DE10014516A1 - Antagonisten des RANTES Rezeptors CCR1 zur Prävention und Therapie der Atherosklerose und Restenose - Google Patents
Antagonisten des RANTES Rezeptors CCR1 zur Prävention und Therapie der Atherosklerose und RestenoseInfo
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Description
Die Erfindung betrifft eine Anwendung entsprechend dem Oberbegriff
des Anspruchs 1.
Atherosklerose arterieller Gefäße ist das morphologische Korrelat kardiovas
kulärer Zivilisationserkrankungen, wie koronare Herzerkrankung mit Myo
kardinfarkt, cerebrovaskuläre Insuffizienz mit Schlaganfall und periphere
arterielle Verschlußkrankheit. Nach Aktivierung von Gefäßendothel und
Thrombozyten durch diverse Noxen ist die initiale Rekrutierung von Mono
zyten von fundamentaler Bedeutung für die Genese der atherosklerotischen
Frühläsion. Dies führt zur subintimalen Infiltration mit Makrophagen, zur
Lipidakkumulation in Schaumzellen und via Sekretion diverser Faktoren zur
Progression, Destabilisierung, Ruptur und Thrombogenität der atherosklero
tischen Plaques. Auch nach Intervention mittels Ballondilatation spielen
emigrierte Monozyten via Wachstumsfaktoren eine kritische Rolle bei der
Proliferation glatter Muskelzellen und sukzessiven Restenose des Gefäßes.
Es gibt Hinweise aus Expressions- und "Knockout"-Tierstudien, daß die
Monozytenrekrutierung bei der Atherogenese durch sequentielle Beteiligung
multipler Adhäsions- und Signalmoleküle, so z. B. durch das CC-Chemokin
MCP-1, die Chemokinrezeptoren CCR2 und CXCR2. Die experimentelle
Modulation dieser Moleküle haben zur wenngleich inkompletten Hemmung
oder Verzögerung von Atherogenese und Restenose geführt. Allerdings ste
hen pharmakologisch anwendbare Antagonisten bisher nicht zur Verfügung.
Zudem ist die spezifische Rolle anderer Chemokine oder Rezeptoren bei
Einzelschritten der atherogenen Rekrutierung bisher ungeklärt, d. h. oben ge
nannte Moleküle könnten eher in der Spätphase von Bedeutung sein. Auf
grund der Limitationen und potentiell immunsuppressiver Nebenwirkungen
bei fraglicher Selektivität haben diese Konzepte zur Prävention der Athero
genese und Restenose, in der klinischen Anwendung keinen Eingang gefun
den. Daher beschränkt sich die Primär- und Sekundärprävention bisher auf
die Lipid-senkende Behandlung (HMG-CoA-Reduktaseinhibitoren) und
Hemmung der Thrombozytenaggregation und -aktivierung (Aspirin oder
Clopidogrel). Diese zeigen jedoch noch weitaus geringere Spezifität und be
achtliche Nebenwirkungen, wie Myopathien und Blutungskomplikationen.
Aufgabe der Erfindung ist die selektive Blockade der Monozytenrekrutierung
in atherosklerotische Frühläsionen also die Elimination des kritischen Patho
mechanismus der Atherogenese und Restenose. Dies hat bei hoher Wirkspe
zifität die klinische Anwendung in der Prävention und Therapie zur Folge.
Von aktivierten Thrombozyten auf arteriellem und mikrovaskulärem Gefäß
endothel immobilisiertes CC-Chemokin RANTES ist entscheidend am Arrest
und der Rekrutierung von Monozyten in atherosklerotischen Frühläsionen
und Neointima nach Verletzung atherosklerotischer Gefäße beteiligt, was via
immunhistochemischer Anfärbung von RANTES in diesen Läsionen und die
funktionelle Hemmung mit RANTES-Peptidantagonist nachgewiesen wird.
Der Arrest wird durch den RANTES-Rezeptor CCR1 auf Monozyten vermit
telt, der so ein ideales Ziel zum Einsatz synthetischer Antagonisten darstellt.
