Verfahren zur spezifischen Erhöhung der Sensitivität von Tumorzellen
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur spezifischen Erhöhung der Sensitivität von Tumorzellen gegenüber einem Apopto- se oder Ne rose auslösenden zellulären Effektor. Sie betrifft weiterhin eine doppelsträngige Nukleinsäure, eine Verwendung eines Stoffs zur Herstellung eines Medikaments zur Behandlung einer Tumorerkrankung sowie ein Medikament zur Behandlung einer Tumorerkrankung.
Im Folgenden wird zwischen Tumorzellen und transformierten Zellen unterschieden. Transformierte Zellen sind Zellen, die in vitro durch die Expression spezifischer Onkogene, durch die Wirkung von chemischen oder physikalischen Karzinogenen oder spontan in einen transformierten Zustand übergangen sind und ein Potenzial zur Tumorbildung besitzen. Bei den transformierten Zellen ist die Hemmung der Proliferation durch Kontakt mit anderen Zellen aufgehoben. Darüber hinaus besitzen sie die Fähigkeit, Kolonien zu bilden. Tumorzellen sind dagegen Zellen eines Tumors oder Zellen die direkt oder indirekt aus einem Tumor stammen. Es kann sich dabei auch um Zellen einer aus einem Tumor etablierten Zelllinie handeln. Der Tumor kann nach Inokulation von in vitro transformierten Zellen entstanden sein. Die aus einem Tumor isolierten Zellen oder Zellen einer aus den isolierten Zellen etablierten ex- vivo-Tumorzelllinie werden hier auch als "ex-vivo-Tumorzel- len" bezeichnet. Sowohl Tumorzellen als auch transformierte Zellen produzieren extrazelluläre Superoxidanionen.
Aus den Veröffentlichungen Ziff. 1 - 7 der Literaturliste ist es bekannt, dass transformierte Hamsterzellen nach Inokulation in Mäuse Tumore erzeugen. Zellen von aus den Tumoren eta- blierten Zelllinien zeigten im Vergleich mit den zur Inokula-
tion verwendeten transformierten Zellen eine wesentlich höhere Tumorigenität . Ein Zellextrakt aus diesen Zellen zeigte, dass die Tumorzellen in ihrem Inneren mehr Katalase enthielten, als die transformierten Ausgangszellen.
Aus Engelmann, I. und Bauer, G., Anticancer Research 20 (2000), Seiten 2297 bis 2306 ist es bekannt, dass mit TGF- beta oder FGF stimulierte nicht transformierte Fibroblasten als Effektorzellen benachbarte transformierte Zellen durch interzelluläre Induktion von Apoptose vernichten können.
Nicht transformierte Zellen bleiben dagegen unbeschadet. Beim Vergleich von ex-vivo-Tumorzellen mit Zellen aus in vitro transformierten Zelllinien zeigte sich, dass die ex-vivo-Tumorzellen eine erhöhte Resistenz gegenüber interzellulärer Induktion von Apoptose aufweisen. Diese Resistenz wird darauf zurückgeführt, dass die Tumorzellen mehr endogene Überlebensfaktoren produzieren als andere Zellen. Aus den von den transformierten Zellen freigesetzten Superoxidanionen kann spontan Wasserstoffperoxid entstehen. Effektorzellen setzen eine Peroxidase frei, welche die Synthese von hypochloriger Säure aus Wasserstoffperoxid und Chlorionen katalysiert. Die hypochlorige Säure reagiert mit Superoxidanionen im Bereich einer transformierten Zelle und bildet dort hochreaktive Hy- droxylradikale. Weiterhin setzen Effektorzellen Stickstoff- monoxidradikale frei, die mit den Superoxidanionen zu hochreaktivem Peroxynitrit in unmittelbarer Nähe der transformierten Zelle reagieren. Peroxynitrit und Hydroxylradikale induzieren die Apoptose der transformierten Zelle. In der Publikation werden verschiedene potenzielle Möglichkeiten von Tu- morzellen erörtert, der Induktion der Apoptose zu entgehen.
Beispielsweise könnte eine erhöhte intrazelluläre Glutathion- Konzentration der Apoptoseinduktion entgegenwirken. Die Erzeugung von Katalase durch transformierte Zellen würde zum Abbau von Wasserstoffperoxid führen und dadurch mit der Er- zeugung hypochloriger Säure wechselwirken. Katalase könnte
auch einer Inaktivierung von NO durch Wasserstoffperoxid entgegenwirken und dadurch zu einer Erhöhung der Peroxynitrit- konzentration führen. Katalase könnte also einerseits durch eine verringerte Inaktivierung von NO zu einer gesteigerten Apoptoserate oder durch eine verringerte Erzeugung von hypochloriger Säure und damit von Apoptose auslösenden Hydroxyl- radikalen zu einer verringerten Apoptoserate führen; Weiterhin ist es bekannt, dass Wasserstoffperoxid mit NO-Radikalen zu Hydroxylradikalen reagiert. Bei der Reaktion werden einer- seits die für die Peroxynitrit-Bildung erforderlichen NO- Radikale verbraucht, so dass weniger Apoptose auslösendes Peroxynitrit entstehen würde, andererseits entstehen jedoch möglicherweise Apoptose auslösende Hydroxylradikale .
Insgesamt ist nicht klar, ob die Wasserstoffperoxid abbauende Katalase oder deren Wasserstoffperoxid erzeugender Gegenspieler Superoxiddismutase einen Schutz vor interzellulärer Apop- toseinduktion bietet oder die Apoptoseinduktion fördert.
Aus Cicchetti, R. und Argentin, G., Mutagenesis (2003), Band 18 (2), Seiten 127 bis 132 ist es bekannt, dass die Genotoxi- zität der Pestizide Phosphamidon und Dieldrin Schäden an DNA durch Erzeugung reaktiver Sauerstoffspezies und damit durch oxidativen Stress verursachen. Bei mit Kulturen primärer Maus-Lungenfibroblasten durchgeführten Versuchen wurde 3-
Aminotriazol und Mercaptosuccinat als Inhibitoren von Katalase bzw. Glutathionperoxidase der Kultur zugesetzt. Dabei wurde festgestellt, dass Katalase eine Verminderung der Schäden durch Phosphamidon verursacht, während Glutathionperoxidase gegen Schäden schützt, welche sowohl durch Phosphamidon und
Dieldrin verursacht werden. Eine gleichzeitige Behandlung mit den Antioxidanz-Inhibitoren und Pestiziden führte zu apopto- tische Zelltod. Die Ergebnisse lassen keine Rückschlüsse auf die Wirkung zellulärer Effektoren zu.
Aus Ferret, P. J. et al., BMC Immunology (2002), Band 3 (1), Seite 3 ist es bekannt, dass Makrophagen nach Stimulation durch Zytokine Effektormoleküle erzeugen, welche Mikroorganismen aber auch die Makrophagen selbst zerstören können. In Versuchen wurden Zellen der murinen Makrophagen-Leukämiezell- linie RAW 264.7 in vitro mit Lipopolysacharid (LPS) und/oder Interferon-gamma (IFN-gamma) stimuliert. Dadurch wurde endogene NO-Produktion induziert. Ein Teil der aktivierten Makrophagen konnte sich selbst vor Zerstörung schützen. Diese Ma- krophagen haben einen Phänotyp angenommen, welcher sogar dann überlebt, wenn eine Apoptose induzierende Dosis des NO-Donors DETA-NO zugesetzt wird. Diese Zellen weisen einen erhöhten Pegel an Superoxiddismutase (SOD) , Katalase und Glutathion auf. Die Stimulation der RAW 264.7 Zellen mit LPS und/oder IFN-gamma in Gegenwart von spezifischen Inhibitoren von SOD, Aminotriazol als Katalaseinhibitor und Buthioninsulfoximin (BSO) als Glutathioninhibitor zeigte, dass dadurch das Entstehen des resistenten Phänotyps verhindert werden konnte. Die Autoren schlussfolgern, dass es einen direkten kausalen Zusammenhang zwischen dem Überleben eines Teils von Makrophagen und einer Hochregulation eines autoprotektiven intrazellulären Redox-Puffer-Syste s gibt, welcher gleichzeitig mit der Modulation der Expression von apoptotischen Molekülen der Bcl2-Bcl-XL/Bax-Bad-Familie stattfindet. Die Autoren gehen davon aus, dass das in RAW 264.7-Zellen beobachtete Phänomen ein allgemeines Phänomen bei Makrophagen ist.
Aus Hanada, H. et al., Free Radical Biology & Medicine (1997), Band 23 (2), Seiten 294 bis 301 ist es bekannt, dass in den Zellen des sich durch Apoptose auflösenden Kaulquappenschwanzes die Aktivität von SOD erhöht ist, während gleichzeitig die Aktivität von Katalase verringert ist. Der apoptotische Prozess wurde durch Zusatz von Wasserstoffperoxid und Aminotriazol als Katalaseinhibitor zum Kulturmedium deutlich verstärkt. Die Autoren schlussfolgern, dass apopto-
tischer Zelltod im Kaulquappenschwanz zumindest teilweise durch einen Mechanismus ausgelöst werden könnte, der von aktiven Sauerstoffspezies abhängig ist. Rückschlüsse auf die Verhältnisse in Säugerzellen können daraus nicht gezogen wer- den.
Aus Hermann, C. et al., Arteriosclerosis, Thrombosis and Va- scular Biology (1997), Band 17 (12), Seiten 3588 bis 3592 ist es bekannt, dass Scherstress bei humanen Endothelzellen durch oxidativen Stress induzierte Apoptose hemmt. Diese Hemmung der Apoptose konnte teilweise verhindert werden durch Hemmung von Glutathionbiosynthese mittels BSO oder Stickoxidsynthase mittels NG-Monomethyl-L-Argenin, während die Hemmung von Katalase durch Aminotriazol keinen Einfluss auf die hemmende Wirkung von Scherstress hatte.
Aus Haberstroh, K. et al., International Journal of Oncology 21 (2002) , Seiten 145 bis 151 ist es bekannt, dass von transformierten Zielzellen stammende reaktive Sauerstoffspezies (ROS) einen inhibitorischen Effekt auf NO-vermittelte Apoptose haben. Der inhibitorische Effekt kann durch Katalase aufgehoben und durch die Erzeugung von Wasserstoffperoxid mittels Glucoseoxidase verstärkt werden. Die Wirkung der Katalase führt also zu einer gesteigerten Apoptoserate. Transfor- mierte Fibroblasten scheinen sich NO-vermittelter Apoptose durch Wasserstoffperoxid-Bildung zu entziehen. Ursache dafür könnte die Reaktion von Wasserstoffperoxid mit NO zu Hy- droxylradikalen sein. Die Hydroxylradikale haben vermutlich keinen Apoptose auslösenden Effekt auf die Zellen, weil sie wahrscheinlich entfernt von der Zellmembran entstehen und nur einen freien Diffusionsweg im Bereich von Nanometern haben.
Aus Higuchi, Y. et al . , Jpn. J. Cancer Res. 82 (8) (1991),
Seiten 942 bis 949 ist es bekannt, dass Glucoseoxidase zur Bildung von Wasserstoffperoxid führt. In Mäusen verhindert
die Verabreichung von Glucoseoxidase das Tumorwachstum. Die Wirkung von Glucoseoxidase wurde durch die kombinierte Verabreichung mit Katalase-Inhibitoren, wie 3-Aminotriazol, Hy- droxylamin und Natriumazid oder dem Glutathionsynthetaseinhi- bitor Buthionin- (S,R) -Sulfoxi in in vivo verstärkt.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, ein Verfahren bereitzustellen, welches es erlaubt, in Tumorzellen eine Apoptose auszulösen, während bei anderen Zellen als Tumorzellen und transformierten Zellen keine Apoptose ausgelöst wird. Weiterhin ist es Aufgabe der vorliegenden Erfindung, eine Verwendung eines Stoffs zur Herstellung eines Medikaments zur Behandlung einer Tumorerkrankung sowie ein solches Medikament anzugeben.
Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung wird durch die Merkmale der Patentansprüche 1, 11 und 21 gelöst. Zweckmäßige Ausgestaltungen ergeben sich aus den Merkmalen der Patentansprüche 2 bis 10, 12 bis 20 und 22 bis 30.
Erfindungsgemäß ist ein Verfahren zur spezifischen Erhöhung der Sensitivität von Tumorzellen gegenüber einem potenziell Apoptose oder Nekrose auslösenden zellulären Effektor in Anwesenheit anderer Zellen, welche keine Tumorzellen und keine transformierten Zellen sind, vorgesehen. Dazu werden die Tumorzellen und die anderen Zellen mit einem Mittel behandelt, welches eine Substratumsetzung durch eine Katalase der Tumorzellen verringert. Die Behandlung mit dem Mittel führt dazu, dass durch die Einwirkung der zellulären Effektoren Tumorzel- len absterben, während die anderen Zellen vital bleiben. Bei dem Verfahren wird keine Glucoseoxidase eingesetzt. Das Verfahren ist auch in vitro anwendbar. Es beruht nicht wie das aus Higuchi et al. bekannte Verfahren auf einer Bereitstellung einer erhöhten Wasserstoffperoxid-Menge durch Gluco- seoxidase und der Verringerung des Abbaus dieses Wasserstoff-
peroxids durch kombinierte Verabreichung von Glucoseoxidase mit einem Katalase-Inhibitor . Die erhöhte Wasserstoffperoxid- Menge kann auch bei anderen Zellen als Tumorzellen Apoptose auslösen. Higuchi et al . haben nicht erkannt, dass die Kata- lase-Inhibitoren die Sensitivität von Tumorzellen gegenüber einem potenziell Apoptose oder Nekrose auslösenden zellulären Effektor erhöhen. Sie haben weiterhin nicht erkannt, dass dazu die Verabreichung des Katalaseinhibitors ohne Glucoseoxidase ausreichend ist.
