G o l d s c h m i d t GmbH , Essen
Verkapselung und kontrollierte Freisetzung biologisch aktiver Wirkstoffe mit enzymatisch abbaubaren mikropartikulären, hyperverzweigten Polymeren.
Gegenstand der Erfindung sind kosmetische Zubereitungen enthaltend einen oder mehrere Wirkstoffe in einer Mikro- verkapselung, deren Estergruppen enthaltendes hyperverzweigtes Verkapselungsmaterial von Enzymen auf Haut und Hautanhangsgebilden abgebaut wird.
Wenn es darum geht, besondere Wirkungen von Kosmetikprodukten zu erreichen und auszuloben, sind die Inhaltsstoffe ein zentrales Thema. Das hohe Niveau der angebote- nen Inhalts- und Rohstoffe in kosmetischen Formulierungen wird kontinuierlich erweitert, da die Verbraucher an anspruchsvollen und wirksamen Produkten interessiert sind, welche den Effekten des Älterwerdens entgegenwirken können. Dabei richtet sich das Interesse der Kosmetikher- steller auch auf Wirkstoffe, die in der Lage sind, die Haut zu revitalisieren oder vor den Folgen der Lichtalterung zu schützen. Dienten solche Stoffe in der Vergangenheit primär der Glättung und Feuchtigkeitsbildung der Haut, so werden sie heute durch eine Vielzahl unter- schiedlicher Materialien mit physiologischer Wirkung ergänzt. Beispiele hierfür sind Vitamine, Fruchtsäuren oder auch Ceramide. Hierbei ist auch die Art und Weise wie solche Wirkstoffe stabilisiert werden von zunehmender Bedeutung. In der Kosmetik besteht ein hohes Interesse an Wirkstoffen, die in wässriger oder auch in wasserhaltigen Systemen stabil gelagert werden können.
Es ist zum Zwecke der Anwendung eines oder mehrerer kosmetischer Hautwirkstoffe und/oder Aromastoffe und/oder
Nahrungsergänzungsmittel wünschenswert, diese zu verkapseln oder mit einem Überzug zu versehen. Insbesondere ist diese Maßnahme für thermolabile, oxidationsempfindliche Stoffe oder auch leicht flüchtige Duftstoffe geeignet.
Verkapselungen sind dann sinnvoll, wenn Wirkstoffe geschützt und länger haltbar gemacht werden sollen, wenn sie gut in die Haut penetrieren, gleichmäßig verteilt und kontrolliert freigesetzt werden sollen.
Dabei ist bei kosmetischen Anwendungen darauf zu achten, dass es nicht zu einer unkontrollierten Penetration in die Haut kommt. Dies kann der Fall sein bei nanoskaligen Partikelgrößen .
In der US 6,379,683 werden Nanopartikel beschrieben, enthaltend einen lipophilen Kern in einer Hülle aus dendritischen Polymeren. Diese Nanokapseln sollen den Kern wirksam gegen äußere Einflüsse abschirmen. Die Nano- kapseln penetrieren nach dem Aufbringen die Haut und setzen den Wirkstoff in den inneren Hautschichten frei.
Deshalb ist es ratsam, mikroskalige Partikel auf die Haut aufzubringen, die durch einen bestimmten, hautspezi- fischen Freisetzungsmechanismus den kosmetisch aktiven Wirkstoff auf der Haut frei setzen können. Ein zusätzlicher Effekt kann sich hierbei auf die Penetration des Wirkstoffes auswirken, wenn sich das Polymer nämlich als Polymerfilm auf der Haut ausbildet. Dadurch entsteht ein mikro-okklusiver Effekt, der die Wirkstoffe bei der Penetration in die Haut unterstützen kann.
Das Ziel einer Mikroverkapselung kann daher unterschiedlichen Zwecken dienen, wie dem des gesteuerten Frei- Setzungsverhaltens eines Wirkstoffs (controlled release) ,
der Umhüllung flüssiger Substanzen, einer Maskierung oder Schutz des Kernmaterials, der Reduzierung der Flüchtigkeit sowie der Verbesserung der Verträglichkeit mit anderen Stoffen z. B. für die Compoundierung .
Unter dem Begriff "Mikrokapseln" werden erfindungsgemäß Partikel und Aggregate verstanden, die einen inneren Raum oder Kern enthalten, der mit einem festen, gelierten, flüssigen oder gasförmigen Medium gefüllt ist und von einer kontinuierlichen Hülle aus filmbildenden Polymeren umschlossen (verkapselt) sind. Diese Teilchen besitzen vorzugsweise kleine Abmessungen.
Zusätzlich können die mikroskopisch kleinen Kapseln einen oder mehrere Kerne im kontinuierlichen Verkapselungsmate- rial, bestehend aus einer oder mehreren Lagen, verteilt enthalten. Die Verteilung des einzuhüllenden Materials kann sogar soweit gehen, dass eine homogene Mischung aus Hüll- und Kernmaterial entsteht, was als Matrix bezeich- net wird. Matrixsysteme sind auch als Mikropartikel bekannt .
Die Herstellung von Mikrokapseln wurde in der Literatur des Standes der Technik ausführlich beschrieben und ist mittels bekannter reaktiver und nichtreaktiver Verfahren zugänglich, wie Lösungsmittelverdampfung, Fällungsverfahren, Koazervation, Grenzflächenpolykondensation, Hochdruckverkapselungsprozesse etc..
Die Lösungsmittelverdampfung wird zur Herstellung von Reservoir- und Matrixsystemen genutzt, dazu gehören u.a. Sprühtrocknung und Trommel-Coating.
Beim Fällungsverfahren wird das polymere Wandmaterial in einem mit Wasser mischbaren Lösungsmittel gelöst und der
zu verkapselnde Wirkstoff darin dispergiert. Die Dispersion wird dann unter intensiver Durchmischung in die kontinuierliche wässrige Phase eingebracht.
Unter Koazervation versteht man die Separation einer kolloidalen Dispersion (flüssig/flüssig oder fest/flüssig) in einer Phase mit hohem Gehalt an flüssigem dispergier- ten Material (Koazervat) und eine Phase mit niedrigem Gehalt, hervorgerufen durch äußere Einflüsse.
Bei der Technik der Grenzflächenpolykondensation wird im Gegensatz zu den anderen verwendeten Mikroverkapselungs- verfahren wie Lösungsmittelverdampfung oder Koazervation, die sich bereits fertiger Polymerer als Coatingma- terialien bedienen, die Schale erst im Verlauf des Ver- kapselungsprozesses aus den entsprechenden Monomeren gebildet.
Der Stand der Technik in Bezug auf Hochdruckverkapse- lungsprozesse mit komprimierten oder überkritischen Fluiden ist von Gamse et al. in Chemie Ingenieur Technik 77 (2005) 669-680 sowie von McHugh und Krukonis in "Super- critical Fluid Extraction: Principles and Practices", Stoneham MA 1986 beschrieben.
Gamse et al., Fages et al . und Bungert et al. beschreiben insbesondere die Hochdruckprozesse, die sich zur Herstellung von Mikropartikeln bzw. Mikrokapseln eignen (Gamse et al., Chemie Ingenieur Technik 77 (2005) 669- 680; Fages et al., Powder Technology 141 (2004) 219-226 und Bungert et al . , Ind. Eng. Chem. Res . , 37, (1997) 3208-3220) . Die bekanntesten Verfahren zur Partikelherstellung mit komprimierten Gasen sind der GAS (Gas Anti- Solvent) Prozess, der PCA (Precipitation with a Compressed fluid Antisolvent) Prozess, der PGSS (Par-
ticles from Gas Saturated Solutions) Prozess und der RESS (Rapid Expansion of Supercritical Solutions) Prozess. Im Folgenden werden diese Verfahren kurz erläutert.
Beim GAS-Prozess wird eine Losung, die Polymer, Wirkstoff und Losungsmittel enthalt, in einem Autoklaven bei konstanter Temperatur vorgelegt und dann mit einem Gas als Nichtlosungsmittel beaufschlagt, so dass das Polymer und der Wirkstoff als feine Partikel ausfallen. In diesem Fall ist eine Durchmischung der Losung/Suspension mittels eines Ruhrers sinnvoll, um eine Agglomeration der Partikel zu verhindern.
