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Die
vorliegende Erfindung betrifft Salze des Wirkstoffes Clopidogrel
mit Polyanionen wie z. B. Carrageenan, Polystyrolsulfonat (PSS),
Polyvinylphosphat sowie Verfahren zu ihrer Herstellung als auch
ihre Verwendung in pharmazeutischen Formulierungen.
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Clopidogrel
(5-Methyl-α-(4,5,6,7-tetrahydro[2,3-c]thienopyridyl)2-chlorphenyl)acetat)
(
1) ist als Wirkstoff aus
EP-A-0 099 802 bekannt. Clopidogrel
wirkt als Hemmstoff der Plättchenaggregation
und wird daher bevorzugt zur Prävention
thromboembolischer Ereignisse, wie z. B. Schlaganfall oder Myokardinfarkt,
eingesetzt.
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In
EP-A-0 281 459 wird
vorgeschlagen, das Clopidogrel in Form seiner anorganischen Salze,
speziell des kristallinen Hydrogensulfates einzusetzen. Dieses Dokument
offenbart auch weitere Salze des Clopidogrels, die jedoch als zum
Teil amorph und/oder als hygroskopisch beschrieben sind, und daher
schwer zu reinigen und für
pharmazeutische Zwecke schlecht zu formulieren sind.
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Entsprechend
EP 1 480 985 B1 weist
das in pharmazeutischen Formulierungen überwiegend eingesetzte Clopidogrelhydrogensulfat
wegen des aziden Protons eine hohe Säurestärke auf, die eine verminderte Kompatibilität mit Hilfsstoffen
zur Folge hat. Daher wird in diesem Patent, wie auch in
WO 2004/072085 A2 und in
EP 1415993 A1 die
Verwendung von monovalenten organischen Alkyl- und Arylsulfonsäuren zur
Salzbildung vorgeschlagen, die weitgehend kristalline Verbindungen
bilden und sich gut reinigen lassen. Diese Salze werden in organischen
Lösungsmitteln,
wie Dioxan, Toluol etc. hergestellt. Die für eine Reinigung gewünscht Kristallinität ist besonders
gut ausgeprägt,
wenn die Salze häufig
adsorbierte Lösungsmittelreste
als Solvat enthalten.
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Nachteilig
bei dem kristallinen Clopidogrelhydrogensulfat als auch bei den
kristallinen organischen Alkyl- oder Arylsulfonaten sind eine begrenzte
Löslichkeit
und eine langsame Auflösungskinetik.
Daher wird in
US 6,284,277 als
auch in
WO 2004/026879 offenbart,
dass aus dem kristallinen Clopidogrelhydrogensulfat mittels Gefriertrocknung
in Gegenwart von kleinen Molekülen
wie Mannitol oder Alanin bzw. ungeladenen Polymeren (
WO 2004/026879 ) wie Polyvinylpyrrolidon,
Polyethylenglykol, Hydroxypropylcellulose eine amorphe Formulierung
des Clopidogrelhydrogensulfates mit besserer Löslichkeit als die der kristallinen
Form hergestellt wird. Allerdings bleibt der sehr saure Charakter
des Hydrogensulfates erhalten, was sich auf die Hilfsstoffe negativ
auswirken kann. Z. B. zersetzt sich Polyethylenglykol rasch unter
sauren Bedingungen.
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Die
Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht darin, Salze des Clopidogrels
herzustellen, die stabil und nicht hygroskopisch sind, einen hohen
Anteil an Clopidogrel aufweisen, einen geringen Gehalt an zusätzlichen
Hydrogenionen haben, sich großtechnisch
herstellen lassen und sich leicht und schnell im Gastrointestinaltrakt
auflösen.
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In
unseren Untersuchungen wurde überraschend
gefunden, dass entgegen den Offenbarungen der
EP-A-0 281 459 ,
WO 2004/072085 A2 ,
EP 1415993 A1 ,
EP 1 480 985 B1 ,
Clopidogrel auch mit Polyanionen stabile, weitgehend amorphe Salze
bildet, die die genannte Aufgabe erfüllen und zur Herstellung von
oralen pharmazeutischen Formulierungen des Wirkstoffes geeignet
sind.
