AT239818B - Verfahren zur Verwertung von Müll und Klärschlamm - Google Patents

Verfahren zur Verwertung von Müll und Klärschlamm

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AT239818B
AT239818B AT569662A AT569662A AT239818B AT 239818 B AT239818 B AT 239818B AT 569662 A AT569662 A AT 569662A AT 569662 A AT569662 A AT 569662A AT 239818 B AT239818 B AT 239818B
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Fritz Dr Caspari
Heinrich Meyer
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Fritz Dr Caspari
Heinrich Meyer
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  Verfahren zur Verwertung von Müll und Klärschlamm 
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Verwertung von Abfallstoffen aus dem Ernährungskreislauf, insbesondere der Städte,   d. h.   von Stadtmüll und Klärschlämmen. 



   Durch die ständig wachsende Einwohnerzahl der Städte ist das schwierige Gebiet der Verwertung der Abfallstoffe aus dem Ernährungskreislauf, die in Form von Müll und Klärschlämmen anfallen, zu einem der aktuellsten Probleme geworden. Es fehlt heute überall an   Platz'für   die Unterbringung der ständig steigenden Abfallmassen, die aus hygienischen Gründen in geeigneter Weise erfolgen muss. Werden nämlich die organischen, also verrottbaren Anteile dieser Abfallstoffe sich selbst überlassen oder achtlos beiseite gebracht, so unterliegen sie einer wilden Gärung, entwickeln üble Gerüche, locken in Mülllöchern oder Müllkippen Ungeziefer an und bilden Seuchenherde.

   Die Klärschlämme führen, wenn sie achtlos in Gewässer eingeleitet werden, nicht nur zu einer Verschmutzung und Verseuchung derselben, sondern durch Sauerstoffentzug auch zu einer schweren Schädigung der im Wasser vorhandenen Lebewesen. 



   Anderseits sind diese Abfallstoffe keinesfalls vernichtungswürdig oder wertlos, sie enthalten vielmehr wertvolle Substanzen, deren Verwertung, d. h. Rückführung in den Ernährungskreislauf, von grosser Bedeutung ist. In geeigneter Zubereitung können diese Stoffe erfolgreich zur Bekämpfung von Erosion und Humusschwund, Schädigungen der heutigen Kulturlandschaft, eingesetzt werden. Ein gewisser Anteil an anorganischen,   als"Sperrmüll"anfallenden,   also nicht kompostierbaren Stoffen im Müll muss zwar verbrannt werden, doch darf keinesfalls hiezu der ebenfalls brennbare, organische,   d. h.   kompostierbare, Anteil des Mülls Verwendung finden.

   Es ist daher erforderlich, aus den Abfallstoffen die organischen, verrottungsfähigen Teile von den anorganischen, nicht verrottungsfähigen Teilen zu trennen und dann die ersteren über die Kompostierung zur Bodenfruchtbarmachung zu verwenden. 



   Diese organischen Teile der Abfallstoffe enthalten humusträchtige Stoffe bzw. sie können deren Entstehung im Boden vermitteln. Sie sind daher für die Erhaltung der Fruchtbarkeit der Böden von Bedeutung, die auf einer ausgeglichenenLebenstätigkeitder überall im Boden vorhandenen pflanzlichen und tierischen Kleinstlebewesen beruht. Zu diesem Zweck müssen die humusträchtigen Abfallstoffe zunächst einmal mechanisch aufbereitet, als lebendige Stoffwechselprodukte vorübergehend aus dem Ernährungskreislauf herausgenommen, entseucht und neu zugerichtet als unentbehrliche Humusträger in den Ernährungskreislauf von Boden und Pflanze zurückgeführt werden.

