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Die
Erfindung betrifft ein Verfahren zur Positionsjustage lageempfindlicher
Bauteile, insbesondere von Mikro-Bauteilen der Elektronik, Optoelektronik oder
Mechatronik mittels Laserbestrahlung.
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Zum
Hintergrund der Erfindung ist festzuhalten, daß der Miniaturisierungsgrad
mikroelektronischer Schaltungen stetig steigt. Zunehmend gewinnt auf
diesem Gebiet neben den rein elektronischen Funktionen die Integration
weiterer Funktionen an Bedeutung. Als Beispiel sind optoelektronische Funktionselemente
für die
Datenkommunikation zu nennen. Auch die Integration mechanischer
Funktionen in sogenannte mikromechatronische Systeme (kurz Mikrosysteme)
verbreitet sich immer mehr. Eine monolythische Herstellung von Mikrosystemen
unter Einsatz nur einer einzigen Fertigungstechnologie, wie z.B.
der Dünnschichttechnologie,
ist dabei aufgrund der Komplexität
der Systeme nicht möglich. Die
Vielfalt der zu verarbeitenden Materialien oder Geometrien erfordert
unterschiedliche Herstellungstechnologien, so daß die verschiedenen Mikrokomponenten
zusammen ein hybrides Mikrosystem darstellen.
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Die
Fertigung hybrider Mikrosysteme stellt nun hohe Anforderungen an
die Montagetechnologie. Um den entsprechenden Erfordernissen gerecht zu
werden, gibt es zwei grundsätzliche
Ansätze.
So können
einerseits die Einzelteile innerhalb sehr kleiner Toleranzen gefertigt
und anschließend
mit einer ebenfalls sehr hohen Präzision montiert werden. Dies
erfordert einen sehr hohen fertigungs- und montagetechnischen Aufwand.
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Andererseits
besteht die Möglichkeit,
die Einzelteile grob toleriert zu fertigen, sie anschließend ebenso
grob toleriert zu fügen
und danach die Endgenauigkeit durch Justieren der vormontierten
Untersysteme zu erzielen. Als Justierverfahren kommen dabei ganz
unterschiedliche Techniken zum Einsatz. Als Beispiele können das
Bohren von Löchern
zum Auswuchten oder der Einsatz von Stellschrauben zur geometrischen
Verschiebung genannt werden.
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Eine
besonders flexible und elegante Möglichkeit zum Justieren stellt
das aus dem Stand der Technik bekannte Laserstrahljustieren dar.
In diesem Zusammenhang beschreibt die
DE 29 18 100 C2 ein Verfahren zum automatisierbaren
Justieren feinwerktechnischer Teile, insbesondere von Kontaktfedern. Durch
das Aufschmelzen des Federmaterials durch fokussierte Laserbestrahlung
erfolgt eine Verformung, wobei durch verschiedene Geometrien der aufgebrachten
Schmelzzonen unterschiedlich starke Verformungen der Feder hervorgerufen
werden können.
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Ein
praktisch übereinstimmendes
Justierverfahren wird in der
US
5,916,463 A beschrieben, wobei der Zweck des Laserstrahljustierens
im Einstellen des Kontaktabstandes zwischen den Elektroden von Reed-Schaltern liegt.
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Die
US 5,347,415 A beschreibt
das Justieren der Höhe
von Magnetköpfen
eines rotierenden Systems durch Laserbestrahlung.
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Die
vorstehenden Justierverfahren basieren dabei auf dem Prinzip des
Laserstrahlumformens, bei dem aufgrund thermisch induzierter Spannungen, die
die Fließgrenze
erreichen, lokal eine plastische, rückfederungsfreie Umformung
erzielt wird.
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Grundsätzlich erlaubt
das Laserstrahljustieren dabei das Justieren auf von der jeweiligen
Anwendung abhängige
funktionelle, systemeigene Signale. Es kann dabei sowohl in statischen,
als auch in bewegten oder hermetisch geschlossenen Systemen eingesetzt
werden.
