DE10003394A1 - Verfahren zum hydraulischen Abgleichen einer Heizungsanlage - Google Patents
Verfahren zum hydraulischen Abgleichen einer HeizungsanlageInfo
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Abstract
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum hydraulischen Abgleichen einer Heizungsanlage. Zum hydraulischen Abgleichen einer Heizungsanlage wird der Zulaufdruck (p Z ) an jedem Heizkörper zwischen dessen Zulaufventil und Ablaufventil gemessen und wird bei eingeschalteter Umwälzpumpe und geöffnetem Zulaufventil der Druck am jeweiligen Heizkörper bei laufender Druckmessung auf den in Abhängigkeit von der für den jeweiligen Heizkörper durch Berechnung ermittelten Soll-Druckdifferenz (Kp) ermittelten Einstelldrck (p E ) durch Verstellen von dessen Rücklaufventil eingestellt.
Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum hydraulischen Abgleich
einer Warmwasser-Heizungsanlage, welche (wenigstens eine)
Umwälzpumpe und mehrere Heizkörper aufweist, wobei die
Heizkörper mit einem im Durchfluss verstellbaren Zulaufventil,
einem im Durchfluss verstellbaren Rücklaufventil und einer
absperrbaren Entlüftungsöffnung versehen sind.
Mit der Umwälzpumpe in derartigen Heizungsanlagen werden die
Druckverluste im Verteilnetz überwunden und die Zirkulation des
Heizwassers vom Wärmeerzeuger zu den Heizkörpern als
Verbraucher und zurück erreicht. Falls die Heizungsanlage nicht
hydraulisch abgeglichen wird, kann es zur Überversorgung oder
Unterversorgung strömungstechnisch bevorzugter bzw.
benachteiligter Verbraucher kommen. Wird dieser Mangel durch
die Erhöhung der Pumpenleistung korrigiert, resultiert daraus
eine unnötig hohe elektrische Antriebsleistung an der
Umwälzpumpe. Mangelnder hydraulischer Abgleich führt überdies
zu einer ungleichmäßigen Wärmeabgabe, zu Geräuschen in der
Anlage, zur Einschränkung der Regelfähigkeit und damit dazu,
dass notwendige Temperaturdifferenzen nicht erreicht werden.
In der Verbingungsordnung für Bauleistungen (VOB/DIN 18380)
wird daher gefordert: ". . . Der hydraulische Abgleich ist so
vorzunehmen, dass bei bestimmungsgemäßem Betrieb, also z. B.
auch nach Raumtemperaturabsenkung oder Betriebspausen der
Heizanlage, alle Wärmeverbraucher entsprechend ihres
Wärmebedarfs mit Heizwasser versorgt werden". Bei der
praktischen Durchführung des hydraulischen Druckausgleichs
bedeutete dies bisher, die richtige Voreinstellung der sich aus
der Wärmebedarfsrechnung ergebenden Wassermengen an den
Verbrauchern über vom Hersteller mitgelieferte Diagramme,
Datenschieber und Softwareprogramme zu ermitteln und mit Hilfe
der Zulaufventile, die überwiegend als Thermostatventile
ausgeführt sind, und der Rücklaufventile durchzuführen.
Aus der DE-OS 42 21 725 ist es auch bekannt, zur Vermeidung
eines Abgleichs nach Schätz- oder Rechenwerten zunächst alle
Heizkörper-Thermostatventile voll zu öffnen und in jedem Raum
die dadurch entstehende Raumtemperatur zu messen. Dann werden
die Ventile in den zu hoch aufgeheizten Räumen so weit
geschlossen, dass sich in allen Räumen die gewünschte
gleichmäßige Solltemperatur einstellt, und den nun vorliegenden
Öffnungsgrad jedes einzelnen Ventils als maximale Offenstellung
für alle weiteren Regelaktivitäten in das zentrale Regelgerät
einzugeben. Ein derartiges Verfahren ist jedoch zeitaufwendig,
ungenau und insbesondere im Hinblick auf Einsparungen in der
benötigten Energiemenge nicht mehr zeitgemäß.
Durch die Erfindung wird die Aufgabe gelöst, ein Verfahren zum
hydraulischen Abgleichen einer Heizungsanlage zu schaffen und
so zu gestalten, dass sich an jedem Heizkörper die aufgrund von
wärmetechnischen Berechnungen gewünschte Druckdifferenz
kontrollierbar und nachweisbar einstellen lässt. Hierdurch kann
erreicht werden, die Warmwasserheizungsanlagen energetisch
besonders sparsam betreiben zu können, um weniger Energie zu
verbrauchen und damit die Umweltbelastung zu verringern.