Die Wirkstoffmolekule können wahrend des Ausfallens in der Polymermatrix eingebunden werden oder als Kern (Reservoir) vorliegen, um das sich eine polymere Be- schichtung gebildet hat. Es bildet sich dann eine Suspension, die durch Filtration aufgetrennt werden kann. Durch Waschen der Partikel in einem überkritischen Medium (Fluid) können Losungsmittelreste extrahiert werden. Neben der Möglichkeit, den Prozess bei niedrigen und damit wirkstoffschonenden Temperaturen zu fahren, kommt vor allem der Einflussnahme auf die Kinetik der Phasenumwandlung, also der Partikelbildung, eine wichtige Rolle zu. Indem sich die Übersättigung durch den zeitlichen Verlauf und die Intensität der Gaszugabe steuern lasst, kann auch die Partikelgroßenverteilung gewählt werden. In einem ersten Schritt wird die Phasentrennung eingeleitet und es bilden sich Kristallisationskeime in Form von Tropfchen der entstehenden polymerreichen Phase, der spateren Mikropartikel . Es kommt nun darauf an, diese Tropfchen nicht koaleszieren und wachsen zu lassen, sondern für eine möglichst rasche Extraktion des Losungsmittels aus diesen Tropfen zu sorgen. Dann fallen die Partikel mit kleinen Durchmessern an (Gamse et al.,
Chemie Ingenieur Technik 77 (2005) 669-680 und Bungert et al., Ind. Eng. Chem. Res., 37, (1997) 3208-3220). Durch das gezielte Variieren dieser beiden Schritte lassen sich Partikelverteilung und Partikelgroße einstellen.
Der PCA-Prozess oder auch SEDS- (Solution Enhanced Dispersion by Supercritical Fluids) Prozess optimiert die beiden limitierenden Großen des GAS-Prozesses, nämlich die Druckaufbaurate als Initiator zur Partikelbildung und den Stofftransport , um das Losungsmittel aus den Tropfen zu entfernen (Gamse et al., Chemie Ingenieur Technik 77 (2005) 669-680; Fages et al . , Powder Technology 141 (2004) 219-226 und Bungert et al . , Ind. Eng. Chem. Res., 37, (1997) 3208-3220) . Die Wirkstoff-Polymerlosung aus dem Autoklaven wird hierbei verdichtet und in einer Einspritzdüse mit dem überkritischen Gas in Kontakt gebracht und in der Niederschlagseinheit zusammen verdust. In einem abschließenden Waschvorgang wird mit dem überkritischen Fluid das Losungsmittel durch Extraktion aus den Partikeln entfernt. Indem Losung und überkritisches Fluid bereits kurz vor dem Verspruhvorgang in der Düse zusammengeführt werden, lasst sich durch die kurze Kontaktzeit eine hohe Druckaufbaurate erreichen. Wie bereits oben ausgeführt, resultiert daraus eine hohe Übersättigung der Polymer-Wirkstoff-Losung. Auf diese Weise können homogene Verteilungen, sowie geringe Partikelgroßen erreicht werden, denn nach der initiierten Phasentrennung erfolgt durch das Verdusen eine feine Dispergierung, bei der durch die hohe spezifische Oberflache der Polymerlosungs- tropfen ein verbesserter Stofftransport des Losungsmittels in das überkritische Gas erfolgen kann. Durch die überkritische Sprühtrocknung werden Verdrangungskris- tallisation und Kristallisation durch Losungsmittelverdampfung kombiniert .
Der PGSS-Prozess unterscheidet sich grundlegend von den zuvor beschriebenen Hochdruckprozessen, da er ohne ein (oftmals toxisches) Lösungsmittel für das Polymer auskommt. Wie von Weidner in WO 95/21688, Gamse et al . in Chemie Ingenieur Technik 77 (2005) 669-680, Fages et al . in Powder Technology 141 (2004) 219-226 und Bungert et al. in Ind. Eng. Chem. Res . , 37, (1997) 3208-3220 beschrieben, wird bei diesem Prozess der Effekt der Erniedrigung der Glasstemperatur eines Polymers durch das überkritische Fluid ausgenutzt. Das Polymer wird im überkritischen Fluid geschmolzen und der Wirkstoff in der Lösung dispergiert. Dabei erniedrigt sich auch die Viskosität der Polymerschmelze. Die Polymer-Gas-Schmelze mit dem dispergierten Wirkstoff wird in der Niederschlagsein- heit über eine Düse entspannt, wobei der Düse zusätzlich noch überkritisches Gas zugeführt werden kann. Infolge der Temperaturerniedrigung durch den Joule-Thomson-Effekt kühlt sich die Lösung ab, und das Polymer fällt als feines Pulver aus. Die Partikel können vom Gasstrom über ei- nen Zyklon oder einen nachgeschalteten Elektrofilter abgetrennt werden. Auf diese Weise können die unterschiedlichen Größenfraktionen aufgetrennt werden. Der Wirkstoff kann wegen des Aufschmelzens des Polymers in der Polymermatrix dispergiert werden. Durch die Entspannung in der Düse entstehen feine, monodisperse Partikel.
Der RESS-Prozess ähnelt dem PGSS-Prozess, da auch in diesem Prozess kein organisches Lösungsmittel verwendet wird. Wie von Gamse et al . in Chemie Ingenieur Technik 77 (2005) 669-680, Fages et al . in Powder Technology 141
(2004) 219-226 und Bungert et al . in Ind. Eng. Chem.
Res., 37, (1997) 3208-3220 beschrieben, wird zuerst das
Polymer im Hochdruckautoklaven in Lösung gebracht . Der
Wirkstoff geht entweder ebenfalls in Lösung oder wird über einen Rührer dispergiert. Im Falle beladener Mikro-
partikel kommt einer homogenen Verteilung des Wirkstoffs in der Schmelze eine sehr große Bedeutung zu, denn letztendlich stellt die Größe der Wirkstoffmoleküle die maßgebliche Limitierung für die Größe der Mikropartikel dar (Gamse et al., Chemie Ingenieur Technik 77 (2005) 669- 680; Fages et al . , Powder Technology 141 (2004) 219-226 und Bungert et al . , Ind. Eng. Chem. Res., 37, (1997) 3208-3220) . Die überkritische Lösung wird in einer Niederschlagseinheit bei Umgebungsdruck verdüst. Die Über- Sättigung der Lösung bzw. der Tröpfchen beim Entspannen tritt im Vergleich zu den oben beschriebenen Verfahren mit sehr viel größerer Geschwindigkeit ein. Durch das Entspannen sinkt in sehr kurzer Zeit die Dichte des überkritischen Fluids und damit auch die Lösungskraft auf gas-typische Werte ab. Keimbildung und Stofftransport folgen bei diesem Prozess unmittelbar aufeinander und sind gegenüber den anderen Verfahren um ein Vielfaches optimiert (Gamse et al . , Chemie Ingenieur Technik 77 (2005) 669-680; Fages et al . , Powder Technology 141 (2004) 219-226 und Bungert et al., Ind. Eng. Chem. Res., 37, (1997) 3208-3220) .
In kosmetischen Formulierungen für die Behandlung auch der normalen Haut, insbesondere aber empfindlicher, irri- tierter Haut und ganz besonders in der Babypflege ist es aus naheliegenden Gründen jedoch oftmals problematisch oder unmöglich, derartige mikroverkapselte Wirkstoffe anzuwenden .
Bei der Hautpflege muss weiterhin darauf geachtet werden, dass die Mikroflora der Haut nicht durch ungeeignete Zusatzmittel geschädigt wird, sondern erhalten und unterstützt wird, d.h. die "natürlichen" Umgebungsbedingungen weitgehend zu erhalten.
Die menschliche Haut besitzt eine ausbalancierte Mikro- flora, die in einem dynamischen Gleichgewicht mit dem Gewebe steht (Holland, K. T., Bojar, R. A., Am. J. Clin. Der- matol., 2002, 3, 445-449). Somit kann die Mikroflora als integraler Bestandteil der Haut angesehen werden. Die Mehrheit der Mikroorganismen lebt auf der Hautoberfläche und in den Follikeln. Die Haut kontrolliert durch eine Anzahl von Mechanismen, dass sich Mikroorganismen nicht wahllos ausbreiten können und vor allem pathogenen Mikro- Organismen Einhalt geboten wird.
Die Mikroorganismen der Mikroflora produzieren Enzyme, die sie an die Umgebung abgeben. Enzyme sind biologische Katalysatoren, die die Reaktionen im menschlichen Körper beschleunigen, ohne sich dabei selbst zu verändern. Diese Enzyme dienen auch der Umsetzung bzw. dem Abbau von Molekülen, die sich auf der Haut befinden. Hydrolysereaktionen werden durch Hydrolasen katalysiert, die je nach Substrateigenschaft in Lipasen, Proteasen, Esterasen, Glycosidasen, Phosphatasen u.a. eingeteilt werden können. So baut z. B. die Lipase natürliches Fett (Triglyceride) auf der Haut und Kopfhaut in Glycerin und freie Fettsäuren ab. Ebenso können Moleküle, die mit dem Schweiss sekretiert werden, abgebaut werden und ergeben auf diese Weise einen unangenehmen Schweissgeruch .