   Da die Verrottung dieser organischen Abfallstoffe durch Mikroben herbeigeführt wird, deren aerobes Stoffwechselprodukt der sogenannte Humus ist, können die aufbereiteten,   d. h.   die an organischer Substanz konzentrierten flüssigen und festen Abfallstoffe als Wachstumsfaktoren dem Boden bzw. der Pflanze aber nur dann wieder zugute kommen und zur Erhaltung der Fruchtbarkeit der Böden dienen, wenn sie als sogenannte Bodenverbesserungsmittel und noch nicht als Dünger wieder in den Boden zurückgeführt werden. Dieser Vorgang geht infolge der Lebenstätigkeit derMikroben unter beachtlicher Temperaturentwicklung vor sich und wird als Kompostierung bezeichnet. 



   Die bekannte Art der Verwertung von Abfallstoffen durch übliche Kompostierung weist jedoch zahlreiche Nachteile auf. Durch die mikrobielle Tätigkeit werden   bei Mitverrottung von Klärschlamm   nämlich Gerüche entwickelt, die für die Umgebung eine starke Belästigung darstellen. Ausserdem wird bei der Verrottung ein Teil der organischen Substanz als Nährsubstrat für den Lebensprozess der Mikroben benötigt bzw. verbraucht und dadurch ein Schwund der Kompostmasse bewirkt.

   Es ist eine bekannte Tatsache und 

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 ein von verschiedenen Autoren immer wieder vorgebrachter Einwand, dass die Kompostierung für den Gärtner und den Bauern so lange ein Verlustgeschäft bedeutet, als es nicht gelingt, den Eintritt dieser humusbildenden Tätigkeit der Mikroben,   d. h.   die Kompostierung, so lange zurückzuhalten, bis sich ihre volle Wirkung in einem kontinuierlichen Gärprozess im Boden etwa in der sogenannten Flächenkompostierung (Mulchen) auf dem Freiland, als Wärmequelle für Frühbeetkästen oder beliebige Gärtnerkomposte usw. voll auszuwirken vermag, d. h. eine Konservierung bis zum Moment des Gebrauchs zu erzielen. 



   Es hat sich hiebei   gezeigt. dass   ein optimaler biologischer Effekt insbesondere dann erzielt wird, wenn die mechanisch aufbereiteten, flüssigen und festen Abfallstoffe miteinander vermischt zur Verwendung kommen. 



   Ausser der seit langer Zeit üblichen Kompostierung sind auch bereits verschiedene Verfahren zur Aufbereitung von Müll oder von Klärschlamm bekanntgeworden und es hat in den letzten Jahrzehnten auch nicht an Versuchen gefehlt, den grossen Nachteil, jeweils nur eine Art von Abfallstoffen, nämlich entweder Müll oder Klärschlamm, aufbereiten zu können, auszuschalten und eine gemeinsame Aufbereitung von Müll und Klärschlamm zu ermöglichen. So wurde die Herstellung eines   Klärschlamm-Düngemittels   beschrieben, bei welcher Klärschlamm in Trockenbeeten eingedickt und der so   steifer gemachte Klär-   schlamm zu Kuchen gepresst wird, die dann getrocknet und zu einem Pulver vermahlen werden.

   Ferner wurde ein Verfahren zur Herstellung eines Düngemittels aus Hausmüll beschrieben, bei welchem Müll in Autoklaven zur Sterilisation erhitzt, verpresst und bei hoher Temperatur künstlich getrocknet wird. 



   Ein anderes beschriebenes Verfahren zur Herstellung von Kompost aus Hausmüll besteht darin, bei der an sich   üblichen Kompostierung frischenHausmüll   24 h nach seiner Aufstapelung mit altem gereiftem Hausmüll oder trockenem Kanalschlamm abzudecken. Weiterhin wurde ein Verfahren zur Herstellung eines Düngemittels aus Abwässern beschrieben, bei welchem feste, aus Abwässern oder ähnlichen organischen Ausgangsstoffen gewonnene Massen in Behältern unter geeigneten Wachstumsbedingungen, insbesondere unter stagnierender Luft, Feuchtigkeit und Dunkelheit mit dem   Mycelium   einer Pilzkultur durchsetzt werden, wobei sich eine noch feuchte Masse von der Konsistenz gewöhnlicher Walderde bildet. 