Außerdem wird durch die Kontrollierbarkeit der in Frage
kommenden technischen Werte eine Optimierung der Systemfunktion
erreicht.
Dies wird erfindungsgemäß insbesondere erreicht durch die
Merkmale, die in einem der Patentansprüche beschrieben sind.
In dem erfindungsgemäßen Verfahren sind nicht nur die
Einstellvorgänge für die Druckdifferenz an den einzelnen
Heizkörpern enthalten, sondern durch das erfindungsgemäße
Verfahren wird auch die Beurteilung der hydraulischen
Gesamtfunktion einer Heizungsanlage und eine Dokumentation der
technischen Werte derselben ermöglicht. Diese Dokumentation
soll dazu dienen, die bei der Inbetriebnahme fixierten Werte zu
registrieren. Sie ist ein Beleg für die Einstellwerte und kann
im Bedarfsfall für Kontrolle und Nachjustierung benutzt werden.
Außerdem kann sie dazu verwendet werden, bei später
auftretenden Störungen durch Messen eine eventuelle Abweichung
von der Normalfunktion (Störung) festzustellen, um eine
schnelle und sichere Beurteilung der Störungsursache zu
ermöglichen.
Nach der Erfindung wird die Druckdifferenz am Heizkörper für
den maximal durchfließenden Volumenstrom grundsätzlich mit
Hilfe des ohnehin vorhandenen oder einzubauenden
Rücklaufventils eingestellt. Diese Einstellung wird stets mit
voll geöffnetem Zulaufventil (Thermostatventil) durchgeführt.
Die Größe des Volumenstroms unterhalb des Maximalwertes wird
dann vom Thermostatventil bestimmt. Eine Voreinstellung am
Thermostatventil ist daher im allgemeinen nicht mehr
erforderlich, kann aber in bestimmten Fällen zusätzlich
vorgesehen sein. Für die Rücklaufventile ist es empfehlenswert,
speziell bei Neubauten, eine Konstruktion zu wählen, die durch
ihr Drosselverhalten eine möglichst genaue Einstellung
begünstigt.
Gemäß der Erfindung werden Messungen direkt am jeweiligen
Heizkörper durchgeführt. Der mögliche Messort reicht vom
Zulaufventil bis zum Rücklaufventil. Wenngleich sich hierzu
festinstallierte Messgeräte verwenden lassen oder die
Messgeräte zum Zwecke der jeweiligen Messungen montieren bzw.
demontieren lassen, wird es erfindungsgemäß vorgezogen, fest
installierte Messanschlüsse vorzusehen, die je nach Bedarf für
den Anschluss des Messgerätes benutzt werden können. Hierdurch
wird eine vereinfachte, aber sichere Messung für die jeweilige
Einstellung ermöglicht, wobei Arbeitskosten und Energieaufwand
eingespart werden. Durch die Einsparung an Arbeitsaufwand und
Energiekosten sind derartige Bedarfsanschlüsse besonders
wirtschaftlich.
Ein derartiger Bedarfsmessanschluß wird gemäß der Erfindung
insbesondere anstelle der bisher üblichen Entlüftungsstopfen an
den Heizkörpern vorgesehen und eingesetzt. Durch ein
entsprechend gestaltetes manuell bedienbares Entlüftungs- und
Messanschlußventil ergeben sich einfache Möglichkeiten für
Entlüftung, Druckentlastung, Befüllung und Messung an jedem
Heizkörper. Die Anschlüsse können selbstöffnend beim
Anschließen und selbstschließend beim Abkoppeln von
Entlüftungs- und/oder Messeinrichtungen sein. Daher gestatten
solche Ventile eine einfache, saubere, schnelle und sichere
Arbeitsweise bei der Handhabung des Einstellverfahrens, ohne
das System außer Betrieb setzen zu müssen. Ein derartiger
Anschluss ist in der EP-99104565.9 desselben Anmelders
beschrieben.
Durch die Erfindung wird eine exakte, messbare Einstellung des
vorgegebenen Differenzdruckes Δp an jedem einzelnen Heizkörper
ermöglicht. Damit kann der hydraulische Abgleich so
durchgeführt werden, dass bei bestimmungsgemäßem Betrieb alle
Wärmeverbraucher entsprechend ihres Wärmebedarfs mit Heizwasser
versorgt werden.