Es wurde auch gezeigt, dass Polymere mit hydrolytisch abbaubaren Strukturen durch die Einwirkung von Enzymen schneller abgebaut werden können (Santerre, J. P et al., Biodegradation evaluation and polyester-urethanes with oxidative and hydrolytic enzymes, J. Biomed. Mater. Res., 28, 1187, 1997) . Manche Enzyme sind sehr speziell und spalten nur bestimmte Substrate. Es gibt allerdings auch unspezifisch wirkende Enzyme, die auch synthetische PoIy- mere spalten können, wie beispielsweise Lipasen.
Anforderungen die idealerweise an ein Verkapselungssystem für kosmetische Wirkstoffe gestellt werden, sind daher vielfältig. Neben einem schonenden und schnellen Einschlussver- fahren, welches einfach durchführbar sein soll und sich zur Herstellung von Mikrokapseln mit konstanter Qualität eignet, soll der zu verkapselnde Wirkstoff möglichst vollständig umhüllt sein, weil nur dann ein hinlänglicher Schutz gegeben ist. Vorzugsweise geschieht die Herstellung der Mikrokapseln in einem einfachen Einschrittverfahren und benutzt als Wandmaterial kommerziell erhältliche Polymere, die sich durch eine definierte chemische Zusammensetzung auszeichnen. Bei der Wahl des Polymermaterials ist weiterhin zu berücksichtigen, dass keine unerwünschten Hautreaktionen hervorgerufen werden und dass die Art des Freisetzungsmechanismus so eingestellt werden kann, dass eine Beeinträchtigung der Mikro- flora nicht erfolgt.
Eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung hat darin bestan- den, lager- und transportstabile kosmetische Zubereitungen für die Behandlung der Haut, welche die Wirkstoffe in einer Mikroverkapselung enthalten, bereit zu stellen, die eine breite Vielfalt der bereits erwähnten Anforderungskriterien erfüllen und den Wirkstoff nach Aufbringen auf die Haut kontinuierlich und kontrolliert auf der Haut freisetzen ohne die Mikroflora der Haut zu beeinträchtigen .
Ein Gegenstand der Erfindung sind somit verkapselte mikropartikuläre Wirkstoffformulierungen zur kontrollierten Freisetzung von Wirkstoffen auf Haut und Hautanhangsgebilden bestehend aus Verkapselungsmaterial als Hülle und mindestens einem eingeschlossenen biologisch aktiven Wirkstoff, welcher dadurch gekennzeichnet ist, dass als Verkapselungsmaterial enzymatisch abbaubare or-
ganische Estergruppen-enthaltende hyperverzweigte Polymere verwendet werden.
Die kontrollierte Freisetzung durch hauteigene Enzyme menschlichen oder Hautmikroflora-Ursprungs muss dabei nicht direkt auf der Haut/den Hautanhangsgebilden erfolgen. Sie ist auch auf oberflächenbehandelten, hautnahen Textilien, durch Übertragung von diesen Enzymen auf diese Textilien möglich.
Ein weiterer Gegenstand dieser Erfindung sind daher verkapselte, mikropartikuläre Wirkstoffformulierungen zur kontrollierten Freisetzung von Wirkstoffen auf Textilien bestehend aus Verkapselungsmaterial als Hülle, die mindestens einen insbesondere biologisch aktiven Wirkstoff einschliesst , welcher dadurch gekennzeichnet ist, dass als Verkapselungsmaterial enzymatisch abbaubare organische Estergruppen-enthaltende hyperverzweigte Polymere verwendet werden.
Weitere Gegenstände der Erfindung sind durch die Ansprüche gekennzeichnet.
Besondere Vorteile bietet dabei ein Polymersystem, in welchem kosmetische Wirkstoffe nur geringe Löslichkeit aufweisen, da in einem solchen Polymergemisch der Wirkstoff ein hohes Bestreben hat, das Polymer zu verlassen. Die geringe Dichte des Systems sorgt zusätzlich für kurze Diffusionswege .
Überraschenderweise wurde gefunden, dass sich durch die Verwendung Estergruppen-enthaltender hyperverzweigter Makromoleküle Mikrokapseln für die Einarbeitung in kosmetischen Formulierungen herstellen lassen, die ohne die Verwendung zusätzlicher Agenzien und Trägermaterialien
und ohne die Anwendung mechanischer Energie zum Durchlässigmachen des Kapselwandmaterials herstellbar sind.
Hochverzweigte, globulare Polymere werden in der Fach- literatur auch als "dendritische Polymere" bezeichnet. Diese aus multifunktionellen Monomeren synthetisierten dendritischen Polymere lassen sich in zwei unterschiedliche Kategorien einteilen, die "Dendrimere" sowie die "hyperverzweigten Polymere".
Dendrimere besitzen einen sehr regelmäßigen, radialsymmetrischen Generationenaufbau. Sie stellen monodisperse, globulare Polymere dar, die - im Vergleich zu hyperverzweigten Polymeren - in Vielschrittsynthesen mit einem hohen Syntheseaufwand hergestellt werden.
Dabei ist die Struktur durch drei unterschiedliche Areale charakterisiert :
(1) dem polyfunktionellen Kern, der das Symmetriezentrum darstellt,
(2) verschiedenen definierten radialsymmetrischen Schichten einer Wiederholungseinheit (Generation) und
(3) den terminalen Gruppen.
Die hyperverzweigten Polymere sind im Gegensatz zu den Dendrimeren polydispers und hinsichtlich ihrer Verzweigung und Struktur unregelmäßig. Neben den dendritischen Einheiten treten - im Gegensatz zu Dendrimeren - in hy- perverzweigten Polymeren auch lineare Einheiten auf. Ein Beispiel für ein hyperverzweigtes Polymer ist in der nachfolgenden Struktur gezeigt:
Hyperverzweigtes Polymer
Bezüglich der unterschiedlichen Möglichkeiten zur Synthese und dem Aufbau von hyperverzweigten Polymeren sei auf a) Jikei M., Kakimoto M., Hyperbranched polymers : a promising new class of materials, Prog. Polym. Sei., 26 (2001) 1233-1285 und/oder b) Gao C, Yan D., Hyperbranched Polymers: from synthesis to applications, Prog. Polym. Sei., 29 (2004) 183-275, c) Seiler, Fortschritt- Berichte VDI, Reihe 3, Nr. 820 ISBN 3-18-382003-x, verwiesen, die hiermit als Referenzen eingeführt werden und als Teil der Offenbarung der vorliegenden Erfindung gelten .
Die in diesen Druckschriften beschriebenen Estergruppen- enthaltenden hyperverzweigten und hochverzweigten Polymere sind auch im Sinne der vorliegenden Erfindung geeignete Polymere zur Verkapselung von Wirkstoffen, im folgenden Trägerpolymere oder Verkapselungs- bzw. Hüllma- terial genannt.
Der Begriff "hyperverzweigte Polymere" beinhaltet im Sinne der vorliegenden Erfindung sowohl Dendrimere als auch hochverzweigte Polymere.
Die aus diesen Polymeren nach den bekannten Verfahren hergestellten Mikrokapseln können in Abhängigkeit vom Herstellungsverfahren hinsichtlich Form und Größe in weitem Rahmen variieren, sie sind jedoch bevorzugt näherungsweise globular oder sphärisch und haben je nach den in ihrem Inneren enthaltenen Substanzen einen Durchmesser im Bereich von 1 bis 1.000 μm, insbesondere von 5 bis 200 μm und bevorzugt von 10 bis 50 μm. Einige der Verfahren zur Herstellung von Mikrokapseln sind aufgrund ihrer drastischen Herstellungsbedingungen mit Reaktionstemperaturen oberhalb von 100 0C zur Verkapselung kosmetischer Wirkstoffe nicht geeignet, denn oftmals wird unter solchen Bedingungen der zu verkapselnde Wirkstoff größtenteils bzw. in ungünstigen Fällen sogar vollständig zersetzt.
Die Freisetzung der Substanzen aus den Mikrokapseln auf der Haut erfolgt während der Anwendung der sie enthaltenden Zubereitungen durch Zerstörung der Hülle infolge enzymatischer Einwirkung.
Es wurde ferner festgestellt, dass auch durch Abmischun- gen eines hyperverzweigten Estergruppen-enthaltenden Basispolymers mit beliebigen anderen Polymeren das enzy- matisch eingeleitete Freisetzungsverhalten erhalten bleibt, insofern der Anteil an hyperverzweigtem Basispolymer über 70 Gew.-% ausmacht. Durch das Abmischen mit anderen, vorzugsweise mit ionisierbaren Gruppen funktio- nalisierten Polymeren können Eigenschaften wie Bioabbau- barkeit, das Freisetzungsverhalten der aktiven Wirkstoffe und auch die Herstellkosten günstig beeinflusst werden.
In einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung enthalten die kosmetischen Zubereitungen Mikrokapseln in
Mengen von 0,1 bis 10 Gew.-%, insbesondere 0,2 bis 8 Gew.-%, besonders bevorzugt 0,5 bis 5 Gew.-%.