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Die
vorliegende Erfindung betrifft somit Salze des Clopidogrels mit
Polyanionen, sowie die Verwendung dieser Salze in pharmazeutischen
Formulierungen. Die Erfindung betrifft auch stabile Mischsalze,
die aus den genannten Clopidogrelpolyanionensalzen gemeinsam mit
monovalenten Clopidogrelsalzen, wie z. B. Hydrochlorid ausgefällt werden
können.
Der Anteil des Polyanionensalzes in diesen Verbindungen sollte mindestens
20%, vorteilhafterweise jedoch mehr als 40% betragen. Die vorliegende
Erfindung betrifft außerdem
den Herstellungsprozeß von
Clopidogrel-Polyanionensalzen, wobei bevorzugt eine Fällung aus
sauren, wässrigen Lösungen erfolgt.
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Das
Clopidogrel kann sowohl als racemisches Gemisch der beiden Isomere
als auch als reines Isomer eingesetzt werden, wobei das (S)-(+)-Isomer
wegen der höheren
Wirksamkeit zu bevorzugen ist.
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Polyanionen
sind makromolekulare Verbindungen mit Molekulargewichten bevorzugt über 500
g/mol und mindestens 4 negativen Ladungseinheiten, bevorzugt mehr
als 7 und ganz besonders bevorzugt mit mehr als 10 Ladungen je Molekül. Die anionischen
Ladungen werden durch Säuregruppen
mit pKs Werten < 3.5 realisiert, nämlich von organischen Sulfat-,
Sulfonat- oder Phosphatgruppen. Bekannte Polyanionen mit derartigen
Eigenschaften sind einerseits natürlich vorkommende Verbindungen
und Modifikationen davon, wie z. B. Carrageenan, Chondroitinsulfat,
Heparin, Dextransulfat, Sulfoethylcellulose, DNA. Weiterhin geeignet
sind synthetische Polyanionen, wie z. B. Polystyrolsulfonat, Polyanetholsulfonat,
Polyvinylsulfat, Polyvinylsulfonat, Polyphosphat, Polyvinylphosphonat.
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Die
Salzbildung mit Heparin, Polyanetholsulfonat oder mit DNA erlaubt
die Herstellung von Kombinationspräparaten, wobei hier im Gegensatz
zu den bisherigen oralen Clopidogrelanwendungen auch parenterale
Formulierungen (u. U. als Depotpräparat) möglich sind.
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Die
hergestellten Polysalze sind im Gegensatz zu den bisher beschriebenen
kristallinen Salzen zum Teil amorph, bevorzugt jedoch überwiegend
amorph oder vollständig
amorph, wodurch sich eine bessere Auflösungskinetik als bei den reinen
kristallinen Salzen erreichen lässt.
Trotzdem lassen sich die Polyanionensalze gut reinigen und in hoher
Reinheit herstellen, wie in den Beispielen beschrieben ist.
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Die
Polyanionensalze lassen sich auch als Mischsalze mit monovalenten
Anionen, wie z. B. Hydrochlorid herstellen, wodurch
- 1. eine Stabilisierung der anorganischen Salze wie z. B. des
Hydrochlorids erreicht wird
- 2. ein höherer
Gehalt an Wirkstoff an der Gesamtmasse realisiert wird
- 3. bei Erhalt des weitgehend amorphen Charakters die Löslichkeit
nur geringfügig
abnimmt.
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Die
hergestellten Polyanionensalze enthalten kaum weiteres freies H+ wie es im Clopidogrelhydrogensulfatsalz
vorhanden ist (HSO4 –),
so dass die Azidität
deutlich geringer ist und schädliche
Nebeneffekte auf Hilfsstoffe oder den Organismus vermieden werden
können.
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Es
wurde überraschend
gefunden, dass die gewünschten
Clopidogrel-Polyanionensalze leicht präzipitieren, wenn Lösungen leicht
löslicher
Salze des Clopidogrels zu wässrigen
Polyanionenlösungen
im niedrigen pH Bereich zugegeben werden. Die Niederschläge lassen
sich durch Zentrifugation oder Filtration leicht abtrennen. Die
als Ausgangsstoff verwendeten leicht löslichen Clopidogrelsalze weisen
weise anorganische Anionen auf, wie das Clopidogrelhydrogensulfat,
das – hydrogenbromid
oder das besonders gut lösliche – hydrogenchlorid.