Weiter sollten die Einstellwerte der jeweiligen
Strangregulierungen gemessen und überwacht werden. über eine
Messstelle pro Strang, Geschoss bzw. Wohneinheit besteht die
Möglichkeit, die gewünschten Werte für die Strangregulierungen
einzustellen, zu überprüfen, zu überwachen und die jeweils
angeschlossenen Heizkörper individuell einzuregulieren.
Im folgenden werden mehrere Verfahrensweisen erläutert, die
abhängig sind von der Bestückung der Heizkörper mit Messstellen
für die Druckmessung. Die Verfahrensweisen werden in den
Fig. 1 bis 2 der Zeichnung anhand einer beispielgebenden
Heizungsanlage für drei Geschosse durch die symbolhaft
angegebene Bestückung der Anlagenteile erläutert und anhand
dieser Beispiele im folgenden beschrieben. Die
Bestückungssymbole sind aus Fig. 3 ersichtlich.
- - mit einem Mess- und Entlüftungsanschluß anstelle des bisher üblichen Entlüftungsstopfens
- - mit einem Mess- und Entlüftungsanschluß anstelle des bisher üblichen Entlüftungsstopfens
- - mit einem Mess- und Entlüftungsanschluß im Zulauf vor dem Thermostatventil
Für die hier verwendeten Druckangaben gelten die folgenden
Definitionen:
Der statische Druck ist das Gewicht der Flüssigkeitssäule, die
auf einer darunter liegenden Flächeneinheit ruht. Zur Messung
sind die Entlüftungseinrichtungen an der höchsten Stelle
angeschlossen zu lassen, damit der für diese Messung
erforderliche Luftdruck Zutritt hat.
Der Mindestdruck ist der Druck, der im System entsteht, wenn
nach Entlüften gegen den Druck des Ausdehnungsgefässes weiter
befüllt wird. Er errechnet sich durch Addition des statischen
Druckes und des Druckanstiegs, der aufgrund der Weiterbefüllung
entsteht. Der Mindestdruck kann bei ruhender Pumpe und
geöffnetem Zulauf- und Rücklaufventil an "H" gemessen werden.
Der Pumpendruck ist der unmittelbar nach der Pumpe gemessene
Druck. Im weiteren Verlauf der Anlage wird er als Zulaufdruck
bezeichnet.
Der Umlaufdruck ist der Druck, der am Heizkörper direkt unter
folgenden Bedingungen gemessen wird:
- a) Thermostatventil voll geöffnet,
- b) Rücklaufventil voll geöffnet,
- c) Umwälzpumpe in Betrieb.
Der gemessene Wert berücksichtigt alle an dieser Stelle wirksam
werdenden Druckverluste in der Zulauf- sowie in der
Rücklaufleitung.
Der Druckverlust ist der Druck, der auf dem Leitungsweg bis zur
Messstelle und auf dem Leitungsweg nach der Messstelle durch
Flüssigkeitsreibung verlorengeht.
Der Differenzdruck ist der Druck, der aufgrund der
Ventileinstellungen beim Durchfließen eines bestimmten
Volumenstroms durch den Heizkörper entsteht. Die Festlegung des
Volumenstromes erfolgt aufgrund einer wärmetechnischen
Berechnung, die anhand des qV/Δp Diagramms des verwendeten
Ventils den Sollwert für den Differenzdruck ergibt.
Der Einstelldruck ist der Druck, der aus der Subtraktion des
Δp-Sollwertes vom Zulaufdruck errechnet wird. Die Einstellung
erfolgt unter Ablesung der Messwerte mit Hilfe des
Rücklaufventils.
Der Zulaufdruck ist der Druck, der in der Zulaufleitung des
Heizkörpers vor dem Thermostatventil (Zulaufventil) herrscht.
Wenn der maximale Zulaufdruck an der Messstelle im Heizkörper
gemessen werden soll, muß das Thermostatventil voll geöffnet
und das Rücklaufventil geschlossen sein.
Der Rücklaufdruck ist der Druck, der in der Rücklaufleitung des
Heizkörpers nach dem Rücklaufventil herrscht. Wenn der maximale
Rücklaufdruck an der Messstelle am Heizkörper gemessen werden
soll, muß das Thermostatventil geschlossen und das
Rücklaufventil geöffnet werden.
Der Arbeitsdruckbereich ist die Differenz zwischen Zulaufdruck
und Rücklaufdruck, innerhalb dessen eine Δp-Einstellung am
einzelnen Heizkörper vorgenommen werden kann.