Die erfindungsgemäß eingesetzten Verkapselungsmaterialien sind hyperverzweigte Polyester auf Basis einer Molmasse zwischen 1.000 g/mol und 100.000 g/mol, bevorzugt zwischen 1.500 g/mol und 70.000 g/mol und besonders bevorzugt zwischen 4.000 g/mol und 50.000 g/mol, bei denen die Bindungseinheiten mindestens zwei Bindungsmöglich- keiten aufweisen. In diesem Zusammenhang bevorzugte hyperverzweigte Trägerpolymere sind Polyester, und PoIy- esteramide. Unter diesen Polymeren bevorzugt sind die bereits kommerziell unter der Marke Boltorn® bei der Firma Perstorp AB erhältlichen hyperverzweigten Polyester bzw. insbesondere auch hyperverzweigte Boltorn®-Polyester, die ganz oder teilweise mit Fettsäuren, vorzugsweise zu 1 bis 99 %, insbesondere zu 30 bis 98 % verestert sind, sowie die unter der Marke Hybrane® bei der Firma DSM BV Niederlande erhältlichen hyperverzweigten Polyesteramide .
Überraschenderweise wurde gefunden, dass das in Abbildung 1 beschriebene besonders bevorzugte Verkapselungsver- fahren ohne organische Lösemittel für die Wirkstoffver- kapselung angewandt werden kann. Das hyperverzweigte Polymer fungiert hier selbst als Lösungsmittel bzw. Dispergiermittel. Der hierdurch unnötige Einsatz von Lösungsmittel- bzw. Gaskonzentrationen führt im Vergleich zum Stand der Technik zu sichereren Prozessen, da die erfindungsgemäßen hyperverzweigten Polymere keine explo- sionsfähigen Dämpfe wie andere Lösungsmittel des Stands der Technik bilden können.
Die erfindungsgemäßen Wirkstoffformulierungen umfassen ein hyperverzweigtes Polymer mit einem hydrophilen Kern. Hydrophil bedeutet, dass der Kern in der Lage ist, einen
hohen Anteil an Wasser aufzunehmen. Gemäß eines bevorzugten Aspekts der vorliegenden Erfindung ist der hydrophile Kern in Wasser löslich. Vorzugsweise beträgt die Löslichkeit in Wasser bei 900C mindestens 7 Massen- prozent, besonders bevorzugt mindestens 20 Massenprozent . Diese Größe wird anhand des hyperverzweigten Polymers vor der Hydrophobisierung, d.h. am hydrophilen Kern als solchen, gemessen. Die Messung kann gemäß der sogenannten Kolbenmethode erfolgen, wobei die Wasserlöslichkeit der reinen Substanz gemessen wird. Bei dieser Methode wird die Substanz (Feststoffe müssen pulverisiert werden) bei einer Temperatur in Wasser aufgelöst, die leicht über der Prüftemperatur liegt. Wenn die Sättigung erreicht ist, wird die Lösung abgekühlt und bei der Prüftemperatur gehalten. Die Lösung wird gerührt, bis das Gleichgewicht erreicht ist. Alternativ kann die Messung unmittelbar bei der Prüftemperatur durchgeführt werden, wenn durch eine entsprechende Probenahme gesichert ist, dass das Sättigungsgleichgewicht erreicht ist. Dann wird die Kon- zentration der Prüfsubstanz in der wässrigen Lösung, die keine ungelösten Substanzteilchen enthalten darf, mit einer geeigneten Analysenmethode bestimmt.
Neben dem hydrophilen Kern weist das hyperverzweigte Polymer hydrophobe Endgruppen auf. In diesem Zusammenhang bedeutet der Begriff hydrophobe Endgruppen, dass mindestens ein Teil der Kettenenden des hyperverzweigten Polymers hydrophobe Gruppen aufweist. Hierbei kann angenommen werden, dass hierdurch eine zumindest teilweise hydrophobisierte Oberfläche erhalten wird.
Der Begriff hydrophob ist an sich in der Fachwelt bekannt, wobei die Gruppen, die zumindest an einem Teil der Enden der hyperverzweigten Polymere vorhanden sind, für
sich betrachtet, eine geringe Wasserlöslichkeit aufweisen .
Gemäß eines besonderen Aspektes wird die Oberfläche durch Gruppen hydrophobisiert , die von Carbonsäuren mit mindestens 6, bevorzugt mindestens 12 Kohlenstoffatomen abgeleitet sind. Die Carbonsäuren weisen vorzugsweise höchstens 40, besonders höchstens 32 Kohlenstoffatome auf. Hierbei können die Gruppen von gesättigten und/oder ungesättigten Fettsäuren abgeleitet sein.
Hierzu gehören insbesondere Fettsäuren, die in Leinsamen, Sojabohnen und/oder Tallöl enthalten sind. Besonders geeignet sind Fettsäuren, die einen geringen Anteil an Doppelbindungen aufweisen.
Einsetzbar sind die auf diesem Gebiet bekannten und üblichen einbasischen Fettsäuren auf Basis natürlicher pflanzlicher oder tierischer Fette und Öle mit 6 bis 22 Kohlenstoffatomen, insbesondere mit 14 bis 18 Kohlenstoffatomen, wie Capronsäure, Caprylsäure, Caprinsäure, Laurinsäure, Myristinsäure, Palmitinsäure, Palmitoleinsäure, Isostearinsäure, Stearinsäure, Ölsäure, Linol- säure, Petrolesinsäure, Elaidinsäure, Arachinsäure, Be- hensäure, Eurucasäure, Gadoleinsäure, Rapsölfettsäure, Sojaölfettsäure, Sonnenblumenölfettsäure, Tallölfettsäure welche allein oder in Mischung in Form ihrer Glyceride, Methyl- oder Ethylester oder als freie Säuren eingesetzt werden können, sowie die bei der Druckspaltung an- fallenden technischen Mischungen. Geeignet sind prinzipiell alle Fettsäuren mit ähnlicher Kettenverteilung.
Der Gehalt dieser Fettsäuren bzw. Fettsäureester an ungesättigten Anteilen, wird - soweit dies erforderlich ist - durch die bekannten katalytischen Hydrierverfahren auf
eine gewünschte Jodzahl eingestellt oder durch Abmischung von vollhydrierten mit nichthydrierten Fettkomponenten erzielt .
Die Jodzahl, als Maßzahl für den durchschnittlichen Sättigungsgrad einer Fettsäure, ist die Jodmenge, welche von 100 g der Verbindung zur Absättigung der Doppelbindungen aufgenommen wird.
Bevorzugte Carbonsäuren weisen hierbei einen Schmelzpunkt von mindestens 35 0C und bevorzugt mindestens 40 0C auf. Dementsprechend werden bevorzugt lineare, gesättigte Carbonsäuren eingesetzt. Hierzu gehören insbesondere Dode- cansäure, Tetradecansäure, Hexadecansäure, Heptadecan- säure, Octadecansäure, Eicosansäure, Docosansäure und Tetracosansäure . Besonders bevorzugt sind gesättigte Fettsäuren mit 16 bis 22 Kohlenstoffatomen .
Das hyperverzweigte Trägerpolymer (nach der Hydrophobi- sierung) weist ein Molekulargewicht von mindestens 1.500 g/mol auf. Vorzugsweise beträgt das Molekulargewicht höchstens 100.000 g/mol, besonders bevorzugt höchstens 50.000 g/mol. Diese Größe bezieht sich auf das Gewichtsmittel des Molekulargewichts (Mw) , welches mittels Gelpermationschromatographie gemessen werden kann, wobei die Messung in DMF erfolgt und als Referenz Polyethylen- glykole eingesetzt werden (vgl. u.a. Burgath et. al in Macromol.Chem. Phys . , 201 (2000) 782-791). Hierbei wird eine Kalibierkurve eingesetzt, die unter Verwendung von Polystyrol-Standards erhalten wurde. Diese Größe stellt daher ein apparenter Meßwert dar.
•Die Polydispersität Mw/Mn bevorzugter hyperverzweigter
Polymere liegt vorzugsweise im Bereich von 1,01 bis 6,0, besonders bevorzugt im Bereich von 1,10 bis 5,0 und ganz besonders bevorzugt im Bereich von 1,2 bis 3,0, wobei das
Zahlenmittel des Molekulargewichts (Mn) ebenfalls durch GPC erhalten werden kann.
Die Viskosität des hyperverzweigten Polymers liegt vor- zugsweise im Bereich von 50 mPas bis 5,00 Pas, besonders bevorzugt im Bereich von 70 mPas bis 3,00 Pas, wobei diese Größe mittels Rotationsviskosimetrie bei 1100C und 30 s~l zwischen zwei 20 mm Platten gemessen werden kann.
Die Säurezahl des hyperverzweigten Polymers liegt vorzugsweise im Bereich von 0 bis 20 mg KOH/g, besonders bevorzugt im Bereich von 1 bis 15 mg KOH/g und ganz besonders bevorzugt im Bereich von 6 bis 10 mg KOH/g. Diese Eigenschaft kann durch Titration mit NaOH gemessen werden (vgl. DIN 53402) .