RANTES-Rezeptorblockade zeigt Effektivität und Spezifität der Hemmung
der initialen Anheftungsphase der Monozytenrekrutierung in atherosklero
tischen und entzündlichen, nicht aber gesunden Gefäßen und ist zur Anwen
dung bei Transplantatabstoßung in präklinischer Erprobung. Durch selek
tive Blockade des Monozytenarrests werden alle Folgemechanismen der
Atherogenese verhindert. Bei hoher Selektivität für vaskuläre Syndrome
infolge der Deposition von RANTES als Sekretionsprodukt aktivierter
Thrombozyten läßt sich für dessen Blockade im Gefäßlumen ein geringes
Nebenwirkungsspektrum erwarten. Weiterhin ist eine Synergie in der
Kombination mit obengenannten Therapieformen denkbar.
Um zu zeigen, daß Thrombozyten und ihre sekretorischen Produkte Endothel für den Arrest und
die Rekrutierung von Monozyten unter physiologischen Flußbedingungen konditionieren, wurden
Zytokin-aktivierte, mikrovaskuläre Endothelzellschichten mit Thrombin-stimulierten oder unstimu
lierten Plättchen oder ihren Überständen unter statischen Bedingungen inkubiert oder bei konstanten
Scherraten in einer laminaren Flußkammer perfundiert. Anschließend wurden isolierte, humane
Monozyten über das vorbehandelte Endothel bei einer Scherrate von 1.5 dyn/cm2 perfundiert und
die Zahl der scherresistent adhärenten Monozyten wurde nach 5 min der Akkumulation bestimmt.
Die Exposition des Endothels mit Thrombin-stimulierten, nicht aber unstimulierten Plättchen oder
ihren Überständen in Stase oder nach Perfusion induzierte einen 2-fachen Anstieg des Monozyten
arrests (Fig. 1A). Die Präinkubation der Monozyten mit dem Peptidantagonisten metRANTES
(Startmethionin retiniert) resultierte in einer kompletten Blockade dieser Effekte (Fig. 1A), wodurch
die entscheidende Rolle von thrombozytär sezerniertem RANTES beim Arrest unter Scherflußbe
dingungen demonstriert wird. Analoge Befunde wurden für aortales Endothel erhoben (Fig. 1B).
Bei der Fähigkeit zur Immobilisierung an endotheliale Heparanproteoglykane wurde getestet,
ob es zu einer juxtakrinen Deposition von RANTES an das Endothel kommt. RANTES wurde von
stimulierten Plättchen substantiell in Überstände sezerniert und nicht an der Oberfläche gebunden
(Abb. 2A, B). Dagegen wurde mit Oberflächen-ELISA und Immunfluoreszenz gezeigt, daß die Prä
inkubation mit stimulierten Plättchen oder Überständen zu einer deutlichen Immobilisierung auf
aktiviertem Endothel führte (Abb. 2C, D). Dies ist für die Funktion von RANTES entscheidend, da
auf adhärenten Thrombozyten oder umbilikalen Venenendothelzellen ohne gebundenes RANTES der
Arrest von Monozyten nicht durch RANTES vermittelt wird (keine Abbildung). Dies zeigt, daß eine jux
takrine Deposition von RANTES durch Thrombozyten Arrest von Monozyten auf aktivierte Endo
thel fördert. Um die Relevanz der endothelialen RANTES-Deposition nachzuweisen, ergab Immun
histochemie von Atherektomiepräparaten humaner Carotiden mit fortgeschrittener Atherosklerose,
daß RANTES-Färbung in der Media und Intima, insbesondere auf der luminalen Oberfläche detek
tierbar war (Abb. 3A). Ebenso wurde RANTES in Intima und Mediazellen früher, atheroskleroti
scher Läsionen in Carotiden von apoF-/-Mäusen nach atherogener Diät oder nach Atherektomie mit
akzentuierter Färbung der luminalen Endotheloberfläche gefunden (Abb. 3B, C).