Seitens des Erfinders wurden bei dem erfindungsgemäßen
Verfahren das physikalisches Prinzip der Durchflußmengen
einstellung über Druckmessungen berücksichtigt. Dabei sind aus
der Fluidtechnik die Vorgänge an Drosseln bekannt, die sich im
Prinzip durch die Größen Durchfluß Q (1/min),
Drosselquerschnitt A (mm2) und die Druckdifferenz Δp (bar bzw.
mbar) über die Drosselstelle beschreiben lassen. Die
mathematische Beziehung ist dabei vereinfacht, dass der
Durchfluß Q dem Drosselquerschnitt A × der Quadratwurzel aus
der Druckdifferenz Δp proportional ist.
Unter der Voraussetzung, dass sich die beschriebene
Drosselstelle als Konstantdrossel oder konstant eingestellte
Drosselstelle parallel zu übrigen System befindet und eine
Stromteilung im System vorliegt sowie der physikalischen
Tatsache, dass Flüssigkeiten immer den Weg des geringsten
Widerstandes gehen, ist eine Durchflußeinstellung durch das
Einstellen der Druckdifferenz über die konstante Drosselstelle
möglich, wenn eine zweite einstellbare Drosselstelle mit der
konstanten Drosselstelle in Reihe nachgeschaltet ist. Dieser
Sachverhalt tritt auch bei Heizungsanlagen auf.
Wichtig für die Durchflußmengeneinstellung ist hierbei nur das
unmittelbare Druckgefälle über die konstante Drosselstelle, das
Druckniveau spielt hierbei keine Rolle. Damit läßt sich bei
Kenntnis der Kennlinie für die konstante Drosselstelle
(Druckdifferenz/Durchfluß-Kennlinie) der Durchfluß problemlos
über eine Druckdifferenzbestimmung einstellen. Der maximale
Durchfluss ist erreicht, wenn die einstellbare Drosselstelle
ganz geöffnet ist, bei geschlossener einstellbarer
Drosselstelle ist der Durchfluß Null. Alle beliebigen anderen
Einstellungen der Verstelldrossel folgen auf Grund der dann
vorliegenden Druckdifferenz über die konstante Drosselstelle
dem obengenannten Durchflußgesetz.
Bei Heizkörpern, die im Zulauf und im Rücklauf eine
Drosselstelle besitzen, kann die Regelung der Durchflußmenge
über nacheinander ausgeführte Druckmessungen durchgeführt
werden. Dabei gilt folgende Vereinbarung für den hydraulischen
Abgleich gemäß der vorliegenden Erfindung bezüglich der
Drosselstellen zu den Ventileinstellungen:
- - Zulaufventil ZLV (Zulaufdrossel) ist soweit geöffnet, dass keine extra Querschnittsverengung durch die Thermostatwirkung des Ventiles eintritt. Das Ventil gilt für die weitere Betrachtung als konstante Drosselstelle.
- - Rücklaufventil RLV (Ablaufdrossel) ist verstellbar von ganz geöffnet bis ganz geschlossen. Das Ventil gilt für die weitere Betrachtung als einstellbare Drosselstelle.
Bei Inbetriebnahme und praktischem Abgleich müssen zunächst
alle Drosselstellen der gesamten Heizkörper vorab bei einer
Anlage grob aufeinander abgestimmt werden, das bedeutet:
Die Thermostatventile (Vorlaufventile) ZLV soweit
aufdrehen, dass ihre Einstellung der Maximaleinstellung während
des normalen Heizungsbetriebes entspricht, ohne dass eine
Thermostatwirkung bereits eintritt.
Alle Rücklaufventile RLV ganz zudrehen, so dass bei diesen
Heizkörpern keine Durchströmung auftritt, um somit einen
hydraulischen Kurzschluß zu vermeiden.
Dann die Rücklaufventile RLV der Reihe nach über das ALMAT-
Control-Messgerät so einstellen, dass die einzelnen Heizkörper
mit der gewünschten Durchflußmenge durchströmt werden.
Danach die Einstellungen der einzelnen Heizkörper nochmals
durch Messung der Durchflußmenge überprüfen, gegebenenfalls ist
noch eine Feineinstellung vorzunehmen.
Zur Feineinstellung der einzelnen Heizkörper müssen die
Rücklaufventile RLV noch nachgestellt werden, wobei die
Einstellung auf den exakten bzw. gewünschten Durchflußwert
einfach und auch kontrollierbar möglich ist. Hiermit wird es
sogar möglich, die Durchflußmenge der einzelnen Heizkörper so
einzustellen, dass die Abkühlung des Heizwassers in den oberen
Stockwerken dadurch berücksichtigt werden kann, indem der
Durchsatz auf einen etwas höheren Wert bei diesen Heizkörpern.