Erstaunlicherweise hat es sich gezeigt, dass die Rate NO-vermittelter Apoptose durch Verringerung der Substratumsetzung der Katalase der Tumorzellen gesteigert werden kann. Das ist sehr überraschend, weil auch durch die Gabe einer Katalase die Rate NO-vermittelter Apoptose gesteigert werden kann, indem die Inhibition der NO-vermittelten Apoptose aufgehoben wird (Haberstroh et al . ) .
Besonders erstaunlich ist es, dass die Sensitivität der ande- ren Zellen nicht so weit erhöht wird, dass die zellulären Effektoren bei diesen Zellen eine Apoptose auslösen, obwohl die Zellen nicht anders behandelt werden als die Tumorzellen. Die besondere der Erfindung zu Grunde liegende Erkenntnis besteht darin, dass die Möglichkeit, die Sensitivität von Tumorzellen gegenüber zellulären Effektoren durch Hemmung der Substratumsetzung durch eine Katalase eine spezifische Eigenschaft von Tumorzellen ist, welche die anderen Zellen nicht aufweisen.
Es ist, beispielsweise aus Hermann, C. et al. bekannt, dass Wasserstoffperoxid (H202) in Säugerzellen Apoptose auslösen kann. Es liegt daher die Annahme nahe, dass durch Hemmung der Katalase in Säugerzellen die intra- und extrazelluläre Wasserstoffperoxid-Konzentration erhöht und dadurch Apoptose ausgelöst werden kann. Durch Hemmung der Katalase müssten dann sämtliche Zellen sensitiver gegenüber der Auslösung von
Apoptose durch H202 sein. Der Erfinder hat jedoch erkannt, dass durch die Hemmung der Katalase ein Signalweg ermöglicht wird, welcher spezifisch bei Tumorzellen Apoptose auslösen kann. Ursächlich dafür scheinen die folgenden zwei Mechanis- en zu sein:
1. Von Tumorzellen auf der Zellaußenseite generierte Superoxidanionen reagieren mit von Effektorzellen oder den Tumorzellen selbst freigesetztem NO zu Peroxynitrit (ONOO") . Pe- rixynitrit ist ein Apoptoseinduktor . Der Erfinder hat erkannt, dass Peroxynitrit durch eine zelluläre Katalase der Tumorzelle so umgesetzt wird, dass es keine Apoptose mehr auslöst. Durch die Hemmung der Katalase kann Peroxynitrit Apoptose in den Tumorzellen auslösen ("NO / Peroxynitrit- Weg") . Aus der zitierten Arbeit von Haberstroh et al . war es jedoch bekannt, dass Katalase die Wirkung des Peroxynitrits durch Abbau von mit NO reagierendem H202 verstärkt, weil dadurch mehr NO-Radikale zur Bildung von Peroxynitrit zur Verfügung stehen. Der Erfinder hat aber erkannt, dass diese Re- aktion fernab der Tumorzelle stattfindet und direkt an der Membran der Tumorzelle die Hemmung des Peroxynitritweges durch Zerstörung des Peroxynitrits durch Katalase dominant ist .
2. Aus den Superoxidanionen an der Oberfläche der Tumorzellen entsteht Wasserstoffperoxid in einer Konzentration, welche zur Auslösung von Apoptose nicht ausreicht. Das Wasserstoffperoxid kann mittels einer von Effektorzellen oder den Tumorzellen selbst freigesetzten Peroxidase zu HOCl umgesetzt werden. Der Erfinder hat erkannt, dass nach Hemmung der Katalase der Tumorzellen Wasserstoffperoxid in einer Konzentration entsteht, welche per se noch keine Apoptose auslösen kann. Er hat weiterhin erkannt, dass die durch die Hemmung der Katalase erhöhte Wasserstoffperoxid-Konzentration zu einer ver- mehrten Entstehung von HOCl führt, welches dann direkt an der
Zellmembran mit den dort vorhandenen Superoxidanionen zu Hy- droxylradikalen umgesetzt wird. Diese Hydroxylradikale lösen dann Apoptose bei den Tumorzellen aus ("HOCl-Weg") . Es handelt sich auch bei dieser Reaktion um eine Reaktion, welche spezifisch für Tumorzellen ist, weil Tumorzellen im Gegensatz zu den anderen Zellen extrazelluläre Superoxidanionen an der für diese Reaktion erforderlichen Lokalisation, d. h. direkt an der Zellmembran, aufweisen.
Die Erhöhung der Sensitivität der Tumorzellen durch Verringerung der Substratumsetzung durch die Katalase kann durch die Gabe eines Katalasememetikums wieder aufgehoben werden. Der zelluläre Effektor kann von Tumorzellen oder von anderen Zellen in der Umgebung der Tumorzellen freigesetzt werden. Der normalerweise von Zellen sezernierte Effektor, ein Analogon dieses Effektors oder ein den zellulären Effektor oder dessen Analogon erzeugender Stoff, insbesondere ein NO-Donor, kann auch zusätzlich von außen zugegeben werden. Es ist eine auto- krine oder eine parakrine Auslösung von Apoptose oder Nekrose möglich. Möglicherweise wird die Bildung von Peroxynitrit durch Katalase inhibiert, gebildetes Peroxynitrit durch Katalase abgebaut oder die Wirkung des aus dem NO-Radikal gebildeten Peroxynitrits wird durch Katalase aufgehoben. Keines dieser Phänomene ist aber bisher bekannt. Die Wirkung der Ka- talase ist erstaunlich, weil es beispielsweise aus der obigen Publikation von Engelmann und Bauer bekannt ist, dass das gegenteilig zur Katalase wirkende Enzym Superoxiddis utase die Bildung von Peroxynitrit aufhebt und damit ebenfalls der Auslösung von Apoptose entgegenwirkt. Obwohl es aus den Veröf- fentlichungen Ziff. 1 - 7 der Literaturliste bekannt ist, dass Tumorzellen vermehrt Katalase enthalten, ist es bisher nicht bekannt, dass die Katalase einen Einfluss auf die Wirkung der von außen auf die Tumorzellen wirkenden zellulären Effektoren hat.
Bei der Katalase handelt es sich bevorzugt um eine extrazellulär wirkende, insbesondere auf der Außenseite der Zellmembran angeordnete, zelluläre Katalase der Tumorzellen. Die Katalase kann an der Zellmembran der Tumorzellen wirken. Bei dem Effektor kann es sich um einen von den Tumorzellen oder den anderen Zellen sezernierten Effektor, insbesondere Peroxidase oder Stickstoffmonoxid, handeln.
Die Substratumsetzung durch die Katalase kann mittels eines spezifisch die Wirkung der Katalase hemmenden Katalase-
Inhibitors, insbesondere 3-Aminotriazol ("3-AT" oder "AT"), verringert werden. Weiterhin kann die Substratumsetzung durch die Katalase mittels RNA-Interferenz verringert werden. Dazu ist insbesondere eine siRNA geeignet, die einen RNA-Strang aufweist, der komplementär zu zumindest einem Teil einer Sequenz aus einem für die Katalase kodierenden Gen der Tumorzellen ist. Bei einer siRNA handelt es sich um eine weniger als 25 Nukleotidpaare aufweisende Ribonukleinsäure mit dop- pelsträngiger Struktur, welche RNA-Interferenz und dadurch die Hemmung der Expression zellulärer Katalase bewirken kann. Die Stränge der siRNA können chemisch miteinander verknüpft sein oder sonstige Modifikationen aufweisen, wie sie z.B. in Verma, S. und Eckstein, F., Annu. Rev. Biochem. (1998), Band 67, Seiten 99 bis 134 und in Manoharan, M., Biochimica et Biophysica Acta 1489 (1999), Seiten 117 bis 130 beschrieben sind.
Vorzugsweise besteht die siRNA aus einem ersten RNA-Strang mit der Sequenz SEQ ID NO 1 und aus einem zweiten RNA-Strang mit der Sequenz SEQ ID NO 2 oder aus einem ersten RNA-Strang mit der Sequenz SEQ ID NO 3 und einem zweiten RNA-Strang mit der Sequenz SEQ ID NO: 4.
Der Erfinder hat erkannt, dass die Katalase, deren Hemmung zu einer Erhöhung der Sensitivität der Tumorzellen führt, insbe-
sondere eine auf der Außenseite der Zellmembran der Tumorzelle angeordnete zelluläre Katalase ist. Diese Katalase wird von der Tumorzelle intrazellulär gebildet und dann auf die Außenseite der Zellmembran geschleust. Die Substratumsetzung durch die Katalase kann daher auch verringert werden, indem deren Ausschleusung aus der Tumorzelle inhibiert wird.
Die Sensitivität der Tumorzellen kann weiter gesteigert werden, indem zusätzlich der intrazelluläre Glutathionspiegel in den Tumorzellen gesenkt wird. Das kann durch Verringerung der Wirkung von Glutathionsynthetase erfolgen, die zur Herstellung von Glutathion erforderlicher ist und deren systematischer Name Gammaglutamyl-Cystein-Synthetase lautet. Die Wirkung der Glutathionsynthetase kann mittels Buthioninsulfoxi- min, insbesondere L-Buthioninsulfoximin, oder mittels RNA- Interferenz verringert werden. Die RNA-Interferenz kann mittels einer siRNA bewirkt werden, die einen RNA-Strang aufweist, der zumindest abschnittsweise komplementär zu einer Sequenz aus einem für die Glutathionsynthetase kodierenden Gen der Tumorzellen ist. Weiterhin ist es zusätzlich möglich, die Wirkung intrazellulärer Glutathionperoxidase, insbesondere mittels Mercaptobernsteinsäure bzw. Mercaptosuccinat oder mittels RNA-Interferenz, zu verringern. Die Glutathionperoxidase katalysiert die Reaktion von Glutathion mit einem Pero- xid. Sie vermindert dadurch die Konzentration des Peroxids in der Zelle. Die RNA-Interferenz kann mittels einer siRNA bewirkt werden, die einen RNA-Strang aufweist, der zumindest abschnittsweise komplementär zu einer Sequenz aus einem für die Glutathionperoxidase kodierenden Gen der Tumorzelle ist.
Weiterhin betrifft die Erfindung die Verwendung eines ersten Stoffs, der eine Substratumsetzung durch eine Katalase verringert. Der erste Stoff wird zur Herstellung eines Medikaments verwendet, das zur Behandlung einer Tumorerkrankung in einem Säugetier oder Menschen geeignet ist. Das Medikament
verstärkt die Wirkung eines endogenen in Tumorzellen potenziell Apoptosen oder Nekrosen auslösenden Effektors. Es enthält keine Glucoseoxidase. Ein solcher erster Stoff kann zur Herstellung eines Medikaments nur eingesetzt werden, weil er spezifisch die Sensitivität der Tumorzellen und nicht die Sensitivität sämtlicher Zellen gegenüber Apoptose und Nekrose auslösenden zellulären Effektoren erhöht. Anderenfalls würde der erste Stoff im Körper eines Säugetiers oder Menschen großen Schaden anrichten.
Weiterhin betrifft die Erfindung ein Medikament zur Behandlung einer Tumorerkrankung in einem Säugetier oder Menschen, enthaltend einen eine Substratumsetzung durch eine Katalase verringernden ersten Stoff, wobei das Medikament keine Gluco- seoxidase enthält. Vorteilhafte Ausgestaltungen der Verwendung und des Medikaments ergeben sich aus den vorangehenden, das erfindungsgemäße Verfahren betreffenden Ausführungen.
Insbesondere ist es vorteilhaft, wenn das erfindungsgemäße Medikament zusätzlich einen zellulären Effektor, ein Analogon eines zellulären Effektors oder einen einen zellulären Effektor oder ein Analogon eines zellulären Effektors erzeugenden vierten Stoff enthält. Es ist auch zweckmäßig, dass der zelluläre Effektor, das Analogon oder der vierte Stoff zusätz- lieh zur Herstellung des Medikaments verwendet wird. Der vierte Stoff ist vorzugsweise ein NO-Donor, wie z. B. Natri- umnitroprussid (SNP) , Nitroglycerin oder S-Nitroso-N-Acetyl- penicillamin (SNAP) . Ein Analogon eines zellulären Effektors ist ein Stoff, der wie ein zellulärer Effektor, beispielswei- se NO oder Peroxidase, wirkt.