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Bei
den vorstehend erörterten
Anwendungsbeispielen nach dem Stand der Technik wird das zu justierende
oder positionierende Bauteil direkt bestrahlt. Daneben besteht auch
die Möglichkeit,
in ihrer Position zu justierende Bauteile auf einen sogenannten
Aktor zu fügen,
der als Träger
dient und Teil des Systems ist. Durch eine gezielte Bestrahlung
des Aktors mit einem Laserstrahl lassen sich wiederum lokal plastische
Umformungen erzielen, die die Geometrie des Aktors und somit die
Position des zu justierenden Bauteils verändern. In diesem Zusammenhang
beschreibt die
US 5,572,895
A verschiedene Aktorgeometrien für das Laserstrahljustieren.
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Ein
gemeinsames Problem aller beschriebenen Justierverfahren auf der
Basis des Laserstrahlumformens stellen die vergleichsweise langen
Justierzeiten dar. Aufgrund der eingebrachten Energie und der thermischen
Trägheit
der bestrahlten Bauteile oder Aktoren beträgt die Justierzeit in geschlossenen
Regelkreisen einige 10 Sekunden, da das Material durch thermisch
induzierte Spannungen umgeformt werden und anschließend wieder
abkühlen muß. Diese
Justierdauer ist für
einen Einsatz des Justierverfahrens in Großserienanwendungen unvertretbar
lang. Auch erfordern die nach der Justierung im Aktor oder Bauteil
verbleibenden Wärmespannungen
in Form von thermisch induzierten Eigenspannungen zusätzliche
Maßnahmen
im Hinblick auf die thermische/mechanische Stabilität des Systems.
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Ausgehend
von der geschilderten Problematik des Standes der Technik liegt
der Erfindung die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur Positionsjustierung
lageempfindlicher Bauteile anzugeben, das bei zumindest vergleichbarer
Justiergenauigkeit wesentlich rascher durchführbar ist.
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Die
Lösung
dieser Aufgabe ist durch die im Kennzeichnungsteil des Anspruches
1 angegebenen Verfahrensschritte gegeben. So wird das Bauteil mit einem
mechanisch vorgespannten Aktorenelement gekoppelt, aus dem in definierten
Bereichen Material abgetragen wird. Durch diese Materialabtragung
und die damit verbundene Änderung
des Spannungszustandes erfolgt eine definierte Formänderung
des Aktorenelementes und damit des Bauteils selbst. Bei einer entsprechenden
Ausgestaltung des Bauteils kann dieses natürlich als Aktorenelement selbst
fungieren.
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Die
Materialabtragung erfolgt in besonders bevorzugter Weise durch einen
Laser und insbesondere einen Kurzpulslaser. Damit ist es möglich, nahezu
ohne thermische Beeinflussung des Grundmaterials Werkstoff abzutragen.
Dieses Phänomen
wird im Rahmen der Erfindung dazu ausgenutzt, um geeignete, vorgespannte
Aktorengeometrien durch gezieltes Abtragen von Aktormaterial zu
entspannen, und so eine Justagebewegung des Aktors bzw. des Bauelementes
zu erzeugen. Diese Bewegung liegt im Mikrometerbereich, so daß die geforderte
Mikrojustierung lageempfindlicher Bauteile vorgenommen werden kann.
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Im
Gegensatz zu den lasergestützten
Mikrojustageverfahren gemäß dem Stand
der Technik wird beim Justieren durch ein Material- und insbesondere Laserstrahl-Materialabtragen
die durch die Laserbestrahlung eingebrachte thermische Energie unmittelbar
mit den weggeführten
Materialpartikeln – den
sogenannten Ablationsprodukten – abgeführt. Somit verbleibt
im Aktor nur ein nicht signifikanter Anteil der eingebrachten thermischen
Energien, der problemlos über
langsame Wärmeleitungsprozesse
abtransportierbar ist.