Des Weiteren weist das hyperverzweigte Polymer nach der Hydrophobisierung eine Hydroxyzahl im Bereich von 0 bis 600 mg KOH/g, bevorzugt von 0 bis 300 mg KOH/g und be- sonders bevorzugt im Bereich von 0 bis 200 mg KOH/g auf. Diese Eigenschaft wird gemäß ASTM E222 gemessen. Hierbei wird das Polymer mit einer definierten Menge an Essigsäureanhydrid umgesetzt. Nicht umgesetztes Essigsäureanhydrid wird mit Wasser hydrolysiert . Anschließend wird die Mischung mit NaOH titriert. Die Hydroxyzahl ergibt sich aus dem Unterschied zwischen einer Vergleichsprobe und dem für das Polymer gemessenen Wert. Hierbei ist die Anzahl an Säuregruppen des Polymers zu berücksichtigen. Dies kann durch die Säurezahl erfolgen, die über das zu- vor beschriebene Verfahren bestimmt werden kann.
Der Verzweigungsgrad des hyperverzweigten Polymers liegt im Bereich von 1 bis 99 %, vorzugsweise 30 bis 98 %. Der
Verzweigungsgrad ist abhängig von den zur Herstellung des Polymers, insbesondere des hydrophilen Kerns eingesetzten
Komponenten sowie der Reaktionsbedingungen. Der Verzweigungsgrad kann gemäß Frey et al. bestimmt werden, wobei dieses Verfahren in D.Hölter, A.Burgath, H.Frey, Acta Polymer, 1997, 48, 30 und H. Magnusson, E . Malmström, A. HuIt, M. Joansson, Polymer 2002, 43, 301 dargelegt ist.
Das hyperverzweigte Polymer weist eine Schmelztemperatur von mindestens 30 0C, besonders bevorzugt mindestens 35 0C und ganz besonders bevorzugt mindestens 400C auf. Die Schmelztemperatur kann mittels Differential Scanning Calometry (DSC) erfolgen, z.B. mit dem Apparat Mettler DSC 27 HP und einer Heizrate von 10°C/min.
Die Wasserlöslichkeit des hyperverzweigten Polymers nach der Hydrophobisierung beträgt vorzugsweise höchstens 10 Massenprozent, besonders bevorzugt höchstens 7 Massenprozent und ganz besonders bevorzugt höchstens 5 Massenprozent, gemessen nach der zuvor dargelegten Kolbenmethode bei 4O0C.
Erfindungsgemäß mitverwendbare Verkapselungsmaterialien sind die im Stand der Technik bekannten natürlichen, halbsynthetischen oder synthetischen, anorganischen und insbesondere organischen Materialien, solange sicherge- stellt ist, dass die enzymatisch-gesteuerte Öffnung der resultierenden Gemische erhalten bleibt.
Natürliche organische Materialien sind beispielsweise Homo- und Heteropolymere aus Kohlenhydraten, Aminosäuren, Nukleinsäuren, Amide, Glucosamine, Ester, Gummiarabicum, Agar Agar, Agarose, Maltodextrine, Alginsäure bzw. ihre Salze, z. B. Natrium- oder Calciumalginat , Liposomen, Fette und Fettsäuren, Cetylalkohol, Collagen, Chitosan, Lecithine, Gelatine, Albumin, Schellack, Polysaccaride,
wie Stärke oder Dextran, Cyclodextrine, Sucrose und Wachse.
Halbsynthetische Verkapselungsmaterialien sind unter an- derem chemisch modifizierte Cellulosen, insbesondere CeI- luloseester und -ether, z. B. Celluloseacetat, Ethylcel- lulose, Hydroxypropylcellulose, Hydroxypropylmethylcellu- lose und Carboxymethylcellulose, sowie Stärkederivate, insbesondere Stärkeether und -ester.
Synthetische Verkapselungsmaterialien sind beispielsweise Polymere wie Aminoharze, Polyacrylate, Polyamide, PoIy- vinylalkohol oder Polyvinylpyrrolidon, Organopolysi- loxane, nicht-natürliche Aminosäuren, nicht-natürliche Nukleinsäuren, Polyamine, Polyole, Oligo- und Polyi- soprene, Ester und Polyester, insbesondere verzweigte Glycerinester Amide, Imine, Polyphenole, Dithiolen und Phosphodiester, Ethylenglykol, Oxymethylenglykosid, Acetaleinheiten, Silikaten und Carbonaten, hyperver- zweigte Hydrogele, Kammpolymere mit Polyesterstruktur oder Polyvinylpyrrolidon, Polylactid.
Weiterhin bevorzugte mitverwendbare Trägerpolymere sind Polycaprolactone, Copolymere wie PoIy (D, L-lactid-co-gly- colide) sowie die von der Degussa AG hergestellten Polyesterverbindungen aus den Produktfamilien Dynapol®S und
Dynacoll®. Diese Polymere können auch als Beimischung zur Einstellung spezieller Polymereigenschaften dienen.
Durch Beimischung von diesen Polyestern kann die Zusammensetzung des Polymers so eingestellt werden, dass das resultierende Verkapselungsmaterial über kurz oder lang enzymatisch abgebaut werden kann.
Typische Beispiele für Wirkstoffe, wie sie im Bereich der kosmetischen Zubereitungen eingesetzt werden, sind Vitamine, Vitaminderivate und -komplexe, Enzyme, Tenside, kosmetische Öle, Perlglanzwachse, Stabilisatoren, anti- mikrobielle Wirkstoffe, entzündungshemmende Wirkstoffe, Pflanzen-, Hefe- und Algenextrakte, synthetische Naturstoffe, Aminosäuren und Aminosäurederivate wie Kreatin, bioaktive Lipide wie Cholesterol, Ceramide und Pseudo- ceramide, Deodorantien, Antitranspirantien, Anti- schuppenmittel, ÜV-Lichtschutzfaktoren, Antioxidantien, Konservierungsmittel, Insektenrepellentien, Selbst- bräuner, Tyrosinase-Inhibitoren (Depigmentierungsmittel) , Parfümöle, Farbstoffe, Peroxide, Peptide, Oligopeptide oder Duftstoffe. Bevorzugt eingesetzte Wirkstoffe sind diejenigen, welche in nicht verkapselter Form entweder in Formulierungen nicht stabil einarbeitbar sind oder zumindest nicht über längere Lagerzeiträume stabil bleiben. Ein Beispiel eines besonders bevorzugten Wirkstoffes ist Kreatin.
Die kosmetischen Zubereitungen für die Behandlung der Haut sind praxisübliche Formulierungen, welche die für die jeweiligen Anwendungszwecke typischen Bestandteile in den üblichen Mengen enthalten. Diese Formulierungen sind dem Fachmann bekannt und können so verwendet werden.
Die derzeit verwendeten enzymatisch abbaubaren Kapselsysteme basieren auf natürlichen Polymeren (Chitosan, Al- ginate, Gelatine, etc.), die in Gegenwart von Wasser quellen. Durch das Eindiffundieren von Wasser aus der Umgebung wird zum einen der eingekapselte Wirkstoff im Innern der Kapsel angegriffen und zum anderen der Wirkstoff aus dem Kapselinneren in die Umgebung freigesetzt. Hierbei ist kein ausreichender Schutz des Wirkstoffes gege- ben.
Die in der vorliegenden Erfindung hergestellten Wirkstoffkapseln aus mit Fettsäuren veresterten hyperverzweigten Polymeren können das Eindringen von Wasser durch ihre hydrophobe Hülle verhindern und bieten so einen besseren Schutz des Wirkstoffes. Des Weiteren ist der enzymatische Abbau des Trägerpolymers im Vergleich zu den natürlichen Polymeren verbessert, was eine schnellere und effizientere Freisetzung des Wirksoffes mit sich bringt.
Im Vergleich zu den heutigen Wirkstoffkapseln weisen die erfindungsgemäß verwendeten - mit den oben und in Abbildung 1 beschriebenen Verkapselungsverfahren hergestellten - mikropartikulären Wirkstoffformulierungen einen weiteren Vorteil auf: Stabilität gegen Scherkräfte. Da die erfindungsgemäßen Wirkstoffkapseln bzw. Wirkstoffformulierungen derzeit zum Teil als Dispersionen angeboten werden und durch die Einlagerung von Wasser weich werden, dürfen sie nur zum Schluss und unter milden Bedingungen in eine Cremeformulierung eingearbeitet werden. Dies erübrigt sich bei den erfindungsgemäß verwendeten Wirkstoffkapseln, da sie eine feste, gegen Scherkräfte stabile, dichte Hülle besitzen.