Nachfolgend wird die Erfindung anhand von Ausführungsbeispielen näher erläutert. Es zeigen:
Fig. 1 den prozentualen Anteil apoptotischer transformierter Zellen und apoptotischer Tumorzellen nach Behandlung mit verschiedenen Agenzien,
Fig. 2 einen Focus-Test mit Zellen der transformierten Zelllinie STHE-C3-p53175 und der aus dieser Zelllinie aus einem Tumor gewonnenen Nachkommenzell- linie 2sc-STHE-p53175 in An- und Abwesenheit der Effektorzellen 208 F,
Fig. 3 einen Plaque-Test, bei dem Zellen der transformierten Zelllinie STHE oder der aus dieser Zelllinie gewonnene Tumorzelllinie STHE-83/20 als Zellhaufen in An- und Abwesenheit von Effektor- zellen 208 F ausgesät wurden,
Fig. 4 den prozentualen Anteil apoptotischer transformierter Zellen STHE und apoptotischer Tumorzellen STHE-83/20 in isolierter Kultur in Abhängig- keit von der Zelldichte,
Fig. 5 den prozentualen Anteil apoptotischer STHE- und STHE-83/20-Zellen in isolierter Kultur bei Behandlung mit L-Buthioninsulfoximin (BSO) und 3- Aminotriazol in Abhängigkeit von der Zelldichte,
Fig. 6 den prozentualen Anteil apoptotischer Zellen der murinen Fibrosarkomzelllinie L-929 in isolierter Kultur nach deren Behandlung mit einer Kontroll- siRNA K4 und den spezifisch gegen das Katalase- Gen gerichteten siRNAs CAT-1 und CAT-2,
Fig. 7 den prozentualen Anteil apoptotischer Zellen der Zelllinie EJ in isolierter Kultur nach deren Be- handlung mit der Kontroll-siRNA K4 und den spe-
zifisch gegen das Katalase-Gen gerichteten siRNAs CAT-1 und CAT-2,
Fig. 8 den prozentualen Anteil apoptotischer Zellen der murinen Makrophagen-Leukämiezelllinie RAW in isolierter Kultur nach deren Behandlung ohne siRNA (Kontrolle) , mit der Kontroll-siRNA K4 und den spezifisch gegen das Katalase-Gen gerichteten siRNAs CAT-1 und CAT-2 jeweils mit und ohne Behandlung mit 3-Aminotriazol,
Fig. 9 den prozentualen Anteil apoptotischer Zellen der Leukämiezelllinie RAW und der Leukämie-/Lymphom- zelllinie HL-60 in isolierter Kultur jeweils mit und ohne Behandlung mit 3~Aminotriazol in Abhängigkeit von der Zelldichte,
Fig. 10 den prozentualen Anteil apoptotischer Zellen der Leukämie-/Lymphomzelllie DAUDI und der immorta- lisierten aber nicht malignen lymphatischen Zelllinien FLO-B und zH in isolierter Kultur jeweils mit und ohne Behandlung mit 3-AT in Abhängigkeit von der Zelldichte,
Fig. 11 den prozentualen Anteil apoptotischer Zellen der Fibrosarkomzelllinie L-929 in Kokultur mit den TGF-beta-stimulierten Effektorzellen 208 F nach deren Behandlung ohne und mit Kontroll-siRNA K4 und der spezifischen gegen die Expression der Katalase gerichteten siRNA CAT-1 in An- und Abwesenheit von 3-AT und dem Katalasememetikum EUK-8,
Fig. 12 die Anzahl an Foci von Zellen der Zelllinien STHE und STHE-83/20 nach deren Behandlung je-
weils ohne siRNA, mit Kontroll-siRNA K4 und Katalase spezifischer siRNA CAT-1 in An- und Abwesenheit von Effektorzellen der Zelllinie 208 F,
Fig. 13a, b den prozentualen Anteil apoptotischer Zellen der transformierten Zelllinie STHE und der Tumorzelllinie STHE-83/20 nach deren Behandlung mit SNP, SOD und/oder 3-AT (Fig. 13a) und den prozentualen Anteil apoptotischer Zellen der Tumor- zelllinie STHE-83/20 nach deren Transfektion mit Kontroll-siRNA K4 und den für Katalase spezifischen siRNAs CAT-1 und CAT-2 in An- und Abwesenheit von SNP oder SNP und SOD,
Fig. 14 den prozentualen Anteil apoptotischer Zellen der Zelllinie STHE-83/20 in isolierter Kultur nach deren Behandlung mit der Kontroll-siRNA K4 und der spezifischen siRNA CAT-1 in An- und Abwesenheit des Glutathionsynthetase-Inhibitors L- Buthioninsulfoximin (BSO) ,
Fig. 15 den prozentualen Anteil apoptotischer Zellen der Tumorzelllinie L-929 in isolierter Kultur ohne Zusätze und unter Zusatz von BSO, Mercapto- succinat (MSA) , 3-AT, 3-AT und BSO oder 3-AT und MSA,
Fig. 16 den prozentualen Anteil apoptotischer Zellen der humanen Mamakarzinomzelllinie CAL-51 nach 44 Stunden in Gegenwart unterschiedlicher 3-AT- Konzentrationen,
Fig. 17 den prozentualen Anteil apoptotischer Zellen der humanen Mamakarzinomzeillinien CAL-51 (Fig. 17a), HCC 1937 (Fig. 17b) und MCF-7 (Fig. 17c),
Fig. 18 den prozentualen Anteil apoptotischer Zellen der humanen Neuroblastomzelllinie CHP 134 mit und ohne Zusatz von 3-AT,
Fig. 19 den prozentualen Anteil apoptotischer Zellen der humanen Ovarialkarzinomzelllinie BG-1,
Fig. 20 den prozentualen Anteil apoptotischer Zellen der humanen Zervixkarzinomzelllinie SIHA, Mamakarzinomzeillinie CAL-51 und Ovarialcarcinomzelllinie FU-OV-1,
Fig. 21 den prozentualen Anteil apoptotischer Zellen der humanen Melanomzelllinie IPC 298 mit und ohne Zusatz von 3-AT,
Fig. 22 den prozentualen Anteil apoptotischer Zellen der humanen Neuroblastomzelllinie CHP 134 mit und ohne Hemmung der Katalase-Expression durch spezifische siRNAs,
Fig. 23 den prozentualen Anteil apoptotischer Zellen der humanen Neuroblastomzelllinie CHP 134 in Abhän- gigkeit von der Zeit in Gegenwart verschiedener Zusätze,
Fig. 24 den prozentualen Anteil apoptotischer Zellen der transformierten Hamsterzelllinie STHE und der daraus entstandenen Tumorzelllinie STHE-83/20 in Abhängigkeit von der Konzentration des NO-Donors SNP,
Fig. 25 den prozentualen Anteil apoptotischer Zellen der transformierten Hamsterzelllinie STHE und der
daraus entstandenen Tumorzelllinie STHE-83/20 in Abhängigkeit von der Konzentration des NO-Donors SNP mit und ohne Zusatz von 3-AT,
Fig. 26 den prozentualen Anteil apoptotischer Zellen der Tumorzelllinie SIHA in Abhängigkeit von der Konzentration des NO-Donors SNP in Gegenwart verschiedener Konzentrationen von 3-AT,
Fig. 27 den prozentualen Anteil apoptotischer Zellen der Tumorzelllinie SIHA in Gegenwart verschiedener Inhibitoren,
Fig. 28 den prozentualen Anteil apoptotischer Zellen der Zelllinie 208 F src3-Zellen nach Zugabe von Peroxynitrit oder eines NO-Donors in Abhängigkeit von der zugesetzten Menge an Katalase,
Fig. 29a ,b die Aktivität von Katalase in Abhängigkeit von der eingesetzten H202-Konzentration und der eingesetzten Peroxinitrit-Konzentration,
Fig. 30 den prozentualen Anteil apoptotischer Zellen der primären embryonalen Hamsterfibroblastenzellen HE und der Zelllinien STHE und STHE-83/20 mit und ohne Zusatz von 3-AT,
Fig. 31 den prozentualen Anteil apoptotischer Zellen der nicht transformierten Zelllinie 208 F und der Tumorzelllinie L-929 mit und ohne Zusatz von 3- AT und
Fig. 32 eine Übersicht über die durch reaktive Sauerstoffspezies vermittelten Signalwege an einer
Tumorzelle und deren spezifischer Hemmung durch Katalase .
Die dargestellten Experimente wurden mit folgenden Zellen bzw. Zellen der folgenden Zelllinien durchgeführt:
Transformierte embryonale Hamsterzelllinien:
STHE (1, 2), STHE-C3-Ha-ras (3, 5), STHE-C3-p53175 (3), STHE- C3-bcl-2 (3) und HE-wtSV40 (3, 4) .
Von den transformierten embryonalen Hamsterzelllinien durch Inoculation in Hamster jeweils abgeleitete Tumorzelllinien:
STHE-83/20 (1, 2), 2sc-STHE-Ha-ras (3, 5), 2sc-STHE-p53175 (3), 4sc-STHE-bcl-2 (3) und 2sc-HE-wtSV40 (3, 4).
Die Angaben in Klammern bezeichnen jeweils die Ziffer der Veröffentlichung der Literaturliste, in der die jeweilige Zelllinie beschrieben ist. Zellen der Zelllinie STHE sind unter der Nummer DSM ACC2609 und Zellen der Zelllinie STHE- 83/20 unter Nummer DSM ACC2610 bei der DSMZ - Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen GmbH, Mascheroder Weg lb, 38124 Braunschweig, Deutschland (DSMZ) hinterlegt.
RAW 264.7: Murine Makrophagen-Zelllinie, Nummer bei der American Type Culture Collection (ATCC) , P.O. Box 1549, Manas- sas, VA 20108, USA: TIB-71. Die Zellen werden hier als RAW bezeichnet.
DAUDI: Humane Burkittlymphom-Zelllinie, Nummer bei der ATCC: CCL-213;
HL-60: Humane Promyelozyten-Zelllinie, Nummer bei der ATCC: CCL-240.
EJ: Humane Blasenkarzenom-Zelllinie; Die Zellen werden auch als T24 bezeichnet; Nummer bei der ATCC: HTB-4.
L-929: Murine Fibrosarkom-Zelllinie; Nummer bei der DSMZ: ACC 2
208 F: Rattenfibroblasten, nicht transformiert, beschrieben in Beck E, Schäfer R und Bauer G, Exp . Cell Res. 234, Seiten 47-56, 1997, hinterlegt bei der DSMZ unter der Nummer DSM ACC2608.
HE: Embryonale Fibroblasten des Syrischen Hamsters. Die Zellen sind nicht transformiert und weisen eine begrenzte Zahl möglicher Zellteilungen auf (intakte Seneszenzkontrolle; früher als "nicht immortalisiert" bezeichnet) . Die Gewinnung dieser Zellen aus Hamsterembryonen wird in den Veröffentlichungen 1 und 2 der Literaturliste beschrieben.
208 F src3: Rattenfibroblastenzellinie, die durch Transformation von 208 F-Zellen mit dem src-Onkogen entstanden ist, beschrieben in Beck E, Schäfer R und Bauer G, Exp. Cell Res. 234, Seiten 47-56, 1997.
FLO-B und zH: B-Zelllinien, jeweils hergestellt aus B-Zellen aus peripherem Blut gesunder Spender durch Transformation mit dem Epstein-Barr-Virus . Durch die Transformation ist eine Im- mortalisierung der Zellen erreicht worden.
CAL-51: humane Mammakarzinomzelllinie; Nummer bei der DSMZ: ACC 302.
HCC-1937: humane Mammakarzinomzelllinie; Nummer bei der DSMZ: ACC 513.
MCF-7 : humane Mammakarzinomzelllinie; Nummer bei der DSMZ: ACC 115.
SISO: humane Zervixkarzinomzelllinie; Nummer bei der DSMZ: ACC 327.
SIHA: humane Zervixkarzinomzelllinie; Nummer bei der ATCC: ATCC HTB-35
Fu-OV-1: humane Ovarialkarzinomzelllinie; Nummer bei der DSMZ: ACC 444.
BG-1: humane Ovarialkarzinomzelllinie, beschrieben in Stopper, H, Schmitt, E, Gregor, C, Mueller, SO, Fischer, W. , Mutagenesis, 18: 243-247, 2003.
IPC 298: humane Melanomzelllinie; Nummer bei der DSMZ: ACC 251.
CHP 134: humane Neuroblastomzelllinie; beschrieben in Fulda, S, Honer, M, Menke-Moellers, I and Berthold, F. European Journal of Cancer, 314: 616-621, 1995.