  Ferner wurde ein Verfahren zur Herstellung eines Bodenimpfstoffes beschrieben, bei welchem wässerige Aufschlämmungen von Mikroorganismen in aus Abfallstoffen erhaltene Schlämme eingerührt werden, die erhaltene Schlammasse im Laufe eines mehrwöchigen   Mischungs- und Vortroclmungsprozesses   zu einer Impfmasse entwickelt wird und diese schliesslich, gegebenenfalls nach entsprechender Formgebung, einer Lufttrocknung unterworfen wird. Schliesslich wurden Verfahren zur Herstellung von Düngemitteln unter Verwendung von Abfallmischmaterialien beschrieben, bei welchen entweder eine feuchte Mischung von Fäkalien bzw.

   Klärschlamm mit Müll und gegebenenfalls mineralischen Stoffen offen der Selbsterhitzung   überlassen   bei Absinken der Temperatur diese zeitweise durch Einblasen von Luft wieder gesteigert und diese Behandlung bis zur Ausreifung des Düngers fortgesetzt wird, oder ein Abfallmischmaterial durch Regelung der Luftzufuhr bzw. deren Vorwärmung zuerst auf eine Temperatur von etwa   80 C   rasch erhitzt, durch Luftdrosselung bzw. Anfeuchtung sodann auf die Vergärungstemperatur von   40 C   herabgesetzt und der Wirkung der Bakterien überlassen wird, oder eine Mischung von Müll mit aktiviertem Schlamm einer künstlichen Trocknung unterworfen wird.

   Alle diese Verfahren weisen jedoch schwerwiegende Nachteile auf, zu denen insbesondere die folgenden gehören : Aufbereitung von nur einer Art von Abfallstoffen, Müll oder Klärschlamm, hoher apparativer Aufwand, grosser Platzbedarf, Aufwand an Energie, lange Durchführungszeiten, grosser Substanzverlust, ungenügende biologische Wertigkeit des erhaltenen Produktes und/oder Entwicklung überaus störender Gerüche. Der letztgenannte Nachteil tritt insbesondere bei den Verfahren unter Verwendung von Mischabfallstoffen auf. So hat es sich gezeigt, dass bei dem oben genannten Verfahren, Müll und aktivierten Schlamm zu mischen und einer künstlichen Trocknung zu unterwerfen, die Entwicklung übler Gerüche so stark und störend ist, dass Versuche, dieses Verfahren technisch anzuwenden, wieder aufgegeben werden mussten. 



   Es wurde nun gefunden, dass die Abfallstoffe, Müll und Klärschlamm, beliebiger Art sich zu einem Produkt verarbeiten lassen, das die biologisch wirksamen Bestandteile der Masse in hochaktiver Form konserviert enthält, indem man zerkleinerten Müll, insbesondere Müllraspelgut, mit teilweise entwässertem Klärschlamm, insbesondere Klärschlamm mit einem Wassergehalt von etwa 60 bis etwa 80%, vorzugsweise einem solchen mit einem Wassergehalt von etwa 70%. vermischt, das Gemisch einer Pressverformung unter Verdichtung der Masse unterwirft und die erhaltenen Presslinge durch Lagerung an der Luft trocknet. 



   Das Verfahren nach der Erfindung ermöglicht eine gemeinsame Aufarbeitung von Müll und Klärschlamm, die in Städten in grossen Mengen anfallen und als letzte Glieder in der Versorgungskette der 

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 Stadtorganismen eine einzige biologische Einheit bilden. Das Verfahren ist in seiner Durchführung einfach und lässt sich mit den verschiedensten Mischungsverhältnissen der. Ausgangsstoffe ausführen. 