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Diese
Ausgangsstoffe können
auch in situ aus der freien Clopidogrelbase vor der Umsetzung mit
dem Polyanion insbesondere nach den folgenden 3 Methoden hergestellt
werden:
- a) Auflösen der harzartigen Clopidogrelbase
in Methanol, Umsetzung mit einer HCl Lösung und Entfernen des Methanols
durch Verdampfen.
- b) Auflösen
der harzartigen Clopidogrelbase in HCl unter Dispergierung der Clopidogreltropfen
- c) Extrahieren der Clopidogrelbase in ein mit Wasser nicht mischbares
organisches Lösungsmittel
wie beispielsweise Chloroform, Diethylether oder Essigsäureethylester
und nachfolgendes Schütteln
mit einer salzsauren Lösung
des entsprechenden Polyanions
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Es
wurde festgestellt, dass im Gegensatz zu den Herstellungsverfahren
mit monovalenten Anionen statt äquimolarer
Verhältnisse
zwischen Clopidogrel und Anion günstigerweise
ein deutlicher Überschuß an Clopidogrel
zu verwenden ist. Das erhöht
einerseits die Ausbeute an ausgefälltem Salz drastisch und führt andererseits
zu einer höheren
Beladung des Polymers bzw. zu einem besseren Clopidogrel/Polyanionen
Verhältnis.
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Im
Folgenden wird die Herstellung der Clopidogrel-Polyanionensalze
in einigen Beispielen beschrieben und in folgenden Figuren gezeigt.
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Figuren:
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1:
Struktur des Wirkstoffs Clopidogrel und Reaktionsschema der Herstellung
eines Clopidogrel-Polyanionensalzes
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2:
Absorptionsspektren von Clopidogrelhydrochlorid in Wasser bei pH
1.2 in unterschiedlicher Konzentrationen (Kurve (2): 0.015 M und
Kurve (1): 0.0015 M)
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3: Freisetzungskurven des Clopidogrels
aus den Salzen bei 25°C
in 0.05 M HCl (durchgezogene Linie), sowie der Maximalwert bei vollständiger Auflösung (gestrichelt)
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3a)
Freisetzung des Clopidogrel-PSS
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3b)
Freisetzung des Clopidogrel-Carrageenan
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3c)
Freisetzung des Mischsalzes Clopidogrel-Carrageenan/HCl
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4:
Pulverdiffraktogramme der hergestellten Clopidogrel-Polyanionenverbindungen
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Analytische Charakterisierung der Proben
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Zur
qualitativen und quantitativen Charakterisierung der hergestellten
Verbindungen wurde die UV/Vis Spektroskopie (Varian, Cary 50) herangezogen,
die für
ClopidogrelH+ in Wasser (das Spektrum der
Base in Methanol weicht davon ab) ein charakteristisches Spektrum
im Bereich von 250–285
nm liefert (2), wobei die charakteristischen
UV/VIS Peaks bei
λmax = 271 nm ε = 680 L/mol × cm
λmax =
278 nm ε =
603 L/mol × cm
λmax =
301 nm ε =
105 L/mol × cm
λmax =
342 nm ε =
46 L/mol × cm
liegen.
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Das
Verhältnis
zwischen Clopidogrel und Polyanion bei den hergestellten Verbindungen
wurde weiterhin durch CHN Analysen ermittelt.
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Die
Auflösungskinetik
der Clopidogrel-Polyanionsalze und die Löslichkeiten wurden in 0.05
M HCl mit der UV/Vis Spektroskopie bestimmt.
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Die
Röntgenuntersuchungen
zum Verhältnis
kristallin/amorph wurden an Pulverproben mit einem STOE-Transmissionsdiffraktometer
STADI P, Cu K alpha 1 Strahlung (1.5406 A) durchgeführt.