Die erfindungsgemäßen Verfahrensweisen werden anhand der
folgenden Beschreibungen weiter erläutert.
Bei der Verfahrensweise I erfolgen alle Messungen für die
gewünschten Drücke und zum Einstellen der Druckdifferenz am
einzelnen Heizkörper über einen einzigen Mess- und
Entlüftungsanschluß, der anstelle des bisher üblichen
Entlüftungsstopfens eingesetzt wird. Der erste Abgleich sollte
grundsätzlich vorzugsweise bei kalter Anlage, bei geschlossenem
Mischer und laufender Pumpe durchgeführt werden. Der
Einstellwert für die Druckdifferenz wird durch Subtraktion des
gewünschten Δp vom Zulaufdruck errechnet und bei ständiger
Kontrolle durch die Druckmessung am Rücklaufventil eingestellt.
- 1. Anlage befüllen und gründlich entlüften.
Die Entlüftung sollte von dem untersten Geschoss nach oben hin so gründlich durchgeführt werden, dass keinerlei Lufteinschlüsse in der Flüssigkeit mehr vorhanden sind. Dies ist die Voraussetzung dafür, dass die bestmöglichen Wirkungsgrade an den Verbrauchern erzielt werden und die steuer- und regeltechnischen Vorgänge einwandfrei ablaufen können. Alle Zulauf- und Rücklaufventile der Heizkörper sind geöffnet. - 2. Entlüftungseinrichtungen an der höchsten Stelle
angeschlossen lassen und statische Drücke in den einzelnen
Geschossen messen und registrieren.
Die Entlüftungsöffnungen an der höchsten Stelle müssen deshalb angeschlossen bleiben, um dem Luftdruck Zutritt zu lassen, was für eine Messung der Wassersäule Voraussetzung ist. Normalerweise genügt die Messung an nur einem Heizkörper pro Geschoss. Wenn aber die Höhenmaße der Heizkörper sehr unterschiedlich sind, ist es zweckmäßig, an jedem Heizkörper zu messen, um genauere Werte zu bekommen. Alle Zulauf- und Rücklaufventile sind geöffnet. - 3. Entlüftungsöffnungen schließen
Gegen den Druck des Ausgleichsgefäßes nach Vorschrift weiter befüllen, bis der vorgeschriebene Mindestdruck pM erreicht ist.
Alle Zulauf- und Rücklaufventile sind geöffnet. - 4. Umwälzpumpe einschalten
Dazu müssen alle Zulauf- und Rücklaufventile an den Heizkörpern voll geöffnet sein. Damit keine unerwünschten regeltechnischen Wirkungen eintreten, ist es ggf. zweckmäßig, die Thermostatköpfe der Zulaufventile zu entfernen. Jeder Zuführungsstrang wird berücksichtigt, falls eigene Pumpen dafür vorhanden sind. - 5. Pumpendruck messen und registrieren
Dieser Wert ist wichtig, um den Druckverlust im System errechnen und beurteilen zu können. Dazu wird der Druck kurz hinter der Pumpe in der Druckleitung gemessen. Entsprechendes gilt auch für die Saugleitung auf der Ansaugseite der Pumpe. Die Messstelle muß möglichst im Höhen-Niveau der Pumpe liegen. Jeder Zuführungsstrang wird entsprechend berücksichtigt, falls er eine eigene Pumpe aufweist. - 6. Vordrosselung (optional)
Um einen hydraulischen Abgleich besser vornehmen zu können, insbesondere in Heizungssystemen mit einer größeren Anzahl von Heizkörpern, bei denen verschiedene Druckverhältnisse gegeben sein können, sollte vorzugsweise zwischen Zulaufseite und Rücklaufseite ein Druckgefälle eingestellt werden. Dazu werden im ersten Schritt alle Thermostatventile des jeweiligen Stranges, bzw. des Systems geschlossen. In einem zweiten Schritt wird an jedem Heizkörper eine Druckmesseinrichtung angeschlossen, das Thermostatventil geöffnet und über das Rücklaufventil ein Druckgefälle von ca. 200-300 mbar eingestellt, wobei der einzustellende Wert vom jeweiligen System abhängt, aber in dem vorgenannten Bereich liegt. Danach wird das Thermostatventil wieder geschlossen und die Druckmesseinrichtung abgekoppelt. Im dritten Arbeitsvorgang werden alle Thermostatventile des Systems, bzw. des Stranges wieder geöffnet und alle Heizkörper sollten einen Vordrosselungswert von ca. 20-30 mbar aufweisen. - 7. Arbeitsdruckbereich an jedem Heizkörper errechnen und
registrieren.