Darüber hinaus weisen die erfindungsgemäß besonders ge- eigneten Wirkstoffpartikel eine Partikelgröße von durchschnittlich 10 bis 60 μm auf und setzen den verkapselten kosmetischen Wirkstoff zu mindestens 30 Gew.-% innerhalb von 24 h, bevorzugt innerhalb von 15 h und besonders bevorzugt innerhalb von 10 h in die Umgebung der Wirkstoff- formulierung frei.
Die angestrebten Partikelgrößen und Wirkstoffbeladungskonzentrationen lassen sich durch Koazervation oder vorzugsweise durch Wirkstoffdispergierung in einer Träger- polymerschmelze oder einer trägerpolymerreichen Lösung im
Temperaturbereich zwischen -30 0C und +150 0C und besonders bevorzugt zwischen O0C und +600C und einem Druckbereich zwischen 0,1 mbar und 250 bar und bevorzugt zwischen 1 mbar und 10 bar erzeugen. Alternativ ist die Erzeugung der erfindungsgemäßen Wirkstoffformulierungen auch mit der Sprühtrocknung, dem GAS (Gas AntiSolvent) Prozess, dem PCA (Precipitation with a Compressed fluid Antisolvent) Prozess, dem PGSS (Particles from Gas Saturated Solutions) Prozss und dem RESS (Rapid Expansion of Supercritical Solutions) Prozess möglich, allerdings nur in dem Temperaturbereich zwischen -30 0C und +150 0C, bevorzugt zwischen 00C und +1000C, und bei Systemdrücken zwischen 0,1 mbar und 250 bar, bevorzugt zwischen 1 bar und 180 bar.
Die mit diesen erfindungsgemäßen Verfahren - unter Verwendung der oben beschriebenen erfindungsgemäßen Trägerpolymere - hergestellten Wirkstoffformulierungen zeigen eine besonders hohe Stabilität, wodurch insbesondere empfindliche, reaktive oder instabile kosmetische Wirkstoffe zu vorteilhafteren kosmetischen Formulierungen verarbeitet werden können.
Bezogen auf die Masse des Trägerpolymers zeichnen sich die erfindungsgemäßen Wirkstoffformulierungen vorzugsweise durch Wirkstoffkonzentrationen zwischen ca. 0,5 und 90 Massen-% aus.
Des Weiteren wurde überraschenderweise gefunden, dass bei hyperverzweigten Trägerpolymeren (aufgrund der für Polymere vergleichsweise niedrigen Schmelz- und Lösungsviskositäten) die Verkapselungsverfahren ohne Lösungsmittel bzw. komprimierten Gasen betrieben werden können. Das hyperverzweigte Polymer kann selbst als Lösungs- mittel/Dispergiermittel fungieren. Der hierdurch unnötige
Einsatz von Lösungsmittel-/Gaskonzentrationen führt im Vergleich zum Stand der Technik zu sichereren Prozessen, da hyperverzweigte Polymere keine explosionsfähigen oder gesundheitsschädlichen Dämpfe wie andere Lösungsmittel des Stands der Technik bilden können.
Die folgenden Beispiele sollen den Gegenstand der Erfindung näher erläutern:
Beispiel 1: Mikroverkapselung von Kreatin
Unter Verwendung des in Abbildung 1 dargestellten erfindungsgemäßen Verfahrens wurde Kreatin in einem hyperverzweigten, enzymatisch abbaubaren Polyester verkapselt. Dabei wurde in Mischgefäß 1 (siehe Abbildung 1) 20 Gew.-% des kommerziell erhältlichen biologisch aktiven Wirkstoffs Kreatin in einer Polymerschmelze bei T = 85°C durch intensives Mischen in einem Rührbehälter für 0,5 Minuten dispergiert. Die Polymerschmelze bestand aus einem geschmolzenen hyperverzweigten, fettsäuremodifizierten Polyester (Mw = 7500 g/mol) , der dadurch erhalten wurde, dass 50 % der Hydroxygruppen des kommerziell von der Firma Perstorp erhältlichen hyperverzweigten Polyesters Boltorn H30 mit einer Mischung aus Stearinsäure und Palmitinsäure (massenbezogenes Verhältnis Stearinsäure zu Palmitinsäure = 2 zu 1) verestert wurden .
Im Mischgefäß 2 (siehe Abbildung 1) wurde eine Mischung aus Tensiden bestehend aus 2 Gew.-% Polyvinylalkohol (M = 6000 g/mol) und 0,1 Gew.-% eines ethoxylierten Fettalkohols, Tego Alkanol L4, in Wasser bei 500C unter Rühren vorgelegt .
Anschließend wurde die Polymer/Kreatindispersion aus Mischgefäß 1 unter fortwährendem Rühren mit einem ULTRA- TURRAX Rührer bei 3.000 Umdrehungen pro Minute zur externen Phase in das Mischgefäß 2 hinzugegeben. Nach einer Verweilzeit von 5 Minuten und einer Erniedrigung der Systemtemperatur auf eine Temperatur, die 10 0C unterhalb der Schmelztemperatur des Polymers liegt, bilden sich feste Partikel. Diese Partikel zeigen eine Partikelgrößenverteilung von 10 μm < dgo, Partikel < 50 μm (Abbildung 2) und bestehen aus dem hyperverzweigten, fettsäuremodifizierten Polyester, der ca. 17 Gew.-% Kreatin (bezogen auf die Partikelmasse) umschließt. Mit einer Schlauchpumpe (System 3) wurde die Suspension einer Zentrifuge zugeleitet (System 4), in der bei 25°C die mikropartiku- läre Wirkstoffformulierung von der kontinuierlichen Phase abgetrennt wird. Anschließend wurden die Mikropartikel in einem Vakuumtrockner bei 25°C und 10 mbar für 100 h getrocknet. Die Mikropartikel liegen somit freifließend vor und sind sphärisch, so dass es zu keinen negativen senso- rischen Effekten auf der Haut kommt.
Beispiel 2: Mikroverkapselung von Tocopherol
Unter Verwendung des in Abbildung 1 dargestellten er- findungsgemäßen Verfahrens wurde Tocopherol in einem hyperverzweigten, enzymatisch abbaubaren Polyester verkapselt. Dabei wurde in Mischgefäß 1 (siehe Abbildung 1) 20 Gew.-% des biologisch aktiven Wirkstoffs Tocopherol in einer Polymerschmelze bei T = 85°C durch intensives Mischen (z.B. in einem Rührbehälter mit einem Ankerrührer bei 100 Umdrehungen pro Minute) für 0,5 Minuten disper- giert. Die Polymerschmelze bestand aus einem geschmolzenen hyperverzweigten, fettsäuremodifizierten Polyester (Mw = ca. 10,000 g/mol) , der dadurch erhalten wurde, dass 90 % der Hydroxygruppen des kommerziell von
der Firma Perstorp erhältlichen hyperverzweigten Polyesters Boltorn H30 mit einer Mischung aus Stearinsäure und Palmitinsäure (massenbezogenes Verhältnis Stearinsäure zu Palmitinsäure = 2 zu 1) verestert wurden.
Im Mischgefäß 2 (siehe Abbildung 1) wurde eine Mischung aus Tensiden bestehend aus 2 Gew.-% Polyvinylalkohol (M = 6000 g/mol) und 0,1 Gew.-% eines ethoxylierten Fettalkohols, Tego Alkanol L4, in Wasser bei 50 0C unter Rühren vorgelegt. Diese Mischung fungiert als kontinuierliche Phase.
Anschließend wurde die Polymer/Wirkstoffdispersion aus Mischgefäß 1 unter fortwährendem Rühren mit einem ULTRA- TURRAX Rührer bei 3.000 upm zur externen Phase in das Mischgefäß 2 hinzugegeben. Nach einer Verweilzeit von 5 Minuten und einer Erniedrigung der Systemtemperatur auf eine Temperatur, die 10 C unterhalb der Schmelztemperatur des Polymers liegt, bilden sich feste Partikel. Diese Partikel zeigen eine Partikelgrößenverteilung von 10 μm < dgo,Partikel < 60 μm und bestehen aus dem hyperverzweigten fettsäuremodifiziertem Polyester, der ca. 16 Gew.-% To- copherol (bezogen auf die Partikelmasse) umschließt. Mit einer Schlauchpumpe (System 3) wurde die Suspension einer Zentrifuge zugeleitet (System 4), in der bei 25°C die Wirkstoffpartikel von der kontinuierlichen Phase abgetrennt werden. Anschließend wurden die Wirkstoffpartikel in einem Vakuumtrockner bei 250C und 10 mbar für 100 h getrocknet. Die Mikropartikel liegen somit freifließend vor und sind sphärisch, so dass es zu keinen negativen sensorischen Effekten auf der Haut kommt.