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Beispiel 1:
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Darstellung von Clopidogrel-PSS aus ClopidogrelHBr
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Es
werden 804 mg (2 mmol) ClopidogrelHBr in 20 mL 0.2 M HCl aufgelöst. Zu dieser
Lösung
werden unter Rühren
10 mL einer 0.1 monomolaren Lösung
des Natriumsalzes der Polystyrolsulfonsäure (PSS) zugegeben. Die Lösung wird
unter Rühren
auf 5°C
abgekühlt
und der Niederschlag anschließend
abzentrifugiert. Der Niederschlag wird 3 Mal mit jeweils 1 mL 0.05
M HCl gewaschen und anschließend
im Vakuum getrocknet.
Ausbeute: theor: 505 mg, gefunden 230
mg = 46%
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Wirkstoffbeladung:
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Zur
Analyse der Wirkstoffbeladung wurden 1.77 mg Produkt in 2 mL 0.05
M HCl (0.885 g/L) aufgelöst und
das UV/Vis Spektrum gemessen. Die Extinktion beträgt bei 271
nm E = 1.628, wobei sie sich aus der Extinktion vom PSS ε271 =
330 L/mol × cm
und der Extinktion des Clopidogrel ε271 =
680 L/mol × cm
zu ε271 = 1010 L/mol × cm zusammensetzt. Daraus
ergibt sich in erster Näherung
(MW = 505 g/mol für 1:1 Produkt) eine Beladung
von 58.5% m/m von Clopidogrel im Produkt, die etwas unter der theoretisch
Erreichbaren von 63% liegt. In einer Zweitanalyse wurden 57.9% gefunden.
Das heißt,
92% der PSS Gruppen sind mit Clopidogrel beladen.
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Elementaranalyse:
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Die
Elementaranalyse der Ausgangstoffe und der hergestellten Verbindung
ergibt die in der Tabelle 1 aufgeführten Werte, wobei für die Berechnung
der Verbindung die theoretische PSS Zusammensetzung verwendet wurde
und bei der Produktzusammensetzung ein 1:1 Ladungsverhältnis zwischen
PSS und Clopidogrel angenommen wurde: Tabelle 1: Prozentuale Verteilung der
Elemente in den Ausgangsstoffen und der hergestellten Verbindung Molekulargewichte: Clopidogrelhydrobromid
402 g/mol, PSS (Monomereinheit) 206 g/mol, Clopidogrel-PSS 505.45
g/mol
Verbindung | Clopidogrel
hydrobromid | Clopidogrel
hydrobromid | Na
PSS | Clopidogrel
PSS | Clopidogrel
PSS |
Element | %
Theoretisch | %
Gefunden | %
Theor. | %
Theor. | %
Gefunden |
C | 47.71 | 47.17 | 46.60 | 56.98 | 54.64 |
H | 4.22 | 4.365 | 3.40 | 4.75 | 5.028 |
N | 3.48 | 3.463 | 0.00 | 2.77 | 2.773 |
O | 7.95 | - | 23.30 | 15.83 | - |
S | 7.95 | 7.981 | 15.53 | 12.66 | 12.31 |
Cl | 8.81 | 8.614 | 0.00 | 7.01 | 7.4 |
Br | 19.88 | 19.4 | 0.00 | 0.00 | - |
Na | 0 | - | 11.17 | 0.00 | - |
| 100.00 | 91 | 100.00 | 100.00 | 82.15 |
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Die
Elementaranalysen bestätigen
die Zusammensetzung des gewünschten
Produktes Clopidogrel-PSS. Ebenfalls wird das spektroskopische Ergebnis
einer etwas geringeren Beladung verifiziert, da der Kohlenstoff-
und Schwefelgehalt leicht niedriger sind, als bei 100% Clopidogrelbeladung
zu erwarten wäre.
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Löslichkeit
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Für die Bestimmung
der Löslichkeit
der Verbindungen wurden jeweils 20 mg mit 500 μL 0.05 M HCl überschichtet
und unter Schütteln
48 h bei 25°C
inkubiert. Der Niederschlag wurde scharf abzentrifugiert und der Überstand
in 0.05 M HCl verdünnt
und spektroskopiert. Aus der Extinktion wurde die Löslichkeit
L in g/L der Verbindung bestimmt.
