American, 1995, 66).
Die vorliegende Erfindung stellt des Weiteren die Verwendung eines Protonen-
translozierenden Retinalproteins und/oder einer photochrome Zusammensetzung als Si
cherheitsfarbstoff bereit. In einer ersten Ausführungsform wird das Retinalprotein und/oder
die photochrome Zusammensetzung auf ein sicherungsbedürftiges Dokument oder einen
sicherungsbedürftigen Gegenstand aufgetragen. In einer weiteren Ausführungsform kann
die auf das sicherungsbedürftige Dokument oder den sicherungsbedürftigen Gegenstand
aufgetragene erfindungsgemäße photochrome Zusammensetzung (bzw. das Retinalpro
tein) auf dem Dokument oder Gegenstand fixiert werden.
Dabei kann die Fixierung gemäß der vorliegenden Erfindung durch physikalischen Ein
schluß oder kovalente Kopplung an das Dokument bewirkt werden. Erfindungsgemäß ist
das sicherungsbedürftige Dokument beispielsweise ein Sicherheitspapier, ein Ausweis oder
eine Banknote. Als Dokument kann jedoch erfindungsgemäß auch jedes weitere Dokument
gelten, für das ein Sicherungsbedarf besteht.
Schließlich stellt die vorliegende Erfindung ein Verfahren zum Herstellen von Dokumenten
mit Sicherheitsmerkmal bereit, das dadurch gekennzeichnet ist, dass vor, während oder
nach der Herstellung eines Dokumentes in üblicher Weise ein erfindungsgemäßes Proto
nen-translozierendes Retinalprotein oder eine erfindungsgemäße photochrome Zusam
mensetzung aufgetragen und gegebenenfalls fixiert wird.
Die folgenden Figuren und Beispiele erläutern die Erfindung.
Fig. 1 zeigt die Absorptionsspektren verschiedener erfindungsgemäßer Protonen-translozierender
Retinalproteine im Vergleich zu dem Spektrum des Wildtyps bzw. von
Muteinen mit nur einer Mutation. Die durchgezogenen Linien zeigen jeweils das Absorpti
onsspektrum im Hell-adaptierten Zustand, die gepunkteten Linien im Dunkel-adaptierten
Zustand. Im Einzelnen zeigen:
Fig. 1A Wildtyp Halobacterium salinarum mit der Aminosäuresequenz von SEQ ID
No. 1. Das Absorptionsmaximum im Hell-adaptierten Zustand liegt bei 568 nm,
im Dunkel-adaptierten Zustand bei 560 nm.
Fig. 1B Absorptionsspektrum der Typ 1-Mutante D96N. Das Absorptionsmaximum
verschiebt sich von 569 nm im Hell-adaptierten Zustand nach 560 nm im
Dunkel-adaptierten Zustand.
Fig. 1C Typ 2-Mutante V49A. Das Absorptionsmaximum liegt im Hell-adaptierten wie
im Dunkel-adaptierten Zustand bei 549 nm.
Fig. 1D Erfindungsgemäßes Retinalprotein mit der Doppelmutation V49A-D96N. Das
Absorptionsmaximum von 559 nm im Hell-adaptierten Zustand wird um 2 nm
nach 557 nm im Dunkel-adaptierten Zustand verschoben.
Fig. 1E Typ 1-Mutation L93A. Das Absorptionsmaximum liegt im Hell-adaptierten wie
im Dunkel-adaptierten Zustand bei 541 nm.
Fig. 1F Erfindungsgemäßes Retinalprotein mit der Doppelmutation L93A-D96N. Das
Absorptionsmaximum liegt im Hell-adaptierten wie im Dunkel-adaptierten Zu
stand bei 544 nm. Diese Doppelmutante erreicht im Dunkel-adaptierten Zu
stand einen all-trans Anteil von mehr als 80%.
Fig. 1G Typ 2-Mutation M145F. Das Absorptionsmaximum liegt im Hell-adaptierten
Zustand bei 559 nm, im Dunkel-adaptierten Zustand bei 558 nm.
Fig. 1H Erfindungsgemäßes Retinalprotein mit der Doppelmutation D96N-M145F.