Arbeitsdruckbereich pA = Zulaufdruck pZ - Rücklaufdruck pR
Der Arbeitsdruckbereich sagt aus, welcher Spielraum für die Einstellung der Druckdifferenz Δp zur Verfügung steht. Außerdem gibt der Arbeitsdruckbereich im obersten Geschoss Auskunft darüber, ob die Pumpe für dieses System leistungsstark genug ausgelegt ist oder nicht. Das letztere ist der Fall, wenn der Arbeitsdruckbereich am Heizkörper kleiner ist als die gewünschte Druckdifferenz Δp. - 8. Druckverlust bis zur Messstelle am Heizkörper errechnen und
registrieren.
Durch die Berechnung des Druckverlustes bis hin zu jedem einzelnen Heizkörper hat man die Möglichkeit- a) die Auslegung des Leitungsnetzes zu bewerten
- b) bei späteren Störungen durch Vergleichsmessungen die Suche nach Störungsursachen zu erleichtern.
- 9. Differenzdruck/Druckdifferenz am Heizkörper einstellen.
Einstelldruck errechnen:
Einstelldruck pE = Zulaufdruck pZ - Sollwert der Druckdifferenz Δp.
Die Einstellung der Druckdifferenz auf den errechneten Wert erfolgt mit Hilfe des jeweiligen Rücklaufventils am Heizkörper bei ständiger Sichtkontrolle auf die Anzeige der Druckmesseinrichtung. Um eine einfache und genaue Einstellung vornehmen zu können, sollten (vor allem bei Neubauten) Rücklaufventile eingesetzt werden, die durch ihr Drosselverhalten den Einstellvorgang erleichtern. Bei voll geöffnetem Thermostatventil begrenzt man damit den maximalen Durchfluss durch den Heizkörper. Unterhalb dieses Wertes wird dann die Größe des Volumenstroms vom Thermostatventil bestimmt.
Um eine letztgültige Aussage über die einregulierten Werte zu
erhalten, kann man, ggf. nach der zweckmäßig von unten nach
oben erfolgenden Druckeinstellung, noch einmal kontrollieren
und, falls erforderlich, nachjustieren.
Um den maximalen Volumenstrom zu reduzieren, könnten die
Thermostatventile ggf. auch eine andere Grundeinstellung haben,
die aber dokumentiert werden müßte, damit die Ausgangsposition
wiederholbar ist.
Es besteht aber auch die Möglichkeit, den maximalen
Volumenstrom bei voll geöffnetem Thermostatventil durch
Einstellen eines unterschiedlichen Differenzdruckes zu
verändern.
Die beschriebene Verfahrensweise beinhaltet nicht nur den
Vorgang des hydraulischen Abgleichs durch Einstellung der
Druckdifferenz Δp am einzelnen Heizkörper, sondern bietet auch
die Möglichkeit, durch entsprechende Messungen bzw. einfache
Berechnungen die hydraulische Gesamtfunktion einer
Heizungsanlage beurteilen zu können.
Eine vereinfachte Verfahrensweise, die z. B. bei Überprüfungen
der Einstellungen angewendet werden kann, ohne dass der Brenner
außer Betrieb zu setzen ist, oder einen schnellen Abgleich ohne
Erfassung der sonstigen technischen Werte, kann bei einer
schnell durchgeführten Messung, da ein Einschalten des Brenners
zu Druckänderungen führen kann, wie folgt durchgeführt werden:
- a) Zulaufdruck messen
Der Zulaufdruck wird am einzelnen Heizkörper gemessen. Dazu müssen Thermostatventil geöffnet und Rücklaufventil geschlossen sein. - b) Sollwert für Druckdifferenz festlegen
Der Sollwert für die einzustellende Druckdifferenz Δp wird aus der Wärmeberechnung anhand von Hersteller-Daten für die Ventile oder aufgrund von Erfahrungswerten festgelegt. - c) Einstelldruck errechnen
Der Sollwert der Druckdifferenz wird vom Messwert für den Zulaufdruck subtrahiert. Dadurch ergibt sich der Einstellwert pE. - d) Die Einstellung des gewünschten Differenzdruckes Δp erfolgt durch Einstellen des errechneten Wertes pE mit Hilfe des jeweiligen Rücklaufventils und bei ständiger Sichtkontrolle auf die Anzeige der Druckmesseinrichtung.
Diese Verfahrensweise bietet die Möglichkeit, eine zusätzliche
Messung vorzunehmen, um die Einstellung zu vereinfachen bzw.
sicherer zu machen.