LClopiPSS =
0.0195 mol/L = 9.9 g/L
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Auflösungsgeschwindigkeit
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Die
Auflösungskinetik
wurde bei 25°C
in 0.05 M HCl Lösung
(pH 1.3) gemessen. Dazu wurde eine definierte Menge des im Mörser pulverisierten
Clopidogrelsalzes in eine 4 mL Quarzküvette eingewogen und mit einem
Magnetrührer
ins UV/Vis Spektrometer gestellt. Zum Zeitpunkt t0 =
0s wurden 2 mL 0.05 M HCl zugegeben und die Zunahme der Extinktion
bei 271 nm verfolgt. Die Extinktion bei vollständiger Auflösung bei t∞ wurde
nach 20 h Rühren
und kurzzeitiger Erwärmung
der Probe auf 50°C
bestimmt. In der 3a wird die Auflösungskinetik
sowie der Wert bei vollständiger
Auflösung
(gestrichelt) gezeigt. Bei der Clopidogrel-PSS Verbindung sind nach
20 min bei 25°C
83% freigesetzt.
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Beispiel 2
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Darstellung von Clopidogrel-Carrageenan
aus Clopidogrelbase (Methode (a), s. o.)
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6.42
g Clopidogrelbase (20 mmol) werden in 100 mL Methanol bei Raumtemperatur
aufgelöst.
Dazu werden 200 mL 0.2 M HCl (40 mmol) zugegeben. Die klare Lösung wurde
am Rotationsverdampfer auf etwa 120 mL eingeengt und mit Wasser
wieder auf 150 mL aufgefüllt.
Man erhält
eine klare 0.133 M Clopidogrelhydrochloridlösung mit einem pH von 0.67.
90 mL dieser Lösung
(12 mmol) wurden zu 60 mL einer 0.1 M Lösung (6 mmol) von λ-Carrageenan Typ IV
(Sigma-Aldrich) unter kräftigem
Rühren
bei Raumtemperatur zugegeben. Die Lösung wird unter Rühren auf
5°C abgekühlt und
der Niederschlag abfiltriert. Der Niederschlag wird 3 Mal gewaschen
indem er jeweils 24 mL 0.05 M HCl resuspendiert und filtriert wird.
Anschließend
wurde der Niederschlag im Vakuum getrocknet.
Ausbeute: theor:
3324 mg, gefunden 2042 mg = 61.4%
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Wirkstoffbeladung:
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Die
Wirkstoffbeladung wurde analog zu Beispiel 1 in einer Doppelbestimmung
durchgeführt
und ergab 57.26 bzw. 57.19%, das sind 98% des theoretischen Wertes
von 57.9% Beladung.
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Elementaranalyse:
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Die
Elementaranalyse der Ausgangstoffe und der hergestellten Verbindung
ergibt die in der Tabelle 2 aufgeführten Werte. Die gemessenen
Werte für
das Carrageenan weichen deutlich von den sich aus der Formel ergebenden
Werten ab. Für
die Berechnung der theoretischen Werte des Clopidogrel-Carrageenansalzes wurde
die gemessene Carrageenan Zusammensetzung verwendet. Als Produktzusammensetzung
wurde ein 1:1 Ladungsverhältnis
zwischen Carrageenan und Clopidogrel angenommen. Tabelle 2: Prozentuale Verteilung der
Elemente in den Ausgangsstoffen und der hergestellten Verbindung Molekulargewichte: Clopidogrelbase 321
g/mol, Carrageenan (Monomereinheit) 256 g/mol, Clopidogrel-Carrageenan
554 g/mol
Verbindung | Clopidogrelbase | Carrageenan 2Sulfatgruppen
je galactopyranosedimer | Carrageenan 3Sulfatgruppen
je galactopyranosedimer | Carrageenan | Clopidogrel Carra | Clopidogrel Carra |
Element | %
Theoretisch | %
Theor. | %
Theor. | %
Gemessen | %
Theor. | %
Gefunden |
C | 47.71 | 28.24 | 22.86 | 22.28 | 44.46809 | 42.12 |
H | 4.22 | 3.14 | 2.70 | 3.799 | 4.787874 | 4.796 |
N | 3.48 | 0.00 | 0.00 | 0.145 | 2.560156 | 2.669 |
O | 7.95 | 47.06 | 48.25 | - | - | - |
S | 7.95 | 12.55 | 15.24 | 11.74 | 11.14950 | 11.75 |
Cl | 8.81 | 0.00 | 0.00 | 0.3 | 6.291723 | 8.23 |
Br | 19.88 | 0.00 | 0.00 | - | 0 | - |
Na | 0 | 9.02 | 10.95 | - | 0 | - |
Summe | 100.00 | 100.00 | 100.00 | 38.26 | 64.37 | 69.6 |
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Die
Elementaranalysen weichen etwas von der erwarteten Zusammensetzung
ab, was mit der uneinheitlichen Zusammensetzung des Naturproduktes
Carrageenan erklärt
werden kann.