Diese Doppelmutante erreicht im Dunkel-adaptierten Zustand einen all-trans
Anteil von 66%; das Absorptionsmaximum liegt für das Hell-adaptierte wie für
das Dunkel-adaptierte Retinalprotein bei 560 nm.
Für die Herstellung einer photochromen Zusammensetzung werden zunächst die einzelnen
Protonen-translozierenden Retinalproteine entweder aus natürlichen Halobakterienpopula
tionen oder rekombinant durch Transformation von Halobacterium salinarum (Cline & Doolittle,
J. Bact. 169, 1341-1344, 1987) nach stellenspezifischer Mutagenese des Bakteriorho
dopsingenes (Dunn et al., Proc. Natl. Acad. Sc., USA 78, 6744-6748) gewonnen. Die Pur
purmembran der transformierten Halobakterien wird mittels bekannter Verfahren isoliert und
gereinigt (Oesterhelt & Stoeckenius, Meth. Enzym. 31, 667-678, 1974). Für die Gewinnung
von Bakteriorhodopsin in großem Maßstab kann das in der deutschen Patentanmeldung
199 45 798.0 beschriebene Verfahren eingesetzt werden.
Die erfindungsgemäße photochrome Zusammensetzung kann beispielsweise physikalisch
in ein Matrixmaterial eingeschlossen werden. Konkret werden z. B. 10 mg Purpurmembran,
enthaltend Bakteriorhodopsin-D96N/M145F in 4 ml einer UV-härtenden Farbe (IFS 3000,
Firma Schmitt) gleichmäßig suspendiert und auf das sicherungsbedürftige Dokument auf
getragen. Nach UV-Belichtung (nach Angaben des Herstellers) des solcherart markierten
Dokumentes befinden sich die Purpurmembranpartikel im ausgehärteten Kunststoff.
Das Prinzip des Siebdrucks ist Durchdruck, ähnlich einer Schabloniertechnik. Die Druck
form besteht aus einem Siebgewebe, welches mit einer farbundurchlässigen Sperrschicht
versehen wird. Das Druckmotiv bleibt offen. Der Druck erfolgt durch das Abziehen des mit
Farbe gefüllten Siebes mit einer Rakel. Die Farbe wird dabei auf das darunterliegende Sub
strat übertragen. Zur Herstellung einer Siebdruckfarbe wird in eine 7,2% PVA-Lösung
(Mowiol Typ 56-98) 100 mg/ml Purpurmembran über Nacht eingerührt. Bei Übereinstimmung
der rheologischen Eigenschaften mit einer Standardprobe kann die erhaltene Mischung mit
einer herkömmlichen Siebdruckmaschine verdruckt werden.
In 5 ml einer Farbe ohne Pigment (Fa. Schmitt, UFO1) werden bei 50°C 1 g Purpurmem
bran eingerührt. Die so erhaltene Mischung kann mittels gängiger Offset-Technik verdruckt
werden.
Eine Abriebbeständigkeit der photochromen Zusammensetzung kann erzielt werden, in
dem z. B. die mit Protonen-translozierendem Retinalprotein beschichteten Dokumente mit
tels eines Heißlaminiergerätes (GPM, Mylam 9) in einer Folientasche vom Typ GHQ-120TR
bei einer Temperatur von 90 bis 140°C einlaminiert werden.
Um die UV-Beständigkeit des erfindungsgemäßen Sicherheitsmerkmals zu erhöhen, wird
die photochrome Zusammensetzung mit einem UV-Absorber oder einem Derivat davon in
einer Konzentration von 1 bis 30%, bevorzugt 3 bis 10% w/w versetzt. Bevorzugte
UV-Absorber sind Benzophenon, Hydroxynaphthochinon, Phenylbenzoxazol, Zimtsäureester,
Sulfonamid und Aminobenzoesäureester.
Claims (35)
1. Protonen-translozierendes Retinalprotein, ausgewählt aus der Gruppe von:
- a) Muteinen eines natürlichen Protonen-translozierenden Retinalproteins aus halophilen Archaebakterien, die einen verlangsamten Photozyklus aufweisen (Typ 1-Mutation) und deren all-trans-Retinal-Gehalt im Hell- und im Dunkel-adaptierten Zustand um nicht mehr als 10% voneinander abweicht (Typ 2-Mutation) und/oder
- b) Homologen der Muteine (i) mit verlangsamten Photozyklus, deren all-trans-Retinal-Gehalt im Hell- und im Dunkel-adaptierten Zustand um nicht mehr als 10% voneinander abweicht.