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Die
Unteransprüche
kennzeichnen vorteilhafte Ausbildungen des erfindungsgemäßen Verfahrens
und der dabei eingesetzten Aktorenelemente bzw. Bauteile. Näheres dazu
ergibt sich aus der folgenden Beschreibung, in der verschiedene
Ausführungsbeispiele
anhand der beigefügten
Zeichnungen näher
erläutert
werden. Es zeigen:
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1 und 2 schematische
Seitenansichten eines Aktorenelementes vor und nach dem lasergestützten Materialabtragen
sowie
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3 bis 6 schematische
Seitenansichten von Aktorenelementen in unterschiedlichen Ausführungsformen.
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Anhand
von 1 und 2 sind das grundsätzliche
Justierverfahren und die dabei eingesetzte Aktoren-Bauteil-Kombination
zu erläutern.
Dabei ist zu betonen, daß diese
Figuren – wie
auch die 3 bis 6 – höchst schematisch
und extrem vergrößert die
Erfindung darstellen. Für
deren Verständnis
ist diese Art von Darstellung jedoch besonders geeignet.
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Wie
nun aus den 1 und 2 hervorgeht,
ist ein Aktorenelement 1 vorgesehen, das mit einem Ende
an einem ortsfesten Referenzteil 2 und mit seinem anderen
Ende an dem zu justierenden Bauteil 3 befestigt ist. Es
ist als Zweischichtsystem ausgeführt,
das eine Substratschicht 4 beispielsweise aus Silizium
und eine vorgespannte Deckschicht 5 auf einer Seite aufweist.
Die Substratschicht 4 ist dementsprechend beispielsweise
aus einem Silizium-Wafer ausgeschnitten. Die Deckschicht 5 besteht im
gezeigten Beispiel aus Siliziumdioxid (SiO2),
das üblicherweise
beim Aufbringen auf eine Silizium-Substratschicht 4 Druckspannungen
(Druckkraft FD) in sich aufbaut, die im
Schichtverbund durch eine Gegenkraft FG innerhalb
des Aktorenelementes 1 kompensiert werden.
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Wird
nun – wie
in 1 angedeutet ist – die Deckschicht 5 in
einem bestimmten Bestrahlungsbereich 6 mit einem hochenergetischen
Kurzpulslaser LS vorzugsweise mit Pulslängen unter 1 μs bestrahlt, so
erfolgt dort eine praktisch schlagartige Materialabtragung aus der
Deckschicht 5. Die eingestrahlte Laserenergie wird durch
die dieser Laserablation unterliegenden Materialpartikel mit weggetragen.
Im Bereich der durch die Bestrahlung entstehenden Lücke 7 in
der Deckschicht 5 werden dort die inhärenten Druckspannungen abgebaut,
so daß sich
die Druckkraft FD erniedrigt und die in
der Substratschicht 4 aufgebaute Gegenkraft FG für eine Auslenkung
dy (s. 2) des Aktorenelementes 1 sorgt. Durch
Größe, Zahl
und Anordnung der Bestrahlungsbereiche 6 bzw. der Lücken 7 kann
das Maß der
Auslenkung dy geregelt und damit die Justierung des mit dem Aktorenelement 1 verbundenen
Bauteils 3 im Mikrobereich vorgenommen werden.
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Wenn
in 1 und 2 ein Aktorenelement und ein
Bauteil 3 als gesonderte Bauteile gezeigt sind, so ist
darauf hinzuweisen, daß das
Aktorenelement 1 auch selbst das zu justierende Bauteil bilden
kann.
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3 zeigt
ein Aktorenelement 1, das neben der bereits erwähnten Substratschicht 4 auf
der Basis eines Silizium-Wafers eine Deckschicht 5 aus
LPCVD-Siliziumnitrid (Si3N4)
aufweist. Dieses Material baut üblicherweise
Zugspannungen beim Aufbringen auf die Substratschicht 4 auf.
Dadurch wird eine Zugkraft FZ auf das Aktorenelement 1 ausgeübt, die durch
eine entsprechende Gegenkraft FG in der
Substratschicht 4 ausgeglichen wird. Beim Abtragen von Material
und Abbauen der Zug-Vorspannung
in der anhand von 1 und 2 erörterten
Weise ergibt sich dann einen Auslenkung des Aktorenelementes 1 in
Richtung der Kraft FG.