Es konnte erstmals gezeigt werden, dass die so hergestellten erfindungsgemäßen Wirkstoffpartikel eine für
kosmetische Anwendungen äußerst vorteilhafte Kombination von Eigenschaften aufweisen:
(i) Freisetzung von Tocopherol durch enzymatischen Abbau des Trägerpolymers
0.22 g Tocopherol-beladener Polymerpartikel wurden in 15 ml Phosphatpuffer, pH 5,0, oder in 15 ml Lösung der Lipase aus Candida cylindracea , 0,5 mg/ml, in dem gleichen Puffer bei 370C suspendiert. Mehr als 60 Gew.-% des verkapselten Tocopherols wurden bei diesem Freisetzungsversuch in Gegenwart von Lipase durch enzymatischen Abbau des Trägerpolymers nach 12 h freigesetzt. Dahingegen wurden in der enzymfreien Pufferlösung weniger als 10 Gew.-% Tocopherol nach 12 h freigesetzt.
(ii) Verkapselungseffizienz von Tocopherol
Mit dem in Abbildung 1 dargestellten erfindungsgemäßen Verfahren gelang es, ca. 80 Gew.-% des einge- setzten (in Mischgefäß 1 vorgelegten) Tocopherols zu verkapseln. Dies wurde durch Analyse der Wirkstoffpartikel mit UV-Vis Analyse (Perkin Elmar UV-Vis-Ge- rät „Lamda 650) und Vergleich mit der eingesetzten Tocopherolkonzentration bestimmt.
(iii) Tocopherol-Gehalt der Wirkstoffpartikel
Wie mit UV-Vis Analyse (Perkin Elmar UV-Vis-Gerät „Lamda 650") gezeigt werden konnte, gelang es mit dem beschriebenen Vorgehen, eine für kosmetische An- Wendungen geeignete Konzentration von ca. 16 Gew.-% Tocopherol zu erzielen.
(iv) Scherstabilität
Die nach Abbildung 1 hergestellten Mikropartikel wurden in eine Cremeformulierung mit einem ULTRA-
TURRAX Rührer, der für 1 Minute mit 15000 Umdrehungen pro Minute rührte, eingearbeitet. Ein Vergleich der Mikroskopaufnahmen der Wirkstoffpartikel vor und nach dem Einarbeiten in eine Ölphase (Parra- fin WINOG20 Pharma, Univar GmbH) zeigte, dass keine Veränderung der Partikelintegrität zu sehen ist.
(v) Lösungsmittelfreier Mikroverkapselungsprozess mit lösungsmittelfreien Partikeln Überraschenderweise wurde erstmalig gefunden, dass bei hyperverzweigten Trägerpolymeren das in Abbildung 1 beschriebene Verkapselungsverfahren ohne organische Lösungsmittel betrieben und für die Tocopherolverkapselung angewandt werden kann. Das hyperverzweigte, fettsäuremodifizierte Polymer kann selbst als Lösungsmittel und/oder Dispergiermittel fungieren. Die hierdurch reduzierten Lösungsmittelkonzentrationen führen im Vergleich zum Stand der Technik zu sichereren und nachhaltigeren Prozessen, da die erfindungsgemäßen hyperverzweigten Polymere keine explosionsfähigen Dämpfe wie andere Lösungsmittel des Stands der Technik bilden können. Die hergestellten Polymer-/Tocopherolpartikel sind im Gegensatz zum Stand der Technik frei von organischem Lösungsmittel, was durch Analyse der Wirkstoffpartikel mit Headspace-Gas-Chromatographie (Agilent HP 7694 in Kombination mit Agilent GC 6890) gemäß der Beschreibungen von Hachenberg und Beringer in "Die Headspace-Gaschromatographie als Analysen- und Meßmethode", Vieweg Verlag, Braunschweig, Wiesbaden, 1996, gezeigt werden konnte.
Beispiel 3: Mikroverkapselung von Folsäure
Unter Verwendung des in Abbildung 1 dargestellten erfindungsgemäßen Verfahrens wurde Folsäure in einem hyper- verzweigten, enzymatisch abbaubaren Polyester verkapselt. Dabei wurden im Mischgefäß 1 (siehe Abbildung 1) 20 Gew.-% Folsäure in einer Polymerschmelze bei T = 85°C durch intensives Mischen (in einem Rührbehälter mit einem Ankerrührer bei 100 Umdrehungen pro Minute) dispergiert. Die Polymerschmelze bestand aus einem geschmolzenen hyperverzweigten, fettsäuremodifizierten Polyester (Mw = ca. 10,000 g/mol), der dadurch erhalten wurde, dass 80 % der Hydroxygruppen des kommerziell von der Firma Perstorp erhältlichen hyperverzweigten Polyesters Boltorn H30 mit einer Mischung aus Stearinsäure und Palmitinsäure (massenbezogenes Verhältnis Stearinsäure zu Palmitinsäure = 2 zu 1) verestert wurden.
Im Mischgefäß 2 (siehe Abbildung 1) wurde eine Mischung aus Tensiden bestehend aus 2 Gew.-% Polyvinylakohol (M = 6000 g/mol) und 0,1 Gew.-% eines ethoxylierten Fettalkohols, Tego Alkanol L4, in Wasser bei 5O0C unter Rühren vorgelegt. Diese Mischung fungiert als kontinuierliche Phase .
Anschließend wurde die Polymer/Wirkstoffdispersion aus Mischgefäß 1 unter fortwährendem Rühren mit einem ULTRA- TURRAX Rührer bei 3.000 Umdrehungen pro Minute zur externen Phase in das Mischgefäß 2 hinzugegeben. Nach einer Verweilzeit von 5 Minuten und einer Erniedrigung der Systemtemperatur auf eine Temperatur, die 100C unterhalb der Schmelztemperatur des Polymers liegt, bilden sich Partikel. Diese Partikel zeigen eine Partikelgrößenverteilung von 10 μm < dg0, Partikel < 60 μm (siehe Abbildung 3) und bestehen aus dem hyperverzweigten, fettsäuremodifi-
ziertem Polyester, der ca. 18 Gew.-% Folsäure (bezogen auf die Partikelmasse) umschließt. Mit einer Schlauchpumpe (System 3) wurde die Suspension einer Zentrifuge zugeleitet (System 4), in der bei 25°C die Wirkstoffpar- tikel von der kontinuierlichen Phase abgetrennt werden. Anschließend wurden die Wirkstoffpartikel in einem Vakuumtrockner bei 25°C und 10 mbar 100 h lang getrocknet. Die Mikropartikel liegen somit freifließend vor und sind sphärisch, so dass es zu keinen negativen sensorischen Effekten auf der Haut kommt.
Es konnte erstmals gezeigt werden, dass die so hergestellten erfindungsgemäßen Wirkstoffpartikel eine für kosmetische Anwendungen äußerst vorteilhafte Kombination von Eigenschaften aufweisen:
(i) Freisetzung von Folsäure durch enzymatischen Abbau des Trägerpolymers 0.22 g Folsäure-beladener Polymerpartikel wurden in 15 ml Phosphatpuffer, pH 5.0, oder in 15 ml Lösung der Lipase aus Candida cylindracea, 0,5 mg/ml, in dem gleichen Puffer bei 37 0C suspendiert. Mehr als 70 Gew.-% der verkapselten Folsäure wurden bei diesem Freisetzungsversuch in Gegenwart von Lipase durch enzymatischen Abbau des Trägerpolymers nach 12 h freigesetzt. Dahingegen wurden in der enzymfreien Pufferlösung weniger als 10 Gew.-% Folsäure nach 12 h freigesetzt.
(ii) Verkapselungseffizienz von Folsäure
Mit dem in Abbildung 1 dargestellten erfindungsgemäßen Verfahren gelang es ca. 90 Gew.-% der eingesetzten (in Mischgefäß 1 vorgelegten) Folsäure zu verkapseln. Dies wurde durch Analyse der Wirkstoff- partikel mit UV-Vis Analyse (Perkin Elmar UV-Vis-Ge-
rät „Lamda 650") und Vergleich mit der eingesetzten Folsäurekonzentration bestimmt.
(iii) Folsäure-Gehalt der Wirkstoffpartikel Wie mit UV-Vis Analyse (Perkin Elmar UV-Vis-Gerät „Lamda 650") gezeigt werden konnte, gelang es mit dem beschriebenen Vorgehen, eine für kosmetische Anwendungen geeignete Konzentration von ca. 18 Gew.-% Folsäure zu erzielen.
(iv) Scherstabilität
Die nach Abbildung 1 hergestellten Mikropartikel wurden in eine Ölphase (Parrafin WINOG20 Pharma, Univar GmbH) mit einem ULTRA-TURRAX Rührer, der für 1 Minute mit 15000 Umdrehungen pro Minute rührte, eingearbeitet. Ein Vergleich der Mikroskopaufnahmen der Wirkstoffpartikel vor und nach dem Einarbeiten in die Cremeformulierung zeigte, dass keine Veränderung der Partikelintegrität zu sehen ist.