2. Protonen-translozierendes Retinalprotein nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
dass seine Retinalisomeren-Zusammensetzung im Hell- und im Dunkel-adaptierten Zu
stand mindestens 60% all-trans-Retinal aufweist.
3. Protonen-translozierendes Retinalprotein nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekenn
zeichnet, dass das natürliche Protonen-translozierende Retinalprotein ein archaebakte
rielles Rhodopsin ist.
4. Protonen-translozierendes Retinalprotein nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch
gekennzeichnet, dass das archaebakterielle Rhodopsin ein Rhodopsin aus Halobakteri
en ist.
5. Protonen-translozierendes Retinalprotein nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch
gekennzeichnet, dass das archaebakterielle Rhodopsin Bakteriorhodopsin (SEQ ID
No. 1) aus Halobacterium salinarum ist.
6. Protonen-translozierendes Retinalprotein nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch
gekennzeichnet, dass das Homolog eine Aminosäuresequenz aufweist, die mit der
Aminosäuresequenz SEQ ID No. 1 mindestens 40% Identität aufweist.
7. Protonen-translozierendes Retinalprotein nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch
gekennzeichnet, dass das Homolog eine Aminosäuresequenz aufweist, die im Bereich
der C- und/oder F-Helix mindestens 60% Identität mit der Aminosäuresequenz SEQ ID
No. 1 aufweist.
8. Protonen-translozierendes Retinalprotein nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis
7, dadurch gekennzeichnet, dass der Photozyklus der Muteine mit einer Typ 1-Mutation
eine thermische Zykluszeit von mehr als 10 ms aufweist.
9. Protonen-translozierendes Retinalprotein nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis
8, dadurch gekennzeichnet, dass die Typ 1-Mutation ein Aminosäureaustausch an einer
oder mehreren der Aminosäurepositionen ist, die im natürlichen Protein am katalyti
schen Zyklus beteiligt sind.
10. Protonen-translozierendes Retinalprotein nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet,
dass die am katalytischen Zyklus beteiligten Aminosäuren aus der die Aminosäurereste
D38, R82, D85, D96, D102, D104, E194 und/oder E204 umfassenden Gruppe ausge
wählt sind.
11. Protonen-translozierendes Retinalprotein nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis
10, dadurch gekennzeichnet, dass die Typ 2-Mutation ein Aminosäureaustausch an ei
ner oder mehrerer der Aminosäurepositionen ist, die die Retinalbindungstasche bilden.
12. Protonen-translozierendes Retinalprotein nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet,
dass die die Retinalbindungstaschen bildenden Aminosäuren aus der die Aminosäure
reste Va149, Ala53, L93, Met118, Gly122, S141 und Met145 umfassenden Gruppe aus
gewählt sind.
13. Protonen-translozierendes Retinalprotein nach einem der Ansprüche 1 bis 12, dadurch
gekennzeichnet, dass es ein Mutein des Bakteriorhodopsins aus Halobacterium sali
narum (SEQ ID No. 1) mit aus der folgenden Gruppe ausgewählten Mutationen:
V49A-D96N; L93A-D96N; M145F-D96N
oder ein Homolog eines solchen Muteins ist.
V49A-D96N; L93A-D96N; M145F-D96N
oder ein Homolog eines solchen Muteins ist.
14. Protonen-translozierendes Retinalprotein nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis
13, dadurch gekennzeichnet, dass das Retinalprotein in Form einer Purpurmembran
vorliegt.
15. Protonen-translozierendes Retinalprotein nach Anspruch 14, dadurch gekennzeichnet,
dass die Dichte der Purpurmembran zwischen 1,10 und 1,20 g/cm3 beträgt.
16. Protonen-translozierendes Retinalprotein nach Anspruch 15, dadurch gekennzeichnet,
dass die Dichte der Purpurmembran 1,175 bis 1,185 g/cm3 beträgt.