   Das neue Verfahren geht somit einerseits von zerkleinertem Müll und anderseits vom Klärschlamm aus. Als zerkleinerter Müll wird vorzugsweise maschinell aufbereitetes Material verwendet, bei dem aber die Zerkleinerung möglichst nicht allzuweit getrieben wurde,   sodass   die grobfaserigen kapillaren Strukturen   der Müllstoffe   erhalten bleiben und ausserdem eine möglichst hohe Konzentration der organischen Substanz im Endprodukt sichergestellt ist. Diese faserige Struktur gestattet durch ihre lockere für die atmosphärische Luft durchdringbare Form einen zuverlässig aeroben Verlauf des mikrobiellen Kompostierungsprozesses. Als geeignetes Material hiefür wird   beispielsweise"geraspeiter"Müll,   wie er aus dem bekannten Müllaufbereitungsapparat, der Müllraspel, erhalten werden kann, verwendet.

   Der Klärschlamm, der diesem Raspelgut beigemischt wird, kann in beliebiger Art teilweise entwässert worden sein. Dies kann mit Hilfe von Filtern, Zentrifugieren, in Sickerbeeten u. dgl. vorgenommen werden. Zweckmässigerweise wird bei dem Verfahren der Erfindung Klärschlamm eingesetzt, der bis auf einen Wassergehalt von etwa   800/0   bis etwa 60% entwässert wurde. Besonders bevorzugt ist Klärschlamm mit einem Wassergehalt von etwa   70tao.   



  Selbstverständlich hängt der zur Erzielung optimaler Ergebnisse zu wählende Wassergehalt des Klärschlamms von dem Wassergehalt des eingesetzten Mülls ab. Der in jedem Müll vorhandene Wassergehalt kann schwanken und beispielsweise von etwa 25 bis zu etwa 45% betragen. Es ist besonders zweckmässig, den Wassergehalt des Klärschlamms je nach dem Wassergehalt des zur Verfügung stehenden Mülls so ein-   zustellen, dass   der Wassergehalt des Gesamtgemisches aus Klärschlamm und aufbereitetem Müll höchstens   550/0   beträgt. Vorzugsweise soll der Klärschlamm noch kolloidalen Charakter aufweisen. 



   Im allgemeinen genügt es, die beiden Stoffe, Müll und Klärschlamm, bei der Temperatur, bei der sie aus der Aufbereitung anfallen, miteinander zu vermischen. In manchen Fällen hat es sich in der Praxis jedoch als besonders zweckmässig erwiesen, den konzentrierten Klärschlamm mit einem durch autogene (mikrobielle) Selbsterhitzung auf eine Temperatur von etwa   60 C   oder darüber erwärmten Raspelgut heiss zu vermischen, da hiedurch eine Entseuchung bewirkt wird. Man kann jedochauchdas Müll-Klärschlamm- - Gemisch durch Selbsterhitzung auf etwa   60 C   oder darüber kommen lassen. 



   Unmittelbar nach dem Vermischen von   Klärschlamm   und Raspelgut wird das erhaltene Gemisch einem mechanischen Verdichtungsprozess unterworfen. Dies kann geschehen in einer Ziegelpresse, Steinpresse, Plattenpresse durch hydraulischen Druck oder Schlag,   d. h.   es wird eine beliebige Pressverformung vorgenommen. Es wurde gefunden, dass sich diese Pressverformung durch geeignete Einstellung des Wassergehalts des   Müll-Klärschlamm-Gemisches. d. h.   mit Gemischen mit einem Wassergehalt in dem oben als bevorzugt angegebenen Bereich, so vornehmen lässt, dass keinerlei Wasseraustritt aus der Presse erfolgt. 



  Die Durchführung der Pressverformung ohne Wasseraustritt aus der Presse stellt eine ganz besonders bevorzugte Durchführungsweise der Erfindung dar. 