(v) Lösungsmittelfreier Mikroverkapselungsprozess mit lösungsmittelfreien Partikeln
Überraschenderweise wurde erstmalig gefunden, dass bei hyperverzweigten Trägerpolymeren das in Ab- bildung 1 beschriebene Verkapselungsverfahren ohne organische Lösungsmittel betrieben und für die FoI- säureverkapselung angewandt werden kann. Das hyperverzweigte, fettsäuremodifizierte Polymer kann selbst als Lösungsmittel und/oder Dispergiermittel fungieren. Die hierdurch reduzierten Lösungsmittelkonzentrationen führen im Vergleich zum Stand der Technik zu sichereren und nachhaltigeren Prozessen, da die erfindungsgemäßen hyperverzweigten Polymere keine explosionsfähigen Dämpfe wie andere Lösungs- mittel des Stands der Technik bilden können. Die
hergestellten Polymer-/Folsaurepartikel sind im Gegensatz zum Stand der Technik frei von organischem Losungsmittel, was durch Analyse der Wirkstoffpartikel mit Headspace-Gas-Chromatographie (Agilent HP 7694 in Kombination mit Agilent GC 6890) gemäß der Beschreibungen von Hachenberg und Beringer in "Die Headspace-Gaschromatographie als Analysen- und Meßmethode", Vieweg Verlag, Braunschweig, Wiesbaden, 1996, gezeigt werden konnte.
Beispiel 4 : Mikropartikel aus Polymerblend
Ein hyperverzweigter, fettsauremodifizierter Polyester (Mw = 7500 g/mol), der dadurch erhalten wurde, dass 50 % der Hydroxygruppen des kommerziell erhaltlichen hyperverzweigten Polyesters Boltorn H30 (Perstorp, Schweden) mit einer Mischung aus Stearinsaure und Palmitinsaure (massenbezogenes Verhältnis Stearinsaure zu Palmitinsaure = 2 zu 1) verestert wurde, wurde im Verhältnis 1:1 mit einem weiteren hyperverzweigten, fettsauremodifizierten Polyester (Mw = 10500 g/mol) , der dadurch erhalten wurde, dass 90 % der Hydroxygruppen des kommerziell erhaltlichen hyperverzweigten Polyesters Boltorn H30 (Perstorp, Schweden) mit einer Mischung aus Arachinsaure und Behen- saure (massenbezogenes Verhältnis Arachinsaure zu Behen- saure = 2 zu 3) verestert wurden, zusammengeschmolzen, um einen homogenen Polymerblend herzustellen. Das so hergestellte Polymerblend wurde dann weiter - wie in Beispiel 1 beschrieben - geschmolzen.
Der biologisch aktive Wirkstoff Kreatin wurde in das Mischgefaß 1 hinzudosiert (20 Gew.-%) und durch intensives Mischen in der Polymerschmelze dispergiert. Im Mischgefaß 2 wurde eine Mischung aus Tensiden bestehend aus 2 Gew.-% Polyvinylakohol (M = 6000 g/mol) und 0,1
Gew.-% eines ethoxylierten Fettalkohols, Tego Alkanol L4, in Wasser bei 5O0C unter Rühren vorgelegt. Diese Mischung fungiert als kontinuierliche Phase.
Anschließend wurde die Polymer/Wirkstoffdispersion aus Mischgefäß 1 unter fortwährendem Rühren mit einem ULTRA TURRAX Rührer bei 3.000 upm zur externen Phase in das Mischgefäß 2 hinzugegeben. Nach einer Verweilzeit von 5 Minuten und einer Erniedrigung der Systemtemperatur auf eine Temperatur, die 100C unterhalb der Schmelztemperatur des Polymers liegt, bilden sich Partikel. Diese Mikropar- tikel zeigen eine Partikelgrößenverteilung wie in Beispiel 1 beschrieben, und enthalten ca. 12 Gew.-% Kreatin. Die Mikropartikel liegen somit freifließend vor und sind sphärisch, so dass es zu keinen negativen sensorischen Effekten auf der Haut kommt.
Es konnte erstmals gezeigt werden, dass die so hergestellten erfindungsgemäßen Wirkstoffpartikel für kosmeti- sehe Anwendungen äußerst vorteilhaft sind:
Die Freisetzung von Kreatin wurde wie in Beispiel 2 (i) untersucht. Es wurde gefunden, dass die Menge an freigesetztem Kreatin in Gegenwart von Lipase nach 22 Stunden 45 Gew.-%, bezogen auf den ursprünglichen Kreatingehalt , betrug. Ohne Lipase wurden ca. 10 % freigesetzt.
Beispiel 5: Stabilität in Formulierung
1,5 % der Kapseln aus Beispiel 4 wurden in eine Öl-inWasser-Emulsion gerührt und bei T = 45
0C gelagert. Nach 5 Wochen zeigte die analytische Bestimmung, dass ca. 35 % mehr Kreatin durch die Verkapselung stabilisiert wurden als im Falle von freiem Kreatin. Die Umlagerung von Krea- tin zum inaktiven Kreatinin ist somit reduziert.
Beispiel 6: Nachweis des enzymatischen Abbaus von Boltorn H30 und Boltorn H40
Der Abbau der Moleküle Boltorn H30 und Boltorn H40 (Perstorp) in wässrigen, enzymhaltigen Lösungen wurde durch nachstehende Experimente gezeigt:
Die Polymere Boltorn H30 und Boltorn H40 (Perstorp) wurden in separaten Versuchen in einer elektrischen Mühle gemahlen und gesiebt. Weiterhin wurde mit der Fraktion 90 μm < dpartikei < 250 μm gearbeitet. Die Polymerpartikel wurden in einer Lösung von Lipase aus Candida cylindra- cea, 0,5 mg/ml und Phosphatpuffer, pH=5, bei 37°C suspendiert. Als Kontrollprobe wurde reiner Puffer bei den gleichen Bedingungen verwendet. Die Konzentration des Monomers 2, 2-bis-Hydroxymethylpropionsäure der hyperverzweigten Polymere Boltorn H30 und Boltorn H40 wurde mit Hilfe der UV-Spektroskopie analysiert (Peak bei 208.5 nm) .
Die Konzentration der Hydroxymethylpropionsäure in der lipasehaltigen Lösung ist nach 24 Stunden um den Faktor 4,7 größer als die Konzentration in reinem Puffer. Das Polymer Boltorn H30 ist somit ein enzymatisch abbaubares, hyperverzweigtes Polymer.
Boltorn H30-Versuche:
Die Konzentration der Hydroxymethylpropionsäure in der Lipase-haltigen Lösung ist nach 24 Stunden um den Faktor 4,8 größer als die Konzentration in reinem Puffer. Das Polymer Boltorn H40 ist somit ein enzymatisch abbaubares, hyperverzweigtes Polymer.
Boltorn H40-Versuche :
Beispiel 7 : Fettsäureabbau
Der beschriebene hyperverzweigte Polyester aus Beispiel 1 wurde fein vermählen und 0,5 g des Pulvers wurden in 80 ml Puffer, pH7, bei 370C mit 5 mg der Lipase aus Candida cylindracea inkubiert. In der GC-Analyse wurden 1,6 % der Fettsäuregruppen nach 30 Minuten freigesetzt. Ohne Lipase fand keine Hydrolyse statt.
Beispiel 8:
Entsprechend Beispiel 2 (i) wurden die mit Kreatin be- ladenen Mikropartikel aus Beispiel 1 mit einer Lipase aus Mucor miehei inkubiert. Nach 24 Stunden wurden in Gegen-
wart von Lipase 70 Gew.-% des Kreatins, bezogen auf den ursprünglichen Kreatingehalt, freigesetzt. Dahingegen wurden in der enzymfreien Pufferlösung weniger als 20 % Kreatin freigesetzt.
Beispiel 9: Partikelintegrität in der Formulierung
Mikropartikel aus Beispiel 1 wurden in eine Öl-in-Wasse- Emulsion gegeben und bei 45°C über die Zeit mikroskopisch betrachtet. Im Gegensatz zu anderen Polymeren, die durch eindiffundierendes Wasser aufquellen, wie z.B. Gelatine oder Alginat, zeigt sich, dass bei 45°C nach mindestens 12 Wochen keine Veränderung der Form und Größe der Mikropartikel zu beobachten ist.
Beispiel 10: Scherstabilität der Mikropartikel
Beim homogenen Einarbeiten von Mikropartikeln in eine Cremeformulierung können zum Teil sehr hohe Scherkräfte auf die Mikropartikel einwirken. Dabei können die Mikropartikel zerstört werden. Deshalb wurden Mikropartikel aus Beispiel 1 vor und nach der Einarbeitung in eine Cremeformulierung mit einem Ultraturrax (1 Minute, 24.000 rpm) betrachtet. Abbildung 4 zeigt, dass nach der Be- handlung keine Veränderung der Partikelintegrität zu sehen ist.