Die Einstellung der Druckdifferenz am einzelnen Heizkörper ist
nämlich abhängig von der Konstanz des Zulaufdruckes vor dem
Verbraucher während des Einstellvorganges. Der erste Abgleich
sollte grundsätzlich vorzugsweise bei kalter Anlage, bei
geschlossenem Mischer und laufender Pumpe durchgeführt werden.
Da der Zulaufdruck eine wichtige Kontrollgröße für die
Anlagenfunktion ist, kann es wünschenswert sein, zumindest eine
Messstelle dafür in jedem Geschoss bzw. in jeder Wohneinheit
vorzusehen. In jedem Geschoss ist dies deswegen sinnvoll, weil
der statische Druck und damit die abgelesenen Werte der
Zulaufdrücke unterschiedliche Werte haben. Diese Messstelle
kann z. B. im Bad oder in der Toilette installiert werden. Wenn
dort ein Manometer ständig angeschlossen ist, hat der Betreiber
sogar die Möglichkeit, auf einfache Weise die Heizungsfunktion
von seiner Wohnung aus kontrollieren zu können. Er kann z. B.
beurteilen, ob das System - nach Entlüftungsvorgängen - wieder
aufgefüllt werden muß und ob z. B. die gewünschten Werte für die
jeweilige Strangregulierung gehalten werden.
Zur Veranschaulichung der in den einzelnen Stockwerken
vorhandenen Druckverhältnisse in der Heizungsanlage wird auf
die Fig. 4 verwiesen. Dabei zeigt Fig. 4 den prinzipiellen
Verlauf wichtiger Druckwerte. Dabei ist folgendes zu beachten.
Die gezeichneten Meßstellen folgen einer gedachten, senkrecht
verlaufenden Rohrleitung mit angenommener Höhe und fiktiven
Widerstandswerten. Dabei werden in der Darstellung nicht die
zusätzlichen Widerstände berücksichtigt, die sich aus den
Verteilungsnetzen in den jeweiligen Geschossen ergeben.
Der Nullpunkt für das doppelseitige Koordinatensystem liegt
dann im Ruhezustand für den statischen Druck (pST) und für den
Mindestdruck (pM) bei 01. Der Schnittpunkt der Geraden Zu mit
der X-Achse (P-Werte) gibt den unmittelbar hinter der Pumpe im
Zulauf gemessenen Druck an, der im weiteren Verlauf der Anlage
als Zulaufdruck bezeichnet wird.
Da aus den oben genannten Gründen die bisher üblichen
Berechnungsvorgänge entfallen können und eine graphische
Darstellung für die routinemäßig erfaßten Meßwerte nicht
sinnvoll erscheint, bleibt nur die Registrierung der
technischen Werte in tabellarischer Form.
Claims (15)
1. Verfahren zum hydraulischen Abgleichen einer Warmwasser-
Heizungsanlage, welche im Leitungsnetz eine Umwälzpumpe und
mehrere Heizkörper, die auch in unterschiedlichen Geschossen
vorhanden sein können, aufweist, wobei die Heizkörper mit einem
im Durchfluss verstellbaren Zulaufventil, einem im Durchfluss
verstellbaren Rücklaufventil und einer absperrbaren
Entlüftungsöffnung versehen sind, wobei bei dem Verfahren
- a) die Heizungsanlage befüllt wird und die Zulaufventile und Rücklaufventile aller Heizkörper geöffnet werden und die Heizkörper vom untersten Geschoss nach den oberen Geschossen hin entlüftet werden,
- b) die Entlüftungsöffnungen abgesperrt werden und die Heizungsanlage bei abgeschalteter Umwälzpumpe und geöffneten Zulaufventilen und Ablaufventilen gegen den Druck des Ausgleichsgefäßes weiterbefüllt wird, bis der vorbestimmte Mindestdruck (pM) erreicht ist,
- c) die Umwälzpumpe eingeschaltet wird und bei geöffneten Zulaufventilen und Ablaufventilen der Zulaufdruck (pU) an jedem Heizkörper zwischen dessen Zulaufventil und Ablaufventil gemessen wird und
- d) bei eingeschalteter Umwälzpumpe und geöffnetem Zulaufventil der Druck am jeweiligen Heizkörper bei laufender Druckmessung auf den in Abhängigkeit von der für den jeweiligen Heizkörper durch Berechnung ermittelten Soll-Druckdifferenz (Δp) ermittelten Einstelldruck (pE) durch Verstellen von dessen Rücklaufventil eingestellt wird
2. Verfahren nach Anspruch 1, wobei das Rücklaufventil
verstellt wird, bis der Druckmesswert der Differenz aus dem
gemessenen Zulaufdruck (pU) und der Soll-Druckdifferenz Δp
entspricht.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, wobei eine Vordrosselung
am jeweiligen Heizkörper dadurch durchgeführt wird, dass in
Schritt c) nach Einschalten der Umwälzpumpe bei geöffnetem
Zulaufventil das Rücklaufventil bei laufenden Druckmessungen
verstellt wird, bis ein vorgegebener Druckdifferenzwert für die
Vordrosselung erreicht wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, wobei als Druck
am jeweiligen Heizkörper der Druck an der Entlüftungsöffnung
des jeweiligen Heizkörpers gemessen wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, wobei die
Heizkörper bzw. die Heizkörper und deren Ablaufventile für die
Druckmessungen mit Bedarfsmessanschlüssen ausgestattet werden.