Alle im Folgenden dargestellten Experimenten mit Zellen der Zelllinien DAUDI, RAW 264.7, FLO-B, zH und HL-60 wurden in
RPMI mit 10 % FKS als Zellkulturmedium durchgeführt. Alle im Folgenden dargestellten weiteren Experimente wurden in Eagles MEM mit 5 % fötalem Kälberserum (FKS) als Zellkulturmedium durchgeführt. Wenn nicht anders angegeben enthielt das Zell- kulturmedium 40 U/ml Penicillin, 50 μg/ml Streptomycin, 10 μg/ml Neomycin und 10 U/ml Nystatin (Reg. Nr. 48 453, ICN Pharmaceuticals, Bolongarostrasse 82-84, 65929 Frankfurt, Deutschland) . Die Kultur der Zellen erfolgte jeweils im gleichen Zellkulturmedium in Zellkulturschalen oder Zellkultur- platten. Eine Ausnahme davon bildet die Kultur von Zellen der
Zelllinie HCC 1937. Diese wurden in Dulbecco s MEM mit 10 % FKS statt EagleNs MEM mit 5 % FKS kultiviert, aber in den Experimenten in Gegenwart von Eagle's MEM mit 5 % FKS untersucht. Eagle's MEM (Katalog-Nr. T031-50), Dulbecco"s MEM (Katalog-Nr. FG 0435), RPMI (Katalog-Nr. T121-50) und FKS (Katalog-Nr. S0115, Lot Nr. 961 EE) sind von der Firma Biochrom AG, Leonorenstrasse 2-6, 12247 Berlin, Deutschland bezogen worden. Konzentrationsangaben bezeichnen jeweils die Endkonzentration im jeweiligen Versuchsansatz.
Bei den Versuchen sind die folgenden Zusätze jeweils in den angegebenen Endkonzentrationen eingesetzt worden, sofern nichts anderes angegeben ist:
Natriumnitroprussid (SNP): 0,25 mmol/1
Superoxiddis utase (SOD) : 100 U/ml
3-Aminotriazol ("3-AT" oder "AT") : 25 mmol/1
TGF-beta (TGF-BETA) : 20 ng/ l
L-Buthioninsulfoximin (BSO) : 100 μmol/1
SNP (Katalog-Nr. S0501) , SOD (Katalog-Nr. S2515) , 3-AT (Katalog-Nr. A8056, BSO (Katalog-Nr. B2515), AEBSF (4-2- Aminoethylbenzenesulfonylfluroridhydrochlorid, Katalog-Nr. A 8456), Taurine (Katalog-Nr. T-0625) , Mannitol (Katalog-Nr. M 9546), L-NAME (Katalog-Nr. N-5751) , DMTU (Aldrich Katalog-Nr. D18, 870-1), SperminNONOat (Katalog-Nr. S-150) und Terephthalat (Aldrich Nr. 18,536-1) wurden von der Firma Sigma-Aldrich Chemie GmbH, Eschenstrasse 5, 82024 Taufkirchen, Deutschland bezogen. AEBSF hemmt die NADH-Oxidase, Taurin ist ein HOC1- Fänger, Mannitol, Terephthalat und DMTU sind Hydroxylradikal-
fänger, L-NAME ist ein genereller Inhibitor von NO- Synthetasen und SperminNONOate generiert bei seinem Zerfall NO.
Apocynin (Katalog-Nr. 178385), MnTM-2PyP (Katalog-Nr.
475873), MnTE-2-PyP (Katalog-Nr. 475871), MnTBAP (Katalog-Nr. 475870), FeTPPs (Katalog-Nr. 341492), Peroxynitrit (Katalog- Nr. 516620) und FeTMPyP (Katalog-Nr. 341501) wurden von Cal- biochem, Merck Biosciences Ltd., European Distribution Cen- tre, Padge Road, Beeston/Nottingham, N69 2JR, Großbritannien bezogen. Apocynin blockiert die NADPH-Oxidase, MnTM-2PyP , MnTE-2-PyP und MnTBAP stellen SOD-Mimetika, also Superoxida- nionenfänger dar. FeTPPS und FeTMPyP sind als potente Peroxy- nitritfänger („peroxynitrite decomposition catalysts" ) be- kannt .
ABH (Aminobenzoylghydrazid, Katalog-Nr. 10320-1000) wurde von Acros Organics, New Jersey, USA bezogen. ABH stellt einen „mechanism-based inhibitor" von Peroxidasen dar. ABH wird von Peroxidasen erst oxidiert und kann dann die Peroxidase hemmen. Dieser Zweistufenmechanismus sichert die Selektivität seiner Wirkung.
Die NO-Synthetasehemmer L-NIL (Katalog-Nr. CN-258, 7- Nitroindazol (7-NI, Katalog-Nr. CN-249) und 3-Bromo-7- Nitroindazol (3-Br-7-Ni, katalog-Nr. CNN-252) wurden von Biomol GmbH, Waidmann-Str . 35, 22769 Hamburg bezogen. 3-Br-7-Ni besitzt eine hohe Selektivität für NO-Synthetase aus neuronalen Zellen (nNOS) .
TGF-beta wurde gemäß Strauss, S. C. et al . , Int. J. Oncol. (1995) Band 7, Seiten 565-572 aus einem Extrakt humaner Thrombozyten gereinigt.
SNP und SperminNONOate dienten als NO-Donor. Die Bestimmung des prozentualen Anteils apoptotischer Zellen erfolgte, wenn nicht anders angegeben, mittels eines Durchlicht- Phasenkontrastmikroskops nach den bekannten Apoptosekriterien Membranblebbing, Kernkondensation und Kernfragmentation.
In Fig. 1 ist das Ergebnis eines Experiments dargestellt, bei dem die Induzierbarkeit von Apoptose durch NO bei verschiedenen Zellen unter unterschiedlichen Bedingungen untersucht worden ist. Die Balken stellen jeweils von links nach rechts den prozentualen Anteil apoptotischer Zellen an der Gesamtzahl der eingesetzten Zellen der folgenden Zelllinien dar: STHE, STHE-83/20, STHE-C3-Ha-ras, 2sc-STHE-Ha-ras, STHE-C3- p53175, 2sc-STHE-p53175, STHE-C3-bcl-2, 4sc-STHE-bcl-2, HE- wtSV40 und 2sc-HE-wtSV40. Die nicht ausgefüllten Balken zeigen jeweils das Ergebnis für transformierte Zellen und die schwarzen Balken jeweils das Ergebnis für die aus diesen Zellen nach Inokulation in Mäuse abgeleiteten Tumorzellen.
Es sind jeweils 4000 Zellen der angegebenen Zelllinien pro Ansatz auf einer Fläche von 2 cm2 in 1 ml Zellkulturmedium ausgesät worden. Nach dem Anwachsen der Zellen sind jeweils die angegebenen Zusätze zugegeben worden.
Die Zugabe des NO-Donors Natriumnitroprussid (SNP) führt bei den transformierten Zellen zur Apoptoseinduktion. Diese ist durch Superoxiddismutase (SOD) blockierbar. Ein Grund dafür könnte sein, dass Superoxidanionen von SOD zu Hydroperoxid umgesetzt werden und damit nicht mehr zur Verfügung stehen, um mit NO zu Peroxynitrit zu reagieren. Peroxynitrit kann die Apoptose induzieren. Tumorzellen haben sich als resistent gegenüber der Wirkung des NO-Donors erwiesen. Die Tumorzellen können aber durch die Zugabe des Katalase-Inhibitors 3-AT sensitiviert werden, so dass auch hier Apoptose induziert wird. Auch die bei diesen Zellen bewirkte Apoptoseinduktion
durch SNP kann durch SOD gehemmt werden. Die Befunde gleichen sich bei allen untersuchten Zellen.
Fig. 2 zeigt das Ergebnis eines jeweils in Doppelansätzen durchgeführten so genannten Focus-Tests. Auf der linken Seite der Fig. 2 sind die mit Zellen der Zelllinie STHE-C3-p53175 und auf der rechten Seite die mit Zellen der daraus gewonnenen Tumorzelllinie 2sc-STHE-p53175 erlangten Ergebnisse dargestellt. Es sind jeweils 300 Zellen der transformierten Zell- linie STHE-C3-p53175 bzw. 2sc-STHE-p53175 auf einer Fläche von 3,8 cm2 in 1,5 ml Zellkulturmedium ausgesät worden. Nach dem Anwachsen der Zellen erfolgte entweder keine weitere Zugabe ("KEINE ZUGABE") oder das Einsäen von jeweils 12000 Zellen der nicht transformierten Rattenfibroblasten 208 F als Effek- torzellen. Zu den die Rattenfibroblasten 208 F enthaltenden Ansätzen ist jeweils kein weiterer Zusatz erfolgt ("208 F") oder es ist TGF-beta ("208 F + TGF-BETA" ) , 3-AT ("208 F + 3- AT") oder TGF-beta und 3-AT ("208 F + TGF-BETA + 3-AT") zugegeben worden. Nach fünf Tagen wurde jeweils das Zellkulturme- dium entfernt. Die Zellen wurden einmal mit PBS gewaschen und für 10 Minuten bei Raumtemperatur mittels 96%igem Ethanol fixiert. Anschließend wurden die Zellen für 10 Minuten bei Raumtemperatur in einer 5%igen frisch in destilliertem Wasser angesetzten Lösung von Giemsa's Azur-Eosin-Methylenblau- Lösung, bezogen von der Firma Merck KGaA, Frankfurter Strasse 250, D-64293 Darmstadt, Deutschland inkubiert. Nach dem Waschen der Zellen mit Leitungswasser wurden Die Zellen getrocknet. Die Zahl der Foci wurde jeweils bestimmt. Ein Fokus ist dabei jeweils eine auf Grund der Morphologie der STHE-C3- p53175- bzw. 2sc-STHE-p53175-Zellen erkennbare Kolonien von mindestens 10 dieser Zellen innerhalb einer Konfluenten- schicht der 208F-Zellen. Die Höhe der Balken repräsentiert jeweils den Mittelwert ± der in Form von Fehlerbalken dargestellten Standardabweichung der bei den Doppelansätzen ermit- telten Werte.
In Gegenwart des Überschusses der nicht transformierten Effektorzellen 208 F werden die Klone der transformierten Zellen weit gehend eliminiert, die der Tumorzellen hingegen nicht. Eine Stimulation der Effektorzellen mit TGF-beta hat einen verstärkenden Effekt auf die Elimination der transformierten Zellen, nicht jedoch auf die Tumorzellen. Die Tumorzellen verlieren ihre Resistenz, wenn der Katalase-Inhibitor 3-AT anwesend ist. Das Experiment zeigt, dass Tumorzellen im Gegensatz zu den transformierten Ausgangszellen resistent gegenüber einer durch Effektorzellen vermittelten Elimination sind und dass diese Resistenz auf der Wirkung von Katalase beruht.
Fig. 3 zeigt das Ergebnis eines jeweils in Doppelansätzen durchgeführten Plaque-Tests . Dabei wurden auf einer Fläche von 9,6 cm2 die transformierten Zellen STHE oder die davon abgeleiteten Tumorzellen STHE-83/20 als Zellhaufen von je 1250 Zellen in 10 μl Zellkulturmedium ausgesät. Nach dem An- wachsen der Zellen auf einem kleinen Teil der Fläche wurden jeweils entweder 3 ml Zellkulturmedium ohne weitere Zellen ("KEINE EFFEKTORZELLEN") oder mit 50000 der nicht transformierten Zellen 208 F als Effektorzellen ("PLUS 208 F") zugegeben. Zu den Ansätzen ist jeweils entweder kein weiterer Zu- satz ("KEINE ZUGABE") oder TGF-beta ("TGF-BETA"), 3-AT ("3- AT") oder TGF-beta und 3-AT ("TGF-BETA + 3-AT") zugegeben worden. Der Prozentsatz apoptotischer Zellen wurde nach 3 Tagen bestimmt. Die Höhe der Balken repräsentiert jeweils den Mittelwert ± der in Form von Fehlerbalken dargestellten Stan- dardabweichung der bei den Doppelansätzen ermittelten Werte.
Die linke Seite der Abbildung zeigt die Ergebnisse ohne Zusatz von Effektorzellen. Rechts ist das Ergebnis in Gegenwart der 208 F-Zellen dargestellt. Die Effektorzellen induzieren Apoptose in den transformierten Zellen, nicht aber in den Tu-
morzellen. Die Tumorzellen können für die Apoptoseinduktion durch Behandlung mit 3-AT sensitiviert werden. Der Zusatz von TGF-beta verstärkt die Apoptose induzierende Wirkung der 208 F-Zellen.
Fig. 4 zeigt das Ergebnis eines jeweils in Doppelansätzen durchgeführten Versuch zur autokrinen Induktion von Apoptose. Dabei sind die Tumorzellen STHE-83/20 jeweils mit und ohne 3- AT und die transformierte Zellen STHE jeweils ohne Zusätze in der jeweils angegebenen Menge auf einer Fläche von 0,75 cm2 in 0,2 ml Zellkulturmedium ausgesät worden. Der Prozentsatz apoptotischer Zellen wurde nach 3 Tagen bestimmt. Die Position der Symbole repräsentiert jeweils den Mittelwert + der in Form von Fehlerbalken dargestellten Standardabweichung der bei den Doppelansätzen ermittelten Werte. Fig. 4 zeigt, dass sich die transformierten Zellen autokrin selbst zerstören können, während die Tumorzellen vor autokriner Selbstzerstörung geschützt sind. Fig. 4 zeigt weiterhin, dass die Resistenz der Tumorzellen durch den Katalase-Inhibitor 3-AT auf- gehoben werden kann.