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Das
in 4 gezeigte Aktorenelement 1 stellt ein
Dreischichtsystem dar, bei dem auf die beiden Hauptflächen 8, 9 der
Substratschicht 4 jeweils eine vorgespannte Deckschicht 5, 5' gleichen Materials
aufgebracht wird. Je nachdem, ob dann Material aus der einen oder
anderen Deckschicht 5, 5' entfernt wird, erfolgt eine Auslenkung
des Aktorenelementes 1 in Richtung +dy oder –dy.
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5 zeigt
ein Aktorenelement 1, das als Mehrschichtsystem wiederum
mit einer Substratschicht 4 und mehreren übereinander
angeordneten Deckschichten 5, 5' unterschiedlicher Vorspannungsrichtung
aufgebaut ist. So können
die Deckschichten 5 bzw. 5' beispielsweise aus Silizumdioxid
bzw. Siliziumnitrid bestehen. Durch diese Mehrschichtigkeit ergibt
sich eine äußerst flexible
und variable Justiermöglichkeit,
wobei der Justierweg nicht nur durch die Größe der Lücke 7 – wie in 1 und 2 dargelegt –, sondern auch
durch die Tiefe und die Anzahl der von der Materialabtragung betroffenen
Deckschichten 5, 5' steuerbar
ist.
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Das
in 6 gezeigte Aktorenelement 1 ist wiederum
ein Mehrschichtsystem, bei dem jedoch auf einer der beiden Hauptflächen 8, 9 nebeneinander
zwei Deckschichten 5, 5' unterschiedlicher Vorspannungsrichtungen
aufgebracht sind. Je nachdem, ob nun die Materialabtragung in der
einen oder anderen Deckschicht 5, 5' vorgenommen wird, ergibt sich wiederum
eine Auslenkung in Richtung +dy oder –dy.
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Für alle Ausführungsformen
gilt, daß der
Beschichtungsvorgang für
die Deckschichten 5, 5' im Hinblick auf eine maximale
Vorspannung bei guter Schichthaftung zu optimieren ist. Auch können die Mehrschichtsysteme
gemäß 5 und 6 gewissermaßen gemischt
werden, indem einzelne Deckschichten 5, 5' auch teilweise überlappend
angeordnet sind, was in den Figuren nicht eigens dargestellt ist.
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Schließlich ist
zu ergänzen,
daß das
erfindungsgemäße Justageverfahren
auf der Basis einer Laserstrahlabtragung auch in Kombination mit
den Laserstrahlumformprozessen gemäß dem erörterten Stand der Technik einsetzbar
ist. Dabei kann durch Laserstrahlabtragen eine Formänderung
des Aktorenelementes bzw. eine Bewegung des zu justierenden Objektes
in einer vorgegebenen Richtung erfolgen, wobei durch ein thermisches
Laserstrahlumformen die Formänderung
bzw. -bewegung noch beeinflußt
werden kann.
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Umgekehrt
kann auch durch thermisches Laserstrahlumformen eine Formänderung
des Aktorenelementes bzw. eine Bewegung des zu justierenden Objektes
erfolgen, wobei der eigentliche Justagevorgang durch ein anschließendes Laserstrahlabtragen zum
Abbau der vorher thermisch induzierten Spannungen vonstatten geht.
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Zusammenfassend
zeichnet sich das erfindungsgemäße Verfahren
besonders dadurch aus, daß beim
Materialabtrag während
des Justageprozesses ein signifikanter Wärmeeintrag in das Grundmaterial
des Aktorenelementes bzw. -bauteils vermieden werden kann, so daß kürzere Justagezeiten sowie
größere thermische
und mechanische Stabilitäten
erzielbar sind. Das Verfahren ist dabei für unterschiedlichste Justageanwendungen
im Bereich der Präzisionsmontage
einsetzbar.