   Die bei der Pressverformung erzielte Volumenreduktion des   Müll-Klärschlamm-Gemischeshängt   natürlich von der speziellen Zusammensetzung der Einzelbestandteile des Gemisches sowie von deren Mengenverhältnis ab und kann in ziemlich weiten Grenzen schwanken. Für praktische Zwecke hat es sich jedoch als zweckmässig erwiesen, das Verfahren so durchzuführen, dass eine Volumenreduktion des Müll-Klärschlamm-Gemisches auf etwa die Hälfte bis etwa ein Drittel seines Volumens eintritt. 



   Die erhaltenen Presslinge werden nach der Verformung getrocknet. Hiezu genügt es, die Presslinge einfach an der Luft lagern zu lassen. Es wurde nämlich gefunden, dass in den Presslingen eine lebhafte Verpilzungstätigkeit auftritt, die eine spontane Trocknung der Presslinge herbeiführt. Dieser auf Pilzwachstum zurückzuführende spontane Trocknungsprozess bewirkt durch den Wasserentzug eine Konservierung der biologisch wertvollen Eigenschaften der Masse und verläuft ohne Entwicklung irgendwelcher üblen Gerüche innerhalb weniger Tage. 



   Dieser auffallend rasche besondere Trocknungsverlauf der Presslinge ist in den Zeichnungen im Vergleich zu einem Presskörper aus anorganischem Material und im Vergleich zu unverpresstem MüllKlärschlamm-Gemisch veranschaulicht. 



   Fig.   l   zeigt den Trocknungsverlauf eines Presslings nach der Erfindung, der durch Verpressen eines   Müll-Klärschlamm-Gemisches unter 30   atü hergestellt war und ein Anfangsgewicht von 912 g und einen Wassergehalt von   49, 4%   aufwies, im Vergleich zu demjenigen eines Ziegels (Lochformat 28 X 18 X 12) mit einem Anfangsgewicht von 7680 g und einem Wassergehalt von 16,   80/0,   also eines Presskörpers aus rein anorganischem Material, bei dem das Auftreten eines Pilzrasens ausgeschlossen werden kann. Die Lagerung erfolgte in beiden Fällen unter Dach. Die voll ausgezogene Linie gibt den Trockenverlauf des Presslings, die gestrichelte Linie denjenigen des Ziegels an.

   Beide Prozent-Kurven sind mit gleichen Höhen am Beginn der Trocknung gezeichnet und zeigen die Gewichtsabnahmen an gleichen Tagen der 

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 Trockenperioden. Die Kurven lassen den spontan einsetzenden raschen Trockenverlauf des Presslings gegen- über dem gleichmässigen Trockenverlauf des anorganischen Materials erkennen. 



   Fig. 2 zeigt den Trockenverlauf von Presslingen nach der Erfindung, die durch Verpressen eines Müll-   Klärschlamm-Gemisches bei   30 atü mittels einer Schlagpresse (System   Rhinowerke, Bammental)   hergestellt waren und ein Gewicht von 593, 8 g bzw. 587, 7 g und einen Wassergehalt von 45,   6 ale   aufwiesen (voll ausgezogene und punktierte Linie), im Vergleich zu einem Haufwerk aus einem Müll-KlärschlammGemisch mit einem Gewicht von 634, 7 g und einem Wassergehalt von 47,   9%   (gestrichelte Linie). Die Lagerung der Presslinge erfolgte unter Dach im Freien. Ebenso wurde das Haufwerk unter Dach im Freien gelagert. A gibt eine Zeitspanne hoher Luftfeuchtigkeit (Regenwetter) an.

   Die Kurven lassen die in gleicher Zeit viel   vollständigere,   Trocknung der Presslinge gegenüber dem Haufwerk sowie die Unabhängigkeit des Trockenverlaufs der Presslinge von der Luftfeuchtigkeit im Gegensatz zu demjenigen des Haufwerk erkennen. 