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Löslichkeit
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Die
Löslichkeit
wurde analog zu Beispiel 1 bestimmt und beträgt in 0.05 M HCl bei 25°C LClopiCarra = 0.0634 mol/L = 35.1 g/L
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Auflösungsgeschwindigkeit
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Die
Auflösungskinetik
wurde analog zu Beispiel 1 bestimmt. In der 3b wird
die Auflösungskinetik sowie
der Wert bei vollständiger
Auflösung
(gestrichelt) gezeigt. Bei der Clopidogrel-Carrageenan Verbindung sind
nach 20 min bei 25°C
99% freigesetzt.
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Die
Auflösung
des Produktes erfolgt sehr schnell und ist bereits nach wenigen
Minuten zu nahezu 100% abgeschlossen.
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Beispiel 3
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Darstellung eines Clopidogrel-Carrageenan/HCl
Mischsalzes aus Clopidogrelbase (Methode (b), s. o.)
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Es
werden 3.21 g Clopidogrelbase (10 mmol) in 50 mL 2 M HCl (100 mmol)
unter kräftigem
Rühren und
Ultraschall aufgelöst.
Das ist im Gegensatz zu niedrig konzentrierter HCl innerhalb von
weniger als einer Minute möglich.
Anschließend
wird die Lösung
mit 4 mL 10 M NaOH (90 mmol) auf einen pH von etwa 0 gebracht und
unter kräftigem
Rühren
zu 100 mL 0.05 M wässriger λ-Carrageenanlösung (5
mmol) zugegeben. Der pH wird durch Zugabe von 10 M NaOH auf pH 1
hochgestellt und Lösung
unter Rühren
auf 5°C
abgekühlt. Der
Niederschlag wird abzentrifugiert, 3 Mal mit jeweils 12 mL 0.05
M HCl gewaschen und anschließend
im Vakuum getrocknet.
Ausbeute: theor: 2770 mg, gefunden 1620
mg = 58.5%
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Wirkstoffbeladung:
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Die
Wirkstoffbeladung wurde analog zu Beispiel 1 in einer Doppelbestimmung
durchgeführt
und ergab in der Doppelbestimmung 72.26 bzw. 74.1%, das sind 126%
des theoretischen Wertes für
das reine Clopidogrel-Carrageenansalz von 57.9% Beladung. Die Abweichung
resultiert aus der Bildung eines Mischsalzes mit Clopidogrelhydrochlorid,
wie die untenstehenden Elementaranalysen zeigen. Reines Clopidogrelhydrochlorid konnte
für sich
allein nicht aus wässriger
Lösung
isoliert werden und ist in der Literatur als stark hygroskopisch beschrieben.
Berechnet man das Verhältnis
zwischen Carrageenan-Anion und Chloridanion aus der Beladung (100%Carrageenansalz
= 57.9% Beladung; 100% Chloridsalz = 89.9% Beladung), resultiert
ein Verhältnis
von Carrageenan : Chlorid = 1.13.