17. Nukleinsäure, kodierend für ein Protonen-translozierendes Retinalprotein nach einem
der Ansprüche 1 bis 13.
18. Vektor, umfassend eine Nukleinsäure gemäß Anspruch 17.
19. Wirtszelle, enthaltend eine Nukleinsäure gemäß Anspruch 17 und/oder einen Vektor
gemäß Anspruch 18.
20. Photochrome Zusammensetzung, enthaltend mindestens ein Protonen-translozierendes
Retinalprotein nach einem der Ansprüche 1 bis 16, weiter enthaltend ein oder mehrere
Zusatzstoffe, ausgewählt aus Stabilisatoren, die Schaumbildung verringernden Zusatz
stoffen, UV-Licht absorbierenden Zusatzstoffen und Puffersubstanzen.
21. Photochrome Zusammensetzung nach Anspruch 20, dadurch gekennzeichnet, dass
Glycerin, organische Polymere und/oder organische Lösungsmittel enthalten sind.
22. Verwendung eines Protonen-translozierenden Retinalproteins nach mindestens einem
der Ansprüche 1 bis 16 und/oder einer photochromen Zusammensetzung nach einem
der Ansprüche 20 oder 21 zum Herstellen von optischen Filmen.
23. Verwendung nach Anspruch 22, dadurch gekennzeichnet, dass der optische Film für die
optische Aufzeichnung geeignet ist.
24. Verwendung nach Anspruch 22, dadurch gekennzeichnet, dass der optische Film für die
Interferometrie geeignet ist.
25. Verwendung nach Anspruch 22, dadurch gekennzeichnet, dass der optische Film für die
holographische Mustererkennung geeignet ist.
26. Verwendung nach Anspruch 22, dadurch gekennzeichnet, dass der optische Film als
optischer Lichtmodulator geeignet ist.
27. Verwendung eines Protonen-translozierenden Retinalproteins gemäß einem der An
sprüche 1 bis 16 zum Herstellen volumenhafter Speicher zur optischen Datenspeiche
rung.
28. Verwendung eines Protonen-translozierenden Retinalproteins nach mindestens einem
der Ansprüche 1 bis 16 oder einer photochromen Zusammensetzung nach mindestens
einem der Ansprüche 20 oder 21 als Sicherheitsfarbstoff.
29. Verwendung nach Anspruch 28, dadurch gekennzeichnet, dass das Protonen-translozierende
Retinalprotein und/oder die photochrome Zusammensetzung auf ein si
cherungsbedürftiges Dokument oder einen sicherungsbedürftigen Gegenstand aufge
tragen wird.
30. Verwendung nach Anspruch 29, dadurch gekennzeichnet, dass das auf das siche
rungsbedürftige Dokument oder den Gegenstand aufgetragene Protonen-
translozierende Retinalprotein und/oder die photochrome Zusammensetzung auf dem
Dokument oder den Gegenstand fixiert wird.
31. Verwendung nach Anspruch 30, dadurch gekennzeichnet, dass die Fixierung durch
physikalischen Einschluß oder kovalente Kopplung an das Dokument oder den Gegen
stand bewirkt ist.
32. Verwendung nach einem der Ansprüche 29 bis 31, dadurch gekennzeichnet, dass das
sicherungsbedürftige Dokument ein Sicherheitspapier ist.
33. Verwendung nach einem der Ansprüche 29 bis 31, dadurch gekennzeichnet, dass das
sicherungsbedürftige Dokument ein Ausweis ist.
34. Verwendung nach einem der Ansprüche 29 bis 31, dadurch gekennzeichnet, dass das
sicherungsbedürftige Dokument eine Banknote ist.
35. Verfahren zum Herstellen von Dokumenten mit Sicherheitsmerkmal, dadurch gekenn
zeichnet, dass vor, während oder nach der Herstellung eines Dokumentes in üblicher
Weise ein Protonen-translozierendes Retinalprotein gemäß einem der Ansprüche 1 bis
16 oder eine photochrome Zusammensetzung gemäß einem der Ansprüche 17 oder 18
aufgetragen und gegebenenfalls fixiert wird.
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Effective date: 20110225 |