   Dieser spontane besondere Trocknungsprozess der   Presslinge,   der durch Pilzwachstum nach der Erfindung ohne störende Geruchsentwicklung verläuft, stellt einen wesentlichen Vorteil des neuen Verfahrens dar. Er führt überraschenderweise bis zur praktisch vollständigen Trocknung der Presslinge im Gegensatz zu der Trocknung von unverpressten   Müll-Klärschlamm-Gemischen, bei welcher   das Produkt feucht bleibt, ebenso wie die Produkte der Verpilzung von unverpressten Abwasserbestandteilen nach dem eingangs erwähnten bekannten Verfahren.

   Ausserdem sind bei den Presslingen nach der Erfindung keinerlei besondere Vorkehrungen für die Verpilzung, wie Aufrechterhaltung stagnierender Luft und Halten der Massen in besonderen Verpilzungsgefässen im Dunkeln und unter Feuchtigkeit wie bei dem erwähnten bekannten Verfahren erforderlich, sie können vielmehr einfach im Freien gestapelt und liegengelassen werden, was bei den heute anfallenden ungeheuren Massen an Abfallstoffen von ausserordentlicher wirtschaftlicher Bedeutung ist. Es wird angenommen, dass der besondere eigenartige Trockenprozess nach der Erfindung dadurch ermöglicht wird, dass bei der Pressverformung der Müll-Klärschlamm-Gemische durch die gesamten Presslinge hindurch ein Feststoff-Wasser-Luft-System gebildet wird. das ein optimales Medium für das spontane Pilzwachstum darstellt.

   Ein solches System lässt sich auch nicht durch Verpressen von Klärschlamm allein oder einem Gemisch von Klärschlamm und getrocknetem   Klärschlamm   und auch nicht durch Verpressen von Müll allein erzielen, sondern nur durch Verpressen von Gemischen aus Müll und Klärschlamm. 



   Als ganz besonders zweckmässig hat es sich erwiesen, die Presslinge zur Trocknung eng nebeneinander zu stapeln, beispielsweise auf Paletten zu Blöcken zu vereinigen. 



   Wenn sich die Presslinge nämlich während des durch Pilzwachstum bedingten Trocknens dicht nebeneinander befinden, so steigt die Temperatur in den Presslingen rasch bis auf   65 C   und darüber, wobei etwa noch vorhandene Wurmeier und pathogene Keime vernichtet werden, d. h. eine Entseuchung stattfindet. Es ist vorteilhaft, die Presslinge in einem nicht zu hellen, aber belüftbaren Raum trocknen zu lassen. 



   Der Trocknungsprozess ist beendet, wenn das trockene Material unverändert lagerfähig geworden ist und sich erst nach erneuter Anfeuchtung wieder von selbst erhitzt. Qualitätsmässig ist dieses Produkt etwa als eine Art"belebter Torferde"alkalischen Charakters zu kennzeichnen und entsprechend in der Bodenbiologie einzusetzen. 



   Bei dieser Behandlungsweise kommt die Wirksamkeit der Mikroben vorübergehend zum Stillstand bzw. es tritt   eine Verminderung ihrer Lebenstätigkeit   ein, mit anderen Worten, es wird eine Konservierung erzielt. Um zu verhüten, dass bei der Lufttrocknung oder später bei der Reaktivierung eine falsche Gärung mit Entwicklung übler Gerüche auftritt, oder eine im Innern der Presslinge in Gang befindliche Milieu- änderung in unerwünschter Richtung verläuft, können dem Pressgut erforderlichenfalls bestimmte Präparate zugesetzt werden. Als solche können   Humusferment,   Labferment, biologisch-dynamische Präparate, Starter, Aktivkohle oder andere aus Pflanzen oder Mikroben gewonnene und   bekannte Kompostierungs"   hilfsmittel zur Anwendung kommen. 