In einem Modell der initialen Makrophagenrekrutierung bei der Atherogenese zeigte sich, daß
die Anheftung und Akkumulation humaner Monozyten auf dem Endothel atherosklerotischer Früh
läsionen in ex-vivo-perfundierten Carotiden apoF-defizienter Mäuse durch Pertussistoxin inhibier
bar, also von G-Protein-ahängigen (Chemokin-)-Rezeptoren abhängig ist (Abb. 3D). Der Arrest
wurde auch durch metRANTES, den Antagonisten der RANTES-Rezeptoren CCR1, CCR3 und
CCR5 oder auf ähnliche Weise durch den CXCR2-Peptidantagonisten 8-73GRO gehemmt (Abb.
3D), wobei sich bei additiven Effekten der Kombination beider möglicherweise eine beinahe kom
plette, mit Pertussistoxin vergleichbare Blockade erzielen läßt. Die Spezies-übergreifende Kreuz
reaktivität ist durch die strukturelle und funktionelle Konservation von RANTES plausibel. Somit
ist thrombozytäres RANTES nach Immobilisierung auf der luminalen Oberfläche entscheidend an
der inflammatorischen und atherogenen Monozyteninfiltration auf Endothel diverser Stromgebieten
als universell relevantes Prinzip der Rekrutierung entzündlicher Zellen beteiligt.
Da Monozyten und Th1 Helfer T Lymphozyten mehrere RANTES-Rezeptoren auf mRNA-
und Protein-Ebene exprimieren, d. h. CCR1 und CCRS (Abb. 4 A), wurde geklärt, welcher dieser
Rezeptoren für die oben beschriebenen Effekte unter Flußbedingungen verantwortlich ist. Die
Vorbehandlung mit dem synthetischen, klein-molekularen CCR1-Antagonisten BX471, nicht aber
die Blockade oder Desentisierung von CCRS mit Antikörpern, modifiziertem AOP-RANTES oder
dem synthetischen Antagonisten TAK-779 reduzierte den Arrest von Monozyten (Abb. 4B) oder
Th1-Zellen (Abb. 4C) auf RANTES-vorbehandeltem, aktiviertem mikrovaskulärem Endothel unter
Scherfluß. Zudem induzierte MIP-1β als selektiver CCR5-Agonist keinen signifikanten Arrest.
Somit wird der RANTES-induzierte Arrest von Monozyten in Scherfluß durch CCR1 vermittelt.
Durch Sekretionsprodukte stimulierter Thrombozyten vermittelte Rekrutierung von
Monozyten auf aktiviertem Endothel wird durch metRANTES blockiert. IL-1β-aktivierte, humane,
mikrovaskuläre (a) oder aortale (b) Endothelzellen wurden für 20 min mit Thrombin-stimulierten
Plättchen oder ihren Überständen in Stase präinkubiert oder präperfundiert. Monozytäre Zellen (a)
oder Monozyten (b) wurden nach Vorbehandlung mit und ohne (Kontrolle) RANTES Antagonist
metRANTES (1 µg/ml) bei 1.5 dyn/cm2 über das Endothel perfundiert. Die Zahl adhärenter Mono
zyten wurde nach 5 min bestimmt. Daten sind Durchschnitt ± SD. * = p < 0.05 vs Kontrolle.
Durch Thrombin-stimulierte Plättchen sezerniertes RANTES wird auf aktiviertem
Endothel immobilisiert. RANTES wurde in thrombozytären Überständen durch ELISA gemessen
(a). Die Oberflächenexpression von P-Selektin und RANTES (----) oder Isotypkontrolle () auf
aktivierten Plättchen wurde mittels Durchflußzytometrie bestimmt (b). Nach Rotationsinkubation
(c) bzw. Präperfusion (d) mit aktivierten Thrombozyten oder Überständen wurden MCP-1 und
RANTES auf der Oberfläche aktivierten Endothels per ELISA bestimmt (c), und die Immobili
sierung von RANTES auf Endothel wurde durch Immunofluoreszenz detektiert (d).