Bei dem in Fig. 5 dargestellten Ergebnis eines jeweils in Doppelansätzen durchgeführten Versuchs sind jeweils transformierte Zellen STHE (obere Darstellung) und Tumorzellen STHE- 83/20 (untere Darstellung) in den jeweils angegebenen Mengen auf einer Fläche von 0,75 cm2 in 0,2 ml Zellkulturmedium ausgesät worden. Dem Zellkulturmedium wurde entweder L- Buthioninsulfoximin (BSO), 3-AT oder BSO und 3-AT zugesetzt. Der Prozentsatz apoptotischer Zellen wurde nach 60 Stunden bestimmt. Die Position der Symbole repräsentiert jeweils den Mittelwert ± der in Form von Fehlerbalken dargestellten Standardabweichung der bei den Doppelansätzen ermittelten Werte. Fig. 5 zeigt, dass bei transformierten Zellen nach Senkung des Glutathionspiegels durch Zugabe von BSO Apoptose autokrin bei niedrigeren als den in Fig. 4 dargestellten Zelldichten
induziert wird. Bei den Tumorzellen wird erst Apoptose induziert, wenn deren Katalase durch 3-AT gehemmt wird.
Die Ergebnisse der in den Figuren 2 bis 5 dargestellten Ver- suche konnten für Zellen aller Zelllinien bestätigt werden, die in dem in Fig. 1 dargestellten Versuch untersucht worden sind. Die Daten der in den Figuren 1 bis 5 dargestellten Versuche zeigen, dass die transformierten Zellen sowohl gegen eine durch Effektorzellen vermittelte als auch gegen eine au- tokrin induzierte Selbstzerstörung sensitiv sind, während
Zellen der aus Tumoren stammenden Nachkommenzelllinien dieser transformierten Zellen regelmäßig resistent gegen eine solche Induktion der Selbstzerstörung sind. Die Resistenz beruht auf der Wirkung einer Katalase. Die Zugabe des Katalase-Inhibi- tors 3-AT führte stets zu einer Erhöhung der Sensitivität der Zellen. Sowohl die transformierten Ausgangszellen als auch die Tumorzellen besitzen Effektorfunktion.
Die Figuren 6 bis 10 zeigen jeweils die Ergebnisse von Versu- chen, bei denen Tumorzellen in einer zur Auslösung einer au- tokrinen Selbstzerstörung ausreichenden Zelldichte ausgesät worden sind. Bei den in den Figuren 6, 7 und 8 dargestellten jeweils in Doppelansätzen durchgeführten Versuchen sind die Zellen ohne siRNA, mit der unspezifischen Kontroll-siRNA K4 oder den spezifisch die Expression der Katalase hemmenden siRNAs CAT-1 oder CAT-2 mittels Lipofektion transfiziert worden.
Die für Transfektionen eingesetzten doppelsträngigen Oligori- bonukleotide weisen die folgenden, im Sequenzprotokoll mit Nr. 1 bis Nr. 6 bezeichneten, Sequenzen auf:
CAT-1: dsRNA, deren einer Strang Sl zu einem Abschnitt des humanen Katalase-Gens komplementär ist:
S2: 5'- ACCUGUGAACUGUCCCUACCG -3' (Sequenz Nr. 1) Sl: 3'- UAUGGACACUUGACAGGGAUGGC -5' (Sequenz Nr. 2)
CAT-2: dsRNA, deren einer Strang Sl zu einem weiteren Ab- schnitt des humanen Katalase-Gens komplementär ist:
S2: 5'- AACAUUGCCGGCCACCUGAAG -3' (Sequenz Nr. 3) Sl: 3'- UCUUGUAACGGCCGGUGGACUUC -5' (Sequenz Nr. 4)
K4 : als Kontrolle dienende dsRNA, deren einer Strang Sl zu einer Sequenz der 5 Λ-untranslatιerten Region des bakteriellen Neomycm-Resistenzgens (Accession Number m der Datenbank GenBank: U55763) komplementär ist:
S2: 5'-GAUGAGGAUCGUUUCGCAUGA-3' (Sequenz Nr. 5) Sl: 3'-UCCUACUCCUAGCAAAGCGUACU-5' (Sequenz Nr. 6)
Die RNA-Emzelstrange wurden mit einem RNA-Synthesizer (Typ Expedite 8909, Applied Biosystems, Weiterstadt, Deutschland) und herkömmlichen chemischen Verfahren synthetisiert. Anschließend erfolgte die Reinigung der rohen Syntheseprodukte mit Hilfe der HPLC. Als Säulen wurden NucleoPac PA-100, 9x250 mm der Fa. Dionex, verwendet. Als Niedersalz-Puffer diente 20 mmol/1 Tπs, 10 mmol/1 NaClθ4, pH 6,8, 10% Acetonitril und als Hochsalz-Puffer 20 mmol/1 Tris, 400 mmol/1 NaC104, pH
6,8, 10% Acetonitril. Der Fluss betrug 3 ml/Minute. Die Hy- bridisierung der Einzelstrange {j e 10 μmol/1) zum Doppelstrang erfolgte durch Erhitzen des stochiometrischen Gemischs der Einzelstrange auf 95 °C für 5 Minuten m 25 mmol/1 Tris- HCl, pH 7,5, 100 mmol/1 NaCl und anschließendes Abkühlen über 30 Minuten auf 37 °C.
Bei den Versuchen zu den in den Figuren 6 und 7 dargestellten Versuchsergebnissen sind die siRNAs wie folgt in die Zellen eingebracht worden: Die siRNAs lagen m einer Stammlosung m
einer Konzentration von 20 μmol/1 vor. Die Lipofektion erfolgte mittels "Lipofectamin 2000" der Firma Invitrogen gemäß Herstellerangaben. Dazu wurden 100000 Zellen auf einer Fläche von 9,6 cm2 in 3 ml Zellkulturmedium eingesät. Nach 24 Stun- den wurde das Zellkulturmedium abgenommen und durch 1,2 ml
Antibiotika-freies Zellkulturmedium ersetzt. Jeweils 6 μl der jeweiligen siRNA-Stammlösung wurden in 150 μl Opti-MEM, Gib- co, bezogen von der Firma Invitrogen GmbH, Technologiepark Karlsruhe, Emmy-Noether Strasse 10, 76131 Karlsruhe, Deutsch- land (Katalog-Nr. 31985-062, Lot Nr. 1150028), gegeben. Parallel wurden 3 μl Lipofectamin 2000 in 150 μl Opti-MEM gegeben und unter sanftem Schütteln für 5 Minuten bei Raumtemperatur inkubiert. Die jeweilige siRNA-Lösung und die Lipofec- taminlösung wurden vereinigt und für 20 Minuten bei Raumtem- peratur inkubiert. Dann wurde die Mischung zu den Zellen gegeben und mit den Zellen im Brutschrank bei 37° C inkubiert. Die Endkonzentration an siRNA betrug dabei 80 nmol/1. Nach 24 Stunden wurden die Zellen trypsiniert und jeweils 25000 Zellen auf einer Fläche von 0,75 cm2 in 0,2 ml Medium eingesät. Zu den Ansätzen wurde jeweils entweder kein Zusatz ("KEINE
ZUGABE") oder TGF-beta ("TGF-BETA"), 3-AT ("3-AT") oder TGF- beta und 3-AT ("TGF-BETA + 3-AT") zugegeben. Der Prozentsatz apoptotischer Zellen wurde nach 3 und 4 Tagen bestimmt. Die Höhe der Balken repräsentiert jeweils den Mittelwert von Dop- pelbestimmungen. Fehlerbalken zeigen Standardabweichungen der bei den Doppelansätzen ermittelten Werte.
Bei den Versuchen zu den in Fig. 8 dargestellten Versuchsergebnissen sind die siRNAs wie folgt in die Zellen eingebracht worden: 15 x 105 Zellen der murinen Makrophagen-
Leukämiezelllinie RAW sind in einer Konzentration von 5 x 105 Zellen pro ml in Opti-MEM mittels 80 nmol/1 siRNA in Lipofectamin wie für die in den Figuren 6 und 7 dargestellten Versuche beschrieben einer Lipofektion unterzogen worden. Die an- gegebenen Zelldichten wurden dann in Eagles MEM mit 5 % FKS
eingestellt. Die Zellen wurden jeweils auf einer Zellkulturplatte mit einer Fläche von 2 cm2 in 1 ml Zellkulturmedium ausgesät. Die Zellen sind jeweils ohne ("ohne 3-AT") und mit ("mit 3-AT") 3-AT behandelt worden. Nach 36 Stunden wurden die Ansätze mit 1 μg/ml Bisbenzimidin gefärbt, um die Kernstruktur hervorzuheben. Zur Färbung wurde eine Lösung von 100 μg/ml Bisbenzimidin, bezogen von der Firma Sigma-Aldrich Chemie GmbH, Katalog-Nr. B2261, in 100 mmol/1 Kaliumacetat, 90 mmol/1 Essigsäure mit dem Zellkulturmedium im Verhältnis 1:100 verdünnt. Die Zellen wurden damit für 30 min bei 37 °C inkubiert. Dann wurde der prozentuale Anteil apoptotischer Zellen mittels eines Fluoreszenzumkehrmikroskops auf Grund von Kernkondensation und/oder Kernfragmentierung bestimmt. Die Höhe der Balken repräsentiert jeweils den Mittelwert von DoppelbeStimmungen.
Fig. 6 zeigt das mit Zellen der murinen Fibrosarkomzelllinie L-929 und Fig. 7 das mit Zellen der humanen Blasenkarzinom- zelllinie EJ jeweils nach drei Tagen (obere Darstellung, "TAG 3") und vier Tagen (untere Darstellung, "TAG 4") erzielte Ergebnis. Fig. 8 zeigt das mit Zellen der murinen Makrophagen- Leukämiezelllinie RAW bei einer Zelldichte von 1,25 x 105 Zellen/ml (obere Darstellung) und 5 x 105 Zellen/ml (untere Darstellung) jeweils nach 36 Stunden erzielte Ergebnis. Die in den Figuren 6 bis 8 dargestellten Versuche zeigen, dass
Tumorzellen, bei denen die Expression der Katalase durch siRNA gehemmt worden ist, für die autokrine Selbstzerstörung sensitiviert werden. Die Kontroll-siRNA K4 hatte jeweils keine derartige Wirkung. Die siRNAs CAT-1 und CAT-2 waren in den verschiedenen Zellsystemen unterschiedlich aktiv. Die Wirkung der Hemmung der Katalaseexpression durch RNA-Interferenz mittels der siRNAs CAT-1 und CAT-2 war analog zur Wirkung des Katalase-Inhibitors 3-AT.
Fig. 9 zeigt das Ergebnis eines Versuchs zur autokrinen Selbstzerstörung von Zellen der murinen Makrophagen-Leukämie- zelllinie RAW und von Zellen der humanen Promyelozytenzellli- nie HL-60 in An- und Abwesenheit von 3-AT. Die angegeben Zelldichten wurden in Eagles MEM mit 5% FKS eingestellt. Die Zellen wurden jeweils auf einer Zellkulturplatte mit einer Fläche von 2 cm2 in 1 ml Zellkulturmedium ausgesät. Nach 48 Stunden wurden die Ansätze mit 1 μg/ml Bisbenzimidin wie oben angegeben gefärbt. Der prozentuale Anteil apoptotischer Zel- len wurde mittels eines Fluoreszenzumkehrmikroskops auf Grund von Kernkondensation und/oder Kernfragmentierung bestimmt. Die Position der Symbole repräsentiert jeweils den Mittelwert von Doppelbestimmungen.
Fig. 10 zeigt das Ergebnis eines Versuchs zur autokrinen
Selbstzerstörung von Zellen der Leukämie-/Lymphomzelllinie DAUDI und von Zellen der nicht malignen humanen B-Zelllinien FLO-B und zH jeweils in An- und Abwesenheit von 3-AT. Die angegeben Zelldichten wurden in Eagles MEM mit 5 % FKS einge- stellt. Die Zellen wurden jeweils auf einer Zellkulturplatte mit einer Fläche von 2 cm2 in 1 ml Zellkulturmedium ausgesät. Nach 48 Stunden wurden die Ansätze mit 1 μg/ml Bisbenzimidin wie oben angegeben gefärbt. Der prozentuale Anteil apoptotischer Zellen wurde mittels eines Fluoreszenzumkehrmikroskops auf Grund von Kernkondensation und/oder Kernfragmentierung bestimmt. Die Position der Symbole repräsentiert jeweils den Mittelwert von Doppelbestimmungen.
Die in den Figuren 9 und 10 dargestellten Versuchsergebnisse zeigen, dass zwar die Leukämie- und Lymphomzellen, nicht aber die nicht malignen lymphatischen Zellen durch Inhibition der Katalase für eine autokrine Induktion der Apoptose sensiti- viert werden.
Die Figuren 11 und 12 zeigen das Ergebnis von Versuchen zur Induktion von Apoptose in Tumorzellen durch die Effektorzellen 208 F.