   Erfindungsgemäss kann das Verfahren sowohl mit vorbehandelten als auch mit rohen Klärschlämmen,   d. h.   mit Faulschlamm oder Frischschlamm, ausgeführt werden. Werden rohe,   d. h.   biologisch noch nicht vorbehandelte Klärschlämme benutzt, dann enthält das verpresste Material alle eventuell in den Abfallstoffen noch vorhandene Schädlinge, wie Wurmeier   (Ascariden),   pathogene Keime u. dgl. Diese müssen, soweit sie noch nicht durch erfindungsgemäss, wie oben dargelegt, ebenfalls vorgesehene Selbsterhitzung des Raspelguts oder des   Müll-Klärschlamm-Gemisches   bereits genügend geschädigt bzw. vernichtet sind, gegebenenfalls durch eine zusätzliche Erhitzung der Presslinge entseucht werden.

   Wie oben bereits erwähnt, kann eine derartige Entseuchung durch Stapelung der Presslinge dicht nebeneinander während der 

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   Das durch   diese Presstrocknung gewonnene Produkt   ist in jedem Falle ein entseuchtes, hygienisch einwandfreies, biochemisch hochaktives Material. Ausser der Konservierung der biologischen Wirksamkeit wird bei dem Verfahren gemäss der Erfindung eine erhebliche Volumenverdichtung des Gemischs aus zerkleinertem Müll und teilweise entwässertem Klärschlamm in kürzester Zeit erzielt. In diesen Presslingen befindet sich nunmehr unter aeroben Bedingungen auf engstem Raum die gesamte lebende Substanz aus sämtlichen festen und flüssigen Abfallstoffen der Siedlungen konserviert und sozusagen in   einem"biolo-   gischen Spannungszustand". Der biologische Prozess kann nämlich jederzeit, z. B. durch Befeuchten mit Wasser, ausgelöst werden und wirkt sich dann als Humifizierungsvorgang im Boden, Komposthaufen, Warmbeet u. dgl. aus. 



   In getrocknetem Zustand sind die Presslinge unbegrenzt haltbar und können auch im Freien gelagert werden. Zum Gebrauch werden sie wie"Torfmull in Ballen"behandelt, d. h. aufgerissen und stellen dann, entsprechend angefeuchtet, ein Material dar, das zu allen Kompostierungszwecken verwendet werden kann. 



   Das erfindungsgemäss erhaltene völlig geruchlose Material ist als biologisch   unabgebauter   Stoff zur 
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 sondere dort eingesetzt werden, wo Humusschwund die Kultur der Landschaften bedroht. Alle rohen organischen Stoffe, die sich im Boden befinden oder in ihn eingebracht werden, werden dadurch in Humus verwandelt. Da das gleiche Material schliesslich infolge der Konzentrierung der organsichen Stoffe auch einen Brennwert von 1700 bis 2000 kcal/kg repräsentiert, kann es auch unschwer verbrannt werden und gestattet daher eine sehr wesentliche Verbilligung der bislang sehr hohen Kosten der Müllverbrennung. 



  Die erfindungsgemässen Presslinge können somit als energielieferndes Heizmaterial mit wesentlich besserem Wirkungsgrad als gewöhnlicher Müll verwendet   werden, wobei auch keine Spezialöfen   für Müllverbrennung erforderlich sind. 



   Da das Produkt im Gegensatz zu gewöhnlichen sich dauernd zersetzenden Müllkomposten haltbar und auch im Freien unzersetzt stapelfähig ist, wird eine gezielte Kompostierung zu Fertigkompost aus diesem Material an beliebigem Ort, zu beliebigem Zeitpunkt und ohne Entwicklung störender Gerüche ermöglicht. Die Kompostierung ist somit nicht mehr wie bisher untrennbar an das Müllaufbereitungswerk gekettet, sondern kann beim Verbraucher stattfinden,   d. h.   beim eigentlichen Fachmann, der die biologischen Werte des neuen Materials kennt und vollständig auszunutzen versteht. Ausserdem kann das Material, das, wie ausgeführt, kein Wasser mehr enthält, leichter und billiger,   d. h.   auch weiter, transportiert werden als die bisherigen Kompost. 