RANTES-Nachweis und Funktion ex vivo. Immunohistochemie für RANTES
zeigt Färbung für RANTES (bräunlich) in Paraffin-Schnitten muriner Carotiden apoE-defizienter
Mäuse mit atherosklerotischen Frühläsionen (a), Atherektomie-ähnlicher Gefäßverletzung (b)
oder in Gefrierschnittten von Carotiden mit fortgeschrittenen Plaques aus humanen Atherektomie
präparaten (c). Perfusion explantierter, muriner Carotiden (apoE-/-) ex vivo zeigt, daß die Vor
behandlung mit Pertussistoxin (50 ng/ml) oder metRANTES die Akkumulation von monozytären
Zellen auf Endothel atherosklerotischer Frühläsionen signifikant (p < 0.05) hemmt (d).
Monozyten und Th1-Zellen exprimieren RANTES-Rezeptoren CCR1 und CCR5
als mRNA und Oberflächenprotein (a). CCR1 und nicht CCR5 vermittelt Arrest von Monozyten
(b) und Th1-Zellen (c). Leukozyten wurden mit Antikörpern gegen CCR5 oder Isotypkontrolle
(10 µg/ml), CCR1-Antagonist BX471, CCR5-Antagonist TAK-779 (10 µM) oder DMSO präinku
biert und auf IL-1β-aktiviertem, mit RANTES oder MIP-1β vorbehandeltem Endothel perfundiert
und nach 5 min wurde die Zahl adhärenter Zellen bestimmt. * = p <0.05 vs RANTES-Kontrolle.
Claims (5)
1. Anwendung eines therapeutischen Prinzips zur Prävention der humanen Atherosklerose, post
operativen oder postinterventionellen Restenose (d. h. nach Ballondilatation, Atherektomie,
Bypassoperation) durch Hemmung der Monozyteninfiltration,
dadurch gekennzeichnet, daß die durch RANTES-vermittelte Monozytenrekrutierung in
atherosklerotischen Plaques bzw. Neointima durch orale/intravenöse Gabe (akut, chronisch)
eines (nicht-)synthetischen Antagonisten gegen RANTES-Rezeptor CCR1 blockiert wird.
2. Anwendung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß die durch RANTES-vermittelte Monozytenrekrutierung in
atherosklerotischen Plaques bzw. Neointima durch ex-vivo-Applikation (z. B. vor Implantation
eines Gefäßinterponats) oder intravasale Applikation (z. B. Katheterintervention, Stent-Implan
tation) (nicht-)synthetischer Antagonisten gegen RANTES-Rezeptor CCR1 blockiert wird.
3. Anwendung nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, daß die durch RANTES-vermittelte Monozytenrekrutierung in
atherosklerotischen Plaques bzw. Neointima durch alternative Neutralisation der juxtakrinen
RANTES Sekretion und Deposition auf Endothel, z. B. durch Antagonisierung von RANTES
in Thrombozytengranula oder der RANTES-Bindungsstellen auf Endothel blockiert wird.
4. Anwendung nach Anspruch 1, 2 oder 3,
dadurch gekennzeichnet, daß oben genannte Prozesse durch diverse, technische Optionen
zum Gentransfer eines modifizierten Peptidantagonisten gegen RANTES in Endothel ex vivo
oder in vivo, oder durch Auskleidung von intravasal applizierbarem Material mit synthetischen
oder nicht-synthetischen Antagonisten gegen den RANTES-Rezeptor CCR1 blockiert werden.
5. Anwendung nach Anspruch 1, 2, 3 oder 4,
dadurch gekennzeichnet, daß synthetische oder nicht synthetische (Peptid-)Antagonisten
gegen RANTES/CCR1 in Endothel in den oben charakterisierten Anwendungen mit Blockade
via analoger Antagonisten gegen den Rezeptor CXCR2 für additive Effekte kombiniert werden.
Priority Applications (1)
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---|---|---|---|
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ID=7636102
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DE2000114516 Withdrawn DE10014516A1 (de) | 2000-03-23 | 2000-03-23 | Antagonisten des RANTES Rezeptors CCR1 zur Prävention und Therapie der Atherosklerose und Restenose |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE10014516A1 (de) |
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