6. Verfahren nach den Ansprüchen 4 und 5, bei welchem die
Heizkörper an ihrer Entlüftungsöffnung mit einem
Entlüftungsventil ausgestattet werden, welches als
Entlüftungsauslaß und als Druckmessanschluß gestaltet ist.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, wobei vor dem
Einschalten der Umwälzpumpe und bei geöffneten Zulaufventilen
und Ablaufventilen eine Entlüftungsöffnung an der höchsten
Stelle der Anlage geöffnet wird und die statischen Drücke (pST)
in jedem der Geschosse an wenigstens einem Heizkörper gemessen
und registriert werden.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, wobei nach dem
Einschalten der Umwälzpumpe der Pumpendruck (pP) kurz hinter
und kurz vor der Umwälzpumpe in deren Druckleitung, bzw. In
deren Saugleitung gemessen und registriert wird.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8, wobei der
Druckverlust (pV) der Anlage bis zur Messstelle am Heizkörper
als Differenz von Pumpendruck (pP) und Zulaufdruck (pZ)
errechnet und registriert wird.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9, wobei der
Arbeitsdruckbereich (pA) an jedem Heizkörper als Differenz von
Zulaufdruck (pU) und Rücklaufdruck (pR) errechnet und
registriert wird.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 10, wobei in jedem
Geschoss bzw. jeder Wohneinheit zumindest ein Mess- und
Entlüftungsanschluß im Zulaufstrang zur ständigen Messung des
Zulaufdruckes (pZ) eingerichtet wird.
12. Verfahren zum hydraulischen Abgleichen einer im Betrieb
befindlichen Warmwasser-Heizungsanlage, welche im Leitungsnetz
eine Umwälzpumpe und mehrere Heizkörper, die auch in
unterschiedlichen Geschossen vorhanden sein können, aufweist,
wobei die Heizkörper mit einem im Durchfluss verstellbaren
Zulaufventil, einem im Durchfluss verstellbaren Rücklaufventil
und einer absperrbaren Entlüftungsöffnung versehen sind, wobei
bei dem Verfahren am einzelnen Heizkörper:
- a) bei geöffnetem Thermostatventil und bei geschlossenem Rücklaufventil der Zulaufdruck pZ gemessen wird;
- b) der Sollwert für die einzustellende Druckdifferenz Δp aus der Wärmeberechnung anhand von Hersteller-Daten für die Ventile oder aufgrund von Erfahrungswerten für den jeweiligen Heizkörper festgelegt wird;
- c) der Einstelldruck pE durch Subtraktion des Sollwertes für die einzustellende Druckdifferenz Δp vom Zulaufdruck pZ errechnet wird;
- d) der errechnete Einstelldruck pE mit Hilfe des jeweiligen Rücklaufventils und bei ständiger Sichtkontrolle auf die Anzeige der Druckmesseinrichtung eingestellt wird;
- e) die Schritte a) bis d) für jeden einzelnen Heizkörper in der Anlage wiederholt werden, bis alle Heizkörper im System abgeglichen sind.
13. Verfahren nach einem der Ansprüche 12, wobei als Druck am
jeweiligen Heizkörper der Druck an der Entlüftungsöffnung des
jeweiligen Heizkörpers gemessen wird.
14. Verfahren nach einem der Ansprüche 12 bis 13, wobei die
Heizkörper bzw. die Heizkörper und deren Ablaufventile für die
Druckmessungen mit Bedarfsmessanschlüssen ausgestattet werden.
15. Verfahren nach den Ansprüchen 13 und 14, bei welchem die
Heizkörper an ihrer Entlüftungsöffnung mit einem
Entlüftungsventil ausgestattet werden, welches als
Entlüftungsauslaß und als Druckmessanschluß gestaltet ist.
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