   Das neue spontane Trocknungsverfahren weist ausserdem den ausserordentlichen Vorteil auf, dass es ohne Entwicklung irgendwelcher übler Gerüche verläuft. 



   Das folgende Beispiel erläutert die Erfindung, ohne sie zu beschränken. 



   Beispiel : Als Ausgangssubstanzen wurden verwendet : 
 EMI5.3 
 
<tb> 
<tb> 250 <SEP> t <SEP> Müll-Raspelgut <SEP> Schüttgewicht <SEP> zirka <SEP> 0,35 <SEP> = <SEP> 716 <SEP> mus <SEP> 
<tb> 100 <SEP> t <SEP> Klärschlamm <SEP> 68% <SEP> Wasser <SEP> (Filterkuchen)
<tb> spez. <SEP> Gewicht <SEP> 1, <SEP> 2 <SEP> = <SEP> 84 <SEP> mi
<tb> 350 <SEP> t <SEP> Gemisch <SEP> Schüttgewicht <SEP> zirka <SEP> 0, <SEP> 42 <SEP> = <SEP> 800 <SEP> m
<tb> (unabgepresst)
<tb> 
 
Nach Vermischen und Verpressen wurden
350 t Presslinge, spez. Gewicht zirka 1, 2 = 300 m3 erhalten. 

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 EMI6.1 
 61, 5% erzielt. 



   Das nachfolgende Schema gibt einen Überblick über eine beispielsweise Gesamtaufarbeitung der Abfallstoffe Rohmüll und Rohschlamm nach dem Verfahren der Erfindung. 
 EMI6.2 
   - 2/10) I (6/10 - 8/10)PATENTANSPRÜCHE :    
1. Verfahren zur Verwertung von Müll und Klärschlamm durch Aufbereitung und Trocknung von Gemischen aus zerkleinertem Müll und Klärschlamm, dadurch gekennzeichnet, dass man ein Gemisch aus teilweise entwässertem Klärschlamm und zerkleinertem Müll, insbesondere Müllraspelgut, einer Pressverformung unter Verdichtung der Masse unterwirft und die so erhaltenen Presslinge durch Lagerung an der Luft trocknet.

Claims (1)

  1. 2. Verfahren nach Anspruch l, dadurch gekennzeichnet, dass man für die Pressverformung ein MüllKlärschlamm-Gemisch verwendet, dessen Temperatur durch Selbstgärung auf etwa 60 C oder darüber, vorzugsweise auf etwa 65 C, gestiegen war, oder ein Gemisch, dessen Müllbestandteil durch Selbstgärung diese Temperaturen erreicht hatte.
    3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurchgekennzeichnet, dass man die Pressverformung in einer Ziegelpresse, Plattenpresse oder Schlagpresse vornimmt.
    4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass man dem zu verdichtenden Müll-Klärschlamm-Gemisch an sich bekannte Pflanzen-oder Bakterienpräparate zwecks Steuerung oder Verbesserung der Verrottung oder anderer mikrobieller Milieuänderungen, wie Humusferment, Labferment, Bakterienimpfpräparate, Ölpräparate, Aktivkohle, Starternährstoffe, zusetzt.
    5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass man einen Klärschlamm mit einem Wassergehalt von etwa 60 bis etwa 80% verwendet.
    6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass man einen Klärschlamm mit einem Wassergehalt von etwa 700go verwendet. <Desc/Clms Page number 7>
    7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass man für die Pressverformung ein Müll-Klärschlamm-Gemisch verwendet, das einenwassergehalt von höchstens etwa 550/0 aufweist.
    8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass man die Pressverformung unter Verdichtung der Masse auf etwa die Hälfte bis zu einem Drittel ihres Volumens ohne Wasseraustritt vornimmt.
    9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass man die erhaltenen Presslinge in dicht nebeneinandergestapelter Form trocknet.
AT569662A 1961-07-25 1962-07-13 Verfahren zur Verwertung von Müll und Klärschlamm AT239818B (de)

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