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Elementaranalyse:
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Die
Elementaranalyse der hergestellten Verbindung ergab den Beweis eines
Mischsalzes. Für
die Berechnung der theoretischen Werte des Clopidogrel-Carrageenansalzes
wurde die mit der Elementaranalyse bestimmte Carrageenan Zusammensetzung
verwendet. Als Produktzusammensetzung wurde ein 1:1 Ladungsverhältnis zwischen
Carrageenan und Clopidogrel angenommen (Tabelle 3) Tabelle 3: Prozentuale Verteilung der
Elemente in der hergestellten Verbindung
Verbindung | Clopidogrel
Carra | Clopidogrel
Carra |
Element | %
Theor. | %
Gefunden |
C | 44.46809 | 40.25 |
H | 4.787874 | 4.381 |
N | 2.560156 | 2.402 |
O | - | - |
S | 11.14950 | 11.4 |
Cl | 6.291723 | 11.11 |
Br | 0 | - |
Na | 0 | - |
Summe | 64.37 | 69.54 |
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Die
Elementaranalysen weichen deutlich von der erwarteten Zusammensetzung
ab, was aus der Bildung des Chlorid-Mischsalzes resultiert. Speziell
der hohe Chlorwert als auch das Verhältnis zwischen dem Kohlenstoff-
und dem Chlorgehalt bestätigen
die Bildung des Mischsalzes, wobei speziell Letzteres gut mit dem
aus der Beladung abgeleiteten Verhältnis zwischen Carrageenan-
und Chloridanion übereinstimmt.
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Löslichkeit
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Die
Löslichkeit
wurde analog zu Beispiel 1 bestimmt. Sie beträgt in 0.05 M HCl bei 25°C LClopiCarra/HCl = 0.026 mol/L = 14.4 g/L.
Das deutlich geringer als die Löslichkeit
der reinen Einzelsalze, wodurch sich die bevorzugte Bildung dieses
Mischsalzes bei niedrigem pH erklärt.
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Auflösungsgeschwindigkeit
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Die
Auflösungskinetik
wurde analog zu Beispiel 1 bestimmt. In der 3c wird
die Auflösungskinetik sowie
der Wert bei vollständiger
Auflösung
(gestrichelt) gezeigt. Das Clopidogrel-Carrageenan/HCl Mischsalz löst sich
wesentlich schlechter auf als das reine Carrageenansalz. Nach 20
min bei 25°C
sind nur 89.5% freigesetzt.
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Beispiel 4:
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Darstellung von Clopidogrel-Dextransulfat
aus Clopidogrelhydrogensulfat (Methode c)
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Es
werden 0.418 g Clopidogrelhydrogensulfat (1 mmol) in 30 mL Wasser
gelöst
und in einem Scheidetrichter mit einem Gemisch aus 50% Essigsäureäthylester
und 50% Diethylether überschichtet.
Dazu werden 3.5 mL 10 M NaOH gegeben und längere Zeit geschüttelt.
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Nachdem
die anfänglich
trübe wässrige Phase
weitgehend klar geworden ist, wird sie abgetrennt. Die organische
Phase wird einmal mit 20 mL Wasser gewaschen. Sodann werden 5 mL
einer 0.1 M Dextransulfatlösung
sowie 5 mL einer 0.3 M HCl zugegeben und längere Zeit geschüttelt. In
der wässrigen
Phase fällt
ein weißer
Niederschlag aus. Nach Abtrennung der organischen Phase wird der
Niederschlag abzentrifugiert, 3 Mal mit 0.05 M HCl gewaschen und
dann im Vakuum getrocknet
Molekulargewicht: Mw =
617 g/mol
Ausbeute: theor: 308.5 mg, gefunden 212 mg = 68.7%
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Wirkstoffbeladung:
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Die
Wirkstoffbeladung wurde analog zu Beispiel 1 in einer Doppelbestimmung
durchgeführt
und ergab in der Doppelbestimmung 59.2 bzw. 60.7%. Das ist etwas
mehr als bei dem vom Hersteller (Sigma) angegebenen Sulfatgehalt
zu erwarten gewesen wäre.
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Von
dieser und den folgenden Verbindungen wurden nur die Löslichkeiten
und der prozentuale Gehalt an Clopidogrel bestimmt
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Löslichkeit
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Die
Löslichkeit
wurde analog zu Beispiel 1 bestimmt. Sie beträgt in 0.05 M HCl bei 25°C LClopiDextransulfat = 0.026 mol/L = 14.4 g/L.