Bei den Versuchen zu den in Fig. 11 dargestellten Versuchsergebnissen sind zunächst 50000 208 F Zellen als Effektorzellen in 3 ml Medium auf einer Fläche von 9,6 cm2 ausgesät und in Gegenwart von TGF-beta für 2 Tage bei 37 °C inkubiert worden. Anschließend wurde das Zellkulturmedium abgenommen, die An- Sätze gewaschen und neues Zellkulturmedium ohne TGF-beta zugegeben. Zellen der Fibrosarkomzelllinie L-929 sind mit den siRNAs CAT-1 oder K4 in einer Endkonzentration von 80 nmol/1 wie bei dem in Fig. 6 dargestellten Versuch durch Lipofektion behandelt worden. 18 Stunden nach der Lipofektion sind die L- 929-Zellen für 6 Stunden ohne und mit 3-AT inkubiert worden. Die Behandlung mit 3-AT erfolgte, um an den Zellen vorhandene Katalase zu inaktivieren, welche noch aus der Zeit vor der Hemmung der Expression der Katalase durch siRNA stammte. Anschließend wurden die L-929-Zellen gewaschen und jeweils 50000 dieser Zellen pro Ansatz auf die morphologisch klar von den L-929-Zellen unterscheidbaren 208 F-Zellen mit und ohne 40 μmol/1 des Katalasemimetikums EUK-8, welches durch 3-AT nicht inaktiviert wird, ausgesät. EUK-8 wurde von der Firma Calbiochem, Merck Biosciences Ltd., European Distribution Centre, Padge Road, Beeston/Nottingham, N69 2JR, Großbritannien, Katalognummer 341209-25MG bezogen. Der Prozentsatz apoptotischer L-929-Zellen wurde nach 5 Tagen mittels eines Durchlicht-Phasenkontrastmikroskops bestimmt. Die Höhe der Balken repräsentiert jeweils den Mittelwert ± der in Form von Fehlerbalken dargestellten Standardabweichung der bei den Doppelansätzen ermittelten Werte.
Fig. 11 zeigt, dass die Lipofektion mit CAT-1 zur Induzier- barkeit von Apoptose führt, die durch die Vorbehandlung mit 3-AT nicht mehr wesentlich verstärkt wird. Die sensitivieren-
de Wirkung der siRNA CAT-1 wird durch EUK-8 wieder aufgehoben. Das belegt, dass es sich bei dem Effekt von CAT-1 um eine Hemmung der Wirkung der Katalase handelt.
Der obere Teil der Fig. 12 zeigt Ergebnisse von jeweils in
Doppelansätzen durchgeführten Versuchen mit Zellen der transformierten Zelllinie STHE und der untere Teil der Fig. 12 von Versuchen mit Zellen der Tumorzelllinie STHE-83/20. Die Zellen sind jeweils nicht oder mit den siRNAs CAT-1 oder K4 in einer Endkonzentration von 80 nmol/1 durch Lipofektion wie bei dem in Fig. 6 dargestellten Versuch behandelt worden. 24 Stunden nach der Lipofektion wurden die Zellen in einem Test auf Focusbildung, wie er bei dem in Fig. 2 dargestellten Versuch beschrieben ist, in einer Kokultur mit den Effektorzel- len 208 F eingesetzt. Als Kontrolle wurde die Koloniebildung der Zellen in Abwesenheit von Effektorzellen gemessen ("KEINE ZUGABE") . Die Zahl der Foci ist 5 Tage nach der Aussaat der Zellen bestimmt worden. Die Höhe der Balken repräsentiert jeweils den Mittelwert ± der in Form von Fehlerbalken darge- stellten Standardabweichung der bei den Doppelansätzen ermittelten Werte.
Die Transfektion mit siRNA hatte auf die Focusbildung in Abwesenheit von Effektorzellen keinen Einfluss. Die Kokultur mit einem Überschuss nicht transformierter 208 F-Zellen reduzierte die Zahl der auswachsenden Foci der STHE-Zellen deutlich. Das zeigt, dass diese Zellen von den Effektorzellen eliminiert werden können. Die Elimination war fast vollständig, wenn zusätzlich TGF-beta zur Stimulation der Effektor- zellen anwesend war. Die Wirkung der 208 F-Zellen auf die
STHE-Zellen konnte durch Transfektion mit der siRNA CAT-1 gesteigert werden. Im Gegensatz zu STHE-Zellen waren die Zellen der davon abgeleiteten Tumorzelllinie STHE-83/20 in An- und Abwesenheit von TGF-beta resistent gegenüber der Elimination durch die Effektorzellen. Bei Anwesenheit von Effektorzellen
zeigte sich Focusbildung im gleichen Ausmaß wie beim Kontrollversuch ohne Effektorzellen. Die Focusbildung ging aber drastisch zurück, wenn die Wirkung der Katalase durch 3-AT gehemmt wurde. Entsprechend führte auch die Hemmung der Ex- pression der Katalase durch Transfektion mit der siRNA CAT-1, nicht aber die Transfektion mit der siRNA K4, zu einer Elimination der Tumorzellen. Das zeigt, dass die Resistenz der Tumorzellen gegenüber Apoptoseinduktion durch benachbarte Effektorzellen aufgehoben werden kann, wenn die Katalase entwe- der gehemmt oder ihre Expression durch spezifische siRNA unterbunden wird.
Die Figuren 13a und 13b zeigen das Ergebnis von jeweils in Doppelansätzen durchgeführten Versuchen mit Zellen der trans- formierten Zelllinie STHE und der Tumorzelllinie STHE-83/20 in An- und Abwesenheit des NO-Donors SNP. Der in Fig. 13 a dargestellte Versuch ist wie der in Fig. 1 dargestellte Versuch durchgeführt worden.
Fig. 13a zeigt, dass Zellen der transformierten Zelllinie
STHE sensitiv für eine Apoptoseinduktion durch den NO-Donor SNP sind, während die Zellen der Tumorzelllinie STHE-83/20 resistent gegenüber einer solchen Apoptoseinduktion sind. Die Wirkung des NO-Donors in den transformierten Zellen wird durch SOD aufgehoben. Das zeigt, dass die Interaktion von NO mit Superoxidanionen unter Bildung von Peroxynitrit für die NO-vermittelte Apoptoseinduktion erforderlich ist. SOD katalysiert die Bildung von H02 aus Superoxidanionen, so dass die Superoxidanionen nicht mehr mit NO reagieren können. Der Zusatz von 3-AT führt auch hier zu einer Sensitivierung der
Tumorzellen gegenüber der NO-vermittelten Induktion der Apoptose .
Fig. 13b zeigt den Anteil apoptotischer Tumorzellen STHE- 83/20 nach Induktion der Apoptose mittels SNP bei Zellen,
welche wie bei dem in Fig. 6 dargestellten Versuch mit der Kontroll-siRNA K4 oder den spezifischen siRNAs CAT-1 oder CAT-2 in einer Endkonzentration von jeweils 80 nmol/1 durch Lipofektion transfiziert worden sind. 24 Stunden nach der Transfektion wurden die Zellen trypsiniert. Mit diesen Zellen ist der gleiche Versuch wie der in Fig. 13a dargestellte durchgeführt worden. Es zeigt sich, dass die Transfektion mit CAT-1 oder CAT-2, nicht aber mit K4, zur Sensitivierung der Tumorzelle führte. Die Katalase-spezifischen siRNAs haben al- so die gleiche Wirkung wie der Katalase-Inhibitor 3-AT.
Die in den Figuren 13a und 13b dargestellten Versuche zeigen, dass sich Tumorzellen mit Hilfe ihrer Katalase gegen eine NO- vermittelte Induktion der Apoptose schützen können. Der Schutz kann durch die Hemmung der Katalase oder Verhinderung ihrer Expression aufgehoben und die Sensitivität der Zellen gegenüber NO-vermittelter Apoptose dadurch gesteigert werden.
Bei dem in Fig. 14 dargestellten Ergebnis eines jeweils in Doppelansätzen durchgeführten Versuchs ist der prozentuale
Anteil apoptotischer Zellen der Zelllinie STHE-83/20 nach der Lipofektion mit den siRNAs K4 und CAT-1 gezeigt. Die Lipofektion erfolgte jeweils wie bei dem in Fig. 6 dargestellten Versuch, jedoch mit siRNA in variabler jeweils angegebener Endkonzentration. 24 Stunden nach der Lipofektion wurden jeweils 10000 Zellen auf einer Fläche von 0,75 cm2 in 0,2 ml Zellkulturmedium eingesät. Anschließend wurde entweder kein BSO oder BSO in der Endkonzentration von 100 μmol/1 zugegeben. BSO hemmt die Glutathionsynthetase und bewirkt dadurch eine Senkung des intrazellulären Glutathionspiegels. Der Prozentsatz apoptotischer Zellen wurde nach 52 Stunden bestimmt. Die Position der Symbole repräsentiert jeweils den Mittelwert + der in Form von Fehlerbalken dargestellten Standardabweichung der bei den Doppelansätzen ermittelten Werte.
Die Induktion der Apoptose erfolgte hier durch von den STHE- 83/20-Zellen selbst sezernierte zelluläre Effektoren. Glutathion schützt die Zellen normalerweise gegenüber einer Apoptoseinduktion durch Hydroxylradikaie, welche durch eine Metall-katalysierte Haber-Weiss-Rekation entstehen können. Aus Fig. 14 geht hervor, dass die Tumorzellen durch die Transfektion mit der siRNA CAT-1, nicht aber mit der siRNA K4 ihre Resistenz gegenüber Apoptoseinduktion durch eine Metallkatalysierte Haber-Weiss-Reaktion verlieren. Das Experiment zeigt außerdem die Abhängigkeit des Effekts von der Konzentration der eingesetzten siRNA.
Fig. 15 zeigt das Ergebnis eines jeweils in Doppelansätzen durchgeführten Versuchs zur autokrinen Apoptoseinduktion in L-929 Zellen. Zu jeweils 25000 L-929-Zellen auf einer Fläche von 0,75 cm2 in 0,2 ml Medium wurden wie angegeben keine Zusätze ("KEINE ZUGABE") oder 50 μmol/1 BSO ("BSO"), 50 μmol/1 Mercaptosuccinat ( "MERCAPTOSUCCINAT" ) , 25 mmol/1 3-AT ("3- AT"), 25 mmol/1 3-AT und 50 μmol/1 BSO ("3-AT + BSO") oder 25 mmol/1 3-AT und 50 μmol/1 Mercaptosuccinat ("3-AT +
MERCAPTOSUCCINAT") zugegeben. Der Prozentsatz apoptotischer Zellen wurde jeweils nach den angegebenen Zeitpunkten bestimmt. Die Position der Symbole repräsentiert jeweils den Mittelwert + der in Form von Fehlerbalken dargestellten Stan- dardabweichung der bei den Doppelansätzen ermittelten Werte.
Fig. 15 zeigt, dass die Wirkung von 3-AT noch verstärkt wird, wenn der intrazelluläre Glutathionspiegel durch BSO gesenkt oder die Wirkung der Glutathionperoxidase durch Mercapto- succinat gehemmt wird.
Fig. 16 zeigt das Ergebnis eines jeweils in Doppelansätzen durchgeführten Versuchs zur autokrinen Apoptoseinduktion in
Zellen der humanen Mammacarcinomzelllinie CAL-51. Zu jeweils 5000 bzw. 25000 CAL-51-Zellen auf einer Fläche von 0,75 cm2
in 0,2 ml Medium wurden bei der Einsaat 20 ng/ml TGF-beta-1 ("5 000 + TGF-beta", "25 000 + TGF-beta") oder kein TGF-beta ("5 000", "25 000") zugesetzt. Zusätzlich wurde AT in den angegebenen Konzentrationen zugesetzt. Nach 44 Stunden erfolgte die Bestimmung des Prozentsatzes apoptotischer Zellen. Die Position der Symbole repräsentiert jeweils den Mittelwert ± der in Form von Fehlerbalken dargestellten Standardabweichung der bei den Doppelansätzen ermittelten Werte.
Fig. 16 zeigt, dass die humanen Tumorzellen zelldichteabhän- gig und abhängig von der Hemmung der Katalase in Apoptose gehen. Die Zelldichteabhängigkeit zeigt die interzelluläre Signalwirkung. Zellen von mehr als 50 hier nicht dargestellten humanen Tumorzelllinien zeigen ein analoges Verhalten.
Fig. 17 zeigt in drei Feldern jeweils das Ergebnis eines jeweils in Doppelansätzen durchgeführten Versuchs zur autokrinen Apoptoseinduktion in Zellen der humanen Mammacarcinom- zelllinien CAL-51 (A. , oberes Feld), HCC 1937 (B., mittlers Feld) und MCF-7 (C, unteres Feld). Zu jeweils 25000 der genannten Zellen auf einer Fläche von 0,75 cm2 in 0,2 ml Medium wurden 20 ng/ml TGF-beta und bei den CAL-51- und MCF-7-Zellen 50 mmol/1 3-AT und bei den HCC 1937-Zellen 100 mmol/1 3-AT zugesetzt. Weiterhin wurden wie angegeben keine Zusätze ("OHNE INHIBITOR") oder die Hemmstoffe der NADPH-Oxidase Apopcynin (50 μg/ml, "APO") und AEBSF (100 μmol/1) zur Verhinderung der Superoxidanionensynthese, die Superoxidanionen- fänger SOD (100 U / ml) und MnTM-2PyP (40 μmol/1) , der Pero- xidasehemmer Aminobenzoylhydrazid (100 μM, "ABH"), der HOC1- Fänger Taurin (50 mM, "TAU"), der Hyxdroxylradikalfänger Mannitol (10 mM, "MANN"), die NO-Synthetasehemmer L-NAME (2,4 mmol/1), L-NIL (0,5 mmol/1) und 7-Nitroindazol (0,5 mM, "7- NI") und der Peroxynitritfänger FeTPPS (40 μmol/1) zugesetzt.