Das deutlich geringer als die Löslichkeit
der reinen Einzelsalze, wodurch sich die bevorzugte Bildung dieses
Mischsalzes bei niedrigem pH erklärt.
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Beispiel 5:
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Darstellung von Clopidogrel-Heparin aus
Clopidogrelbase (Methode a)
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Das
Salz (MW = 584 g/mol) wurde analog zu Beispiel
2 in einem kleineren Ansatz hergestellt. Die Ausbeute betrug 22%,
die Wirkstoffbeladung wurde zu 53.4% bestimmt, was dem theoretischen
Wert (54.9%) nahezu entspricht. Die Löslichkeit beträgt in 0.05
M HCl LClopiHeparin = 0.084 mol/L = 49.1
g/L
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Beispiel 6:
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Darstellung von Clopidogrel-Chondroitinsulfat
aus Clopidogrelbase (Methode a)
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Das
Salz wurde (MW = 530 g/mol) analog zu Beispiel
2 in einem kleineren Ansatz hergestellt. Allerdings fiel hierbei
kein Niederschlag aus. Daher wurde die Lösung gefriergetrocknet und
aus dem erhaltenen Feststoff das NaCl durch 3 maliges Waschen entfernt.
Die Ausbeute betrug 15%, die Wirkstoffbeladung wurde zu 51.7% (theoretisch
60.6%) bestimmt. Die geringe Wirkstoffbeladung erklärt sich
vielleicht durch die außerordentlich hohe
Löslichkeit
von LClopiChondroitinsulfat = 0.45 mol/L
= 238 g/L
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Beispiel 7:
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Darstellung von Clopidogrel-Polyvinylphosphat
aus Clopidogrelbase (Methode a)
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Das
Salz (MW = 443 g/mol) wurde analog zu Beispiel
6 hergestellt. Es wurde eine gelartige Masse erhalten, die nach
der Gefriertrocknung jedoch auch pulverförmig anfiel. Die Ausbeute betrug
35%, die Wirkstoffbeladung wurde zu 73.2% (theoretisch 72.5% für ein Clopidogrel
je Phosphatgruppe) bestimmt. Die Löslichkeit beträgt LClopiPolyvinylphosphat = 0.22 mol/L = 97
g/L, wobei auch bei hoher Verdünnung
unlösliche
Flocken zurückbleiben.
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Beispiel 8
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Darstellung von Clopidogrel-Polyvinylsulfonat
aus Clopidogrelbase (Methode a)
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Das
Salz (MW = 428 g/mol) wurde analog zu Beispiel
6 hergestellt. Die Ausbeute betrug 19%, die Wirkstoffbeladung wurde
zu 48% (theoretisch 75%) bestimmt. Die geringe Wirkstoffbeladung
erklärt
sich vielleicht durch die außerordentlich
hohe Löslichkeit
des Salzes mit LClopiPolyvinylsulfonat =
0.4 mol/L = 171 g/L und möglicherweise
mit der geringen Hydrophobizität
des Polyanions.
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Analyse der Kristallinität der Verbindungen
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Von
den Proben aus den Beispielen 1–3,
Clopidogrel-PSS, Clopidogrel-Carrageenan, Clopidogrel-Carrageenan/HCl
und zum Vergleich von Clopidogrelhydrogensulfat wurden Messungen
am Röntgenpulverdiffraktometer
durchgeführt.
In 4 sind die entsprechenden Spektren gezeigt. Während das
Clopidogrelhydrogensulfat (Kurve (3) in 4) eine
weitgehend kristalline Struktur zeigt, ist bei allen hergestellten
Produkten eine weitgehend amorphe Struktur festzustellen. Geringe
Abstufungen bestehen noch zwischen dem Clopidogrel-PSS (Kurve (2)
in 4) mit vollständig
amorphen Charakter und dem Clopidogrel-Carrageenan (Kurve (4) in 4)
mit einer ganz schwachen Struktur und dem Clopidogrel-Carrageenan/HCl(Kurve
(1) in 4) mit einer etwas ausgeprägteren Struktur, jedoch nach
wie vor weitgehend amorph.