Die weiteren Kontrollen (Nitrit ("NIT"), Nitrit plus SOD, Nitrit plus TAU, FeC12) sind in diesem Zusammenhang ohne Relevanz. Die Zahl apoptotischer Zellen wurde jeweils 36 Stunden (bei CAL-51-Zellen) , 30 Stunden (bei HCC 1937-Zellen) und 46 Stunden (bei MCF-7-Zellen) nach der Aussaat der Zellen bestimmt. Kontrollen ohne 3-AT führten lediglich zu einem Back- ground von weniger als 2 Prozent apoptotischer Zellen und sind nicht dargestellt.
Fig. 17 zeigt, dass die Zellen der drei untersuchten Mamma- carcinomzelllinien nach Hemmung der Katalase in Apoptose gehen, wobei der HOCl-Weg keine Rolle spielt. Die Apoptoseinduktion beruht vielmehr auf der Bildung von NO und dessen Reaktion mit Superoxidanionen, die zur Bildung von Peroxynitrit führt.
Fig. 18 zeigt in zwei Feldern jeweils das Ergebnis eines jeweils in Doppelansätzen durchgeführten Versuchs zur autokrinen Apoptoseinduktion in Zellen der humanen Neuroblastomzell- linie CHP 134. Das Experiment wurde analog zu dem in Fig. 17 dargestellten Experiment durchgeführt, wobei die Zelldichte 12500 Zellen pro Ansatz und das Reaktionsvolumen 400 μl betrug. Die Versuchsansätze erhielten entweder kein 3-AT (B., "OHNE 3-AT") oder 50 mmol/1 3-AT (A. , "Plus 3-AT"). Zusätz- lieh zu den Hemmstoffen, welche in dem in Fig. 17 dargestellten Experiment eingesetzt wurden, wurden zwei weitere Supero- xidanionenfänger (MnTE-2PYP und MnTBAP, jeweils 40 μmol/1) , zwei weitere Hydroxylradikalfänger (Terephthalat, 400μmol/l, DMTU, 10 mmol/1) und der für die NO-Synthetase in neuronalen Zellen (nNOS) spezifische Hemmstoff 3-Br-7-Nitroindazol (10 μmol/1, "3-Br-7-NI") eingesetzt.
Fig. 18 zeigt, dass die Zellen der humanen Neuroblastomzelllinie CHP 134 nach Katalasehemmung in die Apoptose gehen. Der HOCl-Weg hat dabei offensichtlich keine Bedeutung, weil keine Hemmung durch die Hemmung der Peroxidase, das Wegfangen von HOCl und das Wegfangen von Hydroxylradikalen eintritt. Statt dessen findet die Induktion der Apoptose offensichtlich über den NO / Peroxynitrit-Weg statt. Der NO / Peroxynitrit-Weg beruht auf der Interaktion von NO mit Superoxidanionen mit nachfolgender Bildung von Peroxynitrit.
Fig. 19 zeigt das Ergebnis eines jeweils in Doppelansätzen durchgeführten Versuchs zur autokrinen Apoptoseinduktion in Zellen der humanen Ovarialcarcinomzelllinie BG-1. Das Experiment wurde analog dem in Fig. 17 dargestellten Experiment durchgeführt. Die Zahl apoptotischer Zellen wurde 23,5 Stunden nach der Aussaat der Zellen bestimmt. Das Experiment zeigt, dass die Zellen der Ovarialcarcinomzelllinie in Gegenwart von TGF-beta und 3-AT (50 mmol/1) in die Apoptose gehen. Die Induktion der Apoptose kann durch den HOCl-Fänger Taurin nicht gehemmt werden. Die Induktion der Apoptose kann aber gehemmt werden, wenn der NO / Peroxynitrit-Weg unterbrochen wird.
Fig. 20 zeigt in drei Feldern jeweils das Ergebnis eines je- weils in Doppelansätzen durchgeführten Versuchs zur autokrinen Apoptoseinduktion in Zellen der humanen Zervixcarcinom- zelllinie SIHA (oberes Feld) , der humanen Mammacarcinomzell- linie CAL-51 (mittleres Feld) und der humanen Ovarialcarcinomzelllinie FU-OV-1 (unteres Feld) . Das Experiment wurde analog dem in Fig. 17 dargestellten Experiment durchgeführt. Ohne Zugabe von 3-AT erfolgte keine Apoptoseinduktion (nicht gezeigt) . In sämtlichen dargestellten Ansätzen wurde die Katalase durch 50 mmol/1 3-AT gehemmt. Die Zahl apoptotischer
Zellen wurde jeweils 36 Stunden nach der Aussaat der Zellen bestimmt. Das Versuchsergebnis zeigt, dass nach Hemmung der Katalase in allen drei Zelllinien Apoptose induziert wird. Bei den Zellen der Zervixcarcinomzelllinie SIHA erfolgt die Induktion der Apoptose über den HOCl-Weg und bei den Zellen der beiden anderen Zelllinien über den NO / Peroxynitrit-Weg.
Fig. 21 zeigt in zwei Feldern jeweils das Ergebnis eines jeweils in Doppelansätzen durchgeführten Versuchs zur autokri- nen Apoptoseinduktion in Zellen der humanen Melanomzelllinie IPC 298. Das Experiment wurde analog zu dem in Fig. 18 dargestellten Experiment durchgeführt. Die Versuchsansätze erhielten entweder kein 3-AT (unteres Feld) oder 50 mmol/1 3-AT (oberes Feld) . Das Ergebnis zeigt, dass die Zellen der Me- lanomzelllinie IPC 298 in die Apoptose gehen, wenn ihre Katalase gehemmt wird. Dabei spielen der HOCl-Weg und der NO / Peroxynitrit-Weg eine etwa gleichbedeutende Rolle.
Fig. 22 zeigt ein mit Zellen der humanen Neuroblastomzellli- nie CHP 134 durch autokrine Apoptoseinduktion erzieltes Ergebnis, wobei die Expression der Katalase dieser Zellen durch Katalase-spezifische siRNA inhibiert worden ist. Die CHP 134- Zellen sind dazu wie bei dem in Fig. 6 dargestellten Experiment mit den in Fig. 22 jeweils angegebenen siRNAs transfi- ziert worden. Die Endkonzentration an siRNA betrug dabei jeweils 33 nmol/1. Die transfizierten Zellen sind in einer Dichte von 12500 Zellen pro Ansatz in einem Reaktionsvolumen von 400 μl ausgesät worden. Zu den Reaktionsansätzen sind jeweils die angegebenen Zusätze zugefügt worden. MnTM-2PyP ist dabei in einer Konzentration von 40 μmol/1, L-NAME in einer Konzentration von 2,4 mmol/1 und 3-Br-7-Ni in einer Konzentration von 10 μmol/1 eingesetzt worden. 30 Stunden nach der Aussaat ist die Zahl apoptotischer Zellen bestimmt worden.
Die Abbildung zeigt, dass die Katalase-spezifischen siRNAs CAT1 und CAT2 gegenüber der Kontrolle K4 einen zum Katalaseinhibitor 3-AT analogen Effekt haben. CAT2 wirkt im humanen System stärker als CAT1. Die Wirkung von CAT2 kann durch Weg- fangen der Superoxidanionen mittels MnTM-2PyP, oder Verhinderung der NO-Synthese mittels L-NAME oder 3-Br-7-Ni wirkungsvoll gehemmt werden. Das zeigt wiederum, dass die Apoptoseinduktion über den NO / Peroxynitrit-Weg erfolgt.
Fig. 23 zeigt das Ergebnis eines jeweils in Doppelansätzen durchgeführten Versuchs zur autokrinen Apoptoseinduktion in Zellen der humanen Neuroblastomzelllinie CHP 134. Das Experiment wurde analog zu dem in Fig. 18 dargestellten Experiment durchgeführt. Die Versuchsansätze erhielten die jeweils ange- gebenen Zusätze. Die Zahl apoptotischer Zellen ist zu den angegebenen Zeitpunkten nach der Aussaat der Zellen bestimmt worden. Das Ergebnis zeigt,
i) dass Apoptose in den CHP 134-Zellen induziert wird, wenn ihre Katalase durch 3-AT gehemmt wird,
ii) dass die Apoptoseinduktion nach Zusatz von 3-AT durch den nNOS-spezifischen Inhibitor 3-Br-7-NI aufgehoben wird,
iii) dass exogen zugegebenes NO (mittels des NO-Donors SNP, 0,25 mmol/1) nur Wirkung zeigt, wenn die Katalase inhibiert ist und
iv) dass die Wirkung des exogen zugegebenen NOs nach einer Hemmung der Katalase nicht durch die Hemmung der nNOS berührt wird.
Die Figuren 24 und 25 zeigen das Ergebnis eines Versuchs zur NO-abhängigen Induktion von Apoptose. Dabei wurde SNP den jeweiligen Zellen in den jeweils angegebenen Konzentrationen zugesetzt. In dem in Fig. 24 dargestellten Versuch sind je- weils 2000 Zellen der transformierten Hamsterzelllinie STHE bzw. der nach Tumorbildung daraus entstandenen Tumorzelllinie STHE 83/20 ("8320") auf einer Fläche von 0,75 cm2 in 0,4 ml Zellkulturmedium ausgesät worden. In den in Fig. 25 dargestellten Versuchen sind jeweils 2000 Zellen ("STHE (2), STHE 83/20 (2)") oder 8000 Zellen ("STHE (8), STHE 83/20. (8)") der Zelllinien STHE und STHE 83/20 auf einer Fläche von 0,75 cm2 in 0,4 ml Zellkulturmedium ausgesät worden. Teilweise wurde zusätzlich 50 mmol/1 3-AT zugesetzt ("... + AT"). Der Prozentsatz apoptotischer Zellen wurde 96 Stunden nach der Aus- saat bestimmt. Das obere Feld der Fig. 25 zeigt das mit Zellen der Zelllinie STHE und das untere Feld das mit Zellen der Zelllinie STHE 83/20 erzielte Ergebnis. Die Position der Symbole repräsentiert jeweils den Mittelwert ± der in Form von Fehlerbalken dargestellten Standardabweichung der ermittelten Werte. Fig. 24 zeigt, dass die durch das Wachstum des Tumor selektierten Zellen STHE 83/20 resistent gegen eine Induktion der Apoptose durch den NO-Donor SNP sind. Fig. 25 zeigt, dass diese Resistenz durch 3-AT aufgehoben werden kann. Das belegt, dass die Resistenz auf der Wirkung von Katalase beruht. Der Schutz von Tumorzellen vor der Wirkung von NO / Peroxynitrit durch Katalase ist neu und überraschend.
Fig. 26 zeigt das Ergebnis eines jeweils in Doppelansätzen durchgeführten Versuchs zur NO-abhängigen Induktion von Apop- tose in Zellen der humanen Zervixcarcinomzelllinie SIHA. Dabei sind jeweils 5000 der Zellen auf einer Fläche von 0,75 cm2 in 0,4 ml Zellkulturmedium ausgesät worden. SNP wurde jeweils in den angegebenen Konzentrationen zugesetzt. Es wurde
entweder kein 3-AT ("SIHA OHNE 3-AT") oder 3-AT in einer Konzentration von 50 mmol/1 ("SIHA Plus 50 mM 3-AT") oder 100 mmol/1 ("SIHA Plus 100 mM 3-AT") zugesetzt. Der Prozentsatz apoptotischer Zellen wurde 24 Stunden nach der Aussaat be- stimmt. Fig. 26 zeigt, dass die SIHA-Zellen weit gehend resistent gegenüber der Auslösung von Apoptose durch den NO-Donor SNP sind, aber durch den Katalaseinhibitor 3-AT wirkungsvoll sensitiviert werden können.
Fig. 27 zeigt das Ergebnis eines jeweils in Doppelansätzen durchgeführten Versuchs zur NO-abhängigen Induktion von Apoptose in Zellen der humanen Zervixcarcinomzelllinie SIHA. Das Experiment wurde analog zu dem in Fig. 26 dargestellten Experiment unter Verwendung der Inhibitoren, welche in dem in Fig. 18 dargestellten Experiment genannt sind, durchgeführt. Das Experiment belegt, dass die Apoptoseinduktion durch einen NO-Donor nur erfolgen kann, wenn die Katalase inhibiert ist. Die Apoptoseinduktion wird durch Verhinderung der Superoxida- nionensynthese (durch APO) , Wegfangen von Superoxidanionen (durch SOD, MnTM2PyP oder MnTBAP) oder Zerstören von Peroxynitrit (durch FeTPPS oder FeTMPyP) gehemmt. Das zeigt, dass bei diesen Zellen die Apoptose nicht direkt durch NO induziert werden kann und zur Induktion von Apoptose die Bildung von Peroxynitrit notwendig ist.
Fig. 28 zeigt das Ergebnis eines jeweils in Doppelansätzen durchgeführten Versuchs zur Apoptoseinduktion durch Peroxynitrit in Zellen der transformierten Ratten- Fibroblastenzelllinie 208 F src3. Es wurden jeweils 25000 der Zellen auf einer Fläche von 0,75 cm2 in 0,2 ml Medium ausgesät. Peroxynitrit (PON) wurde entweder direkt zu den Zellen zugegeben (50 μmol/1) oder durch Interaktion des NO-Donors SperminNONOate (SPE, 0,5 mmol/1) mit Superoxidanionen an der
Zellmembran erzeugt. Bei der Kontrolle wurde kein Peroxynitrit und kein NO-Donor zugesetzt. Zu allen Zellen wurde die jeweils angegebene Menge an Katalase zugesetzt. Im Falle des zugesetzten PON erfolgte nach 7 Stunden und im Falle des zu- gesetzten SPE nach 8,5 Stunden die Bestimmung des Prozentsatzes apoptotischer Zellen. Die Position der Symbole repräsentiert jeweils den Mittelwert ± der in Form von Fehlerbalken dargestellten Standardabweichung der bei den Doppelansätzen ermittelten Werte. Das Ergebnis zeigt, dass die zugegebene Katalase die Wirkung des Peroxynitrits wirkungsvoll und konzentrationsabhängig aufhebt. Dabei ist weniger Katalase notwendig, wenn Peroxynitrit direkt zugegeben wird als bei der Bildung des Peroxynitrits direkt an der Zellmembran. Bei der Bildung des Peroxynitrits an der Zellmembran ist aus kineti- sehen Gründen eine höherer Katalasekonzentration zur vollständigen Hemmung notwendig. Insgesamt zeigt dieses Ergebnis die bisher unbekannte Fähigkeit der Katalase, die Wirkung von Peroxynitrit aufzuheben.
Die Figuren 29 a und b zeigen jeweils das Ergebnis eines jeweils in Doppelansätzen durchgeführten Versuchs zur Aktivität von Katalase in Abhängigkeit von der eingesetzten H202- Konzentration (Fig. 29 a) oder der eingesetzten Peroxynitrit- Konzentration (Fig. 29 b) . Die in den Figuren 29 a und b dar- gestellten Versuche beruhen darauf, dass die Reaktion der Katalase zweistufig abläuft. Dabei wird in einem ersten Schritt ein Wasserstoffperoxid-Molekül von der Katalase als Substrat akzeptiert und es bildet sich ein erstes Zwischenprodukt ("Compound I"), bei dem im aktiven Zentrum ein Fe=0-Komplex vorliegt. Das Zwischenprodukt kann dann in einem zweiten Schritt ein zweites Molekül Wasserstoffperoxid binden und umsetzen, wobei Sauerstoff, Wasserstoff und die Katalase freigesetzt werden. Im vorliegenden Versuch wurde ausgenutzt,
dass das Zwischenprodukt auch sehr effektiv Methanol in Formaldehyd umsetzen kann. Die Reaktion des Zwischenprodukts (Compound I) mit Methanol erfolgt dabei effizienter als die Reaktion mit Wasserstoffperoxid, so dass bei gleichzeitiger Anwesenheit von Wasserstoffperoxid, Methanol und Katalase das Enzym zwar zunächst im ersten Schritt mit Wasserstoffperoxid reagiert, für den zweiten Schritt (katalysiert von Compound I) aber Methanol gegenüber Wasserstoffperoxid favorisiert.
Die Versuche wurden mittel eines kommerziell erhältlichen Kits (Cayman Catalase Assay Kit, Katalog-Nr. 707002, Cayman Chemical Company, 1180 E. Ellsworth Road, Ann Arbor, MI 48108, USA) gemäß der Herstellerangaben mit der folgenden Modifikation durchgeführt: Pro Versuchsansatz mit einem Reakti- onsvolumen von 170 μl wurden 10 Units statt der vom Hersteller als Kontrolle empfohlenen 1 Unit Katalase eingesetzt.
Eine Unit ist als die Katalasemenge definiert, die 1 nmol Formaldehyd pro Minute aus Methanol freisetzt. In dem Reakti- onsvolumen von 170 μl befinden sich neben den 10 Units Katalase 100 μl Reaktionspuffer, 30 μl Methanol und die in Fig. 29 a und b jeweils angegebene Konzentration an Wasserstoffperoxid (Fig. 29 a) oder Peroxynitrit (Figure 29 b) . Die Versuchsansätze wurden bei Raumtemperatur jeweils für 20 Minuten inkubiert. Danach erfolgte eine Zugabe von 30 μl KOH, um die Enzymreaktion zu stoppen und von 30 μl Purpal (4-Amino-3- hydrazino-5-mercapto-l, 2, 4-triazole) . Nachfolgend wurde 10 Minuten bei Raumtemperatur inkubiert. Dabei reagierte Purpal mit dem bei der Enzymreaktion entstandenen Formaldehyd. Da- nach wurde das farblose Purpal durch Zugabe von 10 μl Perio- dat in eine purpurne Form überführt. Deren Extinktion wird sofort bei einer Wellenlänge von 540 nm in einem Photometer gemessen. Eine Eichkurve wird parallel dazu durch direkte
Verwendung definierter Konzentrationen von Formaldehyd in Abwesenheit von Katalase in analoger Weise erstellt.
Der in Fig. 29 b dargestellte Versuch zeigt erstmals, dass nicht nur Wasserstoffperoxid, sondern auch Peroxynitrit von der Katalase als Substrat akzeptiert und in einer zweistufigen Reaktion umgesetzt wird. In dem für die Apoptoseinduktion relevanten Konzentrationsbereich von bis zu 0,25 mmol/1 bindet Peroxynitrit ebenso gut unter Bildung eines Zwischenpro- dukts an die Katalase wie Wasserstoffperoxid und bildet dabei die für die spätere Umsetzung von Methanol in Formaldehyd benötigte Enzymzwischenstufe Compound I. Bei höheren Konzentrationen erfolgt eine Inaktivierung der Katalase durch Peroxynitrit. Die Kontroll-Versuche mit PON ohne Katalase ("PON OHNE KATALASE") und PON ohne Methanol ("PON OHNE METHANOL") schließen aus, dass Purpal direkt mit Peroxynitrit in einer Farbreaktion reagiert oder dass Peroxynitrit auch ohne die Anwesenheit von Katalase aus Methanol Formaldehyd generieren kann.
Fig. 30 zeigt das Ergebnis eines jeweils in Doppelansätzen durchgeführten Versuchs zur autokrinen Apoptoseinduktion mit primären embryonalen Hamsterfibroblastenzellen HE, Zellen der daraus durch spontane Transformation entstandene Zelllinie STHE und Zellen der Tumorzelllinie STHE 83/20. Es wurden jeweils 12500 der Zellen auf einer Fläche von 0,75 cm2 in 0,2 ml Eagless MEM, 5 % FKS ausgesät. Alle Versuchsansätze enthielten 20 ng/ml TGF-beta und entweder kein 3-AT ("OHNE 3- AT") oder 25 mmol/1 3-AT ("PLUS 25mM 3-AT"). Nach 87 Stunden erfolgte die Bestimmung des Prozentsatzes apoptotischer Zellen. Das Experiment zeigt den Unterschied zwischen den für autokrine Apoptoseinduktion insensitiven parentalen, nicht- transformierten HE-Zellen, den Zellen der sensitiven trans-
formierten Zelllinie STHE und den Zellen der resistenten, aber durch 3-AT zu sensitivierenden Tumorzelllinie STHE 83/20. Kontrollexperimente (nicht dargestellt) zeigten, dass die Apoptoseinduktion in STHE- und STHE 83/20-Zellen durch zelleigene Superoxidanionen, Peroxidase, HOCl und Hydroxylra- dikale verursacht wurde. Weitere Kontrollexperimente zeigten, dass alle der in diesem Experiment untersuchten Zellen über Effektorfunktionen verfügen. Die Insensitivität der HE-Zellen beruht also nicht auf fehlender Effektorwirkung, sondern auf fehlender Superoxidanionenproduktion, wie dies für nicht transformierte Zellen typisch ist.
Fig. 31 zeigt in zwei Feldern jeweils das Ergebnis eines jeweils in Doppelansätzen durchgeführten Versuchs zur autokri- nen Apoptoseinduktion mit Zellen der nicht transformierten Zelllinie 208 F (oberes Feld) sowie Zellen der Maus- Fibrosarkomzelllinie L-929 (unteres Feld) als Positivkontrolle für die Wirkung des 3-AT. Es wurden jeweils 25000 der Zellen auf einer Fläche von 0,75 cm2 in 0,2 ml Medium ausgesät. Die Ansätze erhielten, wie in der Graphik angegeben, keine Zusätze ("Kontrolle"), oder 20 ng/ml TGF-beta ("TGF"), 25 mmol/1 3-AT ("3-AT") oder 20 ng/ml TGF-beta und 25 mmol/1 3- AT ("TGF + 3-AT") . Die Bestimmung des Prozentsatzes apoptotischer Zellen erfolgte zu den aus den Grafiken jeweils er- sichtlichen Zeitpunkten. Das Experiment zeigt die Selektivität der Apoptoseinduktion für Zellen, die einen transformierten Zustand aufweisen. Das sind die transformierten Zellen und die Tumorzellen. Es zeigt weiterhin, dass die Tumorzellen weit gehend resistent gegen Apoptoseinduktion sind, dass sie aber durch 3-AT sensitiviert werden können. Die 3-AT-Wirkung ist spezifisch für die Tumorzellen, denn es erfolgt keine Sensitivierung der parentalen nicht transformierten Zellen 208 F.
Ein weiteres Experiment wurde analog zu den in den Figuren 30 und 31 dargestellten Experimenten durchgeführt. Zu den Versuchsansätzen wurde entweder kein 3-AT oder 50 mmol/1 3-AT zugesetzt. Die Bestimmung des Prozentsatzes apoptotischer Zellen erfolgte zwei Tage nach der Einsaat der Zellen. Es zeigte sich das folgende Ergebnis:
Zelllinie Typ Prozentsatz apoptcutischer Zellen
Kontrolle + 3-AT
CAL-51 Mammacarcinom < 2 23,7 +/- 3,6
SIHA Zervixcarcinom < 1 39,9 +/- 3,4
SISO Zervixcarcinom < 1 45,7 +/- 9,4
FU-OV-1 Ovarialcarcinom < 1 32,3 +/- 1,1
CHP 134 Neuroblastom < 4,5 41,5 +/- 2,6
Alpha-1 diploide, nicht < 0,5 0,5 transformierte humane Fibroblasten
Die in den Fig. 30 und 31 dargestellten Experimente und das obige weitere Experiment belegen, dass die Wirkung von 3-AT selektiv für Tumorzellen ist.
Fig. 32 ist eine schematische Darstellung der durch reaktive Sauerstoffspecies (ROS) vermittelten Apoptose induzierenden Signalwege an Tumorzellen und der spezifischen Hemmung dieser Signalwege durch Katalase. Fig. 32 zeigt die Wirkung von nicht transformierten Effektorzellen und die autokrine Wirkung von Tumorzellen als Effektorzellen. Beide Wirkungen beruhen auf der Freisetzung von NO und Peroxidase ("P") . Die Tumorzelle kann nur deshalb als Zielzelle fungieren, weil an
ihrer Oberfläche Superoxidanionen generiert werden. Die daraus resultierenden Signalwege können durch eine membranständige Katalase unterbunden werden. Die Katalase kann sowohl Wasserstoffperoxid als auch Peroxynitrit umsetzen und dadurch die entsprechenden Signalwege unterbrechen. Die Tumorzelle schützt sich durch die Expression der Katalase vor der Auslösung von Apoptose. Dieser Schutz der Tumorzelle kann durch Hemmung der Substratumsetzung durch die Katalase aufgehoben werden. Die Substratumsetzung kann durch eine Hemmung der Ak- tivität der Katalase, durch eine Hemmung der Expression der Katalase mittels siRNA oder durch eine Hemmung der Lokalisation der Katalase auf der Zellmembran, insbesondere durch Verhinderung der Ausschleusung der Katalase aus der Zelle, gehemmt werden.
Literaturliste :
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SEQUENZPROTOKOLL
<110> Bauer, Georg
<120> Verfahren zur spezifischen Erhöhung der Sensitivität von Tumorzel- len
<130> 443637EH
<160>
<170> Patentin version 3.1
<210> 1
<211> 21 <212> RNA
<213> Homo sapiens
<400> 1 accugugaac ugucccuacc g 21
<210> 2
<211> 23
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<210> 3
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<210> 4
<211> 23
<212> RNA
<213> Homo sapiens
<400> 4 cuucaggugg ccggcaaugu ucu 23
<210> 5
<211> 21 <212> RNA
<213> Künstliche Sequenz
<220>
<223> Sequenz der 5 ' -untranslatierten Region des bakteriellen Neomycin- Resistenzgens (Accession Number in der Datenbank GenBank: U55763)
<400> 5 gaugaggauc guuucgcaug a 21
<210> 6
<211> 23
<212> RNA
<213> Künstliche Sequenz
<220>
<223> RNA-Strang, der zu einer Sequenz der 5 '-untranslatierten Region des bakteriellen Neomycin-Resistenzgens (Accession Number in der Datenbank GenBank: U55763) komplementär ist <400> 6 ucaugcgaaa cgauccucau ccu 23